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Das Kommandantenhaus auch Alte Kommandantur ist ein Bauwerk an der Prachtstrasse Unter den Linden 1 im Berliner Ortsteil Mitte und Teil des Forum Fridericianum Es wurde in den Jahren 1653 bis 1654 von Johann Gregor Memhardt errichtet und zuletzt 1873 bis 1874 im Stil der Neorenaissance umgebaut Im Zweiten Weltkrieg ausgebrannt und 1950 abgerissen wurde es 2001 bis 2003 wiederaufgebaut Seitdem beheimatet das Kommandantenhaus die Reprasentanz von Bertelsmann Kommandantenhaus Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Wiederaufbau 2 1 Rahmenbedingungen 2 2 Fassadenrekonstruktion 2 3 Innenausstattung 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Alte Kommandantur um 1860 Farblithografie von Friedrich Rasche nbsp Alte Kommandantur 1910Im 17 Jahrhundert wurde die erste grossere Stadterweiterung Berlins geplant Noch innerhalb der alten Festungsanlagen der Residenzstadt sollte der neue Stadtteil Friedrichswerder entstehen Mit der Durchfuhrung beauftragte Kurfurst Friedrich Wilhelm von Brandenburg der Grosse Kurfurst seinen Festungsbaumeister Johann Gregor Memhardt Als Anerkennung erhielt Memhardt vom Kurfursten ein Baugrundstuck in guter Lage als Geschenk und liess dort um 1653 sein zweigeschossiges Wohnhaus bauen das erste steinerne Haus auf dem Friedrichswerder Vorganger des Kommandantenhauses Nachdem das Gebaude baufallig geworden war entstand 1795 1796 ein reprasentativer koniglicher Immediatbau fur den Geheimen Sekretar Samuel Schmidt 1 errichtet durch den Baumeister Conrad Friedrich Wilhelm Titel Dieses Gebaude war zunachst als privates Palais mit zahlreichen Wohn und Nebenraumen sowie Pferdestallen angelegt 1799 wurde es zum Sitz des Kommandanten der Berliner Garnison bestimmt 1806 wahrend der Besetzung Berlins durch die Truppen Napoleons hatte der Schriftsteller Stendhal burgerlich Marie Henri Beyle als franzosischer Kriegskommissar das Kommandantenhaus bewohnt 1818 ubernahm die Kommandantur auch den Dienst an der Neuen Wache die von Karl Friedrich Schinkel schrag gegenuber zwischen Zeughaus und Universitat dem fruheren Palais des Prinzen Heinrich errichtet worden war Ein wesentlicher Umbau erfolgte in den Jahren 1873 1874 Ein weiteres Geschoss kam hinzu und das barocke Walmdach wurde durch ein Flachdach ersetzt die durch Seiten und einen Mittelrisalit gegliederte Fassade erhielt eine Putzquaderung Die Ecken der Risalite betonten Terrakotta Adler mit ausgebreiteten Flugeln Die Gesamtgestaltung lehnte sich an die florentinische Palastarchitektur der Fruhrenaissance an fur eine solche Adaption gab es seit 1830 ein prominentes Beispiel in Berlin namlich Schinkels Palais Redern am Pariser Platz das 1907 dem Neubau des Hotel Adlon weichen musste Wahrend der Novemberrevolution 1918 geriet der sozialdemokratische Stadtkommandant Otto Wels hier zwischen die Fronten des Spartakusbundes und des Rates der Volksbeauftragten Der letzte Hausherr der Berliner Stadtkommandant Generalleutnant Paul von Hase war indirekt am Attentat vom 20 Juli 1944 beteiligt indem er nach der vermeintlichen Beseitigung Hitlers befahl das Regierungsviertel um die Wilhelmstrasse abzuriegeln Der Volksgerichtshof verurteilte den Widerstandskampfer zur Todesstrafe die am 8 August 1944 im Strafgefangnis Berlin Plotzensee vollstreckt wurde Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges beschadigten Bombenangriffe das Kommandantenhaus In den 1950er Jahren wurde die Ruine abgerissen Von 1964 bis 1967 errichtete die DDR den Neubau ihres Aussenministeriums auf den Grundstucken entlang des Spreekanals mit der Schmalseite an der Strasse Unter den Linden Das Gebaude wurde 1995 abgerissen Wiederaufbau Bearbeiten nbsp Vorderseite mit historischer Fassade nbsp Ruckseite mit modernem Bauteil nbsp Balkon des Kommandantenhauses 2023Rahmenbedingungen Bearbeiten 1999 erwarben Bertelsmann AG und Bertelsmann Stiftung das prestigetrachtige Grundstuck Unter den Linden Nr 1 in einem offentlichen Bieterverfahren in Konkurrenz zu 37 Mitbewerbern Der Kaufpreis betrug 12 7 Millionen Mark kaufkraftbereinigt in heutiger Wahrung rund 9 69 Millionen Euro Fur die Nutzung des 967 m grossen Areals hatte der Berliner Senat verbindliche Auflagen gemacht Verlangt wurden die Wiedererrichtung des alten Baukorpers und die genaue Rekonstruktion der historischen Fassade Die Gestaltung des Gebaudeinneren wurde den Erwerbern freigestellt Bertelsmann wollte eine anspruchsvolle hauptstadtische Reprasentanz errichten die auch dem Modernitatsanspruch des Unternehmens gerecht werden sollte Das Ergebnis ist ein deutlicher Kontrast zwischen Innen und Aussen Verantwortlicher Architekt war der Kolner Thomas van den Valentyn fur die Wiederherstellung der Fassade wurden die als Spezialisten erfahrenen Berliner Baumeister Rupert und York Stuhlemmer herangezogen Fassadenrekonstruktion Bearbeiten Bautechnisch ergab sich eine zweischalige Losung innen die tragende Konstruktion aus Stahlbeton und Mauerwerk aus Kalksandstein aussen verputztes Ziegelmauerwerk mit Einlagen von Sandstein und schmuckenden Details Die historische Quellenlage war ausserst durftig Originalbauplane waren nicht vorhanden Die Rekonstruktion basierte im Wesentlichen auf einem 40 cm 40 cm grossen Glasnegativ das der Fotograf Albrecht Meydenbauer 1910 fur die Koniglich Preussische Messbild Anstalt hergestellt hatte sowie auf 30 Amateuraufnahmen In Kooperation mit dem Fachbereich Photogrammetrie der Technischen Universitat Berlin konnte das Bildmaterial so bearbeitet entzerrt und digital gescharft werden dass es den Grossteil der benotigten Informationen lieferte Zusammen mit einem Katasterplan von 1880 mit den im Jahre 2001 bei archaologischen Erkundungsgrabungen entdeckten Grundmauern und einigen Trummerfotos aus den 1940er Jahren reichten die Unterlagen aus um in Teilbereichen millimetergenaue Resultate zu erzielen Die Analyse der archaologischen Grabungsfunde erlaubte es auch Farbton und Herkunft des ursprunglich eingesetzten Materials zu bestimmen Es zeigte sich dass der reichlich verwendete Kalkstein uberwiegend aus Schlesien gekommen war Seit Oktober 2002 wurde im polnischen Radkow Wunschelberger Sandstein fur den Sockel im polnischen Rakowice Rackwitzer Sandstein fur das Gesims des neuen Kommandantenhauses abgebaut Insgesamt wurden bei der Rekonstruktion etwa 312 Tonnen Sandstein verarbeitet Zahlreiche baukunstlerische Schmuckelemente Lowenkopfe Lorbeerkranze das Relief Achill unter den Tochtern des Lykomedes die Adler aber auch Fensterumrahmungen Konsolen und Saulenkapitelle mussten von spezialisierten Bildhauern nachgeschaffen werden Die acht Adler aus Terrakotta jeder 500 Kilogramm schwer wurden im brandenburgischen Jacobsdorf Sieversdorf hergestellt und jeweils rund 150 Stunden lang im Ofen gebrannt Insgesamt ging man bei der Rekonstruktion mit ausserordentlicher Sorgfalt vor Strukturierte Backsteine wurden in sieben verschiedenen Grossen hergestellt und verarbeitet entsprechend den unterschiedlichen Materialien in den aufeinanderfolgenden Phasen der ursprunglichen Baugeschichte Fur die Rundbogenfenster hat man das Mauerwerk aus 300 besonders zugeschnittenen Steinen zusammengesetzt obwohl davon unter drei Lagen Putz nichts mehr zu erkennen ist Ein so hoher Grad von Genauigkeit wurde ausdrucklich auch deshalb angewendet um generellen Vorbehalten gegenuber der vollstandigen Rekonstruktion von Baudenkmalern nicht zusatzliche Nahrung zu geben Der Wiederaufbau war im November 2003 abgeschlossen Sudlich des Kommandantenhauses wurde der Schinkelplatz gartendenkmalpflegerisch wiederhergestellt Innenausstattung Bearbeiten Hinter der historisierenden Fassade befinden sich Innenraume die teils modern und funktional teils eher konservativ und reprasentativ eingerichtet sind In einer sachlich gestalteten 227 m grossen Halle im Erdgeschoss mit grosser Mediawand konnen Pressekonferenzen Lesungen und dergleichen stattfinden Die Raume im ersten Obergeschoss ausgestattet mit Kronleuchtern Edelholztafelung Eichenparkett und Ledersesseln werden vorwiegend vom Fuhrungspersonal genutzt Weiter im Gebaude vorhanden sind ein grosser Horsaal Konferenzraume eine Bibliothek ein Bistro und eine Bar Das alte Kommandantenhaus besass einen U formigen Grundriss Dessen kleiner nach Suden offener Hof wurde beim Neubau durch eine leicht abgeschragte haushohe Stahl und Glaskonstruktion geschlossen Nur an dieser Stelle ist das Prinzip der unbedingt historisch getreuen Fassadengestaltung durchbrochen worden Der neu entstandene hohe Innenraum enthalt einen 12 3 Meter grossen Bildschirm die zeitgemasse Abwandlung eines Deckengemaldes Hier konnen unterschiedliche Lichtstimmungen erzeugt Wolken oder Sternenhimmel dargestellt oder spezielle Filme gezeigt werden Literatur BearbeitenDieter Hoffmann Axthelm Das Haus an der Hundebrucke Geschichte des Berliner Kommandantenhauses und seiner Umgebung Berlin Story Berlin 2008 ISBN 978 3 929829 88 4 Helmut Engel Die verlorene Stadt Der Wiederaufbau der Kommandantur wirft die Frage nach dem Schicksal des Friedrichwerder in der historischen Mitte von Berlin auf In Berliner Zeitung 5 Februar 2000 Nikolaus Bernau Die neue Kommandantur des Bertelsmann Verlages oder wie inhaltsleer darf Architektur sein hubsch verlogen In Berliner Zeitung Architekturkritik Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kommandantenhaus Berlin Album mit Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Kommandantenhaus im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Bertelsmann in Berlin Bertelsmann SE Was war da eigentlich vorher Bertelsmann SE Bertelsmann Unter den Linden 1 Memento vom 29 September 2007 im Internet Archive PDF Adrian von Buttlar Bewahren Ertuchtigen Ersetzen Rede uber Probleme der Denkmalpflege Bossenputz in Tradition Memento vom 27 September 2007 im Internet Archive Video der Bertelsmann Stiftung Memento vom 8 Oktober 2007 im Internet Archive WMV 8 0 MB Innen und Aussenaufnahmen des Gebaudes Kommandantenhaus Unter den Linden Valentyn ArchitektenEinzelnachweise Bearbeiten Wohnhaus Geheim Sekretar Schmidt Berlin Alte Kommandantur In Architekturmuseum TU Berlin Abgerufen am 31 Juli 2020 52 517222222222 13 397777777778 Koordinaten 52 31 2 N 13 23 52 O Liste von Burgen und Schlossern in Berlin Altes Palais Schloss Bellevue Schloss Biesdorf Schloss Britz Carstenn Schlosschen Schloss Charlottenburg Ephraim Palais Schloss Friedrichsfelde Jagdschloss Glienicke Schloss Glienicke Jagdschloss Grunewald Kommandantenhaus Schloss Kopenick Kronprinzenpalais Schloss Monbijou Palais des Prinzen Heinrich Palais Donner Palais Mendelssohn Schloss auf der Pfaueninsel Prinz Albrecht Palais Prinzessinnenpalais Schloss Schonhausen Stadtschloss Zitadelle Spandau Schloss Tegel Wrangelschlosschen Normdaten Geografikum GND 7609493 5 lobid OGND AKS LCCN sh2008008903 VIAF 247424139 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kommandantenhaus Berlin amp oldid 238821778