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Der Millstatter See ist ein See nordlich des Drautals bei Spittal in Karnten Osterreich Er liegt in 588 m Seehohe ist 11 5 Kilometer lang und bis zu 1 8 Kilometer breit und nach dem Worthersee Karntens zweitgrosster mit 141 Metern tiefster und mit 1204 5 Millionen Kubikmetern wasserreichster See 3 Grossere Ansiedlungen am See finden sich ausschliesslich am Nordufer darunter sind Seeboden Millstatt und Dobriach die drei grossten Ortschaften Millstatter SeeBlick auf den Millstatter See von Dobriach in Richtung SeebodenGeographische Lage Karnten OsterreichZuflusse etwa 30 darunter der Riegerbach in Dobriach Abfluss Seebach zur Lieser einziger Abfluss Orte am Ufer Seeboden Millstatt Dobriach Dellach PesentheinUfernaher Ort Spittal an der DrauDatenKoordinaten 46 48 N 13 35 O 46 795 13 579722222222 588 Koordinaten 46 48 N 13 35 OMillstatter See Karnten Hohe uber Meeresspiegel 588 m u A Flache 13 28 km Lange 11 5 kmBreite 1 8 kmVolumen 1 204 6 km 1 Umfang 25 5 kmMaximale Tiefe 141 mMittlere Tiefe 88 6 mEinzugsgebiet 284 55 km dep1 2 Ubersichtskarte Millstatter SeeVorlage Infobox See Wartung NACHWEIS FLACHEVorlage Infobox See Wartung NACHWEIS SEEBREITEVorlage Infobox See Wartung NACHWEIS UMFANGVorlage Infobox See Wartung NACHWEIS MAX TIEFEVorlage Infobox See Wartung NACHWEIS MED TIEFE Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie 2 Geologie und Geographie 2 1 Entstehung 2 2 Geologie 2 3 Lage und Einzugsgebiet 3 Klima 4 Wirtschaft 4 1 Fischfang 4 2 Tourismus 4 3 Schifffahrt 5 Okologie 6 Kult und Sagen 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseEtymologie Bearbeiten nbsp Breiteste Stelle des Sees bei Dellach gegenuber der LaggerhofEiner haufig verbreiteten Legende zufolge beruht der Name des Uferortes Millstatt auf jenen mille statuae lateinisch fur tausend Statuen die der Karantanenherzog Domitian nach seiner Bekehrung zum christlichen Glauben in den See werfen liess Die Etymologie hingegen fuhrt den Ortsnamen auf Milsstatt zuruck einer Siedlung an der Mils Der Name dieses Baches wiederum ist vom vorslawischen Melissa abgeleitet was Bergbach oder Hugelbach bedeutet Bei diesem Milsbach handelt es sich vermutlich um den Riegenbach der in Millstatt in den See mundet 4 Geologie und Geographie Bearbeiten nbsp Historische Ansicht bei Pesenthein vor 1891Entstehung Bearbeiten Der Raum um Spittal an der Drau und dem Millstatter See war wahrend der letzten Eiszeit Periode im Hochglazial der Wurmeiszeit vor etwa 24 000 Jahren bis auf etwa 1800 Meter Seehohe mit Eis bedeckt Die nach Osten stromenden Eismassen des Moll und des Drautal Gletschers vereinigten sich im Raum Spittal mit dem Lieser Gletscher zu einem breiten Eisstrom Dieser teilte sich bei Lieserhofen in einen Nord und einen Sudast auf wobei der nordliche Zweig die Millstatter Seefurche bildete und im weiteren Verlauf von Dobriach nach Radenthein und Kleinkirchheim dem Gurkgletscher zufloss Der Gletscherschliff ist in Dobriach an beiden Bergflanken noch deutlich sichtbar Im Wurm Spatglazial vor etwa 20 000 Jahren schmolzen die Gletscher allmahlich ab Der Drautalgletscher sank in sich zusammen und bildete einzelne getrennte Eiskorper sogenanntes Toteis Ein solcher Toteiskorper blieb in der ausgeschurften Millstatter Wanne langer liegen und staute die Schmelzwasser des Liesertalgletschers sowie die mitgefuhrten Schottermassen auf Letztere lagerten sich als Lieserdelta am Westrand des heutigen Sees ab Mit dem Einsinken und Abschmelzen des Eiskorpers hat sich die Lieser allmahlich in den Staukorper eingeschnitten und grosse Teile davon wieder abgetragen Im Lieserdelta bildete sich aber auch eine abgeschlossene Wanne in der sich das Wasser des heutigen Sees sammeln konnte Der Millstatter See kann also als Rest der letzten Eiszeit angesehen werden 5 Lange Zeit war der See grosser als heute und reichte vermutlich bis Lurnbichl Die Lieser scheint uber Kotzing bei Krauth ober Seeboden in den See geflossen zu sein Der alte Flusslauf ist noch entlang der Strasse nach Treffling erkennbar Im Laufe der Zeit hat die Lieser mit ihrem Geschiebe den Abfluss uber das Lurnfeld verlegt So entstand der heutige Einschnitt im Millstatter Seerucken der Liesergraben als Abfluss Geologie Bearbeiten Geologisch gehoren sowohl die Nockberge als auch der Seerucken zum Koralpe Wolz Deckensystem des Ostalpins Die tiefer gelegenen Teile der Nockberge sowie der Seerucken bilden eine Einheit den sogenannten Millstatt Komplex wahrend die hoheren Anteile der nordlich des Sees gelegenen Berge dem Radenthein Komplex zugerechnet werden Der Millstatt Komplex besteht aus monotonen Gneisen und Glimmerschiefern mit Quarzitlagen Diese Gesteine entstanden durch Metamorphose von Sand und Tonsteinen als Ablagerungszeitraum wird das Ordovizium angenommen Der Radenthein Komplex wird vor allem von Granatglimmerschiefern aufgebaut in denen verschiedene Amphibol enthaltende Gesteine auftreten 5 Lage und Einzugsgebiet Bearbeiten nbsp Der Seerucken trennt das untere Drautal vom Millstatter See rechts Der Millstatter See wird im Norden von den etwa 2000 m hohen Gipfeln des Tschiernocks des Kamplnocks der Millstatter Alpe und des Lammersdorfer Berges begrenzt die zu den Nockbergen dem westlichen Teil der Gurktaler Alpen gehoren Sudlich des Sees trennt ein langgestreckter Bergrucken der von St Peter im Holz im Westen bis nach Glanz im Osten reicht das Becken des Millstatter Sees vom Drautal Die hochste Erhebung dieses grossteils dicht bewaldeten Seeruckens ist der Gaisriegel 988 m u A Ostlich des Sees erhebt sich der 2110 m hohe Mirnock Das Gebiet um den Millstatter See ist seit mindestens 4000 Jahren kontinuierlich besiedelt Die altesten prahistorischen Funde Oberkarntens finden sich am Millstatter Berg am Plateau uber dem Nordufer bei Sappl und Lammersdorf Ein Pollendiagramm aus dem tiefsten Bereich des Sees zwischen Dellach und dem Laggerhof zeigt ab ca 2200 v Chr eine ausgepragte Haufung von Adlerfarn und Wacholder zwei markante Indikatoren fur menschliche Weiderodung und Waldweide 6 Anhand der Pollenanalyse konnen funf Phasen zunehmender und rucklaufiger menschlicher Siedlungstatigkeit um den See identifiziert werden Mit dem Beginn der Romerzeit haufen sich Pollen von Edelkastanie und Getreide besonders Roggen die zur Volkerwanderungszeit wieder zuruckgehen In Dellach wurden die Uberreste einer luxuriosen romischen Villa mit rotgruner Wandbemalung einer Hypokaustheizung sowie zweier aussergewohnlich gut erhaltener Turschwellen aus Marmor gefunden 7 Ab dem 9 Jahrhundert kommt es durch die einsetzenden bairischen Rodungen zu einem drastischen Ruckgang der lokalen Waldvegetation Das schattige Sudufer war bis zum Aufkommen des Fremdenverkehrs nur beim Laggerhof besiedelt Die Ortschaften am sonnigen Nordufer vergrosserten sich erst mit der Anlage der Strasse am Ufer Die alte Romerstrasse fuhrte nicht am See entlang wie heute die Millstatter Strasse B 98 sondern uber den Millstatter Berg Ab Ende des 19 Jahrhunderts entwickelten sich aus den ursprunglichen Bauern und Fischerdorfern die Fremdenverkehrsgemeinden Seeboden und Millstatt mit zahlreichen Feriendorfern Das Einzugsgebiet des Millstatter Sees ist 284 5 km gross was dem 21 fachen der Seeflache entspricht Es deckt sich im Wesentlichen mit den funf Anrainergemeinden Seeboden Millstatt Radenthein Ferndorf und Spittal an der Drau Die beiden letztgenannten haben keine geschlossenen Ansiedlungen am Seeufer Zur touristischen Region Millstatter See werden ausserdem die Gemeinden Fresach Lendorf und Baldramsdorf gezahlt 8 9 Der Hauptzufluss des Sees ist der im Osten bei Dobriach mundende Riegerbach der von mehreren kleinen Bachen besonders vom Tiefenbach aus dem Kleinkirchheimer Hochtal gespeist wird Insgesamt munden 30 Bache in den See der grosste Teil davon am Nordufer Der einzige Abfluss verlasst den See am Westende und mundet bei Seebach Gemeinde Seeboden in die Lieser Er entwassert den Millstatter See durchschnittlich um 5 1 m s nbsp Der namensgebende Ort Millstatt Ostseite nbsp Abfluss des Millstatter Sees in Seeboden nbsp Abendstimmung von Millstatt Richtung Seeboden nbsp Fischerboot am Sudufer des Millstatter Sees im Abendlicht nbsp Millstatter See im FruhlingKlima BearbeitenKlimatisch ist der See durch einen Aufwind begunstigt der uber dem See zu vermehrtem Sonnenschein aber in der unmittelbaren Umgebung fur Schlechtwetter sorgt Der Millstatter See ist einer der warmsten Seen Karntens und aufgrund der grossen Wassermasse und da Zu und Abflusse gering sind sehr temperaturstabil 10 An der Oberflache in der Seemitte wird das Wasser bis zu 22 C warm am Ufer betragt die Wassertemperatur bis zu 26 C bei Windstille und in Buchten steigt sie bis auf 28 C Die Warmwasserschicht erreicht im Sommer eine Tiefe von funf bis acht Metern Die Abkuhlung im Herbst verlauft langsam die Herbstzirkulation beginnt im Dezember die Fruhjahrszirkulation im Marz Eine geschlossene Eisdecke tritt nur in extrem kalten Wintern auf eine Eisbildung an den Ufern beginnt in der Regel im Janner und endet bereits Ende Februar bis Mitte Marz Wirtschaft BearbeitenFischfang Bearbeiten nbsp Laggerwirt Christoph Staber mit gefangenem Wels um 1890Der Fischreichtum des Sees war von alters her begehrt Schon fur die Benediktinermonche des Stifts Millstatt ist fur das Jahr 1177 belegt dass sie sich vom Papst die Fischwaid fur den ostlichen Seeteil in Dobriach zusichern liessen 11 Das Fischrecht im westlichen Seeteil lag lange Zeit bei der Herrschaft Sommeregg Fur 1450 ist bestatigt dass in Seeboden und Millstatt mehrere Fischer ansassig waren die fur die damaligen Grundherren die Grafen von Ortenburg das Seelehen verwalteten Kaiser Friedrich III liess sich als Gegenleistung fur die Fischereirechte des Klosters von diesem vierteljahrlich 50 Seeforellen an den Hof liefern 11 Solange die Fischerei ein Recht der Grundherrschaft war gab es dezidierte Regeln fur den Fischfang Schonzeiten waren festgelegt Aufstiegshilfen bei Muhlen und Wehranlagen vorgeschrieben Die Verwendung von Reusen und nachtliches Fischen mit einem Feuerkorb uber dem Wasser und Fisch Stecher war verboten 12 Ferner war dem gemeinen Manne das Fangen von Krebsen ausdrucklich untersagt Mit der Aufhebung der Grundherrschaft 1848 entstand vielerorts eine vollige Freiheit des Fischfangs Erst 1885 wurde ein Reichsfischereigesetz erlassen In der Zwischenzeit gab es einen unkontrollierten Raubbau am Fischbestand Karnten erhielt erst 1931 ein verbindliches Fischereigesetz Aus der Zeit der Raubfischerei sind einige Fisch Stecher erhalten geblieben die im Fischereimuseum Seeboden zu besichtigen sind Bis in die jungere Vergangenheit war die Erwerbsfischerei ein wesentlicher Wirtschaftszweig am Millstatter See Besonders einfach und eintraglich war der Fischfang am Seeausfluss Hier konnten zur Laichzeit die grossen Lachsforellen mit transportablen Fischzaunen aus Ruten oder mit einer fixen Vorrichtung gefangen werden Die letzten Reste des Lachsrechens im Seeausfluss der 1638 erstmals urkundlich erwahnt wurde und der durch seine aufstauende Wirkung immer wieder zu heftigem Streit wegen der Uberflutung der Felder in Dobriach auf der anderen Seite des Sees fuhrte war noch bis in die 1970er Jahre zu sehen Mit dem Bau von Flussregulierungen und Kraftwerken endete der Aufstieg der Lachsforellen Bis auf wenige Fische die von der ortlichen Gastronomie als Spezialitat angeboten werden wird gegenwartig grossteils nur noch als Freizeitvergnugen gefischt nbsp Fischereimuseum beim Seeausfluss in SeebodenIm Fischerhaus Brugger in der Seebodener Bucht unmittelbar beim Seeausfluss wurde 1980 das erste Karntner Fischerei Museum eroffnet Das Haus in dem der Seefischer der Grafschaft Ortenburg lebte und arbeitete kam durch eine Schenkung der Baronin Klinger Klingerstorff an das Bezirksheimatmuseum Spittal das dort eine Aussenstelle betreibt Das 1638 erbaute Haus ist ein typisches Karntner Rauchstubenhaus dessen Hauptwohn und arbeitsraum die Rauchstube mit einem offenen Herd war wobei der Schlot im Vorhaus gleichzeitig als Lachsselche verwendet wurde Neben der Rauchkuchl sind Objekte der lokalen Fischerei wie Fischerboote Fanggerate Fischpraparate verschiedene Fotos und Schautafeln wie Skizzen vom Lachsen Furschlag mit Kalter wie es ihn seit 1805 in Seebach gab zu sehen Ein Aquarium 7000 Liter mit lebenden Fischen zeigt den Artenreichtum im See in dem folgende Fischarten vorkommen Regenbogenforellen Reinanken Saiblinge Lauben Ukelei Rotaugen Aitel Dobel Barben Schleien Karpfen Welse Hechte Zander Barsche und Aale Historische Wassersportgerate dokumentieren die Anfange des Tourismus Tourismus Bearbeiten nbsp Badegaste in Dellach 1909Die Geschichte des Tourismus am Millstatter See eines heute bedeutenden Wirtschaftszweiges der angrenzenden Gemeinden beginnt in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts Die vermutlich erste Beschreibung in der Reiseliteratur findet sich beim Wiener Alpinisten und Hofkammerbeamten Josef Kyselak 1798 1831 der bei seiner Osterreichwanderung von 1825 auch am damals noch als Muhlstadtersee bezeichneten See vorbeikam 13 Er schildert Schon umwaldet sind seine jenseitigen Begrenzungen ohne Dorf ohne Haus sondert nur hie und da ein schmaler Wiesenstreif das hochstammige Grun der Berge welche sich weit hinein in den Seespiegel schattieren ohne dass ein schaukelnder Kahn die Flachen zu wirbeln oft pflegt Ich erfuhr dass dieser See schon bei massigem Winde wutender tobe als andere bei heftigem Sturme daher nur selten und bisweilen gar nicht befahren werde Zur Gegend um Seeboden heisst es Eine Stunde schlenderte ich noch an dem fischreichen See durch die elenden Dorfer Gortschach und Lerchendorf fort bis er bei Wirlsdorf endete Sumpfige Wiesen die holzernen Hutten der Schmutz liebenden Einwohner kaum ertragend sind der bestandige Anblick des abwechselnden auf Gangstiegen versinkenden Wanderers Mit der Erschliessung Karntens durch Eisenbahnlinien wurden die Seen des Landes zum Ziel von Sommerfrische Urlaubern Der erste Erholungssuchende kam aus Wien und soll 1869 im Millstatter Gasthof Trebsche Quartier genommen haben In der Pfarrchronik von Millstatt wurde im Jahre 1872 vermerkt In diesem Sommer war Millstatt zahlreich von fremden Gasten besonders aus Wien theils auf mehrere Wochen theils einzelne Tage besucht 14 Karl Emil Franzos schilderte 1883 in einem Bericht in der Freien Presse den Millstatter See zwar als nicht imponierend aber als angenehmer als die laute grelle Schonheit anderer Seen und war von der primitiven Einfachheit und Abgelegenheit des Ortes Millstatt angetan 15 Die von Franzos gepriesene Einfachheit wich mit dem zunehmenden Besucherstrom in den darauffolgenden Jahrzehnten einer touristischen Infrastruktur Am Nordufer des Sees waren von Anton Trebsche und Peter Marchetti bereits 1870 bzw 1875 Seebader eroffnet worden letztere hatte nach mehreren Ausbauten bald 200 Badekabinen Gasthofe wurden eroffnet einige beguterte Gaste liessen sich Villen am Seeufer errichten 1881 wurde mit dem Seebad Millstatt Forderungs Verein ein Tourismusverein gegrundet der unter der Leitung von Franz Burgstaller Spazierwege einen Tennisplatz und einen Park anlegen liess sowie Veranstaltungen organisierte Fur die Anreise vom Bahnhof Spittal wurde 1883 von der Sudbahn eine regelmassige Pferdeomnibus Verbindung eingerichtet 16 Millstatt warb zwar noch 1897 mit seiner intimen Atmosphare war aber inzwischen zur drittwichtigsten Sommerfrische Karntens nach Portschach und Velden aufgestiegen 15 Zahlte man 1875 noch 70 standige Kurgaste waren es im Jahr 1903 bereits 1829 Urlauber die Mehrzahl von ihnen Ungarn und Wiener In Seeboden zeigten sich ab 1890 in Dobriach und Dellach um die Jahrhundertwende erste Ansatze des Sommerfremdenverkehrs 17 nbsp Sprungturm im Millstatter StrandbadDer Erste Weltkrieg brachte den Fremdenverkehr in Karnten nahezu ganzlich zum Erliegen Erst Anfang der 1920er Jahre kamen wieder Gaste an den Millstatter See und es wurde wieder in den Ausbau der Infrastruktur investiert Der 1931 errichtete und heute noch bestehende Sprungturm in Millstatter Strandbad geriet zur grossen Attraktion Der Millstatter See entwickelte sich zu dieser Zeit zu einem wichtigen Schauplatz fur sportliche Wettkampfe Gleichzeitig setzte die Weltwirtschaftskrise den Tourismus unter Druck was 1933 durch die Tausend Mark Sperre des Deutschen Reichs und dem dadurch verursachten fast vollstandigen Ausbleiben deutscher Gaste die bis dahin rund die Halfte der auslandischen Besucher gestellt hatten noch verscharft wurde Im Fremdenverkehrsjahr 1933 34 wurde ein Tiefstand bei den Auslander Nachtigungen erreicht in Karnten betrug der Anteil nur noch 15 8 Durch den Anschluss Osterreichs 1938 entspannte sich die wirtschaftliche Lage durch wachsende Besucherzahlen aus dem Altreich wieder Gleichzeitig blieben aber die von den Nazis verfolgten Juden und Gaste aus dem Ausland fern Offentliche Bader und Kuranstalten durften nur noch von Ariern besucht werden etliche Villen Gast und Kurbetriebe wurden arisiert Zudem nahmen auslandische Gaste aufgrund der neuen politischen Situation Abstand von einem Urlaub in Karnten im Sommer 1939 betrug ihr Anteil nur noch 2 5 der Nachtigungen Dennoch war das Sommerhalbjahr 1939 bezuglich der Gaste und Nachtigungszahlen das erfolgreichste in der Karntner Fremdenverkehrsgeschichte Der Zweite Weltkrieg brachte aber den Fremdenverkehr zunachst nicht zum Erliegen Zwar brachen die Besucherzahlen 1940 gegenuber dem Vorjahr um 40 ein im folgenden Jahr stiegen sie aber wieder leicht an Ab 1942 wurden die Fremdenverkehrseinrichtungen jedoch zunehmend fur Ausgebombte und Fluchtlinge aus gefahrdeten Stadten in Anspruch genommen einen Tourismus im eigentlichen Sinne gab es in den letzten Kriegsjahren nicht mehr 18 Die Jahre des Wirtschaftswunders verschafften dem Millstatter See enorme Zuwachsraten insbesondere durch westdeutsche Reiseveranstalter Auch Camper entdeckten ab den 1960er Jahren den See als Urlaubsziel Die negativen Auswirkungen des Massentourismus auf Umwelt und Kultur spielten in den 1950er und 1960er Jahren die von der Ausweitung touristischer Kapazitaten und Infrastruktur gepragt waren kaum eine Rolle Die Abwasser die auf direktem oder indirektem Weg in den See gelangten fuhrten zu einer Eutrophierung des Seewassers also zu einer Verunkrautung und zu Algenwachstum Fur 1955 wurde eine langsame ab 1965 eine erkennbare und in den darauffolgenden Jahren eine starke Zunahme von Schwebealgen festgestellt Die durchschnittliche Sichttiefe nahm in dieser Zeit bis zum Hohepunkt der Eutrophierung 1972 von durchschnittlich 6 auf 2 Meter ab Das Auftreten der Burgunderblutalge fuhrte an der Oberflache des Sees zu einer spektakularen Wasserblute Im Sommer 1972 kam der Badebetrieb nahezu zum Erliegen Der Ausbau der Kanalisation am Millstatter See zwischen 1964 und 1980 fuhrte nur allmahlich zu einer Oligotrophierung Erst ab 1995 war die Menge der Schwebealgen rucklaufig seit 2004 ist die Algenbiomasse wieder auf einem niedrigen Stand 19 Die Nachtigungszahlen in den Gemeinden am Millstatter See hatten um 1980 ihren Hohepunkt erreicht waren bis Ende der 1990er Jahre rucklaufig und sind seither stabil 8 Etwa 85 entfallen auf den Sommertourismus Schifffahrt Bearbeiten nbsp Dampfer Margarethe um 1910Flosse boten vor dem Ausbau der Strassen die einzige Moglichkeit schwere Lasten wie Holz oder Kohle uber den See zu bringen Bis zum Beginn des 20 Jahrhunderts wurden auch mit einfachen breiten Flachbooten den Platten Guter transportiert Die letzte erhaltene die schon mit einem Dieselmotor betrieben wurde steht vor dem Fischerhaus Den ersten Hinweis auf die Schifffahrt als Freizeitvergnugen auf dem Millstatter See gibt es aus dem Jahre 1870 20 Mit dem aufkommenden Fremdenverkehr kamen aufwendiger gebaute Kielboote als Ruder und Segelboote in Gebrauch Ab 1890 verkehrte ein erstes kleines privates Dampfschiff auf dem See ab 1892 gab es auch einen Petroleumdampfer 1901 wurde die Millstatter Dampfschiffahrtsgesellschaft gegrundet die ab dem 6 Juni desselben Jahres den Schraubendampfer Margarete vom Stapel laufen liess Dieses Schiff konnte 150 Personen befordern und war bis 1917 im Einsatz 21 Heute werden die acht Anlegestellen rund um den See von Mai bis Oktober mehrmals taglich angefahren Drei Schiffe Karnten Seeboden und Millstatt werden durch die Millstatter See Schifffahrt GmbH betrieben zwei weitere Porcia und Peter Pan durch die Schuster Linie Gegenwartig wird die Vergabe von Zulassungen fur private Motorboote sehr restriktiv gehandhabt In den 1960er Jahren war die Bekampfung des Motorbootlarms ein dringliches Anliegen Die Gendarmerie hatte funfzig auslandische Motorboote zum Verkehr zugelassen Um den Fremdenverkehr nicht durch Verbote zu beeintrachtigen wurden noch weitere zwanzig Motorboote genehmigt Okologie BearbeitenNach mehreren Algenbluten im Sommer 1967 gab es eine Blaualgenblute Anabaena flos aquae in den Sommern 1969 bzw 1972 eine Blute der Burgunderblutalge Oscillatoria rubescens wurde in einer gemeinsamen Aktion der Anliegergemeinden rund um den See der Bau einer Abwasserringleitung beschlossen so dass keine Fakalien mehr in das Wasser gelangen konnten Diese Ringkanalisation wurde in den Anliegergemeinden von 1969 bis 1973 fertiggestellt und in den Folgejahren auf die weiter umliegenden Gemeinden ausgedehnt Die fruhere Versauerung des Sees durch Abwassereinleitung des Magnesitwerks Radenthein stellt heute durch veranderte Produktionsverfahren kein Problem mehr da Der pH Wert liegt wieder im Normalbereich 22 Durch diese Massnahmen besitzt der See heute offiziell Trinkwasserqualitat Im Millstatter See findet sich das einzige bekannte Vorkommen des Biegsamen Nixenkrauts Najas flexilis Osterreichs eine Wasserpflanzenart die sehr empfindlich auf Wasserverschmutzungen und Anderungen des pH Werts reagiert Kult und Sagen Bearbeiten nbsp Domitian von Karnten Skulptur am Schillerstrand in MillstattDie Legende erzahlt dass der zum Christentum bekehrte Karantanenherzog Domitian tausend heidnische Gotzenstatuen in den See werfen liess weshalb der Name Millstatt auf das lateinische mille statuae zuruckzufuhren sei Der See soll nach dieser Sage zur Zeit des Domitian im 8 Jahrhundert vom Kalvarienberg bis zum Hochgosch gereicht haben Domitian habe den See zur Lieser ableiten lassen um seinen im Millstatter See ertrunkenen Sohn zu finden Auch nach einer Radentheiner Uberlieferung aufgezeichnet 1876 sei der See fruher viel grosser gewesen und uber den Glanz ins Drautal abgeflossen Oberhalb der Kirche von Dobriach waren an den Felsen noch die Eisenringe fur das Anbinden der Schiffe zu sehen 23 Die dem als Heiligen verehrten Domitian zugeschriebenen Wunderkrafte wie Schutz gegen Unwetter Heilkraft bei Fieber oder Bandigung der Gewalten des Millstatter Sees lassen die Fortsetzung altheidnischer vermutlich slawischer Wassergottheiten im Domitiankult vermuten 24 Darauf deutet auch ein im Stiftsmuseum Millstatt stehender vorchristlicher Weihealtar hin auf dem eine Nymphe mit Wassergefass und einem Fisch vage erkennbar sind Literatur BearbeitenBettina Golob Wolfgang Honsing Erlenburg Hgg Der Millstatter See Aus Natur und Geschichte Naturwissenschaftlicher Verein fur Karnten Klagenfurt 2008 ISBN 978 3 85328 047 8 Matthias Maierbrugger Die Geschichte von Millstatt Herausgegeben von der Marktgemeinde Millstatt im Verlag Ferd Kleinmayr Klagenfurt 1964 Neuauflage 1989 ohne ISBN Matthias Maierbrugger Urlaub am Millstattersee Ein Fuhrer Heyn Verlag Klagenfurt 2 Auflage 1978 ISBN 3 85366 269 2 Friedrich Koller Vom ersten Gast zum Massentourismus Memento vom 5 Juli 2009 imInternet Archive Der Einfluss des Fremdenverkehrs auf die Veranderung der Menschen des Ortsbildes und der Okologie in einer Gemeinde am Beispiel Millstatts Diplomarbeit Universitat Klagenfurt 2005 Heidi Rogy Tourismus in Karnten Von der Bildungsreise zum Massentourismus Geschichtsverein fur Karnten Klagenfurt 2002 ISBN 3 85454 101 5 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Millstatter See Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikivoyage Millstatter See Reisefuhrer Millstatter See Karntner Institut fur Seenforschung Personenschifffahrt am Millstatter See Fischereiverband Millstatter See Offizielles Tourismusburo der Region Private Initiative fur Tourismus rundum Millstatter SeeEinzelnachweise Bearbeiten Millstatter See Karntner Institut fur Seenforschung abgerufen am 12 September 2020 Millstatter See Karntner Institut fur Seenforschung abgerufen am 12 September 2020 Daten nach Sampl et al Zur Limnologie des Millstatter Sees In Der Millstatter See Klagenfurt 2008 S 66 Eberhard Kranzmayer Ortsnamenbuch von Karnten II Teil Verlag des Geschichtsvereins fur Karnten Klagenfurt 1958 S 156 f a b Angaben nach Jochen Schlamberger Zur Geologie des Raumes um den Millstatter See In Der Millstatter See Klagenfurt 2008 S 47 50 Adolf Fritz 4000 Jahre menschliche Siedlungstatigkeit im Spiegel der Pollenanalyse Ein Pollendiagramm vom Millstatter See In Geschichtsverein fur Karnten Carinthia I Zeitschrift fur geschichtliche Landeskunde von Karnten 189 Jahrgang 1999 S 43 52 Axel Huber Romische Funde im Umfeld des Millstattersees In Symposium zur Geschichte von Millstatt und Karnten 2013 Franz Nikolasch Hrsg S 45 87 a b Bettina Golob Tourismus heute In Der Millstatter See Klagenfurt 2008 S 251 Millstatter See Tourismus Region amp Orte Juli 2016 abgerufen am 20 Juli 2016 Land Karnten Daten Messstation Millstatt See Wassertemperatur Pegelstand Juli 2016 abgerufen am 20 Juli 2016 a b Wolfgang Honsig Erlenburg Georg Dabernig Zur Geschichte der Fischerei am Millstatter See In Der Millstatter See Klagenfurt 2008 S 31 34 Axel Huber Von der Raubfischerei zur Unterwasserfotografie In KulturLandMensch Nr 2 2009 S 4 6 Unter Archivierte Kopie Memento vom 27 Dezember 2012 im Internet Archive PDF 602 kB aufgerufen am 9 September 2011 Einodertal und Muhlstadtersee In Gabriele Goffriller Hrsg Kyselak Skizzen einer Fussreise durch Osterreich Jung und Jung Salzburg 2009 ISBN 978 3 902497 52 9 S 126 f Maierbrugger 1989 S 319 f a b Heidi Rogy Aus den Anfangen der Sommerfrische am Millstatter See In Der Millstatter See Klagenfurt 2008 S 35 38 Heidi Rogy Tourismus in Karnten Klagenfurt 2002 S 20 Heidi Rogy Tourismus in Karnten Klagenfurt 2002 S 170 ff Heidi Rogy Tourismus in Karnten Klagenfurt 2002 S 257 ff Hans Sampl et al Zur Limnologie des Millstatter Sees In Der Millstatter See Klagenfurt 2008 S 65 84 Friedrich Koller Vom ersten Gast zum Massentourismus Memento vom 5 Juli 2009 imInternet Archive Klagenfurt 2005 Millstatter See Schifffahrt Chronik der Millstatter Seeschifffahrt Juli 2016 abgerufen am 20 Juli 2016 Karntner Institut fur Seenforschung Karntner Seenbericht 2019 Millstatter See Abgerufen am 1 Dezember 2019 Matthias Maierbrugger Die Geschichte von Millstatt Klagenfurt 1964 S 18 f Johannes Grabmayer Volksglauben und Volksfrommigkeit im spatmittelalterlichen Karnten Bohlau Verlag Wien u a 1994 ISBN 3 205 05550 0 S 99 ff Karntner Seen Afritzer See Aichwaldsee Badesee Kirschentheuer Bassgeigensee Brennsee Dietrichsteiner See Dosener See Egelsee Faaker See Falkertsee Farchtensee Feistritzer Stausee Ferlacher Badesee Ferlacher Stausee Flatschacher See Flattnitzer See Forstsee Goggausee Gosselsdorfer See Gradensee Greifenburger Badesee Griffner See Grossedlinger Teich Grosser Muhldorfer See Grosssee Gurksee Hafnersee Haidensee Hochwurtenspeicher Horzendorfer See Jeserzer See Keutschacher See Kleinsee Klopeiner See Kraiger See Langsee Leonharder See Linsendorfer See Magdalensee Maltschacher See Meeraugen Stausee Margaritze Millstatter See Moosburger Mitterteich Moosburger Muhlteich Naturbadesee Lavamund Oscheniksee Ossiacher See Penkensee Pirkdorfer See Pressegger See Rauschelesee Sandersee Schwarzsee St Andraer See St Johanner Badesee St Urbaner See Silbersee Sonnegger See Stappitzer See Stausee Soboth Strussnigteich Tatschnigteich Techelsberger Kleinsee Torersee Trattnigteich Turnersee Turracher Grunsee Turracher Schwarzsee Turracher See Vassacher See 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