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Theoderich II 1 466 war der zweitalteste Sohn des Westgotenkonigs Theoderich I und von 453 bis 466 Konig der Westgoten Neuzeitliches Phantasiebild Theoderichs II Inhaltsverzeichnis 1 Bis zum Herrschaftsantritt 2 Erste Herrschaftsphase 453 457 Einklang mit dem Westromischen Reich 3 Zweite Herrschaftsphase 457 466 Expansion auf Kosten der Westromer 4 Zeugnis des Sidonius Apollinaris 5 Weblinks 6 Literatur 7 EinzelnachweiseBis zum Herrschaftsantritt BearbeitenTheoderich II dessen Grossvater mutterlicherseits wahrscheinlich der Westgotenkonig Alarich I war 2 knupfte schon wahrend der Regierung seines Vaters gute Beziehungen zum spateren westromischen Kaiser Avitus der sich langere Zeit am Hof der Westgoten in Tolosa aufhielt und dabei Theoderich II in Latein unterrichtete 3 Als es 451 zum Krieg der Romer gegen Attila in Gallien kam vermittelte Avitus ein gotisch romisches Bundnis infolgedessen Theoderich I mit seiner gesamten Streitmacht und seinen beiden Sohnen Thorismund und Theoderich II am Feldzug des Aetius teilnahm und massgeblich zum Sieg uber die Hunnen beitrug Allerdings fiel Theoderich I in der Schlacht auf den Katalaunischen Feldern und sein altester Sohn Thorismund wurde noch am Schlachtfeld zum neuen Westgotenkonig ausgerufen 4 Offenbar gab es schon damals Spannungen zwischen den altesten Sohnen des gefallenen Konigs da Aetius den Thorismund zur raschen Heimkehr in seine Hauptstadt Tolosa bewegen konnte indem er vor einer ansonsten drohenden Machtubernahme durch seine jungeren Bruder warnte 5 Ausloser fur den tatsachlich bald erfolgten Widerstand gegen die Regierung des Thorismund scheint dessen feindliche Einstellung gegenuber den Romern gewesen zu sein Zusammen mit seinem jungeren Bruder Frederich beseitigte schliesslich Theoderich II im Jahr 453 Thorismund und wurde neuer Westgotenkonig 6 Erste Herrschaftsphase 453 457 Einklang mit dem Westromischen Reich BearbeitenDas Westgotenreich war zu Beginn der Regierung Theoderichs II ein mit dem Westromischen Reich verbundeter Staat im heutigen Aquitanien Im Auftrag Roms ging sein Bruder Frederich 454 in Hispanien gegen die aufstandischen Bagauden unter Basilius vor 7 Offenbar auf Druck Theoderichs II retournierte auch sein Schwager der Suebenkonig Rechiar den Romern die spanische Provinz Carthaginiensis 8 Die Frage ob ein Foderativverhaltnis mit Rom noch nutzlich sei stellte sich Theoderich II als Aetius von Kaiser Valentinian III beseitigt wurde und dieser schon am 16 Marz 455 ebenfalls gewaltsam ums Leben kam 9 Avitus bemuhte sich daher zunachst den Westgotenkonig durch den Offizier Messianus weiter auf proromischem Kurs zu halten und nach seiner Reise nach Tolosa konnte er ihn zur Erneuerung des Bundnisses mit Rom und zur Unterstutzung von Kaiser Petronius Maximus uberreden 10 Weil dieser aber bald darauf am 31 Mai 455 auf der Flucht aus Rom das von den Vandalen verheert worden war ermordet wurde drangte Theoderich II den Avitus zur Annahme des Kaisertitels Die beiden Manner reisten nach Arelate und Avitus wurde unweit dieser Stadt in Ugernum am 9 Juli 455 mit dem Einverstandnis der gallischen Senatoren zum neuen Kaiser ausgerufen und ging dann in Begleitung eines westgotischen Kontingents nach Italien 11 Auf der Iberischen Halbinsel fielen die Sueben Rechiars inzwischen in die Provinz Carthaginiensis und damit in romisches Territorium ein und reagierten auf einen durch eine Gesandtschaft ubermittelten Friedensappell des Theoderich II mit dem Eindringen in die romische Provinz Tarraconensis 12 Da auch ein zweites Friedensgesuch des Westgotenkonigs ignoriert wurde zog er mit militarischer Unterstutzung der verbundeten Burgunden unter ihrem Konig Gundioch gegen Rechiar zu Felde und besiegte diesen am 5 Oktober 456 am kleinen Fluss Urbicus heute orbigo unweit von Asturica 13 Rechiar fluchtete nach Galicien und wurde von Theoderich II verfolgt der am 28 Oktober 456 die Metropole der Sueben Bracara einnahm und trotz der romischen Gesinnung ihrer Burger grausam ausplundern liess Im Dezember 456 wurde Rechiar in Portus Cale ergriffen und auf Befehl des Westgotenkonigs hingerichtet 14 Der Warne Agiulf wurde von Theoderich II zum neuen Statthalter des Suebenreichs in Galicien ernannt 15 doch konnte sich Maldras zum Konig uber einen Teil der Sueben aufschwingen 16 Der Westgotenkonig durchzog anschliessend die Baetica erfuhr aber in Emerita vom Aufstand des Agiulf sowie vom Sturz und bald darauf Anfang 457 erfolgten Tod seines Freundes des Kaisers Avitus 17 Er entschloss sich daher zur Heimkehr in sein Reich und reiste im April 457 von Emerita nach Gallien zuruck Nur ein Teil seiner Streitmacht blieb zu weiteren Kampfen in Spanien stationiert Dort litten aber oft auch die Romer unter Ubergriffen der Goten obwohl sie als ihre Schutzmacht galten Ein gotisches Teilheer verwustete Asturica und Palantia musste aber bei Castrum Coviacense eine Niederlage einstecken und nach Gallien heimkehren 17 Immerhin konnte eine weitere gotische Armee Agiulf besiegen Die Hinrichtung des Rebellen erfolgte im Juni 457 in Portus Cale 18 Zweite Herrschaftsphase 457 466 Expansion auf Kosten der Westromer BearbeitenSpatestens seit dem Tod des Avitus dehnte Theoderich II sein Reich auf Kosten von Territorien des westromischen Imperiums aus da dieses durch standige Pratendentenkampfe um den Kaiserthron nur noch eine schwache Reichsgewalt aufwies Trotzdem gab sich der Westgotenkonig weiterhin als Bevollmachtigter Roms aus ohne je ein wirkliches Reichsamt auszuuben Als der Westgotenkonig von Spanien kommend wieder in Gallien eintraf verhinderte er die Erhebung des Marcellus zum neuen Kaiser die gallische Adlige betrieben hatten Ein betuchter Aufsteiger namens Paeonius hatte sich wiederum zum Pratorianerprafekten von Gallien gemacht doch akzeptierte der Westgotenkonig diese Amtsanmassung In Italien war inzwischen Majorian am 1 April 457 zum neuen Augustus ausgerufen worden Um von dieser Seite drohender Gefahr vorzubeugen ging Theoderich II ein engeres Bundnis mit den Burgunden ein Das Territorium Gundiochs wurde um Teile der Provinzen Maxima Sequanorum und Lugdunensis Prima vergrossert auch Lugdunum wurde von den Burgunden besetzt 19 Cyrila operierte 458 in der Baetica als westgotischer Feldherr und wurde im nachsten Jahr durch Sunierich ersetzt 20 Ausserdem waren Boten Theoderichs II aber auch des Vandalenkonigs Geiserich im Jahr 458 bei den Sueben wahrscheinlich suchten sie wenn auch vergeblich ein gemeinsames Bundnis gegen den neuen romischen Kaiser zu schmieden 21 Majorians Freund der gallische Heermeister Aegidius gewann die Unterstutzung der Salfranken und konnte noch vor Theoderich II die bedeutende Stadt Arelate Sitz der gallischen Prafektur besetzen Die Belagerung dieser Stadt durch die Westgoten wurde durch ein vom romischen Kaiser Anfang 459 herangefuhrtes Entsatzheer aufgehoben das gemeinsam mit Truppen des belagerten Aegidius die gotische Armee schlug Doch wollte Majorian aufgrund anderer Plane keine Feindschaft mit Theoderich II und erneuerte den alten Vertrag 22 Majorian beabsichtigte kriegerisch gegen die Vandalen vorzugehen und die Provinz Africa von ihnen zuruckzuerobern Mit der Bekampfung der Sueben betraute er den Westgotenkonig dem er zu diesem Zweck auch romische Verbande unter dem Kommando des Heermeisters Nepotianus als Verstarkung zur Verfugung stellte Die verbundeten Romer und Westgoten waren kurzfristig bei Lucus in Gallaecia siegreich und bemuhten sich durch Boten vergeblich um Frieden mit den Sueben Nachdem Sunierich bei Scallabis in Lusitanien einen Sieg errungen hatte liess der Suebenfuhrer Frumarius unter gotischem Druck im November 460 den drei Monate lang gefangengehaltenen Bischof und Chronisten Hydatius frei 23 Der Patricius Ricimer liess am 7 August 461 Kaiser Majorian ermorden und setzte am 19 November 461 als neuen Augustus Libius Severus ein der aber vom ehemaligen Heermeister Aegidius bekampft wurde Theoderich II verbundete sich mit Ricimer und liess 462 durch seinen Bruder Frederich unter dem Vorwand der Unterstutzung des neuen Kaisers Narbo besetzen 24 Damit sicherten sich die Westgoten den seit geraumer Zeit erstrebten Zugang zum Mittelmeer und die Verbindungen zur Iberischen Halbinsel Dafur zog der Bruder des Westgotenkonigs Frederich fur den romischen Kaiser gegen Aegidius ins Feld der sich aber die Hilfe der Salfranken unter Childerich I gesichert hatte Zwar konnte Frederich seinen Widersacher aus Sudgallien verdrangen und zur Loire zuruckwerfen wurde aber 463 in der Schlacht bei Orleans von Aegidius besiegt und fiel wahrend der Schlacht die Westgoten mussten sich daraufhin zuruckziehen 25 In Spanien hatte Theoderich II 462 den kaiserlichen Feldherrn Nepotianus abgesetzt an seine Stelle trat Arborius Die Pratendentenkampfe zwischen den Anwartern auf die Herrschaft uber das gesamte Suebenreich gingen weiter Palagorius schickte aus Gallaecia Gesandte zu den Westgoten Der gegen Frumarius um den Thron rivalisierende Remismund oder Rechimund wandte sich an Theoderich II um Hilfe und verhandelte zweimal personlich mit ihm Doch konnte er erst 464 nach dem Tod des Frumarius die alleinige Herrschaft uber alle Sueben erringen und verbundete sich nun mit Theoderich II An diesem Vertrag hatte aber das romische Reich keinen Anteil mehr Zur Bekraftigung des Bundnisses erhielt Remismund eine wohl aus dem Konigshaus stammende Westgotin zur Gemahlin 26 Ausserdem sollten die Sueben durch den 464 oder 466 entsandten westgotischen Missionar Ajax zum Arianismus bekehrt werden Vermutlich wurden damals auch die Grenzen des Suebenreichs so festgelegt dass es nun die nordliche Provinz Lusitania und die im Osten verkleinerte Provinz Gallaecia einnahm Dort besetzte Theoderich II allerdings die campi Gallaecia und Palantia durch das strategisch bedeutsame Strassen von Aquitanien nach Nordwest Spanien fuhrten Zwar konnte er in Sudspanien noch keine dauerhaften Eroberungen machen doch ruckten die Westgoten 464 trotzdem zur starksten Macht in Spanien auf Nach dem Abschluss des Bundnisses mit den Sueben holte Theoderich II Truppen aus Spanien ebenso wie den Arborius nach Gallien zuruck um fur weitere Kampfe mit Aegidius gerustet zu sein der aber noch 464 starb Daraufhin ruckten die Westgoten nach Norden vor ohne aber Orleans einnehmen zu konnen Salla ging 466 als Gesandter Theoderichs II an den Hof von Remismund 27 Ob das Edictum Theoderici auf Theoderich II zuruckgeht ist umstritten Im Jahr 466 wurde Theoderich II von seinem jungeren Bruder Eurich in Tolosa ermordet 28 der darauf sein Nachfolger als westgotischer Konig wurde und die formale Unabhangigkeit vom Romischen Reich erreichte Zeugnis des Sidonius Apollinaris BearbeitenSidonius Apollinaris berichtet in einem Brief 29 an seinen Schwager Agricola einem Sohn des romischen Kaisers Avitus recht anschaulich uber das Aussere und Benehmen von Theoderich II sowie uber dessen Hof In dem Schreiben wird u a von der taglichen aber nicht aus innerer Uberzeugung erfolgten Teilnahme des Konigs am Gottesdienst berichtet Sowohl der Schreiber als auch der Adressat waren romischer Abstammung die dementsprechend die Perspektive des zitierten Briefes ebenso bestimmt wie die Freundschaft der beiden Manner zum Westgotenherrscher Obwohl diese Schilderung in einer Epistel naturlich keine vollstandige Beschreibung von Theoderich II und seinem Hof gibt stellt sie das beste biographische Zeugnis eines germanischen Konigs vor Einhards Lebensbeschreibung Karls des Grossen dar Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Theoderich II Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienLiteratur BearbeitenWilhelm Ensslin Theoderich 2 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band V A 2 Stuttgart 1934 Sp 1740 1744 Gerd Kampers Theoderich In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Bd 30 2005 S 414 415 Herwig Wolfram Die Goten 4 Auflage Munchen 2001 Einzelnachweise Bearbeiten Namensvarianten bei antiken Autoren Theodericus Theodoricus Theudoricus Theoderidus und andere Zusammengestellt nach Wilhelm Ensslin Theoderich 2 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band V A 2 Stuttgart 1934 Sp 1740 1744 hier Sp 1740 Dies wird aus einer Angabe von Sidonius Apollinaris carmen 7 505 geschlossen wo Theoderich II Alarich als Grossvater bezeichnet denn der Autor durfte sich bei der Angabe dieses Verwandtschaftsverhaltnisses keine dichterische Freiheit erlaubt haben Wilhelm Ensslin Sp 1740 Sidonius Apollinaris carmen 7 495 ff Jordanes De origine Getarum 36 187 41 215 u a Jordanes De origine Getarum 41 216 Prosper Tiro Chronik 1371 in MGH Auctores antiquissimi AA 9 Chronica minora 1 S 483 Hydatius Chronik 156 in MGH AA 11 Chronica minora 2 S 27 Isidor Historia Gothorum Vandalorum Suevorum 30 in MGH AA 11 S 279 Gregor von Tours Zehn Bucher Geschichten 2 7 Hydatius Chronik 158 in MGH AA 11 S 27 Hydatius Chronik 168 in MGH AA 11 S 28 Sidonius Apollinaris carmen 7 398 ff Sidonius Apollinaris carmen 7 366ff 7 398ff 7 431 ff Sidonius Apollinaris carmen 7 506ff 7 571ff Hydatius Chronik 163 in MGH AA 11 S 27 Marius von Avenches Chronik ad annum 455 in MGH AA 11 S 232 Johannes Antiochenus Fragment 202 bei Karl Muller Hrsg Fragmenta Historicorum Graecorum FHG 4 616 Hydatius Chronik 168 170 in MGH AA 11 S 28 Jordanes De origine Getarum 44 229 ff Hydatius Chronik 172f in MGH AA 11 S 28 Jordanes De origine Getarum 44 231f Chronica Caesaraugusta ad annum 458 in MGH AA 11 S 222 Hydatius Chronik 174f in MGH AA 11 S 29 Jordanes De origine Getarum 44 232 Vgl Matthias Springer Warnen In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Nr 33 de Gruyter Berlin 2006 ISBN 978 3 11 018388 7 S 274 281 S 277 Hydatius Chronik 180 in MGH AA 11 S 29 Jordanes De origine Getarum 44 233 a b Hydatius Chronik 186 in MGH AA 11 S 30 Hydatius Chronik 187 in MGH AA 11 S 30 Jordanes De origine Getarum 44 234 Marius von Avenches Chronik ad annum 457 in MGH AA 11 S 232 Fredegar 2 46 Hydatius Chronik 193 in MGH AA 11 S 31 Hydatius Chronik 192 in MGH AA 11 S 31 Hydatius Chronik 197 in MGH AA 11 S 31 Priskos Fragment 27 in FHG 4 103 Paulinus von Perigueux De vita sancti Martini 6 111ff in CSEL 16 193 ff Hydatius Chronik 201 208 in MGH AA 11 S 32 Hydatius Chronik 217 in MGH AA 11 S 33 Hydatius Chronik 218 in MGH AA 11 S 33 Marius von Avenches Chronik ad annum 463 in MGH AA 11 S 232 Chronica Gallica von 452 638 in MGH AA 9 S 664 Priskos Fragment 30 in FHG 4 104 Gregor von Tours Zehn Bucher Geschichten 2 18 Hydatius Chronik 219f 223 226 230 in MGH AA 11 S 33 Hydatius Chronik 228 230 237 in MGH AA 11 S 33 f Hydatius Chronik 237f in MGH AA 11 S 34 Chronica Gallica von 452 643 in MGH AA 9 S 664 Chronica Caesaraugusta ad annum 466 in MGH AA 11 S 222 Marius von Avenches Chronik ad annum 467 in MGH AA 11 S 233 Jordanes De origine Getarum 44 234 45 235 Sidonius Apollinaris Brief 1 2 auszugsweise ubersetzt in Norman Davies Verschwundene Reiche Darmstadt 2013 S 32 f VorgangerAmtNachfolgerThorismundKonige der Westgoten 453 466EurichNormdaten Person GND 118756753 lobid OGND AKS VIAF 74648778 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Theoderich II KURZBESCHREIBUNG jungerer Sohn des Westgotenkonigs Theoderich I GEBURTSDATUM 4 Jahrhundert oder 5 JahrhundertSTERBEDATUM 466 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Theoderich II amp oldid 228758684