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William Borm 7 Juli 1895 in Hamburg 2 September 1987 in Bonn war ein deutscher Politiker FDP LD Der Unternehmer war von 1965 bis 1972 Mitglied des Deutschen Bundestages von 1960 bis 1982 Mitglied des FDP Bundesvorstands Seit Ende der 1950er Jahre war er Agent des DDR Ministeriums fur Staatssicherheit MfS wie erst Jahre nach seinem Tod bekannt wurde 1 2 Borm vertrat sozialliberale Positionen verliess 1982 die FDP nach der Wende und beteiligte sich an der Grundung der Partei Liberale Demokraten William Borm rechts auf dem FDP Bundesparteitag 1975 in Mainz Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft und Berufsleben 1 2 Politische Laufbahn 1 3 Agententatigkeit fur das MfS 1 4 Tod und Grabstatte 1 5 Privates 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHerkunft und Berufsleben Bearbeiten William Borm wurde als Sohn eines Mobelkaufmanns geboren wuchs bei seinem Onkel in Bautzen auf 1914 absolvierte er das Abitur Im Ersten Weltkrieg war er von 1915 bis 1918 Freiwilliger in einem Husarenregiment Er studierte Volkswirtschaft an der Berliner Universitat 1929 grundete er eine Firma fur Elektroakustik Im Zweiten Weltkrieg wurde er 1940 zum Wehrwirtschaftsfuhrer ernannt Nach 1945 wurde er Vorsitzender des Industrie Ausschusses im Berliner US Sektor Politische Laufbahn Bearbeiten Von 1924 bis 1933 war Borm Mitglied der Deutschen Volkspartei DVP 1945 schloss er sich der LDP an und wurde Vorsitzender des Industrieausschusses Von 1948 bis 1950 war er stellvertretender LDP Landesvorsitzender 1950 wurde er von der DDR Volkspolizei am Grenzubergang Eisenach Wartha auf der Transitautobahn verhaftet und zwei Jahre spater vom Landgericht Greifswald wegen Kriegs und Boykotthetze zu zehn Jahren Strafhaft verurteilt Er sass in den Strafanstalten Butzow Dreibergen Luckau und Cottbus Dort verpflichtete er sich Ende der 1950er Jahre gegenuber der Hauptverwaltung Aufklarung zur Zusammenarbeit und wurde am 28 August 1959 vorzeitig aus der Haft entlassen Zwischen 1960 und 1969 war er Landesvorsitzender 1972 bis 1982 Ehrenvorsitzender der Berliner FDP 1960 bis 1982 Mitglied des FDP Bundesvorstands 1963 bis 1967 Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses und 1965 bis 1972 Bundestagsabgeordneter Am 20 Oktober 1969 eroffnete er als Altersprasident die erste Sitzung des 6 Deutschen Bundestages 3 1967 war er Mitbegrunder des Republikanischen Clubs Nach dem Bruch der sozialliberalen Koalition 1982 verliess er die FDP und beteiligte sich an der Grundung der Liberalen Demokraten LD wenig spater schied er aus der aktiven Politik aus Borm wurde 1970 mit dem Grossen Bundesverdienstkreuz und 1975 mit dem Grossen Verdienstkreuz mit Stern 1975 mit der Ernst Reuter Plakette des Landes Berlin in Silber und 1982 mit der Carl von Ossietzky Medaille ausgezeichnet 1980 wurde er Stadtaltester von Berlin Im September 1985 erhielt er die Ehrendoktorwurde der Karl Marx Universitat Leipzig 4 Agententatigkeit fur das MfS Bearbeiten Wahrend der gesamten Zeit hielt Borm unter dem Decknamen IM Olaf engen Kontakt zum MfS 4 traf sich regelmassig mit dem Chef der Auslandsaufklarung Markus Wolf und Fuhrungsoffizieren in der DDR 5 Nach Angaben von MfS Oberstleutnant Gunter Bohnsack schrieb der DDR Geheimdienst in den 1960er Jahren viele seiner Bundestagsreden und Artikel Die Ansprache als Altersprasident des Deutschen Bundestages am 20 Oktober 1969 sei von Wolf bearbeitet worden Nachdem Borm bereits 1969 die Stasi Spionin Johanna Olbrich alias Sonja Luneburg 6 als Sekretarin zur Seite gestellt worden war brachte die Stasi Auslandsspionage Hauptverwaltung Aufklarung HV A 1978 auch den Politologen Jurgen Bernd Runge als personlichen Sekretar in Borms Bonner Buro unter 7 Die Beteiligten wussten nichts von der inoffiziellen Zusammenarbeit der jeweils anderen mit der Stasi Politisch setzte sich Borm fur eine Verstandigung mit der DDR ein legte 1963 einen umstrittenen Deutschlandplan vor 1966 schlug er vor mit der DDR uber die Wiederzulassung der KPD zu verhandeln im Austausch fur mehr Reisefreiheit der West Berliner 1979 verlangte er die Anerkennung der DDR Staatsburgerschaft 1981 engagierte er sich offentlich fur die Friedensbewegung gegen den NATO Doppelbeschluss sprach am 10 Oktober vor 250 000 Menschen im Bonner Hofgarten Im gleichen Jahr stellte er sich gegen Aussenminister Hans Dietrich Genscher warf ihm ein finales Hinwirken auf die Wiedervereinigung Deutschlands vor das der Entspannungspolitik in Europa entgegengesetzt sei Obgleich er offentlich fur den politischen Liberalismus eintrat erklarte Borm in einem geheimen Gesprach mit dem Leiter der Westabteilung beim ZK der SED Herbert Haber 1979 die Idee des Sozialismus sei richtig Zwar sei die Ausformung in der DDR noch nicht ausreichend attraktiv doch solle das nicht als Kritik verstanden werden Tod und Grabstatte Bearbeiten nbsp Grab von William Borm auf dem Friedhof Zehlendorf in BerlinWilliam Borm starb 1987 im Alter von 92 Jahren in Bonn Beigesetzt wurde er auf dem Friedhof Zehlendorf in Berlin Feld 20 183 8 Da Borm den Titel Stadtaltester getragen hatte stand ihm die unmittelbare Widmung seiner letzten Ruhestatte als Ehrengrab des Landes Berlin zu die noch im Todesjahr erfolgte Diese Widmung war nach seinerzeitiger Rechtslage bei Stadtaltesten auf vierzig Jahre befristet hatte anschliessend aber auf Beschluss des Berliner Senats hin verlangert werden konnen Auch die Anfang der 1990er Jahre erstmals gegen Borm erhobenen Vorwurfe der Agententatigkeit fur die DDR anderten am Ehrenstatus des Grabes uber anderthalb Jahrzehnte lang nichts 9 In Gestalt einer mit Ehrengrab fur Stasi Spitzel betitelten Kleinen Anfrage an den Senat vom 7 August 2009 stellte Michael Braun Mitglied der CDU Fraktion des Berliner Abgeordnetenhauses die fortgesetzte Wurdigung Borms zur Diskussion 10 Daraufhin gab der Senat ein Gutachten der Birthler Behorde in Auftrag um die Vorwurfe gegen Borm prufen zu lassen Das Gutachten kam zu dem Ergebnis dass eine Tatigkeit Borms fur das MfS nicht eindeutig nachweisbar sei vor allem auch weil wesentliche diesbezugliche Aktenbestande noch im Jahr 1990 mit Genehmigung der DDR Regierung vernichtet worden waren Dennoch beschloss der Senat in seiner Sitzung vom 8 September 2009 auf Grund der hohen Wahrscheinlichkeit dass die gegenuber William Borm bestehenden Vorwurfe zutreffen den Zeitraum der Anerkennung von Borms letzter Ruhestatte als Ehrengrab von 40 auf 20 Jahre zu verkurzen was der ublichen Ruhefrist auf Berliner Friedhofen gleichkam Da diese Frist bereits abgelaufen war hatte der Senatsbeschluss den sofortigen Entzug des Ehrengrabstatus bei William Borm zur Folge 11 2 Privates Bearbeiten Borm war verheiratet und hat einen Sohn und eine Tochter Er war Mitglied der Berliner Freimaurerloge Am Berge der Schonheit Von seinen Freunden und dem Chef der DDR Aufklarung wurde er wegen seines Gentleman Auftretens freundlich Sir William genannt 12 Literatur BearbeitenWerner Breunig Andreas Herbst Hrsg Biografisches Handbuch der Berliner Abgeordneten 1963 1995 und Stadtverordneten 1990 1991 Schriftenreihe des Landesarchivs Berlin Band 19 Landesarchiv Berlin Berlin 2016 ISBN 978 3 9803303 5 0 S 101 f Hubertus Knabe Die unterwanderte Republik Ullstein Taschenbuch 36284 2001 ISBN 3 548 36284 2 Hubertus Knabe u a West Arbeit des MfS Das Zusammenspiel von Aufklarung und Abwehr Analysen u Dokumente Wiss Reihe d BStU Bd 18 Ch Links Verlag Berlin 1999 ISBN 3 86153 182 8 Markus Wolf Freunde sterben nicht Das Neue Berlin 2002 ISBN 3 360 00983 5 Klaus Marxen Gerhard Werle Hrsg Strafjustiz und DDR Unrecht Dokumentation Spionage Band 4 Walter de Gruyter Berlin 2004 ISBN 3 89949 080 0 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber William Borm im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Udo Leuschner William Borm wird posthum als Einflussagent enttarntEinzelnachweise Bearbeiten Senat uberpruft Ehrengrab fur William Borm In BILD 15 Juni 2009 zuletzt abgerufen am 11 November 2015 a b Anerkennungszeitraum fur Ehrengrab Borms verkurzt Pressemitteilung der Berliner Senatskanzlei vom 8 September 2009 Plenarprotokoll des Deutschen Bundestages 06 1 dip21 bundestag de PDF 285 kB a b Borm William In Martin Schumacher Hrsg M d B Die Volksvertretung 1946 1972 Baack bis Bychel KGParl Online Publikationen Kommission fur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien e V Berlin 2006 ISBN 3 7700 5224 2 S 134 135 urn nbn de 101 1 2014070812574 kgparl de PDF 568 kB abgerufen am 19 Juni 2017 Karl Heinz Baum Stasi und Bundestag Weitere Ex Abgeordnete im Blickpunkt In Frankfurter Hefte Nr 5 2007 S 41 frankfurter hefte de PDF abgerufen am 2 Mai 2010 Wolfgang Hartmann Olbrich Johanna In Wer war wer in der DDR 5 Ausgabe Band 2 Ch Links Berlin 2010 ISBN 978 3 86153 561 4 Die Spionage der Stasi im Operationsgebiet Zeitzeugen berichten von der Arbeit der HV A im Westen Zeitzeugengesprach am 25 September 2012 im Bildungszentrum des Bundesbeauftragten fur die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik BStU in Berlin abgerufen am 13 November 2015 Hans Jurgen Mende Lexikon Berliner Begrabnisstatten Pharus Plan Berlin 2018 ISBN 978 3 86514 206 1 S 671 Kleine Anfrage des Abgeordneten Michael Braun CDU vom 07 August 2009 Eingang beim Abgeordnetenhaus am 10 August 2009 und Antwort Ehrengrab fur Stasi Spitzel PDF Abgeordnetenhaus von Berlin Drucksache 16 13 637 vom 23 September 2009 abgerufen am 16 Marz 2019 Abgeordnetenhaus von Berlin Drucksache 16 13 637 vom 23 September 2009 Abgeordnetenhaus von Berlin Drucksache 16 13 637 vom 23 September 2009 Markus Wolf Spionagechef im geheimen Krieg Erinnerungen List Munchen 1997 ISBN 3 471 79158 2 S 462 Altersprasidenten des Deutschen Bundestags Paul Lobe SPD Marie Elisabeth Luders FDP Robert Pferdmenges CDU Konrad Adenauer CDU William Borm FDP Ludwig Erhard CDU Herbert Wehner SPD Willy Brandt SPD Stefan Heym Fred Gebhardt Otto Schily SPD Heinz Riesenhuber CDU Hermann Otto Solms FDP Wolfgang Schauble CDU Landesvorsitzende der FDP Berlin Carl Hubert Schwennicke 1948 1956 Rudolf Will 1956 1958 Hans Reif 1958 1959 Rudolf Will 1959 1960 William Borm 1960 1969 Hermann Oxfort 1969 1971 Wolfgang Luder 1971 1981 Jurgen Kunze 1981 Walter Rasch 1981 1989 Hermann Oxfort 1989 1990 Carola von Braun 1990 1994 Gunter Rexrodt 1994 1995 Martin Matz 1996 1998 Rolf Peter Lange 1998 2000 Gunter Rexrodt 2000 2004 Markus Loning 2004 2009 Christoph Meyer 2010 2012 Martin Lindner 2012 2014 Alexandra Thein 2014 2015 Henner Schmidt 2015 2016 Sibylle Meister 2016 2018 Christoph Meyer seit 2018 Normdaten Person GND 124395724 lobid OGND AKS VIAF 945242 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Borm WilliamKURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker DVP LDP FDP LD MdA MdB DDR AgentGEBURTSDATUM 7 Juli 1895GEBURTSORT HamburgSTERBEDATUM 2 September 1987STERBEORT Bonn Abgerufen von https de wikipedia org w index php title William Borm amp oldid 234876943