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Gintang assamesisch regional auch jintang dhutong jeng toka badung dunga dhup talow ist eine mit Stockchen geschlagene idiochorde Bambusrohrenzither im nordostindischen Bundesstaat Assam die als Perkussionsinstrument zur Begleitung von Liedern und Tanzen eingesetzt wird Inhaltsverzeichnis 1 Bauform und Spielweise 2 Herkunft und Verbreitung 3 Literatur 4 EinzelnachweiseBauform und Spielweise BearbeitenDie gintang besteht aus einem etwa einen halben Meter langen dicken Bambusabschnitt Internodium der knapp hinter den Knoten abgeschnitten wurde Eine gintang aus dem 19 Jahrhundert die zuerst in die Sammlung von Francis W Galpin kam und sich heute im Museum of Fine Arts Boston befindet ist 55 3 Zentimeter lang bei einem Durchmesser von 6 3 Zentimetern 1 Die Knoten verschliessen die Rohre an beiden Enden 2 Eine als dhup talow bezeichnete Bambusrohrenzither hat einen Durchmesser von 4 Zentimetern und ist dagegen an einem Ende offen 3 Die beiden Saiten sind idiochord aus demselben Material wie der Saitentrager bestehend sie werden als dunne Langsstreifen aus der oberen Schicht des Bambusrohrs herausgeschnitten und bleiben an den Enden mit dem Rohr verbunden Unter den Saiten wird das Bambusrohr zu einer geraden Flache verjungt An beiden Enden untergeschobene Holzchen oder Bambusstucke bringt die Saiten in einen parallelen Abstand zum Saitentrager Durch Verschieben der Holzchen kann die Spannung der Saiten variiert werden Etwas ausserhalb der Mitte ist unter den Saiten ein rechteckiges Schallloch ausgeschnitten Ein weiteres flaches Holzstuck ist uber dieser Offnung zwischen die Saiten geklemmt oder dort daneben unter sie geschoben Dadurch lassen sich beim Anschlagen der Saiten mit einem dunnen Stock vier unterschiedliche Tonhohen hervorbringen Der Name jeng toka Saiten toka dient in Assam zur Abgrenzung von der toka genannten gabelformigen Bambusklapper 4 Der sitzende Spieler fixiert die gintang am unteren Ende zwischen seinen Knien und legt sie seitlich vom Hals gegen eine Schulter schrag geneigt vor sich und schlagt die Saiten beidhandig mit je einem Bambusstreifen Die Saiten bringen helle Tone mit wenig Nachhall hervor Sie konnen zur Dampfung mit einer Hand niedergedruckt und mit dem Stock in der anderen Hand geschlagen werden Einseitig offene Bambusrohren werden mit dem offenen Ende mehr oder weniger stark gegen den Oberkorper gedruckt um so den Klang zu verandern Auf ahnliche Weise offnet und schliesst ein Musikbogenspieler mit seinem Oberkorper den Resonator zur Klangmodulation Herkunft und Verbreitung Bearbeiten nbsp Einsaitige idiochorde Bambusrohrenzither guntang aus Bali Tropenmuseum Amsterdam vor 1939 Die guntang wird zur rhythmischen Punktierung im balinesischen gamelan gambuh und in der Musik von Lombok zusammen mit der Flote suling gespielt Der ausserste Nordosten Indiens nimmt musikalisch eine Sonderstellung ein weil sich hier viele Traditionen finden die ansonsten fur Sudostasien typisch sind Dennoch sind idiochorde Bambusrohrenzithern nicht nur in der Region und in Sudostasien sondern auch in Zentralindien bekannt Die zu den Scheduled Tribes gehorenden Hill Reddis im zentralindischen Bundesstaat Andhra Pradesh spielen die Bambusrohrenzither ronza gontam die als bhuyabaja bei den Gond 5 und unter anderen Namen auch in Oriya vorkommt Wilfrid Grigson 1938 nennt die Gond Namen pak dol oder veddur dol Bambus Trommel zur Unterscheidung von der holzernen zweifelligen Rohrentrommel birya dol fur eine dicke Bambusrohre mit drei idiochorden Saiten Die Saiten des flach auf dem Boden liegenden Bambusinternodiums werden mit Stockchen geschlagen 6 Zu den Bambusrohrenzithern in Nordostindien gehort die chigring der Garo im Bundesstaat Meghalaya die wie die gintang ein Schallloch in der Mitte hat Zwei andere Bambusrohrenzithern die mit Stockchen geschlagen werden sind die tutum dar bei den Mizo im Bundesstaat Mizoram und singphong oder sing diengphong bei den Khasi im indischen Bundesstaat Meghalaya Die Rohrenzither der zu den Arakanesen gehorenden Mog in Tripura ruht wie eine Schlitztrommel quer vor dem Spieler auf dem Boden und ist mit zwei Gurten auf einem Holzklotz fixiert 7 Auf den Malaiischen Inseln waren und sind noch zum Teil idiochorde Bambusrohrenzithern verbreitet Hervorzuheben sind die celempung auf der Insel Java nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Kastenzither und die sasando auf der indonesischen Insel Roti bei den Toba Batak in Sumatra kommt beispielsweise die tanggetong 8 und auf Borneo die tongkungon vor 9 Die 60 Zentimeter lange und 10 Zentimeter dicke tongkungon im Bundesstaat Sabah im Nordosten Borneos heisst in Sarawak satong oder satung Sie besitzt vier bis acht idiochorde Saiten 10 Vermutlich durch Kulturimport aus Sudostasien wird auf Madagaskar in Gebieten in denen Bambus gedeiht die valiha gespielt Wahrend der Musiker die vor ihm auf dem Boden liegende celempung mit Schlageln schlagt werden die ubrigen Bambuszithern ausserhalb Indiens mit den Fingernageln gezupft Mundbogen und mit einem Resonator verstarkte Musikbogen sind die einfachsten und altesten Saiteninstrumente von denen die Entwicklung zu Harfen und Leiern mit ebenfalls freien Saiten vorstellbar ist Die einfachste Form von Zithern bei denen eine oder mehrere Saiten parallel uber den Saitentrager verlaufen sind Stabzithern Sie benotigen einen separaten Resonator zur Klangverstarkung Ein verfeinertes Beispiel einer Stabzither ist die in der nordindischen klassischen Musik gespielte rudra vina 11 Bei Rohrenzithern dient der Saitentrager zugleich zur Klangverstarkung In ihnen sieht Bigamudre Chaitanya Deva 1978 die Urform zumindest der indischen Zithern 12 Stabzithern die heute in der indischen Musik nur noch selten vorkommen tauchen in Indien zuerst im 5 Jahrhundert auf Wandmalereien in den buddhistischen Hohlen von Ajanta auf 13 Von diesen fruhesten abgebildeten Stabzithern deren primitive Entwicklungsstufe der gintang und anderen Rohrenzithern entspricht blieb lediglich in einem Ruckzugsgebiet in Odisha die einsaitige tuila erhalten 14 Aus der einfachen Bambusrohrenzither entwickelten sich die fur Nordostindien spezifischen idiochorden Bambusflosszithern die fur Indien untypisch sind Flosszithern kommen ansonsten in Afrika vor Mehrere dunne Bambusrohre liegen durch Querstabe an beiden Enden fixiert nebeneinander Weitere Querstabe sind unter die ausgeschnittenen Bambussaiten geschoben Ausser der dendung in Assam ist in Meghalaya bei den Garo die dymphong und bei den Khasi die Flosszither dinkhrang bekannt Die Flosszithern werden wie die Rohrenzithern perkussiv mit Stockchen geschlagen Auch wenn sie nicht als eigentliche Melodieinstrumente dienen werden die Saiten auf bestimmte Tonhohen gestimmt 15 Bambusrohrenzithern gelten des Weiteren als Vorbild fur andere mit Stockchen geschlagene Saiteninstrumente Hierzu gehort die sudindische Langhalslaute gettuvadyam mit zwei Doppelsaiten aus Stahl Der Musiker schlagt mit einem Bambusstab die Saiten und verkurzt sie mit einem weiteren Stab in der anderen Hand Die gettuvadyam wird als rhythmische Begleitung fur Borduntone oder fur kurze Tonfolgen eingesetzt 16 Formahnlich aber wesentlich ausgereifter ist die sudindische Langhalslaute gottuvadyam Eine alternative englische Bezeichnung fur Bambusrohrenzithern bamboo tube zither ist string drum Saiten Trommel wobei auf Form und Spielweise einer Schlitztrommel Bezug genommen wird Ausserhalb der Region mit Stockchen geschlagene Saiteninstrumente sind das ungarische utogardon eine Kastenhalslaute die im Deutschen auch Schlagcello genannt wird und die txuntxun der Basken sudlich der Pyrenaen Die txuntxun ist eine Brettzither welche der sitzende Musiker senkrecht vor dem Oberkorper halt und mit einem Stockchen in der rechten Hand schlagt wahrend er mit der linken Hand eine Eintonflote spielt 17 Ebenso wird nordlich der Pyrenaen in Okzitanien das ahnliche tambourin de Bearn verwendet Solche Saitentrommeln in der Art von Bordunzithern sind im europaischen Mittelalter seit dem 14 Jahrhundert aus Abbildungen uberliefert 18 und sind ein Vorlaufer der Hackbretter Literatur BearbeitenDilip Ranjan Barthakur The Music and Musical Instruments of North Eastern India Mittal Publications Neu Delhi 2003 Roger Blench Musical instruments of Northeast India Classification distribution history and vernacular names Cambridge Dezember 2011 Bigamudre Chaitanya Deva Musical Instruments of India Their History and Development Firma KLM Private Limited Kalkutta 1978 S 59f Alastair Dick Gintang In Laurence Libin Hrsg The Grove Dictionary of Musical Instruments Bd 2 Oxford University Press Oxford New York 2014 S 431Einzelnachweise Bearbeiten Zither gintang and mallet Museum of Fine Arts Boston Abbildung Alastair Dick 2014 S 431 Dilip Ranjan Barthakur 2003 S 134 Toka The Bamboo Slapstick amp Dhutong Memento vom 28 Marz 2017 im Internet Archive anvesha co in toka en Genevieve Dournon Bhuyabaja In Grove Music Online 13 Januar 2015 Wilfrid Vernon Grigson Maria Gonds Of Bastar Oxford University Press London 1938 S 182 Roger Blench 2011 S 26f Tanggetong Ethnologisches Museum Staatliche Museen zu Berlin Abbildung Vgl Tube zither In Sibyl Marcuse Musical Instruments A Comprehensive Dictionary A complete autoritative encyclopedia of instruments throughout the world Country Life Limited London 1966 S 547f mit uber 90 Namensverweisen meist zu sudostasiatischen Bambusrohrenzithern Patricia Matusky Tongkungon In Laurence Libin Hrsg The Grove Dictionary of Musical Instruments Band 5 Oxford University Press Oxford New York 2014 S 32 Louise Wrazen The Early History of the Viṇa and Bin in South and Southeast Asia In Asian Music Band 18 Nr 1 Herbst Winter 1986 S 35 55 hier S 38 Bigamudre Chaitanya Deva 1978 S 128f Monika Zin Die altindischen viṇas In Ellen Hickmann Ricardo Eichmann Hrsg Studien zur Musikarchaologie IV Musikarchaologische Quellengruppen Bodenurkunden mundliche Uberlieferung Aufzeichnung Vortrage des 3 Symposiums der Internationalen Studiengruppe Musikarchaologie im Kloster Michaelstein 9 16 Juni 2002 S 321 362 hier S 333 Bigamudre Chaitanya Deva Musical Instruments National Book Trust Neu Delhi 1977 S 88 Roger Blench 2011 S 26f Bigamudre Chaitanya Deva 1978 S 149f donimustecum es Flauta Memento vom 12 Juni 2013 im Internet Archive Abbildung und Horprobe Sibyl Marcuse A Survey of Musical Instruments Harper amp Row New York 1975 S 200 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gintang amp oldid 233697408