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Aluminoseladonit ehemals Leucophyllit oder auch Leukophyllit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Silikate und Germanate mit der chemischen Zusammensetzung K Mg Fe2 Al OH 2 Si4O10 5 und damit chemisch gesehen Kalium Magnesium Eisen Aluminium Silikat mit zusatzlichen Hydroxidionen Die in den runden Klammern angegebenen Elemente Magnesium und Eisen konnen sich dabei in der Formel jeweils gegenseitig vertreten Substitution Diadochie stehen jedoch immer im selben Mengenverhaltnis zu den anderen Bestandteilen des Minerals AluminoseladonitHeulandit mit Aluminoseladonit Einschlussen aus dem Distrikt Nashik Maharashtra Indien Grosse 14 8 cm 10 2 cm 6 5 cm Allgemeines und KlassifikationIMA Nummer 1998 s p 1 IMA Symbol Acel 2 Andere Namen englisch Aluminoceladonite Leucophyllit 3 oder auch Leukophyllit 4 Chemische Formel K Mg Fe2 Al Si4O10 OH 2 1 K Mg Fe2 Al OH 2 Si4O10 5 Mineralklasse und ggf Abteilung Silikate und Germanate Schichtsilikate Phyllosilikate System Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana VIII E 05a VIII H 10 010 6 9 EC 15 71 02 02a 06dAhnliche Minerale SeladonitKristallographische DatenKristallsystem monoklinKristallklasse Symbol monoklin prismatisch 2 mRaumgruppe C2 m Nr 12 Vorlage Raumgruppe 12 7 Gitterparameter a 5 2141 A b 9 0082 A c 10 108 Ab 101 12 7 Formeleinheiten Z 2 7 Physikalische EigenschaftenMohsharte 1 bis 2 3 Dichte g cm3 gemessen 2 732 3 berechnet 2 94 8 Spaltbarkeit vollkommen parallel Kristallschichten 3 Bruch Tenazitat uneben splittrig 3 Farbe perlweiss grunlichweiss 6 Strichfarbe weiss 6 Transparenz durchsichtig bis undurchsichtig 3 Glanz Perlglanz 3 Radioaktivitat kaum wahrnehmbar 9 KristalloptikBrechungsindizes na 1 606 bis 1 644 9 nb 1 630 bis 1 662 9 ng 1 630 bis 1 663 9 Doppelbrechung d 0 0190 bis 0 0240 9 Optischer Charakter zweiachsig negativAluminoseladonit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem und findet sich uberwiegend eingewachsen in Heulanditen und Stilbiten die dadurch eine grunliche Farbe annehmen Er kommt aber selten auch in Form von feinschuppigen oder kornigen bis derben Mineral Aggregate vor In reiner Form ware Aluminoseladonit farblos und durchsichtig Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterfehlern oder polykristalliner Ausbildung ist er jedoch meist durchscheinend perlweiss oder nimmt durch Fremdbeimengungen eine grunlichweisse Farbe an Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Kristallstruktur 4 Bildung und Fundorte 5 Verwendung 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenErstmals beschrieben wurde das Mineral 1883 durch Gottfried Starkl der es in Anlehnung an dessen schimmernde weisse Farbe altgriechisch leykos leukos deutsch weiss und der Feinblattrigkeit altgriechisch fyllon phyllon deutsch Blatt als Leucophyllit bezeichnete Als Fundorte fur den Leucophyllit der auch als weisser Talkschiefer bekannt ist gibt Starkl das Ofenbacher Tal nahe Frohsdorf Gemeinde Lanzenkirchen Lichtenegg Edlitz und nahe der St Anna Kapelle nordwestlich von Wiesmath in Niederosterreich an 3 In der 1998 erfolgten Publikation Nomenclature of the micas durch den Glimmer Unterausschuss engl Mica Subcommitte der IMA CNMNC wurden die Mitglieder der Glimmergruppe in Bezug Zusammensetzung und Benennung teilweise neu definiert 10 Der von Starkl vergebene Name wurde als ungerechtfertigt abgelehnt und diskreditiert da er einerseits eine Verwechslungsgefahr mit dem gleichnamigen Gestein darstellt und andererseits die von Starkl genannte Typlokalitat fur den Leucophyllit zu arm an Alkalien ist um einen Glimmer zu reprasentieren Das nun als Aluminoseladonit bezeichnete Mineral wurde als Gewohnlicher Kaliumglimmer in die Gruppe der echten Glimmer mit dioktaedrischer Struktur eingeordnet Da dies automatisch eine Ankerkennung fur den Aluminoseladonit bedeutete wird das Mineral seitdem in der Liste der Minerale und Mineralnamen der IMA unter der Summenanerkennung IMA 1998 s p special procedure gefuhrt 1 Die ebenfalls von der IMA CNMNC anerkannte Kurzbezeichnung auch Mineral Symbol von MineralName lautet Acel 2 Der Name ist eine Anlehnung an das chemisch nah verwandte Mineral Seladonit KMgFe3 Si4O10 OH 2 1 Im Gegensatz zu diesem enthalt Aluminoseladonit aber einen Formelrelevanten Anteil an Aluminium Ein Aufbewahrungsort fur das Typmaterial des Minerals ist bisher nicht dokumentiert 11 Klassifikation BearbeitenBereits in der veralteten 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Aluminoseladonit zur Mineralklasse der Silikate und Germanate und dort zur Abteilung der Schichtsilikate Phyllosilikate wo er zusammen mit Glaukonit Muskovit Paragonit Roscoelith und Seladonit die Muskovit Reihe mit der System Nr VIII E 05a bildete Im zuletzt 2018 uberarbeiteten und aktualisierten Lapis Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiss das sich aus Rucksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet erhielt das Mineral die System und Mineral Nr VIII H 10 010 In der Lapis Systematik entspricht dies ebenfalls der Abteilung Schichtsilikate wo Aluminoseladonit zusammen mit Boromuskovit Chromphyllit Chromseladonit Ferroaluminoseladonit Ferroseladonit Ganterit Muskovit Nanpingit Paragonit Roscoelith Seladonit und Tobelith die Seladonit Muskovit Reihe Phengite mit der System Nr VIII H 10 innerhalb der Glimmergruppe bildet 6 Auch die von der International Mineralogical Association IMA zuletzt 2009 aktualisierte 12 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Aluminoseladonit in die Abteilung der Schichtsilikate ein Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der Struktur der Schichten so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung Schichtsilikate Phyllosilikate mit Glimmertafeln zusammengesetzt aus tetraedrischen und oktaedrischen Netzen zu finden ist wo es zusammen mit Boromuskovit Chernykhit Chromseladonit Chromphyllit Ferriseladonit hypothetisch Ferro Aluminoseladonit Ferroseladonit Ganterit Glaukonit Montdorit Muskovit Nanpingit Paragonit Phengit Roscoelith Seladonit Tainiolith Tobelith und Voloshinit die Muskovitgruppe mit der System Nr 9 EC 15 bildet Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Aluminoseladonit ebenfalls in die Klasse der Silikate und Germanate und dort in die Abteilung der Schichtsilikatminerale ein Hier ist er zusammen mit Boromuskovit Chernykhit Chromphyllit Chromseladonit Ferroaluminoseladonit Ferroseladonit Glaukonit Montdorit Muskovit Nanpingit Paragonit Roscoelith Seladonit Shirokshinit und Tobelith in der Glimmergruppe Muskovit Untergruppe mit der System Nr 71 02 02a innerhalb der Unterabteilung Schichtsilikate Schichten von sechsgliedrigen Ringen mit 2 1 Lagen zu finden Kristallstruktur BearbeitenAluminoseladonit kristallisiert in der monoklinen Raumgruppe C2 m Raumgruppen Nr 12 Vorlage Raumgruppe 12 mit den Gitterparametern a 5 2141 A b 9 0082 A c 10 108 A und b 101 12 sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle 7 Kristallstruktur von Aluminoseladonit 7 nbsp mit Blickrichtung parallel zur a Achse nbsp mit Blickrichtung parallel zur b Achse nbsp mit Blickrichtung senkrecht zur Ebene ab nbsp raumliche Darstellung in der kristallographischen Standardausrichtung nbsp Grosserer Ausschnitt der Kristallstruktur als Polyeder Modell mit Blickrichtung parallel zur b AchseFarblegende 0 K 0 Al 0 Si 0 OBildung und Fundorte BearbeitenAluminoseladonit bildet sich in porphyrartigen Gneisen und enthalt oft Einschlusse von kornigem oder linsenformigem Quarz 3 Als seltene Mineralbildung konnte Aluminoseladonit nur an wenigen Orten nachgewiesen werden wobei weltweit bisher rund 20 Vorkommen dokumentiert sind Stand 2023 13 14 Die genannten Typlokalitaten nahe Frohsdorf Lichtenegg Edlitz und nahe der St Anna Kapelle nordwestlich von Wiesmath sind dabei die bisher einzigen bekannten Vorkommen in Osterreich In Deutschland kennt man das Mineral bisher einzig aus dem Steinbruch Unterberg nahe der Stadt Hasselfelde im Landkreis Harz in Sachsen Anhalt Weitere bisher dokumentierte Fundorte sind unter anderem die Franklin Prospektion in Quinns Goldgebiet nahe Gabanintha in Western Australia Australien die Erzgrube Adami Nr 2 in der Gemeinde Lavrio auch Lavrion oder Laurion in der griechischen Region Attika Dhule und Nashik im indischen Bundesstaat Maharashtra die Grube Praborna bei Saint Marcel Aostatal und mehrere Orte in den Provinzen Cueno Piemont in Italien Narayama bei Kamikawa in der Prafektur Niigata auf der japanischen Insel Honshu die Anuri Prospektion im Grunsteingurtel der Committee Bay Nunavut in Kanada die zur Sudinsel von Neuseeland gehorende Pudding Island die Zinn Kupfer Grube San Rafael in der Provinz Melgar in Peru der Nadymski rajon im Autonomen Kreis der Jamal Nenzen in Russland der Granit Korper in der Gemeinde Betliar in der Slowakei die Wolframerzgruben San Finx bei Vilacova in der spanischen Gemeinde Lousame Galicien die Uran Lagerstatte bei Zalesi in der Olomoucky kraj von Tschechien sowie der Keweenaw County in Michigan und der Eau Claire County in Wisconsin in den Vereinigten Staaten 14 Verwendung BearbeitenAluminoseladonit Leukophyllit zahlt wie Talk zu den bergfreien mineralischen Rohstoffen Beide werden unter anderem als Fullstoff in Papier Kunststoffen und Gummiprodukten sowie Farben und Lacken gebraucht Zudem kommen sie als Tragerstoff fur Insektizide und als Zusatz zu keramischen Massen zum Einsatz 15 Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenGottfried Starkl Ueber neue Mineralvorkommnisse in Oesterreich In Jahrbuch der Kaiserlich Koniglichen Geologischen Reichsanstalt Band 33 1883 S 635 658 rruff info PDF 1 3 MB abgerufen am 17 Juni 2023 Milan Rieder Giancarlo Cavazzini Yurii S D Yakonov Viktor A Frank Kamenetskii Glauco Gottardt Stephen Guggenheim Pavel V Koval Georg Muller Ana M R Neiva Edward W Radoslovich Jean Louis Robert Francesco P Sassi Hiroshi Takeda Zdenek Weiss David R Wones Nomenclature of the micas In The Canadian Mineralogist Band 36 1998 S 905 912 englisch rruff info PDF 588 kB abgerufen am 17 Juni 2023 Victor A Drits Bella B Zviagina Douglas K McCarty Alfred L Salyn Factors responsible for crystal chemical variations in the solid solutions from illite to aluminoceladonite and from glauconite to celadonite In American Mineralogist Band 95 2010 S 348 361 englisch rruff info PDF 2 4 MB abgerufen am 17 Juni 2023 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Aluminoceladonite Sammlung von Bildern Aluminoseladonit In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 17 Juni 2023 Aluminoceladonite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 17 Juni 2023 englisch IMA Database of Mineral Properties Aluminoceladonite In rruff info RRUFF Project abgerufen am 17 Juni 2023 englisch American Mineralogist Crystal Structure Database Aluminoceladonite In rruff geo arizona edu Abgerufen am 17 Juni 2023 englisch Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Malcolm Back Cristian Biagioni William D Birch Michel Blondieau Hans Peter Boja und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated May 2023 PDF 3 7 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero Mai 2023 abgerufen am 17 Juni 2023 englisch a b Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 351 kB abgerufen am 17 Juni 2023 a b c d e f g h i Gottfried Starkl Ueber neue Mineralvorkommnisse in Oesterreich In Jahrbuch der Kaiserlich Koniglichen Geologischen Reichsanstalt Band 33 1883 S 635 658 rruff info PDF 1 3 MB abgerufen am 17 Juni 2023 Hans Jurgen Rosler Lehrbuch der Mineralogie 4 durchgesehene und erweiterte Auflage Deutscher Verlag fur Grundstoffindustrie VEB Leipzig 1987 ISBN 3 342 00288 3 S 584 a b Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 665 englisch a b c d Stefan Weiss Das grosse Lapis Mineralienverzeichnis Alle Mineralien von A Z und ihre Eigenschaften Stand 03 2018 7 vollkommen neu bearbeitete und erganzte Auflage Weise Munchen 2018 ISBN 978 3 921656 83 9 a b c d Victor A Drits Bella B Zviagina Douglas K McCarty Alfred L Salyn Factors responsible for crystal chemical variations in the solid solutions from illite to aluminoceladonite and from glauconite to celadonite In American Mineralogist Band 95 2010 S 348 361 englisch rruff info PDF 2 4 MB abgerufen am 17 Juni 2023 Aluminoseladonit In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 17 Juni 2023 a b c d e David Barthelmy Aluminoceladonite Mineral Data In webmineral com Abgerufen am 17 Juni 2023 englisch Milan Rieder Giancarlo Cavazzini Yurii S D Yakonov Viktor A Frank Kamenetskii Glauco Gottardt Stephen Guggenheim Pavel V Koval Georg Muller Ana M R Neiva Edward W Radoslovich Jean Louis Robert Francesco P Sassi Hiroshi Takeda Zdenek Weiss David R Wones Nomenclature of the micas In The Canadian Mineralogist Band 36 1998 S 905 912 englisch rruff info PDF 588 kB abgerufen am 17 Juni 2023 Catalogue of Type Mineral Specimens A PDF 357 kB Commission on Museums IMA 9 Februar 2021 abgerufen am 17 Juni 2023 Ernest H Nickel Monte C Nichols IMA CNMNC List of Minerals 2009 PDF 1 9 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Januar 2009 abgerufen am 17 Juni 2023 englisch Localities for Aluminoceladonite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 17 Juni 2023 englisch a b Fundortliste fur Aluminoseladonit beim Mineralienatlas deutsch und bei Mindat englisch abgerufen am 17 Juni 2023 Talk und Leukophyllit Bundesministerium fur Finanzen Osterreich abgerufen am 17 Juni 2023 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Aluminoseladonit amp oldid 239001495