www.wikidata.de-de.nina.az
Das Mitbestimmungstheater ist eine Modellform fur die demokratische Leitung eines Theaters bei der die Mitglieder des Ensembles und des technischen Personals als Theaterkollektiv in die Entscheidungsprozesse mit einbezogen werden Vor allem in den Demokratisierungskonzepten im westdeutschen Theater der fruhen 1970er Jahre kam sie an der Schaubuhne am Halleschen Ufer am Schauspiel Frankfurt und am Frankfurter Theater am Turm zur Anwendung Das Schauspiel Frankfurt in dem ab 1972 ein Mitbestimmungsmodell praktiziert wurde das vom Kulturdezernenten Hilmar Hoffmann initiiert und 1970 von einer SPD Mehrheit im Stadtsenat beschlossen wurde Inhaltsverzeichnis 1 Schaubuhne am Halleschen Ufer 2 Schauspiel Frankfurt 2 1 Palitzsch und Neuenfels 2 2 Schaaf und Minks 3 Theater am Neumarkt 4 Theater am Turm 5 Neue Scala Wien 6 Wiener Volkstheater 7 Dresdner Schauspielhaus 8 Literatur 9 Weblinks 10 FussnotenSchaubuhne am Halleschen Ufer Bearbeiten1970 schufen Regisseure Schauspieler und Theaterautoren um den Regisseur Peter Stein der nach der Inszenierung von Vietnam Diskurs von Peter Weiss an den Munchner Kammerspielen dort Hausverbot erhalten hatte weil er im Anschluss an die Auffuhrung Geld fur die vietnamesische Befreiungsfront sammeln wollte in der Aufbruchstimmung der 68er Bewegung ein Theaterkollektiv in einem kleinen Theater in Berlin Kreuzberg die Schaubuhne am Halleschen Ufer Selbstbestimmung und kunstlerische Freiheit jenseits der Strukturen der traditionellen Stadttheater waren die zentralen Vorstellungen der Gruppe Die Schaubuhne wurde als Kollektiv auf der Basis einer festgeschriebenen Gleichberechtigung aller Mitarbeiter betrieben Die Neugrundung der Schaubuhne gilt als wichtigste institutionelle und kunstlerische Konsequenz der Politisierung der sechziger Jahre Die Suddeutsche Zeitung schrieb Zuviel Freiheit fur das Theater Nach der ersten Inszenierung einer Gemeinschaftsproduktion von Bertolt Brechts Die Mutter durch Wolfgang Schwiedrzik Frank Patrick Steckel und Peter Stein verlangte die Berliner CDU die Streichung der staatlichen Subventionen Der CDU Abgeordnete Rudolf Mendel fuhrte als Begrundung an die Schaubuhne sei eine kommunistische Zelle und unter dem Vorwand der Kunst werde dort primitiver Agitationsunterricht erteilt Der Berliner CDU Vorsitzende Lorenz fugte hinzu die Mitglieder des Theaters bis hin zum Buhnenarbeiter mussten sich zweimal die Woche einer Schulung im Marxismus Leninismus unterziehen Ausserdem werde an der Schaubuhne in Wort und Tat alles lacherlich gemacht was in Berlin in den letzten 20 Jahren entstanden ist Es liege kein kunstlerisches Experiment vor sondern eine klar gegen die Existenz der Stadt gerichtete Tatigkeit Die Erregung um das Kollektivtheater der Schaubuhne hatte eine Verzogerung der Auszahlung von 1 4 Millionen Mark Fordergeldern des Senats zur Folge Die Idee das burgerliche Theater durch ein Kollektiv zu ersetzen ging jedoch bald verloren Die Zeit des Diskutierens mit Beleuchtern Technikern und Buhnenbildnern war voruber das Prinzip der kommentierenden und eingreifenden Beobachtung der Proben durch die Schauspieler wurde aufgehoben Claus Peymann begann gegen das Mitbestimmungsmodell zu opponieren Er bestand darauf 1971 Peter Handkes Der Ritt uber den Bodensee aufzufuhren und drohte die Schaubuhne zu verlassen Als Argument fuhrte er den Erfolgsdruck an da die politische Kontroverse und die Aussetzung der Subventionen die Aufmerksamkeit auf die Schaubuhne gelenkt habe Als Geruchte aufkamen die neuen Regisseure hatten das Mitspracherecht innerhalb des Mitbestimmungstheaters sabotiert berief Peymann eine Pressekonferenz ein um zu dementieren Ein Teil des Theaterkollektivs an der Schaubuhne fuhrte parallel zu Peymanns Handke Inszenierung Hans Magnus Enzensbergers Das Verhor von Habana auf eine Arbeit die auf Radio und Fernsehdokumenten der kubanischen Revolution zur Schweinebuchtinvasion beruhte Mit dieser Arbeit gedachte man die mit der Brecht Inszenierung vorgegebene Spielplanlinie fortzusetzen Der Spiegel lobte diese konsequente Kollektivproduktion doch war auch Peymanns burgerlicher Inszenierung grosser Erfolg beschieden Peymann hatte das Theater jedoch noch vor der Premiere verlassen Die Inszenierung wurde auf Vorschlag des Ensembles von Wolfgang Wiens zu Ende gefuhrt Peter Stein und der Dramaturg und Autor Botho Strauss machten die Schaubuhne bald weit uber die Grenzen Berlins und Deutschlands beruhmt In den 1970er Jahren entstanden dort bahnbrechende Arbeiten durch Peter Stein Klaus Michael Gruber und Bob Wilson mit einem glanzvollen Ensemble dem u a Bruno Ganz Edith Clever Jutta Lampe Otto Sander und Peter Fitz angehorten Mit Auffuhrungen von Henrik Ibsens Peer Gynt 1971 Kleists Prinz Friedrich von Homburg 1972 und Maxim Gorkis Sommergaste 1974 sowie mit den ersten Dramen des Dramaturgen Botho Strauss und den Buhnenbildern von Karl Ernst Herrmann schrieb die Schaubuhne Theatergeschichte Kritische Stimmen bezeichneten die Schaubuhne bald als konterrevolutionar und warf ihr wegen des uberregionalen Erfolgs vor sie bediene nur die Unterhaltungssucht der Massen Die Schaubuhne hatte sich vom Studenten und Kollektivtheater in ein renommiertes Haus verwandelt und ubersiedelte 1981 an den Kurfurstendamm in die Schaubuhne am Lehniner Platz Schauspiel Frankfurt BearbeitenAm 13 Juli 1970 wurde zwischen dem Magistrat der Stadt Frankfurt am Main und den Mitgliedern der Stadtischen Buhnen per Magistratsbeschluss eine Vereinbarung uber die erweiterte Mitbestimmung im kunstlerischen Bereich der Stadtischen Buhnen Frankfurt am Main abgeschlossen Sie sollte durch das Abwagen wechselseitiger Vorschlage und Bedenken die gesamte kunstlerische Planung durchschaubarer und effektiver machen und alle kunstlerischen Reserven mobilisieren Ein kunstlerischer Beirat erhielt das Recht innerbetrieblicher Mitwirkung bei allen wichtigen Fragen insbesondere Spielplan und Engagements sowie das Recht auf Mitberatung bei Anderung der Theaterstruktur Intendantenwahl und bei der Wahl der kunstlerischen und technischen Vorstande Am 13 Oktober stellte Oberburgermeister Walter Moller den Kunstlerischen Beirat in einer Ensembleversammlung vor Gremien waren die Vollversammlung der Kunstlerische Beirat und das Direktorium Nach zweijahriger Laufzeit wurde die erste Vereinbarung aufgrund der bis dahin gesammelten Erfahrungen uberarbeitet und erlaubte eine Neufassung mit noch grosseren Vollmachten fur das Ensemble Die Vollversammlung besteht aus allen im kunstlerischen Bereich Schauspiel nach Normalvertrag Solo Beschaftigten Der Kunstlerische Beirat setzt sich aus Vertretern folgender Gruppen zusammen Schauspieler Regisseure Regieassistenten Volontare und Praktikanten Dramaturgen und Hauskomponisten Buhnen und Kostumbildner sowie deren Assistenten Inspizienten und Souffleusen Jede Gruppe innerhalb der Vollversammlung wahlt ihre Vertreter entsprechend ihrer zahlenmassigen Starke bis zu 10 Mitgliedern ein Vertreter Der Kunstlerische Beirat ist an Beschlusse der Vollversammlung gebunden und ihr gegenuber zur Information verpflichtet Die Vollversammlung kann dem Kunstlerischen Beirat oder einzelnen Mitgliedern nur mit 2 3 ihrer Mitglieder das Misstrauen aussprechen Die Neuwahl hat innerhalb acht Tagen zu erfolgen Die kunstlerische Leitung des Schauspiels liegt bei einem Dreier Direktorium Je einem vom Magistrat berufenen Regisseur Dramaturgen und Buhnenbildner die nicht Mitglieder des Kunstlerischen Beirats sein durfen sowie einem von der Vollversammlung aus dem Kunstlerischen Beirat zu wahlenden Schauspieler Die Neuberufung eines Direktoriumsmitgliedes durch den Magistrat bedarf der Zustimmung durch die Vollversammlung mit der Mehrheit ihrer Mitglieder Kommt keine Einigung zwischen Magistrat und Vollversammlung uber die Neuberufung eines Direktoriumsmitgliedes zustande entscheidet eine Einigungsstelle die nach dem Vorbild der HPVG aus drei Magistratsmitgliedern und drei Vertretern der Vollversammlung und einem neutralen Vorsitzendem zusammengesetzt wird Die Entscheidung dieser Einigungsstelle ist endgultig Das gewahlte Direktoriumsmitglied ist an die Beschlusse des Kunstlerischen Beirates gebunden soweit dem anderweitige Vorschriften nicht entgegenstehen und diesem gegenuber zur Information verpflichtet Verbindliche Erklarungen des Schauspieldirektoriums sind nur wirksam wenn sie von mindestens zweien seiner Mitglieder getragen werden Jahresberichte der Stadt Frankfurt 1945 1972 Im August 1972 wurde die Position des Generalintendanten von Oper und Schauspiel abgeschafft das Schauspiel wurde von nun von einem Dreier Direktorium geleitet der Regisseur Peter Palitzsch der Buhnenbildner Klaus Gelhaar beide nach Zustimmung des Ensembles vom Magistrat berufen sowie der von der Ensemble Vollversammlung gewahlte Schauspieler Peter Danzeisen Palitzsch und Neuenfels Bearbeiten Der Regisseur Peter Palitzsch war von 1972 bis 1980 Intendant des Schauspiel Frankfurt und praktizierte dort erstmals das so genannte Mitbestimmungsmodell Im Dreierdirektorium fungierte er als Primus inter pares und setzte als bestimmendes Entscheidungsgremium die Vollversammlung des Ensembles ein Palitzsch gehorte zu jenen Theatermachern die den politischen Aufbruch der 68er Jugendrevolte nicht nur auf der Buhne sondern auch in der Administration betrieben und praktizierte das Mitbestimmungsmodell bis es an der Realitat zerbrach Peter Iden kritisierte bereits 1974 in der Frankfurter Rundschau das Theater schwer und warf ihm Auflosungserscheinungen vor Trotz Krisen schrieb der Theaterkritiker Benjamin Henrichs im selben Jahr in der Zeit Und trotzdem ist es fast allen anderen Theatern voraus die von ihrer Krise noch nichts gemerkt haben ihre Durftigkeit frohgemut verwalten Die Kulturpolitiker ausserten die Ansicht dass eine Fortsetzung des Versuchs sich lohnt und so wurde Palitzschs Vertrag verlangert Verschiedene Inszenierungen sorgten in dieser Zeit fur politische Skandale etwa Medea von Euripides 1975 durch Hans Neuenfels inszeniert und Tage der Commune von Bertolt Brecht 1977 im Deutschen Herbst durch Palitzsch Klaus Michael Gruber erregte 1973 mit Brechts Im Dickicht der Stadte grosses Aufsehen und Neuenfels bot zuletzt noch 1979 eine spektakulare Auffuhrung von Goethes Iphigenie auf Tauris Die Schauspielerin Elisabeth Schwarz erinnert sich an den Alltag im Mitbestimmungstheater Die widerwartige Atmosphare die wir oft auf Vollversammlungen erzeugten wie unmenschlich wir manchmal miteinander umgingen konnte denn aus ihr das freie durchlassige politisch und kreativ attraktive neue Theater entstehen Oder spielten wir nur Revolutionstribunal nach Wirklich wir haben aber auch jeden Fehler gemacht der innerhalb des Modells moglich war Wir haben uns untereinander kaum mehr mit unseren Augen sondern nur noch durch den Filter unserer Meinungen gesehen und deshalb nichts mehr wahrgenommen Blinde waren wir uber lange Strecken Und das hatte uns fast den Garaus gemacht Fast Ja nur fast Denn obwohl wir uns selbst die hartesten Bedingungen bereitet hatten die es am Theater geben kann haben wir schone Produktionen zustande gebracht War da was Theaterarbeit und Mitbestimmung am Schauspiel Frankfurt Syndikat Verlag 1980 Der Frankfurter Versuch wurde auch zu einem Testfall ob kollektive Arbeitsformen an einem Theater dieser Grossenordnung zwei Hauser mit 17 Premieren moglich sind und wurde dabei mit der wesentlich kleineren Schaubuhne am Halleschen Ufer in Berlin verglichen die nur drei bis funf Premieren pro Jahr herauszubringen hatte Schaaf und Minks Bearbeiten 1980 begann die kurze Direktionszeit des Regisseurs Johannes Schaaf der gemeinsam mit dem Buhnenbildner Wilfried Minks und der Schauspielerin Eos Schopohl als gewahlter Vertreterin des Ensembles das Haus leitete Regisseure wie Horst Zankl und B K Tragelehn und Schauspieler wie Sepp Bierbichler Rosemarie Fendel Fritz Schediwy Heinrich Giskes Heinz Werner Kraehkamp Friedrich Karl Pratorius Suzanne von Borsody Paulus Manker Peter Kremer und Siggi Schwientek waren in diesen Jahren am Haus engagiert Gremien waren Vollversammlung Beirat Koordinationsausschuss und Direktorium Die kurze Direktionszeit Schaaf Minks begann mit Georg Buchners Dantons Tod in der Inszenierung von Johannes Schaaf Kleists Penthesilea Regie Wilfried Minks und Tartuffe von Moliere mit Bierbichler und Schediwy in der Inszenierung von B K Tragelehn die einen der wenigen kunstlerischen Hohepunkte dieser Zeit markierte Innerbetriebliche Auseinandersetzungen uberschatteten bald die kunstlerische Arbeit zwischen Ensemble und Leitung kam es zu tiefgreifenden Auseinandersetzungen Hilmar Hoffmann Frankfurter Kulturdezernent von 1970 bis 1990 und Initiator des Mitbestimmungsmodells musste bald des Ofteren als Schlichter bei nachtlichen Diskussionen und zahlreichen Querelen auftreten und meinte Das sind Veranstaltungen die man seinem argsten Feind nicht wunscht Am 21 Marz 1981 demonstrierten Sympathisanten der RAF wahrend einer Vorstellung von Goethes Toleranz Drama Iphigenie auf Tauris gegen die Haftbedingungen von RAF Haftlingen und hielten anschliessend das Theater besetzt Nachdem der Frankfurter Oberburgermeister Walter Wallmann das Hausrecht an sich gezogen hatte wurde das Haus in den fruhen Morgenstunden polizeilich geraumt wobei auch die Mitglieder des Theaters in die Raumung mit einbezogen wurden Das Ensemble protestierte am nachsten Tag gegen die unverhaltnismassige Gewaltanwendung der Polizei die mit Schlagstocken gegen die friedlichen Besetzer vorgegangen war und liess vor den Vorstellungen eine Erklarung verlesen in der es sich mit den Forderungen der Besetzer solidarisierte und darauf hinwies dass sich angeblich einige RAF Gefangene in Lebensgefahr befanden Polizeibeamte sicherten gegen den Protest der Schauspieler die Vorstellungen Johannes Schaaf der die Raumung gut geheissen hatte wollte sich im Gegensatz zu seinen Co Direktoren Eos Schopohl und Wilfried Minks dem Protest des Ensemble nicht anschliessen und wurde in der Vollversammlung des Ensembles dafur kritisiert und zu Selbstkritik aufgefordert Daraufhin liess er sich von seiner Funktion im Direktorium suspendieren Die Erklarung des Frankfurter Schauspielensembles lautete Am 21 3 81 hat eine Gruppe junger Leute die Gelegenheit einer Auffuhrung des Schauspiels Frankfurt benutzt um eine Menschenrechtsforderung zu stellen mit der wir uns solidarisieren mochten Erleichterung der Haftbedingungen fur die politischen Gefangenen die seit sechs Wochen im Hungerstreik stehen Einige von ihnen sind jetzt in Lebensgefahr Die Gruppe von zwanzig bis dreissig jungen Leuten hat sich ruhig und diszipliniert verhalten Sie wollten uber Nacht im Haus ausharren um am nachsten Tag die Offentlichkeit uber ihr Anliegen weiter zu informieren und danach das Haus verlassen In den fruhen Morgenstunden des 22 Marz 1981 ist mit unverhaltnismassiger Gewaltanwendung das Theater polizeilich geraumt worden Das Hausrecht wurde der Theaterleitung durch die stadtischen Behorden weggenommen Das Ensemble des Schauspiels Frankfurt protestiert gegen die gewaltsame Raumung des Theaters Frankfurter Rundschau vom 26 Marz 1981 1 Der Kulturdezernent Hilmar Hoffmann erklarte in dieser Krisensituation die Frankfurter Bevolkerung habe Anspruch auf funktionierendes und gutes Theater untersagte dem Direktorium die Protesterklarung des Ensembles weiter vor den Vorstellungen verlesen zu lassen und sah weder Dreierdirektorium noch die Mitbestimmung als unverzichtbar an Nach Gesprachen mit dem Kunstlerischen Beirat sowie dem Personalrat in denen der technische Direktor Max von Vequel und der Verwaltungsdirektor und spatere Museumsmanager Christoph Vitali die Verantwortung fur das Haus unter solchen Bedingungen abgelehnt hatten wurde der Co Direktorin Eos Schopohl dem Leiter des kunstlerischen Betriebsburos Hanspeter Egel und dem Regisseur B K Tragelehn fristlos gekundigt Das Mitbestimmungsmodell wurde bis zum Ende der Spielzeit ausgesetzt und Schaaf zuruckberufen Hoffmann selbst nahm den dritten Platz in der Leitung ein und erhob den Vorwurf die Theaterleute hatten sich nie zu einem funktionsfahigen Team zusammenschliessen konnen Das Frankfurter Mitbestimmungsmodell wurde zehn Jahre nach seiner Grundung 1981 vom Frankfurter Stadtsenat unter Oberburgermeister Walter Wallmann aufgelost Theater am Neumarkt Bearbeiten1971 fuhrte der junge osterreichische Regisseur Horst Zankl am Theater am Neumarkt in Zurich ein Selbst und Mitbestimmungssystem ein bei dem alle Mitarbeiter und Kunstler des Theaters uber den Spielplan und die Belange des Theaters abstimmen durften Dies war zu dieser Zeit revolutionar und machte das Haus im ganzen deutschsprachigen Raum bekannt Zankl eroffnete seine Saison mit Peter Handkes Ritt uber den Bodensee und brachte Stucke von Marieluise Fleisser Franz Xaver Kroetz Karl Valentin Odon von Horvath Robert Walser und Peter Weiss zur Auffuhrung Zankl gehorte spater auch dem Mitbestimmungsheater am Schauspiel Frankfurt an Theater am Turm BearbeitenAm Frankfurter Theater am Turm TAT wurde Anfang der 70er Jahre initiiert von Kulturdezernent Hilmar Hoffmann ein Mitbestimmungsmodell praktiziert Die Schauspieler entschieden mit uber den Spielplan und Neuengagements Intendant war Hermann Treusch 1974 wurde Rainer Werner Fassbinder vom Hilmar Hoffmann als Leiter engagiert Dieser verliess jedoch das Theater bereits nach acht Monaten Ende der 1970er Jahre wurde das TAT geschlossen Neue Scala Wien BearbeitenDas Neue Theater in der Scala war ein progressives Wiener Theater das nach dem Zweiten Weltkrieg von zuruckgekehrten Emigranten und engagierten Antifaschisten als Sozietat mit kommunistischem Background gegrundet wurde Es wurde als selbstverwaltetes Schauspielertheater eroffnet und von einer Gruppe von Sozietaren unter der Fuhrung von Karl Paryla und Wolfgang Heinz geleitet Man entschied gemeinsam uber Spielplan und Engagements und verstand sich als linke revolutionare Buhne Die Scala war auch einem volksbildenden Anspruch verpflichtet der das Ensemble zu Vortragen zu szenischen Kostproben aus den Stucken und zur Werbung von Mitgliedern fur die Publikumsorganisation in die Gasthauser der Vorstadt fuhrte In vieler Hinsicht an das Theater von Bertolt Brecht und sein Theater am Schiffbauerdamm in Berlin angelehnt waren niedrige Eintrittspreise ebenfalls programmatisch Mit dem am Zurcher Schauspielhaus wahrend der Emigration erarbeiteten Konzept eines von den Schauspielern mitverwalteten Mitbestimmungstheaters pragte Karl Paryla massgeblich den Stil der Scala Kunstler wie Otto Tausig Therese Giehse Arnolt Bronnen Hanns Eisler und Bertolt Brecht trugen zum Ruf der Scala bei Mit ihrem engagierten Spielplan der Werke von Tschechow Maxim Gorki Alexander Ostrowski und Bertolt Brecht aber auch Stucke von Shakespeare Moliere Lessing und die klassische osterreichische Dramenliteratur von Franz Grillparzer Ferdinand Raimund und Johann Nestroy umfasste hat die Scala Wiener Theatergeschichte geschrieben Das Neue Theater an der Scala war das einzige Theater in Wien das vor dem Hintergrund des Brecht Boykotts Brecht in jenem Ausmass auffuhrte wie es seiner literarischen Bedeutung zukam 1956 nach Abzug der Besatzungsmachte und nachdem die Kommunistische Partei ihre finanzielle Unterstutzung eingestellt hatte musste das Theater dem kulturpolitischen Mobbing nachgeben und schliessen Wiener Volkstheater BearbeitenDer Schauspieler und Regisseur Gunther Haenel fuhrte nach dem Zweiten Weltkrieg als Direktor am Wiener Volkstheater einen Direktionsrat ein mit dem er Mitglieder des Hauses in Entscheidungen einband und so das Mitbestimmungstheater vorwegnahm Dem Direktionsrat gehorten neben Haenel Hans Thimig an der sich als Regisseur im Volkstheater sehr engagierte der Schauspieler Hans Frank Sohn der Burgschauspielerin Lotte Medelsky und der aus Amerika zuruckgekehrte Regisseur Walter Firner 2 Dresdner Schauspielhaus BearbeitenDer Regisseur Berthold Viertel initiierte Anfang der 1920er Jahre am Dresdner Schauspielhaus die Herausbildung eines gemeinschaftlich organisierten Ensembletheaters an dem Erich Ponto Walter Bruno Iltz Alice Verden und Ernst Josef Aufricht der spatere Intendant des Theaters am Schiffbauerdamm in Berlin beteiligt waren Viertel stellte sich damit in Opposition zum arrivierten Theaterbetrieb in der Hauptstadt Berlin Max Reinhardts dortigen Auffuhrungsstil verurteilt er als artistisch reprasentativen Luxusstil mit stark snobistischem Einschlag 3 Literatur BearbeitenAdolf Dresen Wieviel Freiheit braucht die Kunst Zum Frankfurter Mitbestimmungsmodell siehe Seiten 214 251 Theater der Zeit Recherchen 3 ISBN 3 934344 00 3 Peter Iden Die Schaubuhne am Halleschen Ufer 1970 1979 Munchen Wien Carl Hanser Verlag 1979 Gert Loschutz Horst Laube Hrsg War da was Theaterarbeit und Mitbestimmung am Schauspiel Frankfurt 1972 1980 Frankfurt am Main 1980 Carmen Renate Koper Ein unheiliges Experiment Das neue Theater in der Scala 1948 1956 Wien Locker 1995 Ingrid Gilcher Holtey Hrsg Politisches Theater nach 1968 Regie Dramatik und Organisation Frankfurt Main 2006 ISBN 978 3 593 38008 7Weblinks BearbeitenFrankfurt baut auf Dokumente zur Nachkriegszeit Stadtische Buhnen Memento vom 14 Dezember 2013 im Internet Archive Berichtszeitraum 1945 bis 1972 siehe den Abschnitt uber Mitbestimmung Fussnoten Bearbeiten HELMUT SCHMITZ Krisenregie Johannes Schaaf suspendiert sich als Codirektor des Schauspiels Paulus Manker Der Theatermann Gustav Manker Amalthea Wien 2010 ISBN 978 3 85002 738 0 Paulus Manker Walter Bruno Iltz Die Enttarnung eines Helden Eigenverlag Wien 2011 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mitbestimmungstheater amp oldid 226852458