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Das St Cyriakusstift war ein Kollegiatstift und religioses Zentrum nordlich der Stadt Worms Es befand sich im heutigen Ortsbereich von Worms Neuhausen Das Cyriakusstift Worms Neuhausen um 1620St Cyriakus im Speyerer Evangelistar aus Neuhausen 1197St Cyriakus heilt die Konigstochter Miniatur aus dem Statutenbuch des Cyriakusstifts Worms 1507 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Aufhebung 2 Gebaude und Besitz 3 Besonderes 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenNach Begrabnisfunden scheint das Gebiet von Neuhausen schon in romischer Zeit besiedelt gewesen zu sein Gemass den historischen Aufzeichnungen des Wormser Bistums und des Klosters Lorsch befand sich spater dort ein frankischer Konigshof der von Konig Dagobert I um 630 in eine Kirche des Hl Dionysius umgewandelt wurde Bischof Samuel von Worms 841 856 auch Abt im Reichskloster Lorsch erwarb aus Rom die Reliquien des Hl Cyriakus einem der hochverehrten 14 Nothelfer und verbrachte sie in die Neuhauser Kirche die schon bald den neuen Heiligen zum Patron erhielt und 847 mit einem Kollegiatstift verbunden wurde 1 Dadurch avancierte sie zu einem Wallfahrtszentrum und es entstand allmahlich auch der Ort Neuhausen als zum Stift gehorige Siedlung Das Cyriakusstift erhielt in der Folgezeit reiche Schenkungen so z B von den Frankenkonigen Ludwig dem Deutschen 869 Arnulf von Karnten 897 und Ludwig IV 906 von Konig Konrad II 1026 sowie von den Wormser Bischofen Burchard I Azecho um 1030 und Adalbert II 1106 Kaiser Heinrich V der das Stift 1111 besuchte liess in der Nahe eine Burg erbauen die 1124 zerstort wurde 2 Zwei Bischofe von Worms wahlten den Ort als Grabstatte auch die sterblichen Uberreste des Grunderbischofs Samuel hat man spater von Lorsch hierher uberfuhrt Zu Beginn der sogenannten Mainzer Stiftsfehde wurden Neuhausen und das Cyriakusstift 1460 von dem thuringischen Grafen Sigmund von Gleichen Oberbefehlshaber des Mainzer Bischofs Diether von Isenburg angegriffen und vollig zerstort 3 Kirche und Stiftsgebaude brannten nieder eine Gruppe Soldner plunderte das Gotteshaus stahl die kostbare Monstranz und brach die bleierne Lade auf in welcher der Leib des Hl Cyriakus lag Die grosse Bleitruhe nahmen sie mit vermutlich zur Herstellung von Musketenkugeln die Reliquien zerstreuten sie auf dem Fussboden Dort wurden sie von den Stiftsherren wieder aufgesammelt und feierlich in den Wormser Dom verbracht wo sie blieben bis das Gotteshaus wieder aufgebaut war Als 1488 Kaiser Friedrich III in Worms weilte stattete er dem renovierten Stift Neuhausen einen Besuch ab um die Reliquien des hl Cyriakus zu besuchen Er erhielt dabei auf seine Bitte hin eine Rippe des Heiligen sowie seine Lebensbeschreibung und ein Bildnis Konig Maximilian I und seine Ehefrau Maria Blanka besuchten die Pilgerstatte ebenfalls als sie sich 1495 zum Reichstag in Worms aufhielten Der spatere Kaiser Maximilian erteilte den Stiftsherren in einer Urkunde von 1498 das Privileg an ihrer Chorkleidung eine Pelzverbramung zu tragen da es sich nach alter Uberlieferung um ein kaiserliches Stift handele in dessen Kapitel der Monarch Sitz und Stimme habe 4 Aufhebung Bearbeiten Kurfurst Friedrich III von der Pfalz loste das Stift begleitet von 70 Reitern am 9 Mai 1565 personlich unter Gewaltanwendung auf die Gefalle zog er zu seinen Gunsten ein die Gebaude verwandte er nach Gutdunken 5 6 7 Hierbei liess er u a von dem Theologen Caspar Olevian sogar den Tabernakel aufbrechen und zerbroselte selbst die vorgefundenen konsekrierten Hostien mit den Handen Die sich widersetzenden Stiftsherren kamen funf Wochen lang in Haft Bilder Statuen Altare und Paramente wurden am nahen Cyriakusbrunnen verbrannt 8 Zuvor hatten die Stiftsherren noch die Cyriakusreliquien in den Dom verbringen konnen wo sie der Obhut des Generalvikars Stephan Holzappel 1576 anvertraut wurden Die Bollandisten Daniel Papebroch und Gottfried Henschen haben sie 1660 noch im Wormser Dom gesehen und beschreiben sie als den mittleren Teil des Gebeins des Hl Cyriakus also vermutlich der Torso Seit der Einascherung von Worms am 1 Mai 1689 im Pfalzischen Erbfolgekrieg verlieren sich ihre Spuren Der Pfalzer Kurfurst war zwar Schirmvogt des Cyriakusstiftes jedoch gehorte es zum Temporalbesitz des Bistums Worms Dieses verklagte den Kurfursten bereits 1565 vor dem Reichstag auf Ruckgabe 1566 erliess Papst Pius V ein Dekret an die Kurpfalz das Cyriakusstift an den Wormser Bischof zuruckzuerstatten Kaiser Maximilian II folgte ihm 1576 Erst 1706 gelangte das Bistum Worms nach zahllosen Beschwerden und Verhandlungen wieder dauerhaft in den Besitz des Stiftes Dieses lebte jedoch nicht mehr auf sondern der Bischof richtete in den Gebauden mit der Stiftung Hospital Neuhausen zu Horchheim ein Waisenhaus und ein Hospital mit zugehoriger Kirche ein Ende des 18 Jahrhunderts im Ersten Koalitionskrieg verwandelte die franzosische Revolutionsarmee den Komplex in ein Lazarett mit Kriegsmagazinen und steckte ihn bei ihrem Abzug in Brand Alle Stiftsgebaude brannten nieder und wurden nicht wieder aufgebaut Die Ruinen dienten als Steinbruch und verschwanden vollig Gebaude und Besitz Bearbeiten nbsp Das Cyriakusstift Neuhausen mittig mit A und rechts davon Kloster Liebenau B Das Stift bestand aus 30 Kanonikern und musste eine grossere Anzahl umliegender Hauser besessen haben da in einem Kollegiatstift die Kleriker in eigenen Hausstanden und nicht klosterlich leben Ebenso gab es Gemeinschaftsgebaude wie Kapitelhaus Kreuzgang Stiftsschule Dormitorium die Neuhauser Regel sah eine gemeinsame Nachtruhe vor Bibliothek u a Den Mittelpunkt bildete die St Cyriakuskirche von der es nur noch eine Zeichnung gibt demnach hatte sie romanischen Baustil mit gotischen Zusatzen In ihr ruhten drei Wormser Bischofe namlich der Grunder Samuel von Worms Hildebold 998 und Adalbert II 1107 Rundum war das Areal mit Mauern befestigt westlich davon stand als Vorwerk die ehemalige Burg Kaiser Heinrichs V welche zur Ruine geworden 1299 in das Nonnenkloster Liebenau umgewandelt wurde das zusammen mit dem Cyriakusstift unterging Das Cyriakusstift Neuhausen besass neben dem Eigentum der Gemarkung Neuhausen Streubesitze von Latifundien hauptsachlich im Wormsgau und im Gebiet des alten Bistums Worms Es hatte das Patronatsrecht der Kirchen in Alsheim Eppelheim Eppstein Frankenthal Herrnsheim Ilvesheim Kirchheim Heidelberg Morstadt Obersulzen Offstein Ruchheim und Weisenheim am Sand In Frankenthal Eppstein und in Ludwigshafen Ruchheim tragen die ortlichen katholischen Kirchen bis heute das seltene Cyriakus Patrozinium in Weisenheim am Sand hat man den Kirchenpatron gewechselt im Ortswappen weist jedoch der Martyrer Palmwedel auf den alten Patron St Cyriakus bzw das Stift Neuhausen hin 9 Besonderes Bearbeiten nbsp Christusdarstellung im Speyerer Evangelistar aus NeuhausenDer ehemalige Kustos des Cyriakusstiftes Conrad von Danne bzw Konrad von Tann liess um 1220 10 fur Neuhausen ein Evangelienbuch fertigen das er spater mit nach Speyer nahm als er dort Bischof wurde Es befindet sich heute unter der Bezeichnung Speyerer Evangelistar oder Codex Bruchsaliensis 1 in der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe und enthalt auch eine Darstellung des Hl Cyriakus 11 12 Im Germanischen Nationalmuseum zu Nurnberg wird das Statutenbuch des Wormser Cyriakusstiftes verwahrt Es ist mit drei schonen Miniaturen geschmuckt und stammt aus dem Jahre 1507 Literatur BearbeitenCarl J H Villinger Beitrage zur Geschichte des St Cyriakusstiftes zu Neuhausen in Worms Der Wormsgau Beiheft Band 15 Verlag Stadtbibliothek Worms Worms 1955 Philipp Walter Fabry Das St Cyriacusstift zu Neuhausen bei Worms Der Wormsgau Beiheft Band 17 Verlag Stadtbibliothek Worms Worms 1958 Weblinks BearbeitenZur Geschichte von Neuhausen 10 Juni 2016 Webseite uber das Cyriakusstift und den Ort Neuhausen Offizielle Webseite des Ortsteils Worms Neuhausen Cod Bruchsal 1 in den Digitalen Sammlungen der Badischen LandesbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten nbsp Grabplatte des Bischofs Hildebold 998 Zeichnung von Johann Friedrich Schannat Charlotte Warnke Das Kanonissenstift St Cyriakus zu Gernrode im Spannungsfeld zwischen Hochadel Kaiser Bischof und Papst In Irene Crusius Hrsg Studien zum Kanonissenstift Veroffentlichungen des Max Planck Instituts fur Geschichte Bd 167 Studien zur Germania Sacra Bd 24 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2001 ISBN 3 525 35326 X S 201 274 hier S 223 Scan in der Google Buchsuche zum Erwerb der Cyriakusreliquien aus Rom Carl Villinger Beitrage zur Geschichte des St Cyriakusstiftes zu Neuhausen in Worms 1955 S 14 Plunderung unter Graf Sigmund von Gleichen 1460 Siehe Christian von Stramberg Denkwurdiger und nutzlicher Rheinischer Antiquarius welcher die wichtigsten und angenehmsten geographischen historischen und politischen Merkwurdigkeiten des ganzen Theinstroms von seinem Ausflusse in das Meer bis zu seinem Ursprunge darstellt Abt 3 Mittelrhein Band 1 Rud Friedr Hergt Coblenz 1853 OCLC 81871783 Scan in der Google Buchsuche Johann Friedrich Schannat Historia episcopatus Wormatiensis Band II Varrentrapp Frankfurt a M 1734 lateinisch Scan In digitale sammlungen de abgerufen am 31 Mai 2017 Ludwig Hausser Geschichte der Rheinischen Pfalz nach ihren politischen kirchlichen und literarischen Verhaltnissen Bd 2 J C B Mohr Heidelberg 1845 OCLC 444876255 S 27 Scan in der Google Buchsuche zur Aufhebung von Neuhausen Neues Archiv fur die Geschichte der Stadt Heidelberg und der Kurpfalz Bd 6 Kommission fur die Geschichte der Stadt Koster Heidelberg 1905 DNB 011228539 Snippet Ansicht in der Google Buchsuche Burkhard Gotthelf Struve Ausfuhrlicher Bericht von der Pfalzischen Kirchen Historie in sich fassend die verschiedenen Religions Veranderungen und den Kirchen Staat in der Chur Pfaltz und andern Pfaltzischen Landen von Beginn der Reformation an biss auf gegenwartige Zeiten Johann Bernhard Hartung Frankfurt 1721 OCLC 165917129 S 173 Scan in der Google Buchsuche zeitgenossischer Bericht uber die Vorkommnisse bei der Aufhebung des Stiftes Neuhausen Meinrad Schaab Geschichte der Kurpfalz Bd 2 Neuzeit W Kohlhammer Stuttgart Berlin Koln 1992 ISBN 3 17 009877 2 Snippet Ansicht in der Google Buchsuche Verhalten des Kurfursten bei der Aufhebung Weisenheim am Sand In freinsheim de abgerufen am 31 Mai 2017 Wappen der Ortsgemeinde Weisenheim am Sand Wappenbeschreibung im unteren Seitenbereich Titelaufnahme Digitalisat des Codex Bruchsaliensis 1 In blb karksruhe de Badische Landesbibliothek abgerufen am 31 Mai 2017 Ellen Beer Badische Landesbibliothek Karlsruhe Initial und Miniatur Buchmalerei aus neun Jahrhunderten in Handschriften der Badischen Landesbibliothek Jubilaumsausstellung 1965 Ausstellungskatalog Hrsg von Franz Anselm Schmitt 2 Aufl Feuermann Basel 1965 DNB 452220297 S 32 Snippet Ansicht in der Google Buchsuche zum Evangelistar des Konrad von Tanne Forschungen und Fortschritte Nachrichtenblatt der deutschen Wissenschaft und Technik Band 5 Hrsg von Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin Akademie der Wissenschaften in Gottingen Bayerische Akademie der Wissenschaften Osterreichische Akademie der Wissenschaften VDI Verlag Berlin 1929 ISSN 0367 2794 S 58 Snippet Ansicht in der Google Buchsuche zum Speyerer Evangelistar 49 644429588889 8 3523505925 Koordinaten 49 38 39 9 N 8 21 8 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Cyriakusstift Worms amp oldid 241093461 Besonderes