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Umqangala siSwati und isiZulu auch umqengele isiZulu ist ein Mundbogen der zur musikalischen Tradition der Nguni Ethnien Zulu Xhosa Swazi und Ndebele in Sudafrika gehort Je nach Ethnie spielen eher Frauen oder Manner den umqangala den sie mit dem Mund am Stabende verstarken und die Saite mit einem Finger zupfen oder mit einem dunnen Stab schlagen Von Sudafrika ausgehend verbreiteten sich Form Name und Spielweise dieses Mundbogentyps im 19 Jahrhundert bis in den Norden von Malawi wo unter anderem der mtyangala vorkommt Inhaltsverzeichnis 1 Bauform und Spielweise 2 Verbreitung 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseBauform und Spielweise Bearbeiten nbsp Zulu Musiker um 1900 Links Mundbogen umqangala dessen Saite mit einem Finger der rechten Hand am Mund gezupft und mit dem Daumen der linken Hand verkurzt wird Rechts Kalebassen Musikbogen ohne Stimmschlinge Ein Mundbogen entspricht der Form nach einem Musikbogen bei dem der Schall nicht durch einen mit dem Saitentrager in Kontakt gebrachten Resonanzkorper sondern durch den an den Saitentrager oder an die Saite gehaltenen Mund verstarkt und moduliert wird Der Saitentrager besteht allgemein aus einem elastischen Holzstab der durch die zwischen seinen Enden gespannte Saite mehr oder weniger stark gekrummt wird Der Stab des umqangala ist ein rund 60 Zentimeter langes Schilfrohr isiZulu umhlanga das fast gerade ist wodurch der Abstand der Saite in der Mitte nur wenige Zentimeter betragt Das Rohr wird geschnitten wenn es grun ist Beim Trocknen an der Luft nimmt es ohne aussere Einwirkung eine leichte Krummung an 1 Praktisch nahert sich dieser Musikbogentyp den einfachen Stabzithern bei denen die Saite auf einer oder beiden Seiten durch ein untergeschobenes Holzstuck auf Abstand vom geraden und biegesteifen Saitentrager gehalten wird Die Saite kann bei diesem weit verbreiteten Mundbogentyp aus Pflanzenfasern einer Tiersehne gedrehten Haaren Draht oder Nylon bestehen Percival Kirby 1934 zufolge verwenden die Swazi und Zulu beim umqangala einen etwas langeren und dickeren Saitentrager als andere Ethnien und bevorzugen eine Saite aus Rindersehne umsinga Die Sehne ist an einem Ende mit einer mehrfachen Wicklung um den Stab und am anderen Ende mit einem Knoten befestigt Heute wird anstelle der Sehne eine Angelleine aus Nylon verwendet 2 Der umqangala der Zulu ist manchmal mit eingravierten Mustern verziert 3 An einigen Instrumenten ist eine Rassel aus Teilen von Schneckengehausen befestigt die ein rhythmisches Gerausch produziert Der Musiker oder die Musikerin halt den Stab des umqangala an einem Ende vor den Mund und beruhrt ihn leicht mit den Lippen Mit der linken Hand wird das zur linken Seite ragende andere Ende so gehalten dass die Saite vom Korper weg nach aussen ragt Die Saite wird mit einem Finger der rechten Hand nahe am Mund gezupft oder mit einem Stab in der rechten Hand ungefahr mittig rhythmisch geschlagen Zugleich wird durch Beruhren mit dem Daumen oder einem Finger die Saite an einer Stelle am fernen Ende verkurzt Dadurch entsteht neben dem Grundton der leeren Saite ein weiterer Grundton Die Xhosa verwenden ublicherweise beim Mundbogen umqangi den um einen Ganzton hoheren Grundton Die Venda verkurzen die Saite ihres lugube an zwei Stellen woraus sich drei Grundtone ergeben 4 Ebenso spielen die Zulu drei Grundtone Die 1951 in der Gemeinde Nkandla geborene Zulu Musikerin Bavikile Ngema 5 erzeugt diese durch Verkurzen der Saite mit Daumen und Zeigefinger In weit starkerem Mass wird das Mundbogenspiel durch den Mund gestaltet Mit der Zunge kann das Volumen des Mundraumes verandert werden um einzelne Obertone hervorzuheben Auf dieselbe Weise werden die Tone bei Maultrommeln produziert Die Hohe der Grundtone ist von der Saitenspannung abhangig die so bemessen sein muss dass das Volumen des Mundraumes ausreicht um die gewunschten Obertone zu verstarken Im abwechselnden Spiel der leeren und verkurzten Saite entstehen zwei sich uberlagernde Obertonreihen woraus die Spieler eine pentatonischen Tonleiter erzeugen Moglicherweise haben die Zulu die ebenfalls die pentatonische Skala verwenden diese bei ihrem Mundbogenspiel von benachbarten Ethnien etwa den Sotho Khoikhoi und San ubernommen 6 Da die Mundbogenspielerin nicht selbst singen kann wird sie gelegentlich von einer Sangerin begleitet die parallel die Obertonmelodie des Mundbogens mit oder ohne Worter vortragt Eine Besonderheit ist der mit einem Stab gestrichene Xhosa Mundbogen umrhubhe bei dem die Musikerin einen Flusterton erganzt und so zu einer zweistimmigen Melodielinie gelangt Bei den Nguni spielen haufig Manner den Mundbogentyp umqangala bei den Sotho und Venda sind es meist Frauen und Madchen 7 Verbreitung BearbeitenFast alle Musikbogen im sudlichen Afrika werden zur Melodiebildung verwendet lediglich der Jagdbogen lipuruboro in der Region Kavango in Namibia wird als Rhythmusinstrument geschlagen 8 Musikbogen konnen nach ihrer Form der Art der Tonerzeugung oder nach dem Klangergebnis eingeteilt werden Letzteres ist erheblich komplexer als es die einfache Konstruktion erwarten lasst Percival Kirby 1934 unterteilt die Musikbogen nach ihrem Klang in solche ein bei denen 1 die Obertone als Akkord zusammenklingen 2 die Obertone zur Melodiebildung isoliert werden und 3 die Obertone im Zusammenklang mit dem Grundton eine einfache Form der Mehrstimmigkeit ergeben 9 Zur ersten Kategorie gehoren Kalebassen Musikbogen mit ungeteilter Saite etwa segwana bei den Setswana dende bei den Tsonga ligubu bei den Swazi und uhadi bei den Xhosa sowie Kalebassen Musikbogen mit einer die Saite in der Mitte teilenden Stimmschlinge etwa xitende bei den Tsonga umakhweyana umakhweyane bei den Zulu 10 tshikala oder dende bei den Venda sekgapa bei den Balobedu und tshitendole bei den Tsonga Zur zweiten Kategorie gehoren zum einen der Musikbogen khas der Nama in Namibia und der gora dessen Saite angeblasen wird und zum anderen die Trogzithern tshidzholo tsijolo bei den Venda sowie segankuru und sekgobogobo bei den Pedi In Form und Lange des Saitentragers entspricht der gora dem umqangala 11 Zur dritten an der Klangerzeugung ausgerichteten Kategorie zahlt Kirby vier Musikbogentypen Hiervon beinhaltet der erste weit verbreitete Typ zu welchem der umqangala gehort einfache Mundbogen mit einem annahernd geraden Saitentrager aus Rohr Weitere Namen von Varianten dieses Mundbogens sind mtyangala bei den Tumbuka in Malawi nkangala bei den Chewa in Malawi umquengele bei den Zulu lugube bei den Venda lekope bei den Nord und Sud Sotho lengope bei den Setswana chidangari und kadimbwa bei den Shona in Simbabwe und den Chewa in Mosambik inkinge bei den Mpondo Provinz Ostkap inkinge bei den Xhosa und gabus bei den Griqua fruher Korana Hottentotten Sie besitzen alle wie der umqangala einen nahezu geraden Saitentrager lediglich der gabus ist etwas starker gekrummt und zeigt am deutlichsten die Verwandtschaft mit einem Jagdbogen 12 Form Name und Spielweise des sudafrikanischen Mundbogens umqangala haben sich im 19 Jahrhundert bis nach Malawi gkaggala im Suden mtyangala und nkangala im Norden von Malawi und in den Sudwesten von Tansania nkangala verbreitet 13 Vom umqangala Typ mit einem geraden gleichformigen Stab unterscheiden sich Mundbogen mit Saitentragern die sich an einem Ende verjungen oder durch ein Holzstuck in der Mitte verstarkt werden und die mit einer Stimmschlinge ausgestattet sind Hierzu gehoren der thsigwana der Venda der lekope Sotho und der isitontolo der Swazi und Zulu Der dritte Typ besteht aus Mundbogen mit einem gekerbten Saitentrager der mit einem Stab gerieben wird wie der xizambi der Tsonga Nguni Frauen an der Kuste beidseits der Grenze zwischen Sudafrika und Mosambik spielen neben dem umqangala den Reibemundbogen isizenze bei dem nicht das Ende des Stabes sondern der Saite mit dem Mund verstarkt wird 14 Beim vierten Typ ist der Saitentrager aus einem biegesteifen geraden Rohr und einem in dieses an einem Ende hineingesteckten dunneren elastischen Stab zusammengesetzt ist Die Pondo nennen diesen Mundbogentyp umqunge die Xhosa und Zulu nennen ihr Instrument umrube 15 Umqangala und umqengele sind Verkleinerungsformen von umqangi und umqunge Mit diesen ahnlich klingenden Namen die aus Khoisansprachen stammen wurden im sudlichen Afrika im Lauf der Zeit vermutlich mehrere verschiedene Musikbogen bezeichnet Zur lautmalerischen Qualitat dieser Worter gehort der palatale Klick q der darauf verweist dass sie moglicherweise eigens zur Bezeichnung von mit einem Stab angeschlagenen Mundbogen eingefuhrt wurden Mit diesen Namen konnte fruher auch der heute mit einem Stab gestrichene Mundbogen umrhubhe gemeint gewesen sein wobei im ebenfalls den Khoisansprachen entlehnten Wort umrhubhe der stimmlose velare Frikativ rh u enthalten ist welcher das Reibegerausch des Streichbogens lautmalerisch nachzuahmen scheint 16 Ein fruher Beleg fur umqangala als Bezeichnung eines Mundbogens ist Henry Balfour The Natural History of the Musical Bow 1899 Balfours Hauptthese ist die heute so nicht mehr absolut gesetzte evolutionare Entwicklung von einem Jagdbogen der zwischendurch als Musikinstrument eingesetzt wird uber einen nur zum Musizieren verwendeten Mundbogen bis zu einem mit einem Resonator ausgestatteten Musikbogen Der umqangala besteht laut Balfour aus einem Stab der an den Mund gehalten und einer Sehne die mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand in einer Auf und Abwartsbewegung angeschlagen wird 17 Etwas genauer beschreibt der Tiroler Priester Franz Mayr 1908 18 den umqangala Eine Fotografie in diesem Werk zeigt mehrere Zulu Musiker die unterschiedliche Musikbogen und die Rohrflote igemfe spielen Die sudafrikanische Sozialanthropologin Eileen Jensen Krige beschreibt in The Social System of the Zulu 1936 19 kurz den Mundbogen und erwahnt ebenfalls dass die Saite mit einem Finger verkurzt und mit dem Daumen gezupft wird 20 Die Tradition dieses Musikbogentyps ist in Sudafrika zwar stark zuruckgegangen sie wird jedoch vor allem bei den Zulu in manchen Gebieten aufrechterhalten Hierzu gehoren einige Dorfer in der Provinz KwaZulu Natal besonders in der Region Maputaland an der Kuste im Nordosten dieser Provinz Dort wird er uberwiegend von Madchen und unverheirateten jungen Frauen isiZulu izintombi gespielt die mit lyrischen Liedern ihre Sehnsucht nach einem zukunftigen Brautigam ausdrucken Die an eine bestimmte Person gerichteten Preisverse izibongo stellen in einer stark auf dem Zusammenhalt der Gruppe basierenden Gesellschaft einen Ausdruck der eigenen Identitat und Individualitat dar Die izibongo sind nicht metrisch sie werden zwar mit verschiedenen Tonhohen vorgetragen gelten aber nicht eigentlich als Gesang ukuhlabelela 21 Es kommt vor dass die Madchen ihre Preisverse selbst mit dem Musikbogen umakhweyana begleiten mutmasslich in Einzelfallen begleitet ein anderes Madchen mit dem umqangala 22 Der umqangala wird von den Zulu Madchen allgemein nicht zur Gesangsbegleitung verwendet sondern als instrumentale Ubersetzung bestimmter Liedformen Neben dem Mundbogen spielen die Madchen die von Europaern im 19 Jahrhundert eingefuhrte Maultrommel isitweletwele 23 oder isitolotolo 24 Literatur BearbeitenAngela Impey Sounding place in the western Maputaland borderlands In Journal of the Musical Arts in Africa Bd 3 2006 S 55 79 Percival R Kirby The Musical Instruments of the Native Races of South Africa 1934 2 Auflage Witwatersrand University Press Johannesburg 1965 Tandile Mandela The Revival and Revitalization of Musical Bow Practice in South Africa Masterarbeit Universitat Kapstadt 2005 David K Rycroft Andrew Tracey Umqangala In Laurence Libin Hrsg The Grove Dictionary of Musical Instruments Bd 5 Oxford University Press Oxford New York 2014 S 141Weblinks BearbeitenUmqangala Youtube Video Bavikile Ngema spielt umqangala bei der Bow Music Conference University of Kwazulu Natal 2016 Einzelnachweise Bearbeiten Tandile Mandela 2005 S 27 Angela Impey 2006 S 59 Percival R Kirby 1965 S 225 Percival R Kirby 1934 S 222f Bavikile Ngema Bow Music Conference University of Kwazulu Natal David Dargie Umakhweyane A Musical Bow and ist Contribution to Zulu Music In African Music Journal of the International Library of African Music Bd 8 Nr 1 2007 S 60 81 hier S 72 80 David K Rycroft Andrew Tracey 2014 S 141 Dave Dargie Ruwenge Researching a Kavango Jew s Harp South Africa tranquanghaidanmoivn Percival R Kirby 1965 S 196 David K Rycroft Umakhweyana In Laurence Libin Hrsg The Grove Dictionary of Musical Instruments Bd 5 Oxford University Press Oxford New York 2014 S 140 Percival R Kirby The Gora and its Bantu Sucessors A Study in South African Native Music Bantu Studies Bd 5 Nr 1 1931 S 89 109 hier S 96 doi 10 1080 02561751 1931 9676255 Percival R Kirby 1934 S 220 Gerhard Kubik Malawian Music A Framework for Analysis Centre for Social Research University of Malawi Zomba 1987 S 8 Angela Impey 2006 S 60f Percival R Kirby 1965 S 220 225 235 239 Dave Dargie The Xhosa Umrhubhe Mouthbow An Extraordinary Musical Instrument In African Music Journal of the International Library of African Music Bd 9 Nr 1 2011 S 33 55 hier S 36f Henry Balfour The Natural History of the Musical Bow A Chapter in the Developmental History of Stringed Instruments of Music Clarendon Press Oxford 1899 S 13 Franz Mayr A Short Study of Zulu Music Adlard London 1908 Eileen Jensen Krige The Social System of the Zulu Longmans Green and Company London 1936 Tandile Mandela 2005 S 23 Rosemary Joseph Zulu Women s Music In African Music Journal of the International Library of African Music Bd 6 Nr 3 1983 S 53 89 hier S 61 77 Elizabeth Gunner Songs of Innocence and Experience Women as Composers and Performers of Izibongo Zulu Praise Poetry In Research in African Literatures Bd 10 Nr 2 Special Issue on African Song Herbst 1979 S 239 267 hier S 265 Angela Impey Songs of the In Between Remembering in the Land that Memory Forgot In Peddie Ian Hrsg Popular Music and Human Rights Ashgate Popular and Folk Music 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