www.wikidata.de-de.nina.az
Carrollit ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Sulfide und Sulfosalze mit der idealisierten chemischen Zusammensetzung CuCo2S4 2 und damit chemisch gesehen ein Kupfer Cobalt Sulfid sowie das Schwefel Analogon von Tyrrellit Da in naturlichen Carrolliten allerdings oft ein Teil des Cobalts durch Nickel ersetzt substituiert ist wird die Formel in verschiedenen Quellen auch mit Cu Co Ni 2S4 3 angegeben Strukturell gehort Carrollit wie sein Selen Analogon Tyrrellit zur Gruppe der Spinelle CarrollitSilbrig glanzende Carrollit Oktaeder mit weissem Dolomit gelbem Siderit und grunem Malachit aus der Kamoya South II Mine Demokratische Republik KongoAllgemeines und KlassifikationIMA Symbol Cli 1 Chemische Formel CuCo2S4 2 Cu Co Ni 2S4 3 Mineralklasse und ggf Abteilung Sulfide und SulfosalzeSystem Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana II C 01 II D 01 040 2 DA 05 02 10 01 02Kristallographische DatenKristallsystem kubischKristallklasse Symbol hexakisoktaedrisch 4 m3 2 m 4 Raumgruppe Fd3 m Nr 227 Vorlage Raumgruppe 227Gitterparameter a 9 48 A 3 Formeleinheiten Z 8 3 Zwillingsbildung nach 111 polysynthetisch und lamellar 5 Physikalische EigenschaftenMohsharte 4 5 bis 5 5 VHN100 507 bis 586 5 Dichte g cm3 gemessen 4 5 bis 4 8 berechnet 4 83 5 Spaltbarkeit unvollkommen nach 001 5 Bruch Tenazitat uneben bis schwach muschelig 5 sehr sprode 6 Farbe hellgrau silbergrau bis stahlgrau kupferrot bis grauviolett anlaufend 5 Strichfarbe grauschwarz 7 Transparenz undurchsichtigGlanz MetallglanzCarrollit kristallisiert im kubischen Kristallsystem und entwickelt oft oktaedrische oder wurfelformige Kristalle und kubische Kombinationen wie beispielsweise Kuboktaeder kommt aber auch in Form korniger bis massiger Mineral Aggregate vor Die undurchsichtigen opaken Kristalle sind von hellgrauer bis stahlgrauer Farbe und zeigen auf den Oberflachen einen metallischen Glanz Mit der Zeit konnen die Flachen kupferrot bis grauviolett gelegentlich auch buntfarbig 8 anlaufen Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Chemismus 4 Kristallstruktur 5 Bildung und Fundorte 6 Verwendung 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenErstmals entdeckt wurde Carrollit in Mineralproben aus dem Eisen und Kupferbergwerk Patapsco bei Finksburg im Carroll County des US Bundesstaates Maryland Die Erstbeschreibung erfolgte 1852 durch den Metallurgen und Bergbauingenieur W L Faber der das Mineral nach dem County benannte in dem dessen Typlokalitat liegt Ein Aufbewahrungsort fur das Typmaterial des Minerals ist nicht bekannt 9 Carrollit war bereits vor der Grundung der International Mineralogical Association IMA 1958 bekannt und als Mineral in der Fachwelt meist anerkannt auch wenn er unter anderem nach Hans Jurgen Rosler als Varietat von Linneit mit 10 bis 19 Kupfer anstelle von Cobalt angesehen wurde 10 Als sogenanntes grandfathered Mineral G wurde die Anerkennung von Carrollit als eigenstandige Mineralart von der Commission on new Minerals Nomenclature and Classification CNMNC ubernommen 2 Klassifikation BearbeitenDie strukturelle Klassifikation der IMA zahlt den Carrollit seit 2018 zur Spinell Supergruppe wo er zusammen mit Cuproiridsit Cuprokalininit Fletcherit Florensovit Malanit Rhodostannit und Toyohait die Carrollit Untergruppe innerhalb der Thiospinelle bildet 11 Die bekannten und zunachst nach chemischer Zusammensetzung ordnenden Mineralsystematiken ordnen den Carrollit in die Mineralklasse der Sulfide und Sulfosalze ein In der veralteten 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Carrollit dort zur Abteilung der Sulfide mit dem Stoffmengenverhaltnis M S lt 1 1 wo er zusammen mit Bornhardtit Daubreelith Greigit Indit Linneit Polydymit Siegenit Trustedtit Tyrrellit und Violarit die Linneit Reihe mit der System Nr II C 01 bildete Im zuletzt 2018 uberarbeiteten und aktualisierten Lapis Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiss das sich aus Rucksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet erhielt das Mineral die System und Mineral Nr II D 01 40 In der Lapis Systematik entspricht dies ebenfalls der Abteilung Sulfide mit dem Stoffmengenverhaltnis Metall S Se Te lt 1 1 wo Carrollit zusammen mit Bornhardtit Cadmoindit Cuprokalininit Daubreelith Fletcherit Florensovit Greigit Indit Kalininit Linneit Polydymit Siegenit Trustedtit Tyrrellit und Violarit die Linneit Gruppe bildet 7 Die von der IMA zuletzt 2009 aktualisierte 12 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Carrollit dagegen in die zunachst allgemeinere Abteilung der Metallsulfide mit M S 3 4 und 2 3 ein Diese ist weiter unterteilt nach dem genauen Stoffmengenverhaltnis so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung M S 3 4 zu finden ist wo es zusammen mit Bornhardtit Cadmoindit Cuproiridsit Cuprorhodsit Daubreelith Ferrorhodsit diskreditiert da identisch mit Cuprorhodsit IMA 2017 H Fletcherit Florensovit Greigit Indit Kalininit Linneit Malanit Polydymit Siegenit Trustedtit Tyrrellit Violarit und Xingzhongit die Linneitgruppe System Nr 2 DA 05 bildet Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Carrollit in die Abteilung der Sulfidminerale ein und dort ebenfalls in die Linneitgruppe Isometrisch Fd3 mVorlage Raumgruppe 227 mit der System Nr 02 10 01 innerhalb der Unterabteilung Sulfide einschliesslich Seleniden und Telluriden mit der Zusammensetzung AmBnXp mit m n p 3 4 Chemismus BearbeitenDie idealisierte theoretische Verbindung CuCo2S4 besteht aus 20 52 Kupfer Cu 38 06 Cobalt Co und 41 41 Schwefel S Bei naturlichen Proben weichen die prozentualen Gewichtsanteile allerdings durch Mischkristallbildung beziehungsweise Fremdbeimengungen mehr oder weniger stark ab So wurden unter anderem bei den analysierten Proben aus der Demokratischen Republik Kongo ehemals Zaire Gladhammar in Schweden und Siegen in Deutschland geringe Beimengungen von Eisen Fe zwischen 0 6 und 2 25 gemessen 5 Kristallstruktur BearbeitenCarrollit kristallisiert kubisch in der Raumgruppe Fd3 m Raumgruppen Nr 227 Vorlage Raumgruppe 227 mit dem Gitterparameter a 9 48 A sowie 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle 3 Bildung und Fundorte Bearbeiten nbsp Fast perfekter Carrollit Kuboktaeder aus der Kamoya South II Mine Demokratische Republik Kongo Grosse 2 3 cm 1 4 cm 1 2 cm nbsp Carrollit silbrig glanzender Oktaeder und Chalkopyrit goldfarbig auf Calcit aus der Kamoya South II Mine Demokratische Republik Kongo Grosse 52 mm 46 mm 41 mm nbsp Bunt angelaufener Carrollit grosster Kristall 7 mm aus der Kamoto Principal Mine Demokratische Republik KongoCarrollit bildet sich in den durch hydrothermale Einflusse gebildeten Erzgangen wo er mit vielen Sulfidmineralen vergesellschaftet auftritt wie unter anderem Bornit Chalkosin Chalkopyrit Digenit Djurleit Gersdorffit Kobaltocalcit Linneit Millerit Polydymit Pyrit Pyrrhotin Sphalerit Siegenit Tetraedrit und Ullmannit Als eher seltene Mineralbildung kann Carrollit an verschiedenen Fundorten zum Teil zwar reichlich vorhanden sein insgesamt ist er aber wenig verbreitet Bisher sind rund 160 Fundorte 13 fur Carrollit dokumentiert Stand 2018 Ausser an seiner Typlokalitat im Bergwerk Patapsco konnte das Mineral im Carroll County noch in den Eisen und Kupfergruben Mineral Hill bei Louisville sowie Florence und Springfield nahe Sykesville gefunden werden Ein weiterer Fundort im Bundesstaat Maryland ist die Kupfergrube Bare Hills nahe dem gleichnamigen Ort im Baltimore County Des Weiteren kennt man einige Fundpunkte in verschiedenen US Bundesstaaten wie unter anderem Alaska Colorado Missouri Montana und Wyoming In Deutschland trat Carrollit bisher vor allem im Bergbaugebiet um den Siegener Stadtteil Eiserfeld beispielsweise in den Verbundgruben Eisenzecher Zug und Eiserner Union sowie den Gruben Bruderbund Eisenhardt und Storch amp Schoneberg auf Des Weiteren fand sich das Mineral in Nordrhein Westfalen noch in der Grube Glanzenberg bei Silberg im Kreis Olpe Weitere bekannte Fundorte sind verschiedene Gruben im Landkreis Altenkirchen Westerwald in Rheinland Pfalz wie beispielsweise die Gruben Bindweide und Wingertshardt sowie eine unbenannte Kupfergrube bei Duppenweiler im saarlandischen Landkreis Merzig Wadern In Osterreich konnte das Mineral bisher nur im Bergbaurevier Neufinkenstein Grabanz am Mallestiger Mittagskogel in Karnten und am Kaiblinggraben im Kleinveitsch Tal Veitschtal in der Steiermark entdeckt werden Der bisher einzige bekannte Fundort in der Schweiz ist die Mine de Baicolliou bei Grimentz im Kanton Wallis Bekannt aufgrund aussergewohnlicher Carrollitfunde ist die Provinz Katanga in der Demokratischen Republik Kongo und hier insbesondere die Erzlagerstatten um Kamoya im Kreis Kambove sowie Kolwezi in der Provinz Lualaba wo gut ausgebildete hochglanzende Carrollit Oktaeder und Kuboktaeder von bis zu 2 cm Grosse zutage traten 14 Weitere Fundorte liegen unter anderem in Australien China Kanada Norwegen Polen Russland Sambia Schweden und in weiteren Bundesstaaten der USA 15 Verwendung BearbeitenCarrollit dient bei lokaler Anhaufung wie beispielsweise in den Lagerstatten der Demokratischen Republik Kongo als wichtiges Cobalt Erz 14 Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenW L Faber On carrollite a new cobalt mineral In American Journal of Science and Arts Band 13 1852 S 418 419 englisch rruff info PDF 204 kB abgerufen am 30 Marz 2020 W F Foshag New Mineral Names In American Mineralogist Band 13 1928 S 32 34 englisch rruff info PDF 183 kB abgerufen am 30 Marz 2020 Thomas Wagner Nigel J Cook Carrollite and related minerals of the linnaeite group Solid solutions and nomenclature in the light of new data from the Siegerland District Germany In The Canadian Mineralogist Band 37 1999 S 545 558 englisch rruff info PDF 1 5 MB abgerufen am 30 Marz 2020 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Carrollite Sammlung von Bildern Carrollit In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 17 November 2022 Carrollite search results In rruff info Database of Raman spectroscopy X ray diffraction and chemistry of minerals RRUFF abgerufen am 30 Marz 2020 englisch American Mineralogist Crystal Structure Database Carrollite In rruff geo arizona edu Abgerufen am 30 Marz 2020 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 a b c Malcolm Back William D Birch Michel Blondieau und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated March 2020 PDF 2 44 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero Marz 2020 abgerufen am 30 Marz 2020 englisch a b c d Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 93 David Barthelmy Carrollite Mineral Data In webmineral com Abgerufen am 30 Marz 2020 englisch a b c d e f g Carrollite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 englisch handbookofmineralogy org PDF 117 kB abgerufen am 30 Marz 2020 Carrollite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 30 Marz 2020 englisch a b Stefan Weiss Das grosse Lapis Mineralienverzeichnis Alle Mineralien von A Z und ihre Eigenschaften Stand 03 2018 7 vollkommen neu bearbeitete und erganzte Auflage Weise Munchen 2018 ISBN 978 3 921656 83 9 Bildbeispiel eines buntfarbig angelaufenen Carrollitkristalls In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 30 Marz 2020 englisch Catalogue of Type Mineral Specimens C PDF 131 kB In docs wixstatic com Commission on Museums IMA 12 Dezember 2018 abgerufen am 30 Marz 2020 Hans Jurgen Rosler Lehrbuch der Mineralogie 4 durchgesehene und erweiterte Auflage Deutscher Verlag fur Grundstoffindustrie VEB Leipzig 1987 ISBN 3 342 00288 3 S 320 Ferdinando Bosi Cristian Biagioni Marco Pasero Nomenclature and classification of the spinel supergroup In European Journal of Mineralogy Band 31 Nr 1 12 September 2018 S 183 192 doi 10 1127 ejm 2019 0031 2788 englisch Ernest H Nickel Monte C Nichols IMA CNMNC List of Minerals 2009 PDF 1 82 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Januar 2009 abgerufen am 30 Marz 2020 englisch Localities for Carrollite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 30 Marz 2020 englisch a b Petr Korbel Milan Novak Mineralien Enzyklopadie Dorfler Natur Edition Dorfler im Nebel Verlag Eggolsheim 2002 ISBN 978 3 89555 076 8 S 38 Fundortliste fur Carrollit beim Mineralienatlas und bei Mindat abgerufen am 30 Marz 2020 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Carrollit amp oldid 239305764