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Das Reichsstift Soflingen ist ein ehemaliges Klarissen Nonnenkloster in Soflingen heute ein Stadtteil von Ulm in der Diozese Rottenburg Stuttgart einst zum Bistum Konstanz gehorend Soflingen war das alteste und bedeutendste Klarissenkloster in Deutschland Territorium im Heiligen Romischen ReichReichsstift SoflingenWappenKarteTerritorium der Reichsabtei Soflingen hellviolett direkt westlich von Ulm spates 18 Jh Lage im Reichskreis Karte von 1799 von John Cary Alternativnamen Reichskloster ReichsabteiEntstanden aus gewohnlichem KlarissenklosterHerrschaftsform WahlmonarchieHerrscher Regierung ReichsabtissinHeutige Region en DE BWReichstag Reichsfurstenrat seit 1775 1 Kuriatsstimme auf der Schwabischen PralatenbankReichskreis Schwabischer Reichskreis seit 1775 Kreistag Mitglied seit 1775 Hauptstadte Residenzen SoflingenKonfession Religionen romisch katholischSprache n Deutsch LateinischFlache 2 Quadratmeilen rund 110 km um 1800 Einwohner 4000 Ew 1803 Aufgegangen in 1802 Kurbayern 1810 an das Konigreich Wurttemberg ohne Burlafingen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Ursprung des Klosters 1 2 Verlegung nach Soflingen 1 3 Das Kloster im Mittelalter 1 4 Das Kloster in der fruhen Neuzeit 1 5 Territorium der Reichsabtei 1 6 Sakularisation 2 Klosterkirche 3 Spatmittelalterliche Brief und Liedsammlung 4 Abtissinnen 5 Heutige Nutzung 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenUrsprung des Klosters Bearbeiten Die urkundlich belegte Geschichte des Klarissenkonvents Soflingen beginnt 1237 auf dem Gries am Donauufer ostlich der Reichsstadt Ulm Der Adlige Ulrich von Freiberg ubertrug seinen dortigen Besitz den dort ansassigen Schwestern der Heiligen Elisabeth Gemeinschaft der hl Elisabeth Dieser Zusammenschluss frommer Frauen in Form einer klosterlichen Gemeinschaft durfte einige Jahre vor die Schenkung zuruckreichen 1239 wurden die Schwestern von Papst Gregor IX auf die Ordensregel von San Damiano verpflichtet Dort war 1212 unter der Leitung von Clara von Assisi der erste nach ihr benannte Konvent der Klarissen entstanden Verlegung nach Soflingen Bearbeiten Vor 1258 wurde das Kloster aus unbekannten Grunden nach Soflingen verlegt Willibirgis von Helfenstein eine geburtige Grafin von Dillingen stiftete Grund in Soflingen damit dort fur 72 Schwestern ein Kloster errichtet werden konnte Auch weitere Guter erwarb das Kloster vor allem von den Grafen von Dillingen Das wirtschaftlich gut ausgestattete und angesehene Kloster wurde schnell fur die Verbreitung des Klarissen Ordens in Oberdeutschland bedeutsam So wirkten bereits im Jahr 1252 Soflinger Nonnen an der Grundung des Klarissenklosters Pfullingen mit Andere Klostergrundungen des Zweiten Ordens des Hl Franziskus folgten unter Beteiligung Soflingens so auch die des Klosters Konigsfelden 1312 Im Jahr 1258 schenkte Graf Hartmann IV von Dillingen allen Familienbesitz in Soflingen dem Kloster das den Besitz in der Folgezeit weiter ausbaute Das Kloster im Mittelalter Bearbeiten nbsp Darstellung der Abtei im 18 JahrhundertMindestens seit dem 14 Jahrhundert lebten die Soflinger Schwestern nach der von Papst Urban IV 1263 veroffentlichten Ordensregel fur die Klarissen die einerseits ein Leben in strenger Klausur vorsah aber andererseits ausgedehnte Besitzungen erlaubte Die Leitung des Klosters oblag der Regel entsprechend einer Abtissin Der Konvent bestand aus Chor und Laienschwestern 1356 57 unterstellte Kaiser Karl IV das Kloster dem Schutz der Reichsstadt Ulm bestatigte ihm aber 1368 viele Freiheiten darunter das Recht vogtfrei zu sein Diese unklare Regelung fuhrte zu Jahrhunderte langen Auseinandersetzungen zwischen Soflingen und Ulm die erst im 18 Jahrhundert durch einen rechtlichen Kompromiss beigelegt werden konnten Infolge einer Bulle Papst Sixtus IV von 1483 kam Soflingen 1484 geistlich unter die Aufsicht der Observantenbewegung und wurde in die Oberdeutsche Observantenprovinz eingegliedert die in Soflingen auch eine kleine Niederlassung errichtete Die in diesem Zusammenhang neugewahlte Reformabtissin Elisabeth Reichner hatte den Auftrag zuvor eingetretene Ubertretungen der Ordensregel wie die Anhaufung von Privateigentum durch die Schwestern Verletzung der Klausur Vernachlassigung des Gottesdienstes und Sittenlosigkeit abzustellen und den Konvent wieder zu einem regelkonformen Ordensleben zuruckzufuhren Elisabeth gelang nicht nur die innere Erneuerung auch wirtschaftlich prosperierte das Kloster unter ihr Ausdruck dessen war der Neubau des Klosters 1492 Das Kloster in der fruhen Neuzeit Bearbeiten Nach Einfuhrung der Reformation in der benachbarten Reichsstadt Ulm 1531 unternahm diese Reformationsversuche in Soflingen obwohl Kaiser Kaiser Karl V der Stadt den Missbrauch der Schutzherrschaft uber das Kloster verboten hatte Dem Kloster gelang es seine politische Selbststandigkeit und damit auch den Erhalt des katholischen Bekenntnisses zu bewahren Jedoch gab es bis ins 17 Jahrhundert hinein immer wieder Reformationsversuche seitens der Stadt Ulm Wahrend des Dreissigjahrigen Krieges hatte das Kloster unter beiden Kriegsparteien der protestantischen Union wie der katholischen Liga zu leiden In den Hauptkriegsjahren 1643 1648 fand der Konvent Zuflucht in Ulm Nach dem Dreissigjahrigen Krieg erholte sich das Kloster wieder Ende des 17 und Anfang des 18 Jahrhunderts liess das Kloster die Klosterkirche sowie Gebaude auf dem Klostergelande neu bauen Ausserdem wurden in einigen zu Soflingen gehorenden Orten Kapellen und Kirchen neu errichtet Trotz der misslungenen Reformationsversuche war Ulm weiterhin danach bestrebt seine Herrschaft uber das Kloster Soflingen und dessen Territorium zu erhalten Das Kloster dagegen versuchte sich der Schutzherschafft der benachbarten Reichsstadt zu entledigen In den Jahren 1768 1773 kam es schliesslich zu einem Prozess der mit einem Vergleich endete Das Kloster trat seine auf Ulmer Gebiet liegenden Guter in Mahringen Lehr Jungingen Breitingen Holzkirch Lonsee Langenau Weidenstetten Soglingen und Bermaringen an Ulm ab im Gegenzug verzichtete Ulm auf jegliche herrschaftlichen Anspruche uber Soflingen Damit wurde das Kloster nach langen Prozess unmittelbares Reichsstift 1775 wurde die Abtissin ins Reichspralatenkollegium aufgenommen und hatte damit einen Sitz auf den Reichstagen sowie auf den Kreistagen des Schwabischen Reichskreises Als weltliche Territorialherrin die lediglich dem Kaiser des Heiligen Romischen Reiches verantwortlich war hatte die Soflinger Abtissin nun auch die Hochgerichtsbarkeit fur ihr Gebiet inne 1777 sprach sie in dieser Funktion die ersten beiden Todesurteile aus Territorium der Reichsabtei Bearbeiten Die lange angestrebte Reichsunmittelbarkeit erlangte das Kloster erst im Jahr 1773 Ab 1775 gehorte die Abtissin des Klarissenklosters zur Schwabischen Pralatenbank im Reichsfurstenrat des Reichstags Zum Territorium des Soflinger Klosterstaates gehorten nun bis zur Sakularisation die dem Kloster verbleibenden Orte und Guter namlich Soflingen Harthausen bei Ulm Ermingen Eggingen Schaffelkingen bei Ulm Burlafingen und weitere einzelstehende Hauser und Gehofte Sakularisation Bearbeiten Nach dem Frieden von Luneville ergriff das Kurfurstentum Bayern 1802 das heisst noch vor dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803 Besitz von Kloster Soflingen und seinem Territorium Die Nonnen erhielten die Erlaubnis im Kloster zu bleiben doch nach dem Tod der letzten Abtissin im Jahr 1807 durfte keine Neuwahl mehr erfolgen 1809 musste der Konvent das Kloster verlassen da das Konigreich Bayern ein Feldlazarett in den Gebauden einrichten wollte 1810 kam infolge des Grenzvertrages zwischen Bayern und Wurttemberg Soflingen unter wurttembergische Herrschaft Die Nonnen durften zuruckkehren bis sie 1814 das Kloster definitiv verlassen mussten Damit erlosch das seit rund 560 Jahren bestehende Kloster das an seinem Ende das alteste bedeutendste und vermogendste Klarissenkloster in Deutschland war Zum Kloster Soflingen gehorten bei der Aufhebung die Dorfer Soflingen Harthausen Ehrenstein und Schaffelkingen Anteile an Bottingen Burlafingen und Eggingen sowie Gefalle und Guter in vielen anderen meist zur Reichsstadt Ulm gehorigen Orten Das Soflinger Territorium hatte etwa viertausend Einwohner Die nicht unerheblichen Besitzungen des Klosters wurden grosstenteils in Privathand verkauft die Gebaude der Klausur 1818 abgebrochen Die Klosterkirche besteht bis heute als Pfarrkirche der Gemeinde Soflingen weiter Klosterkirche Bearbeiten nbsp Ehemalige Klosterkirche Soflingen heute Pfarrkirche Maria HimmelfahrtEnde des 17 Jahrhunderts wurde unter Leitung des Wessobrunner Baumeisters Caspar Feichtmayr eine neue barock ausgestattete Klosterkirche erbaut Die Grundsteinlegung erfolgte 1687 die Weihe im Jahr 1693 1820 21 wurde der Innenraum der nunmehr ehemaligen Klosterkirche umgestaltet Dabei wurde unter anderem der Nonnenchor abgebaut Das 1822 entstandene Hochaltarblatt wurde von Konrad Huber gemalt Das Patrozinium der Kirche ist Maria Himmelfahrt Spatmittelalterliche Brief und Liedsammlung BearbeitenBei der Reform des Klosters durch die Observantenbewegung gegen Ende des 15 Jahrhunderts wurden 62 Geschafts und Privatbriefe sowie sieben Lieder von den Ordensvisitatoren beschlagnahmt Nach dem Bekanntwerden des kleineren Teils dieser Sammlung wurden diese als Amores Soflingenses bezeichnet und spater zu Unrecht als Zeugnis des moralischen Niedergangs gewertet 1 Vielmehr geben diese Dokumente einen sowohl kulturgeschichtlich als auch zeitgeschichtlich bedeutsamen Einblick in das Leben des spatmittelalterlichen Klarissenkonvents dessen Ordensfrauen sich in einer Phase in der ihr Bettelordenskloster quasi zum Damenstift geworden waren durch die Ordensreform bedroht sahen 2 Abtissinnen Bearbeiten1319 Mia von Kemnat 3 1342 1343 Mye von Westerstetten 4 um 1351 Ymag ina die am 1 Mai 1366 Schwester Ymagina Truhendinger Grafin von Truhendingen genannt wurde 5 1366 Margret 6 1469 1484 Christina Strolin abgesetzt 1484 1508 Elisabeth Reichner 1513 1551 Cordula von Reischach um 1567 Regina von Rorpach zu Edelstetten um 1597 1603 Anna Starin von Osternach 1684 1687 Euphrosina Rampf 1687 Kleopha Veeser 1687 1701 Angela Grafin Slawata 1716 1739 Anna Maria Cleopha Hunger 1674 1739 1768 1774 Johanna Miller 1801 1802 Bonaventura Seelinger letzte Abtissin 1807 7 Heutige Nutzung Bearbeiten nbsp Ehemaliges BeichtvaterhausDie von Caspar Feichtmayr erbaute und 1693 geweihte ehemalige Klosterkirche ist heute katholische Pfarrkirche nbsp KlostertorDas um 1492 erbaute sudlich der Kirche liegende ehemalige Wohnhaus der Abtissin dient seit 1810 der katholischen Kirchengemeinde Maria Himmelfahrt als Pfarrhaus Erhalten ist ebenfalls das nordostlich der Kirche stehende Beichtvaterhaus Forsthaus das um 1690 wie die Klosterkirche von Caspar Feichtmayr erbaut wurde In der Klostermuhle betreibt die Musikschule der Stadt Ulm eine Aussenstelle Das Brauhaus ist heute ein Mehrfamilienhaus Erhalten ist daruber hinaus das nordliche Klostertor Die Klausur das eigentliche Klostergebaude mit den Wohnzellen der Nonnen wurde 1818 abgerissen 8 9 10 Literatur BearbeitenSoflingen In Johann Daniel Georg von Memminger Hrsg Beschreibung des Oberamts Ulm Die Wurttembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824 1886 Band 11 Cotta sche Verlagsbuchhandlung Stuttgart Tubingen 1836 S 228 246 Volltext Wikisource Karl Suso Frank Das Klarissenkloster Soflingen Forschungen zur Geschichte der Stadt Ulm 20 Kohlhammer Stuttgart 1980 ISBN 3 17 005129 6 Karl Suso Frank Das Klarissenkloster Soflingen bis zur Aufhebung 1803 In Hans Eugen Specker Hrsg Kirchen und Kloster in Ulm Suddeutsche Verlagsgesellschaft Ulm 1979 S 163 199 Wolfgang Urban Soflingen In Wurttembergisches Klosterbuch Kloster Stifte und Ordensgemeinschaften von den Anfangen bis in die Gegenwart hg v Wolfgang Zimmermann und Nicole Priesching Thorbecke Ostfildern 2003 S 460 462Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kloster Soflingen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Internetprasenz der Kirchengemeinde Tonaufnahme des VollgelautsEinzelnachweise Bearbeiten Amores Soflingenses hrsg von A Birlinger in Alemania 3 Bonn 1875 S 86ff 140 148 296 G Steinhausen Deutsche Privatbriefe des Mittelalters II Berlin 1907 S 41 88 Max Miller Die Soflinger Briefe und das Klarissenkloster Soflingen im Spatmittelalter Wurzburg 1940 Staatsarchiv Ludwigsburg B 509 U 228 Staatsarchiv Ludwigsburg B 509 U 269 270 274 Ulmisches Urkundenbuch Band 2 Ulm 1898 1900 Teil 1 Nr 375 und Teil 2 Nr 718 Ulmisches Urkundenbuch Band 2 Ulm 1898 1900 Teil 2 Nr 718 Klarissenkloster St Klara Soflingen Geschichte In Kloster in Baden Wurttemberg Landesarchiv Baden Wurttemberg abgerufen am 24 Dezember 2021 Gebaude In mh soeflingen de Katholische Kirchengemeinde Maria Himmelfahrt abgerufen am 24 Dezember 2021 musikschule ulm de Memento vom 26 Mai 2013 im Internet Archive Otto Schempp Geschichte des Klarissenklosters In mh soeflingen de Katholische Kirchengemeinde Maria Himmelfahrt abgerufen am 24 Dezember 2021 48 397689 9 953388 Koordinaten 48 23 51 7 N 9 57 12 2 O Normdaten Korperschaft GND 4313534 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kloster Soflingen amp oldid 238601877