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Die Euglenida bilden eine Klasse eukaryotischer Einzeller mit etwa 1000 bekannten Arten die weltweit verbreitet und nahezu in jedem Habitat zu finden ist Die bekannteste Gattung stellen die Augentierchen Euglena dar Sie vereinen tierische und pflanzliche Eigenschaften Dies resultiert wie bei den Dinoflagellaten und bei den Apicomplexa daher dass im Zuge einer sekundaren Endosymbiose ein Chloroplast von einem Eukaryoten aufgenommen wurde Der Euglenid hat zusatzlich zu den Membranen des Chloroplasten die Membran des Eukaryoten der ihn aufgenommen hat EuglenidaEuglena viridisSystematikDomane Eukaryoten Eukaryota ohne Rang Excavataohne Rang Discobaohne Rang Discicristataohne Rang Euglenozoaohne Rang EuglenidaWissenschaftlicher NameEuglenidaStein 1878 Inhaltsverzeichnis 1 Verbreitung und Lebensweise 2 Ernahrung 3 Aufbau 4 Sekundare Endosymbiose 5 Systematik 6 Quellen 7 Einzelnachweise 8 WeblinksVerbreitung und Lebensweise BearbeitenEin Grossteil der Euglenida lebt im flachen Susswasser das reich an organischem Material wie abgestorbenen Tieren und Pflanzen ist Einige Arten leben im Meer z B Eutreptia viridis 1 oder Brackwasser Sie besiedeln auch Extremstandorte wie Schnee und Salzseen Berichte uber parasitisch lebende Vertreter der Euglenida 2 konnten lange nicht bestatigt werden und galten daher als zweifelhaft bis 2023 mit Euglenaformis parasitica eine parasitische Art von Kato et al nachgewiesen werden konnte 3 Unter bestimmten Bedingungen kommen einige Vertreter zum Beispiel Euglena sanguinea in so grossen Massen vor dass sie eine Wasserlache rot oder grun anfarben Man spricht dann von einer Algenblute Die grune Farbe vieler Arten wird durch Chlorophylle Chlorophyll a und b der Chloroplasten verursacht mit deren Hilfe sie Photosynthese betreiben phototrophe Ernahrung Photosyntheseprodukte werden als Paramylonkorner gespeichert Die Vermehrung erfolgt durch Langsteilung Der gesamte Vorgang dauert etwa 2 bis 4 Stunden Eine sexuelle Vermehrung ist bei Euglenida nicht bekannt es ist moglich dass sie sich vom Hauptstamm der Protisten getrennt haben bevor sexuelle Vermehrung entwickelt wurde 4 Ernahrung BearbeitenDie Ernahrung der Euglenida ist sehr vielfaltig und ist zum Teil von besonderen zellularen Strukturen abhangig Die phototrophen Euglenida besitzen funktionsfahige Chloroplasten mit den Chlorophyllen a und b und betreiben Photosynthese Dennoch sind auch diese grunen Euglenida nicht vollkommen photoautotroph da auch sie auf die Aufnahme von gelosten organischen Verbindungen wie beispielsweise Vitaminen aus dem umgebenden Medium angewiesen sind Diese pinocytotische Aufnahme von gelosten Stoffen bezeichnet man als Osmotrophie Da sich die grunen Euglenida phototroph und osmotroph ernahren werden sie auch als mixotroph bezeichnet 5 Die heterotrophen Euglenida besitzen keine funktionsfahigen Chloroplasten und sind daher ausschliesslich auf die Aufnahme organischer Substanzen angewiesen Innerhalb der heterotrophen Euglenida lassen sich wiederum zwei Gruppen unterscheiden Die phagotrophen Euglenida besitzen spezielle Ingestionsapparate mit deren Hilfe sie grossere Beuteorganismen wie andere Einzeller aufnehmen konnen 6 Anschliessend werden diese Nahrungspartikel verdaut Zu den phagotrophen Euglenida gehoren beispielsweise Vertreter der Gattungen Peranema Entosiphon oder Petalomonas Aber auch diese Organismen ernahren sich nicht ausschliesslich phagotroph sondern zusatzlich auch osmotroph Als osmotrophe Euglenoide werden die Organismen bezeichnet die sich ausschliesslich osmotroph ernahren also weder Photosynthese betreiben noch uber spezialisierte Ingestionsapparate verfugen Primar osmotrophe Euglenida stammen von phagotrophen Vorfahren ab Dazu zahlen beispielsweise Vertreter der Gattung Distigma 7 Sekundar osmotrophe Euglenida lassen sich eindeutig auf phototrophe Vorfahren zuruckfuhren Im Laufe der Evolution ging bei diesen Organismen die Fahigkeit zur Photosynthese verloren Ein klassisches Beispiel hierfur ist Euglena longa fruher Astasia longa Bei diesem heterotrophen Organismus konnte man rudimentare Plastiden nachweisen die Reste ihrer DNA besitzen aber keine Photosynthese mehr betreiben 8 Aufbau Bearbeiten nbsp Euglena sp mit spiralig gestreifter Zellhulle Pellicula Euglenida haben langliche Zellen mit Wendelstruktur Sie besitzen meist ein oder zwei Geisseln mit denen sie schwimmen konnen Sie konnen aber auch auf Oberflachen kriechen Die Euglenida besitzen keine Zellwand sondern eine sogenannte Pellicula lat Fellchen die aus einer Zellmembran und einer darunter liegenden eiweisshaltigen Schicht besteht die je nach Art unterschiedlich dick sein kann Darunter befinden sich Mikrotubuli als Zytoskelettelemente 5 Dadurch ist ihre Oberflache nicht eben bei hoherer Auflosung sind unter dem Lichtmikroskop spiralige Streifen zu sehen Am vorderen Zellende stulpt sich die Pellicula zu einem Kanal Komplex ein der auch als Ampulle bezeichnet wird und der Aufnahme von Nahrstoffen dient Zellmund In ihrer Nahe befindet sich ein pulsierendes Blaschen kontraktile Vakuole das uberschussiges Wasser das durch Osmose aufgenommen wurde wieder abpumpt Die Geisseln entspringen an der Vorderseite der Zelle und verlaufen durch den Reservoir Kanal Komplex Es gibt drei Flagellenwurzeln sogenannte Basalkorper jedoch ragen nur ein bis zwei der Geisseln aus der Ampulle heraus Bei den Arten mit nur einer herausragenden Geissel befindet sich die zweite Geissel verkurzt innerhalb des Kanal Komplexes An den Geisseln sind haarartige Eiweissstrukturen die auch Mastigonemata genannt werden Sekundare Endosymbiose BearbeitenLange umstritten war die Frage nach der Herkunft der Chloroplasten phototropher Euglenida Aus cytologischen und molekularbiologischen Befunden konnte man die folgende Hypothese aufstellen Zunachst setzte sich das Taxon ausschliesslich aus phagotrophen Arten zusammen Ein Vertreter dieser Gruppe frass eines Tages eine Grunalge die jedoch nicht verdaut wurde sondern in ihm erhalten blieb Auch im weiteren Verlauf der Entwicklung wahrend der Vermehrung der Euglenida durch Zellteilung blieb diese Grunalge erhalten indem sie sich ebenfalls vermehrte und ihre Nachkommen in den Tochterindividuen fortlebten Schliesslich verloren die Grunalgen einen Teil ihrer Selbstandigkeit und wurden als zelleigene Chloroplasten etabliert Dieser Vorgang wird als sekundare Endocytobiose bezeichnet weil nach der Endosymbiontentheorie die Grunalgen selbst schon durch Endosymbiose entstanden sein sollen Endosymbiontische Cyanobakterien haben sich demnach in Wirtszellen unter Aufgabe eines Teils ihrer Autonomie zu Chloroplasten entwickelt Die Endosymbiose der Grunalgen in Euglenida ist danach also eine zweite Stufe der Endosymbiose Fur diese Annahme lassen sich viele Hinweise finden Die Chloroplasten der phototrophen Augentierchen sind von drei Hullmembranen umgeben und nicht von zwei Membranen wie bei Grunalgen und Pflanzen Molekularbiologische Untersuchungen zeigen zudem eine nahe Verwandtschaft der Chloroplasten Gene zu entsprechenden Genen der Grunalgen Die Euglenida selbst reprasentiert durch ihre Zellkerne sind aber eindeutig mit den ubrigen nicht phototrophen Vertretern der Euglenozoa verwandt Nachdem die Photosynthese innerhalb der Gruppe etabliert war haben einige dieser phototrophen Arten ihre Chloroplasten wieder reduziert oder komplett verloren Nur durch molekular systematische Untersuchungen lassen sich diese Verwandtschaftsverhaltnisse rekonstruieren Systematik Bearbeiten nbsp Entosiphon sulcatum A Schema zeichnung B Mikrophotographie der Pfeil zeigt auf die Offnung des Siphons Balken 5 µm nbsp Petalomonas abscissa A Schema zeichnung B Mikrophotographie die Pfeile zeigen auf die dorsalen Gruben Balken 5 µm nbsp Ploeotia obliqua A Schema zeichnung B und C Mikrophotographien der Pfeil zeigt auf die Geissel Balken 5 µm nbsp Phacus suecicus Mitte nbsp Rhabdomonas incurva A Schema zeichnung B Mikrophotographie der Pfeil zeigt auf die Langsrille Balken 5 µm Zusammen mit den Diplonemida den Kinetoplastida und den Symbiontida werden die Euglenida in den Euglenozoa zusammengefasst 9 10 Innerhalb der Euglenida fand im Verlauf der Evolution eine Aufspaltung statt Eine Gruppe umfasst die phototrophen und diejenigen heterotrophen Taxa die ihre Chloroplasten sekundar wieder verloren haben Zusammen mit Peranema trichophorum einer Art die eukaryotische Zellen durch Phagozytose aufnehmen kann bilden die Taxa dieser Gruppe ein Monophylum Die Evolution der zweiten Gruppe verlief unabhangig hiervon Sie wird aus primar heterotrophen Vertretern gebildet Die Arten innerhalb dieses Monophylums zeigen keine Hinweise auf einen sekundaren Verlust von Plastiden 7 Die Gruppe wird wie folgt unterteilt 9 Heteronematina Anisonema Dinema Entosiphon Heteronema Lentomonas Metanema Notosolenus Peranema Petalomonas Ploeotia Euglenophyceae Rapaza viridis Eutreptiales Eutreptia Eutreptiella Euglenea Phacaceae Discoplastis Lepocinclis Phacus Euglenaceae Ascoglena Colacium Cryptoglena Cyclidiopsis Euglena Euglenaria Euglenaformis mit E parasitica Euglenopsis Monomorphina Strombomonas Trachelomonas Aphagea Astasia Distigma Distigmopsis Menoidium RhabdomonasQuellen BearbeitenWilliam Marande Julius Lukes und Gertraud Burger 2005 Unique Mitochondrial Genome Structure in Diplonemids the Sister Group of Kinetoplastids American Society for Microbiology Doz U Struck WS 01 02 Vorlesung Einfuhrung in die Mikropalaontologie Pal Munchen Einfuhrung in die Mikropalaontologie WS 01 02 Pal Munchen Doz U Struck Donnerstags 12 15 13 45 Memento vom 28 September 2007 im Internet Archive Susanne Talke 2000 Morphologische und molekularbiologische Untersuchungen zur Evolution der Euglenida Dissertation zur Erlangung des Grades einer Doktorin der Naturwissenschaften Dr rer nat der Fakultat fur Biologie der Universitat BielefeldEinzelnachweise Bearbeiten Huber Pestalozzi G 1955 Das Phytoplankton des Susswassers Euglenophyceen Band 4 Michajlow W 1972 Euglenoidina parasitic in Copepoda PWN Polish Scientific Publishers Koichiro Kato Kensuke Yahata Takeshi Nakayama Taxonomy of a New Parasitic Euglenid Euglenaformis parasiticasp nov Euglenales Euglenaceae in Ostracods and Rhabdocoels In Protist Band 174 Nr 4 August 2023 S 125967 doi 10 1016 j protis 2023 125967 PMID 37437401 englisch Dazu Scientists Discover a New Species of Parasitic Euglenids Euglenaformis parasitica Auf SciTechDaily vom 18 Juli 2023 Quelle Universitat Tsukuba Peter H Raven Ray F Evert Susan E Eichhorn Biologie der Pflanzen 3 Auflage 2000 ISBN 3 11 015462 5 S 376 a b Leedale GF 1967 Euglenoid Flagellates Prentice Hall Inc Englewood Cliffs New Jersey Farmer MA 1988 A re evaluation of the taxonomy of the Euglenophyceae based on ultrastructural characteristics Dissertation Rutgers University Piscataway New Jersey a b Busse I amp Preisfeld A 2003 Systematics of primary osmotrophic euglenids A molecular approach to the phylogeny of Distigma and Astasia Euglenozoa Int J Syst Evol Microbiol 53 Pt 2 617 24 Gockel G amp Hachtel W 2000 Complete gene map of the plastid genome of the nonphotosynthetic euglenoid flagellate Astasia longa Protist 151 4 347 351 a b Sina M Adl Alastair G B Simpson Christopher E Lane Julius Lukes David Bass Samuel S Bowser Matthew W Brown Fabien Burki Micah Dunthorn Vladimir Hampl Aaron Heiss Mona Hoppenrath Enrique Lara Line Le Gall Denis H Lynn Hilary McManus Edward A D Mitchell Sharon E Mozley Stanridge Laura W Parfrey Jan Pawlowski Sonja Rueckert Laura Shadwick Conrad L Schoch Alexey Smirnov Frederick W Spiegel The revised classification of eukaryotes In Journal of Eukaryotic Microbiology Band 59 Nr 5 September 2012 S 429 493 doi 10 1111 j 1550 7408 2012 00644 x PMID 23020233 PMC 3483872 freier Volltext englisch Gommers Ampt JH Van Leeuwen F de Beer AL Vliegenthart JF Dizdaroglu M Kowalak JA Crain PF Borst P 1993 Beta D glucosyl hydroxymethyluracil a novel modified base present in the DNA of the parasitic protozoan T brucei Cell 75 S 1129 1136Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Euglenida Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Euglenophyta Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Euglenida amp oldid 238662754