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Toka auch toka tokka taka thorka assamesisch টক ist eine gabelformige Bambusklapper die im nordostindischen Bundesstaat Assam zur rhythmischen Begleitung von Volksliedern und Tanzen bei religiosen Festen verwendet wird Mit einer Hand gehaltene und in die andere geschlagene pati toka Inhaltsverzeichnis 1 Bauform 2 Herkunft 3 Verbreitung 4 Spielweise 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBauform BearbeitenNach ihrer Lange werden drei Varianten des mit Schlaggabel oder Spaltrohr umschriebenen einfachen Idiophons unterschieden die alle aus einem dicken Bambusrohr bestehen Die kleinere pati toka oder haat toka Hand toka ist ein 30 bis 90 Zentimeter langes Bambusrohr das von einem Ende langs in der Mitte bis kurz vor den Fruchtknoten am anderen Ende aufgeschlitzt wurde Das etwa zehn Zentimeter hinter dem Fruchtknoten abgeschnittene feste Ende des Rohrs dient als Handgriff Damit die aufgetrennten Halften mit grosserer Beweglichkeit schwingen und gegeneinander geschlagen werden konnen sind sie ab dem Fruchtknoten ungefahr bis zu einem Drittel ihrer Lange zu einem schmalen Streifen eingeschnitten Der Spieler halt die toka mit einer Hand an einer eingeschnittenen Stelle und schlagt die beiden freien Enden in die andere Handflache oder er halt das Rohr am unteren Ende und schuttelt es sodass die frei schwingenden Gabelenden schnell gegeneinander schlagen und ein Gerausch wie bei einer Rassel ergeben Bei den Bodo Sprechern in Assam heisst diese Klapper thorka 1 Die wesentlich grossere bor toka oder maati toka Boden toka wird aus einem Bambusrohr mit drei Internodien angefertigt Der stehende Musiker stellt die etwa Mannshohe erreichende toka senkrecht vor sich auf den Boden In manchen Regionen von Assam kommt eine 13 Internodien lange Bambusklapper vor die von mehreren Spielern bedient wird Die funf oder mehr Meter lange geschlitzte Bambusstange wird bei festlichen Anlassen waagrecht zwischen zwei Holzstutzen positioniert 2 Ein anderes Perkussionsinstrument aus Bambus heisst in Assam gintang auch jeng toka Saiten toka oder dhutong Bei der gintang werden zwischen zwei Fruchtknoten aus der Epidermis langs zwei dunne parallele Streifen als Saiten herausgeschnitten und an den Enden mit kleinen Bambusstuckchen unterlegt sodass die Saiten etwas von der Rohre abgehoben und gespannt werden Die Saitenlange wird durch Schnurwicklungen um die Rohre an beiden Enden bestimmt Das mit Stockchen auf die Saiten und wahlweise die Rohre geschlagene Instrument gehort nach der Hornbostel Sachs Systematik zu den idiochorden aus demselben Material bestehenden Bambusrohrenzithern Werden die Bambussaiten mit den Fingern verkurzt lassen sich perkussive Klange in unterschiedlichen Tonhohen erzeugen Eine ahnliche Bambusrohrenzither in Nordostindien ist die chigring bei den Garo im Bundesstaat Meghalaya in Andhra Pradesh und Oriya kommt die ronzagontam vor Sie konnen als entfernte Vorlaufer der Stabzither rudra vina aufgefasst werden 3 Bambusrohrenzithern ausserhalb der Region sind die sasando auf der Insel Roti in Indonesien und die valiha in Madagaskar Geschlitzte Bambusrohren ohne Saiten werden den Schlitztrommeln zugerechnet die in Indien vor allem in Assam vorkommen Herkunft BearbeitenDie in Nordindien weit verbreitete aus dem Sanskrit stammende Bezeichnung fur meist holzerne Klappern ist kartal Darunter werden zum einen zwei Holzstabe verstanden die vor allem von Tanzern bei Stocktanzen gegeneinander geschlagen werden Stabklappern zum anderen kurze Holzstucke die paarweise wie Kastagnetten mit einer Hand zusammengeschlagen werden Plattenklappern oder heute uberwiegend aufwendiger geformte Klappern mit Aussparungen fur den Daumen und die ubrigen Finger sowie mit eingesetzten Zimbeln die ebenfalls paarweise mit einer Hand gespielt werden Eine gabelformige Klapper aus Metall ist die chimta im Nordwesten Indiens und in Pakistan Die ursprunglichste rhythmische Lautausserung sind Handeklatschen Fussstampfen und andere Korperaktionen Im altindischen Shukla Yajurveda Weisses Yajurveda werden Handeklatscher panighna als eigene Abteilung von Musikern in einem grossen Orchester Sanskrit talava erwahnt 4 Altindische Ensembles bestanden wie Abbildungen zeigen meist aus Musikern Sangern und Instrumentalisten Auf einem Relief aus dem Stupa von Bharhut 2 1 Jahrhundert v Chr sind beispielsweise vier Tanzerinnen zwei Musiker mit Bogenharfe vina zwei Trommler und drei Personen abgebildet die in die Hande klatschen oder Schlagstabe danda einsetzen und moglicherweise auch singen 5 Das Klatschen in die Hande ist eine bis heute gelaufige in der klassischen indischen Musik kultivierte Form um das Metrum zu markieren Handeklatschen stand vor dem Gebrauch von Idiophonen der vielleicht mit dem Schlagen von Kieselsteinen begann und Gabelklappern erscheinen insofern als einfache mechanische Verlangerung klatschender Hande 6 Die rhythmische Struktur wird in der indischen Musik allgemein tala tal talam genannt nbsp Assamesische Rahmenmaultrommel gagana aus Bambus mit Handgriff Der vielfaltige Gebrauch von Bambus ist fur Ost und Sudostasien charakteristisch darunter auch bei den Tai Volkern die deswegen mit dem Beinamen Bambus Kultur belegt werden 7 Zu den Tai gehoren die Ahom die zusammen mit anderen Tai Volkern Anfang des 13 Jahrhunderts aus dem Suden Chinas nach Assam kamen und diese Region bis Anfang des 18 Jahrhunderts beherrschten Manche Bambuspflanzen wurden von assamesischen Vishnuiten zur religiosen Verehrung gepflanzt 8 Neben Haushaltsgegenstanden werden in Assam zahlreiche Musikinstrumente Idiophone und Blasinstrumente aus Bambus hergestellt Die Klappern kartal bestehen in Assam aus gespaltenen Segmenten eines Bambusrohrs Gagana gogona ist die assamesische Rahmenmaultrommel aus Bambus die leiser als die sudindische metallene Bugelmautrommel morsing klingt Bambusfloten bahi kommen als Querfloten ansonsten in Nordindien bansuri bansi muruli und als in Indien seltene Langsfloten vor 9 Ein zu den Zupftrommeln gehorendes assamesisches Musikinstrument mit einem gabelformig geschlitzten Bambusstab heisst lao tokari Verbreitung Bearbeiten nbsp Die bungkaka kommt im Norden der philippinischen Insel Luzon vor Bei Schlaggabeln wird das Pflanzenrohr an einem Ende in zwei Teile geschlitzt Bambusschlaggabeln gehoren zur altmalaiischen Musikkultur und kamen oder kommen in vielen Regionen des Malaiischen Archipels und in Polynesien vor Bei den Toraja im Suden von Sulawesi gilt die Bambusschlaggabel rere als heilig und geistervertreibend Frauen fuhren einen Tanz auf bei dem sie die rere die Bambuslangsflote suling die gestrichene Spiesslaute arabebu entspricht der rebab und gelegentlich die aus einem Reishalm gefertigte Pfeife lele o spielen 10 Bei den Kalinga einer zu den Igorot gezahlten indigenen Volksgruppe auf der nordphilippinischen Insel Luzon ist die Bambusschlaggabel ballingbing 11 neben der Bambusrohrenzither kolitong den Stampfrohren tongatong und der Rahmenmaultrommel kulibaw mit der genggong verwandt eines der aus einer dickwandigen Bambusart hergestellten Musikinstrumente Andere Igorot Gruppen bezeichnen ihre Bambusschlaggabeln als bilbil bungkaka pahinghing patuaw oder pakkung Hans Fischer erwahnt ferner in seiner 1958 veroffentlichten Dissertation eine 50 Zentimeter lange Bambusschlaggabel mit zwei Zungen auf der sudlich von Neuguinea gelegenen Murray Insel 12 Daneben kommen Schlagrute oder Pritsche genannte Einhandklappern vor die aus einem kurzen Rohrstuck am Internodium als Handgriff und einem langeren in drei oder viele kleine Streifen aufgetrennten Abschnitt bestehen Diese werden geschuttelt Rassel oder aufgeschlagen Aufschlagrohre Schlagruten sind vereinzelt von Indonesien und Kalifornien belegt 13 am bekanntesten ist die paarweise verwendete Bambusschlagrute pu ili auf Hawaii Zwei unterschiedlich lange mehrfach geschlitzte Bambussegmente werden bei der pu ili geschuttelt oder gegen den Korper geschlagen 14 Auf dem Balkan wurden nach Beschreibungen aus den 1960er Jahren besenformig aufgeschlitzte frische Maisstangel als Kinderspielzeug zur Gerauschproduktion verwendet Ein solcher Maisstangel heisst in Slowenien pokalica odet klepetec kleine Klapper Letzterer Name ist mit klepetalo verwandt wie eine in drei Gabelstreifen geschlitzte Pflanzenrohre in Bosnien und Herzegowina genannt wird Fur eine solche dreigeteilte Schlaggabel aus einem Maisstangel sind vereinzelte Belege aus der Turkei bekannt wo das Kinderspielzeug saksak heisst 15 Der italienische Jesuit und Naturforscher Filippo Bonanni bildet 1723 in seinem Werk Gabinetto armonico pieno d instrumenti sonori Schaukasten der Musikinstrumente eine aus drei Holzstreifen bestehende Klapper ab die an einem runden Holzgriff gehalten und wie eine Stielhandglocke bewegt wird Er nennt dieses Instrument bei dem die beiden beweglichen Seitenteile gegen die starre Achse in der Mitte schlagen crotalo del mendico Klapper der Bettler 16 Offenbar machten in Italien damit Bettler auf sich aufmerksam Spielweise BearbeitenDie toka wurde vermutlich ursprunglich nicht zum Musizieren sondern als Larminstrument zur Elefantenjagd eingesetzt Eine ebensolche Bambusklapper diente in Karnataka bei der Elefantenjagd khedda Eine Gruppe von Mannern umkreiste Klapper schlagend den mutmasslichen Aufenthaltsort der Tiere die letztlich in eine Falle getrieben wurden 17 Als Rhythmusinstrument begleitet die toka Lieder und Tanze Viele Gesangsstile und Tanze gehoren zum assamesisch hinduistischen Festkalender in den indische und aus Sudchina stammende Traditionen eingeflossen sind Bohag Bihu ist ein von allen Bevolkerungsgruppen Mitte April gefeiertes Fruhlingsfest in kultureller Beziehung und zeitgleich mit Songkran in Thailand 18 das aus einem alten Fruchtbarkeitskult in die hinduistische Tradition ubernommen wurde Junge Frauen und Manner fuhren bei dem mehrere Tage und Nachte dauernden Fest einen besonderen Bihu Reigentanz auf der hauptsachlich von der Fasstrommel dhol durum oder der Doppelkonustrommel khol und dem Buffelhorn pepa begleitet wird Weitere Musikinstrumente die nicht unbedingt zur selben Zeit bei Bihu Tanzen verwendet werden sind unter anderem toka die Bambusmaultrommel gagana und das Paarbecken bartal bihutal 19 Trommeln Buffelhorner und Bambusklappern sind bei den Auffuhrungen im Freien weithin zu horen 20 Literatur BearbeitenDilip Ranjan Barthakur The Music and Musical Instruments of North Eastern India Mittal Publications Neu Delhi 2003 Bigamudre Chaitanya Deva Musical Instruments of India Their History and Development Firma KLM Private Limited Kalkutta 1978 S 59f Ṭoka In Laurence Libin Hrsg The Grove Dictionary of Musical Instruments Bd 5 Oxford University Press Oxford New York 2014 S 27Weblinks BearbeitenBodo tribe Musical instrument Thorka of Assam India auf YouTube Vorfuhrung einer thorka bei den Bodo Asamese bihu dance bamboo dance auf YouTube Zwei Madchen hupfen beim Bihu Fest zwischen rhythmisch zusammengeschlagenen Bambushalbstangen begleitet von Trommeln Einzelnachweise Bearbeiten Roger Blench A guide to the musical instruments of NE India classification distribution history and vernacular names Draft Dezember 2011 Abb einer thorka Foto 26 auf S 17 Sivasagar Bihu 2013 Longest Toka Pepa Rongpur Festival Youtube Video Bigamudre Chaitanya Deva Musical Instruments National Book Trust Neu Delhi 1977 S 71 Heinrich Zimmer Altindisches Leben Die Cultur der vedischen Arier nach den Samḣita Weidmannsche Buchhandlung Berlin 1879 S 290 bei Internet Archive Walter Kaufmann Altindien Musikgeschichte in Bildern Band II Musik des Altertums Lieferung 8 Hrsg Werner Bachmann VEB Deutscher Verlag fur Musik Leipzig 1981 S 28 42 Bigamudre Chaitanya Deva Musical Instruments National Book Trust Neu Delhi 1977 S 15 18 G K Gosh Bamboo The Wonderful Grass A P H Publishing Corporation Neu Delhi 2008 S 192 Praphulladatta Goswami Hindu and Tribal Folklore in Assam In Asian Folklore Studies Bd 26 Nr 1 1967 S 19 27 hier S 24 Dilip Ranjan Barthakur 2003 S 117f Paul Collaer Sudostasien Musikgeschichte in Bildern Band 1 Musikethnologie Lieferung 3 Deutscher Verlag fur Musik Leipzig 1979 S 138 Ballingbing Musical Bamboo Instruments Hans Fischer Schallgerate in Ozeanien Bau und Spieltechnik Verbreitung und Funktion Strassburg 1958 Nachdruck Valentin Koerner Baden Baden 1974 S 92 Hans Fischer Polynesische Musikinstrumente Innerpolynesische Gliederung ausserpolynesische Parallelen In Zeitschrift fur Ethnologie Band 86 Heft 2 1961 S 282 302 hier S 288 Pu ili In Sibyl Marcuse Musical Instruments A Comprehensive Dictionary A complete autoritative encyclopedia of instruments throughout the world Country Life Limited London 1966 S 423 Laurence Picken Folk Musical Instruments of Turkey Oxford University Press London 1975 S 41 43 Filippo Bonanni Gabinetto armonico pieno d instrumenti sonori Placho Rom 1723 Abbildung crotalo del mendico Bigamudre Chaitanya Deva 1978 S 59f Yasmin Saikia Religion Nostalgia and Memory Making an Ancient and Recent Tai Ahom Identity in Assam and Thailand In The Journal of Asian Studies Bd 65 Nr 1 Februar 2006 S 33 60 hier S 47 Dilip Ranjan Barthakur 2003 S 44 Hem Barua The Bihu Festival In Indian Literature Bd 16 Nr 3 4 Juli Dezember 1973 S 35 43 hier S 35 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Toka Klapper amp oldid 217359958