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Dieser Artikel befasst sich mit der Theater der Scala im Nachkriegs Wien Fur das gleichnamige zeitgenossische Theater siehe Theater zum Furchten im Theater Scala Das Neue Theater in der Scala auch Scala Wien war ein Wiener Theater das nach dem Zweiten Weltkrieg von zuruckgekehrten Emigranten und engagierten Antifaschisten vielfach Kommunisten als Sozietat in einem Mitbestimmungsmodell und als progressives Sprechtheater eroffnet wurde Das Johann Strauss Theater um 1909 Inhaltsverzeichnis 1 Mitbestimmungsmodell 2 Spielplan 3 Ensemble 4 Schliessung 5 Literatur 6 EinzelnachweiseMitbestimmungsmodell BearbeitenDas Neue Theater in der Scala wurde nach dem Zweiten Weltkrieg im Gebaude des ehemaligen Johann Strauss Theaters im 4 Wiener Bezirk in der Favoritenstrasse 8 eroffnet Es verfugte uber mehr als 1200 Sitzplatze Nach Verhandlungen mit den Sowjets in deren Sektor sich das Theater befand der Kommunistischen Partei Osterreichs und dem Wiener Kulturamt konnte es als selbstverwaltetes Schauspielertheater seine Pforten offnen Wolfgang Heinz hatte 1948 in Wien nach einer erfolgreichen Auffuhrung des Schauspiels Die russische Frage von Konstantin Simonow vom sowjetischen Hochkommissar Generaloberst Wladimir Wassiljewitsch Kurassow die Freigabe des ehemaligen Grosskinos Scala als Theater erhalten und der Burgermeister hatte ihm die Spielkonzession erteilt Das Theater wurde von einer Gruppe von Sozietaren geleitet man entschied gemeinsam uber Spielplan und Engagements und verstand sich als linke revolutionare Buhne Geplant war ein anspruchsvolles Theater in dem das Volksstuck ebenso gespielt wurde wie Klassiker und zeitgenossische Dramen Die Scala war auch einem volksbildenden Anspruch verpflichtet der das Ensemble zu Vortragen zu szenischen Kostproben aus den Stucken und zur Werbung von Mitgliedern fur die Publikumsorganisation in die Gasthauser der Vorstadt fuhrte um den Arbeitern die Schwellenangst zu nehmen Obwohl grosse Teile des burgerlichen Theaterpublikums die Kommunistenbuhne mieden war das Theater popular Wir haben die Leute eingeladen ins Theater zu kommen und sie haben es getan Am Anfang waren wir leer am Ende ausverkauft 1 In vieler Hinsicht an das Theater von Bertolt Brecht und sein Theater am Schiffbauerdamm in Berlin angelehnt waren niedrige Eintrittspreise ebenfalls programmatisch Der Schauspieler Karl Paryla ubernahm gemeinsam mit Wolfgang Heinz der die Theater Konzession innehatte die Leitung gemeinsam mit den Schauspielern und Regisseuren Gunther Haenel Friedrich Neubauer und Emil Stohr Spielplan BearbeitenAls Eroffnungspremiere des Neuen Theaters in der Scala war am 16 September 1948 mit Johann Nestroys Hollenangst Die Inszenierung dieser politischen kurz nach dem Scheitern der Revolution von 1848 entstandenen Posse sollte in mehrfacher Hinsicht einen programmatischen Akzent setzen Mit Nestroy wurde ein Klassiker des Wiener Volkstheaters in den Spielplan genommen der auch in den Folgejahren neben Shakespeare zu den meistgespielten Autoren der Scala gehorte die Ausgrabung der Hollenangst die seit 1849 nicht mehr gespielt worden war eignete sich zur Kommentierung der Wiener Nachkriegssituation von 1948 Die klassische osterreichische Dramenliteratur von Franz Grillparzer und Volksstucke von Nestroy und Ferdinand Raimund nahmen in der Folge einen breiten Raum ein Am 2 Oktober 1948 kam an der Scala die tragische Posse Der Bockerer von Ulrich Becher und Peter Preses zur Urauffuhrung Regie Gunther Haenel Buhnenbild Teo Otto Titelrolle Fritz Imhoff Alois Seichgruber Karl Paryla Auf dem Spielplan standen aber auch Stucke von Shakespeare Moliere Lessing und G B Shaw russische Dramatiker wie Anton Tschechow Leo Tolstoi Maxim Gorki Nikolai Gogol Alexander Ostrowski von denen viele in der Zeit des Nationalsozialismus nicht gespielt worden waren Therese Giehse spielte 1948 die Greisin Mamouret in Ihr 106 Geburtstag von Jean Sarment Deutschsprachige Erstauffuhrung Zur Auffuhrung gelangten auch Propagandastucke wie Ernst Fischers gegen Josip Broz Tito gerichtetes Schauspiel Der grosse Verrat Die Scala war auch das einzige Theater in Wien das vor dem Hintergrund des Brecht Boykotts 1953 1963 Bertolt Brecht in jenem Ausmass auffuhrte wie es seiner literarischen Bedeutung zukam Bereits am 2 Dezember 1948 kam unter der Regie von Leopold Lindtberg Mutter Courage und ihre Kinder mit Therese Giehse in der Titelrolle zur Auffuhrung Manfred Wekwerths inszenierte 1953 unter der kunstlerischen Leitung von Brecht selbst dessen Stuck Die Mutter mit Helene Weigel Ernst Busch und Otto Tausig eine Neueinstudierung der Inszenierung des Berliner Ensembles aus dem Janner 1951 Kurz vor der Premiere veranstalteten die Theaterfreunde die Publikumsorganisation der Scala noch einen Brecht Abend bei dem der Chor von Brown Boveri eines sowjetisch verwalteten Betriebes von Hanns Eisler komponierte Lieder sang 2 Karl Paryla spielte in der letzten Brecht Auffuhrung in der Scala 1956 die Titelrolle in Brechts Leben des Galilei Der Komponist Hanns Eisler verfasste funf Originalkompositionen fur die Scala Hollenangst 1948 und Eulenspiegel 1953 beide von Nestroy Volpone von Ben Jonson 1953 Lysistrata von Aristophanes 1953 und Hamlet von Shakespeare 1954 Drei weitere bereits komponierte Schauspielmusiken Eislers die ebenfalls in der Scala zum Einsatz kamen waren die Einlagen zu Bertolt Brechts Mutter Courage und ihre Kinder 1948 sowie die Musik zu Die Mutter 1953 und Leben des Galilei 1956 Mit ihrem engagierten Spielplan hat die Scala Wiener Theatergeschichte geschrieben Ensemble BearbeitenZum Ensemble der Scala Wien zahlten unter anderem Karl Paryla Otto Tausig Therese Giehse und Wolfgang Heinz Arnolt Bronnen der 1951 stellvertretender Direktor und Dramaturg wurde und Bertolt Brecht wirkten als Autoren fur das Theater Karl Paryla pragte mit dem am Zurcher Schauspielhaus wahrend der Emigration erarbeiteten Konzept eines von den Schauspielern mitverwalteten Mitbestimmungstheaters massgeblich den Stil der Scala Er spielte den Hamlet und den Othello den Wilhelm Tell und den Liliom begeisterte das Publikum in zahlreichen Raimund und Nestroy Rollen und inszenierte unter anderem Tolstois Auferstehung Grillparzers Der Traum ein Leben und Gogols Der Revisor In Mark Twains Tom Sawyer debutierte sein Sohn Nikolaus Paryla als Kind Den Schauspielern hat es bei uns sehr gefallen berichtet Wolfgang Heinz denn durch die gemeinsame Arbeit wurden wir schnell ein festes Kollektiv Obzwar die meisten keine Kommunisten waren empfanden sie es keineswegs als Belastung dass die Scala als kommunistisches Theater galt Renate Waack Wolfgang Heinz Berlin 1980 Schliessung BearbeitenTrotz Anfeindungen seitens der Wiener Stadtregierung z B dem wiederholten Entzug von Subventionen und Steuererleichterungen sowie der konservativen und sozialdemokratischen Presse der das von der sowjetischen Besatzungsmacht unterstutzte und kunstlerisch erfolgreiche Theater ein Dorn im Auge war konnte die Scala diese Vorsatze weitgehend verwirklichen Trotz des weitgefacherten Angebotes agitierten Journalisten wie Friedrich Torberg und Hans Weigel offentlich gegen die Scala und namentlich gegen Karl Paryla gegen den sie sogar ein Berufsverbot bei den Salzburger Festspielen erwirken konnten und warfen dem Theater die Auffuhrung angeblich kommunistischer Tendenzstucke vor 3 1956 nach Abzug der Besatzungsmachte und nachdem die Kommunistische Partei ihre finanzielle Unterstutzung eingestellt hatte musste das Theater schliessen Die letzte Vorstellung fand am 30 Juni 1956 statt Ein Teil des Ensembles fand eine neue Wirkungsstatte in Ost Berlin Karl Paryla seine Frau Hortense Raky der Scala Leiter Wolfgang Heinz und Erika Pelikowsky fanden an Brechts Theater dem Berliner Ensemble eine neue kunstlerische Heimat in Osterreich gab es fur sie keine Engagements mehr Das Theater wurde 1959 60 abgerissen und wurde so das erste Opfer des Wiener Theatersterbens dem auch das Wiener Burgertheater und Wiener Stadttheater zum Opfer fielen Literatur BearbeitenEvelyn Deutsch Schreiner Karl Paryla Ein Unbeherrschter Otto Muller Verlag Salzburg 1992 ISBN 3 7013 0834 9 Carmen Renate Koper Ein unheiliges Experiment Das neue Theater in der Scala 1948 1956 Wien Locker 1995 ISBN 3 85409 252 0 Wilhelm Pellert Neues Theater in der Scala 1948 1956 Universitat Wien Diss 1978 Katalogzettel Osterreichische Nationalbibliothek Otto Tausig Kasperl Kummerl Jud Eine Lebensgeschichte Nach seiner Erzahlung aufgeschrieben von Inge Fasan Mandelbaum Wien 2005 ISBN 3 85476 149 X Renate Waack Wolfgang Heinz Denken Handeln Kampfen Henschelverlag Berlin 1980 Einzelnachweise Bearbeiten Otto Tausig Kasperl Kummerl Jud Wien 2005 Manfred Mugrauer Ernst Busch in Wien In Mitteilungen der Alfred Klahr Gesellschaft Jg 17 Nr 4 Dezember 2010 S 1 13 Digitalisat PDF 622 kB auf klahrgesellschaft at zitiert nach Michael Hansel ein Lackerl Geifer zu erzeugen In Marcel Atze Marcus G Patka Hrsg Die Gefahren der Vielseitigkeit Friedrich Torberg 1908 1979 Holzhausen Wien 2008 ISBN 978 3 85493 156 0 S 121 Wiener Personlichkeiten 6 48 1953946 16 3685131 Koordinaten 48 11 43 4 N 16 22 6 6 O Theater in Wien Akademietheater Ateliertheater Bronski amp Grunberg Burgtheater Das Off Theater Gloria Theater Kammeroper Kammerspiele Metropol Pygmalion Raimundtheater Renaissancetheater Ronacher Schauspielhaus Schonbrunner Schlosstheater Schubert Theater Serapionstheater Staatsoper TAG Theater an der Wien TheaterArche Theater Brett Theater Drachengasse Theater im Zentrum Theater in der Josefstadt Theater Nestroyhof Hamakom Theater zum Furchten Vienna s English Theatre Vindobona Volksoper VolkstheaterEhemalige Theater in WienApollo Theater Budapester Orpheum Carltheater Exl Buhne Femina Freihaustheater Gruppe 80 Hetztheater Die Insel Johann Strauss Theater Karntnertortheater Kleines Theater in der Praterstrasse Komische Oper Wien Leopoldstadter Theater Neues Theater in der Scala Orpheum Ringtheater Strampfer Theater Thalia Theater Wiener Burgertheater Wiener Stadttheater Normdaten Korperschaft GND 4405016 1 lobid OGND AKS VIAF 128339237 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Scala Wien amp oldid 237702134