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Paragonit ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Silikate und Germanate mit der chemischen Zusammensetzung NaAl2 OH 2 AlSi3O10 6 und damit chemisch gesehen ein Natrium Aluminium Alumosilikat mit zusatzlichen Hydroxidionen Strukturell gehort Paragonit zu den Schichtsilikaten Phyllosilikaten und dort zur Gruppe der echten Glimmer ParagonitDerbes Paragonit Aggregat aus Bockau im sachsischen ErzgebirgeAllgemeines und KlassifikationIMA Nummer 1998 s p 1 IMA Symbol Pg 2 Andere Namen Talkschiefer 3 verharteter Talk 3 Glimmerschiefer 3 Na Glimmer Natronglimmer 4 Soda mica 5 Chemische Formel NaAl2 Si3Al O10 OH 2 1 NaAl2 OH 2 AlSi3O10 6 Mineralklasse und ggf Abteilung Silikate und Germanate Schichtsilikate Phyllosilikate System Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana VIII E 05a VIII H 10 050 7 9 EC 15 71 02 02a 02Kristallographische DatenKristallsystem monoklin oder trigonal siehe Kristallstruktur Kristallklasse Symbol monoklin prismatisch 2 m odertrigonal trapezoedrisch 32Raumgruppe Raumgruppe C2 c Raumgruppen Nr 15 Vorlage Raumgruppe 15 oderRaumgruppe P3112 Raumgruppen Nr 151 Vorlage Raumgruppe 151 6 Physikalische EigenschaftenMohsharte 2 5 bis 3 8 Dichte g cm3 gemessen 2 85 berechnet 2 907 8 Spaltbarkeit vollkommen nach 001 8 Farbe farblos grauweiss bis grau blassgelb grunlich apfelgrun 8 Strichfarbe weiss 7 Transparenz durchsichtig bis durchscheinendGlanz Perlglanz Fettglanz 3 KristalloptikBrechungsindizes na 1 564 bis 1 580 9 nb 1 594 bis 1 609 9 ng 1 600 bis 1 609 9 Doppelbrechung d 0 036 9 Optischer Charakter zweiachsig negativParagonit kristallisiert je nach Polytyp im monoklinen oder trigonalen Kristallsystem entwickelt jedoch nur selten dunntafelige Kristalle Meist findet er sich in Form feinschuppiger oder kompakter und derber Mineral Aggregate mit einem perlmuttahnlichen Glanz auf den Oberflachen In reiner Form ist Paragonit farblos und durchsichtig Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterfehlern oder polykristalliner Ausbildung kann er aber auch durchscheinend weiss sein und durch Fremdbeimengungen eine grauweisse bis graue blassgelbe oder grunliche bis apfelgrune Farbe annehmen Seine Strichfarbe ist jedoch immer weiss Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Kristallstruktur 4 Bildung und Fundorte 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenDie wissenschaftliche Erstbeschreibung erfolgte 1843 durch Karl Emil von Schafhautl Er betonte allerdings dass das Mineral schon lange vorher unter den Bezeichnungen Talkschiefer verharteter Talk und Glimmerschiefer aus dem Gotthardmassiv bekannt gewesen sei wo es oft als Matrix fur die dort gefundenen Kyanite auch Disthen Staurolithe Quarze und Glimmer auftrete 3 Es wurde jedoch bis zu seinen Untersuchungen nicht als eigene Mineralart erkannt Schaffhautl benannte das Mineral daher nach dem altgriechischen Wort parageiy paragein fur in die Irre fuhren aufgrund der Leichtigkeit mit der der Mineraloge ohne chemische Hilfe in seiner Diagnose in die Irre gefuhrt wird Da Paragonit zwar dem Talk sehr ahnlich sieht und sich auch so anfuhlt wird er leicht mit diesem verwechselt enthalt aber im Gegensatz zu diesem kein Magnesium Als genaue Typlokalitat von Paragonit gilt inzwischen Alpe Sponda auch Sponda Alp am Pizzo Forno nahe Dalpe im Val Chironico Bezirk Leventina des Schweizer Kantons Tessin 10 Schafhautl nennt zwar das Gotthardmassiv als Fundort fur den Paragonit Die genannte Paragenese mit den schonen blauen Disthenkristallen und Staurolith macht das Gebiet Pizzo Forno Alpe Sponda jedoch viel wahrscheinlicher 11 Ein Aufbewahrungsort fur das Typmaterial des Minerals ist allerdings nicht dokumentiert 12 Paragonit war bereits lange vor der Grundung der International Mineralogical Association IMA bekannt und als eigenstandige Mineralart anerkannt Damit hatte Paragonit theoretisch den Status eines grandfathered Mineral In der 1998 erfolgten Publikation Nomenclature of the micas durch den Glimmer Unterausschuss engl Mica Subcommitte der IMA CNMNC wurden die Mitglieder der Glimmergruppe zu denen auch Paragonit gehort in Bezug Zusammensetzung und Benennung teilweise neu definiert 5 Paragonit wurde hier als Nicht Kaliumglimmer Na Glimmer in die Gruppe der echten Glimmer mit dioktaedrischer Struktur eingeordnet Da dies automatisch eine nachtragliche Ankerkennung fur den Paragonit bedeutete wird das Mineral seitdem in der Liste der Minerale und Mineralnamen der IMA unter der Summenanerkennung IMA 1998 s p special procedure gefuhrt 1 Klassifikation BearbeitenBereits in der veralteten 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Paragonit zur Mineralklasse der Silikate und Germanate und dort zur Abteilung der Schichtsilikate Phyllosilikate wo er zusammen mit Aluminoseladonit Glaukonit Muskovit Roscoelith und Seladonit die Muskovit Reihe mit der System Nr VIII E 05a bildete Im zuletzt 2018 uberarbeiteten und aktualisierten Lapis Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiss das sich aus Rucksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet erhielt das Mineral die System und Mineral Nr VIII H 10 050 In der Lapis Systematik entspricht dies ebenfalls der Abteilung Schichtsilikate wo Paragonit zusammen mit Aluminoseladonit Boromuskovit Chromphyllit Chromseladonit Ferroaluminoseladonit Ferroseladonit Ganterit Muskovit Nanpingit Roscoelith Seladonit und Tobelith die Seladonit Muskovit Reihe Phengite mit der System Nr VIII H 10 innerhalb der Glimmergruppe bildet 7 Auch die von der International Mineralogical Association IMA zuletzt 2009 aktualisierte 13 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Paragonit in die Abteilung der Schichtsilikate ein Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der Struktur der Schichten so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung Schichtsilikate Phyllosilikate mit Glimmertafeln zusammengesetzt aus tetraedrischen und oktaedrischen Netzen zu finden ist wo es zusammen mit Aluminoseladonit Boromuskovit Chernykhit Chromseladonit Chromphyllit Ferriseladonit hypothetisch Ferro Aluminoseladonit Ferroseladonit Ganterit Glaukonit Montdorit Muskovit Nanpingit Roscoelith Phengit Seladonit Tainiolith Tobelith und Voloshinit die Muskovitgruppe mit der System Nr 9 EC 15 bildet Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Paragonit ebenfalls in die Klasse der Silikate und Germanate und dort in die Abteilung der Schichtsilikatminerale ein Hier ist er zusammen mit Aluminoseladonit Boromuskovit Chernykhit Chromphyllit Chromseladonit Ferroaluminoseladonit Ferroseladonit Glaukonit Montdorit Muskovit Nanpingit Roscoelith Seladonit Shirokshinit und Tobelith in der Glimmergruppe Muskovit Untergruppe mit der System Nr 71 02 02a innerhalb der Unterabteilung Schichtsilikate Schichten von sechsgliedrigen Ringen mit 2 1 Lagen zu finden Kristallstruktur BearbeitenVon Paragonit sind zwei Polytypen bekannt das heisst er besteht aus zwei Kombinationen schichtartiger Struktureinheiten die als Paragonit 2M1 und Paragonit 3T bezeichnet werden Paragonit 2M1 kristallisiert in der monoklinen Raumgruppe C2 c Raumgruppen Nr 15 Vorlage Raumgruppe 15 mit den Gitterparametern a 5 13 A b 8 90 A c 19 29 A und b 94 3 sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle 6 Paragonit 3T kristallisiert in der trigonalen Raumgruppe P3112 Raumgruppen Nr 151 Vorlage Raumgruppe 151 mit den Gitterparametern a 5 13 A und c 28 72 A sowie drei Formeleinheiten pro Elementarzelle 6 Bildung und Fundorte Bearbeiten nbsp Paragonit weiss mit Kyanit blau von der Sponda Alp Chironico Valle Leventina Kanton Tessin SchweizParagonit bildet sich in gering bis mittelgradigen metamorphen Schiefergesteinen und Phylliten in Muskovit Biotit Gneisen Quarz Gangen feinkornigen Sedimenten und glaukophanhaltigen Gesteinen Als Begleitminerale konnen neben den bereits genannten sowie Kyanit und Staurolith unter anderem noch Aktinolith Calcit Chlorit verschiedene Granate und Turmaline auftreten Als eher seltene Mineralbildung kann Paragonit an verschiedenen Fundorten zum Teil zwar reichlich vorhanden sein insgesamt ist er aber wenig verbreitet Weltweit sind bisher rund 350 Fundorte dokumentiert Stand 2023 14 In der Schweiz konnte das Mineral ausser an seiner Typlokalitat im Gebiet Pizzo Forno Alpe Sponda noch am Monte Gridone im Kanton Tessin an mehreren Orten in der Gemeinde Mesocco bei Lumnezia Lohn GR und Rongellen im Kanton Graubunden sowie im Steinbruch Lengenbach im Turtmanntal bei Tete des Econduits am Mont Chemin und an mehreren Stellen im Bezirk Visp im Kanton Wallis entdeckt werden In Deutschland fand sich Paragonit bisher nur im Erzgebirgskreis genauer am Grossmannsberg bei Eibenstock in der Drandorf Fundgrube am Ochsenkopf nahe Bockau und im Gebiet der Talsperre Saidenbach bei Pockau In Osterreich kennt man das Mineral vor allem aus Karnten Knappenberg Heiligenblut am Grossglockner Niederosterreich Amstall Pfaffenberg und Salzburg Bezirk Zell am See Einige Fundorte wie das Schloffereck nahe Miesenbach bei Birkfeld oder Glattjoch bei Oberwolz in der Steiermark und ein Aufschluss von paragonitfuhrendem Kalkschiefer nahe Matrei in Osttirol sind aber ebenfalls bekannt Weitere Fundorte liegen unter anderem in Australien Belgien Brasilien Burkina Faso China der Dominikanischen Republik Ecuador auf der Fidschi Insel Viti Levu in Finnland Frankreich Ghana Griechenland Gronland Guatemala Indien Indonesien im Iran in Irland Italien Japan Kanada Kolumbien Kuba Namibia Nepal Norwegen Polen Portugal Rumanien Russland Ruanda Schweden der Slowakei Spanien Sudafrika Simbabwe Taiwan Tansania der Turkei Tschechien Ungarn in vielen Staaten der USA Venezuela im Vereinigten Konigreich England Schottland Wales und in Vietnam 15 Auch in Mineralproben aus dem Hydrothermalfeld der transatlantischen Geotraverse engl Trans Atlantic Geotraverse hydrothermal field TAG mound Koordinaten des Fundpunktes 26 139444444444 44 831666666667 konnte Paragonit nachgewiesen werden 16 Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenCarl Schaffhautl Chemisch mineralogische Untersuchungen Untersuchung einiger talkartigen Mineralien Paragonit In Annalen der Chemie und Pharmacie Band 46 1843 S 325 347 rruff info PDF 863 kB abgerufen am 3 Juni 2023 Cheng Yi Lin S W Bailey The crystal structure of paragonite 2M1 In American Mineralogist Band 69 1984 S 122 127 englisch rruff info PDF 657 kB abgerufen am 3 Juni 2023 Philippe Roth Minerals first discovered in Switzerland and minerals named after Swiss individuals 1 Auflage Kristallografik Verlag Achberg 2007 ISBN 3 9807561 8 1 S 116 117 Helmut Schrocke Karl Ludwig Weiner Mineralogie Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage de Gruyter Berlin New York 1981 ISBN 3 11 006823 0 S 814 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Paragonite Sammlung von Bildern Paragonit In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 3 Juni 2023 IMA Database of Mineral Properties Paragonite In rruff info RRUFF Project abgerufen am 3 Juni 2023 englisch Paragonite search results In rruff info Database of Raman spectroscopy X ray diffraction and chemistry of minerals RRUFF abgerufen am 3 Juni 2023 englisch American Mineralogist Crystal Structure Database Paragonite In rruff geo arizona edu Abgerufen am 3 Juni 2023 englisch David Barthelmy Paragonite Mineral Data In webmineral com Abgerufen am 3 Juni 2023 englisch Einzelnachweise Bearbeiten a b c Malcolm Back Cristian Biagioni William D Birch Michel Blondieau Hans Peter Boja und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated May 2023 PDF 3 7 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero Mai 2023 abgerufen am 3 Juni 2023 englisch Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 351 kB abgerufen am 3 Juni 2023 a b c d e Carl Schaffhautl Chemisch mineralogische Untersuchungen Untersuchung einiger talkartigen Mineralien Paragonit In Annalen der Chemie und Pharmacie Band 46 1843 S 325 347 rruff info PDF 863 kB abgerufen am 2 Juni 2023 Hans Jurgen Rosler Lehrbuch der Mineralogie 4 durchgesehene und erweiterte Auflage Deutscher Verlag fur Grundstoffindustrie VEB Leipzig 1987 ISBN 3 342 00288 3 S 584 a b Milan Rieder Giancarlo Cavazzini Yurii S D Yakonov Viktor A Frank Kamenetskii Glauco Gottardt Stephen Guggenheim Pavel V Koval Georg Muller Ana M R Neiva Edward W Radoslovich Jean Louis Robert Francesco P Sassi Hiroshi Takeda Zdenek Weiss David R Wones Nomenclature of the micas In The Canadian Mineralogist Band 36 1998 S 905 912 englisch rruff info PDF 588 kB abgerufen am 3 Juni 2023 a b c d e Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 664 englisch a b c Stefan Weiss Das grosse Lapis Mineralienverzeichnis Alle Mineralien von A Z und ihre Eigenschaften Stand 03 2018 7 vollkommen neu bearbeitete und erganzte Auflage Weise Munchen 2018 ISBN 978 3 921656 83 9 a b c d Paragonite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 englisch handbookofmineralogy org PDF 83 kB abgerufen am 3 Juni 2023 a b c d Paragonite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 3 Juni 2023 englisch Typlokalitat fur Paragonit beim Mineralienatlas deutsch und bei Mindat englisch abgerufen am 3 Juni 2023 Philippe Roth Minerals first discovered in Switzerland and minerals named after Swiss individuals 1 Auflage Kristallografik Verlag Achberg 2007 ISBN 3 9807561 8 1 S 116 117 Catalogue of Type Mineral Specimens P PDF 296 kB Commission on Museums IMA 10 Februar 2021 abgerufen am 3 Juni 2023 Ernest H Nickel Monte C 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