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Die Schaubuhne am Halleschen Ufer seit 1981 Schaubuhne am Lehniner Platz ist ein deutsches Theater das in den siebziger Jahren in Berlin Kreuzberg mit dem Kunstlerischen Leiter Peter Stein zum beruhmtesten deutschen Theater wurde Die Schaubuhne wurde als Mitbestimmungstheater betrieben und gilt als wichtigste institutionelle und kunstlerische Konsequenz der Politisierung der 68er Bewegung Theater am Halleschen Ufer 2002 21 Jahre nach dem Auszug der Schaubuhne Mit Schauspielern wie Bruno Ganz Edith Clever Jutta Lampe Otto Sander und Peter Fitz und Auffuhrungen von Henrik Ibsens Peer Gynt 1971 Kleists Prinz Friedrich von Homburg 1972 und Maxim Gorkis Sommergaste 1974 sowie mit den ersten Dramen des Dramaturgen Botho Strauss und den Buhnenbildern von Karl Ernst Herrmann schrieb die Schaubuhne Theatergeschichte Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Politische Konflikte 3 Auffuhrungen 3 1 Peter Stein 3 2 Klaus Michael Gruber 3 3 Robert Wilson 3 4 Andere Regisseure 4 Endzeit und Ubergang 5 Das Theater am Halleschen Ufer 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseEntstehung BearbeitenDie Anfange der Schaubuhne am Lehniner Platz gehen auf die Grundung der Berliner Schaubuhne am Halleschen Ufer im Jahr 1962 zuruck Damals grundete Jurgen Schitthelm der als Grundungsmitglied und Alleingesellschafter bis 2012 aktiv war zusammen mit Leni Langenscheidt Waltraut Mau Dieter Sturm und Klaus Weiffenbach in einem Mehrzwecksaal der Arbeiterwohlfahrt in Kreuzberg die Schaubuhne am Halleschen Ufer 1981 ubersiedelte das Ensemble der Schaubuhne in das renovierte Theatergebaude am Lehniner Platz 1970 kamen Regisseure Schauspieler und Theaterautoren um den Regisseur Peter Stein der nach der Inszenierung von Viet Nam Diskurs von Peter Weiss an den Munchner Kammerspielen Hausverbot erhalten hatte weil er im Anschluss an die Auffuhrung Geld fur die vietnamesische Befreiungsfront sammeln wollte und einen Theaterskandal ausloste in der Aufbruchstimmung der 1968er an die Schaubuhne Die Schaubuhne wurde auf der Basis einer festgeschriebenen Gleichberechtigung aller Mitarbeiter als Mitbestimmungstheater betrieben Die zentralen Zielvorstellungen der Gruppe waren Selbstbestimmung und kunstlerische Freiheit jenseits der hierarchischen Strukturen der traditionellen Stadttheater Die Suddeutsche Zeitung schrieb nach der ersten Premiere im Winter 1970 einer Gemeinschaftsproduktion von Bertolt Brechts Die Mutter mit Therese Giehse durch Wolfgang Schwiedrzik Frank Patrick Steckel und Peter Stein Zuviel Freiheit fur das Theater Politische Konflikte BearbeitenNach dieser ersten Inszenierung verlangte die Berliner CDU die Streichung der staatlichen Subventionen Der CDU Abgeordnete Rudolf Mendel fuhrte als Begrundung an die Schaubuhne sei eine kommunistische Zelle und unter dem Vorwand der Kunst werde dort primitiver Agitationsunterricht erteilt Der Berliner CDU Vorsitzende Peter Lorenz fugte hinzu die Mitglieder des Theaters bis hin zum Buhnenarbeiter mussten sich zweimal in der Woche einer Schulung im Marxismus Leninismus unterziehen Ausserdem werde an der Schaubuhne in Wort und Tat alles lacherlich gemacht was in Berlin in den letzten 20 Jahren entstanden ist Es lage kein kunstlerisches Experiment vor sondern eine klar gegen die Existenz der Stadt gerichtete Tatigkeit Die Erregung uber die vermutete politische Ausrichtung der Schaubuhne hatte eine Verzogerung der Auszahlung von 1 4 Millionen Mark Fordergeldern des Senats zur Folge Die Idee einer weitgehenden Mitbestimmung samtlicher Mitarbeiter in kunstlerischen Fragen erwies sich jedoch bald als undurchfuhrbar Wahrend das Ensemble und andere kunstlerische Mitarbeiter in Proben Konzeptionsgesprachen Spielplandiskussionen und Besetzungserorterungen beschaftigt waren konnten sich die nicht kunstlerisch Beschaftigten der technischen Abteilungen und der Verwaltung aufgrund ihrer in der Regel zeitgleich liegenden Arbeitszeiten nicht an den kunstlerischen Arbeitsprozessen beteiligen Um dennoch alle Beschaftigten regelmassig zu informieren wurden umfangreiche Proben und Sitzungsprotokolle erstellt Claus Peymann wurde vorgeworfen gegen das Mitbestimmungsmodell zu opponieren als er darauf bestand 1971 Peter Handkes Der Ritt uber den Bodensee anstelle der von ihm geplanten Inszenierung von Peer Gynt aufzufuhren und drohte die Schaubuhne zu verlassen Als Argument fuhrte er den Erfolgsdruck an da die politische Kontroverse und die Aussetzung der Subventionen die Aufmerksamkeit auf die Schaubuhne gelenkt habe Als Geruchte aufkamen er hatte das Mitspracherecht sabotiert rief Peymann eine Pressekonferenz ein um zu dementieren Parallel zu Peymanns Handke Inszenierung wurde Hans Magnus Enzensbergers Verhor von Habanna probiert eine Arbeit die auf genauen Recherchen zur Geschichte der kubanischen Revolution zur Arbeit der CIA zur Schweinebuchtinvasion und zur Strategie des US Imperialismus beruhte Mit dieser Arbeit gedachte man Peymann und Handke entgegenzutreten Der Spiegel lobte diese konsequente Kollektivproduktion doch war auch Peymanns burgerlicher Inszenierung grosser Erfolg beschieden Peymann wurde kurze Zeit spater vom Ensemble verabschiedet Im Fruhjahr 1971 kam es mit Peer Gynt von Henrik Ibsen in der Regie von Stein zu einer europaweit beachteten Sensation Das Ensemble wurde hierfur mit dem Deutschen Kritikerpreis ausgezeichnet 1971 Fortan wurde der Name Schaubuhne zum Synonym fur Theaterkunst in Deutschland Auffuhrungen BearbeitenPeter Stein und der Dramaturg und Autor Botho Strauss machten die Schaubuhne bald weit uber die Grenzen Berlins und Deutschlands beruhmt Es entstanden dort bahnbrechende Arbeiten durch Peter Stein Klaus Michael Gruber und Bob Wilson mit einem glanzvollen Ensemble dem u a Bruno Ganz Edith Clever Jutta Lampe Libgart Schwarz Angela Winkler Monica Bleibtreu Otto Sander Peter Fitz Dieter Laser Michael Konig Heinrich Giskes Hans Diehl Wolf Redl Sabine Andreas Tina Engel Elke Petri Ilse Ritter Elfriede Irrall Katharina Tuschen Werner Rehm Rudiger Hacker und Ulrich Wildgruber angehorten Steins engste Mitarbeiter waren der Buhnenbildner Karl Ernst Herrmann die Kostumbildnerin Moidele Bickel der Dramaturg Dieter Sturm und der Komponist Peter Fischer Peter Stein Bearbeiten Stein gelang es in enger Zusammenarbeit mit dem Ensemble einen ebenso psychologischen wie emotionalen Zugang zu den verschiedenen Texten und Epochen zu finden Stein der erstmals als Gast an der Schaubuhne in der Spielzeit 1968 1969 den Viet Nam Diskurs von Peter Weiss inszenierte brachte im Oktober 1970 die erste Premiere des neu verpflichteten Ensembles mit Bertolt Brechts Die Mutter mit Therese Giehse heraus 1970 war bereits im August als Ubernahme einer Produktion des Bremer Theaters Steins Inszenierung von Torquato Tasso von Goethe mit Bruno Ganz herausgekommen Buhne Wilfried Minks 1971 folgte Henrik Ibsens Peer Gynt an zwei Abenden und mit sechs verschiedenen Peer Gynt Darstellern Heinrich Giskes Michael Konig Bruno Ganz Wolf Redl Dieter Laser und Werner Rehm Das Buhnenbild stammte von Karl Ernst Herrmann dessen Wunder an dramaturgischer Planung und bildnerischer Erfindung man im Nachkriegsdeutschland noch nie gesehen hatte und im masslosen Reichtum gemeinsamer Phantasie des zusammengewachsenen Ensembles Ivan Nagel mit Edith Clever Aase Jutta Lampe Solveig Angela Winkler Anitra und Otto Sander Sabine Andreas Claus Theo Gartner Elfriede Irrall Rudiger Hacker Nikol Voigtlander Rudiger Kirschstein Willem Menne Roland Teubner Tilo Pruckner Hans Diehl Gunther Lampe Katharina Tuschen Rita Leska Elke Petri Otto Machtlinger Christof Nel Klaus Harald Kuhlmann 1971 Die Auseinandersetzung von Gerhard Kelling Regie Peter Stein Spielorte Gewerkschaftszentren Industriebetriebe Jugendheime Berufsschulen 1972 Die optimistische Tragodie von Wsewolod Witaljewitsch Wischnewski mit Ulrich Wildgruber 1972 Prinz Friedrich von Homburg von Heinrich von Kleist mit Bruno Ganz Jutta Lampe Otto Sander Peter Fitz und Botho Strauss als dramaturgischem Mitarbeiter 1972 Fegefeuer in Ingolstadt von Marieluise Fleisser mit Angela Winkler 1973 Das Sparschwein von Eugene Labiche Deutsche Bearbeitung von Botho Strauss 1974 Antikenprojekt I Ubungen fur Schauspieler im Messegelande am Funkturm Pavillon B 1974 Die Unvernunftigen sterben aus von Peter Handke Buhne Klaus Weiffenbach Kostume Moidele Bickel 1974 wurde Steins Inszenierung von Maxim Gorkis Sommergaste einer der grossten Erfolge der Schaubuhne Die Auffuhrung wurde massstabsetzend fur das Theater und das Lebensgefuhl der siebziger Jahre Gastspiele fuhrten das bejubelte Ensemble in zahlreiche Lander So sollte Theater immer sein So sollten Schauspieler immer spielen schrieb Le Monde wahrend in England der Daily Telegraph in Bezug auf Peter Stein titelte Director of genius 1975 verfilmte Stein das Stuck mit dem Kameramann Michael Ballhaus in einer Neubearbeitung von Botho Strauss der die Produktion die Gipfelleistung dessen nannte was man mit einem Ensemble machen konnte Die Besetzung bestand aus Edith Clever Jutta Lampe Ilse Ritter Wolf Redl Bruno Ganz Otto Sander Gunther Lampe Michael Konig Gerd Wameling Otto Machtlinger Eberhard Feik Katharina Tuschen Elke Petri Werner Rehm Sabine Andreas und Rudiger Hacker 1976 schlugen sich funf Jahre intensiven Renaissancestudiums der Dramaturgie in dem von Stein konzipierten Werk Shakespeares Memory nieder einem siebenstundigen Bilderbogen der an zwei aufeinander folgenden Abenden Shakespeares Stucke und dessen Weltbild zum Inhalt hatte Gespielt wurde in den Berliner CCC Filmstudios Spandau Haselhorst wo man den geeigneten Raum fur die verschiedenen Spielorte fand Im Anschluss an dieses Projekt folgte Shakespeares Wie es euch gefallt ebenfalls in einer spektakularen Raumlosung in der etwa die Waldszenen in einem echten Wald angesiedelt waren durch den das Publikum mitwandern konnte 1978 Trilogie des Wiedersehens und Gross und klein von Botho Strauss 1980 Orestie Agamemnon Choephoren Eumeniden Antikenprojekt II von Aischylos 1981 Klassen Feind von Nigel Williams DE mit Ernst Stotzner Udo Samel 1981 Nicht Fisch nicht Fleisch von Franz Xaver KroetzKlaus Michael Gruber Bearbeiten Den Gegenpol zu Steins Arbeiten bildeten die Inszenierungen von Klaus Michael Gruber der zum zweiten grossen Fixstern der Schaubuhne neben dem rational klar arbeitenden Peter Stein avancierte 1972 Geschichten aus dem Wiener Wald von Odon von Horvath mit Jutta Lampe Marianne Michael Konig Alfred Dieter Laser Zauberkonig Edith Clever Valerie Bruno Ganz Oskar Otto Sander Rittmeister Elfriede Irrall Grossmutter 1974 Die Bakchen Antikenprojekt I 2 Abend von Euripides im Messegelande am Funkturm Pavillon B 1975 Empedokles Holderlin lesen nach Friedrich Holderlin 1977 Winterreise im Olympiastadion im Spielort Olympiastadion 1979 Rudi von Bernard von Brentano Spielort Hotel Esplanade Robert Wilson Bearbeiten Ein weiterer Regisseur an der Schaubuhne war Robert Wilson der 1979 mit Death Destruction amp Detroit erstmals in Deutschland in Erscheinung trat Andere Regisseure Bearbeiten 1970 Glaube Liebe Hoffnung von Odon von Horvath Regie Horst Zankl 1971 Der Ritt uber den Bodensee von Peter Handke UA Regie Claus Peymann Wolfgang Wiens Buhne Karl Ernst Herrmann 1971 Das Verhor von Habana von Hans Magnus Enzensberger Kollektivproduktion 1973 Die Hypochonder von Botho Strauss Regie und Buhne Wilfried Minks Kostume Moidele Bickel Joachim Herzog 1973 Die Ausnahme und die Regel von Bertolt Brecht Regie Frank Patrick Steckel 1974 Der Lohndrucker von Heiner Muller Regie Frank Patrick Steckel 1975 Die Wupper von Else Lasker Schuler Regie Luc Bondy 1977 Man spielt nicht mit der Liebe von Alfred de Musset Regie Luc Bondy 1979 Die Rauber von Friedrich Schiller Regie Roland Schafer 1980 Aus der Fremde von Ernst Jandl Regie Ellen HammerEndzeit und Ubergang BearbeitenKritische Stimmen bezeichneten die Schaubuhne bald als konterrevolutionar und warfen ihr wegen des uberregionalen Erfolgs vor sie bediene nur die Unterhaltungssucht der Massen Die Schaubuhne hatte sich vom Studenten und Kollektivtheater in ein renommiertes Haus verwandelt Die FAZ schrieb bereits im Fruhjahr 1972 Geblieben ist das grosse Show Theater das Pflichtubungen in Sachen Revolution leistet ansonsten aber sich immer weniger vom Theater der Stars unterscheidet das eben nur Gesellschaftsspiel ist Es gehe nur noch um Sensationen Superlative Subventionen lauteten andere kritische Stimmen Die letzte Auffuhrung der Schaubuhne am Halleschen Ufer war eine achtstundige Orestie des Aischylos in der Regie von Peter Stein Das Ensemble ubersiedelte 1981 an den Kurfurstendamm in die Schaubuhne am Lehniner Platz Das alte Spielhaus wurde von 1982 bis 1992 durch die Theatermanufaktur Berlin als Theatermanufaktur am Halleschen Ufer genutzt Die Pramisse auch andere Berliner Gruppen zu prasentieren erfullte sich nicht Das Theater am Halleschen Ufer BearbeitenAuf Drangen der freien Theater und Tanzszene Berlins wurde eine neue Struktur fur das Haus gefunden Am 1 Mai 1992 eroffnete das Theater am Halleschen Ufer mit dem Untertitel zentrale Spielstatte der freien Gruppen Berlins den Spielbetrieb Die kunstlerische Leitung ubernahm Hartmut Henne Unter seiner Leitung wurde das Haus vor allem durch die Tanzdramaturgin Gabriele Pestanli als Ort fur zeitgenossischen Tanz bekannt Aufgrund nicht durchsetzbarer Forderungen nach einem Produktionsetat fur das Theater kam es zwischen Henne und der Kulturverwaltung zum Bruch so dass sein Vertrag nicht verlangert wurde Im Mai 1996 wurde der neue kunstlerische Leiter des Theaters am Halleschen Ufer Zebu Kluth unter Vertrag genommen 1 Ausser als Buhne der Berliner freien Szene hatte es besonders fur das Tanztheater Bedeutung Am 9 Dezember 2000 veranstaltete die Tanzfabrik Berlin in Kooperation mit dem Theater am Halleschen Ufer erstmals die Tanznachtberlin in der Akademie der Kunste die einen Uberblick uber die Berliner freie Tanzszene gab 2 Im Jahr 2003 schlossen sich das Hebbel Theater das Theater am Halleschen Ufer und das Theater am Ufer zur Theaterinstitution Hebbel am Ufer zusammen Das Theater am Halleschen Ufer erhielt nun die Bezeichnung HEBBEL AM UFER HAU 2 Literatur BearbeitenPeter Iden Die Schaubuhne am Halleschen Ufer 1970 1979 Hanser Munchen Wien 1979 Ingrid Gilcher Holtey Hrsg Politisches Theater nach 1968 Regie Dramatik und Organisation Campus Verlag Frankfurt am Main 2006 ISBN 978 3 593 38008 7 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schaubuhne am Halleschen Ufer Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Archiv der Schaubuhne Berlin im Archiv der Akademie der Kunste BerlinEinzelnachweise Bearbeiten Das Theater am Halleschen Ufer bis 1996 Das Theater am Halleschen Ufer bis 2002 1 2 Vorlage Toter Link www hebbel am ufer de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Mai 2019 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis Normdaten Korperschaft LCCN n80061156 VIAF 143429476 Abgerufen von 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