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Die Risikoquantifizierung englisch risk quantification ist im Rahmen des Risikomanagements die Quantifizierung der durch Risikoanalyse ermittelten Risiken eines Unternehmens Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Prozessablauf 2 1 Erfassung von Risiken in Relevanzklassen 2 2 Risiko Neustrukturierung 2 3 Ubersicht uber mogliche Verteilungen 2 3 1 Binomialverteilung 2 3 2 Normalverteilung 2 3 3 Logarithmische Normalverteilung 2 3 4 Dreiecksverteilung 2 3 5 Stetige Gleichverteilung 2 3 6 Pareto Verteilung 2 4 Weitere Moglichkeiten der mathematischen Beschreibung 2 5 Zeitlicher Bezug 2 6 Zuordnung von Risikomassen 3 Umsetzung in der Praxis 3 1 Mogliche Anwendungen 3 2 Nicht Berucksichtigung von Risiken 3 3 Risikoquantifizierung bei schlechter Datenlage 3 4 Parameterunsicherheiten im Umgang mit Risiken 4 Anmerkungen 5 Literatur 6 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenDas entscheidende Problem jeder Unternehmensplanung ist die Unsicherheit uber die Zukunft weshalb Handlungsergebnisse als Zufallsvariablen anzusehen sind Die daraus erwachsende Moglichkeit einer Planabweichung ist definiert als Risiko Die vollstandige Risikowahrnehmung ist die Voraussetzung dafur dass Risiken uberhaupt erkannt und entdeckt werden konnen Hierbei ergibt sich bereits das Problem dass verschiedene Risikotrager dasselbe Risiko unterschiedlich oder gar nicht wahrnehmen 1 Erfolgt die Risikowahrnehmung fehlerhaft als selektive Wahrnehmung so werden nur bestimmte Risiken wahrgenommen andere vorhandene jedoch ausgeblendet Eine mangelhafte Risikowahrnehmung wirkt sich negativ auf die nachfolgenden Phasen des Risikomanagements aus 2 Die Risikoquantifizierung ermoglicht die Priorisierung von Risiken und deren Vergleich mit anderen Risiken eines Unternehmens 3 Prozessablauf BearbeitenDer Risikoquantifizierung vorausgegangen ist die Risikoanalyse Bei der Risikoquantifizierung werden die Anzahl und die Hohe der vorhandenen und analysierten Risiken gemessen Wahrend die Anzahl die vorgefundenen Risikoarten und deren Wahrscheinlichkeitsverteilungen wiedergibt wird die Risikohohe durch das jeweilige Risikomass bestimmt 4 Zunachst werden die identifizierten Risiken quantitativ durch geeignete Verteilungsfunktionen Wahrscheinlichkeitsverteilung beschrieben Anschliessend wird ein Risikomass benutzt um der Verteilung die Hohe des Risikos zu entnehmen Die Anwendung von Risikomassen auf Verlust Verteilungsfunktionen erfordert eine Beschreibung mittels einer geeigneten Dichte oder Verteilungsfunktion oder historischen Daten uber die Wirkung des Risikos und die Zuordnung von Risikomassen Ein solches Risikomass ist im Bankwesen der Value at Risk mit dem wirtschaftliche Risikopositionen gemessen werden Ein weiteres Risikomass ist der von einer technischen Anlage ausgegangene Schaden Fur die Ermittlung einer geeigneten Dichtefunktion gibt es mehrere alternative Varianten 5 Durch zwei Verteilungsfunktionen Eine zur Darstellung der Schadenshaufigkeit in einer Periode beispielsweise mit Hilfe der Poisson Verteilung und eine weitere zur Darstellung der Schadenshohe je Schadensfall beispielsweise mit Hilfe der Normalverteilung Durch eine verbundene Verteilungsfunktion mit der die Risikowirkung in einer Periode dargestellt wird Ein Risikomass wie die Standardabweichung oder der Value at Risk ist eine Zuordnung welche einer Dichte oder Verteilungsfunktion einen reellen Wert zuordnet Dieser Wert soll das zugehorige Risiko darstellen Hiermit wird ein Vergleich von Risiken ermoglicht die durch unterschiedliche Verteilungsfunktionen beschrieben werden Welche Eigenschaften eine solche Zuordnung erfullen muss um ein Risikomass darzustellen wird in der Literatur uneinheitlich beurteilt Die Risikomasse konnen sich auf Einzelrisiken zum Beispiel Schaden an Sachanlagen aber auch auf den Gesamtrisikoumfang etwa bezogen auf den Gewinn eines Unternehmens beziehen Die quantitative Bewertung einer Gesamtrisikoposition erfordert eine Aggregation der Einzelrisiken Diese ist beispielsweise mittels Monte Carlo Simulation moglich bei der die Wirkungen aller Einzelrisiken in ihrer Abhangigkeit im Kontext der Planung betrachtet werden 6 BankwesenIm Bankwesen und in der Projektfinanzierung wird zwischen statischer und dynamischer Risikoquantifizierung unterschieden 7 Die statische Risikoquantifizierung beruht auf der Uberlegung dass der Schuldendienst im Kreditgeschaft durch die Cashflows bei den Kreditnehmern gedeckt werden muss Die dynamische Risikoquantifizierung untersucht anhand der Sensitivitatsanalyse und deren Unterform der Szenariotechnik die genaueren Risikoursachen wie sie sich aus den Schwachstellen des Cashflow ergeben konnen 8 Erfassung von Risiken in Relevanzklassen Bearbeiten Im Prozess der Risikoidentifikation wird durch die gewahlte Systematik eine moglichst vollstandige Erfassung aller relevanten Risiken sichergestellt Hier kann durch eine fokussierte und hierarchische Vorgehensweise bereits die Konzentration auf potenziell besonders risikotrachtige Bereiche sichergestellt werden An der Schnittstelle von Risikoidentifikation zu Risikoquantifizierung konnen die so aufgedeckten Risiken in Relevanzklassen erfasst werden Dies kann beispielsweise anhand folgender funfgeteilter Skala erfolgen Relevanz 1 unbedeutendes Risiko das kaum spurbare Abweichungen vom Betriebsergebnis verursacht Relevanz 2 mittleres Risiko das eine spurbare positive oder negative Beeintrachtigung des Betriebsergebnisses bewirkt Relevanz 3 bedeutendes Risiko welches das Betriebsergebnis stark positiv oder negativ beeinflusst Relevanz 4 schwerwiegendes Risiko das im positiven Fall das Betriebsergebnis mehr als verdoppeln im negativen Fall jedoch erheblich reduzieren und zu einem Jahresfehlbetrag fuhren kann Relevanz 5 Risiko das mit einer wesentlichen Wahrscheinlichkeit das Betriebsergebnis mehr als vervierfachen im negativen Fall jedoch den Fortbestand des Unternehmens gefahrden kann Die Relevanz dient als weiterer Filter fur die Priorisierung der Risiken und gibt die Gesamtbedeutung eines Risikos fur das Unternehmen wieder Risiko Neustrukturierung Bearbeiten Risiken werden zumeist als Einzelrisiken erfasst tatsachlich jedoch existieren komplexe Risiken d h es bestehen Uberschneidungen oder andere stochastische Abhangigkeiten Vor der Risikoquantifizierung ist aus diesem Grund eine Neustrukturierung der Risiken erforderlich Dies erfordert ein Verstandnis der Ursachen und Wirkungen aller Risiken Ein erster Ansatz ist die Zusammenfassung von Einzelrisiken Hierfur stellt Werner Gleissner 9 drei heuristische Regeln auf Ursachenaggregation Risiken mit gleicher Ursache werden zusammengefasst und ihre Wirkung aggregiert Wirkungsaggregation Bei Risiken mit gleicher Auswirkung werden die Wahrscheinlichkeiten der Ursachen aggregiert Ausschlussregel Risiken welche nicht zusammen eintreten konnen werden bei der Risikoquantifizierung nicht gleichzeitig zugelassen Bei der anschliessenden Risikoaggregation ist es bedeutsam die tatsachlichen stochastischen Abhangigkeiten auf der Ursachen und Wirkungsebene verschiedener Einzelrisiken adaquat zu berucksichtigen Ubersicht uber mogliche Verteilungen Bearbeiten Der zentrale Aspekt der Risikoquantifizierung ist die Beschreibung eines Risikos durch eine geeignete mathematische Verteilungsfunktion Sehr oft werden Risiken durch die Parameter Eintrittswahrscheinlichkeit und Schadenshohe beschrieben Das entspricht einer Binomialverteilung Manche Risiken hingegen die mit unterschiedlicher Wahrscheinlichkeit verschiedene Hohen erreichen konnen werden durch andere Verteilungsfunktionen quantifiziert Die wichtigsten Verteilungsfunktionen im Rahmen des praktischen Risikomanagements werden nachfolgend vorgestellt Dabei ist zu beachten dass flexible Moglichkeiten existieren um ein Risiko durch eine adaquate Wahrscheinlichkeitsverteilung zu charakterisieren weshalb von einer vorherigen strikten Festlegung auf einen Wahrscheinlichkeitstyp abzuraten ist Binomialverteilung Bearbeiten Die Binomialverteilung beschreibt die Anzahl der Erfolge in einer Serie von gleichartigen und unabhangigen Versuchen die jeweils genau zwei mogliche Ergebnisse haben Erfolg oder Misserfolg welche mit den Wahrscheinlichkeiten p displaystyle p nbsp bzw 1 p displaystyle 1 p nbsp eintreten Bei der Quantifizierung eines Risikos sind die beiden moglichen Ereignisse das Eintreten des Risikos innerhalb einer vorgegebenen Periode mit einer gegebenen Schadenshohe und der Eintrittswahrscheinlichkeit p displaystyle p nbsp und das Nicht Eintreten des Risikos was einer Schadenshohe von Null entspricht mit der Wahrscheinlichkeit 1 p displaystyle 1 p nbsp Normalverteilung Bearbeiten Die Normalverteilung kommt in der Praxis haufig vor Gemass dem zentralen Grenzwertsatz kann das Gesamtrisiko mit einer Normalverteilung abgeschatzt werden wenn sich ein Risiko aus vielen kleinen voneinander unabhangigen Einzelrisiken zusammensetzt Ob der Symmetrie der Normalverteilung sind positive Abweichungen vom Erwartungswert ebenso wahrscheinlich wie negative Die Parameter Erwartungswert m und Standardabweichung s charakterisieren die Verteilung Die Anwendung der Normalverteilung ist gunstig fur Falle in denen der Erwartungsbereich in keine Richtung eingeschrankt werden kann die Schwankungswahrscheinlichkeit in beide Richtungen gleich ist und die Wahrscheinlichkeit mit steigendem Abstand zum Modus schneller fallt Logarithmische Normalverteilung Bearbeiten Die logarithmische Normalverteilung ist eine kontinuierliche Wahrscheinlichkeitsverteilung uber der Menge der positiven reellen Zahlen Ist Y displaystyle Y nbsp normalverteilt dann folgt X displaystyle X nbsp einer logarithmischen Normalverteilung wenn Y l o g X displaystyle Y logX nbsp gilt Wahrend die Normalverteilung mit der additiven Uberlagerung einer grossen Anzahl voneinander unabhangiger zufalliger Ereignisse in Zusammenhang gebracht werden kann ist es bei der logarithmischen Normalverteilung das multiplikative Zusammenwirken vieler zufalliger Einflusse Diese Verteilung wird durch die Parameter Erwartungswert m und Standardabweichung s beschrieben Die logarithmische Normalverteilung wird haufig angewendet wenn der Erwartungsbereich in keine Richtung eingeschrankt werden kann und im Gegensatz zur Normalverteilung die Abweichung vom wahrscheinlichsten Wert in eine bestimmte Richtung wahrscheinlicher ist Zum Einsatz kommt die Verteilung daher bei Lebensdaueranalysen von okonomischen technischen und biologischen Vorgangen Dreiecksverteilung Bearbeiten Die Dreiecksverteilung erlaubt die quantitative Beschreibung eines Risikos Es mussen lediglich drei Werte fur die risikobehaftete Variable angegeben werden der Minimalwert der Maximalwert und der wahrscheinlichste Wert Der Anwender muss bei der Verwendung der Dreiecksverteilung keine Wahrscheinlichkeit abschatzen sodass sich diese Verteilung auch ohne tiefgehende statistische Vorkenntnisse leicht nutzen lasst Die Dreiecksverteilung weist ebenfalls die Eigenschaften Erwartungswert m und Standardabweichung s auf Die Dreiecksverteilung empfiehlt sich fur Anwendungsfalle in welchen der Erwartungsbereich konkret eingeschrankt werden kann und bei welchen die Wahrscheinlichkeit mit steigendem Abstand zum wahrscheinlichsten Wert gleichmassig in die jeweilige Richtung abfallt Stetige Gleichverteilung Bearbeiten Die stetige Gleichverteilung hat auf einem Intervall eine konstante Wahrscheinlichkeitsdichte Alle Werte innerhalb dieses Bereichs werden als gleich wahrscheinlich angenommen sodass lediglich die Angabe der Bandbreite benotigt wird innerhalb derer die Werte der Zufallsvariable liegen konnen Wie bei der Dreiecksverteilung ist bei der Quantifizierung keine Wahrscheinlichkeitsangabe notwendig Die Gleichverteilung ist dann anzusetzen wenn keinerlei Wahrscheinlichkeit bekannt ist denn diese Verteilung ist mit Sicherheit bekannt und garantiert die Berucksichtigung von Risiken auch im Fall schlechten Datenmaterials siehe Risikoquantifizierung bei schlechter Datenlage Pareto Verteilung Bearbeiten Die Pareto Verteilung ist eine stetige Wahrscheinlichkeitsverteilung auf einem rechtsseitig unendlichen Intervall Wiederum charakterisieren diese Verteilung die Parameter Erwartungswert m und Standardabweichung s Die Pareto Verteilung hat einen schwereren Rand als die Normalverteilung weshalb sie insbesondere fur die quantitative Beschreibung von Extremereignissen zum Einsatz kommt Anmerkung 1 10 11 Weitere Moglichkeiten der mathematischen Beschreibung Bearbeiten Anstatt ein Risiko unmittelbar durch die Auswirkungen innerhalb einer Planperiode zu beschreiben kann auch eine Charakterisierung durch zwei Verteilungen erfolgen welche zunachst aggregiert werden mussen Insbesondere bei versicherbaren Risiken ist diese Praxis ublich wobei eine Wahrscheinlichkeitsverteilung fur die Haufigkeit eines Schadens und eine zweite fur die unsichere Schadenshohe je Schadensfall benutzt wird Das Verwenden mehrerer Wahrscheinlichkeitsverteilungen kann auch zur Darstellung komplexer Problemstellungen genutzt werden Durch die Kombination von zwei Verteilungen wird man diesen haufig besser gerecht als mit der Beschreibung durch eine einzelne Verteilung Beispielsweise kann das Risiko bei einem Haftpflichtprozess durch eine Kombination der Binomialverteilung mit der Dreiecksverteilung dargestellt werden Die Wahrscheinlichkeit mit welcher der Prozess verloren wird folgt dabei der Binomialverteilung und die mogliche Schadenssumme wird durch die Angabe von Mindestwert wahrscheinlichstem Wert und Maximalwert naher bestimmt Dreiecksverteilung Zeitlicher Bezug Bearbeiten Bei der Risikoquantifizierung ist es sinnvoll auf Daten bezuglich in der Vergangenheit eingetretener Risikowirkungen Benchmark Werte vergleichbarer Risiken oder selbst erstellten Schadensszenarien zuruckzugreifen Bei der Untersuchung moglicher quantitativer Konsequenzen auf das Unternehmensergebnis sind die Auswirkungen auf die Umsatz und die Kostenentwicklung zu beleuchten Die dargestellten Wahrscheinlichkeitsverteilungen charakterisieren die Risikowirkung zu einem Zeitpunkt oder in einer Periode In der Praxis hingegen konnen Risiken durchaus mittel und langfristige zeitlich nicht fest einzuordnende Konsequenzen aufweisen Die Abhangigkeiten der Risikoauswirkung von Periode zu Periode sowie die zeitliche Entwicklung unsicherer Plangrossen und exogener Risikofaktoren mussen dabei berucksichtigt werden wozu stochastische Prozesse benutzt werden 12 Zuordnung von Risikomassen Bearbeiten Im Anschluss an die quantitative Beschreibung der relevanten identifizierten Risiken durch geeignete Verteilungsfunktionen wird ein Risikomass benutzt um der Verteilung die Hohe des Risikos zu entnehmen Ein Risikomass z B Standardabweichung oder Value at Risk ordnet der Dichte oder Verteilungsfunktion einen reellen Wert zu und ermoglicht so den Vergleich unterschiedlich dargestellter Risiken Der Risikoquantifizierung folgt im Prozessablauf die Risikoaggregation Umsetzung in der Praxis BearbeitenMogliche Anwendungen Bearbeiten Die Risikoquantifizierung ermoglicht es Unternehmen die Gute ihrer Entscheidungen durch ein systematisches standardisiertes Abwagen der erwarteten Ertrage im Verhaltnis zu den eingegangenen Risiken zu verbessern Das Kontroll und Transparenzgesetz KonTraG hat in Deutschland den Anstoss zu einer umfassenden Auseinandersetzung mit Risiken in der Unternehmenspraxis gegeben Insbesondere der daraufhin entwickelte IDW Prufungsstandard 340 macht die Bedeutung der Quantifizierung und anschliessenden Aggregation wesentlicher Unternehmensrisiken deutlich 13 14 Nachfolgende Darstellungen geben Aufschluss uber die Notwendigkeit einer Risikoquantifizierung in Unternehmen Fast alle unternehmerischen Entscheidungen z B Investitionen 15 erfordern die Quantifizierung von und ein Rechnen mit Risiken um Entscheidungen unter Unsicherheit treffen zu konnen Die Bewertung eines Unternehmens oder einer Investition mit dem Kapitalwertkriterium Barwert bedarf der Erfassung des quantifizierten Risikoumfangs im Kapitalkostensatz Diskontierungszinssatz Das bedeutet der Risikoumfang muss in einen risikogerechten Kapitalkostensatz umgerechnet werden Zum Vergleich des Risikoumfangs mehrerer Geschaftsfelder mussen die jeweiligen Risiken zusammenfassend beurteilt werden unter Berucksichtigung von Diversifikationseffekten Die Beurteilung der Bestandsgefahrdung eines Unternehmens und die Ableitung eines Ratings erfordern einen Vergleich des aggregierten Gesamtrisikoumfangs mit der Risikotragfahigkeit Eigenkapital und Liquiditatsreserve Bei der Optimierung der Risikobewaltigungsstrategie eines Unternehmens ist ein Abwagen von den Veranderungen der erwarteten Rendite gegen Veranderungen des Risikoumfangs erforderlich 16 Nicht Berucksichtigung von Risiken Bearbeiten Dem Wissen um die Notwendigkeit der Risikoquantifizierung zum Trotz werden viele Risiken in der Unternehmenspraxis nicht quantifiziert als nicht quantifizierbar bezeichnet die Einzelrisiken nicht aggregiert oder quantifizierte Risiken nicht im Hinblick auf ihre Konsequenzen bezuglich der Kapitalkostensatze bewertet Die Ursachen sind einerseits Kenntnisdefizite hinsichtlich der Methodik und des Umfangs von Risikoquantifizierung und die Abneigung der Menschen mit mathematischen Ansatzen umzugehen 17 Andererseits wird oft auf die Quantifizierung von Risiken verzichtet weil die Unternehmen meinen es gabe uber die quantitativen Auswirkungen und die Eintrittswahrscheinlichkeit eines Risikos kein adaquates Datenmaterial Anstatt derartige Risiken mit den oben beschriebenen Methoden zu quantifizieren werden sie in der Praxis haufig nicht berucksichtigt und lediglich als Merkpositionen im Risikomanagement gefuhrt Sie haben damit keinen Einfluss auf die nachgelagerte Risikoaggregation wodurch insgesamt eine unvollstandige und verzerrte Beurteilung der Risikosituation erwachst Dies hat negative Auswirkungen auf die Beurteilung der Bestandsgefahrdung des Unternehmens die Berechnung des Eigenkapitalbedarfs und die Ableitung risikogerechter Kapitalkostensatze fur die Unternehmenssteuerung 18 Risikoquantifizierung bei schlechter Datenlage Bearbeiten Eine schlechte Datenlage ist ein Anzeichen fur hohes Risiko weshalb die Risikoquantifizierung gerade in diesem Fall wichtig ist und nicht wie in der Praxis ublich eine Nicht Quantifizierung stattfinden sollte Der Begriff Nicht Quantifizierung ist ein Euphemismus schliesslich wird ein Risiko auch bei einer vermeintlichen Nicht Quantifizierung bewertet und zwar mit dem Wert Null Da dies in den meisten Fallen eine schlechte Abschatzung des Risikos ist sollte die Quantifizierung mit den besten zu Verfugung stehenden Informationen durchgefuhrt werden Liegen weder historische Daten Benchmarkwerte noch andere Informationen vor kann auf subjektive Schatzungen der quantitativen Hohe des Risikos durch Experten des Unternehmens zuruckgegriffen werden Befragt man mehrere Experten und liegen den Schatzungen nachvollziehbare Herleitungen zugrunde konnen mit dieser Methode akzeptable Informationen gewonnen werden Die subjektiv geschatzten Risiken konnen genau so weiterverarbeitet werden wie vermeintlich objektiv quantifizierte Die Heterogenitat der Expertenmeinungen verrat dabei viel uber den Umfang eines Risikos 19 Ist keinerlei Wahrscheinlichkeit bekannt und eine subjektive Schatzung nicht moglich so kann eine Gleichverteilung unterstellt werden 20 Parameterunsicherheiten im Umgang mit Risiken Bearbeiten Auch Unternehmen die ihre Risiken umfassend quantifizieren stossen im Risikomanagement auf Probleme mit den zur Verfugung stehenden Unternehmensdaten Die Risikoquantifizierung beruht idealerweise auf einer Vielzahl von Daten In der Realitat liegen hingegen haufig nur wenige Vergangenheitsdaten vor diese lassen sich aufgrund von adaptiven Erwartungen und Lernverhalten von Individuen Verhaltensrisiko nur bedingt als reprasentativ fur die Zukunft ansehen und zum Teil gibt es gar keine verfugbaren Informationen 21 Dabei sind die Abgrenzung und der Umgang mit den auszuwertenden Daten eine subjektive Entscheidung die besser von verschiedenen Experten durchgefuhrt wird Bei ungunstigen und unzureichenden Datengrundlagen oder der Verwendung subjektiver Schatzungen sollte die Risikoquantifizierung selbst als unsicher eingeschatzt werden Diese Unsicherheit uber die Eintrittswahrscheinlichkeit selbst nennt man Parameterunsicherheit oder Metarisiko 22 Des Weiteren liegen teilweise Einzelereignisse ausserhalb des ublichen Bereichs der Erwartung Stresssituationen da sie eines Vergleichs in der Vergangenheit entbehren Solche extremen Ereignisse sind oft das Resultat von Verstarkungseffekten also dem Schliessen von Vergangenheitsdaten auf die Zukunft vgl Schwarzer Schwan 23 Die daraus entstehenden Risiken mussen ebenso quantifiziert werden und in die Risikoaggregation einfliessen Anmerkungen Bearbeiten Daneben gibt es weiterfuhrende und erganzende Techniken zur Quantifizierung von Extremrisiken Literatur BearbeitenWerner Gleissner Grundlagen des Risikomanagements im Unternehmen Controlling Unternehmensstrategie und wertorientiertes Management Vahlen Verlag Munchen 2011 ISBN 978 3 8006 3767 6 Werner Gleissner Identifikation Messung und Aggregation von Risiken In G Meier Hrsg Wertorientiertes Risiko Management fur Industrie und Handel Gabler Verlag Wiesbaden 2001 ISBN 3 409 11699 0 S 111 137 Werner Gleissner 2006 Serie Risikomasse und Bewertung S 1 11 http www risknet de typo3conf ext bx elibrary elibrarydownload php amp downloaddata 215 Werner Gleissner Risikomasse und Bewertung Grundlagen Downside Masse und Kapitalmarktmodelle In R F Erben Hrsg Risikomanager Jahrbuch 2008 Bank Verlag Koln 2008 ISBN 978 3 86556 195 4 S 107 126 Detlef Keitsch Risikomanagement Schaffer Poeschel Verlag Stuttgart 2004 ISBN 3 7910 2295 4 Thomas Wolke Risikomanagement Oldenbourg Verlag Munchen 2008 ISBN 978 3 486 58714 2 Markus Zeder Extreme Value Theory im Risikomanagement Versus Verlag Zurich 2007 ISBN 978 3 03909 037 2 Einzelnachweise Bearbeiten Nikolaus Raupp Das Entscheidungsverhalten japanischer Venture Capital Manager unter dem Einfluss der Risikowahrnehmung im Verbund mit anderen Faktoren 2012 S 27 Frank Romeike Hrsg Erfolgsfaktor Risiko Management 2004 S 165 Werner Gleissner Grundlagen des Risikomanagements im Unternehmen 2011 S 111 Werner Gleissner Grundlagen des Risikomanagements im Unternehmen 2011 S 5 Werner Gleissner Frank Romeike Risikomanagement Rudolf Haufe Verlag Munchen 2005 S 211 ff ISBN 3 448 06209 X Werner Gleissner Frank Romeike Risikomanagement Rudolf Haufe Verlag Munchen 2005 S 31 ff Anne Przybilla Projektfinanzierungen im Rahmen des Risikomanagements von Projekten 2008 S 101 Anne Przybilla Projektfinanzierungen im Rahmen des Risikomanagements von Projekten 2008 S 107 ff Werner Gleissner Quantifizierung komplexer Risiken Fallbeispiel Projektrisiken in Risiko Manager Heft 22 Bank Verlag Koln 2014 S 1 7 10 Werner Gleissner Quantitative Verfahren im Risikomanagement Risikoaggregation Risikomasse und Performancemasse in Andreas Klein Ronald Gleich Hrsg Der Controlling Berater Haufe Lexware Freiburg i B 2011 S 179 204 Stefan Strobel Unternehmensplanung im Spannungsfeld von Ratingnote Liquiditat und Steuerbelastung Dr Kovac Verlag Hamburg 2012 ISBN 978 3 8300 6202 8 Michael Koller Stochastische Modelle in der Lebensversicherung Springer Verlag Berlin 2010 ISBN 978 3 642 11251 5 S 9 23 Markus Wiedenmann Risikomanagement bei der immobilien Projektentwicklung unter besonderer Berucksichtigung der Risikoanalyse und Risikoquantifizierung Universitat Leipzig Institut fur Stadtentwicklung und Bauwirtschaft 2004 ISBN 3 8334 3348 5 Mario Hempel Jan Offerhaus Risikoaggregation als wichtiger Aspekt des Risikomanagements in Deutsche Gesellschaft fur Risikomanagement e V Hrsg Risikoaggregation in der Praxis Springer Verlag Berlin 2008 ISBN 978 3 540 73250 1 S 3 13 Henry Dannenberg Investitionsentscheidung unter Berucksichtigung von Risikotragfahigkeitsrestriktionen in Zeitschrift fur Controlling und Management Vol 53 Heft 4 Springer Berlin 2010 S 248 254 Werner Gleissner Quantitative Verfahren im Risikomanagement Risikoaggregation Risikomasse und Performancemasse in Andreas KLein et al Hrsg Der Controlling Berater Haufe Lexware Freiburg i B 2011 S 179 204 Heinrich Rommelfanger Stand der Wissenschaft bei der Aggregation von Risiken in Deutsche Gesellschaft fur Risikomanagement e V Hrsg Risikoaggregation in der Praxis Springer Verlag Berlin 2008 ISBN 978 3 540 73250 1 S 15 47 Werner Gleissner Die Nicht Nicht Quantifizierbarkeit von Risiken 2006 Werner Gleissner Erwartungstreue Planung und Planungssicherheit Mit einem Anwendungsbeispiel zur risikoorientierten Budgetierung in Controlling Heft 2 Vahlen Verlag Munchen 2008 S 81 87 Hans Werner Sinn Okonomische Entscheidungen bei Ungewissheit in Die Einheit der Gesellschaftswissenschaften Band 28 Verlag Mohr Siebeck Tubingen 1980 ISBN 3 16 942702 4 Werner Gleissner Metarisiken in der Praxis Parameter und Modellrisiken in Risikoquantifizierungsmodellen tn Risiko Manager Heft 20 Bank Verlag Koln 2009 S 14 22 Werner Gleissner Metarisiken in der Praxis Parameter und Modellrisiken in Risikoquantifizierungsmodellen in Risiko Manager Heft 20 Bank Verlag Koln 2009 S 14 22 Nassim Nicholas Taleb The black swan the impact of the highly improbable Penguin books London 2008 ISBN 978 0 14 103459 1 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Risikoquantifizierung amp oldid 209034540