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Diplohaplonten oder Haplo Diplonten sind Lebewesen bei deren Fortpflanzung abwechselnd haploide und diploide Generationen auftreten Diese Art des Generationswechsels bezeichnet man als heterophasisch griech ἕteros heteros der andere ungleich weil der Ploidiegrad die Kernphase der Generationen verschieden ist vgl Kernphasenwechsel Zu den Diplohaplonten gehoren alle hoheren Pflanzen Embryophyta oder Landpflanzen und die meisten Algen von den Tieren hingegen nur die einzelligen Foraminiferen Kennzeichnend fur Diplohaplonten ist dass sowohl in der haploiden wie in der diploiden Phase Mitosen erfolgen d h Kernteilungen ohne Anderung der Kernphase Die haploide Generation pflanzt sich geschlechtlich fort indem sie weibliche und mannliche Geschlechtszellen Gameten bildet Sie wird deshalb als Gametophyt bezeichnet Durch die Vereinigung zweier Gameten verschiedenen Geschlechts und Verschmelzung der Zellkerne Befruchtung entsteht eine diploide Zygote die erste Zelle der diploiden Generation Diese pflanzt sich ungeschlechtlich fort indem sie nach einer Reduktionsteilung Meiose haploide Sporen bildet Sie wird deshalb als Sporophyt bezeichnet Aus den Sporen wachst die nachste haploide Generation Sowohl der Gametophyt als auch der Sporophyt sind mehrzellig aber die beiden Generationen haben meist vollig verschieden aussehende Erscheinungsformen Von den Diplohaplonten zu unterscheiden sind Haplonten bei denen nur die Zygote diploid ist zu diesen gehoren manche Algen und tierische Einzeller und Diplonten bei denen nur die Gameten haploid sind zu diesen gehoren die meisten Tiere und der Mensch Ein nur etymologisch ahnlicher Begriff ist Haplodiploidie eine Form der Geschlechtsdetermination Inhaltsverzeichnis 1 Forschungsgeschichte 2 Landpflanzen Embryophyta 2 1 Ubersicht 2 2 Moose 2 3 Farne 2 4 Samenpflanzen 2 5 Evolution 3 Algen 4 EinzelnachweiseForschungsgeschichte BearbeitenDass alle hoheren Pflanzen oder Landpflanzen einen Lebenszyklus mit zwei abwechselnden vielzelligen Generationen haben beschrieb erstmals Wilhelm Hofmeister 1851 Ladislav Josef Celakovsky erkannte dass der Sporophyt phylogenetisch junger ist als der Gametophyt Er stellte 1874 die beiden Generationen als gegensatzlich dar weil sie morphologisch verschieden sind sich unterschiedlich entwickeln und unterschiedliche Funktionen im Lebenszyklus haben Eine kontrare nach heutiger Kenntnis falsche Ansicht vertrat 1878 Nathanael Pringsheim indem er die beiden Generationen als homolog betrachtete und die Verhaltnisse bei den Moosen bei denen der Gametophyt dem Sporophyten untergeordnet ist als phylogenetisch abgeleitet interpretierte Zu dieser Zeit hatte man die sexuelle Fortpflanzung noch nicht verstanden Der Vorgang der Befruchtung war zwar bekannt aber den komplementaren Vorgang der Meiose klarte erst 1883 Edouard van Beneden auf Erst dadurch wurde klar dass sich der Generationswechsel bei Pflanzen nicht mit dem bei Tieren gleichsetzen lasst weil dort kein Kernphasenwechsel erfolgt Wie die evolutionar neue diploide Generation entstanden war erklarte Frederick Orpen Bower im Jahr 1908 durch eine Verzogerung der Meiose indem in der diploiden Phase Mitosen auftraten 1 Landpflanzen Embryophyta BearbeitenUbersicht Bearbeiten Lebenszyklen verschiedener Landpflanzen nbsp Lebermoose nbsp Laubmoose nbsp Hornmoose nbsp Farne nbsp BedecktsamerMoose Bearbeiten nbsp Gametophyten und Sporophyten des Lebermooses Pellia epiphylla nbsp Sporenkapsel des Laubmooses Physcomitrella patens nbsp Protonema von PhyscomitrellaBei den Leber und Laubmoosen ist die haploide Generation der Gametophyt die ausserlich dominante eigentliche grune Moospflanze Er liegt in zwei Geschlechtern vor mannlich und weiblich und bildet Geschlechtsorgane Gametangien die im weiblichen Geschlecht als Archegonien bezeichnet werden und die Eizelle enthalten Die mannlichen Gametangien werden Antheridien genannt in ihnen entstehen zweigeisselige Spermatozoide Fur die Befruchtung ist Wasser notwendig denn die mannlichen Gameten mussen zu den weiblichen schwimmen Die diploide Zygote entwickelt sich zu einem Embryo und weiter zum Sporophyten Dieser bleibt bei Moosen mit dem Gametophyten verbunden und erhalt von ihm Wasser und Nahrstoffe Er wachst durch das Archegonium hindurch und bildet meist einen Stiel die Seta an dessen Spitze eine Sporenkapsel Sporangium sitzt Alternativ kann auch vom Gametophyten ein Stiel gebildet werden der dann Pseudopodium genannt wird und an seiner Spitze den Sporophyten tragt In der Sporenkapsel bilden sich durch Meiose haploide Sporen Der Stiel ermoglicht eine bessere Ausbreitung der Sporen durch den Wind Aus Sporen die zu Boden fallen wachst zunachst ein fadiger Vorkeim das Protonema An diesem bilden sich aus Knospen die haploiden Moospflanzen und der Kreislauf ist geschlossen Bei Hornmoosen ist der haploide Gametophyt ein lappiger flacher Thallus Es gibt kein Protonema Nach der Befruchtung wachst der Sporophyt horn oder schotenformig aus dem Gametophyten heraus Er ist grun und treibt Photosynthese bleibt aber wie bei den anderen Moosen von der Mutterpflanze abhangig Aus Sporen die der Sporophyt bildet wachst die nachste haploide Generation heran Farne Bearbeiten nbsp Gametophyt unten und das erste Blattchen des Sporophyten oben des Farns Onoclea sensibilisBei den Farnen ist umgekehrt der diploide Sporophyt die dominierende Generation An der Unterseite von Farnwedeln werden nach der Meiose haploide Sporen gebildet die zu Boden fallen bzw durch den Wind verbreitet werden und unter geeigneten Bedingungen die haploide Generation hervorbringen Diese wird bei Farnen Prothallium genannt und ahnelt dem Thallus der Hornmoose Sie bleibt deutlich kleiner als die diploide Farnpflanze ausgewachsen meist nur ein bis zwei Zentimeter und pflanzt sich geschlechtlich fort Gametophyt Auch hier ist fur die Befruchtung Wasser notwendig durch das die Spermatozoiden zu den Eizellen gelangen konnen Samenpflanzen Bearbeiten nbsp Pollenkorner verschiedener Pflanzen im ElektronenmikroskopAuch bei den Samenpflanzen dominieren die Sporophyten die Gametophyten Die eigentliche Pflanze ist die Sporophyten Generation wahrend die Gametophyten nur wenige Zellen gross sind Auf der diploiden Pflanze wachsen Fortpflanzungsorgane in Form von Bluten mit Fruchtblattern und Staubblattern In diesen bilden sich durch Meiose haploide Zellen Aus diesen wachst quasi auf der Pflanze die haploide Generation die aber winzig klein bleibt Der weibliche Gametophyt ist der meist nur aus wenigen Zellen bestehende Embryosack in der Samenanlage Die mannlichen Gametophyten sind die auf den Staubblattern gebildeten Mikrosporen die zum haploiden mehrzelligen Inneren von Pollenkornern auswachsen Die Befruchtung ist anders als bei Farnen und Moosen vom Wasser unabhangig Bei der Bestaubung wird zunachst das Pollenkorn auf das Fruchtblatt ubertragen Dort bildet es einen Pollenschlauch aus der in das Fruchtblatt zur pflanzlichen Eizelle hinein wachst Dort findet die eigentliche Befruchtung statt Bei der Befruchtung bildet sich die diploide Zygote Diese wachst zunachst auf der Elternpflanze zu einem diploiden Samen heran Dann legt der Same eine Wachstumspause ein in der er Perioden grosser Trockenheit und Kalte ohne Schaden uberstehen kann Anschliessend kommt der Same unter gunstigen Umweltbedingungen Warme und Feuchtigkeit zur Keimung Aus dem Keim entwickelt sich durch Mitosen die neue Pflanze Die Samenpflanzen konnen entweder einhausig oder zweihausig sein Bei den einhausigen gibt es auf derselben Pflanze sowohl weibliche als auch mannliche Bluten Die Bluten selbst sind eingeschlechtig haben also entweder nur mannliche Staubblatter oder nur weibliche Fruchtblatter Bei zweihausigen Samenpflanzen kommen weibliche und mannliche Bluten nur auf getrennten Individuen vor Daneben gibt es echt zwittrige Pflanzen die nur eine Art von Bluten haben in denen sich gleichzeitig mannliche und weibliche Geschlechtsorgane befinden Evolution Bearbeiten Die nachsten Verwandten der Embryophyta die Armleuchteralgen sind Haplonten also mit Ausnahme der Zygote haploid Dagegen bilden alle Embryophyta vielzellige diploide Sporophyten Diese sind bei den ursprunglichsten Embryophyten den Lebermoosen und Laubmoosen nicht zur Photosynthese fahig und daher wie die Zygote der Armleuchteralgen von der Ernahrung durch die Mutterpflanze den Gametophyten abhangig Bei den Hornmoosen die naher mit den Gefasspflanzen verwandt sind als die anderen Moose sind die Sporophyten photosynthetisch aktiv was bei einigen Laubmoosen nur in geringem Umfang auftritt bleiben aber auf die Versorgung durch die Mutterpflanze angewiesen Bei den Gefasspflanzen Barlapppflanzen Farne und Samenpflanzen schliesslich ist der Sporophyt ein autarker frei lebender Organismus und bei den Samenpflanzen ist umgekehrt der stark reduzierte Gametophyt zur vollstandigen Ernahrung durch die Mutterpflanze ubergegangen Ein Ubergangsstadium zwischen den Moosen und den heutigen Gefasspflanzen mit wohlentwickelten Gametophyten und Sporophyten zeigen manche fruhe Landpflanzen die nur noch fossil erhalten sind 1 Der frei lebende Sporophyt der Gefasspflanzen unterscheidet sich in mehrfacher Hinsicht sehr von dem auf dem Gametophyten sitzenden Sporophyten der Moose Grundlegend ist die Ausbildung einer Wurzel als neuartiges Organ ohne das die Selbstandigkeit nicht moglich ware Dazu gehort die bei den Moosen fehlende oder schwach ausgepragte Fahigkeit auf die Schwerkraft zu reagieren Gravitropismus wobei die Wurzel positiv gravitrop der Schwerkraft folgt wahrend der Spross senkrecht nach oben wachst negativ gravitrop Neuartig sind ausserdem die seitlich an der Sprossachse sitzenden Blatter Die Vergrosserung und Verselbststandigung des Sporophyten ging einher mit einer Reduktion und Internalisierung Verinnerlichung des Gametophyten Letztere begann schon bei den Hornmoosen indem die Archegonien im Thallus versanken Hinzu kam die Heterosporie eine zunehmende Spezialisierung der mannlichen und weiblichen Sporen 1 Das Sporangium der Moose ist eine evolutionare Neuentwicklung also nicht homolog mit den ebenso bezeichneten Organen bei Algen Es besteht aus sporogenem sporenbildendem Gewebe und einer Hulle Es ist das einzige Organ das bei den Sporophyten aller Embryophyta vorhanden ist Bei den Moosen besteht der Sporophyt nur aus einem Sporangium und einem Stiel Bei den Samenpflanzen sind die Sporangien als Pollensacke an den Staubblattern und als Nucellus in der Samenanlage differenziert 1 Algen BearbeitenDie meisten Grunalgen sind Haplonten es gibt jedoch auch Diplohaplonten Bei letzteren kann der Generationswechsel isomorph sein d h die haploide und die diploide Generation sind ausserlich gleich etwa beim Meersalat oder heteromorph wobei die diploide Generation in den Vordergrund tritt 2 Viele aber nicht alle Braunalgen sind Diplohaplonten und vollziehen einen heterophasischen Generationswechsel Ursprunglich war dieser Generationswechsel isomorph wie etwa bei den meisten Arten der Gattung Ectocarpus Daraus entwickelten sich Braunalgen mit heteromorphem Generationswechsel bei denen die beiden Generationen unterschiedliches Aussehen haben Bei den Fucales ist die haploide Generation so weit ruckgebildet dass sie fast reine Diplonten sind sie gelten nicht mehr als Diplohaplonten Viele Algen bilden Sporen die begeisselt und deshalb im Wasser frei beweglich sind Sie werden Zoosporen oder Schwarmsporen genannt Die Rotalgen sind Diplohaplonten mit einem einzigartigen dreigliedrigen Generationswechsel Eine haploide Generation besteht aus mannlichen und weiblichen Gametophyten Die mannlichen Gameten sind unbegeisselt und werden im Wasser passiv zu den weiblichen Gameten getrieben die sich in einem Gametangium des weiblichen Gametophyten befinden Dort kommt es zur Befruchtung Die diploide Zygote wachst direkt auf dem Gametophyten zur zweiten Generation heran die meist nur aus unscheinbaren mikroskopisch kleinen Zellfaden besteht und Karposporophyt genannt wird Der Karposporophyt bildet nackte diploide unbegeisselte Karposporen Aus diesen keimt eine dritte ebenfalls diploide Generation heran die Tetrasporophyt genannt wird und wieder einen autonomen Organismus bildet Vom Laien kann der Tetrasporophyt kaum vom Gametophyten unterschieden werden da beide in Form und Grosse fast identisch sind Der Tetrasporophyt bildet unter Reduktionsteilung aus jeder Sporenmutterzelle vier haploide Sporen aus die Tetrameiosporen genannt werden Sie verdriften und aus ihnen wachst wieder eine neue haploide Generation heran Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Lin Yong Qiu Alexander B Taylor Hilary A McManus Evolution of the life cycle in land plants Journal of Systematics and Evolution 50 2012 S 171 194 Joachim W Kadereit Christian Korner Benedikt Kost Uwe Sonnewald Strasburger Lehrbuch der Pflanzenwissenschaften Springer Spektrum Berlin Heidelberg 2014 S 591 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Diplohaplont amp oldid 218806669