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Vitale Falier in den zeitlich naheren Quellen meist Vitalis Faletro 1 Halfte 11 Jahrhundert in Venedig Dezember 1096 ebenda auch Vital Faliero de Doni genannt regierte von Dezember 1084 bis Dezember 1096 als Doge von Venedig Nach der historiographischen Tradition wie die staatlich gesteuerte Geschichtsschreibung Venedigs genannt wird war Falier der eine Urkunde mit vitalis faletro unterschrieb der 32 Doge Wappen des Vidal Falier nach Vorstellungen des fruhen 17 JahrhundertsSeine Herrschaft war sowohl durch aussenpolitische Erfolge als auch durch schwere innenpolitische Probleme gekennzeichnet die in seinen letzten Jahren zunahmen sodass nur der Tod ihn vor dem Sturz bewahrte Zu Anfang seiner Regierungszeit festigte sich Venedigs Macht in der Adria die Expansion der suditalienischen Normannen wurde vorlaufig aufgehalten Der Doge versuchte sich im Streit zwischen dem Reformpapsttum unter Gregor VII und Kaiser Heinrich IV neutral zu verhalten Die Grabeskirche des Apostels Markus die Markusbasilika wurde durch die angebliche Wiederauffindung der Reliquien des Apostels im Jahr 1094 weiter aufgewertet Das renovierte Bauwerk wurde 1095 im Jahr nach der Weihung vom in Bedrangnis geratenen Heinrich besucht der eine Tochter des Dogen aus der Taufe hob Venedig stellte er bei dieser Gelegenheit ein weitreichendes Privileg fur den Handel mit seinem Reich aus das zusammen mit einem Handelsprivileg das die Stadt seit 1082 im Byzantinischen Reich weitgehend von Abgaben befreite als Grundlage fur die wirtschaftliche Dominanz Venedigs im ostlichen Mittelmeerraum gilt Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Familie 2 Dogenamt 2 1 Normannen bis 1085 2 2 Verhaltnis zu Byzanz Dalmatien 2 3 Besuch Heinrichs IV in Venedig Taufpate Handelsprivileg 1095 2 4 San Marco Abschluss des Wiederaufbaus Wiederauffindung des Apostels 2 5 Gegen Ende der Herrschaft Naturkatastrophen Hungersnot Unruhen 2 6 Tod Beisetzung in San Marco 3 Rezeption 3 1 Bis gegen Ende der Republik Venedig 3 2 Historisch kritische Darstellungen 4 Quellen 4 1 Geschichtsschreibung 4 2 Urkunden 5 Literatur 6 Weblinks 7 AnmerkungenHerkunft und Familie BearbeitenDie Falier Faletro waren eine der altesten Familien Venedigs Schon in der altesten Liste der adligen Hauser Venedigs die Mitte des 10 Jahrhunderts entstand zahlen sie zu den antiquiores et nobiliores Veneticos Wie zahlreiche andere Angehorige des Clans trug der Doge den Beinamen Dedoni oder Dedonis Einige Dokumente tragen Unterschriften wie Giovanni Faletro Dedonis ein Consigliere des Dogen oder auch Dominicus Faletro Dedonis Dominicus Faletro und Costantin Faletro Dieser Beiname kennzeichnete einen bestimmten Zweig ramo der Familie Die alteste Geschichtsschreibung Origo civitatum spater die Chronik des Andrea Dandolo belegt dass Ordelaffo Falier der spatere Doge Sohn des Vitale war Das einzige was zu seiner Familie als gesichert gilt ist eine Tochter die 1095 von Kaiser Heinrich IV aus der Taufe gehoben wurde deren Name jedoch nicht uberliefert ist Wahrscheinlich war er vor seiner Wahl Consiliarius er gehorte also wohl bereits zum engsten Beraterkreis des Dogen 1 Dogenamt BearbeitenFalier der laut Andrea Dandolo die treibende Kraft bei dem Aufstand gegen seinen Vorganger Domenico Silvo gewesen war wurde wahrscheinlich im Dezember 1084 zum Dogen gewahlt Er ist der erste Doge von dem eine Urkunde im Original uberliefert ist Sie stammt aus dem Jahr 1090 und wurde eigenhandig unterschrieben Der Doge zeichnete nach Einleitung mit einem Kreuz mit Ego vitalis faletro dodoni d e i gr ati a dux m anu m ea s ub s cripsi Dieser Unterschrift mit explizit eigener Hand in Form von spaten Minuskeln folgt das Schlusszeichen Das Einhalten einer Zeile fiel dem Dogen sichtlich schwer 2 Normannen bis 1085 Bearbeiten Vom Beginn seiner Regierung an war Falier wie sein Vorganger in militarische Auseinandersetzungen mit den Normannen unter der Fuhrung Robert Guiscards verwickelt der gegen Byzanz bis 1071 um die Vorherrschaft in Suditalien und ab etwa 1080 in der Adria kampfte Er plante das Kaiserreich zu erobern Zudem hatte Robert sich mit Papst Gregor VII verbundet der wiederum mit Kaiser Heinrich IV im Investiturstreit stand Venedig kampfte auf Seiten des byzantinischen Kaisers Alexios I Komnenos 1081 1118 der in ausserster Bedrangnis durch Normannen und Seldschuken Venedig im Mai 1082 ein uberaus weit reichendes Handelsprivileg eingeraumt hatte 3 Doch 1084 erlitt unter Faliers Vorganger die Flotte eine schwere Niederlage fur die man den Dogen verantwortlich machte Dessen Politik anderte der neue Doge der seinen Vorganger gesturzt haben soll jedoch in keiner Weise Die Normannen geschwacht von einer Epidemie an der im Dezember 1084 Roberts Sohn Bohemund so schwer erkrankte dass er nach Suditalien heimkehren musste setzte Robert Guiscards Leben im Juli 1085 ein Ende Noch 1085 gelang Vitale Falier bei Butrint ein entscheidender Sieg uber die Normannen Zu Lande hatte Kaiser Alexios der die erste Schlacht gegen Bohemund verloren hatte einen entscheidenden Sieg davongetragen Verhaltnis zu Byzanz Dalmatien Bearbeiten Kaiser Alexios an dessen Hof Falier nach seiner Wahl drei Gesandte geschickt hatte zeichnete den neuen Dogen fur seine Hilfe mit dem Titel eines protosebastos proto primo der erste sebastos augustus aus und wenig spater mit dem eines dux Venetiarum atque Dalmaciae wenn auch nur ein schmaler Kustenstreifen Dalmatiens der Herrschaft der Venezianer unterstand Der grosste Teil des ehemals kroatischen Territoriums war von Ungarn annektiert worden Wahrscheinlich erreichten die drei Gesandten auch die Bestatigung des Privilegs von 1082 das bald seine Wirkung auf den Handel entfaltete Der Titel des protosebastos taucht 1089 in einer Urkunde auf als der Doge dem Kloster Ss Secondo ed Erasmo Salinen schenkte eine Moglichkeit der Gewinnung von Meersalz das wiederum fur die Wirtschaft Venedigs von erheblicher Bedeutung war und staatlich monopolisiert wurde Den besagten Titel eines Dogen von Venedig und Dalmatien trug Falier wie Vittorio Lazzarini nachweisen konnte in keiner einzigen Urkunde wohingegen den vollstandigen Titel sein Nachfolger beanspruchte Besuch Heinrichs IV in Venedig Taufpate Handelsprivileg 1095 Bearbeiten Im Investiturstreit versuchte sich Vitale Falier nach dem Normannenkrieg neutral zu verhalten Die Jahre 1093 bis 1096 verbrachte Heinrich IV zur Untatigkeit gezwungen eingeschlossen in Oberitalien Im Marz 1095 erschien er jedoch unter dem Druck einer abermaligen Exkommunikation in Padua im Juni inzwischen exkommuniziert im nahe gelegenen Mestre wo er dem venezianischen Frauenkloster San Zaccaria ein Privileg ausstellte Kurz zuvor war eine Verwandte des Dogen Maria Falier dort Abtissin geworden Im Mai hielt sich der Kaiser in Treviso auf wo er Gesandte des Dogen empfing Diese luden ihn wohl nach Venedig ein wo er von religiosen Empfindungen getrieben die Markusreliquien aufsuchte die Stadt erkundete und nachdem er einigen Klostern Urkunden ausgestellt hatte die Lagune wieder verliess 4 Der Kaiser hob wahrend seines Aufenthaltes eine namentlich nicht genannte Tochter des Dogen aus der Taufe um daraufhin nach Treviso zuruckzukehren wo er die Privilegien der Stadt erneuerte die seit karolingischer Zeit von den meisten Herrschern des Romisch deutschen Reiches bestatigt worden waren In dieser Urkunde betont Heinrich die engen Beziehungen zu Vitale Falier in der Rolle des Taufpaten Heinrich war auf der dringenden Suche nach Verbundeten was moglicherweise der Grund war warum er den Venezianern sehr weitgehende Konzessionen machte Waren aus dem Reich mussten nunmehr in Venedig gelagert werden Stapelzwang bevor sie ostwarts weiterverkauft werden durften Das Privileg Heinrichs erganzte das Privileg Alexios von 1082 das den Venezianern Abgabenfreiheit und eine Rechtsprechung sowie ein Quartier in Konstantinopel versprach Beide zusammen brachten dem Handel Venedigs enorme Vorteile Es durfte kein Zufall gewesen sein dass der Doge den Ausbau und die Befestigung von Loreo nahe der Etsch gelegen im Jahr 1094 neu organisierte denn hier verlief der Haupthandelsweg uber Po und Etsch ins Reich San Marco Abschluss des Wiederaufbaus Wiederauffindung des Apostels Bearbeiten nbsp Karte der Inseln Venedigs im 11 12 JahrhundertDie von seinen Vorgangern Domenico I Contarini und Domenico Silvo betriebene Ausstattung von San Marco mit Mosaiken war inzwischen vollendet und die Kirche konnte 1094 geweiht werden Da die Reliquien des Evangelisten Markus seit dem schweren Brand von 976 versteckt worden waren jedoch niemand sich an diesen Ort erinnern konnte baten Doge Klerus und die Gemeinde mit dreitagigem Fasten und Beten sowie mit Prozessionen um das Wiedererscheinen des Stadtpatrons Auf wundersame Weise offnete sich so die Geschichtsschreibung eine Marmorsaule neben dem Altar und der bronzene Sarkophag des Heiligen kam zum Vorschein Er wurde jedoch sofort wieder an einen geheimen Ort gebracht namlich am 8 Oktober 1094 einen Ort der nur dem Dogen und den Prokuratoren von San Marco bekannt war Das Grab blieb fur die nachsten Jahrhunderte verborgen Erst 1811 entdeckte man bei Ausgrabungen in der Krypta zufallig ein Skelett sowie eine Bleitafel mit dem besagten Datum 1094 dem Jahr in dem die Basilika geweiht worden war Die legendenhaften Ereignisse um das Wiedererscheinen des Apostels trugen entscheidend zur Festigung des Markuskults in Venedig bei Munzen die zu dieser Zeit gepragt wurden trugen das Bild des Apostels und die Inschrift S Marcus Venecia im Avers erscheint der Name Kaiser Heinrichs 5 Unter dem Dogen Renier Zen 1253 1268 wurde die alljahrliche Feier der Wiederauffindung des heiligen Leichnams als Staatszeremonie eingerichtet 6 Gegen Ende der Herrschaft Naturkatastrophen Hungersnot Unruhen Bearbeiten Die letzten Jahre des Dogen boten eher Anzeichen einer Krise Die Geschichtsschreiber berichten von Erdbeben Uberschwemmungen Teuerungen und Hungersnot und infolgedessen von Aufstanden In der Stadt wuchs die Unzufriedenheit mit dem Dogen dem man die Schuld an allem Unheil zuschob ahnlich wie bereits seinem Vorganger Tod Beisetzung in San Marco Bearbeiten Als Falier an Weihnachten starb war er nur knapp seiner Entmachtung entgangen Er wurde im Atrium von San Marco begraben wahrscheinlich im Jahr 1096 Roberto Cessi datiert sein Todesjahr allerdings auf 1095 Die alteren Chronisten geben nur die Dauer seiner Herrschaft an und zwar mit einigen Abweichungen namlich elf Jahre und drei Monate nach den Annales Venetici breves elf Jahre sieben Monate und zehn Tage nach der Origo civitatum hingegen zwolf Jahre nach Andrea Dandolo Spatere Chroniken berichten davon dass das Volk Vitale Falier die Schuld an der Hungersnot gegeben habe und so hatte es sein Grab geschandet Dieses ist das alteste erhaltene Dogengrabmal in Venedig seine heutige Form gehort aber wahrscheinlich dem 13 Jahrhundert an Rezeption BearbeitenBis gegen Ende der Republik Venedig Bearbeiten nbsp Die Wiederauffindung der Reliquien des hl Markus Paolo Veneziano Tempera auf Holz 1345 MarkusdomDie hier scheinbar ausfuhrliche Cronica di Venexia detta di Enrico Dandolo aus dem spaten 14 Jahrhundert die alteste volkssprachliche Chronik Venedigs stellt die Vorgange ebenso wie Andrea Dandolo auf einer in dieser Zeit langst gelaufigen weitgehend von den Dogen beherrschten Ebene dar sie bilden sogar das zeitliche Gerust fur die gesamte Chronik wie es in Venedig ublich war 7 Das gilt auch fur Vidal Falier uber den jedoch fast nichts berichtet wird ausser dem Schrecken uber den zeitweiligen Verlust der Reliquien des hl Markus Der neue Doge wurde von der Mehrheit des Volkes gewahlt de la piu parte del povolo Er habe drei Gesandte nach Konstantinopel geschickt deren Namen der Verfasser falschlicherweise mit meser Vidal Michiel meser Zuane Dandulo et meser Anthonio Orio angibt Wie der Herausgeber anmerkt S 52 Anm 236 waren diese jedoch Andrea Michiel Domenico Dandolo und Iacopo Orio Die Gesandten erreichten dass Venedig als Oberherrin von Dalmatien Anerkennung fand liberamente tucta la Dalmatia dominicasse Als der besagte Verlust der Reliquien des hl Markus bemerkt wurde lo dicto Duxe cum tucto el povolo funno in grande tristicia quasi parendoli esser privadi del suo paron et proptector Wegen dieses Verlusts des Patrons und Beschutzers der das ganze Volk in tiefe Trauer gesturzt habe versammelten sich alle Pralaten es wurden drei Tage lang Prozessionen und Litaneien durchgefuhrt bis sich der rechte Arm des Evangelisten an einem Pilaster zeigte an dem der Altar des san Iacomo stand So konnte der Korper des Heiligen wiedergefunden werden Et de cio alcum non dubiti ma habia fermissima credenca wie der Autor betont man habe nicht den geringsten Zweifel sondern den festesten Glauben Die Uberreste die wie es heisst im Jahr VIIIcXXIII aus Alexandria entwendet worden waren sollten vor Diebstahl gesichert werden indem man sie versteckte oder aber man habe unter Pietro Orseolo beim Umbau der Kirche ein erneutes Feuer gefurchtet begrundet der Verfasser warum die Reliquien versteckt worden waren Zukunftig sollten nur noch der Doge und die Prokuratoren genau wissen wo sich die Reliquien befinden Der Doge friedlich beigesetzt soto il portego der Markuskirche hatte XIII Jahre geherrscht Dabei erscheint von anderer Hand die Angabe MLXXXXV also das Jahr 1095 Pietro Marcello meinte 1502 in seinem spater ins Volgare unter dem Titel Vite de prencipi di Vinegia ubersetzten Werk der Doge Vitale Faliero Doge XXXI fu creato poi doge wurde danach zum Dogen gemacht 8 Auch hier schickte der neue Doge Gesandte nach Konstantinopel ad Alesso Imperadore auf dass dieser concedesse in perpetuo alla Signoria di Vinegia lo Imperio della Dalmatia amp della Croatia tratto delle mani degli assassini amp che i Veneziani leggittimamente possedessero quei luoghi Die drei schon von Caroldo genannten Gesandten erreichten ihr Ziel leicht Zu dieser Zeit kam Arrigo Imperadore d Italia von Treviso nach Venedig um die Sakristei der Markuskirche zu sehen anscheinend verspottete der Autor Heinrich IV den er als Kaiser von Italien tituliert der zudem die besagte Sakristei sehen wollte Auch Marcello berichtet von der Wiederauffindung der Reliquien des hl Markus durch ein Wunder wobei ein Arm aus der Erde oder aus der Mauer geragt habe Ausserdem habe der Doge das durch Alterung ruinierte Loreo erneuert rinovo er selbst starb im anno XIII del suo Prencipato Nach der an dieser Stelle tatsachlich ausfuhrlicheren Chronik des Gian Giacomo Caroldo 9 den Historie venete dal principio della citta fino all anno 1382 wurde Vital Falier im Jahr MLXXXIIII also 1084 von der Volksversammlung als Doge bestatigt acclamato der persuase al Popolo l espulsione del precessor suo der also das Volk zur Vertreibung seines Vorgangers uberredet hatte S 97 Der neue Doge schickte an Kaiser Alexios die drei Oratori Andrea Micchiel Dominico Dandolo et Giacomo Aurio womit Caroldo im Gegensatz zur vorgenannten Cronica di Venexia detta di Enrico Dandolo die richtigen Familienmitglieder nennt Diese wiederum erreichten in Konstantinopel die giurisdittioni della Dalmatia et Croatia Provincie havute da Venetiani per deditione di quelli Popoli le quali appartevano all Imperio Orientale also die Rechtsgewalt uber Dalmatien und Kroatien Gebiete die Venedig durch Dedition der Volker besass die zum ostlichen Kaiserreich gehorten Dabei erinnert der Verfasser daran dass Dalmatien die erste Provinz gewesen sei die Karl der Grosse und Nikephoros vertragsgemass bei der partione der Teilung dem Ostreich zugeordnet hatten und wo noch zu Zeiten der Kaiser Basileios und Konstantin presidenti sassen auch wenn diese wenig gehorsam waren benche poco ubidienti Bei den Verhandlungen wurde angefuhrt die Venezianer hatten schon die Narentaner und Slawen wegen ihrer Piraterie bestraft und man fugte die armate che Venetiani haveano mandate piu volte in aiuto dell Imperatore hinzu die Flotten die mehrfach von den Venezianern dem Kaiserreich zu Hilfe ausgeschickt worden waren Der Doge erhielt die Titel Dalmatia et Croatia Duce et Imperiale Prothosevasto Nach dem Tod des Dominico Vulcano Patriarcha folgte ihm Dominico Saponario der in Konstantinopel starb schiebt der Verfasser ein Als nun Henrico di Roma Imperatore in Treviso war schickte der Doge Guason Cancellario Vital Micchiele et Pietro Zopolo Legati zu ihm die vom Kaiser mit lieto animo erblickt wurden mit frohem Herzen und in segno dell amor suo verso il predetto Duce volse una figliuola del detto Duce far tener a battesimo Die avisierte Taufpatenschaft fur eine Tochter des Dogen sollte also als Zeichen der kaiserlichen Liebe zum Dogen gelten Durch die besagten Oratori ubersandte der Kaiser seinerseits die Anerkennung der von seinen Vorgangern eingeraumten Privilegien Auch Heinrich Kellner meint in seiner 1574 erschienenen Chronica das ist Warhaffte eigentliche vnd kurtze Beschreibung aller Hertzogen zu Venedig Leben Vitalis Falier sei darnach Hertzog worden 10 Auch bei ihm schickte der neue Doge als erstes seine Bottschafften zu dem Constantinopolitanischen Keyser Alexio Sie erreichten dass er der Herrschafft Venedig die beyde Landtschafften Dalmatien und Croatien welche sie den Raubern genommen hatten ewiglich ubergab Die Gesandten heissen bei ihm Dominicus Dandalus Andreas Michiel unnd Jacob Orio welche alle Ding leichtlich erhielten In einer Marginalie datiert Kellner dieses Ereignis in das Jahr 1072 Zu der zeit kam Keyser Heinrich von Tervis gen Venedig Sankt Marx Kirch zu besehen dann man sagt dass kurtz zuvor Sanct Marx ein Wunderzeichen gethan seinen Arm auss der Erden oder Mauwer herauss gesteckt und den Burgern zu Venedig gezeiget hab Loreo habe der Doge erneuwert weil es vor grossem alter verfallen war Auch bei Kellner starb der Doge im dreytzehenden jar seines Hertzogthumbs doch fugt er als Marginalie an Etlich sagen im zwolfften Schliesslich bemerkt Kellner dass bey seinem Grab in San Marco ein viereckender Stein auffgericht worden sei Die darin eingehauenen Verss seien alters halb zum theil ubel zu lasen und zuverstehen zum theil gar aussgangen 11 In der Ubersetzung von Alessandro Maria Vianolis Historia Veneta die 1686 in Nurnberg unter dem Titel Der Venetianischen Hertzogen Leben Regierung und Absterben Von dem Ersten Paulutio Anafesto an biss auf den itzt regierenden Marcum Antonium Justiniani erschien 12 zahlt der Autor abweichend von Pietro Marcello Vitalis Falier Der 32 Hertzog Dieser bemuhete sich gleich bey dem ersten Anblick des Hertzoglichen Throns weiln er ein sehr kluger Regent gewesen nicht nur das wankende Bundnis mit Byzanz zu erneuern sondern auch eine neue Alliantz mit dem Occidentalischen Kayser Henrich dem Dritten so sich damalen eben zu Treviso befunden auf das allerfesteste zu schliessen und aufzurichten Er sei wegen des besagten Mirakels nach Venedig gekommen Der Kaiser wurde von der Stadt auf das allerprachtigste bewillkommet und dem Hertzogen dessen Gemahlin um selbige Zeit eben niedergekommen eine junge Tochter zur Tauff getragen haben solle Mit Alexios wurde nicht nur ein entsprechendes Bundnis durch die besagten Gesandten abgeschlossen sondern auch uber das bey ihm zuwegen gebracht dass sie die beyden Landschafften als Dalmatien und Croatien welche sich selbsten theils freywillig an sie ergeben theils mit Gewalt den Normantinern abgenommen hatten der Venedischen Herrschafft auf ewige Zeit verblieben und sie derselben mit rechtmassigem Titul hinfuro innen behalten und besitzen solten Vianoli erwahnt dass unter Falier eine grosse Armada wider die Normantiner geschicket worden sei um ihnen den importanten Seehaven Duraz wiederum aus ihren Handen zu reissen Doch die Flotte unterlag und musste abziehen Danach sei die Befestigung des uberalterten Loreto erfolgt und der Doge sei im zwolfften Jahr seiner guten Regierung sanfft und ruhig verschieden Auch nennt er den von Kellner erwahnten Grabstein in der Markuskirche mit einem Epitaphio so aber Alters halben zum theil ubel zu lesen anzutreffen sei 1096 wurde sein Nachfolger benamset Vitalis Michiel 1687 bemerkt Jacob von Sandrart in seinem Opus Kurtze und vermehrte Beschreibung Von Dem Ursprung Aufnehmen Gebiete und Regierung der Weltberuhmten Republick Venedig lakonisch 13 offenbar ohne genauere Kenntnisse dass Vitalis Faledrus Im Jahr 1084 zum XXXI erwehlet worden sei also wohl zum 31 Dogen Dann setzt er ungenau fort Dieser erhielt von dem Griechischen Kaiser Alexio die Konigreiche Dalmatien und Croatien welche er den streiffenden Partheyen aus den Handen gerissen Auch habe er das Schloss zu Loretto wieder zurichten lassen Zu dessen Zeit ist Kayser Heinrich der IV zu Venedig gewesen und als er die Herrlichkeit derselbigen Stadt gesehen hat er sich nicht enthalten konnen sie ein Koniglich Stadt zu nennen Damit endet Sandrarts Abschnitt zu Vitale Falier Historisch kritische Darstellungen Bearbeiten nbsp Phantasiedarstellung des Dogen von vor 1834 Antonio Nani Serie dei Dogi di Venezia intagliati in rame da Antonio Nani Giuntevi alcuni notizie biografiche estese da diversi Bd 1 Merlo Venedig 1840 o S Google Books Johann Friedrich LeBret publizierte ab 1769 seine vierbandige Staatsgeschichte der Republik Venedig 14 worin er konstatiert dass den neu gewahlten Vital Falier einige Schriftsteller bezichtigen dass er das meiste zur Absetzung des Silvius beigetragen habe Im Gegensatz zu fruheren Autoren betont LeBret dass der Doge von der Lage des morgenlandischen und italienischen Reiches den Nutzen zu ziehen suchte der ihm moglich war und niemals hatte Venedig hierzu eine schicklichere Zeit erwahlen konnen als diese da das griechische Reich eben so grossen Zerruttungen ausgesetzet war als das italienische In den dalmatinischen Stadten sah LeBret eher Verbundete Venedigs deren wichtigster Mann der Prior von Zara war doch Falier wollte seine Herrschaft befestigen oder wenigstens derselben die rechtliche Form einer feyerlichen Abtretung von Seiten des griechischen Kaisers verschaffen S 278 Die drei Gesandten fuhrten dem Kaiser die venezianischen Muhen und Kosten vor Augen vor allem aber die Gefahr durch Kroatien und Ungarn Der Kaiser sah die Nothwendigkeit wohl ein Dalmatien einer Macht abzutreten die ihm am angenehmsten ware Dieser furchtete zudem so LeBret das Bundnis aus Kroaten und Ungarn Papst und Normannen So wurde Dalmatien aber auch Istrien zu venezianischem Eigenthum Einzige Bedingung war dass Venedig Alexios gegen die Normannen unterstutze Der Kaiser habe sich dem Dogen verpflichtet gefuhlt was zur Folge hatte dass er ihm noch den Titel eines Protosebasten gab den Falier bestandig in seiner Titulatur fuhrete wie LeBret behauptet Venedigs Flotte griff die Normannen tatsachlich an wahrend Robert 1084 nach Rom eilte um den Papst zu schutzen welches die erste Gelegenheit war dass auch die Saracenen dem Papste helfen mussten S 279 Zwar siegten die Flotten der Venezianer und Byzantiner zunachst doch Robert Guiscards Sohn Bohemund konnte in einem zweiten Treffen beide Flotten zerstreuen Robert besiegte die Flotte Venedigs starb jedoch am 9 September 1085 auf Kephalonia Niemand freuete sich mehr uber Roberts Tod als der Kaiser Alexius Dieser konnte zudem erreichen dass eine Partei in Durazzo die Haupter der normannischen Partey niederhieb und die Stadt dem Kaiser ubergab LeBret konstatiert dass es Papst Gregor im Gegensatz zu anderen Orten Italiens wie etwa Mailand nicht gelungen war Venedig zu beunruhigen Im Gegenteil Wir haben auch in den venetianischen Archiven schriftliche Beweise genug dass Heinrich ein grosser Freund der Venetianer gewesen Alexios habe in Piacenza um Unterstutzung gegen die Turken geworben was der neue Papst Urban II aufnahm und die Christen ermahnete sich zu beeifern damit den Unglaubigen die heiligen Oerter wieder entrissen wurden zu welchem Ende er selbst eine Kirchenversammlung in Clermont angesetzet hatte Heinrich IV hatte bei seinen zahlreichen Feinden LeBret zahlt die Grafinn Mathildis aber auch Roberts Nachfolger Roger den Papst und die lombardischen Stadte auf keine Wahl er musste sich die Freundschaft der Venezianer erwerben die wiederum an einem Gleichgewicht der Macht interessiert waren Sie schickten den Kanzler Gauso den Vital Michieli und den Peter Zopolo nach Treviso dessen Bischof dem Kaiser anhing Heinrich bestatigte die alten Privilegien und sagte einen Besuch beim Dogen zu Dort hob er eine Tochter des Dogen aus der Taufe besuchte die Markuskirche verlieh einigen Klostern Privilegien und bewunderte die ganze Lage und Einrichtung der Stadt Das Kloster San Zaccaria nahm er in seinen kaiserlichen Schutz Das langfristig sehr viel bedeutendere Abkommen mit dem Venedig im Jahr 1095 den Stapelzwang bei Waren aus dem Reich durchsetzte nennt LeBret nicht Weniger erzieherisch moralisierend als nach zeitgenossischen Motiven suchend ausserte sich Samuele Romanin der in den weiteren historischen Zusammenhang einbettende Historiker der diese Epoche 1853 im ersten der zehn Bande seiner Storia documentata di Venezia darstellte 15 Fur ihn bestand die erste Handlung des neuen Dogen darin eine Gesandtschaft nach Konstantinopel zu schicken wahrend die Flotte im lago de Glikis uberwinterte Alexios eroffnete den Gesandten dass er Hilfe brauche die er jedoch mit umfangreichen Privilegien kompensieren wolle Er erkannte dem Dogen den Titel eines Dogen von Dalmatien zu jedoch so Romanin fuhrte dieser erst sehr viel spater auch den eines Dogen von Kroatien Wie Anna Komnena berichte siegten die Venezianer vor Korfu und Butrint Robert starb im Juli 1085 worauf seine Truppen sich in Eile nach Italien zuruckzogen wo sich die Erben Roberts stritten und so Byzanz das verlorene Durazzo zuruckgewinnen konnte Venedig erhielt ein grosses Privileg das der Autor nach dem Tod Roberts platziert obwohl dieses bereits 1082 ausgestellt worden war wohingegen der vormals reiche Handel und die Handelskolonie von Amalfi das die Normannen unterstutzt hatte damit ruiniert waren Allerdings entstanden Venedig mit Pisa und Genua zwei neue Konkurrentinnen Pisa hatte schon Otto II mit Schiffen unterstutzt und erhielt nun Privilegien von Heinrich IV Ein Waffengang mit den Venezianern wurde jeden Tag unvermeidlicher 1088 fuhrte Genua im Einverstandnis mit Pisa einen Schlag gegen Nordafrika doch bald waren die beiden Handelsstadte verfeindet Als Heinrich IV nach Italien kam suchte er das Bundnis mit Venedig Romanin erzahlt zwar knapp vom Besuch des Kaisers in Venedig aber umso ausfuhrlicher vom Wunder der Wiederauffindung der Reliquien des Evangelisten Markus Diese wurden am 6 Mai 1811 abermals wiederentdeckt zusammen mit einer lamina zur Erinnerung an den 8 Oktober 1094 An den Jahrestag erinnerten nun Prozessionen Fur Romanin besuchte Heinrich im Jahr 1094 Venedig wobei er daraus Nutzen ziehen wollte dass zahlreiche Pilger nunmehr die Wunderstatte aufsuchten Von dem nach Dandolo auch vom Kaiser bewunderten Reichtum der Stadt zeugt eine Urkunde von 1097 16 in der die Bruder Tisone und Pietro Orio Sohne eines Stefano aus der Contrada San Giovanni Confessore ihren umfangreichen Besitz in der Stadt einschliesslich Laden dem Dogen und dem Volk von Venedig vermachten S 332 Auch erlautert der Autor die Bedeutung von Loreo das der Doge wieder instand setzen liess fur den Handel der Lombarden Toskaner und Romer sowie fur Venedigs Handel uber Po und Etsch Auch war dies ein wichtiger Ort fur die Pilger nach Rom In dieser Urkunde nennt sich der Doge tatsachlich duca di Dalmazia e Croazia Auch eroffne diese Urkunde einen tiefen Einblick in die Situation und Organisation der venezianischen Festlandsorte etwa durch Bestimmungen zu Fischfang und Jagd Vereidigung der Bewohner Befreiung vom Militardienst oder die freie Wahl des Gastalden und des Pfarrers Die letzten Nachrichten zu Vitale Falier beziehen sich auf violenta bufera Erdbeben und Hunger wobei man fur letzteren den Dogen verantwortlich machte In seinem Il Palazzo ducale di Venezia von 1861 raumt Francesco Zanotto der Volksversammlung grosseren Einfluss ein 17 doch dieses Volk sei immer leichtglaubig weil unwissend credulo perche ignorante und wankelmutig wie die See Als nach einer Niederlage der venezianischen Flotte noch unter Vitales Vorganger Domenico Silvo gegen die noramnische die fatale Nachricht nach Venedig kam war alles Konfusion Traurigkeit Angst Da wie es immer beim cieco e volubile vulgo beim blinden und redseligen Volk sei fielen die Venezianer vom Dogen ab wobei insbesondere Vitale Falier das Volk darin befeuerte Nach Zanotto war er sogar die Seele der Revolte ein Mann der den Beinamen Dodoni oder De donis erhielt weil er mit doni mit Geschenken die Leute auf seine Seite gebracht habe Doch liess er diese macchia hinter sich und wurde nutzlich fur das Vaterland und beliebt beim Volk Auf Ersuchen Alexios gingen die besagten Gesandten nach Konstantinopel um uber Hilfsmoglichkeiten zu beraten Auch Zanotto nennt als Preis die Rechte uber Dalmatien und den dazugehorigen Titel dazu Einnahmen aus dem Reich fur den Dogen und verschiedene Kirchen Dazu dienten Hauser in Konstantinopel und in Durazzo Beim folgenden Sieg ware beinahe Roberts Frau Singelgasta eine Frau von mannlichem Mut in die Hande der Venezianer gefallen Dieser Sieg so der Autor sei entscheidend gewesen Robert habe gerade noch Kephallonia angreifen konnen Sein dortiger Tod bedeutete Leben fur die Griechen die in kurzer Zeit ihr Land zuruckgewannen Die im Codice Trevisano uberlieferte Goldbulle brachte enorme wirtschaftliche Vorteile wie Zanotto ausfuhrt da er zahlreiche fortan abgabenfreie Hafen nennt Ausserdem musste jeder Amalfitaner in Byzanz drei Hyperpera an die Markuskirche entrichten Dies so Zanotto hatte seine Ursache wohl in der Unterstutzung Roberts durch Amalfi Doch nun fand man die Reliquien des Schutzheiligen nicht mehr die beim Stadtbrand von 976 versteckt worden waren Am 25 Juni 1094 fand eine Prozession statt zu der sich das ganze Volk von allen Inseln und dem Festland des Staates versammelte Wahrend des Gottesdienstes fielen plotzlich Steine herab genau dort wo sich der vergoldete Kopf eines Engels sehen lasst und wo man nun eine marmorne Kiste mit den Reliquien fand die nun drei Tage lang aufgesucht werden konnten Am 8 Oktober so Sanudo wie Zanotto ausdrucklich anmerkt wurden die Reliquien wieder in eine Urne gepackt und in der Krypta untergebracht Eine Bleiplatte wies spater das Datum der Niederlegung aus als 1811 die Reliquien abermals wiederentdeckt wurden Den Besuch Heinrichs IV setzt Zanotto kurz nach der Wiederentdeckung der Knochen an die der Kaiser nun zu verehren gedachte Abermals nach Sanudo soll die Tochter des Dogen Enrica geheissen haben 18 Bei Zanotto war die Wiederherstellung von Loreo nicht wegen des Alters notwendig sondern wegen der Kriegszerstorungen doch erkannte auch Zanotto ihre okonomische Bedeutung und nicht nur die fur den Schutz der Lagune Fur Zanotto war die Zeit der Kreuzzuge gekommen die sich in den Orient wandten um das Heilige Grab zu befreien Und auch Zanotto fuhrt die Unglucke gegen Ende Vitale Faliers auf dem man vorwarf keine Vorsorge gegen den Mangel an Lebensmitteln getroffen zu haben Gleich zu Anfang erklart August Friedrich Gfrorer 1861 in seiner erst elf Jahre nach seinem Tod erschienenen Geschichte Venedigs von seiner Grundung bis zum Jahre 1084 19 dass in der katastrophalen Niederlage vom November 1084 wie Gfrorer datiert nach Anna Komnena 13 000 Venezianer ums Leben gekommen seien S 544 2 700 Venezianer fielen dabei in Gefangenschaft wie ein anderer Chronist berichtet Die Venezianer verloren neun grosse Kriegsschiffe Galeoten genannt Die allgemeine Verzweiflung entlud sich vernichtend uber dem Haupte des Dogen Silvio S 547 Dandolo den Chronisten zitiert Gfrorer mit den Worten wegen des Verlustes der gegen Robert ausgeschickten Flotte entbrannte der Zorn der Veneter wider den Dogen also dass derselbe abgesetzt ward Gfrorer rechnet hieraus zuruck und kommt zu dem Ergebnis der Doge sei im November Dezember 1084 gesturzt worden Anschliessend meint er Vitalis Faledro der im Jahre 1084 den herzoglichen Stuhl bestieg hatte durch Versprechungen und Geschenke die Austreibung Silvio s durchgesetzt S 549 Unklar bleibt nach Gfrorer wie sich die folgenden Kampfe mit den Normannen entwickelten bis Robert starb doch fur den Autor ist klar dass das ganze normannische Unternehmen und zwar hauptsachlich in Folge der seltenen Ausdauer welche die Veneter entwickelten zuletzt wie eine Seifenblase in Nichts zerrann S 552 Nach Gfrorer kam Robert zwischen dem October 1084 und dem Juli 1085 keinen Schritt vorwarts Auf die Frage warum Andrea Dandolo in krassem Gegensatz dazu behauptet dem Dogen sei gegen Robert nichts gelungen erwidert Gfrorer der Nachfahre Enrico Dandolos habe es fur unsinnig gehalten dem griechischen Reich einer verlornen Macht beizuspringen und Aus demselben Grund verwarf er meines Erachtens auch das Bundniss das die Dogen Silvio und Faledro mit Alexius geschlossen hatten und liess sich hinreissen gering von ihren Waffenthaten zu reden S 555 Gfrorer hingegen glaubte dass im Gegentheil die byzantinische Amme mochte sie an sich noch so erbarmlich sein dem venetianischen Gemeinwesen wahrend seiner Kindheit sehr erspriessliche Dienste leistete Nun allerdings schleuderte Venedig die Wiege weg wurde statt eines Schutzlings erst Beschutzer bald durch Undank erbittert Todfeind des griechischen Ostreichs Fur Gfrorer wurde die Goldbulle von 1082 in Wirklichkeit 1084 ausgestellt wie Anna Komnena in ihrem Geschichtswerk richtig einordne diese Neudatierung hat sich allerdings nie durchgesetzt Nach dem Autor nennt die Goldbulle aber genau deshalb keinen Dogennamen weil der Kaiser versuchte das Interregnum zwischen Silvo und Falier zu nutzen und zugleich entsprechend der Verfassungsentwicklung Venedigs und damit unter dem Einfluss Gregors VII auch den Patriarchen von Grado durch Geschenke und Privilegien zu gewinnen Fruher hatte es genugt den Dogen auf seine Seite zu ziehen Dass der Bruch von 1082 84 so scharf war glaubt Gfrorer allerdings keineswegs denn fur ihn hatte der okonomische Aufstieg Venedigs im Osten bereits ab 991 begonnen namlich mit dem ersten Privileg dieser Art fur Venedig In vielerlei Hinsicht anders argumentiert Heinrich Kretschmayr 1905 in seiner Geschichte von Venedig 20 Auch bei ihm mussen die Kampfe zwischen den Normannen unter Robert und Kaiser Alexios im Mittelpunkt stehen ebenso der damit verflochtene Investiturstreit dann die Eroberung Kroatiens durch Ungarn die Neueinweihung von San Marco Robert landete im Mai 1082 in Otranto im selben Monat in dem Alexios den Venezianern das uberaus bedeutende Chrysobullon ausstellte Dieses offnete den Venezianern das ganze Ostreich samt der Hauptstadt als zoll und abgabenfreies Handelsgebiet und unterstellte die venezianischen Handelsleute daselbst der dogalen Gerichtsbarkeit Alle Konkurrenten waren damit aus dem Felde geschlagen S 163 Alexios hatte keine andere Wahl Im Sommer 1083 erschien erneut eine venezianische Flotte und eroberte Durazzo uberwinterte dort und eroberte im Fruhjahr 1084 Korfu Erst im Herbst fuhrten die Normannen 150 Kriegsschiffe von Otranto nach Butrint uber die Adria Ein langer Kampf entspann sich der den berichtenden Quellen bald als eine Reihe von Treffen bald als eine einzige grosse tagelange Schlacht erscheint S 164 Zunachst siegten Venezianer und Griechen dann unterlagen sie vor Korfu Daheim im Seeland forderte die Hiobspost ihr Opfer den Dogen Domenico Silvio Kretschmayr berichtet schliesslich gleichfalls die beiden Versionen seines Abtretens Sein Nachfolger den manche Berichte an seinem Sturze mitschuldig wissen wollen Vitale Falieri Faletro sah dann das Ende des Krieges Die venezianische Flotte unterlag zunachst abermals diesmal zu Saseno bei Aulona Dann aber siegte sie erneut vor Butrint Aber machtiger als die Schiffe stritten fur Venedig Krankheit und Tod meint der Autor Boemund erkrankte und musste heimkehren Robert starb am 17 Juli 1085 Das zuruckgewonnene Durazzo ubergaben die Venezianer wieder an Alexios Im Marz 1095 ging Heinrich IV wohl zum Besuche der Stadt eingeladen nach Venedig damals in ausserster Bedrangnis in Oberitalien festgehalten Er hob eine Tochter des Dogen aus der Taufe und bestatigte die Vertrage auf der Grundlage des Paktums Ottos II Der den Handelsverkehr zwischen dem Reich und Venedig betreffende Artikel wurde durch einen anscheinend harmlosen stilistischen Zusatz dahin umgeformt dass den Reichsuntertanen der Eigenhandel uber Venedig hinaus wenn anders sie diese Stadt beruhrten verwehrt den Venezianern somit das Stapelrecht fur Waren aus dem Westreiche zugestanden sein solle Venedig trat also da Papst Urban die abendlandische Welt zur ersten grossen Kreuzfahrt aufrief gelassen zu dem gebannten Kaiser in Verhaltnis Im ubrigen hielt man fur gut im Jahre 1094 die schwache Sudgrenze des Dogates durch Neubefestigung und Neuordnung der militarischen Verteidigung von Loreo zu sichern Am 10 September 1095 kam es zu einem mitternachtlichen Erdbeben und einem schweren Sturm hernach Teuerung Notstand Hungerrevolten Wahrend dieser Wirren ist der Doge gestorben und am Weihnachtsfeiertage 1096 in der Vorhalle von San Marco beigesetzt worden noch steht dort der Steinsarkophag das alteste vollig erhaltene Dogengrab Fur eine Legende halt der Autor die Nachricht man habe nach der besagten Hungersnot dem Dogen Brot ins Grab geworfen mit dem hohnenden Zuruf er moge sich jetzt daran vergnugen da er doch vordem seinem hungernden Volke keines habe schaffen konnen S 167 John Julius Norwich interessiert sich in seiner History of Venice die 1977 erstmals aufgelegt wurde gleichfalls vor allem fur den Krieg gegen die Normannen Auch verfahrt er gelegentlich hochst willkurlich mit den Quellen deren Glaubhaftigkeit er vielfach in Frage stellt Anna Komnena erklart er kurzerhand fur unglaubwurdig die Rache Venedigs am Ende fur eine Art wishful thinking Sie selbst wie man an der Beschreibung der Verstummelungen der Venezianer durch Robert erkennen konne dwells with the morbid pleasure that is one of her least attractive characteristics Zugleich seien die Vorteile aus dem Chrysobullon von 1082 almost impossible to exaggerate Dabei zitiert er Charles Diehl in ubersetzter Form On that day Venetian world trade began Andererseits konnten die Venezianer nicht wissen dass sich die Normannenfrage abschwachen wurde denn Robert starb erst nach dem Sturz des Dogen der als Sundenbock herhalten musste Norwich zieht Dandolo in Zweifel The historian Andrea Dandolo accuses the new Doge Vitale Falier of having persuaded the people by means of promises and bribes to depose his predecessor Er habe 250 Jahre spater geschrieben und gerade diese Passage sei so sketchy dass man Falier auf dieser Basis nicht verurteilen konne Der Doge starb kurz nach dem Besuch Heinrichs IV und er lag bereits im Sterben als Urban II zum Kreuzzug aufrief 21 Donald M Nicol 22 ging 1988 so weit zu vermuten dass die Goldbulle von 1082 eine Erfindung Andrea Dandolos sein konne S 63 Auch die Legende um die Wiederauffindung der besagten Reliquien halt er fur eine blosse Erfindung die nur dazu diente die legendare Wiederauffindung von Reliquien in der Apostelkirche in Konstantinopel namlich der Heiligen Andreas Lukas und Timotheus zu uberbieten S 65 Quellen BearbeitenGeschichtsschreibung Bearbeiten Roberto Cessi Hrsg Origo civitatum Italiae seu Venetiarum Chronicon Altinate et Chronicon Gradense Rom 1933 Fonti per la storia d Italia LXXIII S 29 47 120 143 147 158 Bernard Leib Hrsg Anna Comnene Alexiade 3 Bde Bd II Paris 1967 S 54 f Henry Simonsfeld Hrsg Annales Venetici breves in Monumenta Germaniae Historica Scriptores XIV hgg v G Waitz Hannover 1883 S 70 Digitalisat Ester Pastorello Hrsg Andrea Dandolo Chronica per extensum descripta aa 460 1280 d C Rerum Italicarum Scriptores XII 1 Nicola Zanichelli Bologna 1938 S 217 220 224 255 Digitalisat S 216 f Marino Sanudo Le vite dei dogi hgg von Giovanni Monticolo Rerum Italicarum Scriptores XXII 4 2 Aufl S 156 161 Urkunden Bearbeiten Dietrich von Gladiss Alfred Gawlik Hrsg Diplomata Henrici IV in Monumenta Germaniae Historica Urkunden der deutschen Konige und Kaiser VI 1 3 Berlin Wien 1941 1978 n 417 S 555 f Heinrich bestatigt dem Kloster des hl Hilarius und Benedikt bei Venedig Schutz und Immunitat die Verleihungen seiner Vorganger sowie die Befreiung von Zoll und Abgaben Padua 6 Januar 1091 Digitalisat der Edition n 442 S 593 597 Heinrich erneuert dem Dogen Vitalis Faletro den Vertrag mit den Venezianern Treviso 1095 Digitalisat der Edition n 445 S 600 f Heinrich bestatigt dem Kloster der hl Zacharias und Pancratius zu Venedig seine Besitzungen den koniglichen Schutz und die Immunitat Mestre Juni 1095 Digitalisat der Edition Gottlieb Lukas Friedrich Tafel Georg Martin Thomas Hrsg Urkunden zur alteren Handels und Staatsgeschichte der Republik Venedig Wien 1856 in Fontes Rerum Austriacarum Abt II Diplomataria et Acta 3 Bde Bd 1 814 1205 Wien 1856 n XXIII XXV S 43 63 Digitalisat Luigi Lanfranchi Hrsg Famiglia Zusto Venedig 1955 n 1 3 Eva Malipiero Ucropina Hrsg Ss Secondo ed Erasmo Venedig 1958 n 1 Luigi Lanfranchi Hrsg S Giorgio Maggiore Bd II Venedig 1968 n 69 Literatur BearbeitenIrmgard Fees Falier Vitale in Dizionario Biografico degli Italiani 44 1994 449 451 bildet die Grundlage fur den darstellenden Teil Giorgio Cracco Venezia nel Medioevo dal secolo XI al secolo XIV Un altro mondo Turin 1986 S 34 f Roberto Cessi Politica economia religione in Storia di Venezia Bd II Venedig 1958 S 319 325 331 Roberto Cessi Venezia ducale Bd II 1 Venedig 1965 S 159 173 Cinzio Violante Venezia fra Papato e Impero nel secolo XI in La Venezia del Mille Florenz 1965 S 45 84 Silvano Borsari Il crisobullo di Alessio I per Venezia in Annali dell Istituto italiano per gli studi storici II 1969 70 111 131 Vittorio Lazzarini I titoli dei dogi di Venezia in Scritti di paleografia e diplomatica Padua 1969 S 203 209 Ernesto Sestan La conquista veneziana della Dalmazia in La Venezia del Mille Florenz 1965 S 87 116 Otto Demus Zwei Dogengraber in S Marco Venedig in Jahrbuch der Osterreichischen Byzantinischen Gesellschaft V 1956 41 59 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Vitale Falier Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienAnmerkungen Bearbeiten Andrea Da Mosto I dogi di Venezia Nachdruck Giunti Florenz 2003 S 54 Irmgard Fees Die Unterschriften der Dogen von Venedig im 12 und 13 Jahrhundert in Christian Lackner Claudia Feller Hrsg Manu propria Vom eigenhandigen Schreiben der Machtigen Bohlau 2016 S 149 169 hier S 153 Roman Deutinger Vom toten Winkel auf die Buhne Heinrich IV in Venedig in Romedio Schmitz Esser Knut Gorich Jochen Johrendt Hrsg Venedig als Buhne Organisation Inszenierung und Wahrnehmung europaischer Herrscherbesuche Regensburg 2017 S 67 78 Andrea Dandolo ed Monticolo S 219 schreibt Heinrich devocione motus Veneciam veniens beato Marco reverenciam exibuit urbemque girans situm et policiam insigniter comendavit et monesteriis pluribus immunitatum concessis privilegiis de Venecia recesit Weiprecht Hugo Graf Rudt von Collenberg Der Lowe von San Marco Historische und formale Aspekte des Staatsymbols der Serenissima in Staaten Wappen Dynastien XVIII Internationaler Kongress fur Genealogie und Heraldik in Innsbruck vom 5 bis 9 September 1988 Veroffentlichungen aus dem Stadtarchiv Innsbruck n F 18 1988 465 487 hier S 467 Annette Weber Venezianische Dogenportrats des 16 Jahrhunderts Jan Thorbecke 1993 S 21 Roberto Pesce Hrsg Cronica di Venexia detta di Enrico Dandolo Origini 1362 Centro di Studi Medievali e Rinascimentali Emmanuele Antonio Cicogna Venedig 2010 S 52 54 Pietro Marcello Vite de prencipi di Vinegia in der Ubersetzung von Lodovico Domenichi Marcolini 1558 S 55 Digitalisat Șerban V Marin Hrsg Gian Giacomo Caroldo Istorii Veneţiene Bd I De la originile Cetăţii la moartea dogelui Giacopo Tiepolo 1249 Arhivele Naţionale ale Romaniei Bukarest 2008 S 97 f Legende von der Wiederauffindung der Markusreliquien auf S 98 100 online Heinrich Kellner Chronica das ist Warhaffte eigentliche vnd kurtze Beschreibung aller Hertzogen zu Venedig Leben Frankfurt 1574 S 22r 22v Digitalisat S 22r In deutscher Ubersetzung lautete die Inschrift nach Kellner Mit guten sitten wol geziert Ein Liebhaber der Ehrbarkeit Durchaus gutig allzeit bereit Gemeines Gut hat er bewart In dem er seiner Vorfahr Ehr Mit lusten fieng er alles an Also das reich ward menniglich Auch thet er Frembden viel mehr guts Sein leben war dess Vatterlands Mit worten kunde er jene stillen Zum Regiment er gantz wol docht Er war gut Anschleg zu geben usw S 22v Alessandro Maria Vianoli Der Venetianischen Hertzogen Leben Regierung und Absterben Von dem Ersten Paulutio Anafesto an biss auf den itzt regierenden Marcum Antonium Justiniani Nurnberg 1686 S 184 187 Digitalisat Jacob von Sandrart Kurtze und vermehrte Beschreibung Von Dem Ursprung Aufnehmen Gebiete und Regierung der Weltberuhmten Republick Venedig Nurnberg 1687 S 32 Digitalisat S 32 Johann Friedrich LeBret Staatsgeschichte der Republik Venedig von ihrem Ursprunge bis auf unsere Zeiten in welcher zwar der Text des Herrn Abtes L Augier zum Grunde geleget seine Fehler aber verbessert die Begebenheiten bestimmter und aus echten Quellen vorgetragen und nach einer richtigen Zeitordnung geordnet zugleich neue Zusatze von dem Geiste der venetianischen Gesetze und weltlichen und kirchlichen Angelegenheiten von der innern Staatsverfassung ihren systematischen Veranderungen und der Entwickelung der aristokratischen Regierung von einem Jahrhunderte zum andern beygefugt werden 4 Bde Johann Friedrich Hartknoch Riga und Leipzig 1769 1777 Bd 1 Leipzig und Riga 1769 S 278 281 Digitalisat Samuele Romanin Storia documentata di Venezia 10 Bde Pietro Naratovich Venedig 1853 1861 2 Auflage 1912 1921 Nachdruck Venedig 1972 Bd 1 Venedig 1853 S 326 333 Digitalisat Romanin gibt in der dazugehorigen Fussnote 1 an Cod DLI cl VII it alla Marciana Francesco Zanotto Il Palazzo ducale di Venezia Bd 4 Venedig 1861 S 78 81 Digitalisat Fruher hatten einige Dogensohne anlasslich ihrer Taufe die Namen der Taufpaten erhalten worin moglicherweise der Grund dieser Annahme liegt August Friedrich Gfrorer Geschichte Venedigs von seiner Grundung bis zum Jahre 1084 Aus seinem Nachlasse herausgegeben erganzt und fortgesetzt von Dr J B Weiss Graz 1872 S 549 567 Digitalisat Heinrich Kretschmayr Geschichte von Venedig 3 Bde Bd 1 Gotha 1905 S 155 167 Digitalisat es fehlen die Seiten 48 bis 186 John Julius Norwich A History of Venice Penguin London u a 2011 S 73 75 Donald M Nicol Byzantium and Venice A Study in Diplomatic and Cultural Relations Cambridge University Press 1988 VorgangerAmtNachfolgerDomenico SilvoDoge von Venedig 1084 1096Vitale Michiel I Normdaten Person GND 1031298533 lobid OGND AKS VIAF 295666496 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Falier VitaleALTERNATIVNAMEN Vital Faliero de DoniKURZBESCHREIBUNG Doge von VenedigGEBURTSDATUM 11 JahrhundertGEBURTSORT VenedigSTERBEDATUM Dezember 1096STERBEORT Venedig Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Vitale Falier amp oldid 237644947