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Der Begriff Wert im Risiko oder englisch Value at Risk Abkurzung VaR bezeichnet ein Risikomass fur die Risikoposition eines Portfolios im Finanzwesen Es handelt sich um das Quantil der Verlustfunktion Der Value at Risk zu einem gegebenen Wahrscheinlichkeits niveau gibt an welche Verlusthohe innerhalb eines gegebenen Zeitraums mit dieser Wahrscheinlichkeit nicht uberschritten wird Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Definition und Eigenschaften 3 Anwendungsbereiche 4 Praktischer Einsatz des Value at Risk 4 1 Marktpreisrisikomodelle 4 1 1 Skalierung des Tages VaR fur abweichende Haltedauer 4 2 Kreditrisikomodelle 4 3 Andere Anwendungen 5 Anwendungen 5 1 Unternehmenssteuerung 5 2 Bankaufsichtliche Anwendung 6 Schwachen 7 Siehe auch 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenDer Value at Risk ist heute ein Standardrisikomass im Finanzsektor Mittlerweile wird das Mass auch in Industrie und Handelsunternehmen zur Risikomessung eingesetzt Ein Vermogensgegenstand zum Value at Risk von 10 Mio EUR bei einer Haltedauer von einem Tag und einem Konfidenzniveau von 97 5 bedeutet dass der potenzielle Verlust der betrachteten Risikoposition von einem Tag auf den nachsten mit einer Wahrscheinlichkeit von 97 5 den Betrag von 10 Mio EUR nicht uberschreiten wird Definition und Eigenschaften BearbeitenDer VaR zum Konfidenzniveau 1 a displaystyle 1 alpha nbsp ist das 1 a displaystyle 1 alpha nbsp Quantil der Verlustfunktion welche die negative Wertveranderung einer Risikoposition uber die Haltedauer misst Der VaR ist also ein Mass fur das Verlustrisiko Die Zufallsvariable X displaystyle X nbsp beschreibe die Verlustfunktion des Portfolios uber den betrachteten Zeitraum Ein Verlust ist in der Verlustfunktion positiv ein Gewinn negativ Die zugehorige Verteilungsfunktion sei mit F X displaystyle F X nbsp bezeichnet Der VaR zu einem gegebenen Konfidenzniveau 1 a displaystyle 1 alpha nbsp wird dann wie folgt anhand der verallgemeinerten inversen Verteilungsfunktion Quantilfunktion definiert V a R 1 a X F X 1 1 a inf x R F X x 1 a displaystyle mathit VaR 1 alpha X F X 1 1 alpha inf big x in mathbb R F X x geq 1 alpha big nbsp Man kann den VaR auch uber die Gewinnfunktion an Stelle der Verlustfunktion definieren Die Zufallsvariable Y X displaystyle Y X nbsp beschreibe die Gewinnfunktion des Portfolios uber den betrachteten Zeitraum und die zugehorige Verteilungsfunktion sei mit F Y displaystyle F Y nbsp bezeichnet Der VaR zum Konfidenzniveau 1 a displaystyle 1 alpha nbsp ist dann gegeben durch V a R 1 a X inf y R F Y y gt a displaystyle mathit VaR 1 alpha X inf big y in mathbb R F Y y gt alpha big nbsp Falls die Verteilungsfunktion von X displaystyle X nbsp und damit auch von Y displaystyle Y nbsp streng monoton ist so gilt V a R 1 a X V a R a Y F Y 1 a displaystyle mathit VaR 1 alpha X mathit VaR alpha Y F Y 1 alpha nbsp Sowohl ein hoheres Konfidenzniveau als auch eine langere Haltedauer implizieren ceteris paribus einen hoheren VaR Der VaR ist monoton homogen und translationsinvariant aber nicht subadditiv Anwendungsbereiche BearbeitenMit dem VaR kann man unterschiedliche Risikoarten messen So kann das Risiko eines Aktienportfolios eines Zinsportfolios oder auch eines Kreditportfolios mit Hilfe des VaR beschrieben werden wobei die betriebswirtschaftliche Interpretation der Kennzahl immer die gleiche ist Ebenso konnte fur gemischte Portfolios die aus mehreren verschiedenen Assetklassen zusammengesetzt werden der VaR gemessen werden sofern die gemeinsame Wahrscheinlichkeitsverteilung des gemischten Portfolios berechenbar ist In der Praxis scheitert dies jedoch haufig daran dass die Interdependenzen zwischen den verschiedenen Assetklassen nicht modelliert werden konnen z B weil keine Korrelationskoeffizienten bekannt sind Praktischer Einsatz des Value at Risk BearbeitenDer VaR kann grundsatzlich fur jedes stochastisch modellierbare Risiko angewendet werden In der Praxis finden sich jedoch meist spezifische Anwendungen Marktpreisrisikomodelle Bearbeiten Value at Risk Modelle wurden ursprunglich zur Messung von Marktpreisrisiken entwickelt und haben fur diesen Zweck als Marktpreisrisikomodelle eine weite Verbreitung gefunden Marktpreisrisikomodelle werden zur Risikomessung einzelner Handelsportfolios siehe Handel ebenso eingesetzt wie zur Risikomessung auf Gesamtbankebene insbesondere zur Messung des Zinsanderungsrisikos Allen Marktpreisrisikomodellen ist gemein dass sie sich prinzipiell auf Risiken beziehen die uber entsprechende Instrumente mehr oder minder liquide an den Finanzmarkten handelbar sind Die verschiedenen Ansatze beruhen alle darauf die fur die Marktpreisrisiken eines Portfolios relevanten Treiber mit einem stochastischen Modell zu beschreiben und hieraus das Quantil der zukunftigen moglichen Wertanderungen des betrachteten Portfolios zu bestimmen Die Treiber des Marktpreisrisikos sind die den Portfoliowert bestimmenden Marktpreise also Aktienkurse Wechselkurse Zinsen etc die sogenannten Risikofaktoren Diese gehen mit den Schwankungsbreiten Volatilitat zukunftiger Anderungen und den Zusammenhangen Korrelation zwischen den Anderungen verschiedener Risikofaktoren in die stochastische Modellierung ein Die entsprechenden Werte fur Schwankungsbreiten und Korrelationen werden normalerweise auf der Basis historischer Marktpreisanderungen geschatzt Mit Hilfe von Bewertungsmodellen und Informationen uber die Portfoliozusammensetzung Position mussen die Marktpreisanderungen dann in Portfoliowertanderungen umgerechnet werden Die Bewertungsmodelle beschreiben den Zusammenhang zwischen Marktpreisen und den Werten der im Portfolio vorhandenen Finanzinstrumente ein Beispiel ist die Barwertformel die den Wert einer Anleihe in Abhangigkeit von den Marktzinsen angibt Hierbei ist zu beachten dass Marktpreisrisikomodellen normalerweise kein buchhalterischer sondern ein marktpreisorientierter bzw barwertiger Wertbegriff zugrunde liegt Je nach Modellansatz erhalt man aus diesem Schritt sofort das Quantil der Wertanderung also den VaR oder eine Verteilungsfunktion fur Portfoliowertanderungen aus der der VaR ermittelt werden kann Folgende Ansatze werden in der Praxis am haufigsten verwendet Varianz Covarianz Ansatz Dieser Begriff wird haufig synonym mit der korrekteren Bezeichnung Delta Normal Ansatz verwendet und entspricht dem ursprunglichen VaR Modell von J P Morgan Die Stochastik der Risikofaktoren Volatilitaten und Korrelationen wird durch eine Kovarianzmatrix beschrieben wobei man von multivariat normalverteilten Anderungen der Risikofaktoren ausgeht Die Portfolioinformation fliesst in Form von Sensitivitaten ein d h den jeweils ersten Ableitungen des Portfoliowertes nach den Risikofaktoren Da der Delta Normal Ansatz nur lineare Beziehungen zwischen Risikofaktoren und Marktpreisen abbilden kann eignet er sich nicht fur stark nichtlineare Finanzinstrumente wie Optionen Sein Vorteil liegt darin dass er einfach zu implementieren ist und eine einfache Analyse von Diversifikations und Hedgeeffekten zwischen den Portfoliobestandteilen ermoglicht Ebenfalls unter den Varianz Covarianz Ansatz fallen der analytische Delta Gamma Ansatz und die Cornish Fisher Approximation die die Berucksichtigung nichtlinearer Finanzinstrumente erlauben Ein gemeinsamer Nachteil aller Varianz Covarianz Ansatze ist die Normalverteilungsannahme die die zu beobachtende leptokurtische Verteilung fat tails siehe Wolbung Statistik von Marktpreisanderungen vernachlassigt Mit Monte Carlo Simulation wird ein spezifischer Ansatz in Bezug auf Marktpreisrisikomodelle bezeichnet Hierbei werden normalerweise auf Basis der Kovarianzmatrix historischer Marktpreisanderungen mehrere 1000 zufallige Marktpreisanderungen generiert und in Portfoliowertanderungen umgerechnet Aus der so erzeugten Verteilung von Portfoliowertanderungen kann der VaR ermittelt werden Im Unterschied zum Delta Normal Ansatz und der Delta Gamma Methode konnen so auch Finanzinstrumente mit stark nichtlinearem Auszahlungsprofil in die VaR Berechnung einbezogen werden Nachteilig sind der hohe Rechenaufwand und die ublicherweise auch hier verwendete Normalverteilungsannahme Die Historische Simulation unterscheidet sich von den vorgenannten Ansatzen dadurch dass sie kein parametrisiertes Modell der Risikofaktoren verwendet daher auch nichtparametrischer Ansatz im Gegensatz zu parametrischen Ansatzen wie den beiden vorgenannten Methoden Vielmehr werden historische Marktpreisanderungen direkt zur Bewertung des aktuellen Portfolios herangezogen 1 Bei einem historischen Beobachtungszeitraum von beispielsweise 251 Tagen erhalt man 250 Anderungen aller Risikofaktoren die man uber die Positionsinformation und die Bewertungsmodelle in 250 mogliche zukunftige Wertanderungen des aktuellen Portfolios umrechnet Somit erhalt man eine nichtparametrische Verteilungsfunktion der Portfoliowertanderungen aus der man den VaR ablesen kann Vorteile der historischen Simulation sind die einfache Implementierung die einfache Aggregation von Risikozahlen uber verschiedene Portfolios und EDV Systeme hinweg und die Tatsache dass keine Annahmen uber die Verteilungsfunktion gemacht werden Nachteilig sind eine gewisse Instabilitat des Schatzers auf Grund der normalerweise geringen Anzahl der berechneten zukunftigen Portfoliowertanderungen und zumindest theoretisch die fehlende Subadditivitat des berechneten VaRs Skalierung des Tages VaR fur abweichende Haltedauer Bearbeiten Bei Marktpreisrisiken wird haufig mit folgender Skalierung vom Eintages VaR auf den Value at Risk zu einer langeren Haltedauer umgerechnet bei der man vereinfachend voraussetzt dass die eintagige Wertanderung normalverteilt mit Erwartungswert Null ist V a R 1 a T R P s T Q S N V 1 a displaystyle mathit VaR 1 alpha T mathit RP cdot sigma cdot sqrt T cdot Q SNV 1 alpha nbsp Dabei ist R P displaystyle mathit RP nbsp die Risikoposition ublicherweise der aktuelle Marktwert der betrachteten Investition s displaystyle sigma nbsp die zugehorige Tagesvolatilitat T displaystyle T nbsp die zugehorige Haltedauer a displaystyle alpha nbsp die Wahrscheinlichkeit dass der errechnete Verlust uberschritten wird Q S N V 1 a displaystyle mathit Q SNV 1 alpha nbsp das Quantil der Standardnormalverteilung Beispiel Eine Anlage von 100 000 Euro besitze eine Tagesvolatilitat von 5 8 und eine Haltedauer von 5 Tagen Fur a 5 displaystyle alpha 5 nbsp Einseitige Betrachtung ergibt sich V a R 0 95 5 100 000 0 058 5 1 644 9 21 333 03 displaystyle mathit VaR 0 95 5 100 000 cdot 0 058 cdot sqrt 5 cdot 1 6449 approx 21 333 03 nbsp Interpretation Mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 wird ein Verlust von 21 333 03 Euro bei einer Haltedauer von 5 Tagen nicht uberschritten Diese Skalierung setzt allerdings voraus dass die taglichen Wertanderungen nicht nur normalverteilt sind sondern zudem noch identisch und temporal unabhangig verteilt sind Dies schliesst zeitlich variierende Volatilitat zum Beispiel in Form von an Finanzmarkten ublichen GARCH Effekten aus Um diese Phanomene zu berucksichtigen muss das oben beschriebene Verfahren der Monte Carlo Simulation verwendet werden Kreditrisikomodelle Bearbeiten Kreditrisikomodelle die den Value at Risk Ansatz verwenden unterscheiden sich vor allem darin wie die Verlustverteilung der Kredite modelliert wird Im Wesentlichen gibt es folgende drei Modellarten 2 3 Ausfallmodelle Default Modelle unterscheiden nur zwischen Ausfall bzw Nicht Ausfall eines Kredites Die bekanntesten Berechnungsverfahren sind Die IRB Formel nach Basel II 4 Dieses Modell verwendet im Wesentlichen nur die Normalverteilung CreditRisk von Credit Suisse Financial Products 5 Ausfalle werden mit Hilfe der Poisson Verteilung modelliert Die Korrelation der Ausfalle wird mittels der Gamma Verteilung berucksichtigt Somit ergibt sich in Summe eine negative Binomialverteilung Ratio calculandi periculi 6 bestimmt die Verlustverteilung unter Verwendung einer Verallgemeinerung der Binomialverteilung Das Retailportfolio wird unter Anwendung des Satzes von Moivre Laplace durch eine Normalverteilung approximiert Systematische makrookonomische Aspekte werden durch Dekomposition der Ausfallwahrscheinlichkeiten modellseitig abgebildet Migrationsmodelle Mark to Market Modelle berucksichtigen nicht nur die Ausfalle sondern auch die Wertanderung eines Kredites wenn sich die Bonitat des Schuldners verbessert oder verschlechtert Die bekanntesten Berechnungsverfahren sind CreditMetrics von J P Morgan 7 Die vielen verschiedenen Moglichkeiten wie sich die Bonitat einzelner Kunden verandern kann werden mit dem Monte Carlo Verfahren berechnet Das Modell der Firma KMV Der mogliche Ausfall eines Kredites wird uber eine Put Option modelliert Der Wert dieser Option lasst sich uber das Black Scholes Modell berechnen CreditPortfolioView der Firma McKinsey verwendet die Logistische Regression um mit Hilfe von makrookonomischen Variablen die Ausfallswahrscheinlichkeiten zu berechnen Spread Modelle sind im Wesentlichen Marktrisikomodelle Sie messen das Risiko das sich aus der Veranderung der Marktmeinung zur Bonitat eines Schuldner Credit Spread ergibt Zur Berechnung stehen dieselben Verfahren wie fur die Marktrisikomodelle zur Verfugung Der Einsatz des Value at Risk zur Modellierung von Kreditrisiken weist anders als bei Marktrisiken folgende Probleme auf ausgenommen sind hier die Spread Modelle Kreditbeziehungen gehen meist uber Jahre und Ausfallsereignisse sind relativ selten Damit ist historisches Datenmaterial fur die Schatzung von statistischen Parametern oft unzureichend Deshalb ist eine Qualitatskontrolle der Risikowerte uber ein so genanntes Backtesting praktisch nicht moglich Die Verlustverteilung eines Kreditportfolios ist nicht normalverteilt Vielmehr handelt es sich im Regelfall um schiefe Verteilungen Dies erschwert eine statistische Modellierung da damit in seltenen Fallen auch sehr hohe Verluste auftreten konnen Andere Anwendungen Bearbeiten Dem Marktpreisrisiko verwandt ist der Begriff des Tracking VaR Im Gegensatz zum normalen Marktpreisrisiko gibt der Tracking VaR nicht das Quantil einer absoluten Portfoliowertanderung an sondern das Quantil der Abweichung der Portfoliorendite relativ zu einer vorgegebenen Benchmark Der Tracking VaR ist insbesondere in der Vermogensverwaltung von Bedeutung Auch fur operationelle Risiken existieren stochastische Modelle mit denen versucht wird das Quantil zukunftiger Verluste aus Betriebsrisiken zu prognostizieren Diese Modelle haben mit der Solvabilitatsverordnung und der darin geforderten Eigenkapitalunterlegung fur operationelle Risiken bei Banken eine erhohte Bedeutung erlangt sogenannte AMA Modelle siehe unten Ein verbreiteter Ansatz ist dabei der sogenannte Verlustverteilungsansatz Hierbei werden zwei Wahrscheinlichkeitsverteilungen verwendet Die Haufigkeits oder Frequenzverteilung gibt an mit welcher Wahrscheinlichkeit jeweils eine bestimmte Anzahl Verlustereignisse aus operationellen Risiken in einem definierten Zeitraum zum Beispiel ein Jahr eintritt Die Schadenshohenverteilung gibt die Wahrscheinlichkeit an dass ein gegebenes Ereignis einen Verlust in einer bestimmten Hohe verursacht Die beiden Verteilungen konnen aus historischen Daten geschatzt oder uber Expertenschatzungen ermittelt werden In einer Monte Carlo Simulation werden beide Verteilungen zu einer Gesamtschadensverteilung kombiniert die die Wahrscheinlichkeiten angibt dass im Prognosezeitraum die Summe aller Verluste eine bestimmte Hohe hat Der VaR zum gewunschten Konfidenzniveau kann dann als das entsprechende Quantil aus dieser Verteilung abgelesen werden Anwendungen BearbeitenUnternehmenssteuerung Bearbeiten Kreditinstitute nutzen das Instrument des Value at Risk zur taglichen Risikosteuerung und uberwachung zur Ermittlung der Risikotragfahigkeit und zur Allokation von Eigenkapital uber Geschaftsbereiche hinweg Insbesondere bei Marktpreisrisiken hat sich der VaR als Mittel zur taglichen Risikosteuerung und uberwachung etabliert Er wird dabei weniger auf Ebene einzelner Handler oder Handelstische verwendet sondern auf hoher aggregierter Ebene Dabei kommt zum Tragen dass mit der VaR Methodik einfach und transparent verschiedene Arten von Marktpreisrisiken aggregiert und vergleichbar gemacht werden konnen so dass sich die Risikomessung und Risikolimitierung ganzer Handelsabteilungen stark auf eine einzelne Kennzahl stutzen kann Bei der Ermittlung und Uberwachung der Risikotragfahigkeit konnen die Ergebnisse verschiedener VaR Modelle fur Marktpreisrisiken Kreditrisiken etc aggregiert werden um so ein Gesamtrisiko zu erhalten Da es gegenwartig kaum moglich ist alle verschiedenen Risikoarten gemeinsam zu modellieren mussen fur die Korrelationen zwischen den Risikoarten normalerweise recht pauschale Annahmen getroffen werden Dieses Gesamtrisiko wird einer Risikodeckungsmasse normalerweise einer an das Eigenkapital angelehnten Grosse gegenubergestellt Ist das Gesamtrisiko beispielsweise fur das 99 95 Quantil und eine Haltedauer von einem Jahr berechnet und gerade durch die Risikodeckungsmasse abgedeckt wurde das in diesem Modell bedeuten dass die Verluste aus allen Risiken uber ein Jahr nur mit einer Wahrscheinlichkeit von 0 05 uber der Risikodeckungsmasse liegen und deshalb die Uberlebenswahrscheinlichkeit der Bank fur das nachste Jahr bei 99 95 liegt Die Bank kann dann ihr Risikoniveau so einstellen dass die Uberlebenswahrscheinlichkeit gerade ihrem Zielrating vgl Ratingagentur entspricht Wegen der Unsicherheiten in der Modellierung werden allerdings normalerweise zusatzliche Risikopuffer berucksichtigt Im Zuge der Eigenkapitalallokation konnen VaR Modelle verwendet werden um fur einzelne Geschaftsbereiche Risikozahlen und damit Bedarf an Risikodeckungsmasse Eigenkapital zu ermitteln Mit dem so zugeteilten Eigenkapital konnen den Geschaftsfeldern im Zuge der Geschaftsfeldrechnung Eigenkapitalkosten belastet werden und es konnen risikoadjustierte Erfolgsmasse zum Beispiel RAROC oder EVA bestimmt werden Bankaufsichtliche Anwendung Bearbeiten vgl Bankenaufsicht Die im Zuge der KWG Novelle 1998 vorgenommene Anderung des Grundsatz I erlaubte es deutschen Kreditinstituten erstmals zur bankinternen Steuerung verwendete Value at Risk Modelle auch zur Berechnung der bankaufsichtlichen Eigenmittelunterlegung fur die Marktpreisrisiken des Handelsbuchs heranzuziehen Der fur die Eigenkapitalunterlegung berechnete VaR musste fur eine Haltedauer von 10 Tagen und ein Konfidenzniveau von 99 berechnet sein und auf einer historischen Beobachtungsdauer von mindestens 250 Handelstagen beruhen Neben diesen quantitativen Anforderungen formulierte der Grundsatz I zahlreiche qualitative Anforderungen zur Einbindung in das Risikomanagementsystem der Bank zur laufenden Uberprufung des VaR Modells sogenanntes Backtesting oder Ruckvergleich und zur Betrachtung von Krisenszenarien Stresstests Die Regelungen des Grundsatz I wurden im Wesentlichen unverandert in die Solvabilitatsverordnung ubernommen Der Berechnungsformel fur die Eigenkapitalunterlegung fur Kreditrisiken gemass Solvabilitatsverordnung liegt bei der Verwendung des IRB Ansatzes auch ein VaR Modell zu Grunde Im IRB Ansatz IRB steht fur internal rating based approach benutzen Banken eigenentwickelte Risikoeinstufungsverfahren Ratingverfahren um bis zu drei Risikoparameter zu schatzen die das Kreditrisiko der einzelnen Engagements beschreiben im Basis IRB Ansatz ist dies die Ausfallwahrscheinlichkeit im fortgeschrittenen IRB Ansatz zusatzlich die Ausfallverlustquote und die Engagementshohe bei Ausfall Fur die Umrechnung dieser Parameter in eine Eigenkapitalunterlegung gibt die Solvabilitatsverordnung eine Formel vor die auf einem Kreditrisikomodell beruht vgl hierzu auch IRB Formel Mit Inkrafttreten der Solvabilitatsverordnung mussen Banken erstmals auch operationelle Risiken Betriebsrisiken mit bankaufsichtlichem Eigenkapital unterlegen Eine Methode der Eigenkapitalunterlegung ist dabei die Verwendung sogenannter fortgeschrittener Messansatze AMA Modelle von Advanced Measurement Approach Diese stellen gewissermassen ein VaR Modell fur operationelle Risiken dar Mit diesen soll das 99 9 Quantil der Verteilung von Verlusten aus operationellen Risiken bei einem Betrachtungshorizont entspricht der Haltedauer von einem Jahr berechnet werden Allen drei Verfahren ist gemein dass sie nur auf Antrag und mit Genehmigung durch die BaFin verwendet werden durfen wobei der Genehmigung normalerweise eine Prufung durch die Bankenaufsicht vorausgeht Schwachen BearbeitenDas Value at Risk Konzept besitzt Schwachen 8 Fur Marktpreisrisikomodelle sind insbesondere folgende bedeutsam Um uber eine ausreichend grosse Datenbasis an historischen Beobachtungen zu verfugen wird meist nur eine kurze Haltedauer ein bis zehn Tage fur die Bestimmung der risikobestimmenden Marktpreisanderungen verwendet Dadurch ist auch der Prognosehorizont des Value at Risk auf diese kurze Periode eingeschrankt Durch Unterstellung einer passenden Verteilungsannahme z B die Wurzel T Regel kann zwar der Prognosehorizont rechnerisch erweitert werden die Zuverlassigkeit des so errechneten Value at Risks hangt dann aber von der Gultigkeit der Verteilungsannahme ab Das Value at Risk Konzept setzt liquide Markte voraus das heisst Markte in denen sich die eigene Position ohne wesentlichen Einfluss auf den Marktpreis verkaufen oder absichern lasst siehe Marktliquiditatsrisiko und Market Impact Allgemeine Schwachpunkte sind Der Value at Risk ist ein nicht subadditives und damit kein koharentes Risikomass Es ist also moglich dass die Summe der VaR Werte von Teilportfolios kleiner ist als der VaR Wert des Gesamtportfolios Mogliche Diversifikationseffekte die das Risiko reduzieren konnten werden also nicht immer berucksichtigt Allerdings ist umstritten ob Subadditivitat in der Praxis wunschenswert ist 9 10 11 Falls Subadditivitat gewunscht ist ware der Expected Shortfall eine mogliche Option Das Value at Risk Konzept unterstellt wie andere Prognosemethoden auch dass sich Ereignisse in naher Zukunft verhalten werden wie sich die Ereignisse in der Vergangenheit verhalten haben Diese Annahme ist vor allem dann falsch wenn nach einer langeren ruhigen Phase eine Krisenphase entsteht Um diesen Mangel zu beheben werden erganzend oft Stresstests berechnet Haufig wird unkritisch davon ausgegangen dass die zugrundeliegenden Daten normalverteilt sind In der Praxis sind jedoch Extremereignisse oft haufiger zu beobachten als dies die Normalverteilung nahelegt Diese Schwachstelle kann behoben werden wenn statt der Normalverteilung realitatsnahere Wahrscheinlichkeitsverteilungen verwendet werden Der Value at Risk Ansatz liefert konstruktionsbedingt keine Information uber das durchschnittliche Schadensausmass aller jenseits der Quantilgrenze liegenden ungunstigen Szenarien Hierfur gibt es das Risikomass Expected Shortfall das gerade diesen Durchschnitt betrachtet Haufig wird als Nachteil des Value at Risk Ansatzes angefuhrt dass er nicht geeignet ist den Maximalverlust zu bestimmen Dieser Nachteil ist in der Praxis jedoch meist wenig relevant da es normalerweise nicht zu den Zielen des Unternehmens gehort den theoretisch moglichen Maximalverlust zu bestimmen oder zu steuern Eine vollkommene Sicherheit kann es normalerweise nicht geben ein rentables Unternehmen muss auch ein Mindestmass an Risiko tragen Eine praxisorientierte Risikomessung muss sich daher an Szenarien orientieren die ein gewisses Mindestmass an Eintrittswahrscheinlichkeit aufweisen Siehe auch BearbeitenCashflow at RiskWeblinks BearbeitenValue at Risk Memento vom 4 Marz 2012 im Internet Archive im Riskglossary VaR Berechnungsverfahren Varianz Kovarianz Modell Historische Simulation Monte Carlo Simulation PDF Datei 287 kB VaR bei Investopedia pdf zum VaR dessen Probleme und exp shortfall 93 kB Einzelnachweise Bearbeiten Stefan Huschens Value at Risk Berechnung durch historische Simulation In Dresdner Beitrage zu Quantitativen Verfahren Nr 30 Technische Universitat Dresden 2000 doi 10 13140 RG 2 2 14440 37120 Robert Schwarz Kreditrisikomodelle Working Paper Series der University of Applied Sciences of bfi Vienna Roland Eller Walter Gruber Markus Reif Hrsg Handbuch Kreditrisikomodelle und Kreditderivate Schaffer Poeschel Verlag Stuttgart 1999 ISBN 3 7910 1411 0 Christian Cech Die IRB Formel Working Paper Series der University of Applied Sciences of bfi Vienna csfb com Ratio calculandi periculi ein analytischer Ansatz zur Bestimmung der Verlustverteilung eines Kreditportfolios Dresdner Beitrage zu Quantitativen Verfahren Nr 58 12 Technische Universitat Dresden 2012 online Memento vom 24 April 2016 im Internet Archive The benchmark for understanding credit risk auf defaultrisk com Siehe z B Thomas Wolke Risikomanagement Oldenbourg Wissenschaftsverlag 2008 ISBN 978 3 486 58714 2 S 58 ff H Rau Bredow Bigger Is Not Always Safer A Critical Analysis of the Subadditivity Assumption for Coherent Risk Measures In Risks 7 Jahrgang Nr 3 2019 S 91 doi 10 3390 risks7030091 J Dhaene M J Goovaerts R Kaas Economic capital allocation derived from risk measures In North American Actuarial Journal 7 2003 S 44 56 M H A Davis Consistency of risk measures estimates Working Paper Imperial College London 2014 abstract Normdaten Sachbegriff GND 4519495 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Value at Risk amp oldid 235194979