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Das Risikomanagement ubernimmt in Unternehmen das Management von Unternehmensrisiken durch deren Risikoidentifikation Risikoanalyse Risikoquantifizierung Risikoaggregation Risikobeurteilung Risikobewertung Risikokommunikation und abschliessende Risikobewaltigung Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Aufgaben des Risikomanagements 3 Begriffe des Risikomanagements 4 Anwendungsbereiche 4 1 Unternehmensrisiken 4 2 Risikomanagement in der Finanzdienstleistung 5 Risikoarten 5 1 Politische Risiken 5 2 Risiken des nationalen und internationalen Finanzsystems 5 3 Umweltrisiken 5 4 Technische Risiken 5 5 Risiken des Projektmanagements 5 6 Produkt und Medizinrisiken 5 7 Software Risiken 5 8 Supply Chain Risikomanagement 5 8 1 Beschaffungs und Logistikrisiken 6 Reifegradmodelle des Risikomanagements 6 1 Definition 6 2 6 Stufen des Risikomanagements nach Gleissner und Mott 7 Mathematische Grossen im Risikomanagement 8 Psychologische Aspekte des Risikomanagements 8 1 Risikowahrnehmung 8 2 Entscheidungstheorie unter psychologischen Gesichtspunkten 8 3 Umgang mit Risiken 8 4 Entscheidungstypen 9 Literatur 10 Siehe auch 11 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenDas Risikomanagement umfasst Risikobeurteilung Risikobewaltigung und Risikokommunikation wobei die Risikobeurteilung in die Teilbereiche Risikoidentifikation Risikoanalyse und Risikobewertung untergliedert ist 1 Ein Risikomanagement kann erst mit der Risikowahrnehmung beginnen sie ist die Voraussetzung dafur dass Risiken uberhaupt erkannt und entdeckt werden konnen Hierbei ergibt sich bereits das Problem dass verschiedene Risikotrager dasselbe Risiko unterschiedlich oder gar nicht wahrnehmen 2 Erfolgt die Risikowahrnehmung fehlerhaft als selektive Wahrnehmung so werden nur bestimmte Risiken wahrgenommen andere vorhandene jedoch ausgeblendet Eine mangelhafte Risikowahrnehmung wirkt sich negativ auf die nachfolgenden Phasen des Risikomanagements aus 3 Aufgaben des Risikomanagements BearbeitenDas Risikomanagement ist eine Aufgabe die einer Funktion in einer Organisationseinheit in Unternehmen oder Behorden zugeordnet ist Risikomanagement ist nach der Norm ISO 31000 2009 4 eine Fuhrungsaufgabe im Rahmen derer die Risiken einer Organisation identifiziert analysiert und spater bewertet werden Hierzu sind ubergeordnete Ziele Strategien und Politik der Organisation fur das Risikomanagement festzulegen Im Einzelnen betrifft dies die Festlegung von Kriterien nach denen die Risiken eingestuft und bewertet werden die Methoden der Risikoermittlung die Verantwortlichkeiten bei Risikoentscheidungen die Bereitstellung von Ressourcen zur Risikoabwehr die interne und externe Kommunikation uber die identifizierten Risiken Berichterstattung sowie die Qualifikation des Personals fur das Risikomanagement 2018 ist eine aktualisierte Version der Norm ISO 31000 erschienen Eine formale Ausbildung und Zertifizierung zum Risikomanager kann in Deutschland dem Stand der Technik entsprechend gemass DIN VDE V 0827 Notfall und Gefahren Systeme Teil 1 Notfall und Gefahren Reaktions Systeme NGRS Grundlegende Anforderungen Aufgaben Verantwortlichkeiten und Aktivitaten und in Osterreich nach ONR 49003 Risikomanagement fur Organisationen und Systeme Anforderungen an die Qualifikation des Risikomanagers Anwendung von ISO DIN 31000 in der Praxis erfolgen Risikomanagement wird als ein fortlaufender Prozess verstanden in dem Planung Umsetzung Uberwachung und Verbesserung kontinuierlich stattfinden Demingkreis Plan Do Check Act 5 Risikomanagement soll uber die gesamte Lebensdauer einer Organisation zur Anwendung kommen und eine Kultur der Risikolenkung in der Organisation entstehen lassen Die in der Norm ISO 31000 beschriebenen Grundsatze und Verfahren zum Risikomanagement gelten allgemein Sie konnen in allen Bereichen in denen Risiken existieren angewendet werden und sind nicht auf eine spezifische Branche zugeschnitten Das Risikomanagement Risikofruherkennungssystem insbesondere der Aktiengesellschaften orientiert sich an den Anforderungen des Kontroll und Transparenzgesetzes KonTraG und dem darauf basierenden IdW Prufungsstandard PS 340 und dem jungeren DIIR Revisionsstandard Nr 2 des Deutschen Instituts fur Interne Revision von 2018 Ziel ist es bestandsbedrohende Risiken fruhzeitig zu erkennen und nachvollziehbar zu uberwachen Da oft gerade Kombinationseffekte mehrerer Einzelrisiken bestandsbedrohend werden wird eine Aggregation der Einzelrisiken zur Bestimmung des Gesamtrisikoumfangs gefordert Risikoaggregation Der okonomische Mehrwert des Risikomanagements ist die Reduzierung der Wahrscheinlichkeit bestandsbedrohender Krisen durch mehr Risikotransparenz Die Beurteilung des Grades der finanzwirtschaftlichen Bestandsbedrohung erfolgt durch die Berechnung der Auswirkungen von Risiken auf das zukunftige Rating mittels einer sogenannten Ratingprognose Als weitere Vorteile eines leistungsfahigen Risikomanagements sind eine Verbesserung der Planungssicherheit und eine Reduzierung der Risikokosten zu nennen Der Risikomanagement Prozess umfasst im Einzelnen 6 7 8 Identifikation der Risiken Beschreibung ihrer Art der Ursachen und Auswirkungen Analyse der identifizierten Risiken hinsichtlich ihrer Eintrittswahrscheinlichkeiten und moglichen Auswirkungen Risikobewertung durch Vergleich mit zuvor festzulegenden Kriterien der Risiko Akzeptanz z B aus Standards und Normen Risikobewaltigung Risikobeherrschung durch Massnahmen die Gefahren und oder Eintrittswahrscheinlichkeiten reduzieren oder die Folgen beherrschbar machen Risikouberwachung mit Hilfe von Parametern die Aufschluss uber die aktuellen Risiken geben Risikoindikatoren Risikoaufzeichnungen zur Dokumentation aller Vorgange die im Zusammenhang der Risikoanalyse und beurteilung stattfindenUm die Komplexitat des Risikomanagement Prozesses zu bewaltigen grosse Datenmengen zu analysieren und ein strategisches Risikomanagement zu implementieren bedienen sich viele Unternehmen einer Risikomanagement Software Diese ist in der Lage die Risiken eines Unternehmens abzubilden oder zukunftige Risiken zu simulieren 9 Begriffe des Risikomanagements BearbeitenRisikoanalyse wird zur Identifikation und Bewertung von Risiken eingesetzt Im technischen Bereich kommt die probabilistische Sicherheitsanalyse zur Anwendung Risikoidentifikation erstellt eine Liste der verschiedenen Risiken im Fall von technischen Systemen anhand der Funktionsanforderungen unabhangig von einer technischen Ausfuhrung Hilfsmittel sind Szenario Technik Post Mortem Analyse Expertenbefragungen Delphi Methode Kreativitatstechniken Fehlermoglichkeits und Einflussanalyse Risikoworkshops Checklisten Gefahrdung Liste der Gefahrdungen im Arbeitsschutz Analyse moglicher Gefahrdungen Hazard and Operability Study 10 Auswertung der Erfahrungen industrielle Unfalle Insolvenzen aus vergleichbaren Unternehmensbereichen nbsp Beispiel fur eine RisikomatrixRisikomatrix wird zur detaillierten Erfassung und Bewertung des Gesamtrisikos eines Unternehmens einer technischen Anlage oder eines Unternehmens oder technischen Prozesses verwendet indem die ermittelten Risikofaktoren in eine Matrix Risikoportfolio Risikomatrix mit den Dimensionen Eintrittswahrscheinlichkeit und Schadensausmass eingetragen werden 8 11 Risikovermeidung durch Unterlassung einer risikobehafteten Aktivitat Risikominderung reduziert das Risikopotenzial auf ein akzeptables Mass bzw versucht die Eintrittswahrscheinlichkeiten von Risiken zu reduzieren Risikokommunikation die Risikoergebnisse werden in transparenter und nachvollziehbarer Weise fur die Entscheidungsfindung uber die Vertretbarkeit des Risikos durch den Risikotrager unter Einbeziehung von Sachverstandigen sowie fur die durch das Risiko betroffenen Personen in der Anlage und in der Anlagenumgebung veroffentlicht 8 Risikoakzeptanz sie wird erreicht wenn das Risiko unter den gegebenen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und unter Beachtung eventueller Restrisiken als vertretbar bewertet wird Restrisiko ist das Risiko welches nach der Anwendung von Schutzmassnahmen verbleibt 8 Siehe auch die Aussage des Bundesverfassungsgerichts von 1978 im Kalkar Urteil zum Restrisiko 12 Grenzrisiko ist das grosste noch vertretbare Risiko bei Einhaltung vorgegebener Standards Stand der Technik Sicherheitstechnik 8 Siehe auch Minimale endogene Mortalitat und ist ein Mass fur das akzeptierte unvermeidliche Risiko Risikowahrnehmung wird entsprechend der Einflussgrossen von Freiwilligkeit Kontrolle Vertrauen und Katastrophenpotential nach den Grundannahmen der Psychologie als inharent subjektiv empfunden 8 Risikodiversifikation durch die Aufteilung des Vermogens auf verschiedene Vermogensmassen oder technische Redundanzen Risikotransfer durch Ubertragung des Risikos auf Dritte indem der Risikotrager wechselt z B auf ein Versicherungsunternehmen Risikokontrolle durch Uberwachung der identifizierten aktuellen Risiken Risiko Indikatoren und Einhaltung vorgegebener Grenzwerte Risikoindikatoren Messung von Systemgrossen die Aufschluss uber die Risiken Risikokennzahlen geben Empfindlichkeit Sensitivitat eines Systems gegenuber ausseren Einflussen In der Sicherheitstechnik wird der Begriff Sicherheitsindikator verwendet In der Finanzwirtschaft werden die Indikatoren unterschieden Lagging indicators die sich verandern nachdem sich die Finanzwirtschaft als Ganzes verandert hat Leading indicators die sich verandern bevor sich die Finanzwirtschaft als Ganzes verandert Risikoaggregation ist eine Zusammenfassung aller Einzelrisiken wobei die Einzelrisiken entsprechend ihrer relativen Bedeutung auf die Unternehmensentwicklung gewichtet werden und nicht durch deren einfache Addition der Einzelrisiken Dieses kann durch Simulation der Faktoren zur Ermittlung des Gesamtrisikos des Systems erfolgen Verwendung z B zur Bestimmung des Marktpreisrisikos Risikoreporting Erzeugung und Ubermittlung von Informationen uber Chancen und Risiken als Risikobericht Wesentliche Ziele des Risikoreportings sind Schaffung von Transparenz uber Risikosituation die Entscheidungsvorbereitung uber Risikosteuerungsmassnahmen und die Unterstutzung der Risikouberwachung 13 Risikointerdependenz Abhangigkeiten von Risiken Unabhangige Risiken beeinflussen einander nicht positiv korrelierte Risiken verstarken einander negativ korrelierte Risiken schwachen einander ab Ublicherweise wird die statistische Abhangigkeit von Risiken zunachst auf Plausibilitat gepruft und mittels eines Korrelationskoeffizienten quantifiziert Risikotragfahigkeit Fahigkeit die Folgen schlagend gewordener Risiken auffangen zu konnen Risikovorsorge Zur Tragfahigkeit des Restrisikos muss durch Risikovorsorge Vorkehrung getroffen werden wobei z B finanzielle Reserven Rucklagen Ruckstellungen aber auch Uberbestande an Material Personal u a gebildet werden konnen 14 ALARP Prinzip ALARP As Low As Reasonably Practicable bedeutet die Risiken sollen auf ein vernunftiges und durchfuhrbares Mass minimiert werden In einer Risiko Nutzen Analyse kann abgeschatzt werden ob der Nutzen des Produkts das Restrisiko uberwiegt RAMS Management stellt sicher dass Systeme definiert Risikoanalysen durchgefuhrt Gefahrdungsraten ermittelt detaillierte Prufungen gemacht und Sicherheitsnachweise erstellt werden im englischen RAMS Reliability Availability Maintainability Safety Zuverlassigkeit Verfugbarkeit Instandhaltbarkeit Sicherheit Anwendungsbereiche BearbeitenUnternehmensrisiken Bearbeiten Das Unternehmensrisiko findet zunachst in der Volatilitat des Ergebnisses Gewinn oder Verlust seinen Niederschlag die durch statistische Analysen oder zukunftsorientiert mittels Risikoaggregation bestimmbar ist Gemeint ist die durch Unvorhersehbarkeit der Zukunft bestehende Moglichkeit von betrieblichen Zielen abzuweichen Die extreme Auspragung des Unternehmensrisikos wird Insolvenzrisiko genannt und druckt die Wahrscheinlichkeit aus dass das Unternehmen wegen Zahlungsunfahigkeit und oder Uberschuldung seinen Verpflichtungen nicht oder nicht in voller Hohe nachkommen kann Die vom aggregierten Risikoumfang aber auch der Risikotragfahigkeit Eigenkapital und der Ertragskraft abhangige Insolvenzwahrscheinlichkeit wird durch das Rating ausgedruckt siehe auch Ratingprognose und Insolvenzprognoseverfahren Eine Insolvenz kann auf verschiedene Faktoren zuruckgefuhrt werden wobei allgemein zwischen internen und externen Insolvenzursachen differenziert wird 15 Interne Ursachen betreffen die Aktivitaten die unmittelbar vom Unternehmen selbst ausgehen und schliesslich zur Insolvenz fuhren Hierbei kann es sich beispielsweise um Fehlplanungen oder Fehleinschatzungen des Managements handeln Externe Insolvenzursachen betreffen Faktoren die von aussen auf das Unternehmen einwirken beispielsweise strukturelle und konjunkturelle Veranderungen des Unternehmensumfelds sowie Markteintritte von neuen Wettbewerbern Aktiengesellschaften mussen nach dem Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich 91 Abs 2 AktG zur fruhzeitigen Erkennung von Risiken ein Uberwachungssystem einrichten um den Fortbestand der Gesellschaft gegen gefahrliche Entwicklungen zu sichern Der Vorstand der AG steht dabei in der obersten Verantwortung Eine Verpflichtung des Vorstandes zur Einrichtung eines Uberwachungssystems bestand nach dem 76 AktG bereits vor Inkrafttreten des KonTraG Risikomanagement in der Finanzdienstleistung Bearbeiten KreditinstituteFur Kreditinstitute unterteilt man das betriebswirtschaftliche Gesamtrisiko in ein operationelles Risiko z B durch Ausfalle in der IT das Kreditrisiko d h den Ausfall von Kreditnehmern das Kontrahentenrisiko d h den Ausfall von Kontrahenten bei Handelsgeschaften als besonderen Teil des Kreditrisikos das Liquiditatsrisiko fallige Gelder konnen nicht aus den flussigen Mitteln bedient werden Marktliquiditatsrisiko Geschafte konnen auf Grund mangelnder Marktliquiditat nicht zu den erwarteten Bedingungen abgeschlossen werden und das Marktrisiko z B Wechselkursrisiko Zinsanderungsrisiko In der Praxis wird oftmals das Reputationsrisiko Risiko des Ansehensverlustes durch geschaftspolitische Entscheidungen o A separat vom operationellen Risiko betrachtet Die Haufung von risikobehafteten Engagements die z B aufgrund von Branchenrisiken oder Landerrisiken in engem Zusammenhang stehen bezeichnet man in der Kreditwirtschaft auch als Klumpenrisiko Dabei tragen die Kreditinstitute Liquiditatsrisiken als Finanzintermediare ubernehmen sie ausserdem die Fristen Losgrossen und Transformationsrisiken Die Mindestanforderungen an das Risikomanagement BA fur die Kreditinstitute und Finanzdienstleistungsinstitute in Deutschland geben einen Rahmen fur ein angemessenes und wirksames Risikomanagement vor 16 17 18 Er soll dazu dienen Missstanden im Kredit und Finanzdienstleistungswesen entgegenzuwirken Die Prozesse des Risikomanagements betreffen Identifizierung Beurteilung Steuerung sowie Uberwachung und Kommunikation der wesentlichen Risiken Das Institut hat geeignete Indikatoren fur die fruhzeitige Identifizierung von Risiken abzuleiten die die Einrichtung und Weiterentwicklung eines Systems von Risikokennzahlen und eines Risikofruherkennungs und Risikoklassifizierungsverfahrens ermoglichen Zur Anwendung der Risikoquantifizierung wird festgestellt 18 Da jegliche Methoden und Verfahren zur Risikoquantifizierung die Realitat nicht vollstandig abzubilden vermogen ist dem Umstand dass die Risikowerte Ungenauigkeiten aufweisen oder das Risiko unterschatzen konnten bei der Beurteilung der Risikotragfahigkeit hinreichend Rechnung zu tragen In diesem Zusammenhang steht auch die Forderung Bedeutende Schadensfalle sind unverzuglich hinsichtlich ihrer Ursachen zu analysieren Es dient dazu Systemschwachstellen und Unzulanglichkeiten in den Risikomodellen zu erkennen sowie der statistischen Ermittlung von Schadenshaufigkeiten Erfahrungsruckfluss Die Mindestanforderungen an das Risikomanagement fur die Kreditinstitute geben einen Rahmen fur die Einhaltung der Treuepflicht bei der Verfugung fremden Vermogens vor Im Fall der Verletzung der Treuepflicht Missbrauch kommt die Strafbarkeit der Untreue gemass 266 StGB zur Anwendung VersicherungswirtschaftFur Versicherungsunternehmen zahlt die Ubernahme von Risiken zum eigentlichen Geschaftsmodell Versicherungen begrenzen die Wahrscheinlichkeit einer uberdurchschnittlichen Belastung durch Schadensfalle durch die Grosse des Versicherungskollektivs daruber hinaus in erster Linie durch Ruckversicherung mit deren Hilfe sie Grossschaden und Kumulrisiken begrenzen Versicherungstechnische Risiken spielen im Versicherungsmarkt als Vorstufe zur Versicherung eine zentrale Rolle Bevor ein Risiko richtig versichert werden kann muss es erkannt bewertet und der Umgang mit dem Risiko festgelegt werden Die europaische Richtlinie Solvabilitat II stellt umfangreiche Anforderungen an das Risikomanagement in Versicherungsunternehmen Risikoarten BearbeitenPolitische Risiken Bearbeiten Zu den politischen Risiken zahlen z B kriegerische Ereignisse Umsturze Embargos und Handelssanktionen Terroranschlage Korruption Staatsbankrotte durch politische Ereignisse bedingte Wechselkursschwankungen Risiken des nationalen und internationalen Finanzsystems Bearbeiten Finanzkrisen sind grossere Verwerfungen im Finanzsystem die durch einen Ruckgang der Vermogenswerte und die Zahlungsunfahigkeit zahlreicher Unternehmen der Finanzwirtschaft und anderer Branchen gekennzeichnet sind und die die okonomische Aktivitat in einem oder mehreren Landern beeintrachtigen Sie manifestieren damit das Risikopotential des Finanzsystems wie auch das Versagen des nationalen bzw internationalen Risikomanagements und seiner Kontrollorgane Nationale und internationale Regelwerke wie Mindestanforderungen an das Risikomanagement BA Basel II und Basel III werden zur Risikokontrolle erstellt und wie die Erfahrung zeigt mit jeder neuen Krise fortgeschrieben Nach Kondratjew durchlauft die Weltwirtschaft immer wiederkehrende Zyklen die jeweils durch schwere wirtschaftliche Turbulenzen beendet werden Die Mechanismen fur diese Konjunkturzyklen sind immer gleich Die grundlegenden Mechanismen fur das Kollabieren komplexer Systeme sei es nun in der Finanzwirtschaft oder einer komplexen Industrieanlage wie einem Chemiewerk oder Kernkraftwerk sind immer dieselben Charakteristisch fur diese Systeme ist dass sie aus einer praktisch nicht mehr uberschaubaren Anzahl von Komponenten bzw Funktionseinheiten bestehen und uber vielschichtige Wirkungsstrukturen das gemeinsame Systemergebnis erzielen Aus der Anwendererfahrung wird das System standig verbessert so dass es nach einer Erprobungszeit als stabil und ausgereift gilt Wegen der grossen Risiken die mit einem Scheitern der System verbunden sind unterliegen diese Systeme vielfaltigen Kontrollmechanismen Je langer ein System ohne grossen Schaden betrieben wird desto mehr wird es von seinen Betreibern und Kontrolleuren als sicher empfunden In diesem Zustand beginnt das Sicherheitsnetz des Systems an Wirksamkeit zu verlieren Kompromisse zu Gunsten des Unternehmenserfolges gegenuber der Sicherheitsvorsorge sind leichter durchsetzbar mit der Folge dass sich im System zunehmend unerkannte Fehler festsetzen vgl Charles Perrow Normal Accidents 1984 19 In der Finanzwirtschaft erklart es je nach Stand im laufenden Zyklus den Ruf nach mehr bzw weniger Regeln auf dem Finanzmarkt Umweltrisiken Bearbeiten Umweltrisiken sind aus Unternehmenssicht wirtschaftliche Risiken die dadurch entstehen dass durch Umweltschaden Bodenkontamination Schadstoffemission Verseuchung von Gebauden Gesundheitsschaden des Personals Produktmangel Wirtschaftsguter ganz oder teilweise der Wertminderung unterliegen kostenintensiv entsorgt werden mussen oder nur mit hohen Kosten wiederhergestellt werden konnen 20 Arbeitnehmer konnen durch mangelnden Arbeitsschutz und mangelnde Arbeitssicherheit erkranken und dadurch das Risiko von Fehlzeiten erhohen Das Umweltrisikomanagement befasst sich mit der Handhabung dieses Umweltrisikos und stellt in Unternehmen einen Teilbereich des betrieblichen Umweltmanagements und des Risikomanagements dar Es werden interne und externe Umweltrisiken unterschieden wobei externe Umweltrisiken wie Sturm oder Hochwasser auftreten konnen Die internen Umweltrisiken liegen im Unternehmen begrundet und konnen technische technologische oder organisatorische Schaden sein wie etwa die Betriebsstorung Es werden drei Arten von Umweltrisiken unterschieden finanzielle Risiken fur ein Unternehmen die durch Veranderungen des Umweltzustandes oder des Umweltbewusstseins der Gesellschaft entstehen Risiken der Umwelthaftung des Unternehmens fur umweltrelevante Aktivitaten und Risiken fur die menschliche Gesundheit und fur das Okosystem Im Bereich des Hochwasserschutzes wurde von staatlicher Seite die Hochwasserrisikomanagement Richtlinie 2007 60 EG eingefuhrt Im Bereich des Brandschutzes werden Brandschutzbedarfsplane fur Feuerwehren mit standardisierten Schutzzielen sowie lokalen Besonderheiten erstellt Weitraumige Risiken werden in einem Gefahrenzonenplan dargestellt Technische Risiken Bearbeiten Sicherheitsmanagement 21 SM ist synonym zu Risikomanagement und wird definiert SM Fuhrt lenkt und koordiniert eine Organisation in Bezug auf alle Sicherheitsaktivitaten Die Verwendung des Begriffs Sicherheitsmanagement in der Technik im deutschen Sprachraum erklart sich aus der allgemeinen Verwendung des Begriffs Sicherheit in der Technik Sicherheitsmanagementsysteme SMS kommen heute in allen Industriebereichen mit Gefahrdungspotentialen zur Anwendung Die Notwendigkeit der Einfuhrung und Anwendung der SMS ergaben sich praktisch in allen Industriebereichen aus der Unfallerfahrung wonach uber die Fehlermoglichkeiten der Technik und des Personals hinaus sich gravierende Mangel in der Organisation als wesentliche Unfallursachen herausstellten In der Luftfahrt wird die Notwendigkeit der Einfuhrung von Sicherheitsmanagementsystemen SMS wie folgt begrundet 22 Sicherheits Management safety management basiert auf der Pramisse dass es immer Sicherheitsrisiken und menschliche Fehler safety hazards and human errors gibt Das SMS lasst Prozesse entstehen die die Kommunikation uber diese Risiken und die Massnahmen zu deren Verringerung verbessern Das Sicherheitsniveau und die Sicherheitskultur einer Organisation werden damit nachhaltig verbessert Siehe auch Arbeitsschutz und Arbeitsschutzmanagement Risiken des Projektmanagements Bearbeiten Risikomanagement in Projekten beschaftigt sich mit allen Tatigkeiten welche zur Verhinderung von oder zum Umgang mit ungeplanten Ereignissen beitragen welche den Projektverlauf gefahrden Im Projektmanagement sind fehlerhafte Zeitplane Inflation von Anforderungen Mitarbeiterfluktuation Spezifikationskollaps geringe Produktivitat und Gruppendruck group think typische Projektrisiken Produkt und Medizinrisiken Bearbeiten Unter Produktrisiken versteht man Gefahrdungen die zu Lasten des Kunden Ausfall Versagen Tod Zerstorung und damit auch zu Lasten des Herstellers Haftung Imageverlust Wartungsaufwand fallen konnen Mithilfe eines systematischen Risikomanagementprozesses soll sichergestellt werden dass Produktrisiken bereits bei der Entwicklung identifiziert bewertet kontrolliert und uberwacht werden siehe auch Produktsicherheitsgesetz Deutschland Bei der Entwicklung und Herstellung von Medizinprodukten mussen unter anderem die Methoden des Risikomanagements gemass den Vorgaben der Norm EN ISO 14971 7 eingesetzt werden um der zunehmenden Komplexitat und der damit verbundenen Fehleranfalligkeit effektiv und sicher zu begegnen Aspekte des Risikomanagements sollten uber den gesamten System Lebenszyklus also beginnend mit dem Konzept uber die Entwicklung Fertigung Nutzung und in Verwendung mit anderen Medizinprodukten und wahrend des Betriebes bis hin zur Entsorgung eines Medizinproduktes berucksichtigt werden Software Risiken Bearbeiten Bei der Entwicklung und Implementierung von Informationssystemen werden zunehmend Methoden des Risikomanagements eingesetzt um der Komplexitat und der damit verbundenen Fehleranfalligkeit von Software Produkten zu begegnen siehe Softwaretechnik Aspekte des Risikomanagements sollten uber den gesamten System Lebenszyklus also beginnend mit dem Konzept uber die Entwicklung oder Programmierung Implementierung und Konfiguration und wahrend des Betriebes bis hin zur Stilllegung des Systems berucksichtigt werden Supply Chain Risikomanagement Bearbeiten Das Supply Risk Management ist ein Teilbereich des Risikomanagements das sich mit der Identifikation Analyse und Kontrolle von auftretenden Gefahren im Beschaffungsumfeld eines Unternehmens beschaftigt 23 Die Risiken bestehen in Storungen und Verzogerungen der Flusse innerhalb des Guter Informations und Finanznetzes sowie des sozialen und institutionellen Netzes Absatzketten Lieferketten 24 Beschaffungs und Logistikrisiken Bearbeiten Aufgrund von Abhangigkeiten von Zulieferern konnen sich unvorteilhafte Zielabweichungen ergeben Geeignete Gegenmassnahmen konnen sein Vertragliche Bindung von Lieferanten Lieferantenrating Ruckwartsintegration oder Just in time Vertrag Daneben existiert ein Beschaffungspreisrisiko das durch vertragliche Preisfixierung Preisgleitklauseln in Vertragen mit Kunden oder Termingeschafte auf Rohstoffmarkten gesteuert werden kann Wahrend der Lagerdauer besteht ein Lagerrisiko Reifegradmodelle des Risikomanagements BearbeitenDefinition Bearbeiten Ein Reifegradmodell beschreibt die Reife eines Betrachtungsfeldes hinsichtlich einer bestimmten Methode oder eines Handlungs bzw Fuhrungsmodells 25 Fur die Erreichung eines Reifegrades mussen gewisse Anforderungen erfullt werden sowie alle vorhergehenden Stufen erreicht sein Reife wird nach Rosemann und De Bruin definiert als a measure to evaluate the capabilities of an organisation 26 ein Mass um die Fahigkeiten einer Organisation zu bewerten Reifegradmodelle des Risikomanagements dienen der Bewertung des Risikomanagementsystems im Unternehmen und ermoglichen einen Vergleich mit anderen Unternehmen Benchmarking Sie bestehen aus Reifegradstufen Dimensionen und Bewertungsinstrumenten Eine Entwicklung kann top down oder bottom up erfolgen Bei top down gibt es feste Reifegradstufen die mit weiteren Eigenschaften prazisiert werden Beim bottom up werden zuerst Eigenschaften und Bewertungselemente definiert und spater in Reifegrade gruppiert Dafur werden zum Beispiel Kreativitatstechniken Delphi Methode oder Fokusgruppenbefragung verwendet 27 6 Stufen des Risikomanagements nach Gleissner und Mott Bearbeiten In diesem Modell gibt es 6 Entwicklungsstufen 28 29 30 Stufe 1 kein RisikomanagementDie Unternehmensfuhrung hat ein unzureichendes Risikobewusstsein und somit kein systematisches Vorgehen im Umgang mit Risiken Unternehmerische Entscheidungen als Reaktion auf Gefahren finden nur sporadisch statt Stufe 2 SchadensmanagementDie Existenz bestimmter Risiken ist bekannt Es werden bewusst Massnahmen eingeleitet die Gefahren verhindern sollen Regelungen wie Umweltschutz und Arbeitsschutz finden dabei auch Berucksichtigung Bei selteneren und grosseren Risiken werden Versicherungen abgeschlossen um Schaden zu minimieren Zur Gefahrenbeurteilung wird kein spezifisches Instrument eingesetzt und Risikomassnahmenplane werden in Silos abgeschotteten Teams bearbeitet Stufe 3 Regulatorisches Risikomanagement KonTraG Risikomanagement Das Unternehmen besitzt ein kontinuierliches Risikomanagementsystem Risiken werden standig uberwacht und bewertet Die Gesamtheit der Risiken bilden das sog Risikoinventar Informationen wie Umfang Verantwortlichkeit und Turnus werden gemass dem KonTraG schriftlich fixiert Fur die wichtigen Risiken werden Risikobewaltigungsstrategien entwickelt dafur werden die Risiken hinsichtlich der Schadenshohe und Eintrittswahrscheinlichkeit quantifiziert und bewertet Am Ende erfolgt eine einfache Risikoaggregation Stufe 4 Okonomisches entscheidungsorientiertes RisikomanagementAls Risiken werden sowohl Gefahren negative Abweichungen als auch Chancen positive Abw betrachtet Es existiert ein umfassendes Software gestutztes Risikomanagementsystem im Unternehmen basierend auf einem starken Risikobewusstsein der Unternehmensfuhrung Durch Aggregation der Einzelrisiken wird ein Gesamtrisikoumfang berechnet Mittels der Monte Carlo Simulation konnen bestandsbedrohende Entwicklungen nach Kombination von Einzelrisiken deutlich gemacht werden Ziel ist es ein flexibles und bewegliches Risikomanagement zu schaffen welches mit der Strategieentwicklung eng verknupft ist Im Idealfall soll es sich an unvorhergesehene Entwicklungen anpassen Risiken sollten so eingeschatzt werden dass ein Unternehmen auch bei Marktschwankungen liquide bleibt und sein Rating beibehalten kann Dies kann durch Abwagen von moglichen Risiken und Ertragen mittels Kapitalmarktmodellen z B CAPM erfolgen Nicht nur in Hinsicht auf die Kostenreduzierung sollte das Unternehmen uberlegen ob es Unternehmensaktivitaten auslagert sondern auch in Bezug auf die damit verbundene Risikosenkung Diese Risikosenkung erfolgt auch bei einer breiten Diversifikation des Portfolios und einer Verlust und Haftungsbeschrankung Stufe 5 Integriertes wertorientiertes RisikomanagementDer Risikomanagement Prozess ist mit der operativen Ebene des Unternehmens eng verknupft Alle Planungen konnen Risiken zugeordnet werden stochastische Planung sodass sich daraus eine Planungssicherheit ermitteln lasst Daraus kann das Unternehmen den Wertbeitrag berechnen was eine am Unternehmenswert orientierte Optimierung der Risikobewaltigung 28 ermoglicht und womit strategische Zuge in Bezug auf Risiken bewertet werden konnen Die Hypothese eines vollkommenen Kapitalmarktes wird verworfen und durch die realitatsnahe Betrachtung eines unvollkommenen Kapitalmarktes ersetzt Alle Risiken die bewertungsrelevant sind werden berucksichtigt Risikodeckungssatz Zum Bewerten und zur Portfoliooptimierung werden Risikomasse wie Eigenkapitalbedarf Ausfallwahrscheinlichkeit und Value at Risk verwendet 29 Stufe 6 Embedded Risikomanagement holistisch Die Bewertung des risikogerechten Ertragswertes oder des Risikonutzens spiegelt die Risikopraferenz des Eigentumers wider und bildet die Grundlage fur strategische und operative Entscheidungen Die Risikoanalyse beinhaltet die ex ante Integration unternehmerischer Reaktionsmoglichkeiten auf die Entwicklung von Zielgrossen und exogenen Risikofaktoren Metarisiken d h Unsicherheiten und Reaktionen von Wettbewerbern sowie andere Verhaltensrisiken und Managementrisiken werden ebenfalls in die Bewertung mit einbezogen Das Risikomanagement ist fest in der Unternehmenskultur und im unternehmerischen Denken integriert sodass jede Form von Management im Unternehmen als Risikomanagement angesehen wird Ein gutes Risikomanagement ist ein Erfolgsfaktor fur jedes Unternehmen Es sollten moglichst viele Mitarbeiter integriert werden um der Unternehmensfuhrung die Moglichkeit zu geben Risiken richtig zu erfassen die Ertrage und Risiken richtig bewerten und in die Praxis umzusetzen Das wird allerdings erst in der 4 Stufe erreicht Die Geschaftsfuhrung muss Oberster Risikomanager sein weil sie massgebliche Entscheidungen uber den Risikoumfang trifft Hierbei sollten Strategien und feste organisatorische Muster und Methoden angewandt werden um sicherzustellen dass mogliche bestandsbedrohende Entwicklungen bereits fruh erkannt werden 28 31 30 Mathematische Grossen im Risikomanagement BearbeitenGewinn Korrelationskoeffizient Mittelwert Erwartungswert Performance Risikomanagement Rendite Annualisierte Rendite Arithmetische Rendite Geometrische Rendite Risikomasse Standardabweichung Stetige logarithmierte Rendite Value at Risk Varianz VolatilitatPsychologische Aspekte des Risikomanagements BearbeitenRisikowahrnehmung Bearbeiten Bei der subjektiven Einschatzung wie relevant und wahrscheinlich ein Risiko ist spielen die psychologischen Aspekte eine bedeutende Rolle Die Risikowahrnehmung ist u a abhangig von personlichen Erfahrungen Erziehung Moralvorstellung oder dem Bildungshintergrund Die intuitive Risikowahrnehmung ist gleichzusetzen mit dem wahrgenommenen Risiko 32 Die Risikowahrnehmung ist beeinflusst durch qualitative Risikomerkmale Die Eigenschaften der Risikoquelle beachten das Ausmass der Folgen sowie die Gewohnung an diese Quelle Die Eigenschaften der Risikosituation behandeln die personliche Kontrollmoglichkeit und die Eindeutigkeit der Gefahreninformation 33 Der Mensch strebt nach Sicherheit und vollkommener Kontrolle Es fallt ihm schwer eine Risikoeinschatzung rein rational und objektiv vorzunehmen Zu unterscheiden ist in das intuitive sowie rationale Denken 34 Das intuitive Denken erfolgt schnell und haufig unterbewusst es wird nicht willentlich gesteuert Die zu behandelnden Probleme sind bekannt und konnen deshalb spontan und mit dem vorhandenen Wissen gelost werden Entscheidungen kosten wenig Anstrengung Aus mangelnder Erfahrung benotigt das rationale Denken mehr Zeit und erzeugt eine bewusste kognitive Anstrengung Um eine Fragestellung losen zu konnen ist gezielte Konzentration notwendig Ursachen von Fehlhandlungen und subjektive Bewertungen von Risiken konnen mit Hilfe der Strukturlegetechnik abgebildet und kommunikativ evaluiert werden 35 Entscheidungstheorie unter psychologischen Gesichtspunkten Bearbeiten Die Entscheidungstheorie geht davon aus dass Entscheidungen rational getroffen und Informationen in unbegrenzter Grosse aufgenommen und verarbeitet werden konnen Emotionale zufallige Entscheidungen werden aussen vor gelassen Es geht somit verstarkt darum vorzugeben wie eine Entscheidung getroffen werden soll nicht wie die Umsetzung in der Realitat aussieht Der Homo oeconomicus gilt im Modell als idealer Entscheider Er entscheidet sich anhand seiner personlichen Praferenzen und vorliegender Restriktionen 36 Abweichend von der Theorie des Homo oeconomicus agiert der wirtschaftlich handelnde Mensch nicht vollstandig rational und ist nicht vollstandig informiert Seine Praferenzen verandern sich mit der Zeit und damit auch seine Handlungen Die personlichen Ziele sind nur schwer messbar ihre Entstehung und Veranderung wird nicht erklart Problemlosungen werden durch heuristische Strategien bewaltigt Hierbei geht es um die Befriedigung der Anspruche nicht um die Erreichung des Optimums Die meisten Entscheidungen werden intuitiv gefallt um Komplexitat zu reduzieren 37 Die Prospect Theory beschreibt das risikoscheue Verhalten bei Gewinnchancen sowie ein risikofreudiges Verhalten bei moglichen Verlusten Bei kognitiven Heuristiken werden gut zugangliche vorhandene Informationen genutzt um einen Sachverhalt unter geringem Aufwand einzuschatzen Sogenannte Biases bezeichnen Fehlurteile die auf Basis dieser Faustregeln getroffen werden 38 Die Beurteilung von Wahrscheinlichkeiten und die Vorhersage von Werten unterscheiden Kahneman und Tversky drei Heuristiken Reprasentativitatsheuristik Es wird die Ubereinstimmung einer Kategorie bzw Klasse mit einer Stichprobe uberpruft Die Wahrscheinlichkeit der Zugehorigkeit steigt mit der Anzahl der zutreffenden Eigenschaften des speziellen Sachverhaltes mit dem klassischen Fall Basisraten werden zu Gunsten von konkreten Informationen zum Einzelfall vernachlassigt was zu Fehlentscheidungen fuhren kann Verfugbarkeitsheuristik Je einfacher Informationen zuganglich und abrufbar sind desto wahrscheinlicher ist eine Entscheidungsfindung anhand der bekannten Beispiele Ein Ereignis das leicht im Kopf aufrufbar ist scheint besonders haufig einzutreten Die Beurteilung anhand von Erfahrungen kann durch mediale oder personliche Einflusse verfalscht werden Ankerheuristik Anpassungsheuristik Als Ausgangswert fur eine Entscheidung dient ein Anker der im weiteren Verlauf durch Umgebungseinflusse verandert und angepasst wird Es handelt sich um eine Urteilsheuristik bei der das Ergebnis eine Verzerrung in Richtung des Startwertes enthalt Umgang mit Risiken Bearbeiten Die personliche Einschatzung eines Risikos variiert stark weshalb keine Standardisierung des Umfangs moglich ist Um eine Einschatzung vornehmen zu konnen mussen Risiken erfasst und Konsequenzen gesammelt werden um abschliessend die Eintrittswahrscheinlichkeiten abzuschatzen Das menschliche Unterbewusstsein wird dabei durch Erfahrungen bei der Entscheidungsfindung beeinflusst Je leichter verfugbar Informationen bezuglich eines Risikos sind desto wahrscheinlicher erscheinen sie Risiken die starker thematisiert werden werden somit mit einer hoheren Wahrscheinlichkeit eingeschatzt obwohl die Fakten dagegen sprechen Wenn ein Risiko beurteilt werden soll erfolgt haufig ein Vergleich mit ahnlichen Risiken und ihren Wahrscheinlichkeiten Das zu treffende Ergebnis wird durch bekannte Skalen beeinflusst Stereotype fuhren dazu dass die Basisrate ausgeblendet wird und wahrgenommene Faktoren die Beurteilung des Risikos verzerren Aus der risikoaversen Einstellung heraus ignorieren Menschen Risiken und wagen sich in Sicherheit Eintretende Konsequenzen werden starker fokussiert als Eintrittswahrscheinlichkeiten Bei potentiell hoheren Gewinnmoglichkeiten werden die Wahrscheinlichkeiten fur deren Eintritt eher ausgeblendet ebenso wie das Schadensausmass wichtiger als die Wahrscheinlichkeit ist Um ein Nullrisiko zu erreichen werden durch Unternehmen grosse Investitionen getatigt Um ein Risiko moglichst genau abzuschatzen vertraut man auf Urteile durch Experten und Autoritaten Expertenkompetenzen werden gern uberschatzt Hierbei wird oft vernachlassigt zu prufen ob die Informationen verlasslich relevant fur die Risikobewertung sind und auf einer stabilen Regelmassigkeit beruhen Eine andere Verfalschungs und Vereinfachungstechnik beruht darauf dass komplexe Fragestellungen zu einfach beantwortet und potentielle Risiken ubersehen werden Heuristiken werden genutzt um die begrenzten kognitiven Ressourcen bestmoglich zu nutzen 34 Generell ist im Umgang mit Risiken in folgende Strategien zu unterscheiden 39 Vermeidung von Risiken Risikoreduktion Risikooptimierung Risikotransfer Festhalten an Risikostruktur Entscheidungstypen Bearbeiten Ubertragen aus dem Bereich der Anlegertypologie gibt es bei risikobehafteten Entscheidungen drei Typen 40 Bauchmensch Das intuitive Handeln lasst sich auf Basis einer risikofreudigen Risikoeinstellung erklaren Innerhalb kurzer Zeit konnen Entscheidungen getroffen werden Herzmensch Die menschlichen Emotionen pragen sein Handeln stark Vor allem positive Gefuhle werden verstarkt zum Ausdruck gebracht negative hingegen versucht zu unterdrucken Er versucht zu vermeiden Entscheidungen alleine treffen zu mussen und zu viel Verantwortung zu tragen Kopfmensch Ein breites Wissen soll dabei helfen Gefahren unter Kontrolle zu behalten Ursache Wirkung und deren Zusammenhang besitzen Vorrang bei der Entscheidungsfindung um das Risiko bestmoglich kontrollieren zu konnen Literatur BearbeitenPeter Albrecht Raimond Maurer Investment und Risikomanagement Modelle Methoden Anwendungen 4 uberarbeitete und erweiterte Auflage Schaffer Poeschel Stuttgart 2016 ISBN 978 3 7910 3604 5 E Book ISBN 978 3 7910 3605 2 Marc Diederichs Risikomanagement und Risikocontrolling Risikocontrolling ein integrierter Bestandteil einer modernen Risikomanagement Konzeption Controlling Praxis Vahlen Munchen 2004 ISBN 3 8006 3084 2 Roland Erben Frank Romeike Allein auf sturmischer See Wiley VCH 2004 ISBN 3 527 50073 1 Christoph Gebler Risikomanagement und Rating fur Unternehmer Beuth 2005 ISBN 3 410 16110 4 Werner Gleissner Grundlagen des Risikomanagements 3 Auflage Vahlen 2017 ISBN 978 3 8006 3767 6 John C Hull Risikomanagement Banken Versicherungen und andere Finanzinstitutionen Pearson Studium Munchen 2011 ISBN 978 3 86894 043 5 Detlef Keitsch Risikomanagement Schaffer Poeschel 2004 ISBN 3 7910 2295 4 C Locher J I Mehlau R Hackenberg O Wild Risikomanagement in Finanzwirtschaft und Industrie 2004 Frank Romeike Peter Hager Erfolgsfaktor Risiko Management 2 0 2 Auflage Gabler Verlag 2009 ISBN 978 3 8349 0895 7 Thomas Wolke Risikomanagement 3 vollstandig uberarbeitete erweiterte und aktualisierte Auflage De Gruyter Berlin Boston 2016 ISBN 978 3 11 035386 0 doi 10 1515 9783110353877 Worst Case Zwischen Angst Alarm und Gelassenheit Themenheft der Schweizer Monatshefte September Oktober 2006 Siehe auch BearbeitenBalanced Scorecard Betriebliches Kontinuitatsmanagement Betriebssicherheitsmanagement Bow Tie Analyse Chancenmanagement Gefahrenabwehr Management Risk Controlling MRC Risikoanalyse und Risikomanagement bei Zollkontrollen der deutschen Zollverwaltung Risikomanagement StandardEinzelnachweise Bearbeiten Robert Schmitt Tilo Pfeifer Qualitatsmanagement Strategien Methoden Techniken 2015 S 363 Nikolaus Raupp Das Entscheidungsverhalten japanischer Venture Capital Manager unter dem Einfluss der Risikowahrnehmung im Verbund mit anderen Faktoren 2012 S 27 Frank Romeike Hrsg Erfolgsfaktor Risiko Management 2004 S 165 MQ Management und Qualitat 5 2008 Bruno Bruhwiler Neue Standards im Risikomanagement ISO DIS 31000 und ONR 49000 2008 Neue Standards im Risikomanagement Memento vom 3 Marz 2011 im Internet Archive archiviert vom Original PDF 166 kB auf qm aktuell de St Mayer DNV Business Assurance Germany GmbH 6 Schritte im Risikomanagement Eine Ableitung zum Risikomanagement nach ISO 31000 2009 Memento vom 20 September 2012 im Internet Archive am 14 Juni 2011 archiviert vom Original PDF 5 MB auf vdi saar de ISO IEC Guide 51 1999 Begriff 3 12 a b DIN EN ISO 14971 2009 10 Medizinprodukte Anwendung des Risikomanagements auf Medizinprodukte a b c d e f Bundesministerium fur Umwelt Naturschutz und Reaktorsicherheit Risikomanagement im Rahmen der Storfall Verordnung SFK GS 41 Karl Hartung Felix Walther Realitatsgesinnung Memento vom 21 Juli 2015 im Internet Archive In Business Intelligence Magazine Nr 3 2014 A Schlagbauer Gefahrenanalyse mittels HAZOP anhand eines Beispiels Memento vom 13 April 2016 im Internet Archive Universitat Paderborn Informatik AG Schafer H Ketterer Risikomanagement ISO DIS 31000 2008 04 Herausforderung und Chance fur KMU DGQ Regionalkreis Ulm 3 Februar 2009 cdn b ite de PDF 620 kB BVerfG Beschluss vom 8 August 1978 Az 2 BvL 8 77 BVerfGE 49 89 Kalkar I Axel Roebruck Risikomanagement Hrsg Springer Straubenhardt 21 Juni 2018 S 210 Ute Vanini Risikomanagement Schaffer Poeschel Stuttgart 2012 S 228 229 Thomas Hutzschenreuter Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 3 Auflage Gabler Wiesbaden 2009 ISBN 978 3 8349 1593 1 S 80 bundesbank de Memento vom 19 Februar 2014 im Internet Archive Bundesanstalt fur Finanzdienstleistungsaufsicht BaFin 14 Dezember 2012 bundesbank de Memento vom 19 Februar 2014 im Internet Archive Rundschreiben 10 2012 BA vom 14 Dezember 2012 Mindestanforderungen an das Risikomanagement MaRisk a b bundesbank de Memento vom 19 Februar 2014 im Internet Archive BaFin Anlage 1 Erlauterungen zu den MaRisk in der Fassung vom 14 Dezember 2012 Seite 1 von 64 Charles Perrow Normal Accidents Living with High Risk Technologies Basic Books USA 1984 Springer Fachmedien Wiesbaden Hrsg Kompakt Lexikon Management 2013 S 383 Wilfried Polin Christian Sierpinski Sicherheitsmanagement vs Risikomanagement PDF 0 3 MB ACRP Report 1 Safety Management Systems for Airports Volume 1 Overview Transportation Research Board Washington D C 2007 onlinepubs trb org PDF 1 6 MB S Rogler Risikomanagement im Industriebetrieb Analyse von Beschaffungs Produktions und Absatzrisiken Habilitationsschrift DUV Wiesbaden 2002 ISBN 3 8244 9084 6 Hans Christian Pfohl Philipp Gallus Holger Kohler Risikomanagement in der Supply Chain Status Quo und Herausforderungen aus Industrie Handels und Dienstleisterperspektive In Hans Christian Pfohl Hrsg Sicherheit und Risikomanagement in der Supply Chain Gestaltungsansatze und praktische Umsetzung Hamburg 2008 ISBN 978 3 87154 387 6 S 95 147 Frederik Ahlemann Frank Teuteberg Christine Schroeder Kompetenz und Reifegradmodelle fur das Projektmanagement Grundlagen Vergleich und Einsatz In ISPRI Arbeitsbericht Nr 01 2005 Michael Rosemann Tonia De Bruin Towards a business process management maturity model In 13th European conference on in formation systems ECIS2005 Regensburg 2005 S 1 Frederik Marx Ein Reifegradmodell fur Unternehmenssteuerungssysteme In Wirtschaftsinformatik Nr 04 2012 S 189 190 a b c W Gleissner B Mott Risikomanagement auf dem Prufstand Nutzen Qualitat und Herausforderungen in der Zukunft In ZRFG Zeitschrift fur Risk Fraud amp Governance Nr 02 2008 S 55 63 a b W Gleissner Serie Risikomasse und Bewertung Teil 1 Grundlagen Entscheidungen unter Unsicherheit und Erwartungsnutzentheorie In RISIKO MANAGER Nr 12 2006 a b Werner Gleissner Reifegradmodelle und Entwicklungsstufen des Risikomanagements ein Selbsttest In Controller Magazin Nr 06 2016 S 31 36 Klaus Rainer Muller Reifegradmodell des RiSiKo Managements In Handbuch Unternehmenssicherheit Springer Vieweg Wiesbaden 2015 S 520 522 Werner Gleissner Der Faktor Mensch Psychologische Aspekte des Risikomanagements In Zeitschrift fur Versicherungswesen Heft 10 Mai 2004 S 285 288 Ottfried Renn Pia Johanna Schweizer Marion Dreyer Andreas Klinke Risiko Uber den gesellschaftlichen Umgang mit Unsicherheit Oekom Munchen 2007 ISBN 978 3 86581 067 0 a b Eric Eller Bernhard Streicher Eva Lermer Psychologie und Risikomanagement Warum wir Risiken falsch einschatzen In Risiko Manager Nr 23 2012 Hans Jurgen Weissbach u a Technikrisiken als Kulturdefizite Berlin 1994 S 91 ff ISBN 3 89404 375 X Werner Gleissner Faustregeln fur Unternehmer 1 Auflage Gabler 2000 ISBN 3 409 18688 3 Werner Gleissner Peter Winter Der Risikomanagementprozess als Problemlosungsprozess eine verhaltenswissenschaftliche Perspektive In V Lingnau A Becker Hrsg Die Rolle des Controllers im Mittelstand Josef Eul Verlag 2008 S 221 244 Amos Tversky Daniel Kahneman Judgment under Uncertainty Heuristics and Biases In Science New Series Vol 185 No 4157 1974 S 1124 1131 Sebastian Festag Umgang mit Risiken Qualifizierung und Quantifizierung 1 Auflage Beuth Verlag 2014 S 6 Roland Eller Kompaktwissen Risikomanagement Nachschlagen verstehen und erfolgreich umsetzen 1 Auflage Springer Gabler 2010 ISBN 978 3 8349 8894 2 Normdaten Sachbegriff GND 4121590 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Risikomanagement amp oldid 235053603