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Als volkerwanderungszeitliche Hohensiedlungen werden Ansiedlungen auf erhoht liegenden Platzen bezeichnet die aus der Volkerwanderungszeit stammen Derartige Siedlungen finden sich sowohl im romischen Gebiet als auch in den germanischen Gebieten wie in Sudwestdeutschland und dem Karpatengebiet Inhaltsverzeichnis 1 Alamannische Hohensiedlungen 2 Weitere germanische Hohensiedlungen 3 Spatromische und ostgotische Hohensiedlungen 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseAlamannische Hohensiedlungen Bearbeiten nbsp Der Runde Berg trug eine der am besten untersuchten Volkerwanderungszeitlichen HohensiedlungenAls alamannische Hohensiedlungen werden die Anlagen in Sud beziehungsweise Sudwestdeutschland bezeichnet die von dem germanischen Stamm der Alamannen vor allem im 4 und 5 Jahrhundert n Chr benutzt wurden Einige im mittleren Deutschland liegende Hohensiedlungen dieser Zeit sind allerdings nicht zwingend mit Alemannen in Verbindung zu bringen sondern durften von anderen Stammen wie Burgundern genutzt worden sein Die meisten dieser Siedlungen befinden sich am Schwarzwaldrand und der Schwabischen Alb manche davon wurden bereits in vor und fruhgeschichtlicher Zeit genutzt Die Besiedlung der meisten Hohensiedlungen der Alpen bricht im 5 Jahrhundert ab Nur wenige erreichen den Beginn des 6 Jahrhunderts Die Grunde fur die Aufgabe derartiger Siedlungen sind uns meistens nicht bekannt nicht wenige durften jedoch im Zuge der Kriege mit den Franken Ende des 5 Anfang des 6 Jahrhunderts untergegangen sein Erst im 7 Jahrhundert wurden einige dieser Platze offenbar wieder besiedelt In diese Zeit fallt auch die um 700 n Chr machtige Anlage auf dem Odilienberg Ursprunglich entstanden diese Zentren der gerade eingewanderten germanischen Truppen im dritten Jahrhundert unter den von zeitgenossischen Historikern als reges oder regales bezeichneten Anfuhrern wohl als Ruckzugsburgen nach erfolgten Raubzugen in das noch romisch kontrollierte Nachbarland Diese Truppen setzten sich nach und nach im aufgegebenen Dekumatenland fest und besiedelten zunehmend den nunmehr herrschaftsfreien Raum Die bislang wechselnden Stammeseinheiten gaben in den folgenden Jahren das mobile Leben auf und es entwickelten sich Herrschaftszentren nachdem die territorialen Grenzen gegeneinander ausgefochten waren Allerdings blieben die alamannischen Herrscher auf neutralem Gebiet vor dem Rhein Donau Limes anders etwa als die frankischen Herrscher in Gallien Dabei gab es eine Vielzahl von unabhangigen Heerkonigen so verhandelte Kaiser Probus mit neun Konigen 1 357 besiegte der spatere Kaiser Julian bei Argentoratum ein alamannisches Heer von sieben reges zehn regales und zahlreichen optimates 2 Heute sind etwa 60 solcher Siedlungen bekannt die im Zuge der alamannischen Besiedlung der von den Romern Ende des 3 Jahrhunderts infolge der Reichskrise geraumten Gebieten entstanden sind Allerdings wurden bisher nur wenige systematischen archaologischen Untersuchungen unterzogen Verhaltnismassig gut dokumentiert ist etwa der Runde Berg bei Bad Urach und der Zahringer Burgberg Teils wurden bei den Untersuchungen reichhaltige Funde gemacht darunter auch mehrere Stucke romischen Ursprungs was im Gegensatz zu den Funden aus den landlichen Gegenden steht Zu den Archaologisch am besten abgesicherten Hohensiedlungen der Volkerwanderungszeit in Sudwestdeutschland zahlen neben dem bereits erwahnten Runden Berg und dem Zahringer Burgberg die Gelbe Burg die Houbirg der Reisberg bei Schesslitz die Wettenburg der Glauberg der Dunsberg sowie der Kugeleskopf und der Geisskopf am Ausgang des Kinzigtales Auf zahlreichen weiteren Hohen lassen Einzelfunde ebenfalls ahnliche Stationen des 4 und 5 Jahrhunderts vermuten Uber die Funktion dieser Hohensiedlungen herrscht in der Wissenschaft keine Einigkeit Teils wird die durchaus umstrittene These vertreten dass diese Hohensiedlungen reprasentative Herrschaftssitze von alamannischen Fursten bzw Kleinkonigen waren einige Namen dieser Herrscher sind aus spatantiken Quellen bekannt etwa durch Erwahnung bei Ammianus Marcellinus Fur den Runden Berg etwa durfte die Bezeichnung Herrschaftssitz zwar wahrscheinlich zutreffen aber wenigstens bei den Hohensiedlungen bei denen nur geringe Funde gemacht wurden kann man eher von Fluchtburgen ausgehen Problematisch ist auch die Trennung in Herrschaftssitze und zivile Siedlungen In den schriftlichen antiken Quellen werden keine dauerhaften Hohensiedlungen bei den Alamannen erwahnt weshalb nur archaologische Befunde Auskunft uber den Charakter derartiger Siedlungen geben konnen Daher wurde etwa vorgeschlagen neutraler von Hohenstationen zu sprechen um der Vielfalt der Deutungsmoglichkeiten gerecht zu werden Weitere germanische Hohensiedlungen BearbeitenAuch weit ausserhalb des von Alamannen besiedelten Gebietes gab es wahrend der Volkerwanderungszeit derartige Hohensiedlungen etwa am Oberleiserberg in Niederosterreich Aber auch im nordlichen und westlichen Karpatengebiet sind ahnliche Anlagen nachweisbar Banska Bystrica Burg Devin Aus Thuringen sind ebenfalls einige derartige Anlagen nachgewiesen Spatromische und ostgotische Hohensiedlungen Bearbeiten nbsp Auf dem Breisacher Munsterberg befand sich wahrend der Volkerwanderungszeit eine romische FestungZahlreiche Hohensiedlungen der Spatantike und Volkerwanderungszeit sind auch aus den romischen Gebieten bekannt Sie wurden offenbar errichtet um der romanisierten Bevolkerung Schutz vor germanischen Angriffen zu bieten Derartige Stationen kennt man beispielsweise aus dem Alpenraum dem Balkangebiet oder den Gebieten um Ardennen und Eifel Zu den starkeren derartigen Einrichtungen zahlt eine Festung mit doppeltem Graben und 3 m dicken Mauern die in der ersten Halfte des 4 Jahrhunderts auf dem Breisacher Munsterberg errichtet wurde Etwas weiter sudlich lag ebenfalls rechtsrheinisch das Kastell Sponeck auf einer Erhebung Teilweise rekonstruiert ist die Spatromische Hohenbefestigung Katzenberg im Moselgebiet Aus dem Gebiet des Alpenrheins sind beispielsweise Castel Carschlingg Tiefencastel als Hohensiedlungen der Volkerwanderungszeit nachgewiesen Auch die Hauptorte Chur Bregenz verfugten neben der Talsiedlung uber eine markante Hohe als gut zu verteidigenden Bereich Weitere Volkerwanderungszeitliche Hohensiedlungen im Alpenraum waren Teurnia der Hemmaberg der Ulrichsberg der Salzburger Festungsberg der Duel Altenburg Perdonig und Castelfeder Diese Anlagen wurden nach Ende des Westromischen Reiches teilweise von den Goten und Langobarden weitergenutzt Insbesondere Garda und der Monte Barro fallen in diese spatere Epoche Nach der Volkerwanderungszeit bleiben einige dieser Anlagen in Benutzung Im Ostromischen Reich werden sie Kastrone genannt Eine der bekanntesten unter diesen Hohensiedlungen ist Iustiniana Prima im heutigen Serbien Auch die Festung von Belgrad geht auf ein antikes Kastron Singidunum zuruck Siehe auch BearbeitenListe volkerwanderungszeitlicher HohensiedlungenLiteratur BearbeitenMichaela Geiberger Hrsg Imperium Romanum Romer Christen Alamannen Die Spatantike am Oberrhein Badisches Landesmuseum u a Karlsruhe 2005 ISBN 3 937345 08 6 Ausstellungskatalog grosse Landesausstellung Baden Wurttemberg im Badischen Landesmuseum Schloss Karlsruhe 22 Oktober 2005 26 Februar 2006 mit mehreren Beitragen und zahlreichen Abbildungen zum Thema Michael Hoeper Die Hohensiedlungen der Alemannen und ihre Deutungsmoglichkeiten zwischen Furstensitz Heerlager Ruckzugsraum und Kultplatz In Dieter Geuenich Hrsg Die Franken und die Alemannen bis zur Schlacht bei Zulpich 496 97 de Gruyter Berlin u a 1998 ISBN 3 11 015826 4 Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Erganzungsbande 19 S 325 348 mit knapper Diskussion der verschiedenen Deutungsmoglichkeiten und Liste der bis dato bekannten Fundplatze Heiko Steuer Volker Bierbrauer Hrsg Hohensiedlungen zwischen Antike und Mittelalter von den Ardennen bis zur Adria Unter Mitarbeit von Michael Hoeper de Gruyter Berlin u a 2008 ISBN 978 3 11 020235 9 Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Erganzungsbande 58 Claudia Theune Germanen und Romanen in der Alamannia Strukturveranderungen aufgrund der archaologischen Quellen vom 3 bis zum 7 Jahrhundert de Gruyter Berlin u a 2004 ISBN 3 11 017866 4 Reallexikon der germanischen Altertumskunde Erganzungsbande 45 Zugleich Berlin Humboldt Univ Habil 2000 Weblinks BearbeitenArtikel uber die Volkerwanderungszeitliche Hohensiedlung bei Archaologie OnlineEinzelnachweise Bearbeiten Historia Augusta Prob 15 2 15 6 In C Dirlmeier G Gottlieb Hrsg Quellen zur Geschichte der Alamannen von Libanios bis Gregor von Tous Heidelberger Akd Wiss Komm Alamannische Altkde Schr 3 Heidelberg Sigmaringen 1978 S 42f Ammianus Marcellinus Rerum gestarum libri XVI 12 24ff In C Dirlmeier G Gottlieb Hrsg Quellen zur Geschichte der Alamannen I Sigmaringen 1976 49 ff Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Volkerwanderungszeitliche Hohensiedlung amp oldid 228474418