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Haldenstein in der Ortsmundart Haaldeschtai ˈhaːldeˌʃtɑj ratoromanisch Lantsch sut 1 ist eine Ortschaft die zur Gemeinde Chur Kanton Graubunden gehort Das 960 erstmals bezeugte Dorf im Mittelalter Zentrum einer Herrschaft und in der jungeren Neuzeit eine eigenstandige politische Gemeinde liegt am linken Ufer des Rheins Am 1 Januar 2021 fusionierte die damalige Gemeinde Haldenstein mit Chur HaldensteinWappen von HaldensteinStaat Schweiz SchweizKanton Kanton Graubunden Graubunden GR Region PlessurPolitische Gemeinde Churi2Postleitzahl 7023fruhere BFS Nr 3941Koordinaten 759170 194092 46 878886 9 52695 566 Koordinaten 46 52 44 N 9 31 37 O CH1903 759170 194092Hohe 566 m u M Flache 18 56 km Einwohner 1088 31 Dezember 2020 Einwohnerdichte 59 Einw pro km Haldenstein HaldensteinKarteHaldenstein Schweiz wwwGemeindestand vor der Fusion am 1 Januar 2021Historisches Luftbild von Werner Friedli von 1957 Inhaltsverzeichnis 1 Geographie 1 1 Geologie 2 Wappen 3 Geschichte 4 Bevolkerung 5 Wirtschaft 5 1 Verkehr 6 Kultur und Sehenswurdigkeiten 7 Personlichkeiten 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseGeographie BearbeitenHaldenstein liegt 3 km nordlich von Chur auf der linken Rheinseite Der Gemeindebann erstreckte sich vom Fluss der auf rund 6 km Lange die Sudostgrenze bildet und den mit 540 m u M tiefsten Punkt markiert bis hinauf zum Grat des Calandamassivs wo am Haldensteiner Calanda mit 2804 m u M die grosste Hohe erreicht wird Weder die Spitze des Haldensteiner noch des Felsberger Calandas gehoren zum Territorium Neben dem Haufendorf Haldenstein umfasste die ehemalige Gemeinde eine Reihe von Maiensassen am Calandahang so auch den bis 1868 ganzjahrig bewohnten Weiler Batanja 1400 m 18 des Gemeindegebietes waren unproduktiv 54 bewaldet und 26 wurden landwirtschaftlich genutzt wobei nur 5 Wies und Ackerbauland im Talgrund der Rest Alpweide darstellen Nachbargemeinden waren die Stadt Chur Felsberg Untervaz Trimmis alle Kanton Graubunden sowie Pfafers im Kanton St Gallen Geologie Bearbeiten Der Calanda wird zu einem grossen Teil von Kalkgesteinen aufgebaut die dem helvetischen Ablagerungsraum zugeordnet werden Es kommen mehrere ubereinander liegende Gesteinsschuppen vor Malmkalke bilden die Gesteinsplatten westlich von Haldenstein Kreidekalke formen unter anderem die markante Felsrippe die vom Klettergarten uber die Ruine Lichtenstein zur Ruine Grottenstein zieht Daneben kommen in den Kreideschuppen gegen den Calanda hinauf auch Mergellagen vor Der Calanda ist geringmachtig von Moranenablagerungen bedeckt Im nordlichen Teil von Haldenstein wird der Untergrund von Felssturzblocken aufgebaut Wappen Bearbeiten nbsp Blasonierung In Silber ein pfahlgestelltes schwarzes Steinbockhorn mit Hornwurzel Wappenbegrundung Wappen der Herren von HaldensteinGeschichte BearbeitenDie fruhesten archaologischen Funde in Haldenstein stammen aus der Jungsteinzeit und wurden bei der Ruine Lichtenstein gemacht Im Dorfgebiet konnte eine spatbronzezeitliche Besiedlung nachgewiesen werden um 800 v Chr Im Schloss Haldenstein fand man romische Siedlungsreste Urkundlich erwahnt wurde das Dorf wahrscheinlich erstmals 1149 als Herkunftsbezeichnung zum Personennamen Iohannes de Lanze 1375 erscheint der Ortsname als Lentz inferior Unterlenz die Entsprechung des zur Unterscheidung von Oberlenz benutzten Zusatzes lebt im heutigen romanischen Namen Lantsch sut fort Mit dem Ubergang zur deutschen Sprache ersetzte ab dem 14 Jahrhundert der Name der oberhalb des Dorfs gelegenen Burg Haldenstein die altere Siedlungsbezeichnung deren Herkunft nicht geklart ist 1 Im 13 und 14 Jahrhundert besassen die Ritter von Haldenstein Burg und Dorf als Lehen des Bistums Chur 1424 erwarb Peter von Grifensee alle Hoheitsrechte so dass Haldenstein von nun an bis 1803 eine autonome Freiherrschaft war unabhangig von den Drei Bunden Nach mehreren Eigentumerwechseln gelangte 1542 der franzosische Gesandte Jean Jacques de Castion durch Heirat in den Besitz des Zwergstaats 1544 1548 entstand das neue Schloss welches die Burg als Herrschaftsmittelpunkt allmahlich abloste 1558 entschieden die eidgenossischen Orte dass die Schirmherrschaft uber Haldenstein den Drei Bunden zukomme was allerdings erst 1568 durch Gregor Carl von Hohenbalken als Herrn von Haldenstein anerkannt wurde 2 Auch in den folgenden Jahrhunderten mussten sich die Haldensteiner mit haufig wechselnden Herren arrangieren Thomas von Schauenstein erhielt 1612 vom Kaiser das Munzrecht was zum Pragen von Gold und Silbermunzen ausgenutzt wurde Er fuhrte 1613 bis 1616 die Reformation ein worin er von den evangelischen Churer Pfarrern Georg Saluz und Johann Pontisella kirchlich unterstutzt wurde 3 1701 ging die Herrschaft an die Herren von Salis Johann Luzius von Salis hob im selben Jahr die Leibeigenschaft auf 4 Die Herrschaft war aber weiterhin nicht Teil der Drei Bunde 1803 kam Haldenstein zu Graubunden 1825 brannte ein grosser Teil des Dorfes ab 1943 erfasste ein vom Zielgebiet des Churer Schiessplatzes ausgehender Waldbrand den ganzen Calandahang verschonte aber das Dorf 5 6 7 Im November 2019 stimmten die Burger uber eine Fusion mit der Stadt Chur ab Das Ergebnis war ausserst knapp 253 Personen stimmten mit Ja 251 stimmten mit Nein Im Februar 2020 stimmten die Churer Burger uber die Fusion ab Wie erwartet stimmten 80 fur eine Fusion mit Haldenstein 8 9 Bevolkerung BearbeitenDie Bevolkerungszahl von Haldenstein nahm in den letzten 200 Jahren im Ganzen und im letzten Drittel des 20 Jahrhunderts nach einem zwischenzeitlichen Einbruch deutlich zu Bevolkerungsentwicklung Jahr 1803 1850 1900 1950 1970 1980 1990 2000 2002 2005 2019Einwohnerzahl 349 492 464 521 478 671 677 808 855 894 1090Wirtschaft BearbeitenIn Haldenstein finden 274 Personen Beschaftigung wovon immerhin noch 13 im primaren Sektor Landwirtschaft 44 im sekundaren Industrie Gewerbe und 43 im Dienstleistungssektor arbeiten Stand 2002 Rund zwei Drittel der Bewohner von Haldenstein finden ausserhalb Arbeit zum Beispiel in Chur Neben Landwirtschaftsbetrieben gibt es in Haldenstein Gewerbe und Industriebetriebe Backerei Schreinerei Metallbau Verpackungsmaschinenbau Kieswerk Seit Fruhjahr 2013 steht mit der Windenergieanlage Calandawind in Haldenstein die erste grosse Windenergieanlage des Kantons Graubunden 10 Diese soll so viel Elektrizitat produzieren wie in Haldenstein verbraucht wird 11 Verkehr Bearbeiten Haldenstein liegt nahe dem Autobahnanschluss Chur Nord an der A13 Ans Netz des offentlichen Verkehrs ist sie mit der jenseits des Rheins gelegenen Station Haldenstein der Rhatischen Bahn sowie der Churer Stadtbuslinie 3 angeschlossen Kultur und Sehenswurdigkeiten BearbeitenSiehe auch Liste der Kulturguter in Chur Reformierte Kirche von 1732 Burg Haldenstein Die im 12 Jahrhundert erbaute Stammburg der Ritter von Haldenstein war mindestens bis 1695 bewohnt Im 18 Jahrhundert verfiel sie zusehends wozu auch ein Erdbeben 1787 massgeblich beitrug Neben dem dreieckigen Bergfried mit funf Geschossen haben sich Mauerreste des Wohntrakts erhalten Burg Lichtenstein volkstumlich Katzenburg genannt Die Feste der 1180 erwahnten wohl mit den Rittern von Haldenstein verwandten Herren von Lichtenstein stammt aus derselben Epoche Sie wurde bereits im 16 Jahrhundert als Ruine bezeichnet Burg Grottenstein Von der unter einem Felsvorsprung gelegenen Hohlenburg fehlen urkundliche Zeugnisse Ein rund 20 m langer Abschnitt der Frontmauer ist noch vorhanden Schloss Haldenstein Das im 16 Jahrhundert im Renaissancestil am Dorfrand erbaute Schloss wurde 1732 nach einem Brand erneuert Seit 1701 im Besitz der Salis Maienfeld beherbergte es 1763 1771 eine Erziehungsanstalt des Philanthropismus Heute wird das seit 1966 einer Stiftung gehorende von 1986 bis 2005 restaurierte Gebaude von der Gemeindeverwaltung und vom Archaologischen Dienst des Kantons genutzt Seit 2001 wird im Zweijahresrhythmus im Schloss eine Freiluftoper durch die Kammerphilharmonie Graubunden unter der Leitung von Marcus R Bosch aufgefuhrt Doppelhaus Rath 1983 Architekt Peter Zumthor mit Ingenieur Andrea Branger Ensemble Zumthor Atelier Zumthor 1986 12 und Wohn und Atelierhaus Zumthor 2004 13 Architekt Peter Zumthor Haus Clavuot Merz 2002 Architekt Conradin Clavuot 14 nbsp Reformierte Kirche Haldenstein nbsp Burg Haldenstein nbsp Burg Lichtenstein nbsp Burg Grottenstein nbsp Mauern der Schlossanlage Haldenstein nbsp Schloss Haldenstein nbsp Blick vom Schloss Richtung Chur nbsp Bahnhof Haldenstein 1958Personlichkeiten BearbeitenPeter Zumthor 1943 Architekt lebt und arbeitet in Haldenstein Peter Conradin Zumthor 1979 Musiker Schlagzeug u a geboren und aufgewachsen in Haldenstein Josias Gasser 1952 Unternehmer Politiker lebt und ist heimatberechtigt in Haldenstein Gimma 1980 Rapper lebt in Haldenstein Philipp Gurt 1968 Schriftsteller lebt in HaldensteinLiteratur BearbeitenMartin Zeiller Haldenstein In Matthaus Merian Hrsg Topographia Helvetiae Rhaetiae et Valesiae Topographia Germaniae Band 1 2 Auflage Matthaeus Merians Erben Frankfurt am Main 1654 S 83 Volltext Wikisource Mathis Berger Die staatliche Stellung der Herrschaft Haldenstain in der Geschichte In Bundner Monatsblatt 1956 Nr S 61 ff Otto P Clavadetscher Werner Meyer Das Burgenbuch von Graubunden Zurich 1984 ISBN 3 280 01319 4 S 297 302 Georg Lutscher Geschichte der Freiherrschaft und Gemeinde Haldenstein Uberarbeitet und erganzt von Silvio Margadant Haldenstein 1995 ISBN 3 905241 51 X Silvio Margadant Haldenstein In Historisches Lexikon der Schweiz Erwin Poeschel Die Kunstdenkmaler des Kantons Graubunden Band VII Die Stadt Chur und der Kreis der funf Dorfer Kunstdenkmaler der Schweiz Band 20 Hrsg von der Gesellschaft fur Schweizerische Kunstgeschichte GSK Bern 1948 DNB 760079668 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Haldenstein Sammlung von Bildern und Audiodateien Bundesamt fur Kultur Haldenstein im Inventar der schutzenswerten Ortsbilder der SchweizEinzelnachweise Bearbeiten a b Andres Kristol Haldenstein GR Landquart In Dictionnaire toponymique des communes suisses Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen Dizionario toponomastico dei comuni svizzeri DTS LSG Hrsg vom Centre de dialectologie an der Universitat Neuchatel Verlag Huber Frauenfeld Stuttgart Wien 2005 ISBN 3 7193 1308 5 und Editions Payot Lausanne 2005 ISBN 2 601 03336 3 S 427 Rudolf Jenny Hrsg Urkunden Sammlungen im Staatsarchiv Graubunden 2 Teil Regesten in chronologischer Folge 9 Jh 1877 zum Urkunden Zuwachs 1967 1970 und Inventar zu den Urkunden Sammlungen Quellen zur Kultur und Landesgeschichte Graubundens Band IV Chur 1977 S 115 f 117 Website Evangelisch reformierte Kirche Haldenstein In haldenstein ref ch abgerufen am 22 September 2021 Silvio Margadant Haldenstein In Historisches Lexikon der Schweiz 16 Dezember 2019 Daniel Steffen Flug durch die Holle In Neue Zurcher Zeitung 18 August 2018 abgerufen am 22 September 2021 Peter de Jong Vor 70 Jahren wutete am Calanda ein verheerender Grossbrand In Churermagazin 29 Juli 2013 S 9 churermagazin ch PDF 608 kB H Hemmi 1943 Der Waldbrand am Felsberger Calanda Referat anlasslich der Delegiertenversammlung des kantonalen Feuerwehrverbandes Graubunden In Schweizerische Feuerwehr Zeitung Bern August 1953 S 241 250 burgenverein untervaz ch PDF 3 3 MB can Knapper Entscheid Zwei Stimmen machen in Haldenstein den Unterschied In suedostschweiz de 22 November 2019 abgerufen am 22 September 2021 Bettina Cadotsch Die Churer Stimmbevolkerung hat zur Hochzeit mit Haldenstein Ja gesagt Mit knapp 80 Prozent hat Chur ein deutliches Zeichen gegeben In suedostschweiz de 9 Februar 2020 abgerufen am 22 September 2021 Daten In wind data ch abgerufen am 22 September 2021 Calandawind Windkraftwerk Haldenstein In calandawind ch abgerufen am 22 September 2021 Ensemble Zumthor Atelier Zumthor 1986 In baukultur gr ch abgerufen am 22 September 2021 Ensemble Zumthor Wohn und Atelierhaus Zumthor Foto auf baukultur gr ch Haus Clavuot Merz Foto auf baukultur gr ch Quartiere und Wohnviertel der Stadt Chur Araschgen Chur City Dreibundenquartier Furstenwald Giacomettiquartier Haldenstein Kornquader Lacunaquartier Masans Niederlachen Untere Au Rheinquartier Rossboden Sand Sommerau Tittwiesen WiesentalPolitische Gemeinden in der Region Plessur Arosa Chur Churwalden Tschiertschen PradenEhemalige Gemeinden Calfreisen Castiel Haldenstein Hof Chur Langwies Luen Maladers Malix Molinis Pagig Parpan Peist Praden St Peter Pagig St Peter TschiertschenKanton Graubunden Regionen des Kantons Graubunden Gemeinden des Kantons Graubunden Normdaten Geografikum GND 4205360 2 lobid OGND AKS VIAF 239950982 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Haldenstein amp oldid 237544140