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Rhodostannit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Sulfide und Sulfosalze mit der chemischen Zusammensetzung Cu2FeSn3S8 5 und damit chemisch gesehen ein Kupfer Eisen Zinn Sulfid Strukturell gehort Rhodostannit zur Spinell Supergruppe Um die Beziehung zu dieser Gruppe mit der allgemeinen Zusammensetzung AB2X4 besser darzustellen wird daher die international gultige chemische Formel mit Cu1 Fe2 0 5Sn4 1 5 S4 angegeben 3 4 RhodostannitEtwa 0 5 mm grosse pseudo oktaedrische Rhodostannitkristalle auf Andorit aus der San Jose Mine Oruro Bolivien Sichtfeld etwa 20 mm Allgemeines und KlassifikationIMA Nummer 1968 018 1 IMA Symbol Rhs 2 Chemische Formel Cu1 Fe2 0 5Sn4 1 5 S4 3 4 Cu2FeSn3S8 5 Mineralklasse und ggf Abteilung Sulfide und SulfosalzeSystem Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana II B 06 II C 06 150 2 DA 10 02 10 03 01Kristallographische DatenKristallsystem tetragonalKristallklasse Symbol tetragonal dipyramidal 4 m 6 Raumgruppe I41 a Nr 88 Vorlage Raumgruppe 88 5 Gitterparameter a 7 31 A c 10 33 A 5 Formeleinheiten Z 2 5 Physikalische EigenschaftenMohsharte 4 bis 4 5 7 VHN100 243 bis 266 8 Dichte g cm3 berechnet 4 79 8 Spaltbarkeit Bitte erganzen Farbe rotlich 8 bis rotlichbraun 7 Strichfarbe Bitte erganzen Transparenz undurchsichtig opak 8 Glanz Metallglanz 8 KristalloptikPleochroismus deutlich blaulichgrau bis dunkelbraun 8 Rhodostannit kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem konnte bisher jedoch nur in Form von sehr feinkornigen porosen Massen entdeckt werden Das Mineral ist in jeder Form undurchsichtig opak und zeigt auf den Oberflachen der rotlichen bis rotlichbraunen Aggregate einen metallischen Glanz Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Chemismus 4 Kristallstruktur 5 Bildung und Fundorte 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte Bearbeiten nbsp Mikroskop Aufnahme vom Typmaterial des Minerals Rhodostannit dunkelgraue bis rotliche Domanen im Bild links bis zur Mitte innig verwachsen mit Stannit hellgraue Domanen rechts und oben Die schwarzen unregelmassigen Flecken sind Poren Entdeckt wurde Rhodostannit in einer Mineralprobe Nr 12124 die bei Vila Apacheta in der bolivianischen Provinz Rafael Bustillo gesammelt wurde Die Erstbeschreibung erfolgte durch G Springer der das Mineral aufgrund seiner rotlichen Farbe nach dem altgriechischen Wort ῥodon rhodon fur Rose und seiner Verwandtschaft mit Stannit der wiederum nach seinem Zinngehalt lateinisch stannum benannt wurde Springer reichte seine Analyseergebnisse und den gewahlten Namen 1968 zur Prufung bei der International Mineralogical Association ein interne Eingangs Nr der IMA 1968 018 4 die den Rhodostannit als eigenstandige Mineralart anerkannte Die Publikation der Erstbeschreibung erfolgte im gleichen Jahr im Fachmagazin Mineralogical Magazine unter dem Titel Electronprobe analyses of stannite and related tin minerals 9 Das Typmaterial des Minerals Holotyp wird im Institut fur angewandte Mineralogie und Lagerstattenlehre IML der Rheinisch Westfalische Technische Hochschule Aachen RWTH unter der Sammlungs Nr 12124 aufbewahrt 10 11 Klassifikation BearbeitenDie strukturelle Klassifikation der IMA zahlt den Rhodostannit zur Spinell Supergruppe wo er zusammen mit Carrollit Cuproiridsit Cuprokalininit Fletcherit Florensovit Malanit und Toyohait die Carrollit Untergruppe innerhalb der Thiospinelle bildet Stand 2019 3 Die bekannten und zunachst nach chemischer Zusammensetzung ordnenden Mineralsystematiken sortieren den Rhodostannit in die Mineralklasse der Sulfide und Sulfosalze ein In der veralteten 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Rhodostannit dort zur Abteilung der Sulfide mit dem Stoffmengenverhaltnis M etall S chwefel 1 1 wo er zusammen mit Cadmoselit Greenockit dem inzwischen diskreditierten Hexastannit und Wurtzit die Wurtzit Reihe mit der System Nr II B 06 bildete Im Lapis Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiss das sich aus Rucksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet erhielt das Mineral die System und Mineral Nr II C 06 150 In der Lapis Systematik entspricht dies der Abteilung Sulfide mit dem Stoffmengenverhaltnis Metall S Se Te 1 1 wo Rhodostannit zusammen mit Barquillit Briartit Cernyit Famatinit Ferrokesterit Hocartit Kesterit Keutschit Kuramit Luzonit Permingeatit Petrukit Pirquitasit Sakuraiit Stannit Toyohait und Velikit die Stannit Gruppe II C 06 bildet Stand 2018 7 Die seit 2001 gultige und von der IMA zuletzt 2009 aktualisierte 12 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Rhodostannit dagegen in die Abteilung der Metallsulfide mit M S 3 4 und 2 3 ein Diese ist zudem weiter unterteilt nach dem genauen Stoffmengenverhaltnis so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung M S 3 4 zu finden ist wo es zusammen mit Toyohait die Rhodostannitgruppe mit der System Nr 2 DA 10 bildet In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchlichen Systematik der Minerale nach Dana ist Rhodostannit zusammen mit Toyohait in der unbenannten Gruppe 02 10 03 innerhalb der Unterabteilung Sulfide einschliesslich Seleniden und Telluriden mit der Zusammensetzung AmBnXp mit m n p 3 4 zu finden Chemismus BearbeitenIn der theoretisch idealen Zusammensetzung von Rhodostannit Cu2FeSn3S8 beziehungsweise Cu1 Fe2 0 5Sn4 1 5 S4 besteht das Mineral im Verhaltnis aus zwei Teilen Kupfer Cu einem Teil Eisen Fe drei Teilen Zinn Sn und acht Teilen Schwefel S Zusammengenommen besteht also ein Stoffmengenverhaltnis aller Metalle zum Schwefel von 6 8 oder auch 3 4 Dies entspricht einem Massenanteil Gewichtsprozent von 15 97 Gew Cu 7 02 Gew Fe 44 77 Gew Sn und 32 24 Gew S Die analysierten Mineralproben aus der Typlokalitat Vila Apacheta in Bolivien hatten mit durchschnittlich 15 9 bis 16 0 Gew Cu 6 5 bis 6 8 Gew Fe 45 4 bis 45 5 Gew Sn und 31 3 bis 32 8 Gew S 9 nur eine geringe Abweichung von der Idealzusammensetzung Mit Toyohait Ag2FeSn3S8 als silberhaltigem Endglied bildet Rhodostannit eine Mischkristallreihe 3 Kristallstruktur BearbeitenRhodostannit kristallisiert in der tetragonalen Raumgruppe I41 a Raumgruppen Nr 88 Vorlage Raumgruppe 88 mit den Gitterparametern a 7 31 A und c 10 33 A sowie 2 Formeleinheiten pro Elementarzelle 5 Die Kristallstruktur von Rhodostannit entspricht der Spinellstruktur wobei das Cu1 Ion die T Stelle einnimmt wahrend Fe2 und Sn4 zufallig uber die aquivalenten M Stellen verteilt sind 3 Kristallstruktur von Rhodostannit nbsp mit Blickrichtung parallel zur a Achse nbsp mit Blickrichtung parallel zur b Achse nbsp mit Blickrichtung parallel zur c Achse nbsp raumliche Darstellung in der kristallographischen Standardausrichtung nbsp als Polyeder Modell in der kristallographischen StandardausrichtungFarbtabelle Cu 0 Fe 0 Sn 0 SBildung und Fundorte BearbeitenRhodostannit bildet sich als Verwitterungsprodukt aus Stannit und kommt entsprechend mit diesem aber auch mit Pyrit vergesellschaftet vor 8 Weltweit sind bisher Stand 2012 nur etwas mehr als 10 Fundorte fur Rhodostannit dokumentiert 13 Neben seiner Typlokalitat Vila Apacheta in der Provinz Rafael Bustillo Departamento Potosi trat das Mineral in Bolivien noch in der San Jose Mine bei Oruro der Huanuni Mine nahe der gleichnamigen Stadt und der Santa Cruz Mine bei Poopo im Departamento Oruro auf Weitere Fundorte liegen unter anderem in der argentinischen Provinz Jujuy Mina Pirquitas und Cusi Cusi in der Tongkeng Changpo Mine im Kreis Nandan im Chinesisch Autonomen Gebiet Guangxi auf den japanischen Inseln Hokkaidō Toyoha Mine und Shikoku Besshi Mine sowie in den US Bundesstaaten Arizona Campbell Mine Bisbee und Nevada Dean Mine und Lucky Rocks Claim Lander County Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenG Springer Electronprobe analyses of stannite and related tin minerals In Mineralogical Magazine Band 36 1968 S 1045 1051 englisch rruff info PDF 521 kB abgerufen am 11 Mai 2021 Rhodostannit ab S 2050 Michael Fleischer New mineral names In American Mineralogist Band 54 1969 S 1218 1223 englisch rruff info PDF 388 kB abgerufen am 14 Mai 2021 J C Jumas E Philippot M Maurin Structure du rhodostannite synthetique In Acta Crystallographica B35 1979 S 2195 2197 doi 10 1107 S0567740879008761 franzosisch Friedrich Klockmann Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie Hrsg Paul Ramdohr Hugo Strunz 16 Auflage Enke Stuttgart 1978 ISBN 3 432 82986 8 S 437 Erstausgabe 1891 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Rhodostannite Sammlung von Bildern Rhodostannit In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 11 Mai 2021 Rhodostannite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 11 Mai 2021 englisch Rhodostannite search results In rruff info Database of Raman spectroscopy X ray diffraction and chemistry of minerals RRUFF abgerufen am 11 Mai 2021 englisch American Mineralogist Crystal Structure Database Rhodostannite In rruff geo arizona edu Abgerufen am 11 Mai 2021 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Malcolm Back Cristian Biagioni William D Birch Michel Blondieau Hans Peter Boja und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated January 2023 PDF 3 7 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero Januar 2023 abgerufen am 26 Januar 2023 englisch Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 a b c d e Ferdinando Bosi Cristian Biagioni Marco Pasero Nomenclature and classification of the spinel supergroup In European Journal of Mineralogy Band 31 Nr 1 12 September 2018 S 183 192 doi 10 1127 ejm 2019 0031 2788 englisch a b c Malcolm Back William D Birch Michel Blondieau und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated March 2021 PDF 3 5 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero Marz 2021 abgerufen am 11 Mai 2021 englisch a b c d e Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 94 englisch David Barthelmy Rhodostannite Mineral Data In webmineral com Abgerufen am 11 Mai 2021 englisch a b c Stefan Weiss Das grosse Lapis Mineralienverzeichnis Alle Mineralien von A Z und ihre Eigenschaften Stand 03 2018 7 vollkommen neu bearbeitete und erganzte Auflage Weise Munchen 2018 ISBN 978 3 921656 83 9 a b c d e f g Rhodostannite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 englisch handbookofmineralogy org PDF 63 kB abgerufen am 11 Mai 2021 a b G Springer Electronprobe analyses of stannite and related tin minerals In Mineralogical Magazine Band 36 1968 S 1045 1051 englisch rruff info PDF 521 kB abgerufen am 11 Mai 2021 Rhodostannit ab S 2050 Catalogue of Type Mineral 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