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Die verallgemeinerte inverse Verteilungsfunktion 1 auch Quantil Transformation 2 oder Quantil Funktion 3 oder percent point function genannt ist eine spezielle reelle Funktion in der Stochastik einem Teilgebiet der Mathematik Jeder Verteilungsfunktion kann eine verallgemeinerte inverse Verteilungsfunktion zugeordnet werden die unter gewissen Bedingungen die inverse Funktion der Verteilungsfunktion ist Die verallgemeinerte inverse Verteilungsfunktion ordnet jeder Zahl zwischen null und eins den kleinsten Wert zu an dem die Verteilungsfunktion diese Zahl uberschreitet Inverse Verteilungsfunktion der NormalverteilungBeschreibt beispielsweise eine Wahrscheinlichkeitsverteilung die Schuhgrossen der Europaer und ist die entsprechende Verteilungsfunktion gegeben so gibt die zugehorige verallgemeinerte inverse Verteilungsfunktion an der Stelle 0 9 displaystyle 0 9 diejenige kleinste Schuhgrosse s displaystyle s an so dass mehr als 90 der Europaer eine Schuhgrosse kleiner als s displaystyle s tragen Die verallgemeinerte inverse Verteilungsfunktion wird unter anderem zur Bestimmung von Quantilen herangezogen Ebenso liefert sie einen Ansatz zur Konstruktion von Zufallsvariablen mit vorgegebenen Verteilungen Derselben zugrunde liegenden Idee folgend dient sie bei der Inversionsmethode zur Erzeugung von Zufallszahlen mit vorgegebener Verteilung aus Standardzufallszahlen Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Bemerkungen zur Definition 3 Erlauterung 4 Beispiel 5 Eigenschaften 6 Verwendung 6 1 Konstruktion von Zufallsvariablen vorgegebener Verteilung 6 2 Konstruktion stochastisch unabhangiger Zufallsvariablen 6 3 Bestimmung von Quantilen 7 Literatur 8 EinzelnachweiseDefinition BearbeitenSei X displaystyle X nbsp eine R displaystyle mathbb R nbsp Zufallsvariable und F X R 0 1 displaystyle F X colon mathbb R to 0 1 nbsp seine Verteilungsfunktion Das heisst fur F X displaystyle F X nbsp gilt F X displaystyle F X nbsp ist monoton wachsend und rechtsseitig stetig Fur das Grenzwertverhalten gilt lim x F X x 0 displaystyle lim x to infty F X x 0 nbsp und lim x F X x 1 displaystyle lim x to infty F X x 1 nbsp a displaystyle alpha nbsp Quantil Jedes r R displaystyle r in mathbb R nbsp mit P X lt r a F X r a 0 1 displaystyle mathbb P X lt r leq alpha leq F X r quad alpha in 0 1 nbsp heisst a displaystyle alpha nbsp Quantil Linke verallgemeinerte inverse Verteilungsfunktion Die Funktion F X 1 0 1 R displaystyle F X 1 colon 0 1 to mathbb R nbsp definiert durch F X 1 u min x R F X x u displaystyle F X 1 u min x in mathbb R mid F X x geq u nbsp heisst die linke verallgemeinerte inverse Verteilungsfunktion von F X displaystyle F X nbsp 1 Allgemein bezeichnet man diese auch einfach als verallgemeinerte inverse Verteilungsfunktion Rechte verallgemeinerte inverse Verteilungsfunktion Die Funktion F X 1 0 1 R displaystyle F X 1 colon 0 1 to mathbb R nbsp definiert durch F X 1 u inf x R F x gt u displaystyle F X 1 u inf x in mathbb R mid F x gt u nbsp heisst die rechte verallgemeinerte inverse Verteilungsfunktion von F X displaystyle F X nbsp Ist F X displaystyle F X nbsp streng monoton steigend dann gilt F X 1 u F X 1 u displaystyle F X 1 u F X 1 u nbsp Bemerkungen zur Definition BearbeitenZu beachten ist dass die Verteilungsfunktion zu der die verallgemeinerte inverse Verteilungsfunktion definiert wird nicht notwendigerweise zu einer Wahrscheinlichkeitsverteilung gehoren muss Sie muss lediglich die vier oben genannten Eigenschaften Monotonie Rechtsstetigkeit und die zwei Grenzwerteigenschaften erfullen Dies beruht darauf dass die verallgemeinerte inverse Verteilungsfunktion zur Konstruktion von Wahrscheinlichkeitsverteilungen mit Verteilungsfunktion F displaystyle F nbsp verwendet wird Die Existenz solch einer Wahrscheinlichkeitsverteilung in der Definition zu fordern ware damit zirkular Die Notation der verallgemeinerten inversen Verteilungsfunktion als F 1 displaystyle F 1 nbsp ist suggestiv zu verstehen da die Verteilungsfunktion F displaystyle F nbsp nicht immer invertierbar sein muss Dies tritt zum Beispiel dann auf wenn sie auf einem Intervall konstant ist Ist F displaystyle F nbsp jedoch invertierbar so stimmen die Inverse der Verteilungsfunktion und die verallgemeinerte inverse Verteilungsfunktion uberein Da die verallgemeinerte inverse Verteilungsfunktion im Gegensatz zur Inversen immer existiert rechtfertigt dies die Benennung als verallgemeinert Erlauterung BearbeitenNach der Definition ist der Funktionswert der verallgemeinerten inversen Verteilungsfunktion an der Stelle u displaystyle u nbsp die kleinste Zahl an der die Verteilungsfunktion den Funktionswert u displaystyle u nbsp uberschreitet Ist die Verteilungsfunktion stetig so erhalt man diesen Wert anschaulich auf die folgende Art und Weise Man zeichnet eine zur x achse parallele Gerade welche um den Wert u displaystyle u nbsp nach oben verschoben ist Diese schneidet die Verteilungsfunktion in einem Punkt oder einem Intervall Schneidet sie die Verteilungsfunktion in einem Punkt x u displaystyle x u nbsp so ist x displaystyle x nbsp der Funktionswert der verallgemeinerten inversen Verteilungsfunktion an der Stelle u displaystyle u nbsp Schneidet die Gerade die Verteilungsfunktion in einem Intervall so wahlt man denjenigen Punkt aus dem Intervall aus der die kleinste x displaystyle x nbsp Koordinate besitzt Beispiel BearbeitenBetrachte als Beispiel die Verteilungsfunktion der Exponentialverteilung Sie ist gegeben durch F X x 1 e l x x 0 0 x lt 0 displaystyle F X x begin cases 1 mathrm e lambda x amp x geq 0 0 amp x lt 0 end cases nbsp wobei l displaystyle lambda nbsp ein echt positiver reeller Parameter ist Sie ist auf 0 displaystyle 0 infty nbsp streng monoton wachsend und bildet dieses Intervall bijektiv auf 0 1 displaystyle 0 1 nbsp ab Somit existiert eine eindeutige Umkehrfunktion F X 1 displaystyle F X 1 nbsp welche sich durch Auflosen von u 1 e l x displaystyle u 1 mathrm e lambda x nbsp nach x displaystyle x nbsp ergibt Dies liefert die verallgemeinerte inverse Verteilungsfunktion F X 1 u ln 1 u l displaystyle F X 1 u frac ln 1 u lambda nbsp Im Allgemeinen ist es selten moglich die verallgemeinerte inverse Verteilungsfunktion wie hier direkt zu berechnen So sind die wenigsten Verteilungsfunktionen invertierbar da sie haufig konstante Bereiche aufweisen Beispiel hierfur sind die Verteilungsfunktionen von diskreten Verteilungen Ebenso muss selbst bei Invertierbarkeit keine geschlossene Darstellung der Verteilungsfunktion existieren auf die man zuruckgreifen konnte So muss die Verteilungsfunktion der Normalverteilung stets numerisch berechnet werden Eigenschaften BearbeitenDie verallgemeinerte inverse Verteilungsfunktion ist monoton wachsend linksseitig stetig und damit eine Zufallsvariable bzw messbar von 0 1 B 0 1 displaystyle 0 1 mathcal B 0 1 nbsp nach R B R displaystyle mathbb R mathcal B mathbb R nbsp Versieht man den Messraum 0 1 B 0 1 displaystyle 0 1 mathcal B 0 1 nbsp mit der stetigen Gleichverteilung U 0 1 displaystyle mathcal U 0 1 nbsp oder aquivalent dem Lebesgue Mass so gilt Die Verteilung von F 1 displaystyle F 1 nbsp unter U 0 1 displaystyle mathcal U 0 1 nbsp ist das Wahrscheinlichkeitsmass auf R displaystyle mathbb R nbsp welches die Verteilungsfunktion F displaystyle F nbsp besitzt Jedes Wahrscheinlichkeitsmass P displaystyle P nbsp auf R displaystyle mathbb R nbsp mit Verteilungsfunktion F P displaystyle F P nbsp kann damit als Verteilung der Zufallsvariable F P 1 0 1 B 0 1 U 0 1 R B R displaystyle F P 1 colon 0 1 mathcal B 0 1 mathcal U 0 1 to mathbb R mathcal B mathbb R nbsp aufgefasst werden Verwendung BearbeitenKonstruktion von Zufallsvariablen vorgegebener Verteilung Bearbeiten Hauptartikel Inversionsmethode Zufallsvariablen werden als messbare Abbildungen zwischen Messraumen eingefuhrt Ist auf dem Grundraum noch ein Wahrscheinlichkeitsmass definiert so kann ihre Verteilung definiert werden Im Laufe der weiteren Abstraktion werden aber der Grundraum und zugehoriges Wahrscheinlichkeitsmass immer unwichtiger im Gegensatz zur Verteilung der Zufallsvariable Effektiv lasst sich zeigen dass zu jeder Zufallsvariable mit einer vorgegebenen Verteilung ein passender Grundraum mit Wahrscheinlichkeitsmass erganzen lasst Die verallgemeinerte inverse Verteilungsfunktion liefert fur reelle Verteilungen solch ein Argument Jede reellwertige Zufallsvariable mit vorgegebener Verteilung kann als Zufallsvariable auf dem Intervall von null bis eins versehen mit der stetigen Gleichverteilung aufgefasst werden 4 Somit kann die Untersuchung von Zufallsvariablen und ihren Verteilungen von dem zugrunde liegenden Wahrscheinlichkeitsraum losgelost werden Konstruktion stochastisch unabhangiger Zufallsvariablen Bearbeiten Die obige Konstruktion wird teils auch verwendet um die Existenz reellwertiger unabhangiger Zufallsvariablen zu zeigen Dabei wird zuerst uber ein Approximationsargument die Existenz von stochastisch unabhangigen auf dem Intervall 0 1 displaystyle 0 1 nbsp unabhangigen Zufallsvariablen gezeigt Die Verkettung dieser Zufallsvariablen mit vorgegebenen verallgemeinerten inversen Verteilungsfunktionen sind dann reellwertige Zufallsvariablen mit vorgegebener Verteilung und wieder stochastisch unabhangig 5 Bestimmung von Quantilen Bearbeiten Ist eine Wahrscheinlichkeitsverteilung P displaystyle P nbsp oder eine Zufallsvariable X displaystyle X nbsp mit Verteilung P X P displaystyle P X P nbsp gegeben so liefert die zugehorige verallgemeinerte inverse Verteilungsfunktion F 1 displaystyle F 1 nbsp ausgewertet an der Stelle u displaystyle u nbsp stets ein u displaystyle u nbsp Quantil Dies folgt direkt aus der Definition Literatur BearbeitenNorbert Kusolitsch Mass und Wahrscheinlichkeitstheorie Eine Einfuhrung 2 uberarbeitete und erweiterte Auflage Springer Verlag Berlin Heidelberg 2014 ISBN 978 3 642 45386 1 doi 10 1007 978 3 642 45387 8 Hans Otto Georgii Stochastik Einfuhrung in die Wahrscheinlichkeitstheorie und Statistik 4 Auflage Walter de Gruyter Berlin 2009 ISBN 978 3 11 021526 7 doi 10 1515 9783110215274 Einzelnachweise Bearbeiten a b Kusolitsch Mass und Wahrscheinlichkeitstheorie 2014 S 113 Georgii Stochastik 2009 S 23 Eric W Weisstein Quantile Function In MathWorld englisch Achim Klenke Wahrscheinlichkeitstheorie 3 Auflage Springer Verlag Berlin Heidelberg 2013 ISBN 978 3 642 36017 6 S 43 doi 10 1007 978 3 642 36018 3 Georgii Stochastik 2009 S 72 73 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Verallgemeinerte inverse Verteilungsfunktion amp oldid 225781833