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Instrumentierung ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel Weitere Bedeutungen sind unter Instrumentierung Begriffsklarung aufgefuhrt Als Instrumentation auch Instrumentierung bezeichnet man die Verteilung der Stimmen einer musikalischen Komposition auf die einzelnen Instrumente Bei einem Orchesterwerk kann man auch von Orchestration oder Orchestrierung sprechen Die Theorie der Instrumentation wird Instrumentationslehre genannt Inhaltsverzeichnis 1 Begriff 2 Technik 3 Geschichte der Instrumentation 3 1 Renaissance 3 2 Barock 3 3 Klassik 3 4 Romantik 3 5 Moderne 4 Geschichte der Instrumentationslehre 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseBegriff BearbeitenDer deutsche Begriff Instrumentierung findet sich erstmals 1807 im Kurzgefassten Handworterbuch der Musik von H Chr Koch schon drei Jahre spater verwendete ihn E T A Hoffmann in seiner Rezension uber Beethovens 5 Sinfonie Die Definitionen des Begriffs reichten damals von Begleitung der Hauptstimme A Heyse 1829 bis zu korrekt fur jedes Instrument schreiben franzosisch ecrire correctement pour chaque instrument Streng genommen kann man bei jedem Musikstuck an dem mehr als ein Instrument beteiligt ist uber die Instrumentation sprechen Auch in einer Violinsonate ist die Entscheidung ob das Klavier die Hauptstimme spielt und von der Violine begleitet wird oder umgekehrt eine Instrumentationsfrage Richard Strauss hat auf die Wichtigkeit der Kenntnis von Satztechnik und Stimmfuhrung fur die Instrumentation angespielt als er in seinem Vorwort zu Berlioz Instrumentationslehre schrieb Konnte doch jeder der sich im Orchestersatze versuchen will gezwungen werden seine Laufbahn mit der Komposition einiger Streichquartette zu beginnen Heute wird unter Instrumentation auch die Bearbeitung eines Werkes fur eine andere Besetzung zum Beispiel die Orchestrierung einer Klaviersonate verstanden und auch die Orchester Besetzung eines Werks kann als Instrumentation bezeichnet werden Gustav Mahlers Symphonien sind grosser instrumentiert als jene von Mozart Technik BearbeitenDie Zuordnung einzelner Stimmen zu bestimmten Instrumenten ist oft Teil der musikalischen Inspiration Das Cellothema am Anfang von Beethovens 3 Sinfonie oder der Till Eulenspiegel Hornruf bei Richard Strauss sind Einfalle deren Instrumentation fur den Komponisten sicherlich von Beginn an feststand Dagegen steht andererseits die Praxis der Orchestrierung eines Particells die mit der wachsenden Orchestergrosse im 19 Jahrhundert immer mehr an Bedeutung gewann Richard Wagner brauchte fur die Komposition seines Parsifal knapp zwei Jahre die ausgefeilte Instrumentation des Particells nahm aber noch drei Jahre in Anspruch Die Neukomposition eines Orchesterwerks setzt sich in der Regel aus diesen beiden Komponenten zusammen Eine Ausnahme bildet die Teamarbeit die besonders bei der Entstehung von Filmmusik stattfindet Hier erhalt der Arrangeur vom Komponisten ein Particell in dem mehr oder weniger genaue Instrumentationswunsche festgehalten sind und hat allein die Aufgabe es moglichst korrekt und effektvoll zu orchestrieren Fur das Erlernen der Instrumentation ist es neben genauer Kenntnis der Instrumentenkunde wichtig ein gutes Gehor fur die einzelnen Klangfarben und ihre Kombinationen zu entwickeln Als beste Schulung gilt hierbei das genaue Studium der Partituren von Werken deren Klangbild dem Lernenden gut vertraut ist Gute Instrumentierer nehmen auch Rucksicht auf die Ausfuhrenden ihrer Werke So sollten zum Beispiel Blaser immer wieder Pausen haben um nicht zu schnell zu ermuden solistische Passagen andererseits sollten nicht nach zu langem Schweigen erfolgen damit der Musiker gut eingespielt ist und fur den Wechsel zu Nebeninstrumenten sollte dem Musiker genug Zeit gegeben werden Geschichte der Instrumentation BearbeitenRenaissance Bearbeiten In der Renaissance wurden Kompositionen fast ausschliesslich fur die Instrumentenbesetzung geschrieben die der Komponist vor Ort vorfand Musik aus dieser Zeit ist meist nicht in Form einer ausgeschriebenen Partitur uberliefert Der Grund dafur liegt hauptsachlich darin dass Musikstucke nur fur die jeweilige Auffuhrung meist unter Mitwirkung des Komponisten geschrieben wurden und eine spatere Verwertung die eine eindeutige Partitur vorausgesetzt hatte nicht vorgesehen war Da aber allen Mitwirkenden an der Auffuhrung die Besetzung ohnehin klar war verzichtete der Komponist auf das Notieren des Selbstverstandlichen Die Kompositionen wurden also vom Komponisten instrumentiert und aufgefuhrt ihre authentische Gestalt ist aber mangels originaler Partituren fur uns heute nur noch schwer rekonstruierbar Barock Bearbeiten Die altesten Gepflogenheiten der Instrumentation beruhen auf der Zuordnung verschiedener Musikarten zu bestimmten Instrumenten die aus der Praxis heraus entstanden waren Jagdmusik wurde von Hornern gespielt Schafermusik von Floten und Schalmeien Oboen In den Partituren der fruhen italienischen Opern wie Claudio Monteverdis L Orfeo finden sich nur sporadische Hinweise zur Instrumentation deutlich ist aber dass auch hier den verschiedenen Spharen der Handlung bestimmte Klangfarben zugeordnet werden Spatere Barockopern wie jene von Alessandro Scarlatti haben schon genauere Partituren und eine abwechslungsreiche Orchesterbehandlung Hier finden sich auch vermehrt typische Effekte wie Tremolo oder Pizzicato in den Streichinstrumenten um bestimmte Affekte auszudrucken In Frankreich fuhrte Jean Baptiste Lully kurzzeitig den funfstimmigen Streichersatz mit obligaten Blasern ein und in Deutschland experimentierten Opernkomponisten wie Reinhard Keiser mit aussergewohnlichen Blaserbesetzungen wie einer Arie mit funf Fagotten als Begleitung Johann Sebastian Bach benutzte in seinen Orchesterwerken eine chorige Schreibweise die wohl von der Registrier Praxis bei der Orgel beeinflusst ist Streicher bilden eine Gruppe Holzblaser die zweite und Trompeten und Pauken die dritte Diese Chore werden einander gegenubergestellt und im Tutti auch kombiniert einzelne Instrumente werden aber abgesehen von dezidiert solistischen Aufgaben selten aus ihrem Gruppenklang herausgelost Eine haufig verwendete Besetzung des Hochbarock besteht im generalbassgestutzten vierstimmigen Streichersatz bei dem die Stimmen der beiden Violinen durch Oboen verstarkt die Bassstimme durch Violonen oktaviert durch Fagotte als klangliches Gegengewicht zu den Oboen verstarkt und die Harmonien durch ein Cembalo aufgefullt werden Dieses absolut typische Klangbild eines Barockorchesters kann je nach der intendierten Prachtentfaltung durch zusatzlich hinzugezogene Instrumente wie Pauken und Trompeten erweitert werden Klassik Bearbeiten Die klassische Orchesterbesetzung wurde vor allem durch die Mannheimer Schule gepragt Der vierstimmige Streichersatz wurde durch paarweise eingesetzte Oboen und Horner Floten und selbststandig gefuhrte Fagotte die also nicht langer als Generalbassinstrument schlicht den Bass verdoppeln erganzt In grossen Besetzungen wurden Trompeten und Pauken hinzugefugt Ab den 1770er Jahren verbreitet sich der Gebrauch von Klarinetten auch ausserhalb von Paris Mannheim und London wo sie zuerst ublich waren In den Symphonien von Joseph Haydn finden sich viele Stellen deren besonderer Gehalt in erster Linie aus der Instrumentation resultiert Der beruhmte Paukenschlag in der gleichnamigen Symphonie ist auch deshalb eine Uberraschung weil Pauken und Trompeten in einem klassischen langsamen Satz kaum verwendet wurden Haydn schrieb in seinen Memoiren der kleine und dichte Betrieb in Schloss Esterhazy habe ihm ermoglicht verschiedene musikalische Dinge auszuprobieren und diese Ausserung ist bestimmt auch auf die Kunst der Instrumentation zu beziehen deren meisterhafte Beherrschung er in den Londoner Symphonien beweist Auch Wolfgang Amadeus Mozarts personliche Art der Instrumentation 1 besonders seine charakteristische Behandlung der Blasinstrumente macht einen grossen Teil des Reizes seiner Musik aus Sie hatte nicht nur auf Ludwig van Beethoven grossen Einfluss Einige Details seiner Kunst wie die Parallelfuhrung der Holzblaser in Terzen wurden noch von Johannes Brahms imitiert Als eine typische Instrumentationstechnik der Wiener Klassik gilt ausserdem das Wiener Unisono In der Tradition der klassischen Instrumentation entstanden auch einige Kammermusik Werke namentlich Werke fur gemischte Besetzung wie das Septett von Beethoven oder Franz Schuberts Oktett Romantik Bearbeiten Die Entstehung der sogenannten modernen Instrumentation wird in der Regel in der Romantik angesiedelt als Carl Maria von Weber im Freischutz mit der Verwendung unublicher Register und Kombinationen neuartige Klangeffekte erzielte Solche Effekte finden sich allerdings auch schon vereinzelt in den Werken der Wiener Klassik es sollte also eher von einer Entwicklung als von einer Geburtsstunde gesprochen werden Zu dieser Zeit wurden auch die ersten grossen Instrumentationslehrbucher veroffentlicht und die Moglichkeiten zur Klangbildung wuchsen mit der Entwicklung der Instrumente und ihrer Moglichkeiten und der Orchestergrosse Seit Richard Wagner und Richard Strauss verfugen Komponisten uber einen Apparat mit uber hundert Musikern die allerlei Nebeninstrumente zur Verfugung haben und auch die subtilsten Klangkombinationen angemessen wiedergeben konnen Moderne Bearbeiten Im 20 Jahrhundert entstanden Werke in denen die Instrumentation vollig im Vordergrund steht Ravels Bolero lebt allein von der Abwechslung der Klangfarben ahnlich das Dritte der Funf Orchesterstucke von Arnold Schonberg in dem ein Akkord in verschiedenen Kombinationen immer wieder wiederholt wird Schonberg pragte dazu den Begriff Klangfarbenmelodie Was die Grosse des Klangkorpers betrifft so kehrten Strauss in Ariadne auf Naxos oder Igor Strawinski in Histoire du soldat zu kleineren Besetzungen zuruck die aber durchaus orchestermassig instrumentiert waren Seit der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts werden Musikstucke einerseits fur konventionell besetzte Orchester oder Kammermusikgattungen komponiert andererseits existieren unzahlige Werke die fur eine ganz bestimmte ansonsten selten verwendete Besetzung konzipiert und ausgefuhrt sind Geschichte der Instrumentationslehre BearbeitenMichael Praetorius gab im Syntagma musicum mit der genauen Aufzahlung aller Instrumente seiner Zeit und deren ublichen Verwendungsgebieten wohl den ersten Anstoss sich bewusst Gedanken uber den Einsatz der verschiedenen Klangfarben zu machen er schrieb aber dennoch eine Instrumentenkunde Ebenso rein auf die Moglichkeiten der einzelnen Instrumente ausgerichtet waren die ein Jahrhundert spater folgenden padagogischen Werke uber einzelne Instrumente wie der Versuch einer grundlichen Violinschule oder der Versuch einer Anweisung die Flote traversiere zu spielen Als erstes Lehrwerk fur Instrumentation wird bei Ludwig K Mayer siehe Literatur eine Schrift von Valentin Roeser genannt die 1764 in Paris veroffentlicht wurde Sein Essai de l instruction a l usage de ceux qui composent pour la clarinette et le cor Versuch einer Anleitung fur jene die fur Klarinette und Horn komponieren ist ein dunnes Buchlein in dem auf die klanglichen Kombinationsmoglichkeiten in der Blaserkammermusik und die Verwendung der relativ jungen Klarinette eingegangen wird Die ausfuhrliche theoretische Behandlung der Instrumentationslehre begann erst in der Mitte des 19 Jahrhunderts 1844 veroffentlichte Hector Berlioz seinen Grand Traite d instrumentation et d orchestration moderne Grosse Abhandlung uber die moderne Instrumentation und Orchestration der das erste Schulwerk dieser Art darstellt und 1904 von Richard Strauss uberarbeitet wurde Er enthalt vor allem eine ausfuhrliche Instrumentenkunde die Tonumfang Klang und Charakter der Orchesterinstrumente und ihrer einzelnen Register abhandelt Ausserdem behandelt er die Problematik unterschiedlicher Besetzungen und der Anzahl der Spieler in den einzelnen Gruppen die fur eine gute dynamische Balance geeignet sind Einen Schritt weiter ging Nikolai Rimski Korsakow 1913 in seinen Grundlagen der Instrumentation Er befasste sich auch mit den Kombinationsmoglichkeiten verschiedener Instrumente und der effizienten Verteilung der Einzelstimmen in einem Orchesterakkord die Berlioz fur nicht lehrbar hielt Unter neueren Werken der Instrumentationslehre ist besonders die dreizehnbandige Reihe Die Instrumentation von Hans Kunitz Breitkopf amp Hartel Leipzig 1956 ff zu nennen die fur alle Orchesterinstrumente Geschichte Tonerzeugung Klangcharakter Klangkombinationen und spieltechnische Moglichkeiten mit zahlreichen Beispielen auch aus der Literatur des 20 Jahrhunderts Orff Schostakowitsch beschreibt Siehe auch BearbeitenKurzschrift OrchesterbesetzungLiteratur BearbeitenHeinz Becker Geschichte der Instrumentation A Volk Koln 1964 Musikwerk Band 24 Heinz Becker Instrumentation Geschichte In Die Musik in Geschichte und Gegenwart Hector Berlioz Richard Strauss Instrumentationslehre Peters Frankfurt ISBN 3 87626 030 2 Nikolai Rimsky Korssakow Principles of Orchestration Dover Publications London 1964 englisch ISBN 0 486 21266 1 Cecil Forsyth Orchestration MacMillan London 1914 Reprint Read Books 2008 Hermann Erpf Lehrbuch der Instrumentation und Instrumentenkunde Schott Mainz ISBN 3 7957 2211 X Bahnert Herzberg Schramm Metallblasinstrumente Florian Noetzel Wilhelmshaven ISBN 3 7959 0466 8 Ertugrul Sevsay Handbuch der Instrumentationspraxis Barenreiter Kassel ISBN 3 7618 1726 6 Hans Kunitz Die Instrumentation in 13 Banden Breitkopf amp Hartel Leipzig ISBN 3 7651 1012 4 usw Winfried Pape Instrumentenhandbuch Streich Zupf Blas und Schlaginstrumente in Tabellenform 1971 Gerig Koln ISBN 3 89007 008 6 Jurgen Maehder Klangfarbe als Bauelement des musikalischen Satzes Zur Kritik des Instrumentationsbegriffes Dissertation Universitat Bern 1977 Privatdruck Samuel Adler The Study of Orchestration W W Norton New York 1982 1989 2001 ISBN 0 393 97572 X Ludwig K Mayer Instrumentation in Die Musik in Geschichte und Gegenwart Munchen Kassel dtv 1989 ISBN 3 423 05913 3 Christoph Reuter Klangfarbe und Instrumentation Peter Lang Frankfurt M ISBN 3 631 50272 9 Ulrich Kaiser Carsten Gerlitz Arrangieren und Instrumentieren Kassel 2005 ISBN 3 7618 1662 6 Gesine Schroder Timbre ein Fremdwort der deutschsprachigen Instrumentationslehre in Zwischen Komposition und Hermeneutik hg v Ariane Jessulat u a Konigshausen amp Neumann Wurzburg 2005 ISBN 3 8260 3211 X Altug Unlu Gustav Mahlers Klangwelt Studien zur Instrumentation Peter Lang Frankfurt M 2006 ISBN 3 631 50599 X Gesine Schroder Instrumentation in Zeitschrift der Gesellschaft fur Musiktheorie pdf online 2005 auch ZGMTH Bd 2 Olms Hildesheim New York Zurich 2007 S 239 242 ISBN 978 3 487 13514 4 Paul Wiebe Blaser arrangieren Wizoobooks Verlag 12 2007 ISBN 978 3 934903 61 6 Paul Wiebe Streicher arrangieren Wizoobooks Verlag 02 2009 ISBN 978 3 934903 70 8 Wege zum perfekten Orchestersatz am Computer Anthony Baines Lexikon der Musikinstrumente Barenreiter Kassel ISBN 3 7618 1220 5 Instrumentation In Riemann Musiklexikon Weblinks BearbeitenShort Guide to Orchestration by Kentarō Satō Instrumententabelle mit Tonumfangen von Ulrich Kaiser Artistic Orchestration auf Englisch by Alan Belkin Principles of Orchestration ein interaktives Online Lehrbuch der Orchestrierung englisch Nikolai Rimsky Korsakov Principles of Orchestration englisch Charles Marie Widor The Technique of the modern Orchestra englisch PDF Datei 15 33 MB Hector Berlioz Treatise On Instrumentation englisch The Orchestra A User s Manual by Andrew Hugill with the Philharmonia Orchestra englisch Multimedialer Leitfaden zur InstrumentierungEinzelnachweise Bearbeiten Vgl etwa Hans Engel Mozarts Instrumentation In Mozart Jahrbuch 1956 S 51 74 Normdaten Sachbegriff GND 4027219 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Instrumentation amp oldid 235101861