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Zeze auch sese seze zenze nzenze enzenze dzenze lunzenze ist der Swahili Name fur mehrere Stabzithern Musikstabe in Ostafrika und in Teilen Zentralafrikas daruber hinaus regional fur Schalenspiesslauten und Musikbogen Die i zeze der Wagogo in Zentraltansania ist eine Variante der in West und Ostafrika vorkommenden Schalenspiesslauten vom Typ der goge die Sandawe in Zentraltansania nennen ihren einsaitigen Musikbogen ebenfalls zeze Plattstabzither zeze aus dem Kongo mit einer Melodie und einer Bordunsaite Vor 1930 Tropeninstitut Amsterdam Fur den Osten Afrikas charakteristischer und fur die musikethnologische Forschung bedeutender ist die mit dem Wortumfeld zeze bezeichnete ein oder mehrsaitige Plattstabzither mit einer Kalebasse als Resonanzkorper mit der Lieder und Tanze begleitet werden Der im 19 Jahrhundert von der ostafrikanischen Kuste ins Landesinnere verbreitete Instrumententyp ist vermutlich von in Sudostasien vorkommenden Stabzithern abgeleitet die wiederum einen indischen Kultureinfluss erkennen lassen Einer allgemein akzeptierten Ausbreitungtheorie zufolge brachten Seefahrer Musikinstrumente ab dem 1 Jahrtausend von den Malaiischen Inseln an die ostafrikanische Kuste und nach Madagaskar Die altesten Abbildungen dieses Stabzithertyps finden sich an indischen Tempelreliefs aus dem 7 Jahrhundert sie entsprechen der heute in Indien nur noch in einem kleinen Gebiet vorkommenden tuila Inhaltsverzeichnis 1 Bauform 2 Verbreitung 3 Herkunft 4 Spielweise 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBauform BearbeitenEine Stabzither besteht im Unterschied zum biegsamen Musikbogen aus einem annahernd starren geraden Saitentrager uber den eine oder mehrere Saiten parallel verlaufen Die Ubergange von Stabzither und Musikbogen sind fliessend einen fast geraden Saitentrager besitzt beispielsweise der nur von Frauen im Norden von Malawi gespielte Mundbogen mtyangala Die einfachen Stabzithern mit meist einer Saite sind an flachen an den Enden untergeschobenen Holzchen oder Stegen erkennbar welche die Saiten auf Abstand halten und die bei Musikbogen fehlen Stabzithern konnen ohne konstruktive Erweiterung auch mit mehreren Saiten bespannt sein bei mehrsaitigen Musikbogen Pluriarc wird dagegen ublicherweise fur jede Saite ein eigener Bogenstab benotigt Wahrend bei Rohrenzithern wie der valiha auf Madagaskar der rohrenformige Saitentrager selbst als Resonanzkorper fungiert benotigen Stabzithern einen unterhalb der Saite am Stab befestigten Resonator Haufig wird hierfur eine Kalebasse verwendet Vollrohrenzithern kommen auf dem afrikanischen Festland nicht vor und Halbrohrenzithern wie die obsolete tshidzholo ohne separaten Resonator oder die segankuru mit einem Blechkanister anstelle der Kalebasse blieben auf das sudliche Afrika beschrankt Sie stehen am Ubergang zur Gruppe der ostafrikanischen Schalenzithern die vielfaltiger als diejenige der Plattstabzithern ist Nach der Form des Saitentragers werden fur Afrika Rundstabzithern von Plattstabzithern unterschieden und nach der Saitenzahl mono von poly heterochorden Musikstaben Die ostafrikanischen Plattstabzithern bestehen aus einem flachen hochkant gestellten Stab uber dessen Schmalseite eine Melodiesaite fuhrt und an dessen gegenuber liegenden Schmalseite der Resonanzkorper befestigt ist Die Plattstabzithern bilden aufgrund ihrer ahnlichen Formgebung und ornamentalen Gestaltung des Saitentragers im gesamten Verbreitungsgebiet eine einheitliche Gruppe Ublich ist ein langer gerader oder leicht geschwungener mittlerer Bereich der sich an einem Ende gabelt und am anderen Ende von rautenformigen Mustern und quer gestellten Zapfen strukturiert wird Meist bilden drei runde oder vierkantige zapfenartige Fortsatze an einem Ende die Auflage um mit den Fingern die knapp daruber hinweg verlaufende Saite zu verkurzen Manchmal erweitern als Bunde dienende aufgesteckte Zapfen den Stab in der Breite Der Saitentrager ist weitgehend oder ganzlich symmetrisch gestaltet Die im Ethnologischen Museum in Berlin katalogisierten zeze genannten Plattstabzithern sind durchschnittlich 55 bis 65 Zentimeter lang und im geraden Bereich 2 bis 3 Zentimeter hoch 1 Die Saite wird an beiden Enden an herausstehenden Ecken festgebunden Sie besteht aus glattem oder gedrehtem Pflanzenmaterial das etwa aus der Blattrippe einer bestimmten Palmenart Swahili mwali Plural miwali herausgeschnitten wurde Der Musiker halt das Instrument quer vor seinem Oberkorper und verkurzt die Saite mit den Fingern der linken Hand mit der er von unten um den Stab greift Einsaitige Plattstabzithern produzieren vier Tone einen auf der leer gezupften Melodiesaite und jeweils einen durch Verkurzen dieser Saite auf den drei Bunden Bei manchen Stabzithern sind zusatzlich eine oder mehrere Saiten uber die Mitte der dem Spieler zugewandten inneren Breitseite gespannt die als Bordunsaiten unverkurzt gezupft werden Haufig ist nur die Innenseite des Stabs durch eingekerbte geometrische Muster verziert Ob der Saitentrager rein aus gestalterischen Grunden spiegelsymmetrisch ist oder ob worauf Gebrauchsspuren an manchen Instrumenten hindeuten auch die umgedrehte Unterkante fruher als die Seite der aufgespannten Melodiesaite dienen konnte lasst sich nicht eindeutig feststellen nbsp Mitte links Madagassische Kastenhalslaute kabosy deren Vorlaufer vermutlich wie bei der sudafrikanischen ramkie aus Indonesien kamen Mitte rechts Plattstabzither jejy mit drei Saiten auf dem Griffbrett und funf Saiten seitlich Ny Malagasy Orkestra beim Weltmusikfestival Horizonte in Koblenz 2013 Der aus einer aufgeschnittenen Kalebasse bestehende Resonanzkorper wird auf eine fur den Instrumententyp charakteristische Weise befestigt Falls passend wird das bei einer birnenformigen Kalebasse abgeschnittene Halsende der entsprechende Abschnitt einer anderen Kalebasse auf den breiten Boden aufgesetzt und bildet so eine Art Kragen die als Ubergang zum Saitentrager dient Dieser wird in einen U formigen Schlitz am Halsende eingesetzt Eine um den Saitentrager herumgelegte Schnur wird durch ein Loch im Scheitel der Kalebasse gezogen und innen an einem Querholzchen fixiert Die Kalebasse befindet sich an der der linken Hand gegenuberliegenden glatten Halfte des Saitentragers 2 Neben den ostafrikanischen Instrumenten mit einer Melodiesaite kommen auf Madagaskar auch Plattstabzithern Swahili jejy auch jejo von zeze oder Malagasy lokanga voatavo mit vier bis elf Saiten vor 3 Wie in Ostafrika werden auch auf Madagaskar bei manchen Instrumenten Saiten mit Holzwirbeln gespannt Bei einer 1982 im Suden von Malawi beschriebenen zeze ist der obere Kurbisteil nicht lose aufgesetzt sondern angeleimt und wie weiter nordlich mit einer Schnur am Saitentrager festgebunden Diese malawische zeze hat vier Saiten die aus gedrehter Palmblattfaser bestehen Nur die vierte Saite verlauft uber die Schmalseite und kann an drei rechteckigen Zapfen abgegriffen werden Die drei ubrigen Saiten sind uber die Breitseite des Stabs gespannt und werden durch kleine bewegliche Stege auf Abstand gehalten die an dem zu einer kreisrunden Scheibe ausgestalteten linken Ende untergeschoben werden Durch Verschieben der Stege lassen sich die Saiten stimmen Ein besonderes Merkmal der Plattstabzithern ist eine an dem vom Spieler aus gesehen rechten Ende an der Oberkante des Saitentragers angebundene Feder Ihr Kiel ist U formig gebogen und exakt so positioniert dass der Kiel mit einem Abstand von etwa einem Millimeter um die vierte Saite fuhrt ohne diese zu beruhren Wenn die Saite angeschlagen wird schwingt sie gegen die Feder und produziert einen schnarrenden Ton Der Effekt entspricht dem von Mirlitonen die an Xylophonen uber die kleinen seitlichen Offnungen der Resonatoren geklebt sind oder den an Lamellophonen angebrachten Kronkorken 4 Verbreitung BearbeitenIm 19 Jahrhundert war die Plattstabzither an der ostafrikanischen Kuste bekannt und verbreitete sich von mehreren Kustenstationen zwischen Bagamoyo Tansania im Norden und Quelimane Mosambik im Suden in das Landesinnere Den Namen zeze kannten zunachst in Tansania die Luguru Region Morogoro die Makonde Wayao im Suden Tansanias und andere Sprachgruppen Fur die Ausbreitung sorgten arabische Handler und ihre Swahili sprechenden Trager wapangajii und Soldaten die im Zuge des Ostafrikanischen Sklaven und Elfenbeinhandels auf Handelsrouten bis in den Kongo vordrangen Auf einer der Hauptrouten von Bagamoyo uber Tabora und Ujiji bis nach Kisangani gelangte die Plattstabzither gegen Ende des 19 Jahrhunderts in den Osten des Kongo Ein sudlicher Ausbreitungsweg fuhrte am Sambesi entlang flussaufwarts und im Suden von Tansania durch das Gebiet der Wayao bis nach Malawi Reiseberichten zufolge kam die zeze uber Malawi hinaus nach Westen bis Sambia und zu den Baluba in der Provinz Katanga 5 Zeze Plattstabzithern sind oder waren in den Landern Kenia Tansania Uganda Kongo Ruanda Burundi Malawi Sambia und Mosambik verbreitet 6 Neben den Formubereinstimmungen belegen die verwandten Namen eine gemeinsame Herkunft Fur den Kongo sind dies unter anderem nzenze bei den Bashi in der Provinz Sud Kivu enzenze bei den Bira in der Provinz Ituri luzenzu bei den Baluba nzeze bei den Bali im Nordosten dizeze in der Zela Sprache Luban Sprachgruppe dzendze bei den Budu um Wamba Provinz Haut Uele djendje und djedji bei den Mongo im Nordwesten nsense bei den Kumu Komo Sprache im Osten nzensi bei den Hunde in der Region Kivu isese bei den Kele in der Provinz Tshopo und idjendje oder zenze in der Kusu Sprache Provinz Maniema 7 Andere Namen fur Plattstabzithern in der Region sind njenje um den Tumbasee an der Westgrenze des Kongo 8 mongole bei den Saka in der Provinz Kasai Oriental 9 kinanda mit sieben Saiten bei den Moliro in der Provinz Katanga 10 dyedye bei den Holoholo am kongolesischen Ufer des Tanganjikasees 11 bongele bonguele und bongwele bei den Ngando Ngandu und Mongo im Norden des Kongo ferner akende ifata ikole keke und oda 12 Ferdinand J de Hen listet in seiner Dissertation von 1958 13 allein fur den Kongo von 40 Ethnien Plattstabzithern die sich in westeuropaischen Museen befinden davon mindestens 30 die mit dem Wortumfeld zeze benannt werden 6 Enzenze und enzenzya sind in Uganda verwendete Namen fur ein Instrument mit zwei bis drei Saiten bei den Bakonjo 14 Eine Saite fuhrt bei der enzenze uber drei Bunde die beiden anderen verlaufen an den Seiten vorbei und werden jeweils durch einen untergeschobenen Zweig am einen Ende und einen Stachel eines Stachelschweins am anderen Ende auf Abstand vom Saitentrager gehalten 15 In Malawi heisst die sehr selten gewordene Plattstabzither auf Chiyao sese und auf Chichewa zeze Ein nur von Mannern gespielter mundverstarkter Reibebogen im unteren Shire Gebiet wird nyakazeze genannt 16 Alan P Merriam 1977 erwahnt die zweisaitige lusese die fruher im Osten des Kongo weit verbreitet war und an die sich die Dorfbewohner lediglich als ein Musikinstrument der alten Manner erinnern 17 Auf den Komoren ist unter dem Namen ndzenze eine schlichte Form einer Kastenzither mit wenigen Saiten bekannt die aus einem aus glatten Brettern zusammengefugten langrechteckigen Korpus mit einem runden Schallloch in der Mitte der Oberseite besteht und einen Ersatz fur die madagassische valiha aus Bambus oder die aufwendigere Kastenzither marovany darstellt 18 Herkunft Bearbeiten nbsp Vermutlich von der indonesischen Insel Sumba stammende einsaitige Plattstabzither mit Kokosnussresonator Tropeninstitut Amsterdam vor 1939 Walter Kaudern 1927 setzt diesen Typ Typ D als Urform der Sulawesi Plattstabzithern Wahrend die jungere Ausbreitungsgeschichte der Plattstabzithern relativ genau nachgezeichnet werden kann bot die ursprungliche Herkunft dieses Instrumententyps ein weites Feld fur Spekulationen Bis in die Mitte des 20 Jahrhunderts herrschte die Annahme vor die Plattstabzither sei uber Madagaskar aus Sudostasien eingefuhrt worden 19 Seitdem wird fur wahrscheinlicher gehalten dass es im 1 Jahrtausend n Chr direkte transozeanische Kontakte zwischen Sudostasien und der ostafrikanischen Kuste gab und die Plattstabzither erst von hier als afrikanisches Musikinstrument nach Madagaskar gelangte 20 und dort weiterentwickelt wurde Norma McLeod 1977 vermutet dass von Borneo gekommene Seefahrer sich einige Zeit an der afrikanischen Ostkuste aufhielten bevor sie sich nach Madagaskar begaben Auch wenn eine direkte Uberfahrt auf der rund 6000 Kilometer langen Strecke durch den Indischen Ozean von Sudostasien nach Madagaskar aufgrund des Sudaquatorialstroms im Nordwinter als moglich erscheint so gilt dennoch eine nordliche Schifffahrtsroute die dem Nordaquatorialstrom und dem Somalistrom folgte und Zwischenaufenthalte in Sri Lanka Indien und Ostafrika beinhaltete als wahrscheinlicher Auf dieser Route konnten die Seefahrer ab dem 5 bis 7 Jahrhundert sudwarts entlang der ostafrikanischen Kuste Madagaskar erreicht haben 21 nachdem sie zuvor an der ostafrikanischen Kuste eine Art afrikanisch indonesische Kultur entwickelt hatten 22 Hierfur sprechen auch einige bantusprachige Bezeichnungen von Grundnahrungsmitteln Hirse Bohnen in Madagaskar 23 Einen weiteren Hinweis auf die doppelte Herkunft der madagassischen Stabzithern gibt der aus dem Swahiliwort jejy von zeze und dem Malagasywort voatavo Kalebasse zusammengesetzte Name jejy voatavo oder dzedzivoatavo fur eine Stabzither im Westen der Insel 24 nbsp Plattstabzither sulepe der indonesischen Insel Halmahera mit symmetrischem Saitentrager Von Walter Kaudern 1927 als Typ N bezeichnet Typologisch relativ weit von oben abgebildeter Sumba Stabzither und den afrikanischen zeze entfernt Auffallige organologische Ubereinstimmungen mit Instrumententypen der Malaiischen Inseln wurden neben den Stabzithern bei bestimmten Xylophonen Spiesslauten und Sanduhrtrommeln festgestellt Ein marimba genanntes Xylophon der tansanischen Zaramo besitzt anstelle der beim westafrikanischen balafon ublichen Kalebassen unter jeder einzelnen Klangplatte einen rechteckigen Holzkasten als Resonanzkorper auf dem alle Platten aufliegen Dies entspricht dem alten javanischen Xylophon gambang kayu vgl gangsa und dem heutigen javanischen Metallophon saron mit Bronzeklangplatten Fur die seit Ende des 19 Jahrhunderts bekannte Rohrenspiessgeige endingidi in Uganda wird hingegen eine Abstammung von chinesischen Vorbildern wie der erhu angenommen Swahili Handler durften sie ebenfalls von der Kuste mitgebracht haben Die grossen Sanduhrtrommeln ngoma und fimkhang u der Pangwa in der sudtansanischen Njombe Region am Malawisee die vom stehenden Spieler zwischen den Knien gehalten werden ahneln in ihrer Form der in der Musik Neuguineas gespielten kundu 25 Fur die genannten ostafrikanischen Musikinstrumente gibt es im Einzelfall gut begrundbare Herkunftstheorien Daruber hinaus propagierten Vertreter der Kulturkreislehre am Beginn des 20 Jahrhunderts durch weit zuruckliegende Wanderungsbewegungen von Volkern uber die Kontinente hinweg entstandene Kulturverwandtschaften indem sie einzelne Kulturelemente miteinander verglichen Der Begrunder dieser heute veralteten Theorie Leo Frobenius 26 verband 1898 mit den seefahrenden Malaiien die im 1 Jahrtausend die ostafrikanische Kuste ansteuerten unter anderem die Einfuhrung der madagassischen Bambusrohrenzither valiha einer in Tansania vorkommenden Trogzither mit Kalebassenresonator und einem Pluriarc im Kongo Ferner sollten die westafrikanische Harfenlaute kora Holmxylophone und Schlitztrommeln im Allgemeinen auf sudostasiatische Parallelen zuruckgehen Die Untersuchung funktioneller Erfordernisse auf die Frobenius verzichtete hatte zeigen konnen dass es sich in den meisten Fallen bei denen eine gewisse Formahnlichkeit besteht bestenfalls um parallele Kulturleistungen handelt 27 Dagegen konnte die von Curt Sachs 1938 28 in einer Beschreibung der madagassischen Musikinstrumente postulierte Immigration von Malaiien nach Madagaskar spater 29 durch lexikostastische Methoden bestatigt werden Noch unter dem Einfluss diffusionistischer Theorien standen Jaap Kunst 1960 30 der fur das metallene Aufschlagidiophon kemanak in Indonesien einen Ursprung im antiken Mittelmeerraum vermutete und Arthur Morris Jones 1964 31 der von malaiischen Seefahrern ausging die um das Kap Horn nach Westafrika gesegelt sein sollten und der dieses kleine loffelartige Instrument mit der westafrikanischen Doppelglocke gankogui falschlich in Beziehung setzte 32 Damit uberstrapazierte Jones seine vorgelegte Materialbasis und verunklarte die feststellbaren Kulturverbindungen austronesischer Gruppen nicht nur zu Madagaskar sondern auch zu Ostafrika Musikethnologisch wird hierzu in erster Linie auf die Plattstabzither verwiesen Walter Kaudern 1927 leitet aus seiner zusammenfassenden Darstellung von Stabzithern auf Sulawesi und einigen Nachbarinseln eine Evolution dieser Typen her Er sieht ausgehend vom Mundbogen eine Entwicklungslinie uber den Kalebassen Musikbogen hin zu Stabzithern mit Kalebassenresonator Eine Stabzither der sudlich von Sulawesi gelegenen Insel Sumba halt er fur den Ausgangspunkt der Sulawesi Stabzithertypen Aus einem Sulawesi Typ mit fast geradem hochkant gestellten Stab haben sich Kaudern zufolge die ostafrikanischen Plattstabzithern entwickelt 33 Vor Kaudern sah Curt Sachs 1923 in der einfachen kambodschanischen Stabzither kse diev von Sachs als sadiu bezeichnet gemeint sadiev den ersten auf den Musikbogen folgenden Entwicklungsschritt Die heute seltene kse diev ist das wohl alteste erhaltene kambodschanische Saiteninstrument 34 sie besteht aus einem dunnen geraden Stab der an einem Ende hochgebogen ist und an dessen anderem Ende die Saite an einem holzernen Stimmwirbel gespannt wird Die Kalebassenhalbschale ist in der Nahe des Stimmwirbels festgebunden 35 Plattstabzithern kommen heute nur in Sudostasien auf Sulawesi und weiter ostlich gelegenen indonesischen Inseln und in Ostafrika vor wahrend in Indien einfache Rundstabzithern in der Volksmusik verwendet werden und mit dem villadi vadyam auch ein fur Indien sehr seltener Musikbogen 36 Zu den Rundstabzithern gehort die aus Zentral und Sudindien bekannte kinnari 37 bei der unter einem Saitentrager aus Bambus zwei fruher auch drei ganze Kalebassen angebracht sind Wie bei der zeze erfolgt die Verbindung der Resonatoren uber einen aufgesetzten Kalebassenkragen und wie dort wird die Saite an mehreren aus dem Saitentrager ragenden Zapfen mit den Fingern verkurzt Weil das Bambusrohr sehr dunn ist und kaum resonanzverstarkend wirkt wird die kinnari zu den Stabzithern und nicht zu den Rohrenzithern gezahlt Weitere in der indischen Volksmusik vorkommende mehrsaitige Stabzithern bilden den Ubergang zur ausgereiften in der nordindischen klassischen Musik verwendeten Rudra vina 38 Weitgehend geographisch getrennt von den indonesischen Plattstabzithern die im engeren Sinn Vorbild fur die ostafrikanischen waren sind die auf dem sudostasiatischen Festland gespielten Rundstabzithern mit angehangter Kalebasse etwa in Thailand die phin nam tao die zwei bis funfsaitige phin phia in Nordthailand mit einer Kokoshalbschale als Resonator und die brŏ des vietnamesischen Bergvolks Jarai in der Provinz Gia Lai Diese hat zwei an Wirbeln gespannte Metallsaiten und vier selten sechs Bunde an denen die Melodiesaiten abgegriffen wird Die zweite Saite produziert einen Bordunton 39 Alle diese Stabzithern sind vermutlich durch indischen Kultureinfluss nach Sudostasien gelangt wo sich eine fruhe Abbildung an Reliefs am Bayon in Angkor findet 40 An indischen Tempelwanden sind Stabzithern ab dem 7 Jahrhundert abgebildet nachdem sie die alteren Bogenharfen vina abgelost hatten Stets wird ein stehender mannlicher Musiker gezeigt der die Stabzither annahernd senkrecht vor dem Oberkorper halt Diese Spielweise unterscheidet sich von jener der heutigen Rudra vina die schrag uber die linke Schulter gelehnt wird Die Form und Spielhaltung der altindischen Stabzither hat sich in Indien lediglich bei der tuila erhalten die nur noch selten im Bundesstaat Odisha anzutreffen ist 41 Roger Blench 2014 verkurzt die hypothetische Wanderungsbewegung der Plattstabzither auf Listenformat Die in altindischer Zeit entstandene Stabzither wird erstmals im 7 Jahrhundert an indischen Tempeln abgebildet gelangt mit der Indisierung im 1 Jahrtausend auf das sudostasiatische Festland und zur gleichen Zeit oder wenig spater auf die Malaiischen Inseln wo sie auf Sulawesi uberlebt und von den weiter westlich gelegenen Inseln verschwindet Mit malaiischen Auswanderern erreicht die Stabzither in der zweiten Halfte des 1 Jahrtausends zunachst Ostafrika und im Zuge des Swahili Kustenhandels ab dem 8 Jahrhundert Madagaskar Europaische Sklavenhandler verteilen ab dem 16 17 Jahrhundert die Stabzither auf den kleineren Inseln des Indischen Ozeans Schliesslich verbreiten Sklaven und Handelskarawanen ab dem 18 Jahrhundert den Instrumententyp im inneren Ostafrika 42 Spielweise BearbeitenNeben der Bauform ist die Spielweise ein charakteristisches Merkmal dieser Stabzithern Die altindische Stabzither ist im musiktheoretischen Werk Sangitaratnakara des Sarngadeva aus dem 13 Jahrhundert als alapini vina erwahnt Wie sie mutmasslich gespielt wurde lasst sich vom heutigen Volksmusikinstrument tuila ruckschliessen Erkennbar ist damit eine grundsatzlich ubereinstimmende Spielweise der Stabzithern in der zweiten Halfte des 1 Jahrtausends in Indien einer heutigen Stabzither in Indien mehrerer sudostasiatischer Platt und Rundstabzithern und der gegenwartigen ostafrikanischen Plattstabzithern Der Musiker halt die zeze schrag vor dem entblossten Oberkorper und druckt die Offnung des Resonanzkorpers gegen die Brust oder die rechte Schulter Mit Daumen und Zeigefinger beider Hande umgreift er von unten den Saitentrager Mit den Fingern der linken Hand verkurzt er die uber die Oberkante fuhrende Melodiesaite zugleich schlagt er mit dem linken Daumen abwechselnd die seitlich uber den Stab verlaufenden Saiten Die Melodiesaite schlagt er mit dem hin und her bewegten Mittelfinger der rechten Hand 43 Die Saiten anzuschlagen ist fur Ostafrika ublich nur in Madagaskar werden sie angeschlagen oder gezupft 44 Wie bei der alapini vina 45 der tuila und den sudostasiatischen Stabzithern wird die Kalebasse der zeze dicht vor dem Korper bewegt oder auf den Korper aufgesetzt um die Offnung ganz oder teilweise zu verschliessen und so einzelne Obertone hervorzuheben 46 Eine entsprechende Modulation des Klangs wird bei Kalebassen Musikbogen und bei der kamerunischen Kerbstegzither mvet erzielt Die vier Tone der zeze teilen den Tonumfang einer grossen Terz ungefahr in vier Halbtonstufen Robert Gunther 1964 analysiert Tonaufzeichnungen die 1954 55 von einer belgischen Expedition im Kongo gemacht wurden Dazu gehoren mehrere Aufnahmen von Instrumentalsoli einer nzeze von Fuliiru Fulero einer Ethnie in der Provinz Sud Kivu Mit geringen Variationen wird ein melodisches Motiv pausenlos wiederholt oder die Tonstufen scheinen Gunther willkurlich ohne erkennbare Struktur aufeinander zu folgen Als Begleitinstrument einer Solostimme die teilweise nur als Summen vernehmbar ist folgen sich Stimme und Instrument nahezu unisono sie weichen nur selten voneinander ab und bilden dann heterophone Zweiklange 47 Die zeze begleitet Lieder und Tanze zur Unterhaltung Nicht nur ihre Form auch manche musikalische Traditionen verweisen auf asiatische Einflusse So stammt der regional etwa bei den Wayao in Malawi der Melodie standig hinzugefugte Bordunton der zu harmonischen Tonfolgen fuhrt aus der asiatischen Spielweise 48 Literatur BearbeitenK A Gourlay Ferdinand J de Hen Zeze In Laurence Libin Hrsg The Grove Dictionary of Musical Instruments Band 5 Oxford University Press Oxford New York 2014 S 375 Gerhard Kubik Ostafrika Musikgeschichte in Bildern Band 1 Musikethnologie Lieferung 10 Deutscher Verlag fur Musik Leipzig 1982 Ulrich Wegner Afrikanische Saiteninstrumente Veroffentlichungen des Museums fur Volkerkunde Berlin Neue Folge 41 Abteilung 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