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Das Risikomass englisch risk measure ist in der Wirtschaftswissenschaft ein Sammelbegriff fur statistische Masse mit denen es moglich ist die Ungewissheit eines Ereignisses quantitativ zu beschreiben Beispielsweise kann so die Gesamt Risikoposition eines Unternehmens erfasst werden Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Charakterisierung 3 Eigenschaften von Risikomassen 3 1 Monotonie 3 2 Translationsinvarianz 3 3 Positive Homogenitat 3 4 Subadditivitat 3 5 Law Invariance Verteilungsinvarianz 3 6 Komonotone Additivitat 3 7 Konvexitat 3 8 Lageabhangig loss based bzw Lageunabhangig dispersion based 4 Klassifizierung von Risikomassen 5 Ubersicht 5 1 Standardabweichung 5 2 Value at Risk VaR 5 2 1 Eigenkapitalbedarf EKB 5 3 Lower Partial Moments LPM 5 4 Conditional Value at Risk CVaR 5 5 Expected Shortfall ES 5 5 1 Kapitalallokation nach Kalkbrener 5 5 2 Beispiele 5 6 Maximum Drawdown 6 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenDie Anwendung von Risikomassen auf Verlust Verteilungsfunktionen ist eine Teilaufgabe bei der Risikoquantifizierung einer Bewertung von Risiken durch Beschreibung mittels einer geeigneten Dichte oder Verteilungsfunktion oder historischen Daten uber die Wirkung des Risikos und die Zuordnung von Risikomassen Zunachst werden die identifizierten Risiken quantitativ durch geeignete Verteilungsfunktionen Wahrscheinlichkeitsverteilung beschrieben Anschliessend wird ein Risikomass benutzt um der Verteilung die Hohe des Risikos zu entnehmen Fur den ersten Schritt Ermittlung einer geeigneten Dichtefunktion gibt es mehrere alternative Varianten 1 mittels zweier Verteilungsfunktionen Eine zur Darstellung der Schadenshaufigkeit in einer Periode beispielsweise mit Hilfe der Poisson Verteilung und eine weitere zur Darstellung der Schadenshohe je Schadensfall beispielsweise mit Hilfe der Normalverteilung mittels einer verbundenen Verteilungsfunktion mit der die Risikowirkung in einer Periode dargestellt wird Ein Risikomass wie die Standardabweichung oder der Value at Risk ist nun eine Zuordnung welche einer Dichte oder Verteilungsfunktion einen reellen Wert zuordnet Dieser Wert soll das zugehorige Risiko darstellen Hiermit wird ein Vergleich von Risiken ermoglicht die durch unterschiedliche Verteilungsfunktionen beschrieben werden Welche Eigenschaften eine solche Zuordnung erfullen muss um ein Risikomass darzustellen wird in der Literatur nicht einheitlich gesehen s Eigenschaften von Risikomassen Die Risikomasse konnen sich auf Einzelrisiken zum Beispiel Sachanlageschaden aber auch auf den Gesamtrisikoumfang etwa bezogen auf Gewinn eines Unternehmens beziehen Die quantitative Bewertung einer Gesamtrisikoposition erfordert eine Aggregation der Einzelrisiken Diese ist beispielsweise mittels Monte Carlo Simulation moglich bei der die Wirkungen aller Einzelrisiken in ihrer Abhangigkeit im Kontext der Planung betrachtet werden 2 Charakterisierung BearbeitenRisikomasse lassen sich grundsatzlich unterscheiden in Masse fur ein einzelnes Risiko also ein Risikomass im engeren Sinn wie beispielsweise die Standardabweichung oder Masse die das Risiko zweier Zufallsgrossen zueinander in Beziehung setzt also ein Risikomass im weiteren Sinn wie beispielsweise die Kovarianz Eine weitere Unterscheidung von Risikomassen ergibt sich aus dem Umfang der Berucksichtigung von Informationen aus der zu Grunde liegenden Verteilung Zweiseitige Risikomasse wie die Standardabweichung berucksichtigen diese komplett wahrend die so genannten Downside Risikomasse wie beispielsweise der VaR und die LPM Masse lediglich die Verteilung bis zu einer bestimmten Schranke betrachten Eigenschaften von Risikomassen BearbeitenRisikomasse RM lassen sich durch ihre Eigenschaften charakterisieren Mit Hilfe der entsprechenden Definitionen lasst sich diskutieren welche Eigenschaften ein Risikomass besitzen sollte und welche Risikomasse welche Vor und Nachteile in Bezug auf die Beschreibung eines Risikos besitzen Auch wird durch die Summe von Risikoeigenschaften eine bestimmte Klasse von Risikomassen definiert Bei den folgenden Eigenschaften ist vorausgesetzt dass die betrachteten Zufallsvariablen Verlustvariablen in dem Sinn sind dass Verluste durch positive Zahlen ausgedruckt werden und grossere positive Zahlenwerte grossere Verlust bedeuten siehe z B 3 Haufig werden analoge Eigenschaften fur Gewinnvariablen definiert bei denen Verluste durch negative Zahlen abgebildet sind z B 4 5 Dann unterscheiden sich insbesondere die Definitionen der Translationsinvarianz 6 und der Monotonie 7 von den folgenden Definitionen Im Folgenden bezeichnet X r displaystyle mathcal X rho nbsp eine Menge von Zufallsvariablen fur die das Risikomass r displaystyle rho nbsp definiert ist Monotonie Bearbeiten Definition Ein Risikomass r displaystyle rho nbsp heisst genau dann monoton wenn X s t Y r X r Y fur alle X Y X r displaystyle X preceq st Y Rightarrow rho X leq rho Y quad text fur alle X Y in mathcal X rho nbsp Dabei ist s t displaystyle preceq st nbsp die stochastische Ordnung von Zufallsvariablen auch stochastische Dominanz erster Ordnung Fur zwei Zufallsvariablen X displaystyle X nbsp und Y displaystyle Y nbsp mit den Verteilungsfunktionen F X displaystyle F X nbsp und F Y displaystyle F Y nbsp gilt X s t Y displaystyle X preceq st Y nbsp genau dann wenn F X x F Y x displaystyle F X x geq F Y x nbsp fur alle x R displaystyle x in mathbb R nbsp gilt Anschaulich bedeutet X s t Y displaystyle X preceq st Y nbsp dass die Wahrscheinlichkeitsverteilung von Y displaystyle Y nbsp weiter rechts liegt und damit grossen Verlusten eine grossere Wahrscheinlichkeit gibt als die Wahrscheinlichkeitsverteilung von X displaystyle X nbsp Die Monotonie garantiert dass sich dieser Sachverhalt in einem grosseren oder wenigstens nicht kleineren Wert des Risikomasses widerspiegeln Auch wenn diese Eigenschaft trivial wirkt so ist sie z B bei der Standardabweichung Volatilitat nicht erfullt aus X s t Y displaystyle X preceq st Y nbsp folgt also nicht s X s Y displaystyle sigma X leq sigma Y nbsp Die aquivalente Eigenschaft fur Gewinnvariablen ist X s t Y r X r Y displaystyle X preceq st Y Rightarrow rho X geq rho Y nbsp grossere Gewinne kleinere Verlust sollen also nicht zu einem kleineren Wert des Risikomasses fuhren Translationsinvarianz Bearbeiten Definition Ein Risikomass r displaystyle rho nbsp heisst genau dann translationsinvariant oder cash invariant wenn r X m r X m fur alle X X r und fur alle m R displaystyle rho X m rho X m quad text fur alle X in mathcal X rho text und fur alle m in mathbb R nbsp gilt Wird die Verlustverteilung um einen fixen risikolosen Betrag verschoben so verandert sich wenn Translationsinvarianz vorliegt der Wert des Risikomasses um exakt den gleichen Betrag Die aquivalente Eigenschaft fur Gewinnvariablen ist r X m r X m displaystyle rho X m rho X m nbsp Wird B die Gewinnvariable durch einen positiven Betrag m displaystyle m nbsp erhoht so vermindert sich im Fall der Translationsinvarianz der Wert des Risikomasses um den Betrag m displaystyle m nbsp Positive Homogenitat Bearbeiten Definition Ein Risikomass r displaystyle rho nbsp heisst genau dann positiv homogen wenn r a X a r X fur alle X X r und fur alle a 0 displaystyle rho alpha X alpha rho X quad text fur alle X in mathcal X rho text und fur alle alpha geq 0 nbsp gilt Positive Homogenitat besagt dass der Verlust und das Risikomass in gleichem Masse skaliert werden Subadditivitat Bearbeiten Definition Ein RM ist subadditiv wenn gilt r X Y r X r Y displaystyle rho X Y leq rho X rho Y nbsp Das bedeutet Fuhrt man die Risiken zweier Verlustverteilungen zusammen so sollte das Risikomass dadurch kein grosseres Risiko ausweisen Subadditivitat formalisiert damit den Grundgedanken der Diversifikation Diversifikation wird also bei Risikomassen belohnt wenn diese subadditiv sind Der Value at Risk ist ein verbreitetes Risikomass welches nicht subadditiv ist Allerdings gibt es auch Argumente die gegen die Sinnhaftigkeit von Subadditivitat sprechen 8 9 Die Aufteilung in zwei getrennte Einheiten kann in bestimmten Fallen ein geringeres Risiko aufweisen Ein Beispiel ware die Aufteilung in eine Bad Bank und eine Good Bank Ebenso konnten durch die Aufspaltung einer systemrelevanten Bank Risiken fur das Bankensystem reduziert werden Law Invariance Verteilungsinvarianz Bearbeiten Ein RM ist law invariant wenn fur zwei identisch verteilte Zufallsvariable X displaystyle X nbsp und Y displaystyle Y nbsp gilt r X r Y displaystyle rho X rho Y nbsp Das bedeutet Bestehen die gleichen Risiken fur zwei Zufallsvariablen so wird wenn Law Invariance besteht durch das Risikomass das gleiche Risiko ausgewiesen Komonotone Additivitat Bearbeiten Ein RM ist komonoton additiv wenn fur zwei komonotone Zufallsvariablen X displaystyle X nbsp und Y displaystyle Y nbsp gilt r X Y r X r Y displaystyle rho X Y rho X rho Y nbsp Komonotone Additivitat besagt dass im Fall von Abhangigkeit der Zufallsvariablen durch das Zusammenlegen der Verteilungen keine Risiken reduziert werden also das gemessene Risiko nicht kleiner wird Hat ein RM die Eigenschaft der komonotonen Additivitat so wird Diversifikation nur belohnt wenn die Risiken auch wirklich reduziert werden Konvexitat Bearbeiten Ein RM ist konvex wenn fur jedes l 0 1 displaystyle lambda in 0 1 nbsp gilt r l X 1 l Y l r X 1 l r Y displaystyle rho lambda X 1 lambda Y leq lambda rho X 1 lambda rho Y nbsp Fur positiv homogene Risikomasse sind Konvexitat und Subadditivitat offensichtlich aquivalent Insbesondere folgt Subadditivitat aus Konvexitat wenn l 1 2 displaystyle lambda tfrac 1 2 nbsp gesetzt wird Lageabhangig loss based bzw Lageunabhangig dispersion based Bearbeiten Loss based RM wie Value at Risk oder Expected Shortfall werden in Bezug zu absoluten Werten gemessen und sind damit abhangig vom Mittelwert der VerteilungLageunabhangige Risikomasse wie die Volatilitat messen Risiko unabhangig von einem Bezugspunkt allein aus der Form der Verteilung Sie sind somit unabhangig vom Mittelwert der Verteilung Diese beiden Eigenschaften konnen teilweise ineinander umgeformt werden Wendet man beispielsweise ein lageabhangiges Risikomass nicht auf eine Zufallsgrosse X displaystyle X nbsp sondern auf eine zentrierte Zufallsgrosse X E X displaystyle X E X nbsp an so ergibt sich ein lageunabhangiges Risikomass Da in die Berechnung von lageabhangigen Risikomassen auch die Hohe des Erwartungswertes E X displaystyle E X nbsp einfliesst konnen diese auch als eine Art risikoadjustierter Performancemasse interpretiert werden Klassifizierung von Risikomassen BearbeitenBasierend auf oben beschriebenen Eigenschaften existieren unterschiedliche Klassifizierungen von RM Diese lassen sich wie folgt beschreiben Monetare RM monoton translationsinvariant Konvexe RM monoton translationsinvariant konvex Koharente RM monoton translationsinvariant positiv homogen konvex Ubersicht BearbeitenStandardabweichung Bearbeiten Die Standardabweichung s X displaystyle sigma X nbsp als Risikomass fur eine unsichere Zahlung X displaystyle X nbsp berechnet sich als s X V a r X E X E X 2 displaystyle sigma X sqrt Var X sqrt E left left X E X right 2 right nbsp wobei E X displaystyle E X nbsp der Erwartungswert von X displaystyle X nbsp istund positive wie negative Abweichungen vom Erwartungswert E X displaystyle E X nbsp gleichermassen erfasst Die scheinbare Symmetrie und identische Bedeutung von Chancen und Gefahren bei der Risikomessung ist allerdings zu relativieren Sie scheint auch der Intuition und der Risikowahrnehmung der meisten Menschen zu widersprechen die Gefahren mogliche negative Planabweichungen wesentlich hoher bewerten als gleich hohe Chancen Zur Beschreibung des Gesamtrisikoumfangs werden wegen der besonderen Bedeutung moglicher Verluste insbesondere auch so genannte Downside Risikomasse verwendet die speziell den moglichen Umfang negativer Abweichungen erfassen Zu nennen sind hier beispielsweise der Value at Risk 10 der Eigenkapitalbedarf 11 die LPMs Lower Partial Moments sowie die Ausfallwahrscheinlichkeit 12 13 Sie sind sinnvoll wenn die Risiken nicht symmetrisch und Verluste besonders zu beachten sind Value at Risk VaR Bearbeiten Hauptartikel Value at Risk Insbesondere im Bank und Versicherungswesen findet der VaR als Downside Risikomass haufig Verwendung Der VaR berucksichtigt explizit die fur das KonTraG relevanten Konsequenzen einer besonders ungunstigen Entwicklung fur das Unternehmen Der VaR ist dabei definiert als Schadenshohe die in einem bestimmten Zeitraum mit einer festgelegten Wahrscheinlichkeit p displaystyle p nbsp Konfidenzniveau a 1 p displaystyle alpha 1 p nbsp nicht uberschritten wird Formal gesehen ist der VaR das negative Quantil einer Verteilung 14 Das x Quantil zu einer Verteilung gibt den Schwellenwert an bis zu dem x aller moglichen Werte liegen Bezieht sich der VaR nicht auf einen Wert sondern zum Beispiel auf den Cashflow spricht man gelegentlich auch von Cashflow at Risk was jedoch das gleiche Risikomass meint Der VaR ist positiv homogen monoton translationsinvariant im Allgemeinen jedoch nicht subadditiv und folglich auch nicht koharent 15 16 Somit lassen sich damit Konstellationen konstruieren in denen der VaR einer aus zwei Risikopositionen kombinierten Finanzposition hoher ist als die Summe der VaR der Einzelpositionen Eigenkapitalbedarf EKB Bearbeiten Der Eigenkapitalbedarf EKB als Spezialfalls des Risikokapitals RAC ist ein mit dem VaR verwandtes lageabhangiges Risikomass das sich explizit auf den Unternehmensertrag bezieht Er druckt aus wie viel Eigenkapital oder Liquiditat notig ist um realistische risikobedingte Verluste einer Periode zu tragen 17 Er ermittelt sich als Maximum von Null und dem negativen 1 a displaystyle 1 alpha nbsp Quantil einer Zufallsgrosse X displaystyle X nbsp wobei X displaystyle X nbsp den Erfolgsmassstab darstellt und a displaystyle alpha nbsp das Konfidenzniveau Sicherheitsniveau bezeichnet E K B a X max 0 Q 1 a X displaystyle EKB alpha X max 0 Q 1 alpha X nbsp wobei gilt P X lt Q 1 a X 1 a displaystyle P X lt Q 1 alpha X 1 alpha nbsp Speziell fur normalverteilte Zahlungen mit Erwartungswert E X displaystyle E X nbsp und Standardabweichung s X displaystyle sigma X nbsp gilt E K B a X max 0 E X q 1 a s X displaystyle EKB alpha X max lbrace 0 E X q 1 alpha sigma X rbrace nbsp Lower Partial Moments LPM Bearbeiten Unter den Lower Partial Moments versteht man Risikomasse die sich als Downside Risikomass nur auf einen Teil der gesamten Wahrscheinlichkeitsdichte beziehen Sie erfassen nur die negativen Abweichungen von einer Schranke c displaystyle c nbsp Zielgrosse werten hier aber die gesamten Informationen der Wahrscheinlichkeitsverteilung aus bis zum theoretisch moglichen Maximalschaden Die Schranke c displaystyle c nbsp kann beispielsweise der Erwartungswert E X displaystyle E X nbsp sein oder aber auch eine beliebige deterministische Zielgrosse zum Beispiel Planwert oder einer geforderten Mindestverzinsung Auch ein stochastischer Benchmark ist moglich Betrachtet man beispielsweise eine Wahrscheinlichkeitsverteilung fur eine Rendite X displaystyle X nbsp dann sind zum Beispiel als Schranken c displaystyle c nbsp bei der Berechnung eines LPM moglich c 0 displaystyle c 0 nbsp nominale Kapitalerhaltung c Inflationsrate displaystyle c text Inflationsrate nbsp reale Kapitalerhaltung c r 0 displaystyle c r 0 nbsp risikolose Verzinsung und c E X displaystyle c E X nbsp erwartete Rendite Das Risikoverstandnis entspricht der Sichtweise eines Anlegers welcher die Gefahr des Shortfalls der Unterschreitung eines von ihm festgelegten Ziels Planrendite geforderte Mindestrendite in den Vordergrund stellt Man spricht hier genau deshalb auch von Shortfall Risikomassen Allgemein berechnet sich ein LPM Mass der Ordnung m displaystyle m nbsp durch L P M m c X E max c X 0 m displaystyle LPM m c X E max c X 0 m nbsp Im Fall diskreter Zufallsgrossen ergibt sich nachfolgend dargestellter Zusammenhang L P M m c X j 1 K p j c x j m displaystyle LPM m c X sum j 1 K p j c bar x j m nbsp Hierbei bezeichnet x j displaystyle bar x j nbsp die moglichen Werte die kleiner als die geforderte Schranke c displaystyle c nbsp sind K displaystyle K nbsp die Anzahl dieser Werte und p j displaystyle p j nbsp die Wahrscheinlichkeit fur das Eintreten von x j displaystyle bar x j nbsp Im Falle stetiger Zufallsgrossen lautet die Berechnungsvorschrift L P M m c X c c x m f x d x displaystyle LPM m c X int limits infty c c x m f x dx nbsp Die Ordnung m displaystyle m nbsp muss nicht zwingend ganzzahlig sein Durch sie wird festgelegt ob und wie die Hohe der Abweichung von der Schranke bewertet werden soll Je hoher die Risikoaversion eines Anlegers ist desto grosser sollte m displaystyle m nbsp gewahlt werden Ublicherweise werden in der Praxis drei Spezialfalle betrachtet die Shortfallwahrscheinlichkeit Ausfallwahrscheinlichkeit d h m 0 displaystyle m 0 nbsp S W c X L P M 0 c X P X lt c displaystyle SW c X LPM 0 c X P X lt c nbsp der Shortfallerwartungswert d h m 1 displaystyle m 1 nbsp S E c X L P M 1 c X E max c X 0 displaystyle SE c X LPM 1 c X E max c X 0 nbsp unddie Shortfallvarianz d h m 2 displaystyle m 2 nbsp S V c X L P M 2 c X E max c X 0 2 displaystyle SV c X LPM 2 c X E max c X 0 2 nbsp Das Ausmass der Gefahr der Unterschreitung der Zielgrosse wird dabei in verschiedener Weise berucksichtigt Bei der Shortfallwahrscheinlichkeit spielt nur die Wahrscheinlichkeit der Unterschreitung eine Rolle Beim Shortfallerwartungswert wird dagegen die mittlere Unterschreitungshohe berucksichtigt und bei der Shortfallvarianz die mittlere quadratische Unterschreitungshohe Der Zusammenhang zwischen Value at Risk und LPM lasst sich dabei wie folgt beschreiben Der Value at Risk ergibt sich dadurch dass fur einen bestimmten Planungszeitraum eine maximal akzeptierte Shortfallwahrscheinlichkeit p displaystyle p nbsp also ein L P M 0 p displaystyle LPM 0 p nbsp vorgegeben und die entsprechende Mindestertragsgrosse c displaystyle c nbsp der LPM Definition bestimmt 18 Die Shortfall Risikomasse lassen sich einteilen in bedingte und unbedingte Risikomasse Wahrend unbedingte Risikomasse wie der Shortfallerwartungswert oder die Shortfallvarianz die Wahrscheinlichkeit fur die Unterschreitung der Schranke ausser Acht lassen fliesst diese in die Berechnung der bedingten Shortfall Risikomasse wie beispielsweise des Conditional Value at Risk mit ein Conditional Value at Risk CVaR Bearbeiten Der Conditional Value at Risk CVaR und dessen Varianten Expected Shortfall ES bzw Expected Tail Loss ETL sind weitere Risikomasse Sei X eine Zufallsgrosse und a 0 1 displaystyle alpha in 0 1 nbsp Dann ist C V a R a X E X X gt V a R a X V a R a X E X V a R a X X gt V a R a X mittlere Uberschreitung im Uberschreitungsfall displaystyle CVaR alpha X E X X gt VaR alpha X VaR alpha X underbrace E X VaR alpha X X gt VaR alpha X text mittlere Uberschreitung im Uberschreitungsfall nbsp Der Conditional Value at Risk kann als Quantils Reserve VaR plus eine Exzess Reserve interpretiert werden Er entspricht dem Erwartungswert der Realisierungen einer risikobehafteten Grosse die oberhalb des Quantils zum Niveau a displaystyle alpha nbsp liegen Der CVaR gibt an welche Abweichung bei Eintritt des Extremfalls d h bei Uberschreitung des VaR zu erwarten ist Der CVaR berucksichtigt somit nicht nur die Wahrscheinlichkeit einer grossen Abweichung Extremwerte sondern auch die Hohe der daruber hinausgehenden Abweichung Falls X eine stetige Verteilung besitzt ist der CVaR positiv homogen monoton subadditiv und translationsinvariant also koharent Expected Shortfall ES Bearbeiten In den meisten betrachteten Fallen Zufallsgrossen mit stetigen Dichten sind ES und CVaR identisch Hat die Verteilungsfunktion F X displaystyle F X nbsp der Zufallsgrosse X displaystyle X nbsp Sprungstellen so hat auch a C V a R a X displaystyle alpha longmapsto CVaR alpha X nbsp Sprungstellen Der ES betrachtet als a E S a X displaystyle alpha longmapsto ES alpha X nbsp ist eine sprungstellenfreie Variante des CVaR ES und CVaR unterscheiden sich nur auf der Menge a F X V a R a gt a displaystyle alpha mid F X VaR alpha gt alpha nbsp ES wird wie folgt definiert l a P X gt V a R a X 1 a 1 F X V a R a X 1 a displaystyle lambda alpha frac P X gt VaR alpha X 1 alpha frac 1 F X VaR alpha X 1 alpha nbsp E S a X l a C V a R a X 1 l a V a R a X displaystyle ES alpha X lambda alpha CVaR alpha X 1 lambda alpha VaR alpha X nbsp Es gilt V a R E S C V a R displaystyle VaR leq ES leq CVaR nbsp Kapitalallokation nach Kalkbrener Bearbeiten Ein Unternehmen mit mehreren Geschaftssparten stellt einen ES dieser soll den einzelnen Sparten zugeordnet werden Kalkbrener schlagt dafur folgende Verteilung vor X i displaystyle X i nbsp sei die Verlustgrosse der i ten Sparte und X deren Summe also die Verlustgrosse des Unternehmens l a P X gt V a R a X 1 a 1 F X V a R a X 1 a displaystyle lambda alpha frac P X gt VaR alpha X 1 alpha frac 1 F X VaR alpha X 1 alpha nbsp L E S a X i X l a E X i X gt V a R a X 1 l a E X i X V a R a X displaystyle Lambda ES alpha X i X lambda alpha E X i mid X gt VaR alpha X 1 lambda alpha E X i mid X VaR alpha X nbsp Jeder Sparte wird der Erwartungswert aller von ihm verursachten Schaden zugeordnet die durch Ereignisse hervorgerufen werden fur die der Gesamtschaden den V a R a X displaystyle VaR alpha X nbsp ubersteigt Gibt es nur eine Sparte im Unternehmen dann ergibt sich der oben dargestellte ES L E S a X X E S a X displaystyle Lambda ES alpha X X ES alpha X nbsp Beispiele Bearbeiten Den Conditional Value at Risk kann man speziell im Normalverteilungsfall 19 mit X N m s 2 displaystyle X sim N mu sigma 2 nbsp wobei m displaystyle mu nbsp den Erwartungswert und s 2 displaystyle sigma 2 nbsp die Varianz beschreibt explizit darstellen Es gilt dann zunachst fur den VaR V a R a X E X q 1 a s X displaystyle VaR alpha X E X q 1 alpha sigma X nbsp wobei q 1 a displaystyle q 1 alpha nbsp das 1 a displaystyle 1 alpha nbsp Quantil der Standardnormalverteilung bezeichnet Bezeichnet man mit ϕ displaystyle phi nbsp die Dichte einer standardnormalverteilten Zufallsgrosse so ergibt sich fur den CVaR C V a R a X E X ϕ q 1 a a s X displaystyle CVaR alpha X E X frac phi q 1 alpha alpha sigma X nbsp Im Vergleich zu V a R a displaystyle VaR alpha nbsp wird somit auf E X displaystyle E X nbsp ein hoherer Multiplikator der Standardabweichung hinzuaddiert damit ist C V a R a V a R a displaystyle CVaR alpha geq VaR alpha nbsp Im Falle der Lognormalverteilung 20 21 X L N m y 2 displaystyle X sim mathcal LN m upsilon 2 nbsp berechnen sich VaR und CVaR wie folgt V a R a X exp m q a y displaystyle VaR alpha X exp m q alpha upsilon nbsp C V a R a X E X 1 F q a y 1 a displaystyle CVaR alpha X E X frac 1 Phi q alpha upsilon 1 alpha nbsp Als Beziehung zum Value at Risk ergibt sich somit dass der Zuschlag zu E X displaystyle E X nbsp im Gegensatz zum Fall der Normalverteilung hier nicht additiv sondern multiplikativ ist Manchmal ist die Berechnung des CVaR und damit die Berucksichtigung aller moglichen extremen Schaden in der Praxis dennoch gar nicht sinnvoll Die Schaden die mehr als einmal zu einer Insolvenz eines Unternehmens fuhren sind fur die Eigentumer nicht schlimmer als Schaden die eine Insolvenz auslosen Maximum Drawdown Bearbeiten Hauptartikel Maximum Drawdown Der Maximum Drawdown eines Finanzinvestments ist eine betriebswirtschaftliche Kennzahl die je nach Ausgestaltung den maximal in einem Zeitraum moglichen Verlust in der Vergangenheit beschreibt Wegen dieser Verlustbetrachtung ist diese Risikokennzahl auch bei asymmetrischen Verteilungen anwendbar Der maximale Drawdown ist der prozentuale Verlust zwischen dem hochsten Punkt und dem niedrigsten Punkt eines Werteverlaufs des zu betrachtenden Investments in einer bestimmten Periode Des Weiteren kann ein Durchschnitt uber die n displaystyle n nbsp kleinsten Drawdowns gebildet werden Hierzu werden in dem betrachteten Zeitraum die einzelnen Renditen nach ihrer Grosse geordnet Die kleinsten sind in der Regel negativ Um einen Durchschnitt zu bilden werden die n displaystyle n nbsp kleinsten Auspragungen addiert und durch n displaystyle n nbsp dividiert Die Anzahl n displaystyle n nbsp der Werte kann frei gewahlt werden wobei sie sich in einem angemessenen Rahmen bewegen sollte Eine weitere Moglichkeit den Drawdown zur Risikomessung zu nutzen besteht darin eine Art Varianz zu bilden Dazu werden die n displaystyle n nbsp kleinsten beobachteten Renditeauspragungen der Betrachtungsperiode quadriert danach addiert und schliesslich die Summe radiziert Einzelnachweise Bearbeiten Werner Gleissner Frank Romeike Risikomanagement Rudolf Haufe Verlag Munchen 2005 ISBN 3 448 06209 X S 211 ff Werner Gleissner Frank Romeike Risikomanagement Rudolf Haufe Verlag Munchen 2005 ISBN 3 448 06209 X S 31ff M Denuit J Dhaene M Goovaerts R Kaas Actuarial Theory for Dependent Risks Measures Orders and Models Wiley New York 2005 S 62 65 Philippe Artzner Freddy Delbaen Jean Marc Eber David Heath Coherent measures of risk In Mathematical Finance Band 9 Nr 3 1999 S 203 228 Georg Ch Pflug Werner Romisch Modelling Measuring and Managing Risk World Scientific New Jersey 2007 S 27 32 Georg Ch Pflug Werner Romisch Modelling Measuring and Managing Risk World Scientific New Jersey 2007 S 38 Georg Ch Pflug Werner Romisch Modelling Measuring and Managing Risk World Scientific New Jersey 2007 S 39 Jan L M Dhaene Mark J Goovaerts Rob Kaas Economic capital allocation derived from risk measures In North American Actuarial Journal Vol 7 No 2 2003 S 44 56 Hans Rau Bredow Bigger Is Not Always Safer A Critical Analysis of the Subadditivity Assumption for Coherent Risk Measures In Risks Band 7 Nr 3 2019 S 91 doi 10 3390 risks7030091 Der Value at Risk zum Konfidenzniveau a displaystyle alpha nbsp ist definiert als P X displaystyle P X nbsp V a R a X a displaystyle VaR alpha X alpha nbsp mit 0 lt a lt 1 displaystyle 0 lt alpha lt 1 nbsp Das zur Deckung moglicher Verluste notwendige Eigenkapital Also die Wahrscheinlichkeit dafur dass ein als erforderlich angesehenes Mindestvermogen oder Mindestertrag unterschritten wird Hersh Shefrin Meir Statman Behavioral capital asset pricing theory In Journal of Financial and Quantitative Analysis 29 Jg Nr 3 1994 S 323 349 Haufig wird der VaR auf eine Schadensverteilung angewandt also auf eine Zufallsvariable S E X X displaystyle S E X X nbsp Der VaR kann auch als Lage unabhangiges Abweichungsmass verwendet werden Ein Risikomass heisst koharent wenn es translationsinvariant positiv homogen monoton und subadditiv ist Philippe Artzner Freddy Delbaen Jean Marc Eber David Heath Coherent Measures of Risk In Mathematical Finance Vol 9 No 3 1999 S 203 228 Werner Gleissner Identifikation Messung und Aggregation von Risiken In Gunter Meier Hrsg Wertorientiertes Risiko Management fur Industrie und Handel Gabler Verlag Wiesbaden 2001 ISBN 3 409 11699 0 S 111 137 Peter Albrecht Raimond Maurer Matthias Moller Shortfall Risiko Excess Chance Entscheidungskalkule Grundlagen und Beziehungen zum Bernoulli Prinzip In Zeitschrift fur Wirtschafts und Sozialwissenschaften Band 118 1998 S 249 274 Peter Albrecht Raimond Maurer Investment und Risikomanagement 2 Auflage Schaffer Poeschel Verlag Stuttgart 2005 S 5ff Peter Albrecht Sven Koryciorz Bestimmung des Conditional Value at Risk CVaR bei Normal bzw Lognormalverteilung In Mannheimer Manuskripte zu Risikotheorie Nr 142 2003 S 7ff Eine lognormalverteilte Zufallsvariable X L N m y 2 displaystyle X sim mathcal LN m upsilon 2 nbsp hat den Erwartungswert E X exp m y 2 2 displaystyle E X exp m upsilon 2 2 nbsp und die Varianz s 2 X exp 2 m y 2 exp y 2 1 displaystyle sigma 2 X exp 2m upsilon 2 cdot exp upsilon 2 1 nbsp Die Lognormalverteilung kann keine negativen Werte annehmen Meist wird sie zur Beschreibung von reinen Schaden verwendet In diesem Fall ist das relevante extreme Risiko also charakterisiert durch das Uberschreiten eines Quantils und nicht wie bei Gewinn Verlustverteilungen durch das Unterschreiten eines Quantils Normdaten Sachbegriff GND 4716345 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Risikomass amp oldid 229066348