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Dieser Artikel behandelt den osterreichischen Schriftsteller und Theaterkritiker fur den deutschen Formschneider Illustrator und Verleger siehe Hans Weigel der Altere Julius Hans Weigel 29 Mai 1908 in Wien Osterreich Ungarn 12 August 1991 in Maria Enzersdorf war ein osterreichischer Schriftsteller und Theaterkritiker Er lebte in Wien und in Maria Enzersdorf Niederosterreich ausgenommen von 1938 bis 1945 als er in der Emigration in der Schweiz lebte Hans Weigel 1974 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Die Affare Dorsch 3 Anekdote 4 Auszeichnungen 5 Werke 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben BearbeitenVor dem Anschluss Osterreichs im Jahre 1938 an das nationalsozialistisch beherrschte Deutsche Reich arbeitete Weigel an Wiener Kleinkunstbuhnen steuerte jedoch auch Libretti fur Operetten bei beispielsweise 1937 gemeinsam mit Alfred Grunwald Roxy und ihr Wunderteam die deutsche Fassung der Operette von Paul Abraham Danach fluchtete er vor den Nazis und blieb bis 1945 in der Schweiz Nach seiner Ruckkehr schrieb er auch Rezensionen vor allem fur die Wiener Tageszeitungen Kurier und Neues Osterreich Mit Friedrich Torberg war er fur den jahrelangen Boykott Bertolt Brechts auf osterreichischen Buhnen verantwortlich den er wegen dessen kommunistischer Weltanschauung ablehnte Weigel gab von 1951 bis 1956 1 die Anthologiereihe Stimmen der Gegenwart heraus in der er vor allem junge Autoren forderte unter anderem Paul Celan Ilse Aichinger Marlen Haushofer Gerhard Fritsch und Ingeborg Bachmann mit der er zeitweise liiert war 2 Weigel selbst berichtet uber diese Zeit in seinem 1951 erschienenen Schlusselroman Unvollendete Symphonie 3 Nachdem der amerikanische Germanist Joseph McVeigh die Briefe Ingeborg Bachmanns an Weigel 2016 herausgegeben hat lassen sich die Probleme der Beziehung zwischen Bachmann und dem 18 Jahre alteren Weigel genauer nachzeichnen 4 5 Weigel bearbeitete Komodien Nestroys fur das Wiener Theater dazu samtliche Komodien Molieres die er neu in gereimte Alexandriner ubersetzte 6 Von 1957 bis ca 1962 lief im ORF Osterreichs staatlicher Horfunk und Fernsehanstalt eine Sprachbildungssendung fur Erwachsene Deutsch fur Inlander sie wurde im Sommer 2012 im ORF Kultur und Informationssender wiederholt Hans Weigel war Co Autor mit Ernst Hagen Hagen gestaltete diese Sendung in der Rolle eines moderierenden Lehrers mit Oskar Wegrostek Raoul Retzer Paula Pfluger und Ilse Hanel In spateren Folgen trat auch Mirjam Dreifuss als Gast auf Ab Mitte der 1960er Jahre war Weigel Lebensgefahrte und zuletzt Ehemann der Schauspielerin Elfriede Ott Hochzeit war am 9 Janner 1991 nur wenige Monate vor seinem Tod 7 Mit ihr zusammen initiierte er die Nestroyspiele auf Burg Liechtenstein unweit seinem Wohnsitz in Maria Enzersdorf bei Wien Als Sprachkritiker reihte er sich ein in die Tradition osterreichischer sprachskeptischer Autoren Die Leiden der jungen Worter 1974 Durch seine Rezensionen in der FAZ machte er in Deutschland die Werke von Elazar Benyoetz bekannt 8 Hans Weigel ist in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof Gruppe 33 G Nummer 79 begraben Nach Weigel wurde 1991 das Hans Weigel Literaturstipendium benannt das jahrlich vom Land Niederosterreich vergeben wird und mit zwei Mal 12 000 Euro dotiert ist Die Affare Dorsch BearbeitenEinen gewissen Bekanntheitsgrad hat Weigel auch durch die sogenannte Affare Dorsch erhalten Am Morgen des 13 April 1956 war eine Theaterkritik in der Zeitung erschienen in welcher Weigel in Hinblick auf einen Auftritt der Schauspielerin Kathe Dorsch die folgenden Ausfuhrungen gemacht hatte alles was gestaltet erlebt sein sollte blieb Ansatz Andeutung wie Stars oft auf Verstandigungsproben sind oder bei der dreihundertsten Vorstellung 9 Daraufhin ohrfeigte ihn Dorsch offentlich vor seinem Stammcafe Ecke Museumstrasse Volksgartenstrasse dem Cafe Raimund mit den Worten ich finde es an der Zeit dass Sie etwas auf Ihr ungewaschenes Maul bekommen 10 Hierauf strengte Weigel ein Gerichtsverfahren gegen Dorsch wegen tatlicher Beleidigung an wobei er eine psychologische Untersuchung der Schauspielerin anregte da diese bereits vor zehn Jahren den Berliner Kritiker Wolfgang Harich geohrfeigt und folglich mit einem Wiederholungszwang zu kampfen habe Da Weigel judischer Herkunft war interpretierte die Presse die Ohrfeigen zudem als antisemitische Attacke was sie jedoch nach Darstellung Weigels unter Hinweis auf die mutige Haltung Dorschs wahrend des Dritten Reichs 11 kaum gewesen sein durften Im Zuge dieses Prozesses sagten die Schauspieler und die ubrige kunstlerische Belegschaft des Burgtheaters gegen Hans Weigel aus dass sie alle sich fortwahrend durch Weigel herabgewurdigt sahen und baten den Unterrichtsminister Heinrich Drimmel um Schutz vor diesem Kritiker sowie darum ihm den weiteren Zutritt zum Burgtheater zu verwehren Der Burgschauspieler Raoul Aslan nutzte seinen Auftritt vor Gericht zunachst zu dem Postulat dass Weigel aus Osterreich entfernt werden musse da er sich an einem nationalen Denkmal wie dem Burgtheater vergehe um wenig spater mit theatralischer Geste fur ihn wegen eines Wortspiels die Todesstrafe zu fordern 10 Von Seiten Weigels und seines Rechtsbeistands Christian Broda 14 Jahre spater sozialdemokratischer Justizminister wurde die Zusammenarbeit fuhrender Burgschauspieler mit der sowjetischen Besatzungsmacht und der KPO kritisch thematisiert Beispielsweise wurde Albin Skoda vorgeworfen am 14 Parteitag der Kommunistischen Partei Osterreichs 1947 einen Hymnus auf die Sowjetunion vorgetragen zu haben Josef Meinrad von Weigel in einer Rundfunksendung Josef Iwanowitsch Meinrad genannt wurde seine Mitwirkung an einem Film der sowjetisch beherrschten Rosenhugelproduktion vorgeworfen Auch Alma Seidler wurde gefragt ob sie es verantworten konne von den Sowjets Geld zu nehmen Der Prozess wurde so zum Teil in ein Tribunal uber die politische Gesinnung des Burgtheaterensembles umfunktioniert Die am Prozess beteiligten Schauspieler gaben letztlich zu durch den Kritiker Weigel in ihren Laufbahnen gefordert worden zu sein Aufgrund von Tumulten im Gerichtssaal stand der Prozess einige Male vor dem Abbruch Schliesslich wurde Dorsch am 7 Juni 1956 zu 500 Schilling Strafe oder ersatzweise zu drei Tagen Arrest verurteilt Witzbolde ubersandten Hans Weigel nach Dorschs Tod an einer Lebererkrankung 1957 eine Dose Dorschleber Anekdote BearbeitenFriedrich Torberg beschrieb in einer Anekdote ein Treffen mit Weigel in einem Nachtcafe in dem sich dieser durch den Pianisten der immer wieder das gerade sehr populare und uberall zu horende von Weigel getextete und Zarah Leander gesungene Lied Gebundene Hande spielte belastigt fuhlte Eines Nachts landeten wir in einem der kleinen heute leider ausgestorbenen Nachtcafes deren entspannte Atmosphare von einem meistens sehr guten Pianisten diskret gefordert wurde Auch dieser hier intonierte kaum dass wir uns niedergelassen hatten die Gebundenen Hande und als der Oberkellner ihm flusterte dass sich unter den neu eingelangten Gasten der Textautor befande dem Text und Melodie nun schon weidlich zum Hals und zu den Ohren hinaushingen intonierte er abermals die Gebundenen Hande und alsbald nochmals die Gebundenen Hande Dann kam er mit seinem Gastebuch an unsern Tisch und legte es vor Weigel hin Die Eintragung mit der er es wieder an sich nahm lautete Gebundene Hande dies wunscht Ihnen Hans Weigel Friedrich Torberg Die Erben der Tante Jolesch 12 Auszeichnungen Bearbeiten nbsp Grab Hans Weigels auf dem Wiener Zentralfriedhof1967 Osterreichisches Ehrenkreuz fur Wissenschaft und Kunst I Klasse 1969 Goldener Rathausmann 1972 Preis der Stadt Wien fur Publizistik 1976 Kulturpreis des Landes Niederosterreich fur Dichtkunst 1977 Johann Nestroy Ring 1982 Ehrenring der Stadt Wien 1983 Osterreichischer Staatspreis fur Kulturpublizistik 1986 Grosses Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland 1988 Grosses Goldenes Ehrenzeichen des Landes SteiermarkWerke BearbeitenDer grune Stern Basel 1943 Roman TV Verfilmung 1982 Barabbas oder Der funfzigste Geburtstag Ibach Wien 1946 Unvollendete Symphonie Innsbruck 1951 Roman O Du mein Osterreich Versuch des Fragmentes einer Improvisation fur Anfanger und solche die es werden wollen Steingruber Stuttgart 1956 Masken Mimen und Mimosen Liebeserklarung eines Zivilisten an die Welt hinter den Kulissen der Kulissen Henry Groverts Verlag Stuttgart 1958 auch unter dem Titel Apropos Theater Masken Mimen und Mimosen Liebeserklarung eines Zivilisten an die Welt hinter den Kulissen der Kulissen Artemis Zurich und Munchen 1974 ISBN 3 7608 0366 0 Lern dieses Volk der Hirten kennen Versuch einer freundlichen Annaherung an die Schweizerische Eidgenossenschaft Artemis Zurich 1962 Blodeln fur Anfanger Aussichtsloser Versuch der Bewaltigung eines in dieser Form nicht zu bewaltigenden Gegenstandes mit Zeichnungen von Paul Flora Diogenes Tabu Diogenes Zurich 1963 ISBN 3 257 21221 6 Apropos Musik Unsystematische und laienhafte Versuche eines Liebhabers zur Heranfuhrung an die Tonkunst in der zweiten Person Einzahl mit 18 imaginaren Portrats von Hans Fronius Artemis Zurich und Stuttgart 1965 Katzenzungen Wien 1966 Ubersetzung und Bearbeitung des 1959 uraufgefuhrten spanischen Theaterstucks Marisol y la extrana familia von Miguel Mihura Karl Kraus oder Die Macht der Ohnmacht Versuch eines Motivenberichts zur Erhellung eines vielfachen Lebenswerks Molden Wien 1968 Nestroy Friedrichs Dramatiker des Welttheaters Band 27 Friedrich Verlag Velber 1967 Neuauflage 1972 Neuauflage Munchen 1977 dtv 6827 in der Reihe Dramatiker des Welttheaters mit Nestroy Bibliographie Vorschlage fur den Weltuntergang Residenz Verlag Salzburg 1969 auch dtv Munchen 1973 Die Leiden der jungen Worter Ein Antiworterbuch Artemis Zurich Munchen 1974 5 erweiterte Auflage 1975 ISBN 3 7608 0357 1 Der exakte Schwindel oder Der Untergang des Abendlandes durch Zahlen und Ziffern Graz 1977 Das Land der Deutschen mit der Seele suchend Artemis Verlag Zurich Munchen 1978 ISBN 3 7608 0481 0 Tirol fur Anfanger Wort und Welt Innsbruck 1981 Man kann nicht ruhig daruber reden Umkreisung eines fatalen Themas Verlag Styria Graz Wien Koln 1986 Die tausend Todsunden Graz 1988 Niemandsland Ein autobiographischer Roman posthum hrsg von Elfriede Ott und Veronika Silberbauer Amalthea Wien 2006 ISBN 3 85002 571 3 Literatur BearbeitenJulia Danielczyk Hans Weigel In Andreas Kotte Hrsg Theaterlexikon der Schweiz Band 3 Chronos Zurich 2005 ISBN 3 0340 0715 9 S 2062 f Wolfgang Straub Hrsg Hans Weigel Kabarettist Kritiker Romancier Literaturmanager Studienverlag Innsbruck Wien Bozen 2014 ISBN 978 3 7065 5392 6 Wolff Greinert Hans Weigel Ich war einmal Eine Biografie mit einem Vorwort von Elfriede Ott Styria Premium Wien 2015 ISBN 978 3 222 13430 2 Wolfgang Straub Die Netzwerke des Hans Weigel Sonderzahl Verlag Wien 2016 ISBN 978 3 854 49463 8 Philipp Theison Weigel Hans In Andreas B Kilcher Hrsg Metzler Lexikon der deutsch judischen Literatur Judische Autorinnen und Autoren deutscher Sprache von der Aufklarung bis zur Gegenwart 2 aktualisierte und erweiterte Auflage Metzler Stuttgart Weimar 2012 ISBN 978 3 476 02457 2 S 528 530 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikiquote Hans Weigel Zitate Eintrag zu Hans Weigel im Austria Forum im AEIOU Osterreich Lexikon Literatur von und uber Hans Weigel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Hans Weigel in der Deutschen Digitalen Bibliothek Hans Weigel in der Datenbank Gedachtnis des Landes zur Geschichte des Landes Niederosterreich Museum Niederosterreich Werke von und uber Hans Weigel bei Open Library ausfuhrlicher Artikel uber Hans Weigel Memento vom 20 Oktober 2008 im Internet Archive Audioquellen Aufnahmen mit Hans Weigel im Online Bestand der Osterreichischen Mediathek Lesungen Radiobeitrage Diskussionen Literaturwissenschaftliches Forschungsprojekt zu Hans Weigel Hans Weigel in der Internet Movie Database englisch Hans Weigel Die vergessene Instanz der oesterreichischen Literatur Nachruf im Standard zum 25 Todestag abgerufen am 12 August 2016Einzelnachweise Bearbeiten www hans weigel at Im Literatenkreis war es bald kein Geheimnis mehr dass aus dem judischen Emigranten Hans Weigel und der zielstrebigen Studentin und Autorenhoffnung Bachmann ein Paar geworden war Andrea Stoll Ingeborg Bachmann Der dunkle Glanz der Freiheit Munchen 2013 S 81 ff Andrea Stoll Ingeborg Bachmann Der dunkle Glanz der Freiheit Munchen 2013 S 82 Thomas Miessgang Ingeborg Bachmann In mir ist die Holle los In Die Zeit Nr 14 2016 Online Helmut Bottiger Seitensprunge Nachlass Angst In Suddeutsche Zeitung 14 Februar 2016 Online Neuubersetzungen im Vergleich Frisch geweigelt In Der Spiegel Nr 10 1971 S 174 online 1 Marz 1971 Artikel uber Weigels Moliere Neuubersetzungen agso uni graz at Memento des Originals vom 18 November 2013 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen 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