www.wikidata.de-de.nina.az
Die Blutversorgung des Gehirns ist der Teil des Blutkreislaufes der dem Gehirn Sauerstoff Glucose und andere Nahrstoffe zufuhrt und Stoffwechselprodukte sowie Kohlenstoffdioxid abtransportiert Sie unterliegt einigen anatomischen und physiologischen Besonderheiten Grund hierfur ist dass das Organ Gehirn einen sehr hohen basalen Stoffwechsel aufweist das menschliche Gehirn beansprucht bereits in Ruhe ein Funftel des gesamten Sauerstoffbedarfs des Korpers Ausserdem sind Nervenzellen anders als andere Korperzellen nicht in der Lage ihren Energiebedarf in ausreichendem Masse ohne Sauerstoff also anaerob zu decken Zur Sicherung der kontinuierlichen Sauerstoff und Substratversorgung gibt es daher mehrere Sicherheitssysteme Arterien des Gehirns Ansicht von unten der rechte Schlafenlappen wurde teilweise entfernt Praparat des Gehirns mit den Arteriae vertebrales der Arteria basilaris den Kleinhirnarterien und einem vollstandigen Circulus arteriosus beim Menschen Perspektive wie bei der Abbildung oben Vier grosse Schlagadern versorgen das Gehirn des Menschen und der meisten Saugetiere mit sauerstoffreichem Blut alte Bezeichnung arterielles Blut Je zwei liegen auf jeder Seite des Halses vorn die inneren Halsschlagadern Arteriae carotides internae und hinten die Wirbelarterien Arteriae vertebrales Das Blut fliesst nach der Passage des Gehirns uber besondere venose Hirnblutleiter Sinus durae matris ab die gegenuber den Venen einige Besonderheiten aufweisen Inhaltsverzeichnis 1 Grundlagen 2 Anatomie 2 1 Zuflusse 2 1 1 Vorderer Kreislauf 2 1 2 Hinterer Kreislauf 2 1 3 Varietaten 2 1 4 Verbindungen zwischen vorderem und hinterem Kreislauf 2 2 Kapillarbett 2 3 Abflusse 3 Embryonale Entwicklung 4 Physiologie 5 Mess und Darstellungsmethoden 6 Pathologie 6 1 Ischamischer Schlaganfall 6 2 Blutung 6 3 Abflussstorung 6 4 Kreislaufversagen 6 5 Gefassmissbildungen 7 Geschichte 8 Siehe auch 9 Literatur 10 EinzelnachweiseGrundlagen BearbeitenDas Blutvolumen je 100 ml Hirnsubstanz liegt in Ruhe bei knapp 4 ml Der normale Blutfluss im Hirngewebe betragt beim Menschen zwischen 40 und 50 ml Blut pro 100 g Gewebe pro Minute 1 In der grauen Substanz ist er deutlich hoher 90 ml 100 g min als in der weissen Substanz 25 ml 100 g min 2 Ein Abfall der Durchblutungsrate auf die Halfte kann noch ohne weiteres kompensiert werden unter anderem durch hohere Sauerstoffausschopfung Ein Abfall unter 20 ml 100 g min fuhrt jedoch zu zunachst reversiblen Ausfallerscheinungen Wenn die Durchblutungsrate auf weniger als 15 ml 100 g min sinkt tritt binnen einiger Minuten bis einiger Stunden ein allmahlicher Zelluntergang ein Weniger als 10 ml 100 g min werden von den Nervenzellen nicht toleriert es kommt binnen acht bis zehn Minuten zum endgultigen Zelluntergang 3 Anatomie BearbeitenIm Folgenden wird wenn nicht explizit anders benannt die anatomische Situation beim Menschen beschrieben Fur den prinzipiellen Aufbau des Kreislaufsystems siehe Hauptartikel Blutkreislauf und BlutZuflusse Bearbeiten nbsp Hirnversorgende Arterien Halsschlagader vorne und Wirbelschlagader hinten Es ist ublich bei den Zuflussen einen vorderen und einen hinteren Kreislauf zu unterscheiden auch wenn es Verbindungen zwischen beiden gibt sogenannte Anastomosen Vorderer Kreislauf Bearbeiten Den Hauptbeitrag zum arteriellen Zustrom tragen die rechte und linke innere Halsschlagader Arteria carotis interna dextra et sinistra die aus der gemeinsamen Halsschlagader Arteria carotis communis dextra et sinistra jeder Halsseite entspringen Die Halsschlagader wiederum ist einer der grossen Abgange aus dem Aortenbogen Ihr Puls kann leicht vor dem Kopfwendermuskel Musculus sternocleidomastoideus getastet werden Nach dem Eintritt in den Schadel durch den Canalis caroticus zweigt aus der Arteria carotis interna jeder Seite ein Gefass zum Auge Arteria ophthalmica ab Nach Abgabe weiterer kleinerer Aste teilt sie sich in die Hauptstamme des vorderen Kreislaufs die mittlere Hirnarterie Arteria cerebri media und die vordere Hirnarterie Arteria cerebri anterior bei Tieren als Arteria cerebri rostralis bezeichnet Erstere versorgt die seitlichen lateralen letztere die der Mitte zugewandten medialen Teile der jeweiligen Grosshirnhemisphare mit Ausnahme von Teilen des Temporallappens und des gesamten Occipitallappens die vom hinteren Kreislauf gespeist werden Die tiefen Kerngebiete Basalganglien Thalamus haben eine gemischte Versorgung Die beiden vorderen Hirnarterien sind durch die sehr kurze Arteria communicans anterior miteinander verbunden Anders ist die Situation bei Wiederkauern Hier verschliesst sich der ausserhalb der Schadelhohle liegende Abschnitt der Arteria carotis interna nach der Geburt und nur der innerhalb des Schadels liegende Teil bleibt offen Dieser bekommt dann sekundar seine Blutzufuhr aus der Oberkieferarterie Arteria maxillaris Im Mundungsbereich dieser zufuhrenden Aste bildet sich ein feines weitverzweigtes Netz aus kleineren Gefassen aus das die Anatomen Wundernetz Rete mirabile nennen Auch bei ausgewachsenen Katzen verschliesst sich der ausserhalb der Schadelhohle befindliche Teil der inneren Halsschlagader Hier bildet die Oberkieferarterie selbst ein Wundernetz Rete mirabile arteriae maxillaris von dem mehrere Aste Rami retis durch die Fissura orbitalis in die Schadelhohle ziehen und die Blutzufuhr zum vorderen Kreislauf ubernehmen 4 Hinterer Kreislauf Bearbeiten Die rechte und linke Wirbelarterie Arteria vertebralis dextra et sinistra die aus den Schlusselbein Schlagadern Arteria subclavia entspringen und entlang der Halswirbelsaule verlaufen haben einen geringeren Durchmesser als die Halsschlagadern Sie treten dabei durch Offnungen der Querfortsatze der oberen sechs Halswirbel Die beiden Wirbelarterien gelangen durch das Foramen magnum in die Schadelhohle und vereinigen sich auf Hohe der kaudalen Brucke zur unpaaren Arteria basilaris Die Wirbelarterien in ihren Endsegmenten und die Arteria basilaris entsenden Aste zum Hirnstamm und Kleinhirn A cerebelli inferior posterior A cerebelli inferior anterior A cerebelli superior Oberhalb der Brucke teilt sich die Arteria basilaris abermals und wird zu den beiden hinteren Hirnarterien die sich in die Arteriae occipitales medialis bzw lateralis teilen und die hinteren Bezirke des Grosshirns sowie Teile des Zwischenhirns versorgen Eine individuell unterschiedlich stark angelegte Arteria communicans posterior verbindet die hintere Hirnarterie jeder Seite mit der inneren Halsschlagader nbsp Aufsicht auf die linke Hemisphare von lateral nbsp Aufsicht auf die linke Hemisphare von medial Versorgungsgebiete der Grosshirnrinde Arteria cerebri anterior blau unterlegt Arteria cerebri media rot Arteria cerebri posterior gelb Varietaten Bearbeiten Etwa ein Drittel der Normalbevolkerung zeigt Abweichungen im individuellen Verlauf der beschriebenen Gefasse von diesem Lehrbuchfall Sehr haufig sind eine oder mehrere Aa communicantes hypoplastisch Auch der Stamm der A cerebri anterior kann hypoplastisch sein in dem Fall ubernimmt das Gefass der Gegenseite uber die A communicans anterior die Versorgung 5 Als embryonaler Versorgungstyp wird der ein oder beidseitige Abgang der A cerebri posterior aus dem Karotisgebiet bezeichnet wobei dann die A communicans posterior dessen erste Strecke bildet und das Gefassbett des Grosshirns im letzteren Fall vollstandig uber den vorderen Kreislauf gespeist wird Viele Personen haben eine einseitig schwach oder gar nicht angelegte Wirbelarterie Diese Varianten sind an sich ohne Krankheitswert und werden beim Gesunden voll kompensiert konnen aber im Einzelfall ein Risikofaktor fur den Schlaganfall sein 6 Selten kommen auch zusatzliche Gefasse vor wie eine Arteria cerebri media accessoria 7 oder Uberbleibsel embryonaler Anastomosen zum Beispiel als Arteria trigeminalis nbsp Circulus arteriosus beim Schaf Korrosionspraparat Verbindungen zwischen vorderem und hinterem Kreislauf Bearbeiten Die Arteria communicans anterior der erste Abschnitt der Arteria cerebri anterior ein kurzer Abschnitt der Arteria carotis interna die Arteria communicans posterior und das erste Teilstuck der Arteria cerebri posterior bilden beide Seiten zusammen betrachtet eine ringformige Verbindung unter der Hirnbasis aus Circulus arteriosus cerebri Willisi Dieser Gefassring stellt ein Anastomosensystem dar das die Stromgebiete der Arteriae carotides internae und der Arteria basilaris anatomisch aber funktionell nicht immer ausreichend miteinander verbindet Grundsatzlich das heisst bei ausreichender Adaptationszeit kann er jedoch ermoglichen dass ein einziges Hauptgefass die gesamte Durchblutung des Gehirns aufrechterhalt Kapillarbett Bearbeiten Die Kapillaren des Gehirns bilden dadurch dass die Endothelzellen mit tight junctions fest miteinander verbunden sind eine fur grossere Molekule undurchlassige impermeable Barriere die Blut Hirn Schranke Zu dieser tragen in geringerem Umfang auch die Basalmembran und der luckenlose Besatz der Kapillaren mit Astrozytenauslaufern bei Die Blut Hirn Schranke schutzt das Gehirn vor potenziell schadlichen im Blut zirkulierenden Substanzen Die Kapillardichte ist in den einzelnen Regionen des Gehirns unterschiedlich und entspricht in der Regel ziemlich genau der mittleren Stoffwechselaktivitat des jeweiligen Gebietes Anders als im sonstigen Korper sind die Haargefasse des Gehirns immer komplett geflutet eine Reservekapazitat besteht nicht 8 Abflusse Bearbeiten nbsp Die venosen SinusDas Gehirn besitzt kleine Venolen und Venen wie andere Organe auch die jedoch unabhangig von den Arterien verlaufen Sie werden in eine tiefe Venae profundae cerebri und eine oberflachliche Venae superficiales cerebri Gruppe unterteilt Die grosste Hirnvene ist die nur etwa 1 cm lange Vena magna cerebri Galeni unter dem Splenium des Balkens Das sauerstoffarme Blut wird in anatomisch besonders gebauten Hirnblutleitern den Sinus durae matris gesammelt Dabei handelt es sich um Duplikaturen der harten Hirnhaut die auf der Innenseite mit Endothel ausgekleidet sind Die Sinus bilden ein miteinander verbundenes System und munden schliesslich in die inneren Drosselvenen Embryonale Entwicklung Bearbeiten nbsp Die Abkunft einzelner Gefassstrecken aus den embryonalen Kiemenbogenarterien hier lateinisch durchnummeriert Embryonal entstehen zunachst die paarige Aorta dorsalis und die ebenfalls paarige Aorta ventralis die durch sechs Kiemenbogenarterien miteinander verbunden sind In der weiteren Entwicklung werden einzelne Gefassabschnitte zuruckgebildet andere verstarken sich deutlich So bildet die linke vierte Kiemenbogenarterie den Aortenbogen die ventrale Aorta zwischen dritter und vierter Kiemenbogenarterie die Arteria carotis communis weiter rostal die Arteria carotis externa und ihre Aste Die dritte Kiemenbogenarterie wird zum ersten Abschnitt der Arteria carotis interna die sich in der dorsalen Aorta fortsetzt Der Abschnitt der Aorta dorsalis zwischen dritter und vierter Kiemenbogenarterie hingegen wird zuruckgebildet siehe nebenstehende Abbildung Die primitive Arteria carotis interna teilt sich an der Anlage des spateren Gehirns in einen kranialen und einen kaudalen Ast Ersterer bildet zunachst um die 4 Embryonalwoche die Arteria cerebri anterior und die Arteria choroidea anterior erst um die 9 Woche entsteht aus einem von mehreren Seitenasten die spater viel starkere Arteria cerebri media Der kaudale Ast entsendet segmentale Arterien zum Neuralrohr aus denen sich unter anderem die Kleinhirnarterien ableiten Um die 7 Embryonalwoche entsteht aus diesem Ast auch die Arteria cerebri posterior Etwa um dieselbe Zeit verschmelzen die beiden Abschnitte des kaudalen Astes vor dem Hirnstamm und bilden die unpaare Arteria basilaris Die Wirbelarterien bilden sich aus der Fusion von kleineren longitudinalen in Korperlangsrichtung liegenden Anastomosen zwischen den primitiven segmentalen Arterien der Halsregion Sie gewinnen eine Verbindung zu der fruhen Arteria basilaris Um die 9 Woche kehrt sich die Flussrichtung in der Basilararterie bis zur Hohe der Arteria cerebri posterior um so dass sie mit allen Tochtergefassen nun hamodynamisch zur hinteren Strombahn gehort Ganz zuletzt bildet sich die Arteria communicans anterior durch partielle Fusion der Arteriae cerebri anteriores Physiologie Bearbeiten nbsp Druck Fluss Kurve Im grau hinterlegten Bereich arterieller Mitteldruck bleibt der zerebrale Blutfluss nahezu konstantEines der Sicherheitssysteme zum Schutz vor zu geringer aber auch zu hoher Perfusion ist die Autoregulation der Hirndurchblutung Die Widerstandsgefasse halten den effektiven Blutdruck im Gehirn den sogenannten Perfusionsdruck der sich aus der Differenz zwischen dem systemischen Blutdruck und dem intrakraniellen Druck ergibt durch verschiedene komplex zusammenspielende Steuerungsmechanismen nahezu konstant wahrend der systemische Blutdruck zwischen 50 und 170 mmHg schwanken kann Zu diesen gehoren der Bayliss Effekt die Regulation durch die sympathische und parasympathische Innervation der grosseren Gefasse und direkt auf die Myozyten der Glatten Muskulatur wirkende endokrine und chemische Faktoren pH Wert Adenosin Kalium und weitere Die Grenzen dieser Anpassung verschieben sich bei dauerhaftem Bluthochdruck nach oben durch langbestehenden schlecht eingestellten Diabetes mellitus kann das Autoregulationsvermogen insgesamt gestort sein 9 Gehirnareale mit gesteigerter neuronaler Aktivitat werden starker durchblutet 10 Die Mechanismen dieses als reaktive Hyperamie oder neurovaskulare Kopplung bezeichneten Phanomens beinhalten die Reaktion der Widerstandsgefasse auf den lokalen Kohlendioxidpartialdruck weitere vasoaktive Faktoren und die neurogene Steuerung des Vasotonus 11 sind im Einzelnen aber noch nicht vollig geklart Mess und Darstellungsmethoden BearbeitenDie hirnversorgenden Gefasse konnen mit bildgebenden Verfahren insbesondere mit der Angiografie dargestellt werden Fur die digitale Subtraktionsangiographie wird ein strahlendichtes Kontrastmittel appliziert wahrend der Durchleuchtung mit Rontgenstrahlen werden die Skelettanteile herausgerechnet Somit bilden sich nur die kontrastmitteldurchstromten Gefasse ab Eine neuere Methode ist die dreidimensionale Rekonstruktion von Magnetresonanztomographie Aufnahmen nach Kontrastmittelgabe MR Angiographie Diese verdrangt zunehmend die invasive Angiographie Es existieren daneben qualitativ unterlegene MR Sequenzen zur Gefassbildgebung ohne Kontrastmittel Time of flight Magnetresonanzangiographie Genauso ist auch mit der Computertomographie nach Kontrastmittelgabe eine Gefassdarstellung moglich Umschriebene Anderungen der Mikrozirkulation sind mit Positronen Emissions Tomographie SPECT und mit einem speziellen sauerstoffsattigungsgewichtetem MR Signal BOLD Kontrast darstellbar Optische Methoden stutzen sich auf die Messung der Konzentrationsanderungen von Hamoglobin Mit ihnen konnen nur oberflachennahe Blutflussanderungen gemessen werden Die extracranielle Doppler und Duplexsonographie erlaubt die Beurteilung von Gefassquerschnitten Wandveranderungen und Flusseigenschaften in den grossen extracraniellen ausserhalb des Schadels gelegenen Gefasse Mittels transcranieller Doppler und Duplexsonographie ist beim Erwachsenen am temporalen Knochenfenster sowie transorbital durch die Augenhohle und transnuchal uber den Nacken die Messung von Flussgeschwindigkeiten und profilen ausgewahlter intracranieller Gefasse durch die Schadelkalotte beziehungsweise das Foramen magnum hindurch moglich Im Sauglingsalter ist dies deutlich einfacher und durch die Fontanelle hindurch konnen die Blutflussparameter bis in die Arteriae cerebri anteriores hinein problemlos untersucht werden nbsp Subtraktionsangiographische Darstellung der vertebrobasilaren Hirngefasse nbsp MR Angiographie der venosen Strombahnen nbsp Funktionelle MRT starker durchblutete Areale eingefarbt nbsp Farbkodierte Duplexsonographie der Arteria carotis communis unten die DopplerkurvePathologie BearbeitenIschamischer Schlaganfall Bearbeiten nbsp Gehirn eines Schafes mit Verschluss der Arteria cerebri media deren Verzweigungen noch als blutleere weisse Strange erkennbar sind Hauptartikel Ischamischer Schlaganfall Ein plotzlicher Verschluss eines der oben beschriebenen Gefasse fuhrt in aller Regel zum Schlaganfall dem schnellen Absterben von Gehirngewebe im jeweiligen Gebiet Die jeweiligen Ausfalle neurologische Defizite konnen sehr unterschiedlich ausfallen von diskreten fast vollig unbemerkten Ausfallerscheinungen bis hin zur Bewusstlosigkeit und zum Tod Je nach Dauer der Unterbrechung der Blutversorgung und nach Reversibilitat der Symptome wird die Transitorische ischamische Attacke TIA vom vollstandigen Infarkt unterschieden Bei Verschlussen im vorderen Kreislauf dominieren Halbseitenlahmungen Aphasien Sprachstorungen und Sensibilitatsstorungen im hinteren Kreislauf hingegen Gesichtsfeldausfalle Schwindel Ataxie Koordinationsstorung und Bewusstseinsstorungen Ursache von ischamischen Infarkten sind in der Regel entweder arteriosklerotische Verengungen der grossen zufuhrenden Gefasse mit spaterer Plaqueruptur und Thrombosierung oder die Einschwemmung von Blutgerinnseln Embolie die vor allem bei Vorhofflimmern vorkommen kann Blutung Bearbeiten Hauptartikel Intrazerebrale Blutung Ein anderes Problem ergibt sich wenn Blutgefasse zerreissen und Blutungen auftreten Auch hier ist je nach Lokalisation und Ausmass der Blutung ein weites Spektrum von Symptomen moglich Auch extrem hoher Blutdruck kann besonders bei vorgeschadigten Gefassen zur Einblutung in das Hirngewebe fuhren Traumatisch bedingte Blutungen betreffen meist den Subdural oder Epiduralraum Viele Menschen sind Trager von kleinen Aneurysmata an den Gefassen der Hirnbasis ohne je davon zu merken Die plotzliche Ruptur fuhrt zu dem hochakuten Bild der Subarachnoidalblutung Abflussstorung Bearbeiten Auch der Abfluss des Blutes kann gestort sein Leitsymptome dieser eher chronisch verlaufenden Erkrankungen sind Kopfschmerzen Antriebsschwache Krampfanfalle und Sehstorungen Zu dieser Gruppe von Storungen gehoren die Sinusthrombose die Hirnvenenthrombose und nach Ansicht mancher Autoren auch der Pseudotumor cerebri Kreislaufversagen Bearbeiten Fallt die gesamte Blutzufuhr zum Beispiel beim Herzstillstand aus so tritt im Gehirn ein allgemeiner Sauerstoffmangel die sogenannte Globalhypoxie auf So kommt es nach etwa zehn Sekunden zur Bewusstlosigkeit Bereits nach zwei bis dreiminutigem Ausfall beginnt Gehirngewebe abzusterben nach circa zehn Minuten tritt der Hirntod ein Wenn die Stoffwechselprozesse stark verlangsamt sind Unterkuhlung bestimmte Vergiftungen kann das Gehirn unter Umstanden auch deutlich langere Ischamiezeiten uberstehen Eine kurzzeitige Minderdurchblutung des gesamten Gehirns mit entsprechend vorubergehendem Bewusstseinsverlust wird als Synkope bezeichnet Ihr liegt beispielsweise eine Herzrhythmusstorung zugrunde Gefassmissbildungen Bearbeiten Fehlbildungen von cerebralen Gefassen sind zumeist angeboren Sie kommen an unterschiedlichen Orten vor und erreichen mitunter extreme Ausmasse Dementsprechend sind auch ganz verschiedene Symptome moglich Neben arteriovenosen Shunts sind Kavernome Hamangiome und Fisteln mit dem Sinussystem bekannt Haufig treten Gefassfehlbildungen bei Phakomatosen auf Geschichte BearbeitenDie ersten schriftlich uberlieferten Mutmassungen zur Blutversorgung des Gehirns mit Beschreibung der Hauptgefasse gehen auf den griechischen Arzt und Anatom Galenus von Pergamon 1 Jahrhundert n Chr zuruck Er zog seine Erkenntnisse jedoch uberwiegend aus der Sektion von Tieren und ubertrug die anatomischen Verhaltnisse oft ungepruft auf den Menschen So beschrieb er ein Rete mirabile falschlicherweise auch beim Menschen In der Spatantike und im Mittelalter galt Galen als unanfechtbare Autoritat so dass die meisten seiner Irrtumer erst in der fruhen Neuzeit als die Praparation menschlicher Leichen an Universitaten durchgefuhrt wurde korrigiert werden konnten Wahrend Niccolo Massa wohl aus Respekt vor Galen das Wundernetz ebenfalls beim Menschen beobachtet zu haben behauptete widersprachen dem seine Zeitgenossen Jacopo Berengario da Carpi und Andreas Vesalius Die grundlegenden anatomischen Erkenntnisse sind jedoch zwei englischen Arzten zu verdanken William Harvey erkannte 1628 den wahren Charakter des Blutstromes als Kreislauf Die erste detaillierte und zutreffende Beschreibung der Gefasse des menschlichen Gehirns und des Circulus arteriosus lieferte Thomas Willis wenig spater Siehe auch BearbeitenZerebraler BlutflussLiteratur BearbeitenL Edvinsson E T MacKenzie J McCulloch Cerebral blood flow and metabolism Raven New York 1993 ISBN 0 88167 918 6 Karl Zilles Gerd Rehkamper Funktionelle Neuroanatomie 1 Auflage Springer Berlin 1993 ISBN 3 540 54690 1 Detlev Drenckhahn W Zenker Benninghoff Anatomie Urban amp Schwarzenberg Munchen 1994 ISBN 3 541 00255 7 Klaus Poeck Werner Hacke Neurologie 10 vollstandig uberarbeitete Auflage Springer Berlin 1998 ISBN 3 540 63028 7 Einzelnachweise Bearbeiten H Ito I Kanno H Fukuda Human cerebral circulation positron emission tomography studies In Annals of nuclear medicine Band 19 Nummer 2 April 2005 S 65 74 ISSN 0914 7187 PMID 15909484 Otto Detlev Creutzfeldt Allgemeine Neurophysiologie der Hirnrinde In Otto Detlev Creutzfeldt Hrsg Cortex cerebri Springer Verlag Berlin 1983 ISBN 3 540 12193 5 Klaus Poeck Werner Hacke Neurologie 10 vollstandig uberarbeitete Auflage Springer Berlin 1998 ISBN 3 540 63028 7 U Gille Herz Kreislauf und Abwehrsystem Angiologia In Franz Victor Salomon H Geyer U Gille Anatomie fur die Tiermedizin Enke Stuttgart 2004 ISBN 3 8304 1007 7 B Hillen The variability of the circulus arteriosus Willisii order or anarchy In Acta Anatomica Band 129 Nummer 1 1987 S 74 80 ISSN 0001 5180 PMID 3618101 Y M Chuang et al Toward a further elucidation role of vertebral artery hypoplasia in acute ischemic stroke In European neurology Band 55 Nummer 4 2006 S 193 197 ISSN 0014 3022 doi 10 1159 000093868 PMID 16772715 A Abanou et al The accessory middle cerebral artery AMCA Diagnostic and therapeutic consequences In Anatomia clinica Band 6 Nummer 4 1984 S 305 309 ISSN 0343 6098 PMID 6525305 W Kuschinsky Capillary perfusion in the brain In Pflugers Archiv European Journal of Physiology Band 432 Nummer 3 Suppl 1996 S R42 R46 ISSN 0031 6768 PMID 8994541 L Edvinsson E T MacKenzie J McCulloch Cerebral Blood Flow and Metabolism Raven New York 1993 ISBN 0 88167 918 6 L Sokoloff Relationships among local functional activity energy metabolism and blood flow in the central nervous system In Federation proceedings Band 40 Nummer 8 Juni 1981 S 2311 2316 ISSN 0014 9446 PMID 7238911 W Kuschinsky M Wahl Local chemical and neurogenic regulation of cerebral vascular resistance In Physiological Reviews Band 58 Nummer 3 Juli 1978 S 656 689 ISSN 0031 9333 PMID 28540 nbsp Dieser Artikel wurde am 24 August 2006 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Blutversorgung des Gehirns amp oldid 216966977