www.wikidata.de-de.nina.az
Dieser Artikel behandelt das mathematische Modell Zum Begriff der Systemtheorie siehe Dynamisches System Systemtheorie Ein deterministisches dynamisches System ist ein mathematisches Modell eines zeitabhangigen Prozesses der homogen bezuglich der Zeit ist dessen weiterer Verlauf also nur vom Anfangszustand aber nicht von der Wahl des Anfangszeitpunkts abhangt Der Begriff des dynamischen Systems geht in seiner heutigen Form auf die Mathematiker Henri Poincare und George David Birkhoff zuruck Dynamische Systeme finden vielfaltige Anwendungen auf Prozesse im Alltag und erlauben Einblicke in viele Bereiche nicht nur der Mathematik z B Zahlentheorie Stochastik sondern auch der Physik z B Pendelbewegung Klimamodelle oder der theoretischen Biologie z B Rauber Beute Modelle Man unterscheidet zwischen diskreter und kontinuierlicher Zeitentwicklung Bei einem zeitdiskreten dynamischen System andern sich die Zustande in aquidistanten Zeitsprungen d h in aufeinanderfolgenden stets gleich grossen zeitlichen Abstanden wahrend die Zustandsanderungen eines zeitkontinuierlichen dynamischen Systems in infinitesimal kleinen Zeitschritten stattfinden Das wichtigste Beschreibungsmittel fur zeitkontinuierliche dynamische Systeme sind autonome gewohnliche Differenzialgleichungen Ein gemischtes System aus kontinuierlichen und diskreten Teilsystemen mit kontinuierlich diskreter Dynamik wird auch als hybrid bezeichnet Beispiele solcher hybrider Dynamiken finden sich in der Verfahrenstechnik z B Dosiervorlage Systeme Wichtige Fragestellungen im Zusammenhang mit dynamischen Systemen betreffen vor allem ihr Langzeitverhalten zum Beispiel Stabilitat Periodizitat Chaos und Ergodizitat die Systemidentifikation und ihre Regelung Inhaltsverzeichnis 1 Einfuhrende Beispiele 1 1 Exponentielles Wachstum 1 2 Federpendel 2 Definitionen 3 Wichtige Spezialfalle 3 1 Gewohnliche Differentialgleichungen 3 2 Iteration 4 Anwendungen 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseEinfuhrende Beispiele BearbeitenExponentielles Wachstum Bearbeiten nbsp Zwei exponentiell wachsende Populationen xt rot und yt blau mit y0 x3Ein einfaches Beispiel fur ein dynamisches System ist die zeitliche Entwicklung einer Grosse die einem exponentiellen Wachstum unterliegt wie etwa eine Population einer ungehindert wachsenden Bakterienkultur Der Zustand zu einem festen Zeitpunkt ist hier durch eine nichtnegative reelle Zahl namlich die Bestandsgrosse der Population gegeben das heisst der Zustandsraum des Systems ist die Menge X 0 displaystyle X 0 infty nbsp der nichtnegativen reellen Zahlen Betrachtet man zunachst die Zustande x 0 x 1 x 2 displaystyle x 0 x 1 x 2 dotsc nbsp zu den diskreten Zeitpunkten t 0 1 2 displaystyle t 0 1 2 dotsc nbsp also auf dem Zeitraum T N 0 displaystyle T mathbb N 0 nbsp dann gilt x t 1 a x t displaystyle x t 1 ax t nbsp mit einem konstanten Wachstumsfaktor a displaystyle a nbsp Fur den Zustand zu einem Zeitpunkt t T displaystyle t in T nbsp ergibt sich daraus x t a t x 0 displaystyle x t a t x 0 nbsp Die charakterisierende Eigenschaft eines dynamischen Systems ist dass der Zustand zwar von der verstrichenen Zeit t T displaystyle t in T nbsp und vom Anfangswert x 0 X displaystyle x 0 in X nbsp abhangt jedoch nicht von der Wahl des Anfangszeitpunkts Sei etwa y 0 y 1 y 2 displaystyle y 0 y 1 y 2 ldots nbsp eine weitere exponentiell wachsende Population mit dem gleichen Wachstumsfaktor a displaystyle a nbsp aber mit dem Anfangswert y 0 x t displaystyle y 0 x t nbsp gegeben Zu einem Zeitpunkt s T displaystyle s in T nbsp gilt dann y s a s y 0 a s a t x 0 a s t x 0 x s t displaystyle y s a s y 0 a s a t x 0 a s t x 0 x s t nbsp Die zweite Population wachst also im Zeitabschnitt 0 s displaystyle 0 s nbsp genauso wie die erste im Zeitabschnitt t s t displaystyle t s t nbsp Dieses Verhalten lasst sich noch anders ausdrucken Die sogenannte Flussfunktion F T X X displaystyle Phi colon T times X to X nbsp die jedem Zeitpunkt t T displaystyle t in T nbsp und jedem Anfangszustand x X displaystyle x in X nbsp den Zustand F t x displaystyle Phi t x nbsp zum Zeitpunkt t displaystyle t nbsp zuordnet hier also F t x a t x displaystyle Phi t x a t x nbsp erfullt fur alle s t T displaystyle s t in T nbsp und alle x X displaystyle x in X nbsp die Gleichung F s F t x F s t x displaystyle Phi bigl s Phi t x bigr Phi s t x nbsp Das ist die sogenannte Halbgruppeneigenschaft des Flusses eines dynamischen Systems Federpendel Bearbeiten Eine weitere Quelle fur dynamische Systeme ist die mathematische Modellierung mechanischer Systeme im einfachsten Fall die Bewegung eines Massenpunktes unter dem Einfluss einer Kraft die vom Ort und von der Geschwindigkeit abhangt aber nicht explizit von der Zeit Der Zustand eines solchen Systems zu einem Zeitpunkt t T 0 displaystyle t in T 0 infty nbsp ist gegeben als das geordnete Paar x t v t displaystyle x t v t nbsp bestehend aus dem Ort x t displaystyle x t nbsp und der Geschwindigkeit v t displaystyle v t nbsp Insbesondere ist dann der gesamte Bewegungsablauf durch die Vorgabe einer Anfangsposition x 0 x 0 displaystyle x 0 x 0 nbsp zusammen mit einer Anfangsgeschwindigkeit v 0 v 0 displaystyle v 0 v 0 nbsp eindeutig bestimmt Im Fall einer eindimensionalen Bewegung ist somit der Zustandsraum X R 2 displaystyle X mathbb R 2 nbsp nbsp nbsp Gedampfte Schwingung und Bahn im ZustandsraumAls konkretes Beispiel soll ein Federpendel betrachtet werden auf dessen Massestuck mit der Masse m displaystyle m nbsp die Ruckstellkraft der Feder sowie moglicherweise eine geschwindigkeitsabhangige Reibungskraft einwirkt Bezeichnet man die Gesamtkraft mit F x t v t displaystyle F x t v t nbsp so ergibt sich fur den Zustand das gewohnliche Differentialgleichungssystem x t v t v t 1 m F x t v t displaystyle begin aligned dot x t amp v t dot v t amp frac 1 m F x t v t end aligned nbsp wobei der Punkt uber den Variablen die Ableitung nach der in diesem Beispiel kontinuierlichen Zeit bezeichnet Die erste Gleichung besagt dass die Geschwindigkeit die Ableitung des Ortes nach der Zeit ist und die zweite ergibt sich direkt aus dem zweiten newtonschen Axiom nach dem Masse mal Beschleunigung gleich der auf den Massenpunkt wirkenden Gesamtkraft ist Es lasst sich zeigen dass auch bei diesem System der Fluss F T X X F t x 0 v 0 x t v t displaystyle Phi colon T times X to X quad Phi t x 0 v 0 bigl x t v t bigr nbsp die Halbgruppeneigenschaft erfullt Betrachtet man den Verlauf des Systemzustandes im Zustandsraum X R 2 displaystyle X mathbb R 2 nbsp also die sogenannte Bahn x t v t R 2 t 0 displaystyle x t v t in mathbb R 2 mid t geq 0 nbsp so ergibt sich bei einer gedampften Schwingung des Federpendels eine Trajektorie die spiralformig auf die Ruhelage 0 0 displaystyle 0 0 nbsp zulauft Definitionen BearbeitenEin dynamisches System ist ein Tripel T X F displaystyle T X Phi nbsp bestehend aus einer Menge T N 0 Z R 0 displaystyle T mathbb N 0 mathbb Z mathbb R 0 nbsp oder R displaystyle mathbb R nbsp dem Zeitraum einer nichtleeren Menge X displaystyle X nbsp dem Zustandsraum dem Phasenraum und einer Operation F T X X displaystyle Phi colon T times X to X nbsp von T displaystyle T nbsp auf X displaystyle X nbsp so dass fur alle Zustande x X displaystyle x in X nbsp und alle Zeitpunkte t s T displaystyle t s in T nbsp gilt F 0 x x displaystyle Phi 0 x x nbsp Identitatseigenschaft und F s F t x F s t x displaystyle Phi s Phi t x Phi s t x nbsp Halbgruppeneigenschaft Wenn T N 0 displaystyle T mathbb N 0 nbsp oder T Z displaystyle T mathbb Z nbsp ist dann heisst T X F displaystyle T X Phi nbsp zeitdiskret oder kurz diskret und mit T R 0 displaystyle T mathbb R 0 nbsp oder T R displaystyle T mathbb R nbsp nennt man T X F displaystyle T X Phi nbsp zeitkontinuierlich oder kontinuierlich T X F displaystyle T X Phi nbsp wird ausserdem als diskretes oder kontinuierliches dynamisches System fur reelle Zeit oder als invertierbar bezeichnet falls T Z displaystyle T mathbb Z nbsp bzw T R displaystyle T mathbb R nbsp gilt Fur jedes x X displaystyle x in X nbsp heisst die Abbildung b x T X t b x t F t x displaystyle beta x colon T to X t mapsto beta x t Phi t x nbsp die Bewegung von x b x 0 displaystyle x beta x 0 nbsp und die Menge O x b x t t T displaystyle O x beta x t mid t in T nbsp wird die Bahn der volle Orbit die Trajektorie die Phasenkurve die Bahnkurve die Losungskurve von x displaystyle x nbsp genannt Der positive Halborbit oder Vorwartsorbit von x displaystyle x nbsp ist O x b x t t T R 0 displaystyle O x beta x t mid t in T cap mathbb R 0 nbsp und falls T X F displaystyle T X Phi nbsp invertierbar ist ist O x b x t t T R 0 displaystyle O x beta x t mid t in T cap mathbb R 0 nbsp der negative Halborbit oder Ruckwartsorbit von x displaystyle x nbsp Ein diskretes dynamisches System T X F displaystyle T X Phi nbsp ist stetig wenn sein Zustandsraum X displaystyle X nbsp ein nichtleerer metrischer Raum ist und wenn jede zu einem Zeitpunkt t T displaystyle t in T nbsp gehorende Transformation f t X X x f t x F t x displaystyle varphi t colon X to X x mapsto varphi t x Phi t x nbsp stetig ist Man nennt ein kontinuierliches dynamisches System T X F displaystyle T X Phi nbsp stetig oder einen Halbfluss wenn sein Zustandsraum X displaystyle X nbsp ein metrischer Raum ist und wenn jede zu einem Zeitpunkt gehorende Transformation sowie jede Bewegung eines Zustands stetig ist Ausserdem nennt man ein stetiges diskretes dynamisches System Z X F displaystyle mathbb Z X Phi nbsp auch eine Kaskade und einen Halbfluss R X F displaystyle mathbb R X Phi nbsp einen Fluss Der Zustandsraum eines stetigen dynamischen Systems wird auch als Phasenraum und von jedem x 0 X displaystyle x 0 in X nbsp der Orbit als die Phasenkurve oder Trajektorie von x 0 displaystyle x 0 nbsp bezeichnet die einfach x t x t displaystyle x colon t mapsto x t nbsp geschrieben wird mit x 0 x 0 displaystyle x 0 x 0 nbsp Koppelt man kontinuierliche und gegebenen Falles noch zusatzliche diskrete dynamische Systeme zu einem System zusammen so nennt man dieses ein kontinuierlich diskretes oder auch hybrides dynamisches System Bemerkungen In der Literatur wird haufig nicht zwischen dynamischen Systemen und stetigen dynamischen Systemen bzw Flussen unterschieden ausserdem versteht man unter einem Fluss nicht selten einen differenzierbaren Fluss siehe unten Es finden sich auch allgemeinere Definitionen stetiger dynamischer Systeme bei denen z B als Phasenraum eine topologische Mannigfaltigkeit ein u U kompakter Hausdorff Raum oder gar nur ein topologischer Raum genommen wird An Stelle der Linksoperation F displaystyle Phi nbsp wie in der obigen Definition werden oft dynamische Systeme mit einer Rechtsoperation F X T X displaystyle Phi colon X times T to X nbsp auf X displaystyle X nbsp definiert die Reihenfolge der Argumente dreht sich dann entsprechend um In der Definition wird die Identitatseigenschaft von der Operation F displaystyle Phi nbsp deshalb gefordert weil jeder Zustand x displaystyle x nbsp so lang keine Zeit vergeht also fur t 0 displaystyle t 0 nbsp sich nicht verandern soll Diese Eigenschaft bedeutet dass die zu 0 displaystyle 0 nbsp gehorende Transformation die identische Abbildung auf X displaystyle X nbsp ist f 0 id X displaystyle varphi 0 operatorname id X nbsp Die Halbgruppeneigenschaft macht das dynamische System bezuglich der Zeit homogen Man gelangt zunachst in t displaystyle t nbsp Zeiteinheiten vom Zustand x displaystyle x nbsp zum Zustand F t x displaystyle Phi t x nbsp und anschliessend von dort in s displaystyle s nbsp Zeiteinheiten zum Zustand F s t x displaystyle Phi s t x nbsp d h zum gleichen Zustand zu dem man direkt vom Zustand x displaystyle x nbsp in s t displaystyle s t nbsp Zeiteinheiten kommt Die zu allen Zeitpunkten t displaystyle t nbsp gehorenden Transformationen f t X X x f t x F t x displaystyle varphi t colon X to X x mapsto varphi t x Phi t x nbsp bilden eine kommutative Halbgruppe mit der Komposition displaystyle circ nbsp als Verknupfung und mit einem neutralen Element f 0 displaystyle varphi 0 nbsp ausserdem ist die Abbildung T X X t f t displaystyle T to X X t mapsto varphi t nbsp ein Halbgruppenhomomorphismus f s t f s f t displaystyle varphi s t varphi s circ varphi t nbsp fur alle s t T displaystyle s t in T nbsp Diese Transformationshalbgruppe ist bei invertierbaren dynamischen Systemen sogar eine Gruppe denn fur alle t T displaystyle t in T nbsp ist f t displaystyle varphi t nbsp das inverse Element zu f t displaystyle varphi t nbsp Ein dynamisches System T X F displaystyle T X Phi nbsp mit T N 0 displaystyle T mathbb N 0 nbsp oder mit T R 0 displaystyle T mathbb R 0 nbsp lasst sich genau dann zu einem invertierbaren dynamischen System T X F displaystyle T X Phi nbsp mit T R 0 X F T R 0 X T X F displaystyle T cap mathbb R 0 X Phi T cap mathbb R 0 times X T X Phi nbsp fortsetzen wenn die zu 1 displaystyle 1 nbsp gehorende Transformation f 1 displaystyle varphi 1 nbsp eine Umkehrfunktion f 1 1 displaystyle varphi 1 1 nbsp besitzt Es sind dann f 1 f 1 1 displaystyle varphi 1 varphi 1 1 nbsp und rekursiv f n 1 f 1 f n displaystyle varphi n 1 varphi 1 circ varphi n nbsp fur alle n N displaystyle n in mathbb N nbsp Ist T X F displaystyle T X Phi nbsp kontinuierlich so sind durch f t f 1 s f n 1 displaystyle varphi t varphi 1 s circ varphi n 1 nbsp fur alle t n s R 0 displaystyle t n s in mathbb R 0 nbsp mit n N 0 displaystyle n in mathbb N 0 nbsp und s 0 1 displaystyle s in 0 1 nbsp ebenso samtliche zu negativen Zeiten gehorenden Transformationen eindeutig gegeben Mit T T t t T displaystyle T T cup t mid t in T nbsp ist so genau eine Operation F T X X t x F t x f t x displaystyle Phi colon T times X to X t x mapsto Phi t x varphi t x nbsp von T displaystyle T nbsp auf X displaystyle X nbsp erklart so dass T X F displaystyle T X Phi nbsp die invertierbare Fortsetzung von T X F displaystyle T X Phi nbsp ist Wegen der Halbgruppeneigenschaft lasst sich jedes diskrete dynamische System N 0 X F displaystyle mathbb N 0 X Phi nbsp oder Z X F displaystyle mathbb Z X Phi nbsp als iterative Anwendung der zu 1 displaystyle 1 nbsp gehorenden Transformation f f 1 displaystyle varphi varphi 1 nbsp mit den Zeitpunkten als Iterationsindizes auffassen f t 1 f f t displaystyle varphi t 1 varphi circ varphi t nbsp fur alle t N 0 displaystyle t in mathbb N 0 nbsp und bei Z X F displaystyle mathbb Z X Phi nbsp ist zusatzlich f t 1 f 1 f t displaystyle varphi t 1 varphi 1 circ varphi t nbsp fur alle t N 0 displaystyle t in mathbb N 0 nbsp Daher ist T X F displaystyle T X Phi nbsp bereits durch f displaystyle varphi nbsp eindeutig bestimmt und lasst sich einfacher X f displaystyle X varphi nbsp schreiben Schrankt man bei einem kontinuierlichen dynamischen System T X F displaystyle T X Phi nbsp die Zeit auf T Z displaystyle T cap mathbb Z nbsp ein dann ergibt sich mit T Z X F T Z X displaystyle T cap mathbb Z X Phi T cap mathbb Z times X nbsp stets ein diskretes dynamisches System Diese Diskretisierung findet zum einen in der Numerik eine grosse Anwendung wie z B bei der Ruckwartsanalyse Zum anderen existieren naturliche und technische Systeme die durch nichtkontinuierliche Zustandsanderungen charakterisiert und in direkter Weise durch diskrete Dynamische Systeme modelliert werden konnen Differenzierbare Halb Flusse sind Halb Flusse T X F displaystyle T X Phi nbsp bei denen jede zu einem Zeitpunkt gehorende Transformation differenzierbar ist Insbesondere ist jede dieser Transformationen eines differenzierbaren Flusses ein Diffeomorphismus In der Theorie dynamischer Systeme interessiert man sich besonders fur das Verhalten von Trajektorien fur t displaystyle t to pm infty nbsp Hierbei sind Limesmengen und deren Stabilitat von grosser Bedeutung Die einfachsten Limesmengen sind Fixpunkte das sind diejenigen Punkte x X displaystyle x in X nbsp mit F t x x displaystyle Phi t x x nbsp fur alle t T displaystyle t in T nbsp also diejenigen Zustande x displaystyle x nbsp deren Bahn die einelementige Menge x displaystyle x nbsp ist Weiter interessiert man sich fur Punkte deren Bahn fur t displaystyle t to infty nbsp gegen einen Fixpunkt konvergiert Die wichtigsten Limesmengen sind neben Fixpunkten die periodischen Orbits Gerade in nichtlinearen Systemen trifft man aber auch komplexe nichtperiodische Grenzmengen an In der Theorie der nichtlinearen Systeme werden Fixpunkte periodische Orbits und allgemeine nichtperiodische Grenzmengen unter dem Oberbegriff Attraktor bzw Repeller falls abstossend vgl auch seltsamer Attraktor subsumiert Diese werden in der Chaostheorie ausfuhrlich untersucht Wichtige Spezialfalle BearbeitenGewohnliche Differentialgleichungen Bearbeiten Kontinuierliche dynamische Systeme treten vor allem im Zusammenhang mit gewohnlichen Differentialgleichungen auf Gegeben sei die autonome Differentialgleichung x t f x t displaystyle dot x t f x t nbsp mit einem Vektorfeld f X R n displaystyle f colon X to mathbb R n nbsp auf einem Gebiet X R n displaystyle X subseteq mathbb R n nbsp Falls die Gleichung fur alle Anfangswerte x 0 X displaystyle x 0 in X nbsp eine fur alle t R displaystyle t in mathbb R nbsp definierte eindeutig bestimmte Losung b x 0 R X displaystyle beta x 0 colon mathbb R to X nbsp mit b x 0 0 x 0 displaystyle beta x 0 0 x 0 nbsp besitzt dann ist R X F displaystyle mathbb R X Phi nbsp mit F t x b x t displaystyle Phi t x beta x t nbsp ein kontinuierliches dynamisches System Die Bahnen des Systems sind also die Losungskurven der Differentialgleichung Die Fixpunkte sind hier die x X displaystyle x in X nbsp mit f x 0 displaystyle f x 0 nbsp sie werden auch stationare oder kritische Punkte des Vektorfeldes genannt Iteration Bearbeiten Diskrete dynamische Systeme stehen in enger Beziehung zur Iteration von Funktionen Ist g X X displaystyle g colon X to X nbsp eine Selbstabbildung einer beliebigen Menge X displaystyle X nbsp also eine Funktion die jedem x X displaystyle x in X nbsp wieder ein Element g x X displaystyle g x in X nbsp zuordnet dann kann man zu einem Anfangswert x 0 X displaystyle x 0 in X nbsp die rekursiv definierte Folge x n 1 g x n displaystyle x n 1 g x n nbsp fur n N 0 displaystyle n in mathbb N 0 nbsp betrachten Mit der n displaystyle n nbsp fachen Hintereinanderausfuhrung g n g g g displaystyle g n g circ g circ ldots circ g nbsp n displaystyle n nbsp Mal gilt dann x n g n x 0 displaystyle x n g n x 0 nbsp Die Gleichung g m n g m g n displaystyle g m n g m circ g n nbsp zeigt dass damit N 0 X F displaystyle mathbb N 0 X Phi nbsp mit F n x 0 g n x 0 displaystyle Phi n x 0 g n x 0 nbsp ein diskretes dynamisches System ist Umgekehrt wird fur ein dynamisches System N 0 X F displaystyle mathbb N 0 X Phi nbsp durch g x F 1 x displaystyle g x Phi 1 x nbsp eine Abbildung g X X displaystyle g colon X to X nbsp mit F n x 0 g n x 0 displaystyle Phi n x 0 g n x 0 nbsp definiert Die Fixpunkte eines solchen Systems sind die x X displaystyle x in X nbsp mit g x x displaystyle g x x nbsp Beispiel hierfur sind Markow Ketten in diskreter Zeit mit endlichem Zustandsraum S displaystyle S nbsp Der Zustandsraum im Sinne eines dynamischen Systems sind dann alle Wahrscheinlichkeitsvektoren auf S displaystyle S nbsp die Zeit ist T N displaystyle T mathbb N nbsp und die Iteration ist gegeben durch die Linksmultiplikation des Wahrscheinlichkeitsvektors x n displaystyle x n nbsp mit der Ubergangsmatrix M displaystyle M nbsp Die Fixpunkte sind dann die stationaren Verteilungen Anwendungen BearbeitenSeit Mitte der 1990er Jahre 1 hat die an einem systemtheoretischen Konnektionismus orientierte Kognitionswissenschaft zunehmend die Methoden der nichtlinearen Dynamischen Systemtheorie DST ubernommen 2 3 4 Eine Vielzahl von neurosymbolischen kognitiven Neuroarchitekturen im modernen Konnektionismus lassen sich unter Berucksichtigung ihres mathematischen Strukturkerns als nichtlineare dynamische Systeme kategorisieren 5 6 7 Diese Versuche in der Neurokognition konnektionistische kognitive Neuroarchitekturen mit der DST zu verschmelzen kommen nicht nur aus der Neuroinformatik und dem Konnektionismus sondern neuerdings auch aus der Entwicklungspsychologie Dynamic Field Approach 8 9 und aus der Evolutionary Robotics und Developmental Robotics 10 in Verbindung mit der mathematischen Methode der Evolutionary Computation EC Fur einen Uberblick siehe Maurer 11 12 Siehe auch BearbeitenBifurkation Mathematik C dynamisches System Stochastischer Prozess Symbolische Dynamik W dynamisches SystemLiteratur BearbeitenHerbert Amann Gewohnliche Differentialgleichungen 2 Auflage de Gruyter Berlin 1995 ISBN 3 11 014582 0 George David Birkhoff Dynamical Systems Rev Ed AMS Providence RI 1966 Manfred Denker Einfuhrung in die Analysis dynamischer Systeme Springer Berlin u a 2005 ISBN 3 540 20713 9 John Guckenheimer Philip Holmes Nonlinear Oscillations Dynamical Systems and Bifurcations of Vector Fields Corr 3rd printing Springer New York 1990 ISBN 3 540 90819 6 Diederich Hinrichsen Anthony J Pritchard Mathematical Systems Theory I Modelling State Space Analysis Stability and Robustness Springer 2005 Wolfgang Metzler Nichtlineare Dynamik und Chaos B G Teubner Stuttgart Leipzig 1998 ISBN 3 519 02391 1 Gerald Teschl Ordinary Differential Equations and Dynamical Systems American Mathematical Society Providence 2012 ISBN 978 0 8218 8328 0 univie ac at J de Vries Elements of Topological Dynamics Springer 1993 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikibooks Einfuhrung in die Systemtheorie Lern und Lehrmaterialien History of Dynamical Systems In Scholarpedia englisch inkl Literaturangaben Dynamical Systems In Scholarpedia englisch inkl Literaturangaben Einzelnachweise Bearbeiten R F Port and T van Gelder eds 1995 Mind as Motion Explorations in the Dynamics of Cognition A Bradford Book MIT Press Cambridge MA van Gelder T and R F Port 1995 It s about time an overview of the dynamical approach to cognition pp 1 43 In R F Port and T van Gelder Hrsg Mind as Motion Explorations in the Dynamics of Cognition A Bradford Book MIT Press Cambridge MA van Gelder T 1998b The dynamical hypothesis in cognitive science Behavioral and Brain Sciences 21 615 628 Abrahamsen A and W Bechtel 2006 Phenomena and mechanisms putting the symbolic connectionist and dynamical systems debate in broader perspective pp 159 185 In R Stainton Hrsg Contemporary Debates in Cognitive Science Basil Blackwell Oxford Nadeau S E 2014 Attractor basins a neural basis for the conformation of knowledge pp 305 333 In A Chatterjee Hrsg The Roots of Cognitive Neuroscience Behavioral Neurology and Neuropsychology Oxford University Press Oxford Leitgeb H 2005 Interpreted dynamical systems and qualitative laws from neural network to evolutionary systems Synthese 146 189 202 Munro P W and J A Anderson 1988 Tools for connectionist modeling the dynamical systems methodology Behavior Research Methods Instruments and Computers 20 276 281 Schoner G 2008 Dynamical systems approaches to cognition pp 101 126 In R Sun Hrsg The Cambridge Handbook of Computational Psychology CambridgeUniversity Press Cambridge Schoner G 2009 Development as change of systems dynamics stability instability and emergence pp 25 31 In J P Spencer M S C Thomas and J L McClelland Hrsg Toward a Unified Theory of Development Connectionism and Dynamic Systems Theory ReConsidered Oxford University Press Oxford Schlesinger M 2009 The robot as a new frontier for connectionism and dynamic systems theory pp 182 199 In J P Spencer M S C Thomas and J L McClelland Hrsg Toward a Unified Theory of Development Connectionism and Dynamic Systems Theory ReConsidered Oxford University Press Oxford Maurer H 2021 Cognitive science Integrative synchronization mechanisms in cognitive neuroarchitectures of the modern connectionism CRC Press Boca Raton FL chap 1 4 2 3 26 11 2 1 ISBN 978 1 351 04352 6 doi 10 1201 9781351043526 Maurer H 2016 Integrative synchronization mechanisms in connectionist cognitive Neuroarchitectures Computational Cognitive Science 2 3 doi 10 1186 s40469 016 0010 8 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dynamisches System amp oldid 235356702