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Kse diev auch sadev sadiev say diev khse muoy kambodschanisch eine oder einzelne Saite ist eine einsaitige gezupfte Stabzither ohne Bunde die in der kambodschanischen Musik solistisch in den phleng kar Hochzeitsensembles und in den bei Geisterbeschworungsritualen benotigten phleng arak Ensembles gespielt wird Das heute selten gewordene alteste kambodschanische Saiteninstrument geht wie die gleichartige indische tuila in Form und Spielweise auf eine fruhe Bauart der vina zuruck wie sie auf Reliefs an indischen Tempeln aus dem 1 Jahrtausend zu sehen ist Yoeun Mek 1940 ein bekannter Spieler der zweisaitigen Spiessgeige tro u und Uberlebender der Khmer Herrschaft mit einer kse diev 2001 Inhaltsverzeichnis 1 Bauform 2 Spielweise 3 Herkunft und Verbreitung 4 Diskografie 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBauform BearbeitenStabzither oder Musikstab bezeichnet einen geraden starren Saitentrager mit einer oder mehreren zwischen beiden Enden gespannten Saiten Der ahnliche Musikbogen besitzt hingegen einen gebogenen und biegsamen Saitentrager Beide Grundformen eines Saiteninstruments benotigen zur Klangverstarkung mindestens einen mit dem Saitentrager verbundenen Resonanzkorper Die kse diev besteht aus einem 80 bis 90 Zentimeter langen Holzstab der am unteren Ende einige Zentimeter aufgebogen ist und einem Resonator aus einer halben Kalebasse deren Durchmesser etwa 20 Zentimeter betragt Eine dunne Saite aus Metall Kupfer verlauft vom unteren gebogenen Ende dessen Spitze als Kopf einer Naga gestaltet ist in einem spitzen Winkel bis zu einem hinterstandigen Holzwirbel am oberen Ende Fruher wurde sie hier mit einer Baumwollschnur direkt am Saitentrager festgebunden Die Kalebasse ist in der Mitte durchbohrt und mit einer durch die Bohrung gezogenen Schnur oder einem Gummiband etwa 20 Zentimeter vom oberen Ende uber ein kurzes Zwischenstuck mit dem Stab und der Saite verbunden die hierdurch bis an den Stab niedergedruckt wird Somit ist eine direkte Schallubertragung von der Saite auf den Resonator gewahrleistet Spielweise Bearbeiten source source Kse dievDer Spieler halt die kse diev diagonal vor dem Oberkorper mit der Kalebassenoffnung gegen den linken oberen Brustbereich Mit dem Daumen der linken Hand druckt er an der Befestigungsstelle der Kalebasse von unten gegen den Saitentrager und verkurzt mit den ubrigen Fingern die Saite Den rechten Arm fast ganz ausgestreckt zupft er mit einem uber den Mittel oder Ringfinger gezogenen Rohrchen aus Plastik oder Kupfer die Saite am unteren Ende Wahrend der Spieler zupft beruhrt er mit dem Zeigefinger oder Mittelfinger der rechten Hand die Saite auf einem Drittel Viertel oder Funftel ihrer Lange um sie sofort wieder loszulassen In Kombination mit den Fingern der linken Hand die immer in der ersten Lage verbleiben gelingt es mit dieser ungewohnlichen Spielweise zwolf Noten zu spielen Eine ebensolche Technik verwenden die Munda eine Adivasigruppe im ostindischen Bundesstaat Odisha die mit ihrer tuila ein prinzipiell gleiches aber einfacher gefertigtes Instrument spielen Zur feinen Klanggestaltung Veranderung der Tonhohe und Lautstarke kann die Offnung der Kalebasse naher oder weiter an die Brust gehalten werden Diese Art der Klangbeeinflussung wird auch bei der tuila und vor allem bei Musikbogen in Afrika praktiziert ausserdem bei einigen afrikanischen Lamellophonen der Kerbstegzither mvet in Kamerun und bei der seltenen Stieltrommel sahfa im Jemen Der Ton klingt etwas dumpf und erinnert stellenweise an ein Lamellophon Die kse diev gehort zum altesten kambodschanischen Ensemble dem phleng arak phleng arakk mit dem ein Medium in Trance gerat um Geister zu beschworen und die Ursache von Krankheiten herauszufinden Wenn auf dem Land jemand krank wird sind nach dem Volksglauben die Geister erzurnt Freunde und Verwandte laden dann ein Medium ein um eine Zeremonie namens banhchaul roup in den Korper eintreten oder banhchaul arakk der Wachter tritt ein zu veranstalten 1 Andere Saiteninstrumente die zum phleng arak Ensemble gehoren sind die zwei bis dreisaitige Stachelfiedel tro khmer und die Langhalslaute chapey dang veng Erganzt werden sie vom schrill klingenden Doppelrohrblattinstrument pey prabauh nach dessen Tonhohe die Saiteninstrumente gestimmt werden der Bechertrommel skor dey und Gesang chamrieng Im altesten traditionellen Hochzeitsorchester phleng kar oder phleng khmai das auch bei der Hausbauzeremonie und anderen Familienfeiern auftritt spielen etwa dieselben Instrumente zusammen 2 Uberwiegend wird die kse diev wegen ihres leisen und eher perkussiven Tons solistisch gespielt Wahrend der Herrschaft der Roten Khmer von 1975 bis 1978 war jegliche Art von musikalischer Betatigung verboten unter den Millionen Todesopfern war auch ein Grossteil der Musiker Seither halten nur noch wenige junge Musiker die alte Tradition der kse diev aufrecht Sie haben das Instrument bei Sok Duch 1926 erlernt dem einzigen uberlebenden kse diev Meister 3 Herkunft und Verbreitung Bearbeiten nbsp Musikgruppe mit einer kse diev auf einem Flachrelief am Angkor Wat Nordgalerie 16 Jahrhundert In Indien ist die in landlichen Gebieten von Odisha noch bekannte tuila die vermutlich einzige Stabzither deren Aussehen und Spielweise auf eine alapini vina genannte Form der altindischen Stabzither vina zuruckgeht wie sie an buddhistischen und hinduistischen Kultbauten vom 5 bis zum 9 Jahrhundert haufig und spater seltener abgebildet wurde Bis zur Mitte des 1 Jahrtausends waren vinas ursprunglich ein allgemeiner Begriff fur Saiteninstrumente meist Bogenharfen Wahrend Bogenharfen in Indien verschwanden leben sie unter der Bezeichnung saung gauk als indischer Kulturimport im Myanmar weiter Zwischen dem 9 und dem 13 Jahrhundert fand der Ubergang zu den heute in Indien gebrauchlichen Stabzithern statt die durch einen wesentlich dickeren Saitentrager und einen zweiten Resonanzkasten am unteren Ende gekennzeichnet sind Die in Nordindien rudra vina genannte Stabzither besitzt anstelle der halben nun zwei grosse vollrunde Kalebassen als Resonanzkorper deren oberer uber der linken Brust nach hinten hangt Dieses ausgereifte mehrsaitige Instrument mit der geanderten Spielhaltung gelangte nicht nach Sudostasien sondern allein die altere einfache Form In Kambodscha findet sich die Stabzither Roger Blench 2006 zufolge an einigen Reliefs am Bayon der Anfang des 13 Jahrhunderts erbaut wurde 4 Die fruheste bekannte Khmer Darstellung einer Stabzither mit dem Resonanzkorper in Brusthohe ist an einem Tempel von Sambor Prei Kuk in der Provinz Kampong Thom aus dem 7 Jahrhundert erhalten Eine weitere Stabzither wird von einem Musiker schrag vor dem Korper gehalten dessen vollplastisches Relief am Phnom Chisor in der Provinz Takeo aus dem 11 Jahrhundert erscheint Die detaillierteste Darstellung einer Stabzither auf der die Saite und der Stimmwirbel zu erkennen sind gehort zu den an der Nordgalerie des Angkor Wats erbaut im 12 Jahrhundert nachtraglich im 16 Jahrhundert angebrachten Flachreliefs Form und Grosse des Resonanzkorpers lassen dem Musikethnologen Patrick Kersale zufolge ein Instrument mit einer Kokosnusshalbschale erkennen 5 nbsp Der kse diev ahnliche Stabzither vermutlich von der indonesischen Insel Sumba 6 Tropeninstitut Amsterdam vor 1939 Einsaitige Stabzithern und Musikbogen sind in Indien bis auf einige Nischen in der landlichen Volksmusik verschwunden in Thailand gibt es noch die phin nam tao mit Kalebasse in Sulawesi dunde santung und falundo auf der ostindonesischen Insel Sumba die jungga und auf Halmahera die sulepe 7 Einer weithin akzeptierten Ausbreitungstheorie zufolge gelangte der Typus der indonesischen Stabzithern mit malaiischen Seefahrern ab der zweiten Halfte des 1 Jahrtausends nach Ostafrika und Madagaskar In weiten Teilen Ostafrikas ist die Plattstabzither zeze verbreitet Besonders eng verbunden sind die thailandische und kambodschanische Musikkultur da nach der Eroberung des Khmer Reichs durch die Thai im 15 Jahrhundert viele Khmer nach Ayutthaya zogen und dort ihre Tradition weiterpflegten Die alte thailandische phin nam tao wird als identisch mit der kse diev oder als deren Abkommling betrachtet Erstere gilt wiederum als Vorfahr der phin phia einer zwei bis funfsaitigen Stabzither mit einer Kokosnusshalbschale als Resonator die zur Tradition des Lanna Reiches gehort und in der Region Chiang Mai im Norden Thailands gespielt wird 8 Diskografie BearbeitenCambodia Folk and Ceremonial Music LP produziert von Jaques Brunet Musical Atlas Unesco Collection EMI Odeon 1973 The Music of Cambodia Vol 3 Solo Instrumental Music CD produziert von David und Kay Parsons Celestial Harmonies 1994 track 5 Khan Heuan Phat Cheay solo kse diev Literatur BearbeitenJeffrey M Dyer A View from Cambodia Reorienting the Monochord Zither In Asian Music Journal of the Society for Asian Music Bd 47 Nr 1 Dezember 2016 S 3 28 Terry E Miller Say diev In Grove Music Online 28 Mai 2015Weblinks Bearbeitenmatthewwakem photoshelter com Foto eines Musikers mit einer kse diev Gift Siromoney Musical Instruments from Pallava Sculpture In Kalakshetra Quarterly Vol 2 No 4 1979 S 11 20 Reliefdarstellungen von Stabzithern an Pallava Tempeln Khmer Traditional Music Kse Diev Youtube Video Sok Duch Master of the Kse Diev Youtube VideoEinzelnachweise Bearbeiten Sam Ang Sam Panya Roongruang Phong T Nguyễn The Khmer People In Terry E Miller Hrsg The Garland handbook of Southeast Asian music Band 4 Routledge New York 1998 S 194 Sam Ang Sam Cambodia In Stanley Sadie Hrsg The New Grove Dictionary of Music and Musicians Volume 4 Macmillan Publishers London 2001 S 861f Meet the Teachers Memento vom 4 Juli 2013 im Internet Archive Cambodian Living Arts Roger Blench Musical instruments of South Asian origin depicted on the reliefs at Angkor Cambodia EURASEAA Bougon 26 September 2006 S 5 Patrick Kersale Monochord Zither Sounds of Angkor abgerufen am 13 Juli 2019 Typ D gemass der Klassifizierung von Walter Kaudern Ethnographical studies in Celebes Results of the author s expedition to Celebes 1917 1920 III Musical Instruments in Celebes Elanders Boktryckeri Aktiebolag Goteborg 1927 S 295 und Abb 129 Ferdinand J de Hen A Case of Gesunkenes Kulturgut The Toila In The Galpin Society Journal Band 29 Mai 1976 S 84 90 hier S 88 Andrew McGraw The Pia s Subtle Sustain Contemporary Ethnic Identity and the Revitalization of the Lanna Heart Harp In Asian Music Bd 38 Nr 2 Sommer Herbst 2007 S 115 142 hier S 119 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kse diev amp oldid 229075263