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Kartal kartal auch khartal kartala khartala kartar sind gemass der allgemeinen Bedeutung des aus dem Sanskrit in die nordindischen Sprachen gekommenen Wortes in der Hand gehaltene Perkussionsinstrumente die in der indischen Musik gespielt werden In den meisten Regionen werden mit kartal paarweise in jeder Hand gehaltene holzerne Klappern unterschiedlicher Formen bezeichnet In Bengalen und Odisha sind kartal mittelgrosse Handzimbeln die ansonsten in Indien tal genannt werden Kartal werden meist zur rhythmischen Akzentuierung und Taktgebung bei religiosen Liedern bhajan und kirtan und bei Volkstanzen verwendet Kartal mit Zimbeln Die Holzklappern werden mit einer Hand gehalten und an den flachen Unterseiten zusammengeschlagen Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft 2 Bauform und Spielweise 2 1 Stabklappern und Plattenklappern 2 2 Einseitig flache Klappern mit und ohne Zimbeln 2 3 Zimbeln 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseHerkunft Bearbeiten nbsp Die kartal mit Handgriff und Zimbeln gehort zu den Reihenrasseln Unabhangig von ihrem Material gehoren kartal nach der Art ihrer Tonproduktion zu den Gegenschlagidiophonen in der indischen Instrumentenklassifikation werden sie der entsprechenden Gruppe der ghana vadya aus Sanskrit ghana fest und vadya Musikinstrument zugerechnet Idiophone sind die einfachsten und altesten Musikinstrumente und bringen in ihrer Mehrzahl keine bestimmbare Tonhohe hervor Die einfachsten indischen Idiophone sind Gegenschlagplatten beispielsweise zwei Steine die Bettler gegeneinander schlagen oder Schlagstabe aus Holz oder Bambus die bei Tanzen und zur Liedbegleitung verwendet werden Im Norden heissen diese Holzstabe dandi danda oder car im Suden gehoren die entsprechenden Holzstabe kolu zum Tanz kolattam Stockchentanz 1 In Sudindien werden manchmal unter dem Namen kartala zwei Holzplatten von etwa 15 Zentimetern Durchmesser verstanden die wie Tischtennisschlager Handgriffe besitzen Auf Telugu heissen diese Platten chekku Plural chakkalu und unter anderem auf Braj Bhakha rai gidgidi auch ram gidgidi Der Spieler halt beide Platten mit einer Hand an den Griffen und sorgt mit dem Zeigefinger fur etwas Abstand zwischen den Platten die er gegen die Innenflache der anderen Hand schlagt Die chekkai in Tamil Nadu sind langliche Holzplatten die auf dieselbe Weise verwendet werden und einen dumpfen Klang erzeugen 2 Eine Verbindung zweier separater Stabe ist die aus einer Grillzange entwickelte chimta die teilweise mit Reihen von Zimbelplattchen ausgestattet ist und im Nordwesten Indiens und in Pakistan vorkommt Ein einfacheres zangenformiges Instrument das nicht aus Metall sondern aus Bambus besteht ist im nordostindischen Bundesstaat Assam als toka tokka thorkha bekannt Die ubliche Form der toka ist eine 30 bis 90 Zentimeter lange geschlitzte Bambusrohre 3 nbsp Bambuszange toka in AssamZimbeln sind kreisrunde ausgebogene Platten die flachig oder an den Kanten gegeneinander geschlagen werden und sich meist auf eine definierbare Tonhohe stimmen lassen Die indischen Zimbeln heissen allgemein im Norden tal und im Suden talam abgeleitet von Sanskrit tala Handflache schlagen Metrum Nach ihrer musikalischen Verwendung als Taktgeber fur die rhythmische Struktur tal gehoren sie zu den tala vadya Rhythmus Instrumenten Es gibt sie in unterschiedlichen Grossen und Formen von wenige Zentimeter grossen flachen Schalen die mit einer kurzen Schnur verbunden sind mittelgrossen Handzimbeln wie dem elathalam in Kerala bis zu grossen Paarbecken von denen die bartal in Assam mit Durchmessern bis zu etwa 60 Zentimetern die grossten sind Haufig werden Paarbecken generell oder jede Art von metallischen Gegenstanden die mit beiden Handen gegeneinander geschlagen werden kartal genannt Das Wort kartal ist aus Sanskrit kara das unter anderem mit Hand ubersetzt wird und tal zusammengesetzt Die naheliegende Bedeutung Handperkussion des einheimischen Wortes macht eine etymologische Herleitung von akkadisch katral dessen Bedeutung nicht ganz klar ist 4 und von altgriechisch krotala Klapper uberflussig 5 Im altindischen Shukla Yajurveda Weisses Yajurveda werden Handeklatscher panighna als eigene Musikergruppe erwahnt Die danda genannten holzernen Schlagstabe die bis 50 Zentimeter lang sind und aus Metall gegossene Zimbeln sind aus altindischer Zeit von Reliefabbildungen sowie aus der Sanskritliteratur bekannt auch wenn die zahlreichen Instrumentennamen sich nicht in jedem Fall eindeutig einem Instrumententyp zuordnen lassen Einer der altesten Namen fur Zimbeln der im Rigveda und Atharvaveda vorkommt ist aghati 6 Auf einem Siegel aus der mesopotamischen Stadt Ur das auf etwa 2800 v Chr datiert wird ist ein kleines Tier dargestellt das wohl ahnliche Klappern spielt wie sie heute in den Vereinigten Staaten als bones bekannt sind 7 Einige Funde aus der Industalkultur 3 und 2 Jahrtausend v Chr werden als Klappern gedeutet mit denen vielleicht beim Tanz der Rhythmus betont wurde 8 In der mittelalterlichen Sanskritliteratur werden Klappern aus Holz oder Bambus von denen je zwei in einer Hand gehalten werden als kamra bezeichnet Bauform und Spielweise BearbeitenStabklappern und Plattenklappern Bearbeiten nbsp Tanzer der Mer aus Kathiawar Gujarat fuhren den Stocktanz Dandia Raas auf Die einfachsten kartal in Nordindien sind dunne flache Plattenklappern oder Brettchenklappern mit 15 bis 20 Zentimeter Lange und etwa 5 Zentimeter Breite die paarweise in jeder Hand gehalten und zwischen den Fingern zusammengeschlagen werden Die Ecken sind abgerundet Sie konnen ausserst virtuos gelegentlich als fuhrendes Instrument von einer Trommel begleitet gespielt werden Etwa 60 Zentimeter lang sind die den danda entsprechenden geraden Holzstabe kathi die Jungen der unteren Kasten beim Stabtanz Kathi Nacha in den Distrikten Mayurbhanj und Balangir im ostindischen Bundesstaat Odisha verwenden Die jugendlichen Tanzer stellen sich in einer Reihe auf halten in jeder Hand einen Stab mit dem sie auf die Stabe der anderen schlagen begleitet von zwei oder mehr Sangern und dem Rhythmus der Fasstrommel madal Ein Tanz mit Stelzen den Kuhhirten mancherorts an der Kuste von Odisha auffuhren heisst ebenfalls Kathi Nacha 9 Im westindischen Gujarat wird beim mehrtagigen Jahresfest Navaratri welches der Verehrung der Gottin Durga gewidmet ist der Stocktanz Dandia Raas aufgefuhrt Jede Tanzerin imitiert mit zwei geraden Stocken von gut 40 Zentimetern Lange ein Gefecht zwischen Durga und ihrem Widersacher dem Buffeldamon Mahishasura wobei die Stocke das Schwert Durgas symbolisieren 10 Mannliche Tanzer der Mer auch Maher einer Kastengruppe auf der Halbinsel Kathiawar fuhren eine besonders energiegeladene Variante des Dandia Raas Tanzes auf In Tamil Nadu heissen die flachen langlichen Klappern kattai Zum Vortrag der erzahlenden Volksliedgattung villu pattu bei manchen Tempelfesten in Tamil Nadu und Kerala gehort der lange Musikbogen villady vadyam dessen eine Saite vom Vorsanger und bis zu funf Begleitern mit Stockchen geschlagen wird Am lautesten ertont die zweifellige Sanduhrtrommel udukkai wahrend die Zimbeln talam oder jalra und die holzernen Klappern daru talam oder kattai zusammen mit den Schlagen auf den Musikbogen den Takt einhalten 11 In Rajasthan werden von den Kastengruppen Manganiyar und Langa paarweise in jeder Hand geschlagene Holzbrettchen raigidgidi rai gidgidi oder kartal genannt Zur Liedbegleitung spielen die Manganiyar die gestrichene Schalenhalslaute kamaica das indische Harmonium die Fasstrommel dholak die Maultrommel morchang und Holzklappern 12 Das grosse Instrumentarium der Manganjikar umfasst ferner die Kastenzither swarmandal die Doppelklarinette murli und den Tontopf ghara Damit spielen sie in einem Ensemble fur ihre Auftraggeber bei religiosen Anlassen und Familienfeiern 13 Im 1918 veroffentlichten Katalog der amerikanischen Musikinstrumentensammlung Stearns Collection werden als khattala oder khattali bezeichnete Eisenplatten von 1 5 Zentimetern Starke erwahnt die paarweise mit einer Hand geschlagen wurden 14 Die rechteckigen Eisenplatten waren 15 bis 20 Zentimeter lang 15 Khattala oder chakra hiessen fruher auch kreisrunde leicht gewolbte Holzklappern Kastagnetten 16 Einseitig flache Klappern mit und ohne Zimbeln Bearbeiten Etwa 15 bis 30 Zentimeter lang sind Klappern aus einem etwas dickeren Holz oder heute auch aus Plastik die an der Innenseite flach und an der Aussenseite gerundet sind Sie werden an Metallosen oder Lederstreifen die in der Mitte der Aussenseite angebracht sind oder an Fingerlochern einzeln in den Handen gehalten und mit den flachen Seiten zusammengeschlagen Bei den meisten ist an beiden Enden ein Schlitz eingesagt in dem an Metallstiften jeweils zwei dunne Bronzescheiben lose befestigt sind In Maharashtra heisst dieser Typ auf Marathi ciplya chipalya oder catkula chatkula in Sudindien cipla und im pakistanischen Bundesstaat Sindh caprun Andere Namen fur eine langliche Variante dieses Typs lauten auf Tamil cekkai in Tamil Nadu und fur eine kreisrunde Variante auf Telugu cekkalu in Andhra Pradesh In der alteren Literatur werden kleinere Klappern als kustar oder chittika und grossere als kartal erwahnt 17 Bhajana cekkalu sind Holzklappern mit Zimbeln in Andhra Pradesh die rund langlich oder manchmal in Gestalt eines Fisches elegant geschwungen sein konnen Der Spieler schlagt zwei dieser Klappern zwischen Daumen und den ubrigen Fingern zusammen Der Namenszusatz bhajana verweist auf den Einsatz der Klappern bei religiosen Liedern Das Singen von bhajans ist eine Art der Verehrung puja eines personalisierten Gottes die haufig an den landesweit beliebten Krishna gerichtet ist In Sudindien konnen die Lieder von einer Violine oder einem Harmonium welche der Melodielinie folgen begleitet sein Fur den Bordun sorgen die Langhalslaute tanpura oder eine shruti box Rhythmus und Takt steuern wahlweise die Doppelkonustrommel mridangam oder das Kesseltrommelpaar tabla sowie die Rahmentrommel kanjira Zimbeln und Klappern bei 18 Einzelne Strassensanger die in Nordindien religiose Lieder vortragen begleiten sich idealerweise mit der einsaitigen Zupflaute ektara in der einen Hand und kartal oder einer zangenformigen chimta in der anderen Hand 19 Die Sanger zupfen die Saite der ektara fortwahrend mit einer Hand als Bordunton wahrend sie mit der anderen Hand zwei grosse Holzklappern mit Handgriffen und Zimbeln zusammenschlagen 20 Einer von vielen Gesangsstilen in Karnataka sind die philosophisch erzahlerischen Lieder tatva die von einem Sanger oder einer Sangerin solistisch vorgetragen werden und je nach Begleitinstrument unter verschiedenen Namen bekannt sind Die ektari mela sind Lieder die von der einsaitigen Bordunlaute ektari begleitet werden Bei den tamburi mela sorgt die viersaitige Langhalslaute tanpura fur den Bordunklang Als rhythmische Begleitung kommen jeweils die Rahmentrommel damdi und als Taktgeber die Holzklapper citike hinzu 21 In der devotionalen Liedgattung der Sikhs shabad kirtan werden Verse aus der heiligen Schrift Adi Granth vorgetragen Die ublichen Begleitinstrumente sind tabla und Harmonium gelegentlich erganzt durch die Saiteninstrumente sarangi sarinda taus tanpura ferner durch die Trommeln dholak und dhadd sowie kartal In Assam sind kartal selten Sie werden ebenso wie die grossen Paarbecken bartal und eine Reihe weiterer unterschiedlich grosser Zimbeln zur Begleitung von Tanzen und in der religiosen Musik der Anhanger der vishnuitischen Glaubensrichtung verwendet Die assamesischen kartal bestehen aus zwei Paaren von 15 bis 20 Zentimeter langen und etwa 8 Zentimeter breiten Bambusstreifen die durch Spalten eines Bambusrohrs in vier Teile hergestellt werden An den Enden werden die Streifen etwas verjungt so dass sie den hiesigen Weberschiffchen ahneln Der Musiker halt die kartal in jeder Hand paarweise zwischen Daumen und den ubrigen Fingern 22 Im Gebiet Bodoland heissen grosse Holzklappern mit in mehrere Offnungen eingesetzten Zimbelpaaren jabakhring 23 Zimbeln Bearbeiten nbsp Zimbeln kartal in WestbengalenIn Westbengalen und Odisha werden mit kartal oder gini mittelgrosse Handzimbeln aus Bronze Glockenmetall bezeichnet die in der Mitte gebuckelt sind und einen flachen Rand besitzen Ihr Durchmesser betragt acht bis zehn Zentimeter bei einer Wandstarke von zwei Millimetern Wie die nordindischen tal sind beide Teile durch eine Schnur miteinander verbunden Zur Unterscheidung heissen hier die ublichen Holzklappern mit Metallscheiben an beiden Enden kath kartal 24 Neben der nordindischen und der sudindischen klassischen Musik gilt der auf Ragas basierende Vokalstil Odishas als eigenstandiger klassischer Stil Odissi Musik Die Solosanger werden ausser vom Borduninstrument tanpura melodisch von einem Harmonium und haufig von einer Violine begleitet Charakteristisch fur die Odissi Musik ist die rhythmische Begleitung durch eine Doppelkonustrommel mardala schlanker als die sudindische maddale Zimbeln markieren den Takt 25 Allgemein werden die bei Meditationsubungen und religiosen Gesangen verwendeten Zimbeln haufig karatalas genannt Literatur BearbeitenBigamudre Chaitanya Deva Musical Instruments of India Their History and Development Firma KLM Private Limited Kalkutta 1978 Alastair Dick Kartal In Laurence Libin Hrsg The Grove Dictionary of Musical Instruments Bd 3 Oxford University Press Oxford New York 2014 S 116Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kartal Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien David Courtney Kartal chandrakantha com Daevo Khan and Khartal Einfuhrung eines Manganiyar Musikers aus Rajasthan auf YouTube Castagnette Kartal nomade du Rajasthan auf YouTubeEinzelnachweise Bearbeiten Norbert Beyer Indien VIII Musikinstrumente In Ludwig Finscher Hrsg Die Musik in Geschichte und Gegenwart Sachteil 4 Barenreiter Kassel 1996 Sp 744 Bigamudre Chaitanya Deva 1978 S 54f Bigamudre Chaitanya Deva 1978 S 59 Curt Sachs The History of Musical Instruments W W Norton amp Co New York 1940 S 71 Alastair Dick 2014 S 116 Bigamudre Chaitanya Deva 1978 S 56 Curt Sachs 1940 S 69 Walter Kaufmann Altindien Musikgeschichte in Bildern Band II Musik des Altertums Lieferung 8 Deutscher Verlag fur Musik Leipzig 1981 S 31 40 Kathi Nacha orissa oriyaonline com Dandya Raas of Gujarat auf YouTube David B Reck Musical Instruments Southern Area In Alison Arnold Hrsg Garland Encyclopedia of World Music Band 5 South Asia The Indian Subcontinent Routledge London 1999 S 367f The Manganiyar Musicians mamekhan com Nazir A Jairazbhoy Music in Western Rajasthan Stability and Change In Yearbook of the International Folk Music Council Bd 9 1977 S 50 66 hier S 55 Albert A Stanley Catalogue of the Stearns Collection of Musical Instruments The University of Michigan Ann Arbor 2 Auflage 1921 Position 66 auf S 63 bei Internet Archive Sibyl Marcuse Musical Instruments A Comprehensive Dictionary A complete autoritative encyclopedia of instruments throughout the world Country Life Limited London 1966 S 285f Herbert Arthur Popley The Music of India Association Press Kalkutta 1921 S 124 bei Internet Archive Herbert Arthur Popley 1921 S 123f David B Reck Musical Instruments Southern Area In Alison Arnold Hrsg Garland Encyclopedia of World Music Band 5 South Asia The Indian Subcontinent Routledge London 1999 S 364 Allyn Miner Musical Instruments Northern Area In Alison Arnold Hrsg Garland Encyclopedia of World Music Band 5 South Asia The Indian Subcontinent Routledge London 1999 S 347 Kabir Das Sant play Ektara and Khartal auf YouTube Gajathri Rajapur Kassebaum Peter J Claus Karnataka In Alison Arnold Hrsg Garland Encyclopedia of World Music Band 5 South Asia The Indian Subcontinent Routledge London 1999 S 389 Dilip Ranjan Barthakur The Music and Musical Instruments of North Eastern India Mittal Publications Neu Delhi 2003 S 107 Jahnovi Brahma Tribeni Mandal P Gajurel B Singh P Rethy Traditional knowledge of musical instruments used by the Bodo tribes of Northeast India BTC Assam In International Journal of Scientific and 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