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Die Dinoflagellaten Dinoflagellata von altgriechisch dῖnos dinos deutsch wirbelnd und lateinisch flagellum Peitsche Geissel auch als Peridineae und Panzergeissler bezeichnet sind ein Taxon das vorwiegend Einzeller umfasst Zu ihren kennzeichnenden Merkmalen gehoren zwei wahrend des mobilen Lebenszyklus vorhandene Flagellen und Chromosomen die wahrend der Interphase kondensiert sind Dinoflagellaten haben fast keine Histone Weltweit werden rund 2 400 rezente Arten unterschieden Stand 2012 1 die grossteils im Meer leben und dabei einen Hauptteil des Phytoplanktons bilden Der Unterstamm umfasst sowohl autotrophe als auch heterotrophe Arten DinoflagellatenCeratium sp SystematikKlassifikation LebewesenDomane Eukaryoten Eukaryota ohne Rang Diaphoretickesohne Rang Sarohne Rang Alveolataohne Rang DinoflagellatenWissenschaftlicher NameDinoflagellata Butschli 1885 Cavalier Smith 1991 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 1 1 Grundsatzliche Merkmale 1 1 1 Theca 1 1 2 Cingulum und Sulcus Quer und Langsfurche 1 1 3 Flagellen Geisseln 1 1 4 Amphiesma und Zellskelett 1 1 5 Zellkern 1 1 6 Chloroplast 1 1 7 Nematocysten 1 2 Biolumineszenz 1 3 Toxine 2 Verbreitung und Lebensraume 3 Ernahrung 3 1 Autotrophie 3 2 Grundtypen der Heterotrophie 3 3 Beutefang 4 Fortpflanzung 5 Okologische Bedeutung 6 Biostratigraphie 7 Systematik 8 Belege 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenGrundsatzliche Merkmale Bearbeiten nbsp Basaler Bauplan eines Dinoflagellaten nbsp Illustration mit Beispielen nbsp Die sechs wichtigsten Dinoflagellaten Tabulationstypen in idealisierten Zeichnungen der Zelle bzw Zyste Innerhalb der Dinoflagellaten herrscht eine extrem grosse Formenvielfalt Die Grosse reicht von 2 µm Gymnodinium simplex bis zu 2 mm Noctiluca miliaris wobei die meisten Arten zwischen 10 und 100 µm gross werden Die Form der freischwimmenden Zelle ist eiformig bis rundlich wobei das Anterior Vorderseite meist mehr zugespitzt ist als das Posterior Hinterseite Die meisten Dinoflagellaten besitzen zwei lange Geisseln Bei einigen Gattungen treten vollig abweichend gestaltete zum Teil geissellose Zellen auf Theca Bearbeiten Bei vielen Arten sind die direkt unterhalb der Zellmembran liegenden Vakuolen mit Zellulose gefullt und so zu mehr oder weniger massiven Platten verstarkt 2 Wenn solche intrazellularen Platten vorhanden sind wird diese Hulle als Theka und die entsprechenden Arten thekat bezeichnet Wenn die Alveolen nicht oder nur sehr wenig verstarkt sind werden die Arten athekat oder nackt genannt Die Theka bildet ein Mosaik aus einzelnen Platten dieses kann zur Artbestimmung benutzt werden Ist keine Theka vorhanden spricht man von athekaten Dinoflagellaten Bei morphologischen Beschreibungen dieser Dinoflagellaten werden die Begriffe Epicone und Hypocone anstatt Epi und Hypotheka verwendet Cingulum und Sulcus Quer und Langsfurche Bearbeiten Eine Querfurche das sogenannte Cingulum Gurtel en auch girdle 3 lauft rund um die Zelle und teilt diese somit in ein Anterior Episoma und Posterior Hyposoma Ist eine Theka vorhanden werden die Teile als Epitheka bzw Hypotheka bezeichnet Nach hinten posterior verlauft ausgehend von der Querfurche eine Langsfurche der sogenannte Sulcus Flagellen Geisseln Bearbeiten Eine Geissel ist nach hinten gerichtet longitudinale Geissel sie liegt im inneren Abschnitt in der Langsfurche Sulcus ragt aber meist mehr oder weniger lang nach hinten daraus hervor Die longitudinale Geissel ist meist etwas abgeflacht Sie tragt gelegentlich einen sparlichen Besatz mit Flimmerharchen Mastigonema der aber auch vollstandig fehlen kann Die andere Geissel die in einer Ebene senkrecht dazu schlagt transversale Geissel windet sich nach links um den Zellleib sie liegt meist vollstandig innerhalb der Querfurche Cingulum Die transversale Geissel erlaubt der Zelle Drehungen und tragt am meisten zum Vortrieb bei Die longitudinale Geissel dient in erster Linie zur Steuerung der Bewegungsrichtung Diese Anordnung der Geisseln wird als dinokont bezeichnet Die transversale Geissel ist innerhalb des furchenartigen Cingulum uber eine bandformige Verbindung langs mit der Zelle verbunden Sie schlagt mit einer wellenartigen Bewegung Ihre freie Aussenkante ist meist mit Harchen besetzt Das Cingulum umgibt die Zelle meist nicht kreisformig sondern ist etwas spiralig gestaltet so dass das hintere Ende der transversalen Geissel weiter hinten zu liegen kommt als die Wurzel die Spirale ist meist relativ flach kann aber bei einigen Gattungen recht steil sein Beim Schlag wird die Zelle so in eine Drehbewegung immer nach links versetzt Bei den Prorocentrales sitzen abweichend dazu beide Geisseln frei am Hinterende der Zelle diese Anordnung wird als desmokont bezeichnet Amphiesma und Zellskelett Bearbeiten Die aussere Region des Zellkorpers der Dinoflagellaten weist eine Reihe morphologischer Besonderheiten auf Unterhalb der Zellmembran sitzt ein System von flachen Vakuolen die als amphiesmale Vesikel oder Alveolen bezeichnet werden diese haben die Dinoflagellaten mit einer Reihe anderer Einzeller wie den Wimperntierchen Ciliaten gemeinsam mit denen sie nach diesem Merkmal im Taxon der Alveolata vereinigt werden Die aussere Region die die Vakuolen enthalt wird als Amphiesma oder auch Cortex Rinde bezeichnet Innerhalb der Vesikel wird bei den gepanzerten thekaten Dinoflagellaten in jeweils einem Vesikel immer eine Platte aus Zellulose abgeschieden die sich letztlich zu einer geschlossenen Hulle verbinden konnen Durch die Bildung und Lage innerhalb einer Vakuole liegt die Hulle allerdings innerhalb der Zelle intrazellular und ist also von der Zellmembran umschlossen Bei wenigen Dinoflagellaten sind die Vakuolen des Amphiesmas ausschliesslich mit Flussigkeit gefullt Bei vielen anderen enthalten sie festes Material dass sich aber nicht zu einem geschlossenen Panzer versteift diese werden gemeinsam athekat also ohne Theka genannt Bei den thekaten Dinoflagellaten wird die Anordnung der Platten zur Bestimmung der Gattungen und Arten verwendet jede Platte hat dazu in einem ausgefeilten System jeweils einen besonderen Namen erhalten Unterhalb der Vesikel sitzt bei manchen Arten eine zweite dunne Lage aus Fasern die Pellicula genannt wird Sie enthalt neben Zellulose das Polymer Sporopollenin Bei vielen Dinoflagellaten kann der aussere Panzer abgeworfen werden Ecdysis genannt die Pellicula bildet dann die aussere Hulle von Cysten genannten Uberdauerungsstadien Einige basale athekate Dinoflagellaten zum Beispiel der Gattung Oxyrrhis besitzen auf der Oberflache also extrazellular kleine oft sternformige Schuppchen aus Zellulose Andere wie Dicroerisma und Actinscus besitzen interne Skelettelemente aus Siliciumdioxid Bei Achradina und Monaster konnen diese die Zelle korbchenartig einschliessen Zellkern Bearbeiten Innerhalb der Eukaryoten besitzt der Zellkern der Dinoflagellaten mit Ausnahme der basalen Ordnung Syndiniales sofern man diese noch zu die Dinoflagellaten rechnet einige unter Eukaryoten einzigartige Eigenschaften und wird deshalb mit dem besonderen Ausdruck Dinokaryon belegt Die DNA ist bei ihnen nicht in Nukleosomen organisiert deren charakteristische Proteine die Histone fehlen fast vollstandig Insgesamt ist der Proteinanteil des Zellkerns weitaus geringer als bei anderen Eukaryoten meist nur etwa 10 Prozent Anstelle der Histone werden nur bei ihnen vorkommende besondere Proteine nachgewiesen deren Herkunft durch horizontalen Gentransfer aus Viren nachgewiesen werden konnte dinoflagellate viral nucleoproteins DVNPs Wahrend fruher angenommen wurde dass Histone vollig fehlen wurden inzwischen alle Histonfamilien wenn auch in geringerem Gehalt und in teilweise stark abweichender Struktur bei den Dinoflagellaten nachgewiesen sie haben vermutlich bei ihnen eine besondere Rolle bei der Transkription beibehalten 4 Sowohl der DNA Gehalt der Dinoflagellaten gehort zu den hochsten bei allen Eukaryoten auch ihr Genom ist ungewohnlich umfangreich Die Chromosomen sind auch wahrend der Interphase kondensiert und im Elektronenmikroskop sichtbar Die Chromosomen bilden eine Girlandenstruktur wobei die einzelnen Fibrillen nur 2 5 nm im Durchmesser haben Die ubrigen Eukaryoten besitzen Fibrillen mit zehnfachem Durchmesser mit einem zentralen Nucleohistonstrang Die Struktur der Chromosomen wurde mit Flussigkristallen verglichen Der Gehalt an nicht kodierender DNA der Dinoflagellaten ist aussergewohnlich hoch Es wird angenommen dass nur die ausseren schleifenformigen Enden der Chromosomen die aus dem Zellkern nach aussen vorragen kodierende Abschnitte enthalten 5 Auch die Mitose ist bei ihnen ausserst ungewohnlich Die den Nukleus umgebende Membran bleibt wahrend des gesamten Mitosezyklus erhalten Bei der Teilung bilden sich fingerformige Einstulpungen die letztlich den Kern ganz durchdringen und so Torus artige Strukturen hervorbringen Die Mitosespindel wird innerhalb des Torus ausgebildet wobei seine Anheftungsstellen die Kinetochoren in der inneren Membran des Torus sitzen Je nach Verwandtschaftsgruppe werden zwischen einem und funf oder sechs solcher Tunnel durch den Zellkern ausgebildet Auch wahrend der Interphasen ist der Zellkern neben der ublichen Kernhulle durch ein Netzwerk aus Membranen durchzogen aus denen ie Tunnelstrukturen gebildet werden 5 Weiterhin ist nur innerhalb der Dinoflagellaten die modifizierte Base Hydroxymethyluracil HOMeU in der DNA nachgewiesen Mit einem Gesamtanteil von 4 19 ersetzt sie 12 70 der Thymin Basen 6 Die Chromosomenzahl schwankt zwischen 5 bei Syndinium turbo und 274 bei Ceratium hirundinella 7 Chloroplast Bearbeiten Der Chloroplast hat wie der der Euglenida drei Membranen Im Unterschied zu diesen gleicht er aber nicht dem einer Grunalge sondern dem einer Rotalge was auf die Herkunft von einer symbiontischen Rotalge hindeutet 8 Nematocysten Bearbeiten Viele Dinoflagellaten besitzen komplexe der Verteidigung oder dem Beutererwerb dienende Organellen die Extrusomen Trichozysten Mucocysten oder Nematocysten genannt werden genauso benannt aber nicht homolog zu den Nematocysten der Nesseltiere Bei Polykrikos kofoidii wurden die Nematocysten im Detail untersucht Dinoflagellaten der Gymnodiniales besitzt harpunen artige Nematocysten die der rauberischen Ernahrung dienen Sie arbeiten quasi im Tandem mit einem weiteren Taeniocyste genannten Organell mit dem sie einen morphologisch verbundenen Komplex bilden Die Taeniocysten bilden dabei eine weitere Art von Extrusomen Die Nematocysten bestehen aus einer quergestreiften Kapsel die im Zellinneren liegt und durch eine deckelartige Struktur Operculum aussen aus der Zellhulle hervorragt Im Inneren der quer gestreiften Kapsel liegt ein aufgerollter Faden an dessen Vorderende ein verstarkte stilett artige Spitze sitzt Die Nematocysten feuern indem der Deckel abgeworfen wird und der Faden mit der Spitze unter hohem Druck herausgeschleudert wird Auslosend dafur konnte entweder wie bei den Nematocysten der Nesseltiere erhohter osmotischer Druck sein oder die Kapselwand wird muskelartig kontrahiert Bei anderen Dinoflagellaten Arten sitzt anstelle eines Stiletts eine hohle nadelartige Spitze an die in Art einen Injektionsnadel ein Toxin appliziert Bei Nematodinium sitzt innerhalb der Kapsel noch ein Ring von Unterkapseln die den Vortrieb des Stiletts weiter verstarken Die Nematocysten der Dinoflagellaten gehoren zu den komplexesten Organellen uberhaupt 9 Biolumineszenz Bearbeiten nbsp Biolumineszenz von Dinoflagellaten durch das Brechen der Wellen hervorgerufenEinige Arten sind zur Biolumineszenz fahig wobei dieses Leuchten eine Reaktion auf mechanische Stimulation ist In der Natur sind dies Deformationen der Zellmembran die durch Scherkrafte hervorgerufen werden Stark aufgewuhltes Wasser wie brechende Wellen oder schnell schwimmende Fische konnen solche Stimulationen auslosen Im Labor kann auch mittels Chemikalien eine Reaktion induziert werden Zu den Dinoflagellaten gehoren die einzigen biolumineszenten autotrophen Lebewesen wie etwa Vertreter der Gattungen Gonyaulax Protogonyaulax Pyrodinium und Pyrocystis Auch bei heterotrophen Arten wie Noctiluca miliaris oder einigen Vertretern der Gattungen Ceratium kann Biolumineszenz beobachtet werden Das emittierte Licht ist blau grun und hat ein Maximum bei 474 476 nm Da diese Wellenlange nahe dem maximalen Transmissionsgrad des Meerwassers liegt wird angenommen dass die Sichtbarkeit des Lichtes den selektiven Vorteil verursacht In Experimenten mit leuchtenden und nicht leuchtenden Spezies konnte gezeigt werden dass im Falle von Biolumineszenz die Pradation vermindert wurde Vermutlich werden Feinde durch den Lichtblitz abgeschreckt Wie bei fast allen Arten der Biolumineszenz ist dies auf eine Reaktion von Luciferasen und Luciferinen zuruckzufuhren Toxine Bearbeiten Einige Arten produzieren ausserst starke Gifte Das Saxitoxin beispielsweise wird von Vertretern der Gattung Alexandrium Gonyaulax produziert Wenn die giftigen Dinoflagellaten von Muscheln gefressen werden reichert sich das Gift in den Muscheln an und kann dann auch fur Menschen gefahrlich werden Bei einer Massenvermehrung von giftigen Arten wird soviel Gift produziert dass auch Fische und andere Meereslebewesen getotet werden 10 Karenia brevis produziert die Brevetoxine und kann bei den von ihnen erzeugten Roten Tiden zu Massensterben bei Fischen Vogeln und Saugern fuhren Die Krankheit Ciguatera 11 eine Art Fischvergiftung wird durch Stoffwechselprodukte der Art Gambierdiscus toxicus hervorgerufen Uber die Nahrungskette gelangen die Dinoflagellaten Toxine Ciguatoxin und Maitotoxin in Fische die dadurch ebenfalls stark giftig werden Die Vergiftung kann unter Umstanden beim Menschen todlich verlaufen Das Toxin von Pfiesteria piscicida dagegen wird nicht uber die Nahrungskette angereichert sondern ist direkt giftig fur Fische und Menschen 12 Verbreitung und Lebensraume Bearbeiten nbsp Noctiluca scintillans ist ein marines LebewesenDinoflagellaten sind kosmopolitisch im Salz wie auch im Susswasser verbreitet und konnen dort aufgrund ihres Formenreichtums viele Habitate besiedeln Rund 75 aller Arten werden dem marinen Plankton zugerechnet 1 mit der grossten Artenvielfalt in tropischen Gewassern Sie sind aber auch benthische Lebewesen und dringen auch in die Sedimente ein Daruber hinaus sind sie ebenfalls in der Polarregion und in Meereis anzutreffen Im Susswasser sind weniger Arten verbreitet Weltweit sind 420 Arten aus Binnengewassern bekannt etwa 17 Prozent der Artenzahl 1 die Seen Tumpel und Moore besiedeln Das Verbreitungsgebiet reicht etwa vom Aquator bis 78 nordlicher Breite Insel Spitzbergen Die Hohenunterschiede reichen von 209 Meter in Israel bis auf 4150 Meter in Hochgebirgsseen von Mexiko Da einige Arten Symbiosen eingehen oder als Parasiten leben werden auch Lebewesen als Habitate genutzt Beispielsweise leben Dinoflagellaten als Endosymbionten in vielen Korallen und werden dann als Zooxanthellen bezeichnet Autotrophe Arten sind auf lichtdurchflutete Wasserschichten angewiesen heterotrophe Arten konnen auch in vollkommen dunkle Tiefen vordringen Ernahrung BearbeitenEtwa die Halfte der Dinoflagellaten ist autotroph und kann mit Hilfe der Assimilation der Chloroplasten anorganischen Kohlenstoff nutzen Jedoch sind fast samtliche photosynthetisch aktive Arten auxotroph und benotigen Vitamine Cobalamine Biotin Thiamin fur katalytische Zwecke Diese werden uber Phagocytose aufgenommen Autotrophe Arten gehen auch eine Symbiose mit Nesseltieren Cnidaria insbesondere Korallen Weichtieren Mollusca aber auch Foraminiferen Foraminifera und Wimpertierchen Ciliata ein Heterotrophe Dinoflagellaten ernahren sich von einem vielfaltigen Spektrum von Planktonorganismen das von Nanoplankton bis zu grossen Kieselalgen reicht 13 14 Darunter fallen auch Dinoflagellaten der eigenen wie auch anderer Arten Detritus und selbst Eier und Larven von Ruderfusskrebsen Im einfachsten Fall wird die Nahrung durch Phagocytose aufgenommen beispielsweise Noctiluca miliaris Durch spezielle Zellstrukturen wie Pedunkel oder Pallium konnen sich heterotrophe Dinoflagellaten aber auch von Organismen ernahren die um ein Vielfaches grosser als sie selbst sind beispielsweise Pfiesteria 15 oder Protoperidinium 13 14 Autotrophie Bearbeiten Die autotrophen Arten enthalten Plastiden mit Chlorophyll a bzw einige Arten auch Chlorophyll c Als Haupt Carotinoid enthalten sie meist Peridinin anstatt von Fucoxanthin Ihre Farbung reicht von gelbbraun bis rotlich da das Chlorophyll von braunen und gelben Carotinoiden und roten Xanthophyllen uberdeckt wird Starke ist das Hauptassimilationsprodukt das in Kornchen ausserhalb der Chloroplasten gespeichert wird Es wurden aber auch fettartige Stoffe nachgewiesen Die Plastiden sind meist mit drei Membranen umgeben von denen eine mit dem endoplasmatischen Retikulum verbunden ist Grundsatzlich konnen Dinoflagellaten sehr verschiedene Plastiden beherbergen die vom Grundtyp abweichen Dies ist auf Phagotrophie zuruckzufuhren die auch bei autotrophen Arten aufrechterhalten wird Dies fuhrte in der Stammesgeschichte zu einer weiteren tertiaren Endocytobiose Die aufgenommenen Organismen konnen hierbei aus unterschiedlichen Gruppen wie Haptophyta Cryptophyceae Heterokontophyta oder eines Chlorophyten zuruckgehen Der ursprunglich von den Rotalgen stammende Chloroplast ist hierbei vollig oder weitgehend zuruckgebildet und erscheint im letzteren Fall als inaktiver Augenfleck Stigma Gelegentlich ist in den Chloroplasten auch ein Nucleomorph enthalten Grundtypen der Heterotrophie Bearbeiten nbsp Grundtypen der Heterotrophie bei DinoflagellatenDie Frassmechanismen heterotropher Dinoflagellaten lassen sich mit drei Grundtypen beschreiben Phagozytose Die Beute wird durch den Sulcus direkt und vollstandig aufgenommen und in eine Frassvakuole eingeschlossen beispielsweise Noctiluca miliaris Myzozytose Vom Sulcus aus wird ein charakteristischer Plasmastrang ausgestulpt Dieser Pedunkel durchstosst die Zellhulle der Beute und saugt den Zellinhalt in eine Frassvakuole Die Zellbestandteile der Beute werden dabei nicht sofort verdaut Chloroplasten beispielsweise konnen erhalten bleiben und so als Kleptoplastiden im Dinoflagellaten weiter funktionieren beispielsweise Dinophysis 16 Die Zellhulle der Beute wird nicht in die Vakuole eingeschlossen Pallium Vom Sulcus aus wird ein schlauch oder segelformiges Pseudopodium ausgestulpt dass die Beute mit einer dunnen Lage Zellplasma umgibt und so eine Frassvakuole bildet Da diese Vakuole ausserhalb der Theka gebildet wird ist die Grosse des Palliums und damit die Grosse der Beute nicht von der Grosse des Dinoflagellaten begrenzt so dass auch eine um ein Vielfaches grossere Beute verdaut werden kann beispielsweise Protoperidinium 17 Im Pallium wird die Beute verdaut und in verflussigter Form aufgenommen Die Grundtypen Myzozytose und Pallium kommen hauptsachlich bei thekaten gepanzerten Arten vor und werden gelegentlich als extrazellulare Verdauung bezeichnet Dies stimmt genau betrachtet nicht denn in jedem Fall wird die Beute in einer Frassvakuole innerhalb des Zellplasmas verdaut jedoch konnen sich diese Frassvakuolen ausserhalb der Theka befinden Dies kann als Uberwindung der Beschrankungen durch die Theka interpretiert werden und eroffnete den heterotrophen Arten ein erweitertes Beutespektrum Beutefang Bearbeiten Der untypische Dinoflagellat Noctiluca miliaris besitzt einen kurzen Tentakel der wie eine Leimrute eingesetzt wird Nahrungspartikel wie Kieselalgen und Detritus bleiben daran hangen und werden dann vom Tentakel zum Cytostom befordert Der thekate Dinoflagellat Stoeckeria algicida dagegen nutzt ein schlagartig ausgestossenes Proteinfilament englisch tow filament um die Beute uber eine vergleichsweise grosse Entfernung einzufangen 18 Ein vergleichbares Filament wird von Protoperidinium benutzt um sich an Kieselalgen Ketten zu verankern 13 Fortpflanzung BearbeitenDie Fortpflanzung erfolgt uberwiegend vegetativ Bei bepanzerten Arten werden die Platten in der Regel schrag zum Gurtel gesprengt wobei die fehlende Halfte spater nachwachst Es besteht aber auch die Moglichkeit dass der Panzer abgeworfen und von den Tochterzellen vollig neu gebildet wird Unter ungunstigen Lebensbedingungen entstehen dickwandige uberdauerungsfahige Zysten Geschlechtliche Fortpflanzung wurde nur bei wenigen Arten nachgewiesen Hierbei wurden Anisogamie mit zygotischem Kernphasenwechsel als auch Isogameten die in Gametangien entstehen freigesetzt werden und miteinander verschmelzen beschrieben nbsp Lebenszyklus der Dinoflagellaten 1 Binare Fissiparie 2 Sexuelle Reproduktion 3 Planozygote 4 Hypnozygote 5 Planomeiocyte Okologische Bedeutung BearbeitenZusammen mit den Kieselalgen sind die Dinoflagellaten die Hauptprimarproduzenten organischer Stoffe im Meer bilden dort also zusammen mit den Kieselalgen den Hauptteil der Basis der Nahrungspyramide In Hochgebirgsseen konnen sie bis zu 50 der Biomasse ausmachen Die heterotrophen Dinoflagellaten konnen mit ihren spezialisierten Frassmechanismen ein weites Spektrum von Beuteorganismen fressen das von Nanoplankton kleiner als 10 µm bis zu grossen kettenbildenden Kieselalgen reicht Dadurch stellen die heterotrophen Dinoflagellaten einen wichtigen Teil der mikrobiellen Schleife 19 dar englisch microbial loop 20 Unter fur sie gunstigen Bedingungen vermehren sich in tropischen und subtropischen Gewassern bestimmte Arten in extremem Ausmass so dass sich die oberen Schichten des Meeres rot bis braun farben Man nennt diese Algenblute auch Rote Flut oder Rote Tide englisch red tide Biostratigraphie BearbeitenDurch ihre sehr widerstandsfahige organische Zellwand werden Dinoflagellatenzysten nicht durch Kalklosung zerstort sondern bleiben auch nach langen Zeitraumen erhalten Ausserdem haben viele Zysten eine charakteristische Form Das spielt fur die Altersdatierung Biostratigraphie von Sedimenten eine entscheidende Rolle Andere Fossilgruppen wie Foraminiferen besitzen eine zu geringe Artenvielfalt und Dinoflagellatenzysten treten nahezu in allen Gewassern auf wo sie heute als Klimaindikatoren verwendet werden Erst 1988 begann man in Deutschland mit der Aufstellung von Dinoflagellaten Zonen die nun regelmassig verbessert werden Systematik BearbeitenDurch die teilweise sehr komplexen Lebenszyklen der Dinoflagellaten ist die systematische Gliederung Gegenstand wissenschaftlicher Diskussion Das Taxon gilt als polyphyletisch Die hier angefuhrte Gliederung Gattungen exemplarisch folgt im Wesentlichen Adl et al 2012 21 DinophyceaeDinophysales Lindemann 1928Dinophysiphycidae Dinophysaceae Stein 1883 Citharistaceae Kofoid amp Skogsberg 1928 Ornithocercaceae Kofoid amp Skogsberg 1928 Gonyaulacales F J R Taylor 1980 Pyrocystales Apstein 1909 Gonyaulacaceae Er Lindemann 1928Gonyaulax Diesing 1866Pyrocystaceae Schutt 1896 Lemmermann 1899Alexandrium Halim 1960 Pyrocystis mit Pyrocystis fusiformis dd Gymnodiniales Lemmermann 1910Gymnodiniphycidae Gymnodiniaceae Bergh 1881a Lankester 1885 Polykrikaceae Kofoid amp Swezy 1921 Gymnodinium Stein 1878 Gyrodinium Kofoid amp Swez dd Noctilucales Haeckel 1894Noctilucaceae Kent 1881Noctiluca 1836Noctiluca scintillans Macartney Kofoid amp Swezy 1921 syn Noctiluca miliaris Suriray nomen invalidum dd dd Peridiniales Haeckel 1894Heterocapsaceae Fensome et al 1993 Heterocapsineae Fensome et al 1993 HeterocapsaHeterocapsa circularisquama Horiguchi 1995 dd Heterodiniaceae Lindemann 1928 Peridiniphycidae Peridiniaceae Ehrenberg 1831Ceratium Schrank 1793 PeridiniellaPeridiniella danica Paulsen Okolodkov amp Dodge 1995Peridinium Ehrenberg 1830 Pfiesteria K A Steidinger amp J M BurkholderPfiesteria piscicida Steidinger amp J M Burkholder 1996 Pseudopfiesteria shumwayae syn Pfiesteria shumwayae Glasgow amp J M Burkholder 2001 dd dd Phytodiniales ProrocentralesProrocentraceaeProrocentrum Ehrenberg 1834 dd Syndiniales A R Loeblich III 1976 dd Belege BearbeitenSoweit nicht unter Einzelnachweisen angegeben basiert der Artikel auf folgenden Unterlagen C Korner G Neuhaus U Sonnewald J W Kadereit A Bresinsky C Korner Lehrbuch der Botanik fur Hochschulen Begrundet v E Strasburger Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 362008 ISBN 978 3 8274 1455 7 Taylor The Biology of dinoflagellates Blackwell 1987 ISBN 0 632 00915 2 Ettl Hrsg Susswasserflora von Mitteleuropa Dinophyceae Gustav Fischer Jena 1990 ISBN 3 334 00247 0 Literatur BearbeitenStefan Nehring Dinoflagellaten Dauercysten in deutschen Kustengewassern Vorkommen Verbreitung und Bedeutung als Rekrutierungspotential Christian Albrechts Universitat zu Kiel Institut fur Meereskunde Berichte aus dem Institut fur Meereskunde Nr 259 Institut fur Meereskunde Abteilung Marine Planktologie Kiel 1994 DNB 943792797 Dissertation Universitat Kiel 1994 231 Seiten Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Dinoflagellaten Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Peter v Sengbusch Dinoflagellaten Botanik online Uni Hamburg Video Biolumineszenz und Tagesrhythmik bei Dinoflagellaten Institut fur den Wissenschaftlichen Film IWF 1999 zur Verfugung gestellt von der Technischen Informationsbibliothek TIB doi 10 3203 IWF C 2013 Mats Kuylenstierna Bengt Karlson Dinoflagellates Department of Marine Botany Goteborg University Schweden Stand 20 Oktober 1999 Memento im Webarchiv vom 3 Februar 2006 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Fernando Gomez 2012 A quantitative review of the lifestyle habitat and trophic diversity of dinoflagellates Dinoflagellata Alveolata Systematics and Biodiversity 10 3 267 275 doi 10 1080 14772000 2012 721021 Loeblich Alfred R amp Loeblich Laurel A 1985 Dinoflagellates Structure of the amphiesma and re analysis of thecal plate patterns Hydrobiologia Band 123 Nr 2 S 177 179 Abstract und Volltext Nordic Microalgae Pouchet J Schiller 1933 Georgi K Marinov amp Michael Lynch 2016 Diversity and Divergence of Dinoflagellate Histone Proteins G3 Genes Genomes Genetics Band 6 S 397 422 doi 10 1534 g3 115 023275 a b Gregory S Gavelis Maria Herranz Kevin C Wakeman Christina Ripken Satoshi Mitarai Gillian H Gile Patrick J Keeling Brian S Leander 2019 Dinoflagellate nucleus contains an extensive endomembrane network the nuclear net Scientific Reports Band 9 Nr 839 doi 10 1038 s41598 018 37065 w Taylor The Biology of dinoflagellates Blackwell 1987 ISBN 0 632 00915 2 S 160 Taylor The Biology of dinoflagellates Blackwell 1987 ISBN 0 632 00915 2 S 618 Robert Edward Lee Phycology 5 Aufl Cambridge 2018 S 231 Gregory S Gavelis Kevin C Wakeman Urban Tillmann Christina Ripken Satoshi Mitarai Maria Herranz Suat Ozbek Thomas Holstein Patrick J Keeling Brian S Leander 2017 Microbial arms race Ballistic nematocysts in dinoflagellates represent a new extreme in organelle complexity Science Advances 3 3 e1602552 doi 10 1126 sciadv 1602552 J H Landsberg 2002 The effects of harmful algal blooms on aquatic organisms Reviews in Fisheries Science 10 2 113 390 A Swift T Swift 1993 Ciguatera In J Toxicol Clin Toxicol 31 1 29 Abstract P D Moeller K R Beauchesne K M Huncik W C 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