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L Orfeo dt Orpheus SV 318 ist eine Favola in Musica von Claudio Monteverdi Das Libretto stammt von Alessandro Striggio dem Jungeren Die Oper besteht aus einem Prolog und funf Akten Der Inhalt ist eine freie Wiedergabe der griechischen Sage von Orpheus und Eurydike WerkdatenTitel OrpheusOriginaltitel L OrfeoTitelblattOriginalsprache ItalienischMusik Claudio MonteverdiLibretto Alessandro StriggioLiterarische Vorlage OrpheussageUrauffuhrung 24 Februar 1607Ort der Urauffuhrung herzoglicher Palast in MantuaSpieldauer knapp 2 StundenPersonenOrfeo mittlere Stimmlage mit tenoralen Hohen und guten Tiefen Caronte tiefer Bass Plutone Bass Apollon mittlere Stimmlage mit tenoralen Hohen 1 Pastore Bariton 2 Pastore Tenor 3 Pastore Alt 1 Spirito Bariton 2 Spirito Tenor La Musica Sopran Euridice Sopran Messagera Mezzosopran La Speranza Mezzosopran Proserpina Sopran Ninfa Mezzosopran Eco Sopran oder Tenor Chor der Nymphen und Hirten Chor der GeisterIm Jahr 1606 begann Monteverdi mit der Arbeit Die Urauffuhrung durch die Accademia degli Invaghiti Akademie der Verliebten am 24 Februar 1607 anlasslich des Geburtstages von Francesco IV Gonzaga im herzoglichen Palast in Mantua war uberaus erfolgreich An der Urauffuhrung wirkten die beiden Kastraten Giovanni Gualberto Magli und Girolamo Bacchini als Mezzosoprane mit 1 Zwar ist L Orfeo die alteste auch heute noch gemeinhin populare Oper nicht aber das erste Werk seiner Art wie oftmals falschlich angenommen 2 So wurden etwa La Dafne 1598 und Euridice 1600 beides Stucke aus der Feder Jacopo Peris bereits Jahre vorher uraufgefuhrt Unbestritten ist allerdings dass Monteverdi mit L Orfeo einen entscheidenden Beitrag zur Entwicklung des entstehenden Genres im 17 Jahrhundert schuf Inhaltsverzeichnis 1 Handlung 1 1 Prolog 1 2 Erster Akt 1 3 Zweiter Akt 1 4 Dritter Akt 1 5 Vierter Akt 1 6 Funfter Akt 2 Libretto 3 Musik 4 Deutsche Fassung 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseHandlung BearbeitenProlog Bearbeiten Die Musik selbst tritt auf und kundigt an von Orpheus zu berichten der die wilden Tiere und sogar die Holle bezwang und unsterblichen Ruhm errang Erster Akt Bearbeiten Hirten und Nymphen preisen den Tag an dem Orfeo Euridices Liebe errang Sie bitten Hymenaios den Beschutzer der Ehe um Beistand fur die bevorstehende Hochzeit der beiden Orfeo und Euridice besingen ihr uberschwangliches Gluck Der Chor der Nymphen und Hirten beschliesst den Akt mit dem Aufruf niemand solle in Verzweiflung fallen da auf Dunkelheit Schmerz und Kalte stets auch wieder bessere Zeiten folgen Zweiter Akt Bearbeiten Euridice pfluckt Blumen wahrend Orfeo weiter mit seinen Gefahrten singt Er preist seine vergangenen Liebesqualen da er durch sie nun umso glucklicher sei Eine Botin kommt und berichtet dass Euridice an einem Schlangenbiss gestorben ist Orfeo ist verzweifelt Er beschliesst Euridice aus der Unterwelt zuruckzuholen oder aber falls ihm dies nicht gelingt bei ihr im Totenreich zu bleiben Dritter Akt Bearbeiten Die Hoffnung begleitet Orfeo bis zum Eingang der Unterwelt Ab hier muss er ohne sie weitergehen denn uber dem Eingangstor ist eingemeisselt Lasciate ogni speranza voi ch entrate Lasst alle Hoffnung fahren ihr die ihr eintretet vgl Dante Inferno 3 Gesang Z 9 Charon stellt sich ihm voller Zorn und Misstrauen entgegen Kein Lebender darf zu den Toten vordringen Ob Orfeo ihn etwa wie seinerzeit Herakles durch Gefangennahme des Zerberus demutigen oder dem Pluto wie alljahrlich Zeus die Proserpina wegnehmen wolle Orfeo zieht in dieser zentralen Szene alle Register seiner Sangeskunst er singt mit uberbordenden Verzierungen steinerweichender Innigkeit und entfesselter Leidenschaft Charon bekennt dass ihn der Gesang ruhrt gibt jedoch nicht nach da sich das nicht fur ihn schickt Schliesslich schlaft er ein Orfeo setzt daraufhin selbst mit Charons Boot uber Der Chor der Geister preist die Fahigkeit des Menschen die Natur zu bezwingen Vierter Akt Bearbeiten Proserpina bittet aus Mitleid Pluto dem Orfeo die Geliebte zuruckzugeben sie erinnert ihn an seine eigene Liebe zu ihr Pluto willigt aus Liebe zu Proserpina ein doch nur unter der Bedingung dass Orfeo Euridice auf dem Weg zuruck nicht anblickt Ihre Worte haben eine alte Wunde in seinem Herzen beruhrt und deshalb verlangt er von Proserpina dass sie zum Dank fur sein Entgegenkommen fortan immer bei ihm bleibt so soll deine Seele nie wieder nach himmlischer Freude verlangen auf dass du dein eheliches Bett nicht mehr verlasst Plutos Gegenforderung ist eine originelle Erfindung des Librettisten Das humanistisch gebildete Publikum der Urauffuhrung verstand die Anspielung ohne weitere Erklarung Wie Orpheus seine Braut an die Unterwelt verlor verliert Pluto seine Gefahrtin Persephone alljahrlich an die Oberwelt Sie wird daher auf ewig eine Gefangene der Unterwelt bleiben mussen falls Euridice ins Leben zuruckkehrt Da Persephone in den acht Monaten ihres Erdenaufenthalts eine Fruchtbarkeitsgottin ist wurde es Pluto auf diese Weise gelingen das Leben auf der Erde auszuloschen Diese fast beilaufige Anspielung macht das Publikum also darauf aufmerksam dass der Tod um des Lebens willen akzeptiert werden muss und Euridices naturwidrige Ruckkehr ins Leben nicht wunschenswert sein kann Orfeo preist sich nun als vollkommen glucklich und macht sich gefolgt von Euridice auf den Weg Es gelingt ihm jedoch nicht Pluto zu gehorchen Aufgeschreckt durch ein unerwartetes Gerausch wendet er sich nach Euridice um und verliert sie hierdurch fur immer Der Chor der Geister kommentiert Orfeo besiegte die Unterwelt doch dann wurde er von den eigenen Gefuhlen Affekten besiegt Ewigen Ruhm verdient nur wer sich selbst besiegt Funfter Akt Bearbeiten Soeben noch himmelhoch jauchzend jetzt zu Tode betrubt findet sich Orfeo allein in den Waldern Thrakiens seiner Heimat wieder Nur die Nymphe Echo antwortet ihm einsilbig und klagend das humanistisch gebildete Premierenpublikum musste diese Anspielung verstehen die Nymphe zerstorte sich mit ihrem ubergrossen Liebeskummer selbst sie ist ein Menetekel dessen was nun Orfeo droht Orfeo singt eine Totenklage fur Euridice die mit einem hasserfullten Fluch auf alle anderen Frauen schliesst An dieser Stelle greift Apollo sein Vater in das Geschehen ein Ganz Deus ex machina schwebt er auf einer Wolke vom Himmel herab aber er agiert nicht als Gott er bewirkt nicht mit Zauberhand dass die Geschichte doch noch zum Happy End kommt sondern hilft Orfeo sich selbst zu helfen und mahnt vaterlich Es war nie die Art der Edlen zum Sklaven der eigenen Leidenschaften zu werden denn das ist schandlich und gefahrlich Allzu sehr hast du dich im Gluck gesonnt und allzu sehr beweinst du nun dein hartes Geschick Weisst du noch nicht dass kein Gluck hienieden von Dauer ist Steige mit mir auf zum Himmel wenn du dich der Unsterblichkeit erfreuen willst Orfeo fragt angstlich ob er Euridice denn nie wieder sehen werde Nein das werde er unabanderlich nicht Doch in der Sonne und den Sternen werde er ihr Ebenbild erblicken Orfeo klagt nicht mehr sondern erklart sich bereit ein wurdiger Sohn Apollos zu werden und ihm zu folgen Hochvirtuose Koloraturen singend steigen Apollo und Orfeo gemeinsam zum Himmel auf Die Oper schliesst mit ubermutigem Gesang und Tanz der Nymphen und Hirten Sie preisen Orfeo der himmlische Ehre und vollstandiges Gluck erlangt hat und bringen ihm auf seinen Altaren Weihrauchopfer Libretto BearbeitenDas Libretto ist einerseits Schaferspiel Favola pastorale andererseits greift es unverkennbar auf Elemente der griechischen Tragodie zuruck Orfeo der einzige Protagonist der Handlung vom kommentierenden Chor zu Beginn des 1 Akts als Halbgott semideo vorgestellt erleidet einen Sturz aus grosser Fallhohe bis an die Grenze der Selbstvernichtung Ursache des ihm drohenden Untergangs seine Schwache aber auch seine Starke sind die starken Gefuhle affetti mit deren musikalischem Ausdruck er Menschen Tiere und sogar die Unterwelt bezaubert denen er aber auch selbst erliegt Von Beginn an ist er nicht bereit oder in der Lage den Wechsel von Gluck und Ungluck als unvermeidliches Erdenschicksal mit Fassung zu ertragen und damit auch seine eigene Natur zu besiegen sondern preist die Verzweiflung da sie das Gluck umso mehr erhohe sonnt sich im Gluck als konne es ewig dauern und erkennt die wohlbegrundete Macht des Todes nicht an Die ihm und dem Publikum erteilte Lehre den Exzess zu meiden Mass und Haltung zu wahren ist ausdrucklich apollinisch Daher wird Orfeos erwarteter Untergang letztlich von Apollo und von Orfeo selbst doch noch abgewendet so dass die Oper nicht nach Art der Tragodie endet sondern mit Orfeos Selbstaufrichtung und seiner Aufnahme unter die Gotter ein Ende nimmt das vom Librettisten und Komponisten wenn auch nicht von jedem Interpreten und Zuschauer als gutes Ende aufgefasst wird Ob das Thema der Oper mit dem fruhen Tod von Monteverdis Frau Claudia verstorben 1607 in Verbindung stand und Monteverdi daher selbst Orfeo war kann nur spekuliert werden Musik Bearbeiten nbsp Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer grundsatzlichen Uberarbeitung Naheres sollte auf der Diskussionsseite angegeben sein Bitte hilf mit ihn zu verbessern und entferne anschliessend diese Markierung Monteverdis Musik zu L Orfeo ragt heraus durch dramatische Kraft und Emotionalitat Die Tragodie wird in musikalischen Bildern entwickelt und die Melodien sind klar und gradlinig Mit dieser Oper schuf Monteverdi eine ganzlich neue Form der Musik das dramma per musica Musikalisches Drama wie es genannt wurde Monteverdis Opern werden ublicherweise zum Fruhbarock gerechnet Toccata Die eingangs gespielte Toccata ist ein Zitat der Gonzaga Fanfare als Reminiszenz an seine Auftraggeber Die Opernhandlung beginnt erst nach der Toccata mit dem Ritornell und nach antikem Muster mit einem Prolog Die Oper ist fur damalige Verhaltnisse recht uppig instrumentiert wobei die Wahl der Instrumente vor allem die Besetzung des Basso continuo allerdings teilweise im Ermessen des jeweiligen Auffuhrungsleiters steht und stand Entscheidend ist die Differenzierung zwischen dem Instrumentarium des Lebens Streicher und Blockfloten mit einem von Streichern und Cembalo besetzen Basso continuo und dem des Todes Blasinstrumente mit Ausnahme der Floten vor allem Zinken und Posaunen dazu ein Basso continuo mit Orgel Regal Die an den Sanger des Orfeo gestellten Anforderungen lassen sich auf eine einfache Formel bringen Um in dieser Rolle nicht unglaubwurdig zu werden muss er eine exemplarisch schone Stimme und hohe Virtuositat haben Diese Stimme war nach damaligem Geschmack allerdings keineswegs ein strahlend heller Tenor im Sinne heutiger Opernsanger und erst recht keine Kastratenstimme Als schon galt vielmehr eine mittlere Stimmlage die trotz muheloser Hohen und Tiefen alle Extreme mied Diese Stimmlage wird daher bei Orfeo vorausgesetzt die Bezeichnung Bariton war damals nicht gebrauchlich Abgesehen also von sehr hohen und tiefen Tonen wird alles von ihm gefordert der bukolische Liedgesang der Bravourgesang das Schmachten und Schmeicheln Innigkeit Verzweiflung Zorn und die hochst artifizielle Verzierung dazu eine fast ununterbrochene Prasenz auf der Buhne Ahnliches gilt fur die Stimmlage von Apollo der ebenfalls nicht mit einer hell strahlenden Tenorstimme besetzt ist Das mit Orfeo assoziierte Instrumentarium besteht generell neben den Streichern vor allem aus den Zupfinstrumenten doch zu den Worten non viv io no nein ich lebe nicht antworten ihm ausnahmsweise die Zinken als Instrumente des Todes Orfeos musikalischer Widerpart ist in erster Linie Charon ein abgrundig tiefer Bass der von den Blasern der Unterwelt starr gleichsam holzschnittartig im Stil uberlebter Instrumente Krummhorner und Pommern begleitet wird und der auf einen vergangenen toten Musikgeschmack rekurriert wahrend Orfeo mit seinem lebendigen musikalischen Ausdruck von Gefuhlen ein damals innovativer Musiker ist Im funften Akt aber bei Orfeos Absage an alle Frauen ubertragt sich in schauriger Weise Charons Stil auf Orfeo Dies ist der Augenblick in dem Apollo erscheint um seinen Sohn zu retten Ein besonderes Merkmal tragt die Arie Possente spirto Orfeos die er dem Fahrmann Charon vortragt um in die Unterwelt gelassen zu werden Monteverdi schrieb sie in zwei verschiedenen Fassungen fur die Singstimme Die erste ist eher rezitativisch gehalten die zweite verziert mit teilweise schon ausladenden Koloraturen die nur von einer professionellen und uberaus beweglichen Stimme durchgefuhrt werden konnen Mit dem Vermerk Orfeo canta una sola de le due parti Orfeo singt nur eine der beiden Fassungen wird bereits ubermassigen oder falsch angebrachten Verzierungen des Sangers Einhalt geboten Deutsche Fassung BearbeitenEine deutsche Neufassung stammt von Carl Orff deren erste Version wurde am 17 April 1924 am Nationaltheater Mannheim die zweite und endgultige dann am 4 Oktober 1940 in Dresden unter der musikalischen Leitung von Karl Bohm uraufgefuhrt Literatur BearbeitenL Orfeo Favola in musica SV 318 Studienpartitur mit dem kompletten Libretto inklusive der nicht vertonten Textteile im Original sowie in deutscher und englischer Ubersetzung Schott Music Mainz 2004 ISBN 3 7957 6986 8 L Orfeo Favola in musica Faksimile des Erstdrucks der Opernpartitur Venedig 1609 und von Akt 5 des Mantuaner Librettos von 1607 Barenreiter Kassel 1998 ISBN 3 7618 1167 5 L Orfeo Favola in musica Faksimile des Erstdrucks Venedig 1609 Laaber Laaber 1998 ISBN 3 89007 399 9 Claudio Monteverdi L Orfeo Libretto von Alessandro Striggio Ubersetzung des italienischen Textes in singbares Deutsch von Gertrud Scheumann Longtai Verlag Giessen Heuchelheim 2011 ISBN 978 3 938946 17 6 Gertrud Scheumanns Opernreihe 3 Peter Suhring Ein erster Versuch das historische Instrumentarium in Monterverdis L Orfeo zu verstehen Gustav Jacobsthal Strassburg 1903 In CONCERTO Das Magazin fur Alte Musik Koln Heft 219 April Mai 2008 S 24 27 Online http publikationen ub uni frankfurt de frontdoor index index docId 13067 Sammlung Literatur zur Musik der Elektronischen Dokumente der UB Frankfurt Main abgerufen am 24 September 2014 Ulrike Kienzle Claudio Monteverdis Orfeo und die Geburt einer neuen dramatischen Ausdruckskunst in zur debatte Themen der Katholischen Akademie in Bayern 5 2019 S 28 34 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons L Orfeo Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien L Orfeo Noten und Audiodateien im International Music Score Library Project Handlung und Libretto von L Orfeo in deutscher Ubersetzung und im italienischen Original bei Opera GuideEinzelnachweise Bearbeiten Claudio Monteverdi Orfeo von John Whenham S 16 O G Sonneck Dafne the First Opera A Chronological Study In Sammelbande der Internationalen Musikgesellschaft Band 15 Nr 1 1913 ISSN 1612 0124 S 102 110 JSTOR 929391 Normdaten Werk GND 300105800 lobid OGND AKS LCCN n81035851 VIAF 175180300 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title L Orfeo amp oldid 237287795