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Als biologische Invasion bezeichnet man allgemein die durch Menschen verursachte Ausbreitung einer gebietsfremden Art in einem Gebiet in dem sie ursprunglich nicht heimisch war 1 Der Nordamerikanische Waschbar zahlt in Europa zu den NeozoenInvasiv im Sinne des Naturschutzes ist eine gebietsfremde Art deren Einbringung oder Ausbreitung die Biodiversitat und die damit verbundenen Okosystemdienstleistungen gefahrdet oder nachteilig beeinflusst 2 letzteres schliesst okonomische z B Schadlinge oder gesundheitliche Gefahren ein 3 Ingo Kowarik nennt nichteinheimische Organismen Neobiota unterschieden nach solchen Tieren Neozoen Pflanzen Neophyten und Pilzen Neomyceten wie gebietsfremde Arten konnen mussen sie aber nicht als invasiv erkannt sein 4 Inhaltsverzeichnis 1 Begriff 2 Allgemeines 3 Verbringungswege 3 1 Beabsichtigte Verbringung 3 2 Unabsichtliche Verbringung 3 3 Zeitlicher Kontext 4 Bedingungen fur biologische Invasionen 4 1 Inselokosysteme sind besonders verwundbar 4 2 Schaden fur die Wirtschaft 5 Beispiele 5 1 Australien und Neuseeland 5 2 Chile und Argentinien Veranderung der Flora 5 3 Galapagosinseln 5 4 Mittelmeer 6 Gegenmassnahmen 6 1 Rechtspflichten 6 2 IUCN 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Film 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseBegriff BearbeitenDer Invasionsbegriff selbst ist kritisch zu sehen Eine Invasion lateinisch invadere eindringen bezeichnet das Vordringen von militarischen Formationen auf ein fremdes Terrain Dabei befinden sie sich im Krieg und handeln entsprechend Seit dem Ersten Weltkrieg wird der Begriff verbunden mit einer grossangelegten und gut organisierten Streitmacht 5 Von einer biologischen Invasion zu sprechen ist deshalb unkonkret da es sich weder um eine militarische und kriegerische Aktion handelt noch erfolgt sie seitens des Menschen intentional oder organisiert Ausserdem besitzt der Begriff der Invasion eine dezidiert negative Bedeutung Naturwissenschaftlich jedoch kann das Eindringen von Neobiotica nicht als positiv oder negativ bewertet sondern nur beschrieben werden In der Bewertung greifen in der Folge kulturelle Begrundungen als Ergebnisse der gesellschaftlichen Aushandlungsprozesse 6 Die invasiven Spezies konnen unter Umstanden die Okosysteme verandern und heimische Arten verdrangen Sie konnen die biologische Vielfalt eines Lebensraums sowohl erweitern als auch verringern 7 Ausschlaggebend fur die Einstufung eines solchen Vorgangs ist die Verbringung der Organismen in den neuen Lebensraum durch den Menschen Das naturliche Vordringen von Neobiota wird nicht als biologische Invasion betrachtet Auch das hangt allerdings von der Perspektive ab Rein okologisch betrachtet ist der Grund fur die Verbringung unerheblich 8 Biologische Invasionen sind Forschungsgegenstand der Invasionsbiologie Dieser Zweig der Biologie hat sich aus der Adventivfloristik entwickelt Als Begrunder der Invasionsbiologie gilt der britische Okologe Charles Sutherland Elton mit einer Veroffentlichung im Jahr 1958 9 Allgemeines BearbeitenWanderungen von Lebewesen gibt es seitdem sich Spezies neue Lebensraume erschliessen Diese naturlichen Migrationen gehen in einem relativ langsamen Tempo vonstatten und stossen dort an ihre Grenzen wo die Art naturliche Ausbreitungsbarrieren wie Gewasser Berge Eis Wuste oder ahnliches nicht mehr von sich aus uberwinden kann Diese naturlichen Grenzen konnen Arten allerdings unter bestimmten Bedingungen durchbrechen Beispielsweise kann mittels eines Treibholzes eine Insel erreicht und besiedelt werden oder uber einen entsprechenden Wirt das Hindernis bewaltigt werden Wichtig in dem Zusammenhang sind auch temporare Landbrucken wie die Beringstrasse welche in der letzten Kaltzeit die Besiedlung Amerikas ermoglichte Genauso fuhrte die Bildung des Isthmus von Panama zum sog Grossen Amerikanischen Faunenaustausch und zum Verschwinden von Taxa wie die Terrorvogel Diese Ausbreitungen finden ohne Einfluss des Menschen statt Bei den meisten naturlichen Wanderungen ist die Geschwindigkeit und Quantitat mit der sich die Art in dem neuen Areal verbreitet so langsam dass sich die ansassigen Arten auf die Einwanderer einstellen konnen Falls eine ansassige Art die gleiche okologische Nische besetzt wie der Einwanderer dann gelingt es oft die einwandernde Art wieder zuruckzudrangen oder die ursprungliche Art kann ihrerseits neue Lebensraume erschliessen Vom Menschen verursachte Verbringungen haben oft eine vollig andere Dimension Ihr Ausmass die Reichweite die Geschwindigkeit und Auswirkung sind deutlich weitergehend 10 So sind die Moglichkeiten die sich durch die moderne Schifffahrt oder den Flugverkehr ergeben immens Die Regelmassigkeit mit der eine Route geflogen oder gefahren wird und damit die Wahrscheinlichkeit gleiche Arten an einen bestimmten Ort zu exportieren ist ungleich hoher als die Wahrscheinlichkeit mit der zum Beispiel Vertreter gleicher Arten auf einem Treibholz auf die gleiche Insel gelangen Ebenfalls unvergleichbar ist die Quantitat mit der heute Guter und Menschen den Ort wechseln Ausserdem kann man die Geschwindigkeit mit der die oft langen Strecken zuruckgelegt werden nicht mit der eines Lebewesens vergleichen Es ist auffallend dass sich in der Fachliteratur sehr unterschiedliche Definitionen des Begriffs biologische Invasion finden Die zahlreichen Vorschlage unterscheiden sich vor allem in den Fragen 1 ob Menschen an dem Prozess der Arealerweiterung beteiligt sein mussen oder ob auch naturliche selbststandige Einwanderungen Invasionen sind und 2 ob eine Art durch den Schaden den sie im neuen Gebiet verursacht als invasiv charakterisiert werden kann oder ob auch eingewanderte Arten die keine Schaden verursachen invasiv sind 11 Aus naturwissenschaftlicher Sicht kann eine Definition wie folgt aussehen Als biologische Invasionen werden alle von Menschen verursachten oder auch naturlich bedingten Prozesse der Arealerweiterung bezeichnet in denen eine Ausbreitungsbarriere uberwunden wurde Als Ausbreitungsbarriere wird dabei ein Gebiet verstanden das von der betrachteten Art nur mit einer Wahrscheinlichkeit die gegen Null geht uberwunden werden kann Das Gebiet in das die Art nach der Barrierenuberwindung gelangt war fur sie vorher bereits okologisch geeignet doch wegen der Barriere von ihr fur eine evolutionare relevante Zeit unbesiedelt Sie ist deshalb in diesem Gebiet okologisch fremd 8 Invasive Arten sind von gebietsfremden Arten zu unterscheiden Eine gebietsfremde Art ist eine wild lebende Tier oder Pflanzenart wenn sie in dem betreffenden Gebiet in freier Natur nicht oder seit mehr als 100 Jahren nicht mehr vorkommt 12 Wahrend die Einschatzung ob eine Art invasiv auftritt und heimische Okosysteme gefahrdet bei grosseren Tieren meist relativ einfach ist ist sie besonders bei Pflanzen ungleich schwieriger So streiten sich etwa Naturschutzer und Forstwissenschaftler daruber ob die forstlich angebauten Baumarten Douglasie Roteiche Weymouth Kiefer Robinie und Hybridpappel invasiv sind oder nicht Das deutsche Bundesamt fur Naturschutz fuhrt diese Arten in einer Schwarzen Liste zur Kontrolle und Ausbreitungsbekampfung 13 Wahrend der Naturschutz heute zumeist auf die Bewahrung bestehender Okosysteme nach festen Vorstellungen oder auf den Prozessschutz der naturlichen Entwicklung setzt weist die Forstwissenschaft auf eine differenzierte Betrachtung im Hinblick auf die globale Erwarmung und mogliche wirtschaftliche und okologische Vorteile fremdlandischer Baumarten hin 14 Verbringungswege Bearbeiten nbsp Die wichtigsten Routen der internationalen Handelsschifffahrt und die Verbreitung invasiver Arten auf dem SeewegQuelle Meeresatlas 2017 15 Mit der fortschreitenden Globalisierung und der Beschleunigung der Gesellschaft haben sich auch die Wege wie ein Einwanderer einen neuen Lebensraum erreichen kann verandert Besonders durch die Globalisierung werden die Strecken von einem Ort zum anderen immer schneller und haufiger uberwunden Naturliche Barrieren wie Wasser Gebirge oder Wusten spielen nun fur invasive Spezies eine deutlich geringere Rolle Generell muss man zwischen einer zufalligen Verbringung und der beabsichtigten Verbringung unterscheiden Beabsichtigte Verbringung Bearbeiten Biologisch invasive Arten werden oft absichtlich als Zier und Nutzpflanzen eingefuhrt Meistens sollen sie dem Menschen direkt oder indirekt nutzen Das trifft z B auf Feldfruchte wie die aus Sudamerika stammende Kartoffel oder Nutzpflanzen wie die ebenfalls aus Sud und Mittelamerika eingefuhrte Tomate zu die sich allerdings bei uns im Freiland nicht etablieren konnen Ihre Einfuhrungswege sind in der Hemerochorie systematisiert Dabei passiert es oft dass die Pflanzen verwildern und sich abseits der Garten und Agrarflachen ansiedeln Das Gleiche gilt auch fur Tiere Eine mogliche Form der beabsichtigten Verbringung ist z B das Aquarium oder Terrarium Zunachst in Gefangenschaft gehalten werden Fische Reptilien oder andere Tiere oft ausgesetzt sobald sie zu gross werden 16 Besonders im Gartenbau werden Organismen zur Schadlingsbekampfung eingefuhrt beispielsweise der Asiatische Marienkafer Dieser wurde 1916 nach Nordamerika und 1982 nach Europa verbracht um in Gewachshausern Insekten zu vertilgen Da er in das Freiland gelangte und korperlich grosser als die meisten einheimischen Marienkaferarten ist sowie ein hohes Reproduktionspotenzial besitzt kann er andere Arten verdrangen 17 Unabsichtliche Verbringung Bearbeiten nbsp Kompostanlage mit vielen Neophyten im Umfeld Planegg Unabsichtliche Verbringungen kommen viel haufiger vor als beabsichtigte Einfuhrungen Besonders mit den Guter und Personentransporten der Weltwirtschaft im Rahmen der Globalisierung konnen Organismen weltweit neue Lebensraume erreichen Auch in Frachtflugzeugen konnen invasive Arten eingefuhrt werden 18 Relativ leicht kann man der Verbringung von grosseren Tieren entgegenwirken Dazu leistet z B das Washingtoner Artenschutzabkommen einen Beitrag Dagegen werden Pflanzen wie z B das Schmalblattrige Greiskraut oft als Samen eingefuhrt was man aufgrund der Grosse nur schwer kontrollieren kann 19 Besonders diffizil ist die Kontrolle und Vermeidung bei kleinen Wirbellosen Insekten Viel und Einzellern sowie Viren An oder in Pflanzen konnen Organismen wie Insekten verbreitet werden Auch an oder in Schnittpflanzen sowie Obst und Gemuse werden immer wieder invasive Arten verbracht Manchmal werden sie auch mit Pflanzenerzeugnissen oder Pflanz und Kultursubstraten verbreitet 20 Auch mit Haus oder Nutztieren konnen Organismen verbracht werden Viele Haus und Nutztiere tragen Krankheitserreger an oder in sich sind aber immun oder geimpft weshalb die Krankheiten bei ihnen nicht ausbrechen In ihrem neuen Lebensraum konnen sie in erster Linie nahestehende ungeschutzte Arten infizieren und u U Epidemien auslosen Auch in Transportverpackungen konnen sich invasive Arten befinden nbsp Ballastwasser gehort zu den bedeutendsten Verbreitungswegen fur aquatische invasive ArtenInvasive Spezies konnen auch in die Transportmittel selbst gelangen Flugzeuge beispielsweise gelangen besonders schnell vom Start zum Ziel dies erleichtert mitreisenden Organismen das Uberleben Schiffe konnen im Ballastwasser Wasserorganismen in fremde Gewasser bringen Im Ballastwasser uberleben viele kleine Organismen In einem Kubikmeter wurden uber 50 000 zooplanktische Individuen und uber 110 Millionen phytoplanktische Formen gefunden 21 Von den uberlebenden Organismen konnen in der Regel nur wenige dauerhaft in den neuen Gewassern uberleben da den meisten die Temperatur die Nahrung und der Salzgehalt des Wassers nicht zusagt Als Gegenmassnahme wird der Austausch des Ballastwassers auf hoher See empfohlen Die Technik ist nicht auf einen volligen Austausch ausgelegt Das Ballastwasser Ubereinkommen sieht daher vor dass spatestens seit 2017 Ballastwasser bei der Aufnahme in die Ballasttanks und vor dem Ablassen in die Meeresumwelt behandelt wird um darin befindliche Organismen unschadlich zu machen Mit Segelbooten wurden vermutlich einige Muschelarten verbreitet siehe weiter unten Zeitlicher Kontext Bearbeiten Invasive Spezies begleiten den Menschen schon seit langem Fruher war die Geschwindigkeit jedoch viel geringer und auch die zuruckgelegten Strecken sind nicht mehr vergleichbar Heute gut nachvollziehbare und folgenschwere biologische Invasionen fanden besonders bei der Entdeckung und Besiedelung Amerikas Australiens Neuseelands und mehrerer kleiner Inseln statt Deren Auswirkungen sind bis heute noch sichtbar Die kunstliche Ausrottung der invasiven Spezies ist oft unmoglich Siehe auch Columbian ExchangeBedingungen fur biologische Invasionen BearbeitenNicht jede Art die verbracht wird kann sich dauerhaft etablieren oder explosionsartig verbreiten Und im positiven Fall dauert es oft Jahre oder sogar Jahrzehnte bis sich eine stabile Population entwickelt hat 22 Fehlen naturliche Feinde oder andere Faktoren z B klimatische die die fremde Population regulieren konnen kann die invasive Spezies zu einer ernsten Bedrohung fur die Biodiversitat des Habitats werden Grundsatzlich muss einer verbrachten Art die Beschaffenheit des Lebensraumes und das Klima zusagen Ausserdem benotigt sie geeignete Nahrung und fur eine funktionierende Population sind fast immer mehrere Vertreter notwendig Das konnen einige hundert oder gar tausende sein oft reichen aber nur ein paar Individuen von unterschiedlichem Geschlecht 23 Allerdings sind allgemeine Aussagen zu Arteigenschaften von Neobiota die sie fur eine biologische Invasion pradestinieren nicht moglich 24 Eine weitere grosse Gefahr fur die nativen Spezies stellen neue Krankheitserreger dar die mit den invasiven Arten eingeschleppt verbracht werden Pathogene Pilze und Parasiten konnen Begleiter sein Ein Beispiel ist der schadliche Aal Schwimmblasen Wurm der aus Japan stammt nach Europa verbracht wurde und heute europaische Aale beeintrachtigt 25 Biologische Invasionen konnen vielerlei Schaden verursachen sowohl in okologischer als auch in okonomischer Hinsicht Neben der Gefahrdung der Biodiversitat durch Verdrangung und Ausloschung nativer Arten kann auch das Okosystem als Ganzes betroffen sein Durch den Wegfall der ausgerotteten Arten gerat das okologische Gleichgewicht haufig aus dem Lot Darauf folgt dann oft eine Art Kettenreaktion Andere spezialisierte Arten leiden ebenfalls darunter und sterben aus Besonders gravierend ist die Situation wenn eine Schlusselart verschwindet auf die ein grosser Teil der anderen Spezies direkt oder indirekt angewiesen ist Inselokosysteme sind besonders verwundbar Bearbeiten Inseln sind besonders aus zwei Grunden in Bezug auf invasive Neobiota verwundbar Erstens sind die dortigen Arten oft tolerabel gegenuber naturliche Storungen wie Vulkanismus oder Uberschwemmungen aber weniger gegenuber anthropogenen Einflussen im Zuge von Brandrodung und Weidewirtschaft Und zweitens sind gewisse Arten oft nicht vertreten Dazu gehoren Rauber grosse Pflanzenfresser oder Nagetiere Dringen sie ein konnen sie u U das Artenspektrum nachhaltig verandern Schaden fur die Wirtschaft Bearbeiten nbsp Die Herkulesstaude zahlt in Europa zu den problematischen NeophytenDer wirtschaftliche Schaden den invasive Spezies verursachen konnen ist nicht zu unterschatzen Allerdings sind sie schwer zu berechnen Sie hangen von dem beobachteten Zeitraum ab und von der Einbeziehung unterschiedlichster Faktoren die oft kaum zu quantifizieren sind Verlust oder Gewinn von genetischer Vielfalt Kosten fur die Bekampfung Krankheitskosten der Geschadigten usw 26 In Deutschland berechneten F Reinhardt M Herle F Bastiansen und B Streit dass zwanzig invasive Arten einen Schaden von 167 Mio Euro jahrlich verursacht haben sollen 27 Tatsachlich handelt es sich dabei allerdings nur um Naherungswerte die methodisch auf schwachen Fussen stehen So schatzen die Autoren der Studie aufgrund der fehlenden konkreten Zahlen beispielsweise aus personlichen Interviews mit drei Forstern die durchschnittliche Problemflache fur die spatbluhende Traubenkirsche in deren Forstamtern und rechneten sie dann hoch auf die gesamtdeutschen Flachen in denen die Spatbluhende Traubenkirsche zur Zeit massenhaft erwartet werden kann 28 Es handelt sich somit um sehr ungefahre Schatz und Erfahrungswerte die nicht gut fur eine konkrete Berechnung geeignet sind Die Herkulesstaude verursachte Gesundheitsbehandlungskosten von geschatzt uber einer Million Euro jahrlich in Deutschland 29 Durch die Kastanienminiermotte entstanden in den Stadten Koln Frankfurt Darmstadt Munchen und Berlin Kosten in Hohe von etwa 450 000 Euro jahrlich um das fruhzeitig herabgefallene Laub der befallenen Baume aus asthetischen Grunden zu entfernen 30 Zwischen 1970 und 2017 haben invasive Arten weltweit Kosten von mindestens US 1 288 Billionen verursacht Die Zahlen haben sich von Jahrzehnt zu Jahrzehnt jeweils verdreifacht Sie beruhen auf Analysen der Datenbank Inva Cost zum Einfluss von Bioinvasoren auf Artenvielfalt Landwirtschaft und Tourismus 31 Einer neueren Studie zufolge beliefen sie die Kosten alleine im Jahr 2020 auf mindestens US 23 Milliarden 32 33 Die monetaren Auswirkungen biologischer Invasion haben in den letzten 40 Jahren starker zugenommen als die anderer extremer Naturgefahren Daher ist es wahrscheinlich dass invasive Arten ohne angemessene Massnahmen in den kommenden Jahrzehnten mit den folgenreichsten Naturgefahren vergleichbar bleiben werden 34 Beispiele BearbeitenAustralien und Neuseeland Bearbeiten Besonders auffallig sind die Schaden durch die invasiven Arten in Australien und Neuseeland Dort gab es ursprunglich kaum Rauber und auch sonst unterscheidet sich die Tier und Pflanzenwelt stark von der in Eurasien oder Amerika Der grosste Rauber in Australien war der Beutelwolf der um etwa 1900 ausgerottet wurde Die Beuteltiere und viele kleine Saugetiere kommen fast nur in Australien vor Sie wurden durch die eingeschleppten und verwilderten Kaninchen Ratten Katzen Hunde und Fuchse extrem gefahrdet Wo vorher kein Rauber war gab es plotzlich mehrere Raubtiere und starke Nahrungskonkurrenten Besonders die Kaninchen vermehrten sich explosionsartig In Neuseeland gibt es heute etwa 1570 invasive Arten gegenuber 1790 nativen Arten 2016 kundigte Neuseelands Premierminister an eine landesweite Offensive zu starten um Ratten Wiesel und Possums auf der Insel innerhalb der nachsten 34 Jahre komplett auszurotten 35 Die Aga Krote verbreitet sich seit 1936 vom Nordosten Australiens uber den Kontinent Chile und Argentinien Veranderung der Flora Bearbeiten Der Handel zwischen Chile und Argentinien verlauft hauptsachlich auf dem Strassenweg Seit 2000 hat sich die Transportmenge mehr als verdreifacht Ursprunglich bildeten die Anden eine naturliche Barriere zwischen beiden Landern die aber durch den steigenden Verkehr zunehmend verschwindet Von den 875 gebietsfremden Arten kommen knapp 300 jeweils nur in Chile oder Argentinien sowie gut 300 in beiden Landern vor Als am gefahrlichsten fur Argentinien stuften die Forscher des UFZ die Gelbe Bartsie Parentucellia viscosa ein die ursprunglich im Mittelmeerraum heimisch war Innerhalb von 48 Jahren hat sie sich bereits in zehn Provinzen Chiles ausgebreitet Auch die Mittelmeer Brombeere Rubus ulmifolius die Wein Rose Rosa rubiginosa oder die Silber Akazie Acacia dealbata haben sich in den Landern bereits etabliert Gute Chancen fur eine Eindammung der Invasion bestehen zum Beispiel beim Gestreiften Ginster Cytisus striatus da er noch nicht weit verbreitet ist 36 Galapagosinseln Bearbeiten Auf den Galapagosinseln machen verwilderte Ziegen und Schweine den sich nur langsam vermehrenden Riesenschildkroten die Nahrung streitig Auf der Galapagos Insel Santa Cruz lebte bis zum 24 Juni 2012 Lonesome George als letztes Individuum einer der ursprunglich mindestens 15 und heute nur noch elf Riesenschildkroten Unterarten 37 Mittelmeer Bearbeiten Nach dem Bau des Sueskanals wanderten Meeresbewohner vom Roten Meer ins Mittelmeer in geringerem Masse auch vom Mittelmeer ins Rote Meer Dieser Vorgang wird als Lessepssche Migration bezeichnet nach Ferdinand de Lesseps dem Erbauer des Sueskanals In der Strasse von Gibraltar wurde die aus Ostasien eingeschleppte Algenart Rugulopteryx okamurae als invasiv beschrieben 38 Gegenmassnahmen BearbeitenRechtspflichten Bearbeiten Volkerrechtlich haben sich die Staaten die wie die Europaische Union Deutschland und seit 1994 auch Osterreich und die Schweiz dem 1993 in Kraft getretenen Ubereinkommen uber die Biologische Vielfalt beigetreten sind verpflichtet das Einbringen invasiver Arten zu verhindern sie zu kontrollieren oder zu beseitigen 39 Zur Umsetzung hat die Europaische Union 2014 Regeln zum Umgang mit invasiven Arten die Verordnung EU Nr 1143 2014 erlassen die Arten von unionsweiter Bedeutung listet und zu Massnahmen zu ihrer Bekampfung verpflichtet Deutschland setzt das vor allem mit dem Bundesnaturschutzgesetz um 40 so ist mit einer Busse bis 50 000 EUR bedroht wer eine gelistete Art verbringt halt zuchtet befordert in Verkehr bringt verwendet tauscht zur Fortpflanzung Aufzucht oder Veredelung bringt oder in die Umwelt freisetzt Das BfN hatte je nach erfolgter und befurchteter Verbreitung verschiedene Listen erstellt 41 42 invasive Arten Warnliste fur in Deutschland noch nicht vorkommende invasive Arten Vorsorgemassnahmen stehen im Vordergrund Aktionsliste fur in Deutschland bisher nur kleinraumig vorkommende invasive Arten die weitere Verbreitung soll verhindert werden Managementliste fur in Deutschland bereits grossraumig vorkommende invasive Arten potenziell invasive Arten Handlungsliste lokale Massnahmen sind trotz des derzeit noch ungenugenden Wissensstandes bereits zu begrunden Beobachtungsliste Monitoring und Forschung stehen im Vordergrund weitergehende Handlungen erscheinen auf Grund des geringen Kenntnisstands nicht gerechtfertigt zu seinIUCN Bearbeiten Laut der Species Survival Commission SSC der IUCN sind folgende sieben Ziele anzustreben das Bewusstsein vergrossern dass invasive Arten eine grosse Gefahr darstellen die Vermeidung von Einschleppungen invasiver Arten als Problem mit hohem Stellenwert zu fordern das zur Bekampfung nationale und internationale Aktionen benotigt die Zahl der unbeabsichtigten Einfuhren zu minimieren und die ungenehmigte Einfuhr invasiver Arten verhindern die Versicherung dass beabsichtigte Einfuhren gebietsfremder Arten auch fur wissenschaftliche Zwecke genau auf ihre moglichen Auswirkungen auf die Biodiversitat hin untersucht werden die Forderung von Programmen und Kampagnen gegen invasive Arten und die Verbesserung ihrer Effektivitat die Forderung der nationalen und internationalen Rahmenbedingungen fur nationale Gesetze und internationale Kooperationen zur Regulierung der Einschleppung invasiver Arten sowie deren Kontrolle die Forderung notwendiger Forschungen und die Entwicklung und Veroffentlichung einer adaquaten Wissensbasis um dem Problem invasiver Arten entgegenzuwirkenIm Jahr 2000 gab die Invasive Species Specialist Group ISSG der IUCN erstmals eine Liste mit dem Titel 100 of the World s Worst Invasive Alien Species mit 100 in Inselbiotopen als besonders problematisch angesehenen invasiven Arten heraus Siehe auch BearbeitenSchwarze Liste invasiver Arten Warnliste invasiver Gefasspflanzenarten in Deutschland Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung Liste der Neozoen in Deutschland Liste der Neophyten in Deutschland 100 of the World s Worst Invasive Alien Species Film Darwin s Nightmare DAISIE Datenbank uber invasive SpeziesLiteratur BearbeitenIngo Kowarik Biologische Invasionen Neophyten und Neozoen in Mitteleuropa 2 erweiterte Auflage Verlag Eugen Ulmer Stuttgart 2010 ISBN 978 3 8001 5889 8 Tina Heger Zur Vorhersagbarkeit biologischer Invasionen Schriftenreihe Neobiota Band 4 Berlin 2004 197 S Zusammenfassung Bernhard Kegel Die Ameise als Tramp Von biologischen Invasionen Heyne Verlag 2001 ISBN 3 453 18439 4 Themenheft Biologische Invasionen Muster Prozesse und Mechanismen der Bioglobalisierung In Geographische Rundschau Band 63 Nr 3 2011 S 4 10 Tim M Blackburn et al A Unified Classification of Alien Species Based on the Magnitude of their Environmental Impacts In PLoS Biology Band 12 Nr 5 2014 e1001850 doi 10 1371 journal pbio 1001850 Daniel Simberloff Invasive Species What Everyone Needs to Know Oxford University Press 2013 ISBN 978 0 19 992201 7 Film BearbeitenDie Exoten kommen Eingewandert eingeschleppt eingeburgert Dokumentarfilm Osterreich 2008 43 Min Buch und Regie Kurt Mundl Produktion ORF2 Erstsendung 2 Dezember 2008 Film Informationen von ORF2 Invasion der Exoten Dokumentarfilm Deutschland 2005 43 Min Buch und Regie Melanie Jost und Johannes Backes Produktion Taglicht Media ZDF arte Reihe Die Rache der Schopfung Erstsendung 14 November 2005 beim ZDF Inhaltsangabe von 3sat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Introduced species Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien NEOBIOTA Europaische Arbeitsgemeinschaft zu biologischen Invasionen Invasive Species in Germany Datenbank der Invasive Species Specialist Group ISSG der IUCN englisch BfN Neobiota de mit Erklarungen Rechtsgrundlagen Bewertungen Arten Handbuch und zahlreichen Links Europaische Union Gebietsfremde invasive Arten Broschure Mai 2009 deutsch Europaische Kommission Gemeinsame Forschungsstelle European Alien Species Information Network EASIN Datenbank englisch Instituut Natuur en Bosonderzoek INBO Brussel DAISIE Inventory of alien invasive species in Europe englisch Torsten Vor Hermann Spellmann Andreas Bolte Christian Ammer Hrsg Potenziale und Risiken eingefuhrter Baumarten 2015Einzelnachweise Bearbeiten Ingo Kowarik Biologische Invasionen Neophyten und Neozoen in Mitteleuropa S 17 so definiert Artikel 3 Ziff 2 Verordnung EU Nr 1143 2014 abgerufen am 23 November 2021 den Begriff invasive gebietsfremde Art woran etwa das deutsche Bundesnaturschutzgesetz bei seiner Definition von invasiver Art anknupft 7 Abs 2 Ziff 9 die zudem gelistet also als bekampfbar und bekampfungsbedurftig erkannt sein muss Neobiota Was sind Neobiota Was sind invasive Arten In Website des Bundesamts fur Naturschutz Abgerufen am 23 November 2021 ergibt sich vor allem aus dem Verstandnis von Okosystemdienstleistung als alle direkten und indirekten Beitrage von Okosystemen zum Wohle des Menschen s Art 3 Ziff 6 VO EU 2014 1143 Ingo Kowarik Biologische Invasionen Neophyten und Neozoen in Mitteleuropa S 21 K Fuchs H Raab dtv Worterbuch zur Geschichte Bd 1 A K 7 Aufl Munchen 1990 S 378 T Heger Zur Vorhersagbarkeit biologischer Invasionen In Neobiota Bd 4 2004 S 11 Ingo Kowarik Biologische Invasionen Neophyten und Neozoen in Mitteleuropa S 17 a b T Heger Zur Vorhersagbarkeit biologischer Invasionen In Neobiota Bd 4 2004 S 12 Charles S Elton The ecology of invasions by animals and plants Methuen London 1958 Ingo Kowarik Biologische Invasionen Neophyten und Neozoen in Mitteleuropa S 11 T Heger Zur Vorhersagbarkeit biologischer Invasionen In Neobiota Bd 4 2004 S 5 13 1 2 Vorlage Toter Link pflanzengesundheit jki bund de Seite nicht mehr abrufbar Suche in Webarchiven Olaf Schmidt Nichtheimische Baumarten zwischen Naturschutz und Forstwirtschaft in LWF aktuell 4 2019 PDF abgerufen am 10 Marz 2022 S 28 31 Torsten Vor Hermann Spellmann Andreas Bolte Christian Ammer Hrsg Potenziale und Risiken eingefuhrter Baumarten Baumartenportraits mit naturschutzfachlicher Bewertung Gottinger Forstwissenschaften Band 7 Universitatsverlag Gottingen 2015 ISBN 978 3 86395 240 2 PDF abgerufen am 10 Marz 2022 S 5 6 10 22 24 25 30 105 175 178 180 187 188 202 244 249 250 Meeresatlas 2017 Daten und Fakten uber unseren Umgang mit dem Ozean dort auf S 21 Ingo Kowarik Biologische Invasionen Neophyten und Neozoen in Mitteleuropa S 100 Ingo Kowarik Biologische Invasionen Neophyten und Neozoen in Mitteleuropa S 359 361 nytimes com Downside of Being a Global Hub Invasive Species 8 Februar 2017 Ingo Kowarik Biologische Invasionen Neophyten und Neozoen in Mitteleuropa S 101 Ingo Kowarik Biologische Invasionen Neophyten und Neozoen in Mitteleuropa S 104 Ingo Kowarik Biologische Invasionen Neophyten und Neozoen in Mitteleuropa S 78 T Heger Zur Vorhersagbarkeit biologischer Invasionen Neobiota Bd 4 Berlin 2004 S 45 46 Zu der Vielzahl der gunstigen Faktoren die allein auf Pflanzen in der Phase des Wachstums und Fortpflanzung zutreffen mussen vgl T Heger Zur Vorhersagbarkeit biologischer Invasionen In Neobiota Bd 4 2004 S 68 69 T Heger Zur Vorhersagbarkeit biologischer Invasionen In Neobiota Bd 4 Berlin 2004 S 136 137 Ingo Kowarik Biologische Invasionen Neophyten und Neozoen in Mitteleuropa S 22 Ingo Kowarik Biologische Invasionen Neophyten und Neozoen in Mitteleuropa S 378 381 F Reinhardt M Herle F Bastiansen Okonomische Folgen der Ausbreitung von Neobiota Umweltforschungsplan des Bundesministeriums fur Umwelt Naturschutz und Reaktorsicherheit Forschungsbericht 201 86 211 Berlin 2003 S 151 F Reinhardt M Herle F Bastiansen Okonomische Folgen der Ausbreitung von Neobiota Umweltforschungsplan des Bundesministeriums fur Umwelt Naturschutz und Reaktorsicherheit Forschungsbericht 201 86 211 Berlin 2003 S 48 F Reinhardt M Herle F Bastiansen Okonomische Folgen der Ausbreitung von Neobiota Umweltforschungsplan des Bundesministeriums fur Umwelt Naturschutz und Reaktorsicherheit Forschungsbericht 201 86 211 Berlin 2003 S 33 F Reinhardt M Herle F Bastiansen Okonomische Folgen der Ausbreitung von Neobiota Umweltforschungsplan des Bundesministeriums fur Umwelt Naturschutz und Reaktorsicherheit Forschungsbericht 201 86 211 Berlin 2003 S 232 DER SPIEGEL Nr 14 3 April 2021 Seite 97 Invasive aquatische Arten verursachen Schaden in Milliardenhohe Helmholtz Zentrum fur Ozeanforschung Kiel 6 April 2021 abgerufen am 20 April 2021 Ross N Cuthbert et al Global economic costs of aquatic invasive alien species In Science of the Total Environment 2021 doi 10 1016 j scitotenv 2021 145238 Anna J Turbelin Ross N Cuthbert Franz Essl Phillip J Haubrock Anthony Ricciardi Franck Courchamp Biological invasions are as costly as natural hazards In Perspectives in Ecology and Conservation Marz 2023 doi 10 1016 j pecon 2023 03 002 Peter Yeung New Zealand announces plan to exterminate all rats In The Independent vom 25 Juni 2016 Pressemitteilung des Helmholtz Zentrum fur Umweltforschung Chile ist gefahrlicher fur Argentinien als umgekehrt 13 Juli 2011 abgerufen am 29 Januar 2012 Galapagos Riesenschildkrote George ist tot In Spiegel Online 25 Juni 2012 online abgerufen am 19 Januar 2014 Fatima EL Aamri Mohamed Idallah Mohamed Naoufal Tamsouri Occurrence of the invasive brown seaweed Rugulopteryx okamurae E Y Dawson I K Hwang W J Lee amp H S Kim Dictyotales Phaeophyta in Morocco Mediterranean Sea 2018 Mediterranean Fisheries and Aquaculture Research 1 2 92 96 Volltext Artikel 8 h dieses auch Biodiversitatskonvention genannten Regelwerks unter den allgemeinen Einschrankungen soweit moglich und angebracht dort 40 bis 40f sowie der nachfolgend genannte Bussgeldtatbestand 69 Abs 6 BNatSchG daneben etwa im Pflanzenschutzgesetz im Bundesjagdgesetz in der Bundesartenschutzverordnung Naturschutzfachliche Invasivitatsbewertungen gebietsfremder Arten fur Deutschland Memento vom 27 Juni 2016 im Internet Archive auf neobiota bfn de BfN Skript 409 Memento vom 26 Marz 2016 im Internet Archive Naturschutzfachliche Invasivitatsbewertungen fur in Deutschland wild lebende gebietsfremde Wirbeltiere Normdaten Sachbegriff GND 4335542 0 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Biologische Invasion amp oldid 237961212