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Pungi Hindi Schreibvarianten pugi ponga pongi auch bin mahudi Tamil magudi ist ein Einfachrohrblattinstrument mit zwei Blasrohren und Windkapsel in Indien Die pungi ist vor allem als Hilfsmittel der Schlangenbeschworer bekannt In der indischen Volksmusik wird sie gelegentlich als Borduninstrument verwendet Schlangenbeschworer in Delhi Die dicken Backen sind ein Hinweis auf den konstanten Blasdruck bei Zirkularatmung Inhaltsverzeichnis 1 Bauform und Spielweise 2 Herkunft und Verbreitung 3 Varianten in Indien 4 Literatur 5 Diskografie 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBauform und Spielweise BearbeitenDas 30 bis 60 Zentimeter lange Blasinstrument besteht aus zwei etwa gleich langen Teilen Ein getrockneter Flaschenkurbis oder seltener eine Kokosnussschale bilden eine Windkapsel Durch ein Loch im schlanken Ende der Kalebasse wird die Atemluft gleichmassig auf zwei dunne Bambus oder Schilfrohren jivala abgegeben die am gegenuberliegenden bauchigen Ende durch ein weiteres Loch in die Kalebasse hinein geschoben sind Die Spielrohren werden zunachst in Form geschnitten dann zusammen mit Reis in Wasser gekocht mit Kokosnussol eingerieben und schliesslich an der Sonne getrocknet 1 Die beiden seitlich zusammen geklebten oder gebundenen zylindrischen Pfeifenrohren werden nun an der Windkapsel mit Bienenwachs befestigt und abgedichtet Der Ton wird durch eine Zunge erzeugt die am oberen Ende des Schallrohrs durch einen halbovalen Schnitt der Lange nach aus der Rohrenwand freigelegt worden ist Damit entsteht ein integriertes idioglottes Rohrblatt Bei manchen Instrumenten befinden sich die Zungen an Rohrchen mit kleinerem Durchmesser die in die oberen Enden der Schallrohren hineingesteckt wurden und also nicht integriert sind Die Rohrblatter sind im Inneren der Windkapsel verborgen Anstelle eines langen Kalebassenhalses kann auch ein gedrechseltes holzernes Mundstuck angesetzt sein Eine Windkapsel aus einer Kokosnuss benotigt in jedem Fall ein Holzmundstuck nbsp Kurze pungi mit sieben Grifflochern und einer Kokosnuss als WindkapselDie Zunge regelt als Ventil nur den Luftstrom die Tonhohe wird durch die Lange der Pfeifenrohre bestimmt Die Bezeichnung als Flote ist aufgrund der unterschiedlichen Tonerzeugung beider Instrumententypen unzutreffend In das rechte Rohr der pungi sind in der Regel sechs seltener bis zu neun Locher gebohrt oder eingebrannt die linke Rohre hat nur ein bis zwei mit Wachs verstopfte Locher an der Unterseite Der Spieler bedient mit der rechten Hand die Grifflocher und produziert die Melodie wahrend die linke Pfeife einen konstanten tiefen Bordunton dazu liefert Wird das Loch der Bordunpfeife offen gelassen entsteht ein um eine Sekunde hoherer Grundton Pungi werden grundsatzlich auf die Haupttone svaras des sudindischen Raga Punnagavarali gestimmt einer Abwandlung des Raga Hanumatodi der aus dem 8 Jahrhundert stammt und einer der grundlegenden Ragas der sudindischen Klassifizierung in melas ist 2 Wie bei der indischen Oboe shehnai und anderen Rohrblattinstrumenten wird Zirkularatmung praktiziert Nur gleichmassiges kraftiges Blasen lasst den typischen nasalen und scharfen Klang entstehen der nicht beeinflusst werden kann und der allein die tauben Schlangen unbeeindruckt lasst Herkunft und Verbreitung BearbeitenDoppelklarinetten mit ahnlicher Zunge wurden in agyptischen Grabern des 1 Jahrhunderts v Chr gefunden Bei der altagyptischen Klarinette as it fehlt die kunstliche Windkapsel ebenso bei ihren in Nordafrika und dem Nahen Osten verbreiteten Nachfolgern den Doppelrohrblasinstrumenten arghul zummara und mashura Diese gehoren bautechnisch zu den einfachsten aber am schwierigsten zu spielenden Klarinetten da die Windkapsel durch die Mundhohle gebildet werden muss Eine vergleichbare schlanke Bambusklarinette mit Doppelrohr in Bengalen heisst murali Hindi und Sanskrit murali oder murli bezeichnet Flote allgemein 3 Die pungi stellt diesen Instrumenten gegenuber eine Weiterentwicklung dar Die Windkapsel verstarkt den Ton sie speichert und regelt aber nicht den Luftstrom was im Mundraum geschehen muss Aus dem Wunsch den Blasdruck gleichmassiger aufrecht halten zu konnen wurde konsequent die Windkapsel aus festem Material durch einen flexiblen Ledersack ersetzt Dieser Dudelsack hat seinen Ursprung im antiken Mittelmeerraum 4 Die sudindische Variante shruti upanga aus einem Ziegenledersack einem kurzen Anblasrohr und einer Pfeife mit Einfachrohrblatt und Seitenlochern gibt nur einen Bordunton wahrend die nordindische Sackpfeife mashak oder mashq Sanskrit nagabaddha ein Melodieinstrument aber wie die sudostasiatischen Varianten hochst selten geworden ist 5 Die indische Sackpfeife wurde von den britischen Kolonialherren im 19 Jahrhundert zur Unterscheidung von den ins Land gebrachten eigenen Sackpfeifen pungi genannt Sie wurde bei Hochzeitsfeiern und ahnlichen frohlichen Anlassen geblasen 6 Eine Variante des schottischen Dudelsacks heisst mashak baja baja bedeutet allgemein Musikinstrument besonders Harmonium und wird im nordindischen Bundesstaat Uttarakhand zur Unterhaltung bei festlichen Anlassen zusammen mit der grossen Fasstrommel dhol und der kleinen Kesseltrommel damau gespielt Wegen der Windkapseln konnen pungi dem ausseren Anschein nach fur eine Vorform einfacher asiatischer Mundorgeln wie der in Laos gespielten khaen gehalten werden Primitive Kalebassen Mundorgeln in Nordostindien mit sechs Pfeifen in zwei Gruppen werden khung oder rusem genannt Das Funktionsprinzip der Zungen dieser Kalebasseninstrumente also die Tonerzeugung und daraus folgend die Spielweise sind jedoch vollig verschieden Die Mundorgel rasem bestehend aus einem Flaschenkurbis mit einem Anblasrohr und sieben Spielpfeifen ist aus dem nordostindischen Bundesstaat Tripura bekannt 7 Varianten in Indien Bearbeiten nbsp Schlangenbeschworer in JaipurDer Instrumententyp kommt in Sudasien nicht nur bei Schlangenbeschworern sondern auch in der traditionellen Tanzmusik und bei Prozessionen als Melodie und Borduninstrument shruti zum Einsatz in letztem Fall mit nur einem Spielrohr Der Name pungi oder pangra wird von Hindi ponga hohl folglich Rohre oder Pfeife abgeleitet und ist in Nordindien gelaufig in Panjabi auch die Bezeichnung binjogi bin des Magiers Nagbin bedeutet Schlangen bin Die Schlangenbeschworer selbst werden ebenfalls pungi genannt Auf Sanskrit hiess ein fruheres Instrument tiktiri Das Wort bin ist abgeleitet von Sanskrit vina eine alte Sammelbezeichnung fur Saiteninstrumente teilweise fur Musikinstrumente allgemein Die nordindischen Namen tumba tumbi und tomra bedeuten Kalebasse Tumbi ist ansonsten der in Uttar Pradesh gebrauchliche Name fur die Kalebassenzupftrommel ektara In Bengalen taucht der Name sapurer basi Schlangenbeschworerpfeife auf Die Gesellschaftsgruppen der Schlangenbeschworer heissen allgemein Garudi in Nordindien auch Sapera Die regionale Bezeichnung fur das Schlangenbeschworerinstrument in Gujarat ist mahudi In landlichen Gegenden von Gujarat und beim Volk der Warli in Maharashtra heisst ein ahnliches Blasinstrument mit Schalltrichter tarpu tarpo 8 oder ghonga Bei Feiern zur Reisernte treten dort abends hunderte von Tarpu Spielern im Kreis der tanzenden Dorfbevolkerung auf 9 Andere Bezeichnungen abhangig von der Grosse der Instrumente sind khongada und dobru In Rajasthan werden Volkstanze aufgefuhrt die von den Kasten der Kalbelia und Jogi mit Gesang und auf einer pungi und Perkussionsinstrumenten wie der dhol oder einem thali metallener Essteller begleitet werden Frauen der Kalbelia in bunten Schlangen darstellenden Kostumen imitieren in ihren Tanzen deren Bewegungen Die Musiker der Gruppe Dhoad sind durch Konzerte auch in Europa bekannt geworden 10 Schlangenbeschworer haben ihren grossen Auftritt beim jahrlichen Hindufestival Naga Panchami das nahezu im ganzen Land anlasslich des Sieges von Krishna uber die Schlange Kaliya gefeiert wird Schlangen gelten als Symbol von Lebensenergie und Wachstum In den Tempeln wird vor Abbildungen der kosmischen Schlange Vasuki Milch und Reis geopfert die mit ihren Kobras in geflochtenen Korben umherziehenden Schlangenbeschworer betteln um Almosen und Kleidung Mitglieder der hinduistischen Sekte der Kanphate ziehen als Bettler umher Sie sind Shiva Anhanger als Anhanger des Nath Kults heissen sie Nanpathi und wegen ihrer mit einem Metallring gepiercten Ohren Kanphate geschlitzte Ohren Einige betteln und halten sich Affen oder Schlangen Sie spielen pungi und essen nicht bevor sie nicht die pungi geblasen haben 11 Die sudindische magudi ist etwas kleiner als das nordindische Instrument Zum sudindischen Volkstanztheater Yakshagana in Karnataka gehorte ab dem 17 Jahrhundert eine Musikbegleitung bestehend aus zwei Trommeln maddale und chande einer pungi als Borduninstrument und einem Sanger Im Norden dieses Bundesstaates werden andere Gottergeschichten zumeist aus dem Mahabharata als Puppentheater aufgefuhrt und mit der Fasstrommel mridangam Handzimbeln manjira otta Borduninstrument eine nadaswaram ohne Grifflocher Harmonium und pungi begleitet 12 Nur den Namen hat die sudindische nadaswaram auch nagaswaram von der mythologischen Schlange Naga als Doppelrohrblattinstrument ist sie wie die nordindische shehnai mit der schlangenbeschworenden pungi nicht verwandt In Tamil Nadu ist die Doppelklarinette als makuti oder pambatti kuzhal bekannt 13 Literatur BearbeitenAlison Arnold Hrsg South Asia The Indian Subcontinent Garland New York 2000 The Garland Encyclopedia of World Music Band 5 S 345 Charles Russell Day The Music and Musical Instruments of Southern India and the Deccan London New York 1891 S 104 145 Farbtafel XIV Archive org B Chaitanya Deva Musical Instruments National Book Trust India Neu Delhi 1977 S 63 65 Alastair Dick Pungi In Stanley Sadie Hrsg The New Grove Dictionary of Music and Musicians Band 20 Macmillan Publishers London 2001 S 600Diskografie BearbeitenDhoad Gypsies The Dhoad Gypsies from Rajasthan ARC CD 2005 Jodha Sapera Snake Charmers of North India Canyon CD 2000 Iqbal Jogi and Party Authentic Music of the Snake Charmers of India Legacy International CD 1994Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Pungi Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien David Courtney Pungi or Been chandrakantha com Pungi Bin or Snake Charmer World instrument gallery Pungi Rhythm of Rajasthan Rajasthan Folk Music Dance Culture Youtube Video Pungi und Rohrentrommel dholak Einzelnachweise Bearbeiten Richard Emmert u a Hrsg Dance and Music in South Asian Drama Chhau Mahakali pyakhan and Yakshagana Report of Asian Traditional Performing Arts 1981 Academia Music Ltd Tokyo 1983 S 189 Punnagavarali Memento vom 26 Januar 2013 im Webarchiv archive today archive is von indiamusicinfo ebenso bei C R Day Curt Sachs Die Musikinstrumente Indiens und Indonesiens Georg Reimer Verlag Berlin 1915 S 157 Frank J Timoney The Concise History of the Bagpipe Rome and the Ancient World Curt Sachs Die Musikinstrumente Indiens und Indonesiens 2 Auflage Georg Reimer Berlin 1923 S 159 John H Harriot To the Secretary of the Literary Society in at Benares In The Quarterly Oriental Magazine Review and Register 6 Nr 11 und 12 Kalkutta Dezember 1826 S 25 Tripura Musical Instruments of In Late Pandit Nikhil Ghosh Hrsg The Oxford Encyclopaedia of the Music of India Saṅgit Mahabharati Band 3 P Z Oxford University Press Neu Delhi 2011 S 1091 Tarpu Wind Instrument Indianetzone Norbert Beyer Indien In Ludwig Finscher Hrsg Die Musik in Geschichte und Gegenwart Sachteil 4 1996 Sp 750 f Dhoad Gypsies of Rajasthan Rajasthan Indien auf Klangkosmos in NRW Manohar Laxman Varadpande History of Indian Theatre Loka Ranga Panorama of Indian Folk Theatre Abhinav Publications Neu Delhi 1992 S 142 Reginald Massey India s Kathak Dance Past Present and Future Abhinav Publications Neu Delhi 2004 S 80 Alastair Dick S 600 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pungi amp oldid 222125293