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Schloss Hueth gesprochen Huth moglicherweise fruher auch unter dem Namen Bruckhuet bekannt 1 ist ein Wasserschloss etwa 1 5 Kilometer nordlich des Reeser Ortsteils Bienen im nordrhein westfalischen Kreis Kleve Schloss Hueth Vorderansicht mit Brucke und Rundturm Schon kurz nach der Errichtung im 14 Jahrhundert durch die Ritter von Hekeren auch Heckeren wurde die mittelalterliche Anlage ein Lehen Kurkolns Ende des 14 oder zu Beginn des 15 Jahrhunderts kam die damalige Burg an die Familie von Wylich in deren Besitz sie fur mehr als drei Jahrhunderte verblieb Im 17 Jahrhundert zu einem Schloss umgestaltet wurde Hueth wegen finanzieller Probleme in der ersten Halfte des 18 Jahrhunderts an Friedrich Wilhelm von Borcke verkauft Seine Familie gestaltete das Herrenhaus der Anlage im Stil des Rokokos um Durch Heirat und Erbschaft kam Schloss Hueth im 19 Jahrhundert an die Familie von Wittenhorst Sonsfeld die heute noch Eigentumerin ist Da sie die seit dem Zweiten Weltkrieg mehrheitlich zerstorten Gebaude privat nutzt ist die Anlage fur die Offentlichkeit nicht zuganglich Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beschreibung 2 1 Vorburg 2 2 Haupthaus 3 Literatur 4 Weblinks 5 Einzelnachweise und AnmerkungenGeschichte Bearbeiten nbsp Schloss Hueth auf einem Stich von Paul van Liender nach einer Zeichnung von Jan de Beijer aus dem Jahr 1742Am 24 Juni 1361 erklarte der Ritter Rutger von Hekeren Johann der Graf von Kleve habe ihm erlaubt im Huether Bruch eine Burg zu errichten 2 Die Anlage wurde der Nachfolgebau eines Rittersitzes der etwa einen Kilometer nordostlich der neuen Burgstelle gestanden hatte und im Jahr 1346 abgebrannt war 3 Drei Jahre spater trug Rutger die neu erbaute Burg gemeinsam mit seiner Frau Odilia am 21 September 1364 ausgerechnet dem Kolner Erzbischof Engelbert III und damit dem grossten Konkurrenten der Klever Grafen im Kampf um die Macht in der Gegend um Bienen zu Lehen auf und machte es gleichzeitig zu einem Offenhaus des Erzstifts 4 Am Ende des 14 oder zu Beginn des 15 Jahrhunderts kam die Anlage an Adolph von Wylich dem Klever Amtmann in der Hetter seit 1394 Er vermachte die Burg Hueth im Februar 1428 3 seinem Sohn Godert Die Familie von Wylich stellte in der Folgezeit fast ausnahmslos den Klever Amtmann in der Hetter sodass ihre Burg offizieller Amtssitz wurde 1608 wurde Johann Christoph von Wylich aufgrund der durch seinen Vater erworbenen Herrschaft Lottum an der Maas zum Freiherrn ernannt Daran anschliessend nannten sich die Mitglieder der Huether Wylichs von Wylich Lottum Wahrend des Achtzigjahrigen Krieges plunderten spanische Truppen unter ihrem Kommandanten Francisco de Mendoza 1598 die Vorburg und steckten sie anschliessend in Brand Bei dem Feuer wurden ein Eckturm sowie alle Wirtschaftsgebaude zerstort Die Kernburg hatten die Spanier indes nicht einnehmen konnen In einem zeitgenossischen Bericht heisst es Dass veste Hauss Huit dess von Willach herren zu Gronstein spoliert und wass an Schaffstellen hoefen und anders dabei gelegen abgebrandt 5 Ab 1614 gehorte das Herzogtum Kleve zu Brandenburg Preussen 1647 erhielt Johann Sigismund von Wylich zu Lottum Hueth samt dem Dorf Bienen und den umliegenden Bauerschaften zu Lehen Seine Familie baute die Burg in der zweiten Halfte des 17 Jahrhunderts zu einem reprasentativen Schloss um 6 Dabei wurde der Wassergraben der Haupt und Vorburg voneinander trennte verfullt 7 und die Zugbrucke zur Vorburg durch eine feste Steinbrucke ersetzt An die Stelle des niedergelegten Torhauses traten zwei die Brucke flankierende Pfeiler Zudem wurde die Wehrmauer rechts und links des Zugangs abgerissen und durch ein schmiedeeisernes Gitter ersetzt Im Vorburgareal liessen die Bauherren entlang der Ringmauer an der Nord und Sudseite langgestreckte Gebaudetrakte errichten und an deren Westenden mit Rundturmen verbinden Johann Sigismund folgte als Besitzer Hueths sein Sohn Philipp Karl der 1701 in den Grafenstand erhoben wurde Er war preussischer Generalfeldmarschall sowie Gouverneur der Festung Wesel und grundete 1712 die evangelisch reformierte Kirchengemeinde Hueth fur die er im sudlichen Vorburgflugel einen Betsaal einrichtete Zur Hochzeit seines Sohnes Johann Christoph mit der Freiin Hermine Alexandrine von Wittenhorst Sonsfeld am 26 Juli 1714 auf Schloss Hueth war auch der preussische Konig Friedrich Wilhelm I anwesend Als die Besitzerfamilie 1736 8 hoch verschuldet war verkaufte sie Schloss Hueth samt der dazugehorigen klevischen Unterherrschaft fur 40 110 Reichstaler 9 an den in preussischen Diensten stehenden Friedrich Wilhelm von Borcke 1730 war er zum Prasidenten der Kriegs und Domanenkammer in Minden und Kleve ernannt worden und war deshalb auf der Suche nach einem standesgemassen Wohnsitz in der Gegend um Kleve 10 Seine Familie wurde 1790 3 in den Grafenstand erhoben und blieb bis 1872 Besitzerin der Schlossanlage In der zweiten Halfte des 18 Jahrhunderts liessen die von Borckes das Herrenhaus von Hueth im Stil des Rokokos umgestalten Dabei wurde der bis dahin existierenden Treppenturm in der Mittelachse des Gebaudes abgerissen und samtliche gotischen Giebel entfernt nbsp Stich des Herrenhauses samt Archivturm nach einer Zeichnung von Friedrich Putzer ca 1892Friedrich Wilhelms Enkel Friedrich Heinrich richtete im Schloss eine Sternwarte und ein Naturalienkabinett ein Er war ein enger Freund des Feldmarschalls Blucher der eines Morgens nach einem langen Zechgelage mit seinem Pferd die Treppe zum ersten Stock hinaufgeritten sein soll um seinen Freund zu wecken Doch die Familie von Borcke erlebte einen allmahlichen wirtschaftlichen Niedergang und Hueth wurde 1846 aus den Matrikeln der landtagsfahigen Rittergutern gestrichen 9 Als Friedrich Heinrichs Sohn 1872 ohne Nachkommen starb erbte seine Schwester Bernhardine das Schloss Durch ihre Heirat mit einem Mitglied der Familie von Wittenhorst Sonsfeld kam es nach ihrem Tod in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts an die Familie ihres Mannes Diese liess im 19 und zu Beginn des 20 Jahrhunderts die Schlossbrucken erneuern und nordlich der Schlossinsel einen modernen Wirtschaftshof errichten Vor 1945 fanden umfangreiche Sanierungsarbeiten an den Gebauden statt denn die Stadt Oberhausen plante im Schloss ein Erholungsheim einzurichten 11 Im Zweiten Weltkrieg wurde die Schlossanlage befestigt und sollte vom Volkssturm verteidigt werden doch bei den schweren Kampfen um den Rheinubergang der Alliierten am 26 und 27 Marz 1945 wurde sie von zahlreichen Bomben und Granaten getroffen die den sudlichen Teil der Vorburg und das Haupthaus zerstorten Das ausgebrannte Herrenhaus wurde schliesslich um 1960 12 abgetragen lediglich ein Wehrturm blieb als dachlose Ruine erhalten Die Anlage ist bis heute Eigentum der Familie von Wittenhorst Sonsfeld die sie immer noch bewirtschaftet Sie liess den unversehrten Nordflugel der Vorburg instand setzen und zu Wohnzwecken fur sich umbauen Wegen der privaten Nutzung ist das Schloss nicht zu besichtigen Beschreibung Bearbeiten nbsp Lageplan der SchlossanlageDie heute noch erhaltenen Bausubstanz von Schloss Hueth steht auf einer etwa 50 100 Meter 13 messenden wasserumwehrten Schlossinsel deren Areal im Vergleich zur Umgebung leicht erhoht und von einer Boschungsmauer eingefasst ist Die Anlage war vor der Zerstorung des Haupthauses im Zweiten Weltkrieg eine zweiteilige Anlage die aus einem dreiflugeligen Herrenhaus und einer westlich vorgelagerten Vorburg bestand deren Areal etwa doppelt so gross wie das des Haupthauses war Die beiden Areale waren fruher durch einen Wassergaben voneinander getrennt der heutzutage zwar verfullt jedoch immer noch als schwache Bodensenke zu erkennen ist Schloss Hueth wies damit grosse Ahnlichkeit mit Haus Winnenthal in Xanten auf das fur mehr als 150 Jahre ebenfalls im Besitz der Familie von Wylich gewesen ist Vorburg Bearbeiten Die Vorburg Hueths bestand fruher aus zwei sich gegenuberliegenden Gebaudeflugeln aus Backstein die sich an die Innenseite der nordlichen und sudlichen Ringmauer mit Wehrgang und Schiessscharten anlehnten An ihren westlichen Enden standen runde Eckturme aus dem 16 Jahrhundert 6 die ein Kegeldach besassen Die ostlichen Halften der beiden Flugel wurden im Laufe der Zeit abgebrochen Der Sudtrakt war spateren Datums als der nordliche Teil und zudem etwas hoher 12 Er grenzte im Osten an den sudlichen Herrenhausflugel ehe sein ostlicher Teil abgerissen wurde Ubrig sind davon noch zwei Kellerraume mit Tonnengewolben 12 Die westliche Halfte des Sudflugels besass im Erdgeschoss eine Mauerstarke von 1 5 Metern und war von drei Kreuzgewolben uberspannt 14 Im Obergeschoss befand sich der noch 1891 umgebaute sogenannte Konigssaal 14 Von der westlichen Halfte des sudlichen Vorburgflugels stehen heute nur noch die Aussenmauern Der westliche etwa 30 9 Meter 15 messende Teil des Nordflugels ist hingegen noch vollstandig erhalten Seine zwei Geschosse sind an der grabenseitigen Aussenmauer durch einen Backsteinfries voneinander abgegrenzt Ein solcher fand sich einst auch an dem nicht mehr erhaltenen Herrenhaus 16 Vermauerte Schiessscharten zeugen von seiner einstigen Wehrhaftigkeit Die Mauern seines runden Eckturms der in seinem Inneren ein Kuppelgewolbe besitzt sind 1 6 Meter dick 16 Ehe der Flugel nach dem Zweiten Weltkrieg zu Wohnzwecken umgestaltet wurde beherbergte er Stallungen und eine Remise Eine dreibogige Steinbrucke fuhrt von Westen uber den Schlossgraben zu einem schmiedeeisernen Gittertor das von zwei Backsteinpfeilern mit der Jahreszahl 1687 flankiert wird Auf diesen stehen auf profilierten Natursteinplatten lebensgrosse Sandsteinfiguren Sie gehoren zu einer Gruppen von vier Statuen welche die vier Jahreszeiten darstellen Die ubrigen zwei Figuren stehen auf gemauerten Postamenten vor der Zugangsbrucke nbsp Das Herrenhaus des Schlosses von Norden in den 1920er JahrenHaupthaus Bearbeiten Das dreiflugelige Haupthaus stammte im Kern aus dem 14 Jahrhundert und stand im ostlichen Bereich der Schlossinsel Seine alteste Bausubstanz fand sich im mittleren und im sudlichen Trakt des Gebaudes 14 Nach einer Umgestaltung zur Zeit des Barocks prasentierte es sich als zweigeschossiger Bau mit Mansarddach dessen Langseiten durch Fenster in acht Achsen unterteilt war Auf der zur Vorburg gewandten Seite waren die drei mittleren Achsen der Fassade durch einen Dreiecksgiebel bekront Unter der Familie Borcke war es im Inneren reich ausgestattet Unter anderem beherbergte es eine 1000 Bucher umfassende Bibliothek rund 70 Olgemalde und eine wertvolle Sammlung von 54 Figuren aus Meissner Porzellan 9 An der Ostecke besass das Herrenhaus einen machtigen Rundturm aus dem 14 Jahrhundert 12 Von ihm ist heute nur noch eine Ruine erhalten Der sogenannte Archivturm mit seinen drei Geschossen hatte 2 5 Meter dicke Mauern und war von einem Kegeldach abgeschlossen Er konnte uber einen erst spater eingebauten ebenerdigen Zugang betreten werden Im Inneren besass er ein sechsseitiges Kuppelgewolbe mit polygonalen Konsolen Das Verlies im Untergeschoss war von einem flachen Kuppelgewolbe abgeschlossen In der Mauerstarke fuhrte eine Wendeltreppe in die beiden oberen Stockwerke in denen ein Kamin sowie eine Abortnische davon zeugten dass sie einst zu Wohnzwecken dienten Literatur BearbeitenPaul Clemen Hrsg Die Kunstdenkmaler des Kreis Rees Die Kunstdenkmaler der Rheinprovinz Band 2 Abt 1 L Schwann Dusseldorf 1892 S 78 80 online Stefan Frankewitz Burgen Schlosser und Herrenhauser in Rees B O S S Goch 2006 ISBN 3 933969 57 3 S 56 61 Walter Luyken Uber Burgen und burgenkundliche Anlagen im Kreis Rees In Heimatkalender fur den Landkreis Rees 1967 S 93 96 Stadt Rees Hrsg Denkmaler in Rees Schloss Hueth Stadt Rees Rees o J PDF 1 MB Jens Wroblewski Andre Wemmers Theiss Burgenfuhrer Niederrhein Konrad Theiss Stuttgart 2001 ISBN 3 8062 1612 6 S 74 75 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schloss Hueth Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten S Frankewitz Burgen Schlosser und Herrenhauser in Rees S 57 Theodor Joseph Lacomblet Urkundenbuch fur die Geschichte des Niederrheins oder des Erzstifts Coln der Furstenthumer Julich und Berg Geldern Meurs Kleve und Mark und der Reichsstifte Elten Essen und Werden Band 3 Wolf Dusseldorf 1853 Urkunde 619 online a b c Stadt Rees Denkmaler in Rees Schloss Hueth S 2 Theodor Joseph Lacomblet Urkundenbuch fur die Geschichte des Niederrheins oder des Erzstifts Coln der Furstenthumer Julich und Berg Geldern Meurs Kleve und Mark und der Reichsstifte Elten Essen und Werden Band 3 Wolf Dusseldorf 1853 Urkunde 656 online Ernst Heiss Burgen Schlosser Sitze im Kreise Rees Der Niederrhein Eine Schriftenreihe Band 1 Rheinische Nationaldruckerei und Verlag Duisburg 1937 S 11 a b Stadt Rees Denkmaler in Rees Schloss Hueth S 3 Stadt Rees Denkmaler in Rees Schloss Hueth S 3 Stefan Frankewitz mutmasst hingegen in seiner Veroffentlichung dass die Graben moglicherweise schon nach den kriegerischen Ereignissen von 1598 eingeebnet wurden Vgl S Frankewitz Burgen Schlosser und Herrenhauser in Rees S 59 Angabe gemass Stadt Rees Denkmaler in Rees Schloss Hueth S 2 Andere Publikationen nennen andere Jahresangaben die zwischen 1737 und 1742 schwanken a b c S Frankewitz Burgen Schlosser und Herrenhauser in Rees S 58 Informationen zum Schloss Hueth auf der Website des Familienverbands von Borcke Zugriff am 4 Januar 2020 S Frankewitz Burgen Schlosser und Herrenhauser in Rees S 60 a b c d J Wroblewski A Wemmers Theiss Burgenfuhrer Niederrhein S 75 Angabe gemass online verfugbarere topographischer Karte fur Rees a b c P Clemen Die Kunstdenkmaler des Kreis Rees S 79 Angabe gemass online verfugbarer Katasterkarte fur Schloss Hueth a b P Clemen Die Kunstdenkmaler des Kreis Rees S 80 51 813830555556 6 373775 Koordinaten 51 48 49 8 N 6 22 25 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schloss Hueth amp oldid 224686098