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Kaukasus Tataren ist eine Sammelbezeichnung fur die im Kaukasus beheimateten Turkvolker Diese Bezeichnung loste die ursprungliche Bezeichnung Bergtataren kumyk tuvhtatarlar tatar dagtatarlari turk dag tatarlari ab die vor allem seit dem ausgehenden 19 Jahrhunderts verwendet wurde Die Kaukasus Tataren wurden lange Zeit hindurch auch einfach nur als Muslime bezeichnet Inhaltsverzeichnis 1 Gliederung 2 Hauptverbreitungsgebiet 3 Religion 4 Geschichte 4 1 Vorgeschichte 4 2 Mongolenzeit 4 3 Grenzkriege zwischen dem Osmanischen Reich und Persien 4 4 Im Russischen Zarenreich 4 5 Sowjetische Zeit 4 6 Zusammenbruch der Sowjetunion und der Versuch der iranischen Einflussnahme 5 Siehe auch 6 LiteraturGliederung BearbeitenHeute werden unter dem Begriff Kaukasus Tataren folgende Volker summiert Balkaren Karatschaier KumykenBei verschiedenen Turkologen werden mitunter alle Turkvolker des Nordkaukasus verallgemeinert als Kaukasus Tataren bezeichnet In diesem Sinne werden auch die Nogaier Truchmenen und Derbent Turkmenen aber auch die Mescheten Urum und Karapapaken zu diesen gerechnet Vielfach werden auch die Aserbaidschaner aufgrund der geografischen Lage den Kaukasus Tataren zugeschlagen Doch gelten diese Zuordnungen als umstritten Hauptverbreitungsgebiet BearbeitenDie als Kaukasus Tataren bezeichneten Volker umfassen heute rund 748 300 Menschen Diese leben heute in folgenden Gebieten Dagestan Kabardino Balkarien Karatschai TscherkessienReligion BearbeitenDie Kaukasus Tataren waren einst uberwiegend orthodoxe Christen Sie nahmen zwischen dem 17 und 18 Jahrhundert den sunnitischen Islam an und sind nun uberwiegend Hanafiten Geschichte BearbeitenVorgeschichte Bearbeiten Im 9 Jahrhundert fielen die Magyaren in den Kaukasus ein und begrundeten dort ein magyarisches Herrschaftsgebiet Im 10 Jahrhundert gehorte das Gebiet zu den christlichen Konigreichen Georgien und Armenien Die sudlichen Regionen wurden von Persien beherrscht Im 11 Jahrhundert fielen die turkischen Seldschuken im Kaukasus ein und setzten verschiedene Atabegs zur Verwaltung der Region ein Diese grundeten nach dem Untergang des Grossseldschukischen Reiches eigenstandige Reiche Mongolenzeit Bearbeiten Zwischen 1219 und 1223 uberfielen die Mongolen Dschingis Khans mehrfach die Kaukasusregion und gliederten diese schliesslich ab 1243 in die spatere Goldene Horde ein De facto wurde die Region jedoch ab 1260 von den Herrschern der Nogaier Horde autonom regiert Im 13 und 14 Jahrhundert liessen sich auch zahlreiche Mongolen und Teile der zentralasiatischen Turkvolker in der Region nieder und diese wurden dann von der einheimischen Vorbevolkerung kulturell assimiliert Doch setzte sich bei Teilen der kaukasischen Bevolkerung spater turkische Sprachen durch 1375 1405 war der Kaukasus dem erneuerten Mongolenreich Timur i Lenks angeschlossen und gehorte nach dessen Tode zum Teil verschiedenen turkmenischen Stammesfoderationen an die dort dessen Nachfolge antraten Am bekanntesten sind hier die Qara Qoyunlu So gerieten weite Teile der Kaukasusregion auch unter der losen Oberherrschaft der mongolischen Nachfolgereiche die aus dem Khanat der Krim und des Khanat Astrachan bestanden Diese aus den osteuropaischen Steppengebieten stammenden Turkvolker nannten die kaukasischen Turkvolker als erstes Berg Tataren und diese wurden vor allem mit dem Krim Khanat in Verbindung gebracht Der Name Berg Tataren wie die Bezeichnung Tataren uberhaupt wurde dann von allen spateren Herrschern der Region als Bezeichnung der kaukasischen Turkvolker ubernommen bzw beibehalten So zum Beispiel auch durch die spatere russische Verwaltung die die kaukasischen Turkvolker generell als Gorskie tatary Gorskie tatary bezeichnete Im Jahr 1475 unterstellte sich der Khan des Krim Khanates dem osmanischen Sultan und damit geriet die Region in den Fokus des Osmanischen Reiches Grenzkriege zwischen dem Osmanischen Reich und Persien Bearbeiten Im 15 und 16 Jahrhundert war der Kaukasus vor allem zwischen dem Persischen und dem Osmanischen Reich hart umkampft In der Zeit zwischen 1510 und 1522 wurde der Kaukasus kurzfristig von den Osmanen unterworfen Osmanisches Reichsturkisch wurde dort nun Amtssprache Die regionalen Turkvolker begannen in dieser Zeit sich dem Osmanischen sprachlich anzupassen Schliesslich wurden 1555 Region erstmals von den persischen Safawiden unterworfen und konnten sich erst im 18 Jahrhundert befreien Doch bereits 1736 versuchte der persische Herrscher Nadir Chan Afshar den erneuten Versuch die Kaukasusregion zu unterwerfen Persisch wurde nun bei den Kaukasiern Amts und Verwaltungssprache 1747 wurde von verschiedenen Kaukasusfursten Nadir Chan der Treueeid verweigert und dieser rustete zu einem Heerzug gegen die Abtrunnigen auf Aber nun wurde der persische Schah Nadir kurz vor Beginn des Feldzuges ermordet und das Kaukasusgebiet war eine Zeitlang wieder selbstandigen Herrschern unterstellt Doch bereits 1783 versuchte der Kadscharenherrscher Aga Mohammed von Persien aus den Kaukasus wieder zu unterwerfen und diesen endgultig dem Persischen Reich einzuverleiben Teile der kaukasischen Fursten suchten nun den Schutz des benachbarten Russlands und wurden dessen Vasallen 1795 fiel Aga Mohammed in Ostgeorgien ein und unterwarf in kurzer Zeit die Kaukasusregion Nun schritt Russland ein Auf Befehl Katharina der Grossen wurden die Perser innerhalb von funf Jahren von Armee und verschiedenen Kosakeneinheiten vertrieben und um 1800 galt der Kaukasus wieder als autonom Aber bereits 1801 unterstellten sich die ersten Kaukasusfursten der russischen Direktherrschaft und wurden vom russischen Zar als Gouverneure in ihren Stammesgebiete eingesetzt Das bedeutete fur sie dass Russland vorerst nicht in die alten Stammesrechte eingriff Im Russischen Zarenreich Bearbeiten 1878 wurden nach Beendigung der Persisch Russischen Kriege die Grenzen in der Region neu gezogen und zwischen Russland und Persien entlang des Arak geteilt Die nordlichen Gebiete gehorten nun zum Russischen und die sudlichen zu Persien Russland entdeckte nun den muslimischen Markt in Persien und Turkestan und setzte nun verstarkt Tataren Baschkiren und Krimtataren bei den kaukasischen Turkvolkern als Dolmetscher ein auch kamen tatarische Handler zu diesen Aufgrund der ethnisch sprachlichen Nahe der eigentlichen Tataren und diesen kaukasischen Turkvolkern war es leicht moglich die letzteren endgultig zu islamisieren Doch mit der Eroberung Turkestans durch Russland wurde der Weg uber den Kaukasus nach Persien nicht mehr benotigt und die Turkvolker wurden nun wie alle Tataren des Russischen Reiches verfolgt und entrechtet Sowjetische Zeit Bearbeiten 1917 schlossen sich die kaukasischen Turkvolker zur Nordkaukasischen Foderation zusammen die jedoch 1918 wieder aufgelost wurde Sie gehorten nun im Rahmen einer ASSR zur Russischen Foderation In der Zeit zwischen 1921 und 1936 wurden die Siedlungsgebiete der Turkvolker auf verschiedene Autonome Sozialistische Sowjetrepublike aufgeteilt ASSR Dagestan 1921 Kabardino Balkarische ASSR 1936 1944 wurden die muslimischen Volksgruppen des Kaukasus auf Befehl Josef Stalins nach Sibirien zwangsumgesiedelt da Teile von ihnen mit der kurzfristigen deutschen Besatzungsmacht zusammenarbeitete Erst 1967 durften sie wieder in die alten Siedlungsgebiete zuruckkehren Zusammenbruch der Sowjetunion und der Versuch der iranischen Einflussnahme Bearbeiten Mit dem Zerfall der Sowjetunion wurden sich die regionalen Turkvolker ihrer nationalen Eigenart wieder bewusst und schlossen sich 1989 90 zu zahlreichen Burgerbewegungen zusammen Diese forderten 1991 die nationale Unabhangigkeit im Rahmen eines foderativen Russlands und die Bildung einer turkisch tatarischen Kaukasusfoderation die auch das nordliche Aserbaidschan umfasst hatte Diese okonomisch kulturelle Kaukasusfoderation wurde von den kaukasischen Turkvolkern Union der Berg Tataren aserbaidschanisch Dagtatarlari Birliqi genannt In dieser Union hatte das moderne Aserbaidschanisch die Rolle einer Gemeinschaftssprache gehabt und es wurde die Wiedereinfuhrung der arabischen Schrift gefordert Auch der benachbarte Iran forderte nun seinerseits zwischen den Jahren 1989 und 1991 die Re Islamisierung und bezuglich des Schriftsystems Re Arabisierung der Kaukasusregion Das wurde vom Westen allgemein als Erneuerung einstigen persisch iranischen Einflussgebietes argwohnisch beobachtet da man eine Radikalisierung und die Schaffung einer islamischen Kaukasusrepublik nach iranischem Vorbild vorwarf Doch dieses traf so nicht zu denn der Iran war und ist fur die Beibehaltung des staatlichen Status quo gegenuber den Nachfolgestaaten der UdSSR da er wohl zu Recht befurchten muss dass der NATO Partner Turkei seinen ethnisch kulturellen Einfluss auf die Kaukasusregion erneuern und ausbauen will Auch leben im Iran weit uber 20 Millionen turkstammige Menschen deren Gros die Aseri und Turkmenen ein geschlossenes Siedlungsgebiet an der ehemaligen iranisch sowjetischen Grenze besitzen Die iranischen Aserbaidschaner forderten bereits im Sommer 1989 erstmals seit 1917 wieder die Vereinigung mit dem damals noch sowjetischen Nordaserbaidschan Und genau solche Situationen galt es in den Augen Teherans um jeden Preis zu verhindern 1992 brach die Union der Berg Tataren aufgrund des neu erwachten aserbaidschanischen Unabhangigkeitsbestreben zur volligen politischen Unabhangigkeit wieder auseinander Mit der Unterzeichnung des Foderationsvertrages 1992 steht den kaukasischen Turkvolkern im Rahmen Russlands eine weitgehende Autonomie zu wahrend sich die Turkei nun als offizielle Schutzmacht dieser Volksgruppen betrachtet Siehe auch BearbeitenKonfoderation der Bergvolker des KaukasusLiteratur BearbeitenHeinz Gerhard Zimpel Lexikon der Weltbevolkerung Geografie Kultur Gesellschaft Nikol Verlagsgesellschaft mbh amp Co KG Hamburg 2000 ISBN 3 933203 84 8 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kaukasus Tataren amp oldid 194621459