www.wikidata.de-de.nina.az
Paul Markgraf 17 Juli 1910 in Berlin 7 April 1993 ebenda war von 1945 bis 1949 der kommunistische Polizeiprasident in Berlin beziehungsweise von Berlin Ost Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Auszeichnungen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenMarkgraf Sohn eines kaufmannischen Angestellten und einer Verkauferin erlernte nach dem Abschluss der Volksschule von 1925 bis 1928 den Beruf des Backers Am 1 Mai 1931 trat er als Berufssoldat in die Reichswehr ein und verpflichtete sich auf zwolf Jahre zur Unteroffizierslaufbahn bei der Infanterie Als Unteroffizier ruckte er 1939 in den Krieg stieg zum Hauptfeldwebel auf wurde am 1 Oktober 1941 zum Leutnant ernannt am 1 Februar 1942 zum Oberleutnant und am 1 Dezember 1942 zum Hauptmann befordert 1 Er erhielt am 5 Januar 1943 als Fuhrer der Panzerjager Abteilung 40 in der 24 Panzer Division das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes Bei Stalingrad geriet er im selben Jahr mit der 6 Armee in sowjetische Kriegsgefangenschaft Stalingrad wurde zum Wendepunkt in seinem Leben Von Walter Ulbricht zu einem viermonatigen Kurs der Antifa Schule in Gorki geschickt lernte er dort den spateren Staatssicherheitsminister Wilhelm Zaisser als Lehrer kennen Anschliessend besuchte er die Antifa Schule in Krasnogorsk Er schloss sich dem Nationalkomitee Freies Deutschland an war Grundungsmitglied des Bundes Deutscher Offiziere und Mitunterzeichner der Grundungsdokumente und des Aufrufes an die deutschen Generale und Offiziere An Volk und Wehrmacht vom 12 September 1943 Er war dann von 1943 bis 1945 als Frontbevollmachtigter des NKFD in den Reihen der Roten Armee eingesetzt Am 30 April 1945 gelangte Markgraf als Mitglied der Gruppe Ulbricht in einem zweiten Flugzeug mit neun anderen Kriegsgefangenen nach Berlin 2 wo er vor dem 20 Mai vom sowjetischen Stadtkommandanten General Bersarin zum Polizeiprasidenten in Berlin eingesetzt wurde Offensichtlich ging die Ernennung Markgrafs der zu den zehn antifaschistischen Kriegsgefangenen der Gruppe gehort hatte auf die Initiative Ulbrichts zuruck 3 Markgraf der nun ohne Erklarung den Rang Oberst fuhrte begleitete die Bekanntgabe seiner Ernennung mit einer Selbstdarstellung in der Berliner Zeitung vom 27 Mai 1945 in der er den Begriff Volkspolizei verwendete Markgraf der zunachst parteilos war wurde noch im Jahr 1945 Mitglied der KPD 4 und im April 1946 der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands SED Die sowjetische Besatzungsmacht hatte ihn als Polizeiprasidenten mit der Dienstbezeichnung eines Polizeioberst eingesetzt der gleichzeitig Kommandeur der Schutzpolizei sein sollte und Polizeiuniform zu tragen hatte Nach der Aufhebung der Personalunion zwischen Polizeiprasidenten und Schutzpolizei auf Markgrafs Initiative war er zunachst kein Uniformtrager mehr 5 Bei der Einweihung des Treptower Ehrenmals am 8 Mai 1948 erschien er in der Uniform eines Chefinspekteurs Generalmajor 6 Am 26 Juli 1948 auf dem Hohepunkt der Berlin Blockade suspendierte Burgermeister Ferdinand Friedensburg ihn wegen fortgesetzter verfassungswidriger ungesetzlicher Massnahmen Nichterfullung seiner gesetzlichen Aufgaben und wegen seiner fortgesetzten Weigerung Weisungen des Magistrats auszufuhren von seinem Amt 7 Markgraf hatte im Sowjetsektor alle nichtkommunistisch organisierten Angestellten der Polizei entlassen und dafur gesorgt dass die Polizei der Besetzung des Tagungsgebaudes der Stadtverordnetenversammlung in Berlin Mitte durch SED gesteuerte Randalierer tatenlos zusah Die Folge war der Auszug der Stadtverordneten in den britischen Sektor womit die Spaltung Berlins begann Sie setzte sich fort als Markgraf sich weigerte zuruckzutreten und mit sowjetischer Billigung im sowjetischen Sektor der Stadt weiteramtierte wahrend sein vom Magistrat eingesetzter Nachfolger Johannes Stumm ein Polizeiprasidium fur die Westsektoren aufbaute Seinen letzten offentlichen Auftritt hatte er bei der Geburtstagsgratulation des Oberburgermeisters von Ost Berlin Friedrich Ebert am 12 September 1949 8 Fortan trat er nicht mehr als Polizeiprasident in Erscheinung und wurde von seinen Vizeprasidenten Richard Gyptner und Alfred Schonherr vertreten Bei der Einsetzung des neuen Polizeiprasidenten Chefinspekteur Waldemar Schmidt am 2 Februar 1950 durch Oberburgermeister Friedrich Ebert wurde ihm gedankt und mitgeteilt dass er durch die Erteilung eines hoheren Auftrages von der Funktion des Polizeiprasidenten entbunden wurde 9 Vom Oktober 1949 bis Oktober 1950 nahm er am ersten Regimentskommandeurs Lehrgang in Priwolsk bei Saratow UdSSR teil Im Dezember 1950 ubernahm er das Kommando uber die VP Bereitschaft Prenzlau 10 wurde aber bereits 1951 vom Ministerium fur Staatssicherheit MfS ubernommen Er wechselte in das Ministerium fur Verkehrswesen Hauptabteilung Kraftverkehr Transportwesen wo er die Mitarbeiter militarisch anleitete Er war bis 1956 Oberst der Kasernierten Volkspolizei KVP bis 1958 der Nationalen Volksarmee NVA und dann Kommandeur der Grenzpolizei Zuletzt war er leitender Offizier des Berliner Wachregiments Feliks Dzierzynski des MfS 11 Anlasslich seines 60 Geburtstages wurde ihm am 30 Juli 1970 als Oberst in Berlin der Vaterlandische Verdienstorden in Gold uberreicht 12 Markgraf wurde 1971 in die Rente verabschiedet Er starb im Alter von 82 Jahren und wurde auf dem Stadtischen Zentralfriedhof Friedrichsfelde beigesetzt 13 Auszeichnungen BearbeitenRitterkreuz des Eisernen Kreuzes 1943 14 Vaterlandischer Verdienstorden in Silber 30 Juni 1955 und in Gold 1970 und Ehrenspange zum VVO Gold 1980 Orden Banner der Arbeit 1960 Medaille 40 Jahrestag des Sieges im Grossen Vaterlandischen Krieg 1941 1945 1985 fur seinen Fronteinsatz an der Seite der Roten Armee Literatur BearbeitenGabriele Baumgartner Dieter Hebig Hrsg Biographisches Handbuch der SBZ DDR 1945 1990 Band 1 Abendroth Lyr K G Saur Munchen 1996 ISBN 3 598 11176 2 S 512 Helmut Muller Enbergs Markgraf Paul In Wer war wer in der DDR 5 Ausgabe Band 2 Ch Links Berlin 2010 ISBN 978 3 86153 561 4 Stefan Winckler Ein Markgraf als williger Vollstrecker des Totalitarismus Die Biographie des deutschen Berufssoldaten Paul H Markgraf SED unter besonderer Berucksichtigung seiner Amtszeit als Berliner Polizeiprasident 1945 1948 49 In Heiner Timmermann Hrsg Die DDR Analysen eines aufgegebenen Staates Duncker amp Humblot Berlin 2001 S 343 353 Gerhard Keiderling Der Fall Markgraf In ders Um Deutschlands Einheit Ferdinand Friedensburg und der Kalte Krieg in Berlin 1945 1952 Bohlau Koln Weimar Wien 2009 S 279 285 Zweimal freies Deutschland Von Stalingrad nach Berlin In Der Spiegel Nr 5 1947 S 2 online Markgraf bleibe hart Seinen Herren zu gehorchen In Der Spiegel Nr 12 1948 S 5 online Weblinks BearbeitenEintrag Paul Markgraf im DRAFD Wiki Zeitungsartikel uber Paul Markgraf in den Historischen Pressearchiven der ZBW Portrataufnahmen von Paul Markgraf bei europeana euEinzelnachweise Bearbeiten Berliner Zeitung 13 Marz 1948 S 4 Wolfgang Leonhard Die Revolution entlasst ihre Kinder Kiepenheuer amp Witsch Koln 1987 ISBN 3 462 01802 7 S 303 u 456 Zu den zehn antifaschistischen Kriegsgefangenen und zum Anteil Ulbrichts bei der Postenvergabe siehe Jochen Staadt Wir packen mit an Ordnung zu schaffen In Zeitschrift des Forschungsverbundes SED Staat Forschungsverbund SED Staat der Freien Universitat Berlin Nr 28 2010 S 90 117 hier S 92 94 Gluckwunsche zum 75 Geburtstag in Neues Deutschland 17 Juli 1985 S 2 Berliner Zeitung 13 Marz 1948 S 4 Berliner Zeitung 10 Mai 1949 S 6 Albrecht Lampe Gesamtleitung Berlin Behauptung von Freiheit und Selbstverwaltung 1946 1948 Herausgegeben im Auftrage des Senats von Berlin Heinz Spitzing Berlin 1959 Schriftenreihe zur Berliner Zeitgeschichte Band 2 S 572 dort weitere Nachweise auch zum Folgenden Berliner Zeitung 13 September 1949 S 6 Neue Zeit 3 Februar 1950 S 6 Remilitarisierung Fahrgeld zuruck In Der Spiegel Nr 30 1951 online Neue Zeit 1 Juli 1970 S 6 Neues Deutschland 31 Juli 1970 S 2 Traueranzeige in Berliner Zeitung 8 Mai 1993 S 8 Vorsicht bei Gesprachen In Der Spiegel Nr 25 1949 online Polizeiprasidenten Berlins Justus von Gruner 1809 1811 Diederich Friedrich Carl von Schlechtendal 1811 1812 Paul Ludwig Le Coq 1812 1821 Ludwig Wilhelm von Esebeck 1822 1831 Friedrich Wilhelm Karl von Arnim 1831 1832 August Wilhelm Francke 1832 Karl von Gerlach 1832 1839 Eugen von Puttkamer 1839 1847 Julius von Minutoli 1847 1848 Moritz von Bardeleben 1848 Karl Ludwig Friedrich von Hinckeldey 1848 1856 Constantin von Zedlitz Neukirch 1856 1861 Leopold von Winter 1861 1862 Otto von Bernuth 1862 1867 Lothar von Wurmb 1867 1872 Guido von Madai 1872 1885 Bernhard von Richthofen 1885 1895 Ludwig von Windheim 1895 1902 Georg von Borries 1903 1908 Ernst von Stubenrauch 1908 1909 Traugott von Jagow 1909 1916 Heinrich von Oppen 1916 1918 Emil Eichhorn 1918 1919 Eugen Ernst 1919 1920 Wilhelm Richter 1920 1925 Albert Grzesinski 1925 1926 Karl Zorgiebel 1926 1930 Albert Grzesinski 1930 1932 Kurt Melcher 1932 1933 Magnus von Levetzow 1933 1935 Wolf Heinrich von Helldorff 1935 1944 Kurt Gohrum 1944 1945 Paul Markgraf 1945 1948 Johannes Stumm 1948 1962 Erich Duensing 1962 1967 Georg Moch 1968 Klaus Hubner 1969 1987 Georg Schertz 1987 1992 Hagen Saberschinsky 1992 2001 Dieter Glietsch 2002 2011 Margarete Koppers 2011 2012 Klaus Kandt 2012 2018 Michael Kromer 2018 Barbara Slowik seit 2018 Siehe auch Polizei Berlin Normdaten Person GND 1242639063 lobid OGND AKS VIAF 6808163411745500360006 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Markgraf PaulALTERNATIVNAMEN Markgraf Paul HerbertKURZBESCHREIBUNG deutscher Polizeiprasident von Gross Berlin bzw Berlin Ost GEBURTSDATUM 17 Juli 1910GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 7 April 1993STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Paul Markgraf amp oldid 238045850