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Das Haus Winnenthal auch Schloss Winnenthal und Burg Winnenthal genannt ist eine Schlossanlage zwischen Unterbirten und Alpen Veen im Xantener Stadtbezirk Birten Wohl in der ersten Halfte des 14 Jahrhunderts erbaut 1 gehort sie zu den altesten erhaltenen Wasseranlagen am Niederrhein 2 und war von besonderer strategischer Bedeutung denn sie lag an der heute noch erkennbaren Landwehr welche die Grenze zwischen dem Klever und dem Kurkolner Gebiet markierte Ihre Blutezeit erlebte die Anlage im 15 Jahrhundert als sie umgebaut und erweitert durch den Klever Herzog Adolf II durch dessen Sohn Johann und seine Frau Elisabeth von Burgund bewohnt wurde In der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts zum Teil abgerissen dienten die ubrig gebliebenen Gebaude nachfolgend landwirtschaftlichen Zwecken Nach schweren Beschadigungen im Zweiten Weltkrieg war das Herrenhaus lange Zeit eine Ruine ehe es in den 1980er Jahren wieder aufgebaut wurde und nun gemeinsam mit der Vorburg als Seniorenresidenz genutzt wird HerrenhausflugelEingangsfassade der Vorburg Inhaltsverzeichnis 1 Bewohner und Besitzer 2 Baugeschichte 3 Beschreibung 3 1 Herrenhaus 3 2 Vorburg und Wirtschaftshof 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseBewohner und Besitzer BearbeitenAls das Haus Winnenthal im 14 Jahrhundert erstmals urkundlich erwahnt wurde befand es sich im Besitz der Klever Grafen 1 die den Julicher Herzogen als Eigentumer nachgefolgt waren Spatestens ab Ende des 14 Jahrhunderts diente es als klevischer Amtssitz 1417 fand der Amtmann Lambert Pape urkundlich Erwahnung 3 Winnenthal diente neben der Burg Monterberg lange Zeit als Witwensitz Der Heiratsvertrag Herzog Adolfs von Kleve aus dem Jahr 1399 bestimmte es zum Wittum fur seine erste Frau Agnes einer Tochter des deutschen Konigs Ruprecht von der Pfalz Am 24 Juni 1420 3 legte es der Klever Herzog dann als Witwensitz seiner zweiten Frau Maria von Burgund fest Ab 1440 bewohnte Adolfs altester Sohn Johann die befestigte Anlage Fur ihn und seine Frau Elisabeth von Burgund liess der Herzog Winnenthal aus und umbauen ehe er sie ihm am 11 Mai 1448 3 abtrat In der ersten Halfte des 16 Jahrhunderts kam die Anlage an die Familie von Wylich denn Herzog Johann III gab sie 1532 als Lehen an Theoderich von Wylich 4 Fur mehr als 150 Jahre blieb Winnenthal als Lehen im Besitz dieser Familie Im April 1533 wurde der klevische Erbhofmeister Dietrich Derick von Wylich mit dem Besitz belehnt Ihm folgte 1570 sein Sohn Vinzenz als Lehnsnehmer Nach zahlreichen Auseinandersetzungen mit Kurkoln um Winnenthal erhielt Kleve etwa Mitte des 16 Jahrhunderts endgultig die Jurisdiktion uber das Gebiet 5 Bei einer Teilung des Wylichschen Besitzes unter den Brudern Dietrich und Adolph Hermann im Jahr 1605 erhielt Letzterer unter anderem Winnenthal und wurde am 23 Januar des gleichen Jahres damit belehnt Ihm folgte im November 1648 sein Sohn Dietrich Karl aus der Ehe mit Katharina von Palant Dietrich Karls Enkelin Adriane Alexandrine Hermine Franziska brachte die Anlage 1701 in ihre Ehe mit dem Grafen Johann Arnold Edmund von Leerodt Nach seinem Tod folgte der gemeinsame Sohn Hermann Franz am 28 Mai 1717 als Lehnsnehmer Eine geborene Freifrau von Schilder verheiratete Grafin von Leerodt war das letzte Mitglied dieser Familie das mit Winnenthal belehnt war Nach ihrem Tod im Oktober 1789 folgten mehrere Besitzerwechsel ehe die Anlage an Christian Friedrich von Raesfeld kam Dessen Nachfahrin Charlotte Friederike Antoinette von Raesfeld heiratete 1809 den Freiherrn Karl Kasimir von Reichmeister Er vergrosserte den Besitz durch Ankaufe von 590 auf 1350 Morgen Am 26 August 1839 3 erwarb die Familie von Laak den Besitz liess einen Teil der vorhandenen Gebaude niederreissen und verkaufte ihn 1844 weiter an Johann Anton Schmitz auf der Hubsch der sie fortan zu landwirtschaftlichen Zwecken nutzte Seine Familie nannte sich nachfolgend Schmitz Winnenthal Ruth Underberg deren Mutter aus dieser Familie stammte wuchs auf Haus Winnenthal auf In den 1980er Jahren wechselte die Anlage erneut den Besitzer Erst erwarb sie der Kerpener Unternehmer Herbert Hillebrand 2 und schliesslich ein Investor der sie zu einer Seniorenresidenz umbauen liess Als solche wird Haus Winnenthal auch heute noch unter anderem genutzt Das Seniorenheim Burg Winnenthal ist zentraler Handlungsort des Romans Madelsabend 2018 von Anne Gesthuysen Baugeschichte BearbeitenDie Wurzeln des Hauses Winnenthal sind in einer befestigten Anlage zu suchen die von den Julicher Grafen wahrscheinlich in der ersten Halfte des 14 Jahrhunderts errichtet wurde 1377 wird ein neuer Saal urkundlich genannt was auf den Ausbau einer schon vorhandenen Anlage schliessen lasst 1 Nachdem Winnenthal in den Besitz der Klever Herzoge gekommen war liess Herzog Adolf die derweil heruntergekommenen Gebaude in den 1440er Jahren umfassend erneuern und zu einer zweiteiligen Wasserburg ausbauen Sie bestand aus einer dreiflugeligen Kernburg und einer sudwestlich davon gelegenen Vorburg mit zwei massiven Rundturmen an den Ecken Die beiden Gebaudekomplexe waren durch einen Wassergraben voneinander getrennt 1446 erfolgte die Grundung einer dem heiligen Antonius geweihten Burgkapelle im Ostteil der Kernburg nbsp Haus Winnenthal 1746 Stich nach einer Zeichnung von Jan de BeijerUm 1600 6 fand unter der Familie von Wylich eine Umgestaltung der Hauptburg zu einem Schloss im Stil des Barocks statt Dabei erhielt der nordliche Eckturm des castri nostri Winnendail 7 eine geschweifte zwiebelbekronte Haube Im Zuge der Arbeiten wurde wahrscheinlich auch der Graben zwischen Vor und Kernburg zugeschuttet und zwei zweigeschossige Gebaude errichtet welche die beiden Gebaudekomplexe miteinander verbanden 6 Der Baubestand nach den durchgreifenden Veranderungen ist durch zwei Zeichnungen von Jan de Beijer aus dem Jahr 1746 uberliefert Demnach war das Haus Winnenthal im 18 Jahrhundert eine grosszugig angelegte Vierecksanlage deren Ecken nach den vier Himmelsrichtungen ausgerichtet war Karl Kasimir von Reichmeister 4 errichtete vor 1822 8 sudwestlich des Schlosses einen dreiflugeligen Wirtschaftshof in Hufeisenform Unter der Familie von Laak erfolgte um 1840 6 ein Teilabbruch bei dem der ostliche Teil der Kernburg samt Ostturm und Schlosskapelle niedergelegt wurde Weitere bauliche Veranderungen folgten um die Vorburg fur landwirtschaftliche Zwecke nutzbar zu machen Wahrend des Zweiten Weltkriegs erlitt Haus Winnenthal 1945 schwere Zerstorungen nach denen der verbliebene Nordwest Flugel der Hauptburg nur noch als Ruine existierte Lediglich seine Aussenmauern waren noch erhalten Bei seinem Wiederaufbau wurde die verloren gegangene schiefergedeckte Barockhaube des Nordturms nicht wiederhergestellt sondern durch das heutige Pyramidendach ersetzt Beschreibung Bearbeiten nbsp Stuckdecke im Herrenhaus nbsp Vorburg Sudansicht nbsp WirtschaftshofDas Haus Winnenthal besteht aus einer Vorburg einem dreiflugeligen Komplex von neuzeitlichen Okonomiegebauden sowie dem Herrenhaus Der Wassergraben der die Anlage einst allseitig umgab ist heute nur noch an der Nordwest Seite erhalten Herrenhaus Bearbeiten Das heutige Herrenhaus ist eigentlich nur der verbliebenen Nordost Flugel der einstigen Kernburg Der zweigeschossige Trakt besitzt sechs Fensterachsen und wird von einem Walmdach mit Gauben bedeckt An seiner Nordecke steht ein machtiger Vierecksturm mit drei Geschossen die von einem pfannengedeckten Pyramidendach abgeschlossen sind Das Mauerwerk der beiden Bauten besteht aus Backstein der weiss verputzt ist Fruher waren die Ziegelmauern freiliegend und wiesen nur an den Ecken der Turme Putz auf der eine Bossenquaderung imitierte An der Sudecke der einstigen Kernburg stand ein wuchtiger zweigeschossiger Rundturm dessen Fundamente ebenso wie die hofseitige Mauer des Sudost Traktes am Ende des 19 Jahrhunderts noch erhalten war 4 Im Inneren der Hauptburg war aus kunsthistorischer Sicht besonders der Hauptsaal im Nordwest Flugel erwahnenswert Bis zu seiner Zerstorung 1945 besass er eine uppig dekorierte Stuckdecke mit grossen weiblichen Tragefiguren Putten und Festons Allegorische Gemalde in den Ecken verkorperten die vier Jahreszeiten Das zentrale Gemalde in der Deckenmitte stellte den Menschen in Form eines nackten Kindes als Mittelpunkt der Schopfung dar umgeben von reich gekleideten uppigen Frauenfiguren Die Decke war neben der in der Orangerie des Schlosses Benrath die einzige Barockdekoration dieser Art am Niederrhein 9 Vorburg und Wirtschaftshof Bearbeiten Die dreiflugelige Vorburg aus Backstein besitzt eine Hufeisenform und offnet sich nach Nordosten in Richtung der einstigen Kernburg Ihre grundlegende Gebaudedisposition resultiert aus Umbauten im 19 Jahrhundert um die Gebaude fur einen landwirtschaftlichen Betrieb nutzbar zu machen Die alteste Bausubstanz findet sich in den beiden Rundturmen an der Sud und Westecke Sie besitzen vier Geschosse und werden von einem polygonalen Dach abgeschlossen Ihr heutiges Aussehen erhielten die Gebaude jedoch erst in jungster Zeit als sie fur die Nutzung als Seniorenheim umgestaltet wurden Trotz denkmalpflegerischer Vorbehalte wurden die drei Vorburgflugel modern uberbaut und mit einer dritten Etage aufgestockt 8 Durch die zahlreichen Umbaumassnahmen ging auch im Inneren jegliche originale Bausubstanz im Laufe der Zeit verloren Die Okonomiegebaude des burgahnlichen Wirtschaftshofs liegen sudwestlich der Vorburg und stammen aus dem ersten Viertel des 19 Jahrhunderts Aus den dreiflugeligen eingeschossigen Trakten mit weissem Putz sticht besonders der massige unverputzte Torturm mit rundbogiger Tordurchfahrt hervor Seine drei Geschosse erheben sich auf einem viereckigen Grundriss und werden von einem flachen Zeltdach mit abschliessendem zwiebelbekrontem Uhrturmchen abgeschlossen Literatur BearbeitenPaul Clemen Hrsg Die Kunstdenkmaler des Kreises Moers L Schwann Dusseldorf 1892 Die Kunstdenkmaler der Rheinprovinz Band 1 Abt 3 S 71 72 online Alexander Duncker Die landlichen Wohnsitze Schlosser und Residenzen der ritterschaftlichen Grundbesitzer in der preussischen Monarchie nebst den koniglichen Familien Haus Fideicommiss und Schattull Gutern Band 10 Berlin 1867 68 PDF 238 kB Richard Klapheck Die Baukunst am Niederrhein Band 1 Dusseldorf 1915 1916 S 43 44 323 online Hanns Ott Rheinische Wasserburgen Geschichte Formen Funktionen Weidlich Wurzburg 1984 ISBN 3 8035 1239 5 S 163 164 165 Gregor Spohr Wie schon hier zu vertraumen Schlosser am Niederrhein Pomp Bottrop Essen 2001 ISBN 3 89355 228 6 S 162 163 Jens Wroblewski Andre Wemmers Theiss Burgenfuhrer Niederrhein Konrad Theiss Stuttgart 2001 ISBN 3 8062 1612 6 S 148 149 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Haus Winnenthal Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website der Seniorenresidenz Burg Winnenthal Haus Winnenthal im GenWikiEinzelnachweise Bearbeiten a b c A Wemmers J Wroblewski Theiss Burgenfuhrer Niederrhein S 148 a b G Spohr Wie schon hier zu vertraumen Schlosser am Niederrhein S 162 a b c d A Duncker Die landlichen Wohnsitze Schlosser und Residenzen der ritterschaftlichen Grundbesitzer a b c P Clemen Die Kunstdenkmaler des Kreises Moers S 72 H Ott Rheinische Wasserburgen S 164 a b c A Wemmers J Wroblewski Theiss Burgenfuhrer Niederrhein S 149 Xanten Stiftsarchiv Urk Rep II Nr 875 a b Udo Mainzer Hrsg Jahrbuch der rheinischen Denkmalpflege Band 39 Butzon amp Bercker 2004 ISBN 3 937251 23 5 S 366 R Klapheck Die Baukunst am Niederrhein S 340 online 51 615694444444 6 4838888888889 Koordinaten 51 36 56 5 N 6 29 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Haus Winnenthal amp oldid 221821560