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Tshidzholo auch tsijolo Tshivenda ist eine einsaitige mit einem kurzen Bogen gestrichene Halbrohrenzither oder Schalenzither der Venda in Sudafrika Der Ton des obsoleten Instruments wird durch den langen rinnenformigen Saitentrager verstarkt und wie bei einem Mundbogen isoliert der Spieler einzelne Obertone durch eine bestimmte Mundstellung Die tshidzholo ist eine einfachere und vermutlich altere Form der in Botswana und anderen Landern des sudlichen Afrika gespielten Schalenzither segankuru und ist des Weiteren mit der sefinjolo der Batswana der sekatari der Sotho in Lesotho und mit der Stabzither isankuni der Mpondo in der Provinz Ostkap verwandt Inhaltsverzeichnis 1 Bauform und Spielweise 2 Herkunft und Verbreitung 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseBauform und Spielweise BearbeitenNach ihrer Bauform werden die einfachen Saiteninstrumente in Musikbogen mit einem biegsamen und gebogenen Saitentrager und in Stabzithern mit einem geraden und starren Saitentrager eingeteilt Die bis heute umfangreichste Studie uber traditionelle sudafrikanische Musikinstrumente veroffentlichte Percival Kirby 1934 Er teilt die voreuropaischen Saiteninstrumente Sudafrikas nicht nach ihrer vergleichsweise einfachen Form sondern nach ihrem komplexen Klangergebnis ein und unterscheidet zunachst drei Gruppen 1 die Obertone klingen als Akkord zusammen 2 die Obertone werden isoliert um eine Melodie zu bilden und 3 die Obertone ergeben im Zusammenklang mit dem Grundton eine einfache Form der Mehrstimmigkeit 1 Zur ersten Gruppe gehoren a der fur die Nguni Ethnien typische Kalebassen Musikbogen mit ungeteilter Saite der bei den Xhosa uhadi bei den Swazi ligubu und bei den Tsonga dende heisst und b Kalebassen Musikbogen mit einer die Saite in der Mitte teilenden Stimmschlinge etwa der xitende und bei den Tsonga der dende der Venda Die zweite Gruppe bei der einzelne Obertone als Melodielinie isoliert werden beinhaltet a den Musikbogen kha s der Nama in Namibia und den gora dessen Saite angeblasen wird sowie b die Trogzithern segankuru und tshidzholo Zur dritten Gruppe gehoren laut Kirby vier Musikbogentypen a der Mundbogen gabus der Koranna aus einem leicht gebogenen Pflanzenrohr der ahnliche aber fast gerade umqangala der Nguni der mtyangala der Tumbuka in Malawi nkangala der Chewa in Malawi umquengele der Zulu und lugube der Venda sowie weitere die sich organologisch nur wenig von einer Stabzither unterscheiden b Mundbogen mit einem dickeren Mittelstuck in das auf beide Seiten dunnere Stabe gesteckt werden etwa der goukh as der Damara der isitontolo der Tsonga und Zulu der lekope der Pedi und der tshigwana der Venda c mit dem Mund verstarkte Schrapbogen wie der nxonxoro der ǃKung und der xizambi tshizambi der Venda sowie d Mundbogen mit einem geraden dicken Stab an den an einem Ende ein dunner gebogener Stab angesetzt ist darunter die altere heute verschwundene Form des umrhubhe der Xhosa und der utiyane der Swazi 2 nbsp Zwei Sanan Musiker rechts spielen eine durch den Mund verstarkte einsaitige Stabzither mit Stimmwirbel am unteren Ende Die Spielhaltung ist ahnlich wie bei der tshidzholo Burkina Faso 1970 71 Sammlung des Tropenmuseums Amsterdam Die tshidzholo wird aus einem etwa 75 Zentimeter langen und bis zu 5 Zentimeter starken Ast eines Weichholzbaumes hergestellt Nach Entfernen der Rinde wird der Ast der Lange nach halbiert bis auf ungefahr 10 Zentimeter Lange die an einem Ende erhalten bleiben Das Innere des halbierten Abschnitts wird herausgeschnitten sodass eine halbrunde lange Schale oder Rinne ubrigbleibt Gelegentlich wird eine Bambusrohre gespalten und in die entsprechende Form gebracht Ein in das zur Ganze erhaltene Stabende eingebranntes Loch dient zur Aufnahme eines holzernen Stimmwirbels von ungefahr 20 Zentimetern Lange der an beiden Seiten gleich weit herausragt Das andere Stabende wird an beiden Seiten zugespitzt Ein um die Spitze gewickelter Draht wird uber den rinnenformigen Saitentrager bis zum Ende des Stimmwirbels gespannt und dort festgeknotet Die Drahtsaite entfernt sich vom oberen Ende der Rinne in einem spitzen Winkel und hat am Wirbel gut 5 Zentimeter Abstand vom Saitentrager Mit dem kleinen Finger der linken Hand den der Musiker in eine Kerbe im Stab in der Nahe des Stimmwirbels legt bringt er die Hand wahrend des Spiels in die richtige Position Mit den ubrigen Fingern der linken Hand umgreift der Musiker den Stimmwirbel So halt er den Stab schrag nach links unten gerichtet und druckt ihn mit dem oberen Ende gegen seinen geoffneten Mund Der Streichbogen besteht aus einem 15 bis 18 Zentimeter langen gebogenen Zweig der dicht am einen Ende und etwas weiter entfernt vom anderen Ende eingekerbt ist Als Bespannung werden einige Kuhschwanzhaare an beiden Enden festgeknotet Deren geringe Lange begrenzt die Grosse des Bogens Der Musiker halt den Bogen zwischen den Fingern und dem Daumen der rechten Hand wobei er mit dem Daumen die Haare um sie zu spannen nach aussen druckt falls der Bogen fast gerade ist Bei einem stark gekrummten Bogen spannt er die Haare indem er sie nach innen gegen den Bogen druckt Von der richtigen Bogenspannung dem Druck auf die Saite und der genauen Position im oberen Bereich der Saite hangt ab welche Obertone herausgefiltert werden 3 Ein starkerer Druck auf die Seite ergibt einen hoheren Ton 4 Der ausgehohlte Saitentrager wirkt als Klangverstarker Zusatzlich lasst sich der Klang mit dem Mund beeinflussen Die mit Harz eingeriebenen Bogenhaare werden in einer kreisenden Bewegung gegen den Uhrzeigersinn uber die Saite gestrichen Mit der Seite des Daumens oder einem Fingerglied der linken Hand verkurzt der Musiker die Saite und erhalt so einen um einen Ganzton erhohten Grundton Weitere Grundtone konnen erzeugt werden gehoren aber nicht zur ublichen Spielweise Fur die Melodiebildung werden nicht die Grundtone sondern eine Reihe von Obertonen gebraucht 5 Die tshidhzolo und die verwandten einsaitigen Zithern werden solistisch und zur Gesangsbegleitung gespielt 6 Herkunft und Verbreitung BearbeitenIm sudlichen Afrika waren einsaitige Musikbogen die mit einem Kalebassenresonator verstarkt werden Mundbogen und Stabzithern fruher in einer grossen Formenvielfalt verbreitet Hinzu kamen einige seltene Pluriarc mit mehreren Saiten Vor dem Einfluss der Europaer auf die im 18 Jahrhundert die Einfuhrung der Zupflaute ramkie von der Violine abgeleitete einfache Streichinstrumente und ab dem 19 Jahrhundert der Gitarre sowie einer Kastenzither Autoharp zuruckgeht besassen die Nguni in Sudafrika ansonsten keine mehrsaitigen Instrumente Musikbogen und Stabzithern konnen durch Zupfen Anschlagen und Streichen der Saite im Fall des gora durch Anblasen der Saite oder durch Reiben des Bogens mit einem Schrapstab angeregt werden Bei den einsaitigen Zithern kann der Saitentrager rohrenformig flach wie bei der Plattstabzither zeze oder trogformig sein Zu letzterem Typus gehort neben der tshidzholo der Venda die sefinjolo der Batswana Beide Namen sind sprachverwandt und lassen sich auf Afrikaans viool fur Violine zurucken wobei das se in sefinjolo ein Prafix fur Batswana Substantive 7 und tshi in tshidhzolo ebenso ku und lu ein Diminutivprafix ist und klein bedeutet im Wort Tshivenda bedeutet tshi Sprache von 8 Ahnliche Instrumente heissen in Botswana segankuru gelegentlich setinkane bei den Sotho in Transvaal sekgobogobo oder setsegetsege und bei den Sotho in Lesotho sekatari Laut Percival Kirby 1934 wurde zu seiner Zeit die isikehlekehle bei den Swazi die ubhek indhlela bei den Zulu und die uhadi bei den Xhosa kaum noch gespielt 9 Die Etymologie von segankuru und isankuni ist unbekannt beide Worter gehoren nicht zu Bantusprachen Die sprachliche Herleitung und das Vorhandenseins eines Stimmwirbels stellen einen nur durftigen Bezug zur Violine her Andere Vorbilder lassen sich ebenso wenig konkret ausmachen Die Spielweise und die Verwendung eines mit Haaren bespannten Streichbogens deuten auf einen europaischen Einfluss hin Der schwedische Naturkundler Anders Sparrman fand bei seinem Aufenthalt 1772 bis 1776 bei den sudafrikanischen Khoikhoi eine t guthe genannte einfache Nachahmung der Violine deren drei bis vier uber ein Holzbrett gespannte Saiten mit einem Bogen gestrichen wurden 10 Seit dieser Zeit ist der Einfluss der europaischen Violine auf sudafrikanische Instrumente nachweisbar eine Beziehung zu den in Ostafrika von arabischen Handlern eingefuhrten Rohrenspiessgeigen wie der endingidi in Uganda halt David Rycroft 1966 dagegen nicht fur wahrscheinlich Saiteninstrumente konnen bereits vor den ersten europaischen Kontakten mit einem Reibestab angeregt worden sein Die Saite mit dem Daumen zu verkurzen ist die ubliche Spieltechnik bei Mundbogen eine Neuerfindung scheint lediglich die Verwendung eines kreisformig bewegten Haarbogens zu sein 11 Percival Kirby 1934 halt die Mundverstarkung bei der tshidzholo fur die altere Spieltechnik im Vergleich zur hauptsachlich in Botswana vorkommenden segankuru bei der nach dem Prinzip des Kalebassen Musikbogens eine uber das obere Ende des Saitentragers gestulpte Blechdose die Resonanzverstarkung ubernimmt wie 1928 beschrieben wurde 12 Die Pedi in Transvaal nennen oder nannten dieses Instrument mit Blechkanister sekgobogobo die Sotho sekatari und die Swazi das ihre isikehlekehle Die ubhek indhlela ubernahmen die Zulu offenbar von ihrer Umgebung und wandelten sie ab Der Saitentrager der ubhek indhlela ist nicht mehr ausgehohlt dafur wurde der Blechkanister am Stab festgenagelt Die Saite ist bei manchen Exemplaren nicht am Stabende sondern am Blech befestigt Dies entspricht der Konstruktion der isankuni der Mpondo im Pondoland 13 Bei der isankuni fehlt der Stimmwirbel und der Blechkanister befindet sich anders als bei der segankuru in Spielposition unten 14 Der Ubergang von der mundverstarkten Stabzither die schrag vom Mund weg gehalten wird hin zu einer Zither mit eigenem Resonator die senkrecht vor dem Oberkorper an eine Schulter gelehnt ist folgt der Entwicklung vom Mundbogen Jagdbogen zum Kalebassen Musikbogen nach Percival Kirby beschreibt in seiner dritten Instrumentengruppe mutmassliche Zwischenstadien auf diesem Weg Am Anfang steht demnach ein langer dunner Bogen wie der outa der Damara mit einer Stimmschlinge ungefahr mittige Saitenteilung der senkrecht gehalten und nicht mit dem Mund verstarkt wurde Der dunne Bogenstab erzeugt wenig Resonanz Instrumente der Gruppe 3 b besitzen stattdessen einen dreiteiligen Saitentrager aus einer dicken geraden Rohre in der Mitte die entsprechend dem ausgehohlten Saitentrager der tshidzholo eine gewisse Resonanzverstarkung bewirkt und die an beiden Enden um dunne gebogene Stabe verlangert wird isitontolo der Ndebele Zulu und Xitsonga setolotolo der Sotho und lekope der Pedi 15 Beim utiyane der Swazi umqunge der Pondo und umrube der Xhosa und Zulu steckt in einer dicken Rohre nur an einem Ende ein dunner gebogener Stab Gruppe 3 d Der Spieler halt die Rohre gegen seinen Mund mit dem dunnen Stab nach oben und streicht die Saite mit einem angerauten Holzstab Wie bei der tshidzholo produziert er einen zweiten Grundton indem er die Saite mit einem Finger der linken Hand verkurzt Durch die Mundstellung isoliert er einzelne Obertone 16 Offenbar wurde die in den 1930er Jahren von Percival Kirby vorgefundene und als mit dem Mund verstarkt beschriebene tshidzholo spater ebenfalls mit einem Blechresonator versehen Eine Abbildung von John Blacking 1979 aus dem Jahr 1956 zeigt den Pedi Musiker Gena Mohali der eine als einsaitige Fidel umschriebene tshidzholo mit einem gefalteten Blech am oberen Ende senkrecht an die rechte Schulter gelehnt halt und seinen Gesang mit deren Spiel begleitet 17 Literatur BearbeitenPercival R Kirby The Musical Instruments of the Native Races of South Africa 1934 2 Auflage Witwatersrand University Press Johannesburg 1965 Tsijolo In Sibyl Marcuse Musical Instruments A Comprehensive Dictionary A complete autoritative encyclopedia of instruments throughout the world Country Life Limited London 1966 S 544 David Rycroft Friction Chordophones in South Eastern Africa In The Galpin Society Journal Vol 19 April 1966 S 84 100Weblinks BearbeitenMusical bow tshidzholo Museum of Fine Arts Boston Abbildung einer tshidzholo aus dem 19 Jahrhundert Lange des Bambusrohrs 67 5 Zentimeter John Blacking Venda Music School of Music University of Washington In Track 9 d Minute 2 06 2 39 ist in einer Aufnahme von 1956 Gena Mohali aus Tshakhuma sudwestlich von Thohoyandou zu horen der tshidzholo spielt und singt Einzelnachweise Bearbeiten Percival R Kirby 1965 S 196 Percival R Kirby 1965 S 196 240 Ulrich Wegner Musikbogen und Musikstabe V Spieltechniken 1 Die Schwingungserregung In MGG Online November 2016 Musik in Geschichte und Gegenwart 1997 Laurie Levine The Drumcafe s Traditional Music of South Africa Jacana Media Johannesburg 2005 S 157 Percival Kirby 1965 S 215f Luvuyo Dontsa The Tonalities of the Isankuni In The Galpin Society Journal Bd 60 April 2007 S 161 166 hier S 165 David Rycroft 1966 S 97 Shumani Leonard Tshikota The Noun and the Dictionary in Tshivenda Masterarbeit Stellenbosch University 2001 S 89f Percival R Kirby 1965 S 215 Anders Sparrman A voyage to the Cape of Good Hope towards the Antarctic polar circle and round the world but chiefly into the country of the Hottentots and Caffres from the year 1772 to 1776 Band 1 G G J and J Robinson London 1786 S 229 David Rycroft 1966 S 97f Dorothy F Bleek The Naron A Bushmen Tribe of the Central Kalahari Cambridge University Press Cambridge 1928 S 21 Percival Kirby 1965 S 217 Tandile Mandela The Revival and Revitalization of Musical Bow Practice in South Africa Masterarbeit Universitat Kapstadt 2005 S 72 Percival Kirby 1965 Tafel 64 Percival Kirby 1965 S 228 239 John Blacking Musicians in Venda In The World of Music Bd 21 Nr 2 1979 S 18 38 hier Abb 6 auf S 28 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tshidzholo amp oldid 211720035