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Isankuni auch isigankuri ist eine einsaitige mit einem kurzen Bogen itshoba gestrichene Stabzither in Sudafrika deren Resonanzkorper aus einem oben offenen Blechkanister besteht Die isankuni ist eine einfachere Variante der in Botswana und anderen Landern des sudlichen Afrika gespielten Trogzither segankuru und verfugt im Unterschied zu jener uber keinen Stimmwirbel Mit einer besonderen Strichtechnik des Bogens lassen sich mehrere Partialtone isolieren und Melodien erzeugen Das aus der Tradition der Hirten stammende Saiteninstrument wird solistisch und zur Gesangsbegleitung eingesetzt Inhaltsverzeichnis 1 Bauform 2 Herkunft und Verbreitung 3 Spielweise 4 Literatur 5 EinzelnachweiseBauform BearbeitenBeim einfachsten Saiteninstrument dem Musikbogen halt ein biegsamer und gebogener Saitentrager die an beiden Enden festgebundene Saite unter Spannung Bei einer Stabzither oder Musikstab verlauft die vorgespannte Saite uber einen stabformigen starren Saitentrager Um die Saite der Stabzither parallel zum Saitentrager auf Abstand zu halten werden an beiden Seiten Abstandshalter als Sattel unterlegt Alternativ sorgt ein Mittelsteg bei den Kerbstegzithern mvet fur eine in der Mitte angehobene geteilte Saite Das dritte Konstruktionsprinzip kommt unter anderem bei der segankuru und bei manchen Lauteninstrumenten vor Dabei verlauft die aussen an einem weit vom Saitentrager abstehenden Stimmwirbel befestigte Saite in einem spitzen Winkel bis zum anderen Ende des Tragers Musikbogen und Stabzithern benotigen separate Resonanzkorper die am Saitentrager starr befestigt oder lose mit ihm in Kontakt gebracht werden Ublicherweise dienen hierzu Kalebassen oder andere harte Fruchtschalen Bei der isankuni ubernimmt der Blechkanister die Funktion des Resonators und zugleich des fehlenden Stimmwirbels Hierfur dient ein Funf Liter Blechkanister fur Petroleum mit ausgeschnittenem Deckel in den ein etwa ein Meter langer Holzstab gestellt wird Ist der bevorzugte Ast einer in Sudafrika seltenen Pappel nicht vorhanden kann ersatzweise jede andere Holzart verwendet werden Zwischen dem Stabende und der nachsten Ecke am Kanisterboden wird ein dunner Eisendraht als Saite gespannt Die Saitenspannung bringt den Stab in eine diagonale Position zwischen der hinteren unteren Ecke und der vorderen oberen Kante des Kanisters Der schrag aus dem Kanister herausragende Holzstab darf nur so lang und so schwer sein dass die gesamte Konstruktion nicht umfallt wenn sie auf dem Boden steht Die freie Saitenlange betragt etwa 75 Zentimeter Die Angewohnheit beim Zusammenbau den Blechkanister und den Draht mit einer Flamme zu erhitzen hat keinen erkennbaren Einfluss auf die Klangqualitat sondern dient offensichtlich allein dazu den Lack abzubrennen und dem Instrument ein archaisches Aussehen zu verleihen In die Seitenwande werden rechteckige Schalllocher eingeschnitten Der Streichbogen ist mit etwa 13 Zentimetern noch kleiner als bei der segankuru und anders konstruiert An ein leicht gebogenes dunnes Aststuck wird an einem Ende ein Bundel Rinderschwanzhaare verknotet Der Name des Bogens itshoba bezieht sich auf die buschigen Haare eines Kuhschwanzes Das Ende der Haarbundel wird nicht mit der anderen Seite des Bogens verbunden sondern um einen Holzstift gewickelt den der Musiker zwischen Mittel und Ringfinger klemmt Auf die vordere obere Kante des Blechkanisters kommt eine Schicht getrockneter Milchsaft eines Wolfsmilchgewachses Euphorbia pulvinata Shona Zulu inkamamasana oder isihlehle als Kolophonium mit dem vor dem Spiel und zwischendurch die Bogenhaare eingerieben werden konnen Herkunft und Verbreitung BearbeitenErstmals beschrieb Percival Robson Kirby Anfang der 1930er Jahre bei den Mpondo im Pondoland eine isankuni genannte Streichzither die wenig zuvor aus dem Norden eingefuhrt worden sein soll 1 Er fand eine Reihe weiterer Streichzithern im sudlichen Afrika einschliesslich der segankuru die mit Ausnahme der isankuni alle einen Stimmwirbel besassen Kirby fuhrt die isankuni auf den Mundbogen umqunge umrhubhe zuruck der nur bei den Mpondo vorkommt 2 Fur die sudafrikanische Provinz Ostkap teilt David Rycroft 1966 die einsaitigen Musikbogen in vier Gruppen ein Mundbogen deren Saite angerieben wird Musikbogen an die ein Resonator zur Klangverstarkung gehalten und deren Saite angerieben wird Musikbogen mit Resonator und Stimmschlinge deren Saite mit einem Stockchen geschlagen wird und ebensolche Musikbogen ohne Stimmschlinge Der umqunge mit einer an einem Exemplar gemessenen Stablange von 66 Zentimetern gehort zur ersten Gruppe Seine Saite wird mit einem 50 Zentimeter langen dunnen Zweig mit rauer Oberflache angerieben Der Spieler halt den Mundbogen vor dem Korper senkrecht nach unten Er nimmt das obere Ende des Bogenstabes in den Mund und halt das untere Ende mit der linken Hand wahrend er mit dem Reibestab in der rechten Hand quer uber die Saite streicht Mit dem Mittelfinger der linken Hand beruhrt er seitlich die Saite um einen zweiten Grundton hervorzubringen Die isankuni mit einer ahnlichen Spielhaltung konnte mit ihrer Streichbogenfuhrung eine Weiterentwicklung der Reibestabtechnik sein 3 Die klanglichen Variationsmoglichkeiten sind jedoch geringer als bei einem Mundbogen weil das Volumen des Resonator Kanisters wahrend des Spiels nicht verandert werden kann 4 Die Herkunft und das Alter der isankuni sind unklar Es ist moglich dass der Vergleich mit der ramkie auf eine parallele Entwicklung verweist Die einfache afrikanische Zupflaute mit Kalebassenresonator wie sie seit dem 18 Jahrhundert bekannt war wich Anfang des 20 Jahrhunderts billigen Kopien europaischer Gitarren Ein europaisches Vorbild ist bei der viersaitigen igqongwe erkennbar deren aus einem Petroleumkanister bestehender Korpus ein mittiges Schallloch und einen gitarrenahnlichen Wirbelkasten besitzt Auch bei Musikbogen wurden Blechdosen zu einem neuzeitlichen Ersatz fur altere Kalebassen Resonatoren Gleiche oder vergleichbare Streichzithern wie die isankuni mit Blechkanistern sind in Sudafrika regional mit unterschiedlichen Namen bekannt Im Distrikt Joe Gqabi wurde die Streichzither igqongwe genannt ansonsten ist dies bei den Zulu in der Provinz KwaZulu Natal der Name einer selbst gebauten Gitarre mit vier Saiten ahnlich der ramkie 5 Im Distrikt Amathole kam der onomatopoetische Name kratsi kratsi vor 6 Die sikhelekehle der Swazi besteht aus einem langen Holzstock der entlang einer Kante in einem Blechkanister steckt Die Saite fuhrt von der gegenuberliegenden Kante bis zu einem Stimmwirbel Der Musiker halt die sikhelekehle umgekehrt als die isankuni und ahnlich wie die segankuru mit dem Blechkanister nach oben uber eine Schulter gelegt Der Blechkanister besitzt seine ursprungliche Form und ist nicht wie bei der segankuru zusammengedruckt Der mit Tierhaaren bespannte Streichbogen und der Stimmwirbel lassen eine Beziehung zu den ostafrikanischen Rohrenspiessgeigen wie der ugandischen endingidi erkennen Deren Ursprung liegt in China von wo sie durch Vermittlung arabischer Handler ab Ende des 19 Jahrhunderts in Ostafrika verbreitet wurden Neben den typologischen Gemeinsamkeiten bestehen in der Spielweise grosse Unterschiede 7 Spielweise BearbeitenDer stehende Musiker fixiert mit den Fingern der linken Hand den Blechresonator von unten und druckt ihn mit der oberen Kante leicht gegen den Bauch Der linke Arm sollte dabei annahernd gestreckt sein und den Blechkanister nicht beruhren um dessen Resonanzeigenschaften nicht zu beeintrachtigen Der Saitentrager ragt senkrecht nach oben und ruht auf der linken Schulter Mit der rechten Hand halt er den Streichbogen zwischen Daumen und Zeigefinger und zwischen Mittel und Ringfinger zieht er die Haarbespannung gegen den Handballen Bei Bogen deren Haarbuschel nicht am Ende um einen Holzstift gewickelt sind wickelt der Spieler die Bogenhaare um einen Finger Vor dem Spiel werden die Haare mit inkamamasana eingerieben Durch eine Kombination aus einer bestimmten Bogenbewegung und gleichzeitig veranderten Spannung der Bogenhaare lassen sich mehrere Partialtone isolieren Ahnlich wie bei der segankuru und der sikhelekehle fuhrt der Spieler den Bogen in einer kreisformigen Bewegung uber die Saite Mit Daumen und Zeigefinger der linken Hand beruhrt er die Saite an zwei Stellen und produziert so neben der leer gestrichenen Saite zwei weitere Grundtone Mit den Grundtonen und hieraus verstarkten Partialtonen konnen Melodiefolgen gespielt werden Hervorgehoben werden bei entsprechend angespanntem Streichbogen besonders die mitklingende Oktave und die Quinte uber dem jeweiligen Grundton Die Oktave klingt lauter als der Grundton Weitere Harmonische konnen mit einer schwierig zu erlernenden Bogentechnik selektiv horbar gemacht werden Die korrekte Bogenspannung scheint fur die Tonproduktion wesentlicher als die Position des Bogens auf der Saite 8 Literatur BearbeitenLuvuyo Dontsa The Tonalities of the Isankuni In The Galpin Society Journal Bd 60 April 2007 S 161 166 David Rycroft Friction Chordophones in South Eastern Africa In The Galpin Society Journal Bd 19 April 1966 S 84 100 David Rycroft Evidence of Stylistic Continuity in Zulu In Nino Pirrotta Hrsg Essays for a Humanist An Offering to Klaus Wachsmann The Town House Press New York 1977 David Rycroft Isigankuri In Laurence Libin Hrsg The Grove Dictionary of Musical Instruments Bd 3 Oxford University Press Oxford New York 2014 S 55Einzelnachweise Bearbeiten Percival Robson Kirby The Musical Instruments of the Native Races of South Africa Oxford University Press London 1934 S 193 245 David Rycroft 1966 S 85 94f David Rycroft 1966 S 84 87f David Rycroft 1966 S 94f David Rycroft 1977 S 242 Luvuyo Dontsa 2007 S 162 David Rycroft 1977 S 245 Luvuyo Dontsa 2007 S 163 165 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Isankuni amp oldid 223493268