www.wikidata.de-de.nina.az
Piretanid ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Schleifendiuretika der in der Behandlung von Bluthochdruck Hypertonie und von Odemen eingesetzt wird Es wurde in den 1970er Jahren von dem pharmazeutischen Hersteller Hoechst entwickelt und patentiert 4 StrukturformelAllgemeinesFreiname PiretanidAndere Namen 3 Aminosulfonyl 4 phenoxy 5 pyrrolidin 1 ylbenzoesaureSummenformel C17H18N2O5SExterne Identifikatoren DatenbankenCAS Nummer 55837 27 9EG Nummer 259 852 9ECHA InfoCard 100 054 394PubChem 4849ChemSpider 4683DrugBank DB02925Wikidata Q3905617ArzneistoffangabenATC Code C03CA03Wirkstoffklasse SchleifendiuretikaWirkmechanismus Hemmer des Na K 2Cl CotransportersEigenschaftenMolare Masse 362 4 g mol 1Schmelzpunkt 225 227 C 1 pKS Wert 3 85 1 SicherheitshinweiseGHS Gefahrstoffkennzeichnungkeine Einstufung verfugbar 2 Toxikologische Daten 618 mg kg 1 LD50 Maus i v 3 2000 mg kg 1 LD50 Maus oral 3 700 mg kg 1 LD50 Ratte i v 3 5601 mg kg 1 LD50 Ratte oral 3 gt 1000 mg kg 1 LD50 Hund oral 3 Soweit moglich und gebrauchlich werden SI Einheiten verwendet Wenn nicht anders vermerkt gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen Inhaltsverzeichnis 1 Klinische Angaben 1 1 Anwendungsgebiete Indikationen 1 2 Gegenanzeigen Kontraindikationen 1 3 Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten 1 4 Unerwunschte Wirkungen Nebenwirkungen 2 Pharmakologische Eigenschaften 2 1 Wirkungsmechanismus Pharmakodynamik 2 2 Aufnahme und Verteilung im Korper Pharmakokinetik 3 Chemie 3 1 Synthese 4 Handelsnamen 5 EinzelnachweiseKlinische Angaben BearbeitenAnwendungsgebiete Indikationen Bearbeiten Piretanid ist zur Ausscheidung von Odemen bei Herzinsuffizienz zur Herzentlastung bei Odemen infolge von Nieren oder Lebererkrankungen und zur Behandlung des Bluthochdrucks Hypertonie zugelassen Fur die Behandlung einer leichten bis mittelschweren Hypertonie ist eine Monotherapie mit Piretanid moglich Bei einer schweren Hypertonie wird Piretanid in Kombination mit anderen nicht diuretisch wirkenden Antihypertensiva eingesetzt 5 Gegenanzeigen Kontraindikationen Bearbeiten Die Anwendung von Piretanid ist bei Nierenversagen mit Anurie Coma und Praecoma hepaticum schwerer Hypokaliamie schwerer Hyponatriamie Hypovolamie oder Dehydratation kontraindiziert 5 Auf Grund seiner Strukturverwandtschaft zu Sulfonamiden darf Piretanid bei bekannter Piretanid oder Sulfonamidunvertraglichkeit nicht angewendet werden 5 Relative Anwendungsbeschrankungen liegen bei Hypotonie Diabetes mellitus Gicht Harnabflussbehinderungen Leberzirrhose mit gleichzeitiger Nierenfunktionseinschrankung Hypoproteinamie zerebrovaskularen Durchblutungsstorungen und koronarer Herzkrankheit vor Hier sollte Piretanid nur unter strenger arztlicher Kontrolle angewendet werden 5 Ausreichende klinische Daten uber die Sicherheit von Piretanid in der Schwangerschaft liegen nicht vor Tierexperimentelle Untersuchungen ergaben keine Hinweise auf negative Auswirkungen auf Schwangerschaft embryonale und fetale Entwicklung Geburt oder der Entwicklung danach Dennoch gilt die Anwendung von Piretanid im ersten Drittel der Schwangerschaft aus Sicherheitsgrunden als kontraindiziert In den spateren Phasen der Schwangerschaft ist ein kurzfristiger Einsatz der niedrigsten wirksamen Dosis unter Abwagung des Nutzen Risiko Verhaltnisses moglich 5 Wahrend der Stillzeit ist Piretanid kontraindiziert da es ein in die Muttermilch ubergeht und Auswirkungen auf den Saugling nicht auszuschliessen sind 5 Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten Bearbeiten Piretanid kann die nierenschadigende Wirkung potenziell nephrotoxischer Medikamente wie beispielsweise einiger Antibiotika aus den Gruppen der Aminoglycoside Cephalosporine und Polymyxine verstarken Ebenso kann die gehorschadigende Wirkung potenziell ototoxischer Medikamente insbesondere Aminoglycoside und Cisplatin verstarkt werden Durch Hemmung der Ausscheidung wird die kardio und neurotoxische Wirkung von Lithium erhoht Durch eine Verstarkung der Kaliumausscheidung bei gleichzeitiger Einnahme von Glucocorticoiden ACTH kaliuretischen Diuretika Laxanzien oder haufigem Genuss von Lakritze kann es zu verstarkten Kaliumverlusten bis hin zu einer Hypokaliamie kommen Die toxische Wirkung herzwirksamer Glykoside und hoch dosierter Salicylate wird durch Piretanid verstarkt Bei gleichzeitiger Anwendung mit Arzneistoffen die das QT Intervall verlangern ist mit einem erhohten Risiko an Herzrhythmusstorungen zu rechnen Die muskelrelaxierende Wirkung von Muskelrelaxantien vom Curare Typ ist verstarkt oder verlangert 5 Piretanid kann die Wirkung zahlreicher Wirkstoffe reduzieren darunter Insulin orale Antidiabetika Allopurinol und Sympathomimetika 5 Die blutdrucksenkende Wirkung von Piretanid kann durch andere blutdrucksenkende Arzneimittel sowie durch Nitrate Barbiturate Phenothiazine trizyklische Antidepressiva Vasodilatatoren und Alkohol verstarkt werden Probenecid und nichtsteroidale Antiphlogistika hingegen schwachen die Wirkung von Piretanid ab 5 Unerwunschte Wirkungen Nebenwirkungen Bearbeiten Basierend auf seinem Wirkmechanismus welcher primar eine vermehrte Ausscheidung von Natrium und Chlorid sowie sekundar Wasser Kalium Calcium und Magnesium einschliesst kann Piretanid zu einer Storung des Flussigkeits und Mineralienhaushaltes fuhren 1 bis 10 5 Als Folge von Natriumverlusten kann eine Hyponatriamie mit Symptomen wie Apathie Schwache Wadenkrampfe Appetitlosigkeit Erbrechen Mudigkeit und Verwirrtheit auftreten Als Folge von Kaliumverlusten insbesondere bei gleichzeitig verminderter Kaliumzufuhr kann eine Hypokaliamie auftreten Die Verluste an Magnesium und Calcium konnen zu einer Hypomagnesiamie bzw Hypocalcamie fuhren Die Entwicklung oder Verschlechterung einer metabolischen Alkalose ist auf Basis der Mineralien und Flussigkeitsverluste moglich Kopfschmerz Schwindel Sehstorungen Mundtrockenheit Durst Hypotonie und orthostatische Regulationsstorungen konnen Symptome zu starker Wasserverluste sein Insbesondere bei alteren Patienten besteht auf Grund der Wasserausscheidung die Gefahr einer Hypovolamie und Dehydratation mit Hamokonzentration Infolgedessen ist bei diesen Patienten und bei Vorliegen von Venenerkrankungen das Thromboserisiko erhoht 5 Dem gegenuber kann ein Anstieg anderer harnpflichtiger Substanzen insbesondere Kreatinin und Harnstoff im Blut beobachtet werden Haufig 1 bis 10 tritt ein Anstieg des Harnsaurespiegels auf der bei vorbelasteten Patienten zu einem Gichtanfall fuhren kann 5 Auch der Blutzuckerspiegel und die Glucosetoleranz konnen beeinflusst werden Gelegentlich 0 1 bis 1 konnen allergische Haut und Schleimhautreaktionen sowie Thrombozytopenie auftreten Magen Darm Beschwerden Vaskulitiden Leukopenie und fieberhafte Zustande sind selten 0 01 bis 0 1 Sehr selten 0 001 bis 0 1 sind Storungen der Leber und der Gallenwege 5 Als Folge der Blutdrucksenkung konnen Erektionsstorungen auftreten 5 Pharmakologische Eigenschaften BearbeitenWirkungsmechanismus Pharmakodynamik Bearbeiten Piretanid ist ein Schleifendiuretikum Es besitzt eine etwa funf bis siebenfach hohere Wirkpotenz als Furosemid 6 Wie die anderen Vertreter dieser Stoffgruppe vermittelt es seine Wirkung uber eine reversible Hemmung der Na K 2Cl Cotransporter an der Henle Schleife einem Teil des harnbildenden Systems der Nieren Auf diese Weise wird die Ruckaufnahme von Natrium und Chloridionen im aufsteigenden Schenkel 7 der Henle Schleife gehemmt Als Folge dessen kommt es zu einer verstarkten Ausscheidung von osmotisch gebundenem Wasser und einer vermehrten Ausscheidung von Kaliumionen und Protonen im distalen Tubulus Auch die Sekretion von Calcium und Magnesiumionen ist verstarkt Neben der Senkung des arteriellen Blutdrucks bewirkt Piretanid auch eine Senkung des Venentonus und des Pulmonalarteriendrucks 7 Aufnahme und Verteilung im Korper Pharmakokinetik Bearbeiten Piretanid wird nach Freisetzung aus Tabletten oder Retardkapselformulierungen zu ca 80 bis 90 vom Korper aufgenommen Auch die intravenose Gabe mit einem Wirkungseintritt innerhalb weniger Minuten und einem Wirkungsmaximum nach etwa einer Stunde ist moglich 7 In der Blutbahn liegt es zu 90 und mehr an Serumproteine gebunden vor Eine Metabolisierung spielt nur eine untergeordnete Rolle sodass nur wenige Hydroxylierungsprodukte und Konjugate in den Ausscheidungsprodukten gefunden werden konnen Die Ausscheidung erfolgt uberwiegend unverandert uber die Nieren 40 bis 70 Die Eliminationshalbwertszeit liegt bei 1 bis 1 7 Stunden bei Niereninsuffizienz kann sie auf bis zu 9 Stunden verlangert sein 5 Chemie BearbeitenPiretanid ist strukturell mit den Schleifendiuretika Bumetanid und ferner dem Furosemid verwandt Als gemeinsames Strukturmerkmal besitzen sie eine 3 Aminosulfonylbenzoesaurepartialstruktur Synthese Bearbeiten Die Synthese von Piretanid geht von 4 Chlor 3 chlorsulfanyl 5 nitrobenzoesaure aus und entspricht in den ersten Schritten der Synthese von Bumetanid In einem ersten Schritt wird 4 Chlor 3 chlorsulfanyl 5 nitrobenzoesaure mit Ammoniak in das entsprechende Sulfonamid uberfuhrt welches in einer nukleophilen Substitutionsreaktion mit Natriumphenolat zum Biphenylether 5 Aminosulfonyl 3 nitro 4 phenoxybezoesaure umgesetzt wird Nach protektiver Veresterung mit Methanol und katalytischer Reduktion der Nitrogruppe wird 3 Amino 5 aminosulfonyl 4 phenoxybenzoesauremethylester erhalten Der Pyrrolidinring wird durch Umsetzung mit Bernsteinsaureanhydrid und anschliessender Reduktion unter Verwendung von Natriumborhydrid und Bortrifluorid aufgebaut Nach anschliessender alkalischer Hydrolyse der Schutzgruppe wird das Endprodukt Piretanid erhalten 3 Handelsnamen BearbeitenMonopraparate Arelix D Generika D Kombinationspraparate In Kombination mit Ramipril Arelix ACE D Trialix CH Generika D In Kombination mit Penbutolol Betarelix D Einzelnachweise Bearbeiten a b Eintrag zu Piretanid In Rompp Online Georg Thieme Verlag abgerufen am 24 Juli 2019 Dieser Stoff wurde in Bezug auf seine Gefahrlichkeit entweder noch nicht eingestuft oder eine verlassliche und zitierfahige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden a b c d e f Jurgen Engel Axel Kleemann Bernhard Kutscher Dietmar Reichert Pharmaceutical Substances Syntheses Patents and Applications of the most relevant APIs 5 Auflage Georg Thieme Verlag 2014 ISBN 3 13 179275 2 S 1103 Dieter Bormann Wulf Merkel Roman Muschaweck DE2419970 Tertiare cyclische Amine und Verfahren zu ihrer Herstellung 1974 a b c d e f g h i j k l m n o Sanofi Aventis Fachinformation Arelix mite 3 mg Tabletten Arelix 6 mg Tabletten Arelix RR 6 mg Retardkapsel Stand Marz 2010 S P Clissold R N Brogden Piretanide A preliminary review of its pharmacodynamic and pharmacokinetic properties and therapeutic efficacy In Drugs 29 Jahrgang Nr 6 Juni 1985 S 489 530 PMID 3891305 a b c Anne Paschen Herz In Jorg Braun Roland Preuss Hrsg Klinikleitfaden Intensivmedizin 9 Auflage Elsevier Munchen 2016 ISBN 978 3 437 23763 8 S 185 283 hier S 246 Piretanid Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Piretanid amp oldid 222655995