www.wikidata.de-de.nina.az
Das Freigericht Alzenau war eine territoriale unselbstandige Einheit im Heiligen Romischen Reich Im 14 Jahrhundert in die Abhangigkeit umliegender Adelsgeschlechter gekommen war es ab 1500 ein Kondominium zwischen Kurmainz und der Grafschaft Hanau bevor es 1740 zwischen Kurmainz und Hessen Kassel aufgeteilt wurde Das Territorium des Freigerichts Wilmundsheim vor der Hart dunkler gefarbt im 16 Jahrhundert mit den angehorigen Dorfern Norden ist unten Inhaltsverzeichnis 1 Name 2 Geografie 3 Geschichte 3 1 Mittelalter 3 2 Fruhe Neuzeit 3 3 Erbfall von 1736 3 4 Nachwirkung 4 Literatur 5 Weblinks 6 Anmerkungen 7 EinzelnachweiseName BearbeitenDie Bezeichnung fur das Gebiet variierte je nach Zeit und Betrachtungsweise Freigericht Wilmundsheim vor dem Berge oder Freigericht Wilmundsheim vor der Hart waren die alteren Bezeichnungen Das wechselte dann zu Freigericht Alzenau Anm 1 Im Rahmen fortschreitender Territorialisierung in der fruhen Neuzeit betrachteten die Landesherren das Gebiet zunehmend als Amt auch wenn die Einwohner an ihrem Sonderstatus Freigericht gerne festhielten Die Bezeichnung Amt Freigericht Alzenau kam auf Geografie BearbeitenDas Freigericht Alzenau lag im Raum zwischen dem mainzischen Aschaffenburg und Hanau Das Territorium umfasste die heutigen Gemeinden Freigericht in Hessen in Bayern die Stadt Alzenau die Gemeinde Kahl am Main die Ortsteile Mombris und Hemsbach der Gemeinde Mombris sowie den Ortsteil Grosswelzheim der Gemeinde Karlstein am Main Das Freigericht bestand aus vier Landgerichten denen die Dorfer zugeordnet waren Somborn Albstadt Altenmittlau 1740 an Hessen Hanau Bernbach 1740 an Hessen Hanau Horbach 1740 an Hessen Hanau Huttelngesass 1740 an Hessen Hanau Neuses 1740 an Hessen Hanau Somborn 1740 an Hessen Hanau Trages 1740 an Hessen Hanau Wilmundsheim spater Alzenau Alzenau Hemsbach Kalberau Michelbach WasserlosHorstein Grosswelzheim Welzheim Horstein Kahl vor 1609 an Kurmainz 1 Bruchhausen Wustung Prischoss Wustung Mombris Angelsberg Fronhofen Gunzenbach Heimbach Hohl Karlesberg Wustung Mombris 1609 an Kurmainz 2 Molkenberg Rappach Rothengrund Strotzbach Wohnstadt Wustung Der ehemals zum Freigericht gehorende Anteil des Amtes Steinheim gehorte seit 1424 zu Kurmainz 3 Die Orte Kahl und Mombris fielen 1609 oder schon davor ebenfalls an Kurmainz Geschichte BearbeitenMittelalter Bearbeiten Das Freigericht hat seinen Ursprung in den Zentgerichten Wilmundsheim dem spateren Alzenau Horstein Mombris und Somborn die die Markgenossenschaft Wilmundsheim vor der Hart bildeten Zum Freigericht wurden die Orte im 12 Jahrhundert Das Freigericht war zunachst reichsunmittelbar Die freien Marker versammelten sich jedes Jahr in Wilmundsheim um den Landrichter und die Forster zu wahlen und andere die Gemeinschaft betreffende Entscheidungen zu fallen Jedes Dorf stellte Schoffen die bei Gericht mitwirkten Kaiser Friedrich Barbarossa befreite die Markgenossen von Steuern und Frondiensten Diese Autonomierechte mussten die Marker gegen die Bestrebungen lokaler Geschlechter wie die von Randenburg und die Grafen von Rieneck sowie gegen die Erzbischofe von Mainz verteidigen Wie bei vielen anderen unmittelbar nachgeordneten Territorien verlieh der Kaiser sei es fur erworbene Verdienste fur Geld oder aus politischen Rucksichten auch das Gebiet des Freigerichts an reichsunmittelbare Adelige als Lehen Je ein Drittel des Freigerichts wurde so noch vor 1309 an die Herren von Hanau von Ranneberg und von Eppstein vergeben Nachdem Hanau den rannebergischen Anteil 1358 gekauft hatte und der Kurfurst von Mainz den eppsteinischen wurde das Freigericht ein Kondominat dieser beiden Landesherren 4 Fruhe Neuzeit Bearbeiten 1500 erhielten der Kurfurst Erzbischof von Mainz und die Grafen von Hanau Munzenberg gemeinsam das Freigericht als Reichslehen Damit entstand ein Kondominium dessen gemeinsame Verwaltung trotz der unterschiedlichen Konfessionen nach der Reformation Anm 2 uber mehr als 200 Jahre funktionierte Verwaltet wurde das Gebiet durch einen gemeinsam ernannten Amtmann wobei das Vorschlagsrecht zwischen Mainz und Hanau wechselte Die Doppelherrschaft verhinderte eine Ausbreitung des Protestantismus das Freigericht blieb katholisch und die kirchliche Jurisdiktion bei den Erzbischofen von Mainz Seit der Wende vom 15 zum 16 Jahrhundert kam es zu Auseinandersetzungen zwischen der Herrschaft und den Untertanen Letztere wollten auf ihre uberkommenen Selbstbestimmungsrechte nicht verzichten Das stand im Gegensatz zur Politik der Territorialherren die bestrebt waren ihre Territorien in fruhstaatlichen Formen auszubauen und zu konsolidieren Die Untertanen widersetzten sich den Anordnungen der Herrschaft Daraufhin besetzten der Kurfurst von Mainz Berthold von Henneberg und Graf Reinhard IV von Hanau Munzenberg 1502 das Land militarisch Der Widerstand der Untertanen blieb jedoch ungebrochen und 1529 wurden die hergebrachten Rechte bestatigt Am Beginn des 17 Jahrhunderts kam es im Freigericht Alzenau in grossem Umfang zu Hexenprozessen In der Zeit vom September 1601 bis zum September 1605 endeten 139 Angeklagte auf Scheiterhaufen Das entsprach etwa 5 der Bevolkerung 5 Erbfall von 1736 Bearbeiten Als letzter Hanauer Graf starb Graf Johann Reinhard III am 28 Marz 1736 in Schloss Philippsruhe bei Hanau Sein Sterbelager war umstellt von diplomatischen Vertretern und Notaren der Erben die alle fur diesen Fall schon ihre Vorbereitungen getroffen hatten Kurmainz und Hessen Kassel besetzten jeweils Teile des Freigerichts noch am Abend des 28 Marz 1736 militarisch 6 Hessen hatte das effizientere Militar und besetzte den grosseren Teil Erbe der Grafschaft Hanau Munzenberg war aufgrund eines Erbvertrags aus dem Jahr 1643 Anm 3 formal Konig Friedrich von Schweden aus dem Haus Hessen Kassel der aber seine Rechte an der Erbschaft seinem in Kassel residierenden Bruder und Vertreter dem spateren Landgrafen Wilhelm VIII uberliess Um das Erbe des Grafen Johann Reinhard III entwickelte sich ein heftiger Rechtsstreit zwischen den Landgrafen von Hessen Kassel und dem Kurfursten von Mainz Da es sich um ein Lehen handelte und Lehen in der Regel nur an mannliche Nachkommen vererbt werden konnten behauptete der Erzbischof von Mainz dass der Erbvertrag von 1643 fur Lehen nicht gultig er also nun alleiniger Inhaber des Lehens Freigericht sei Vor dem Reichskammergericht erhielt er Recht Das nutzte ihm allerdings nichts da Wilhelm VIII nicht wich Mainz militarisch nicht stark genug war es auf einen Krieg ankommen zu lassen und sich auch keine anderen Machte fanden um das Urteil gegen den Landgrafen zu vollstrecken So endete der Streit mit einem Vergleich dem Partifikationsrezess von 1740 der allerdings erst 1748 endgultig umgesetzt wurde Es kam zu einer Realteilung Hessen Kassel erhielt die Dorfer des Gerichts Somborn ohne die Pfarrei Albstadt also Altenmittlau Bernbach Horbach Neuses und Somborn als Lehen von Kurmainz 7 Das entsprach etwa 1 4 des Freigerichts Es musste aber die ungestorte Ausubung des romisch katholischen Bekenntnisses fur die dort lebenden Untertanen garantieren Das ubrige Gebiet fiel an Kurmainz Hessen erhielt daruber hinaus eine Ausgleichszahlung Nachwirkung Bearbeiten Der nun hessische Anteil des Freigerichts wurde durch das Hessen Hanauische Amt Altenhasslau mit verwaltet 8 Die so nun unter die Herrschaft des Landgrafen gekommenen Freigerichter kampften auch gegenuber ihrem neuen Landesherrn um Anerkennung ihrer Privilegien und fuhrten Prozesse vor dem Reichshofrat in Wien 1775 1778 und dem Reichskammergericht in Wetzlar 1795 1806 Der bei Kurmainz verbliebene Teil des Freigerichts fiel in der napoleonischen Epoche aufgrund des Reichsdeputationshauptschlusses 1802 zunachst an die Landgrafschaft Hessen Darmstadt ab 1806 Grossherzogtum die 1816 das Gebiet an das Konigreich Bayern abtrat Noch heute beruht so die Grenze zwischen Hessen und Bayern an dieser Stelle auf dem Partifikationsrezess von 1740 Literatur BearbeitenO Appel Politische Tatigkeit Ulrichs III Hanauer Geschichtsblatter 5 Heinrich Bruckner Das Freigericht Willmundsheim vor der Hart in seinem rechtlichen Charakter und Ursprung In Archiv des historischen Vereins fur Unterfranken und Aschaffenburg 68 Wurzburg 1929 Heinrich Dannenbauer Freigrafschaften und Freigerichte In Vortrage und Forschungen hrsg v Institut fur geschichtliche Landesforschung des Bodenseegebietes in Konstanz ND Konstanz 1963 Bd 2 Das Problem der Freiheit in der deutschen und schweizerischen Geschichte Mainauvortrage 1953 S 57 76 Heinrich Dannenbauer Grundlagen der mittelalterlichen Welt Stuttgart 1958 S 309 328 Karl Ernst Demandt Geschichte des Landes Hessen 2 Aufl 1972 S 293 Reinhard Dietrich Hanauer Deduktionsschriften In Hanauer Geschichtsblatter 31 Hanau 1993 S 149ff Nr 5 8 10 16 18 22 28 29 43 48 54 57 79 85 105 111 114 121 129 131 Heinz Duchhardt Philipp Karl von Eltz Kurfurst von Mainz erzkanzler des Reiches 1732 1743 Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 10 Mainz 1969 Regenerus Engelhard Erdbeschreibung der Hessischen Lande Casselischen Antheiles mit Anmerkungen aus der Geschichte und aus Urkunden erlautert Teil 2 Cassel 1778 ND 2004 S 788ff Josef Facher Alzenau Munchen 1968 Josef Facher Die Territorialentwicklung im Raum des heutigen Landkreises Alzenau bis zum Ende des alten Reiches Wurzburg 1964 Christian Grebner Die Beziehungen Steinheims zum Freigericht Wilmundsheim Alzenau im Mittelalter und in der fruhen Neuzeit In Steinheimer Jahrbuch 3 1993 S 9ff Christian Grebner Ein ungewohnliches Amt In Spessart 5 1996 Karl Groeber Bezirksamt Alzenau Georg Wilhelm Hanna Ministerialitat Macht und Mediatisierung Die Ritteradligen von Hutten ihre soziale Stellung in Kirche und Staat bis zum Ende des Alten Reiches Hanauer Geschichtsblatter 44 Hanau 2007 ISBN 3 935395 08 6 S 132f Paul Hupach Der Freigerichter Reichshofratsprozess in Wien 1775 1779 In Zwischen Vogelsberg und Spessart Heimat Jahrbuch des Kreises Gelnhausen 1962 S 72 74 Christian Leonhard Leucht Europaische Staats Canzley Bde 70 79 81 83 Helmut Puchert Der Hessische Spessart Beitrage zur Forst und Jagdgeschichte Mitteilungen der Hessischen Landesforstverwaltung 23 Schriftenreihe des Hessischen Forstkulturhistorischen Museums Bieber 3 Heinrich Reimer Hessisches Urkundenbuch Abt 2 Urkundenbuch zur Geschichte der Herren von Hanau und der ehemaligen Provinz Hanau Leipzig 1891ff 4Bde Johann Wilhelm Christian Steiner Geschichte und Topographie des Freigerichts Wilmundsheim vor dem Berge oder Freigerichts Alzenau Aschaffenburg 1820 Richard Wille Die letzten Grafen von Hanau Lichtenberg In Mitteilungen des Hanauer Bezirksvereins fur hessische Geschichte und Landeskunde 12 Hanau 1886 S 66Weblinks BearbeitenChristian Grebner Alzenau Wilmundsheim Freigericht In Historisches Lexikon Bayerns Private Webseite eines Heimatforschers mit ausfuhrlicher Chronik zur Geschichte des FreigerichtsAnmerkungen Bearbeiten Wilmundsheim ist die mittelalterliche Bezeichnung von Alzenau Die Grafen von Hanau Munzenberg wurden letztendlich reformiert ihre Erben 1642 die Grafen von Hanau Lichtenberg waren lutherisch das Erzbistum Mainz blieb romisch katholisch Dieser Erbvertrag war zwischen der hessischen Landgrafin Amalie Elisabeth von Hanau Munzenberg 1602 1651 einer geborenen Grafin von Hanau Munzenberg und der Vormundschaft des damaligen Hanauer Grafen Friedrich Casimir von Hanau Lichtenberg geschlossen worden um die militarische Unterstutzung fur dessen Regierungsantritt in der Grafschaft Hanau Munzenberg zu sichern Einzelnachweise Bearbeiten Engelhard Engelhard Engelhard Uta Lowenstein Grafschaft Hanau In Ritter Grafen und Fursten weltliche Herrschaften im hessischen Raum ca 900 1806 Handbuch der hessischen Geschichte 3 Veroffentlichungen der Historischen Kommission fur Hessen 63 Marburg 2014 ISBN 978 3 942225 17 5 S 196 230 206 Peter Gbiorczyk Zauberglaube und Hexenprozesse in der Grafschaft Hanau Munzenberg im 16 und 17 Jahrhundert Shaker Duren 2021 ISBN 978 3 8440 7902 9 S 163 Wille S 66 Duchhardt S 93 Uta Lowenstein Grafschaft Hanau In Ritter Grafen und Fursten weltliche Herrschaften im hessischen Raum ca 900 1806 Handbuch der hessischen Geschichte 3 Veroffentlichungen der Historischen Kommission fur Hessen 63 Marburg 2014 ISBN 978 3 942225 17 5 S 212 Engelhard Gerichte im Freigericht Wilmundsheim vor der Hart im 16 Jahrhundert Horstein Mombris Somborn Wilmundsheim Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Freigericht Alzenau amp oldid 237932579