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Die Pfarrkirche St Laurentius ist die katholische Hauptkirche der Kleinstadt Ebern in den frankischen Hassbergen Regierungsbezirk Unterfranken Die spatgotische Pseudobasilika Staffelhalle wurde vor einigen Jahren grundlegend saniert und teilweise neu ausgestattet Aussenansicht Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Ausstattung 3 1 Chorraum 3 2 Kirche 3 3 Orgel 4 Grabdenkmaler 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Die RenaissancekanzelEbern wurde 1232 von der Urpfarrei Pfarrweisach abgetrennt und die bisherige Filialkirche durch den Wurzburger Bischof zur Pfarrkirche erhoben Ein Stadtsiegel aus dem Jahr 1352 zeigt eine romanische Basilika mit Querschiff und Vierungsturm Diese Kirche durfte in hochgotischer Zeit verandert worden sein der heutige Westturm geht wahrscheinlich auf diesen Umbau zuruck 1430 verwustete ein Grossbrand die junge Stadt 1335 Stadt und Befestigungsrecht bis auf drei Hauser Auch die Pfarrkirche wurde ein Raub der Flammen 1456 sturzten die Ruinen endgultig ein Anschliessend begann der Neubau Von der alten Kirche blieb nur der hochgotische Turm der deshalb auch nicht genau in der Mitte der Westfassade steht Wahrscheinlich wurde der Bau mit dem Chor begonnen Die Jahreszahl 1491 an der Westempore dokumentiert wohl den Bauabschluss 1463 stiftete der Stadtpfarrer Johann von Helb der Pfarrgemeinde seine Privatbibliothek zum ewigen Verbleib Insgesamt handelte es sich um 60 grosse und 4 kleine Bucher die mit Eisenketten an drei Pulte angekettet waren Hierfur wurde eigens ein noch heute erhaltener Anbau Liberey an die Pfarrkirche angefugt Das 16 Jahrhundert erganzte die Kanzel und den Taufstein Der wohlhabende Adel der Umgebung der meist Stadthauser in der nahen Rittergasse besass bereicherte die Ausstattung um die funf erhaltenen Grabdenkmaler im Chor Ende des 17 Jahrhunderts wurde die Pfarrkirche barockisiert Von dieser kunstlerisch hochwertigen Neuausstattung gibt der erhaltene linke Seitenaltar noch einen guten Eindruck 1783 wurde der Kirchturm nach einem Brand mit der heutigen Kuppel bekront Ende des 19 Jahrhunderts leitete der damalige Stadtpfarrer die Regotisierung der Pfarrkirche ein Zur Finanzierung wurden wertvolle mittelalterliche Kunstwerke an den Kunsthandel verkauft so der bedeutende durerzeitliche Hochaltar 1887 92 wurde die Kirche restauriert und neugotisch ausgestattet Diese Regotisierung empfand man nach dem Zweiten Weltkrieg als nicht mehr zeitgemass Die neugotische Ausstattung verschwand aus der Kirche einige Statuen der ehemaligen Barockausstattung wurden zu einem neuen Hochaltar arrangiert Ab 1991 wurde die Kirche umfassend saniert und erhielt einen neuen Innenanstrich Die vorhandene Ausstattung wurde teilweise neu angeordnet und mit einigen modernen Stucken unter anderem Sakramentshaus und neuer Taufbereich erganzt Im Januar 2004 vernichtete ein durch eine Kerze ausgeloster Brand den rechten Seitenaltar und die Krippe bis auf Reste Ein Totalverlust der Pfarrkirche konnte gerade noch verhindert werden Die Schaden sind mittlerweile behoben und die Kirche ist wieder geoffnet Architektur Bearbeiten nbsp Das spatgotische Beinhaus nbsp Das Netzgewolbe des ehemaligen Beinhauses neben der PfarrkircheDie Pfarrkirche ist eine dreischiffige Staffelhalle uber annahernd quadratischem Grundriss Das Mittelschiff ist durch einen profilierten Chorbogen vom Chor abgetrennt Der Altarraum ist gegenuber dem Laienraum leicht nach Norden versetzt angelegt und schliesst polygonal in funf Seiten des Achtecks Auch die Seitenschiffe sind polygonal geschlossen das nordliche wurde um die Sakristei verlangert Die Aussenansicht wird vom funfgeschossigen Westturm beherrscht Der etwa 48 Meter hohe Glockenturm ist mit einer schiefergedeckten Kuppel mit hoher Laterne abgeschlossen Das nordliche Seitenschiff setzt erst hinter dem Turm an dem sudlichen wurde im 15 Jahrhundert ein zweigeschossiger Bibliotheksbau Librerey vorgesetzt Die Kirche wurde vollstandig aus dem heimischen Rhatsandstein der Hassberge errichtet Der Aussenbau ist unverputzt und durch zahlreiche Strebepfeiler gegliedert Die schlanken Fensteroffnungen weisen reiche Masswerkfullungen auf die aber der Restaurierung des 19 Jahrhunderts zuzuordnen sind Im Inneren ist das Mittelschiff gegenuber den Seitenschiffen deutlich erhoht die Obergaden sind aber nicht durch Fensteroffnungen unterbrochen Dieser Bautypus Pseudobasilika war in der Spatgotik sehr verbreitet Besonders in Franken wurden zahlreiche Pfarrkirchen als Staffelhallen angelegt Das Mittelschiff ist netzgewolbt Chor und Seitenschiffe weisen nur einfache Kreuzgewolbe auf Die spitzbogigen Arkadenoffnungen des Langhauses werden von kraftigen Rundpfeilern getragen Im Westen zieht sich eine unterwolbte Empore mit reicher Masswerkbrustung durch alle drei Schiffe Das spatgotische Masswerk wird aus Fischblasen Rosetten und Passen gebildet Zwei Tartschenschilde tragen Stifterwappen und das Wappen des Wurzburger Furstbischofs Rudolf II von Scherenberg Neben dem rechten Schild zeigt die Jahreszahl 1491 wahrscheinlich das Jahr der Fertigstellung der Kirche an Die Pfarrkirche war fruher vom Friedhof umgeben dessen Umfassungsmauer grosstenteils erhalten ist Sudlich hinter dem Chor vervollstandigt das alte spatgotische Beinhaus Karner Ossarium das Ensemble Der zweigeschossige Sandsteinquaderbau dient heute als Ausstellungsraum Die offene netzgewolbte Halle im Erdgeschoss wurde als Kriegergedachtnisstatte umgestaltet Ausstattung Bearbeiten nbsp Der neugotische Hochaltar nbsp Reichart Richard von Lichtenstein vorne und Hans von Rotenhan nbsp Eyrich Mathes Georg IV und Anna von Rotenhan rechts das alte SakramentshausDie mittelalterliche Ausstattung wurde Ende des 19 Jahrhunderts grosstenteils entfernt und durch eine neugotische ersetzt Besonders der Verkauf des bedeutenden spatgotischen Flugelaltares erscheint aus heutiger Sicht vollig unverstandlich Die Seitenflugel des Altares sind im Zweiten Weltkrieg im Auslagerungsdepot verbrannt die riesige Haupttafel mit der vielfigurigen Darstellung der Kreuzigung Christi Werkstatt des Hans Pleydenwurff in Bamberg hat heute im Germanischen Nationalmuseum in Nurnberg ihren wohl endgultigen Platz gefunden Chorraum Bearbeiten Der als Ersatz angeschaffte neugotische 1889 Hochaltar wurde nach dem Zweiten Weltkrieg aus der Kirche verbannt und spater im Heimatmuseum am Grautor gezeigt Im Zuge der 1991 beschlossenen Kirchensanierung kehrte dieser kunstlerisch durchaus beachtliche Altar wieder in das Presbyterium zuruck Links vom Hochaltar ist das spatgotische Sakramentshaus mit seinem vergoldeten Gitter erhalten geblieben An den Chorwanden befinden sich einige bedeutende Grabdenkmaler des 16 Jahrhunderts Rechts des Altares steht der Ritter Richard von Lichtenstein 1512 in vollem Harnisch lebensgross auf einem Lowen die rechte Hand halt eine Lanze die Linke ruht auf dem Schwertknauf Daneben kniet Hans von Rotenhan 1559 barhauptig betend vor dem Kreuz Auf der linken Seite folgt auf das Bronzeepitaph Eyrichs von Rotenhan 1539 der Gedenkstein fur Mathes von Rotenhan 1569 Auch dieser Ritter kniet betend in voller Rustung vor dem Kreuz den Helm halt ein Lowe zwischen den Pranken Den Abschluss bilden Georg und Anna von Rotenhan 1565 Auch dieses Paar kniet mit seiner stattlichen Kinderschar vor dem Kruzifix im Hintergrund ist eine idealisierte Stadt mit einer Burg zu sehen Diese Stadtansicht wird von Lokalhistorikern gerne als alteste erhaltene Stadtansicht Eberns und der Burg Rotenhan gedeutet Die Darstellung durfte jedoch auf weitverbreitete zeitgenossische graphische Vorlagen zuruckgehen Die Stammburg der Familie von Rotenhan liegt von Norden gesehen links vor Ebern auf dem Hang bei der Interpretation als Darstellung Eberns musste es sich demnach um die Burg Raueneck bei Vorbach handeln Kirche Bearbeiten Die steinerne Kanzel ist eine bemerkenswerte Renaissancearbeit von Hans Schlachter aus dem Jahr 1583 In den Brustungsfeldern wurden die vier Evangelisten und Christus als Salvator Mundi nahezu vollplastisch herausgearbeitet Das Gelander des Aufganges ist mit nachgotischem Masswerk verziert Dort befindet sich auch der halbe Eber des Stadtwappens Ungewohnlich ist das Portal mit seinem Dreiecksgiebel und einem burgerlichen Wappenzeichen Von der ehemaligen Barockausstattung ist neben einigen Olbildern und Plastiken der linke Seitenaltar Marienaltar erhalten Der viersaulige Altar ist 1698 99 in der Bamberger Werkstatt des Sebastian Degler entstanden Das Altarblatt zeigt die Mutter Gottes mit der frankischen Herzogskrone Oben auf dem Altar kampft der heilige Georg mit dem Drachen Der ehemalige rechte neubarocke Seitenaltar ist im Januar 2004 zusammen mit der Krippe verbrannt In diesen Altar waren weitere Reste der ehemaligen Barockausstattung integriert so eine Reiterstatue des heiligen Martin Der verlorene Seitenaltar wurde inzwischen durch ein Retabel des Leipziger Kunstlers Michael Triegel ersetzt Der Altaraufsatz thematisiert die Wirkkraft des Wortes Gottes auf die Menschheit In altmeisterlicher Manier zeigt der Altar in geschlossenem Zustand die Opferung Isaaks durch seinen Vater Abraham Sind die Flugel geoffnet erkennt man auf der Mitteltafel den Sturz des Paulus von seinem Pferd Die Flugelinnenseiten tragen Darstellungen des heiligen Stephanus links der ergeben seine Steinigung erwartet und der Erweckung der Jungerin Tabea Tabita durch den heiligen Petrus Der neue Altar wurde am 29 Juli 2007 geweiht In das Mittelfenster des Chores ist ein kleines spatgotisches Glasgemalde eingelassen Madonna auf der Mondsichel das sich ehemals in der Marienkapelle auf dem heutigen Friedhof befand Orgel Bearbeiten nbsp Das Langhaus nach WestenDie Orgel wurde 1996 von der Orgelbaufirma Vleugels Hardheim neu erbaut Das Instrument hat 34 Register auf zwei Manualen und Pedal Die Disposition orientiert sich an suddeutschen Orgeln des 18 Jahrhunderts Das Instrument hat mechanische Spieltrakturen Die Registertrakturen sind mechanisch und elektrisch 1 Die Geschwindigkeit des Zimbelsterns sowie das Vibrato der Tremulanten sind manuell einstellbar I Hauptwerk C g31 Bordon 16 2 Principal 8 3 Copl 8 4 Flauttravers 8 5 Viola di Gamba 8 6 Octav 4 7 Holfloet 4 8 Quint 3 9 Superoctav 2 10 Terz 1 3 5 11 Mixtur IV 1 1 3 12 Cornet V 8 13 Trompet 8 14 Claron 4 Tremulant II Echo Schwellwerk C g315 Bordon 8 16 Salicet 8 17 Unda maris 8 18 Fugara 4 19 Flauto di amore 4 20 Nasard 3 21 Flagolet 2 22 Violine 2 23 Tierce 1 3 5 24 Larigot 1 1 3 25 Sifloet 1 26 Hoboi 8 27 Vox humana 8 Tremulant Pedal C f128 Principalbass 16 29 Subbass 16 30 Octavbass 8 31 Violonbass 8 32 Superoctavbass 4 33 Bombardbass 16 34 Trompetbass 8 Koppeln II I I P II P Nebenregister Cymbelstern Spielhilfen elektronische Setzeranlage SequenzerIn Ebern gibt es einen hauptamtlichen Dekanatskantor fur das Dekanat Hassberge Grabdenkmaler Bearbeiten nbsp Grabstein des Ratsherren Valentin Rinderman n und seiner Ehefrau Anna geb Be t z neben dem Westturm 1567 nbsp Epitaph fur Reichart von Lichtenstein 1512 Rechts oben das Wappen der Familie Fuchs nbsp Hans von Rotenhan 1559 kniend vor dem Kreuz nbsp Das Bronzeepitaph des Eyrich von Rotenhan zu Fischbach mit dem Ehewappen Rotenhan Rosenau 1539 nbsp Mathes Matthaus von Rotenhan zu Rentweinsdorf 1569 nbsp Georg IV und Anna geb Rotenhan von Rotenhan 1565 nbsp Die manchmal als fruheste Stadtansicht Eberns gedeutete Darstellung im Hintergrund des Epitaphs des Georg IV und der Anna von RotenhanLiteratur BearbeitenDie neue Orgel von St Laurentius Ebern Festschrift zur Orgelweihe am 24 November 1996 Ebern 1996 Georg Dehio Bayern I Franken Die Regierungsbezirke Oberfranken Mittelfranken und Unterfranken Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler 2 Aufl 1999 ISBN 3 422 03051 4 Heribert Keh Die Kirchen von Ebern Ufr Schnell Kunstfuhrer 1131 Munchen 1978 Die Kunstdenkmaler des Konigreichs Bayern III 15 Bezirksamt Ebern Munchen 1916 Nachdruck Munchen 1983 ISBN 3 486 50469 X Isolde Maierhofer Ebern Historischer Atlas von Bayern Teil Franken Heft 15 Munchen Kommission fur bayerische Landesgeschichte 1964 Pfarrgemeinderat der Pfarrei St Laurentius Ebern 750 Jahre Pfarrei St Laurentius Ebern Pfarrjubilaum warum und wie Ebern 1982Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Laurentius Ebern Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Nahere Informationen zur Orgel von St Laurentius Memento vom 21 Juni 2008 im Internet Archive 50 094844444444 10 794036111111 Koordinaten 50 5 41 4 N 10 47 38 5 O Normdaten Korperschaft GND 1099223 6 lobid OGND AKS VIAF 154240252 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Laurentius Ebern amp oldid 239347702