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Matthias Ehrenfried 3 August 1871 in Absberg 30 Mai 1948 in Rimpar war ein deutscher Geistlicher und romisch katholischer Bischof des Bistums Wurzburg von 1924 bis 1948 Er wurde als Widerstandsbischof gegen das nationalsozialistische Regime bekannt Matthias Ehrenfried 1935 Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Werdegang 2 Bischof von Wurzburg 2 1 Ausbau der Diozese 2 2 Widerstand gegen den Nationalsozialismus im Bistum Wurzburg 2 3 Nachkriegszeit Lebensende und Ehrungen 3 Bischofswappen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseHerkunft und Werdegang BearbeitenEhrenfried wurde als Sohn einer mittelfrankischen Bauernfamilie 1871 in Absberg bei Ellingen im heutigen Landkreis Weissenburg Gunzenhausen im Bistum Eichstatt geboren und hatte elf Geschwister 1892 machte er am Eichstatter Humanistischen Gymnasium wo er in allen Fachern Klassenbester war sein Abitur Durch Initiative von Bischof Franz Leopold von Leonrod konnte er Theologie am von Jesuiten geleiteten Seminarium Collegium Germanicum et Hungaricum der Papstlichen Universitat Gregoriana in Rom studieren Er wurde sowohl in Philosophie als auch in Theologie promoviert und erwarb das Bakkalaureat im Kirchenrecht 1 1898 wurde er in Rom zum Priester geweiht Seine erste seelsorgerische Tatigkeit fuhrte ihn nach Hilpoltstein in seiner Heimatdiozese Eichstatt 1900 erhielt er einen Lehrauftrag fur Dogmatik am Lyzeum in Eichstatt der heutigen Katholischen Universitat Eichstatt Ingolstadt 1906 wurde er dort an der Philosophisch Theologischen Hochschule ordentlicher Professor fur Neues Testament und Apologetik sowie spater auch Homiletik Ehrenfried war seit 1901 Mitglied der katholischen Studentenkorporation Academia Eichstatt spater KStV Rheno Frankonia im KV sowie der katholischen Studentenverbindungen KDStV Franco Raetia Wurzburg KDStV Gothia Wurzburg und KDStV Markomannia Wurzburg im Cartellverband CV Wahrend seiner Zeit als Hochschullehrer predigte er aushilfsweise in vielen Pfarreien hielt Volksmissionen und redigierte Die christliche Schule sowie andere Zeitschriften 1 Bischof von Wurzburg BearbeitenAm 1 Oktober 1924 wurde Ehrenfried von Papst Pius XI zum Bischof von Wurzburg ernannt und am 1 Dezember wurde er im Dom zu Wurzburg geweiht 2 Als Bischof von Wurzburg bezog er als Wohnung und Amtssitz den ehemaligen Domherrnhof Conti Ausbau der Diozese Bearbeiten Wahrend seiner Amtszeit wurden im Bistum Wurzburg rund 100 Kirchen gebaut oder erweitert die Seelsorge der standig wachsenden Stadt weiter ausgebaut und circa 1000 Priester geweiht Zu den von ihm geweihten Kirchen gehoren die Klosterkirche von Mariannhill 1929 im Frauenland 1937 das Gotteshaus Unsere Liebe Frau sowie 1935 die Zellerauer Kirche Heilig Kreuz Zur Vertiefung des Glaubens von Priestern und Glaubigen liess er 1926 das Exerzitienhaus im Kloster Himmelspforten errichten Am 12 April 1931 berief er eine Diozesansynode ein die neben der Zukunft der Konfessionsschule unter anderem auch die Realisierung der von dem Papst Pius XI begrundeten Katholischen Aktion zum Thema hatte Seine Anteilnahme an der Arbeitslosigkeit und die Beschaftigung mit der Sozialen Frage zeigt sein Fastenhirtenbrief von 1931 der die Arbeiterfrage im Lichte des Christentums zum Inhalt hat 3 Widerstand gegen den Nationalsozialismus im Bistum Wurzburg Bearbeiten Ehrenfried war ein entschiedener Gegner der Nationalsozialisten der auch offen Kritik ausserte Bereits mit der Machtergreifung 1933 begannen im Bistum Wurzburg die Spannungen zwischen der Kirche und Nationalsozialisten Erste Priester wurden noch 1933 in Schutzhaft genommen und besonders Leute der SA teils in Zivil machten in offentlichkeitswirksamen Aktionen gezielt uber Jahre hinweg Stimmung gegen den Bischof der sich auch nach der Machtergreifung in Stellungnahmen gegen den Nationalsozialismus ausserte Im April 1934 erfolgte zweimal ein Sturm auf das bischofliche Palais Auch am 3 Marz 1938 organisierte die NSDAP eine Demonstration vor dem Palais Als durch den Rektor Johannes Reinmoller am 15 November 1935 die Katholisch Theologische Fakultat geschlossen wurde protestierte Ehrenfried Zu seinen Unterstutzern gehorte der Dompfarrer Heinrich Leier 1876 1948 Schriftleiter des Frankischen Volksblatts erschienen im Echter Verlag und ebenfalls ein Gegner der Nationalsozialisten der bereits 1933 in sogenannter Schutzhaft sass Der Bischof bezog selbst offentlich Stellung z B im Schriftverkehr mit dem Berliner Leiter der katholisch theologischen Reichsfachschaft Karlheinz Goldmann und in mehreren Hirtenbriefen von 1937 bis 1939 In den folgenden Jahren nahm der Druck der Nationalsozialisten insbesondere von dem Gauleiter Otto Hellmuth der Ehrenfried als Storenfried bezeichnete ausgehend weiter zu Sie stenografierten die Predigten des Bischofs mit und bedienten sich vor allem der Justiz um Priester weiter in ihren Rechten einzuschranken was sich uber Schulverbote Redeverbote bis hin zu Gefangnisstrafen erstreckte Trotz aller Hindernisse liess sich die katholische Kirche Wurzburgs unter Ehrenfried nicht aus dem offentlichen Leben verdrangen und erreichte 1936 sogar eine Belebung und Neuorganisation der Kiliansoktav und der Kilianswallfahrt 4 Im Klostersturm 1941 wurden in der Abtei Munsterschwarzach vom SD und der Gestapo angeblich staatsfeindliche Schriften gefunden was den gewunschten Anlass zur Schliessung des Klosters bot Die Schliessung rief Protestdemonstrationen in der Bevolkerung hervor Viele Priester bezahlten ihren Widerstand gegen den totalitaren Staatsapparat u a im KZ Dachau mit ihrem Leben Allerdings ausserte sich Ehrenfried 1939 auch mit folgenden Worten zum Krieg Da drangt es mich euch zum Gottvertrauen und zur hingebenden Treue zum Vaterlande aufzurufen Die Soldaten erfullen ihre Pflicht gegen Fuhrer und Vaterland opferwilligst mit dem Einsatz ihrer ganzen Personlichkeit gemass den Mahnungen der Heiligen Schrift Mogen sie hinausziehen ins Feld im Vertrauen auf Gott und unserer Erloser Jesus Christus Lukas Mihr Kirche im Krieg 5 Nachkriegszeit Lebensende und Ehrungen Bearbeiten Seinen ersten freien Hirtenbrief seit 1933 schrieb Ehrenfried am 13 Mai 1945 als Hirtenbrief der neuen Zeit worin er ohne Verbitterung seinen Willen zum Mitwirken am Wiederaufbau der beim Bombenangriff im Marz 1945 nach dem das Domkapitel zunachst im Mutterhaus der Oberzeller Schwestern Aufnahme fand weitgehend zerstorten Stadt Wurzburg formulierte ahnlich wie in einer Predigt die er am 20 Mai an die Wurzburger Bevolkerung richtete In einem Hirtenwort fur die Fluchtlinge und die Caritas rief er am 8 September 1946 zur Hilfe fur Fluchtlinge Umgesiedelte Ausgebombte und Arme auf 6 Auch gegenuber der amerikanischen Militarregierung machte er um kirchliche Einrichtungen Schulen die Universitat und die Bevolkerung zu unterstutzen seinen Einfluss geltend 7 Am 30 Mai 1948 starb der Bischof in Rimpar im Behelfskrankenhaus die 1944 dem Juliusspital als Ausweichkrankenhaus zugewiesene Volksschule 8 des ausgelagerten Juliusspitals Sein Leichnam wurde nach Wurzburg uberfuhrt und nach einem grossen vom Kardinal Michael von Faulhaber angefuhrten von der Hofkirche ausgehenden Trauerzug beigesetzt 9 Da der Wurzburger Dom noch ruiniert war fand er seine letzte Ruhestatte in der Neumunstergruft der Kiliansgruft des Kollegiatstifts Neumunster nahe den Gebeinen der von ihm verehrten Frankenapostel 10 Mit einem Brief vom 3 Juni 1948 kondolierte David Rosenbaum der Vorstand der Israelitischen Gemeinde in Wurzburg dem Domkapitel und zeigte in seinen Ehrenfried anerkennenden Worten auch Dankbarkeit fur dessen noch auf dem Krankenlager geausserte Verurteilung der Schandung israelitischer Friedhofe 11 In Wurzburg sind eine Strasse sudlich im Stadtteil Keesburg auf der Sieboldshohe wo sich die Kirche St Alfons befindet sowie das Matthias Ehrenfried Haus ein Mehrgenerationenhaus in der Bahnhofstrasse neben dem Kollegiatstift Haug in kirchlicher Tragerschaft als Freizeit Begegnungs und Bildungsstatte 12 auch katholisches Tagungszentrum nach ihm benannt In Rimpar tragt die damals umfunktionierte Schule in der er verstarb die heutige Grundschule seinen Namen In seinem Geburtsort Absberg ist eine Strasse nach ihm benannt nbsp Wappenschmuckschild des Bischofs in der katholischen Schlosskirche von AbsbergBischofswappen BearbeitenIn seinem Bischofswappen bringt er seine Abstammung aus bauerlichen Verhaltnissen zum Ausdruck Feld 1 und 4 drei silberne Ahren auf blauem Grund und Feld 2 und 3 auf rotem Grund eine Sichel Sein Wahlspruch Gloria et pax Deo et mundo Ehre und Friede fur Gott und fur die Welt fur die zeitgemasse Ausbreitung des Reiches Gottes Literatur BearbeitenMax Domarus Bischof Matthias Ehrenfried und das Dritte Reich Echter Verlag Wurzburg 1998 Theodor Kramer Ehrenfried Matthias In Neue Deutsche Biographie NDB Band 4 Duncker amp Humblot Berlin 1959 ISBN 3 428 00185 0 S 354 Digitalisat Erik Soder von Guldenstubbe Bischof Matthias Ehrenfried In Ulrich Wagner Hrsg Geschichte der Stadt Wurzburg 4 Bande Band I III 2 Theiss Stuttgart 2001 2007 III 1 2 Vom Ubergang an Bayern bis zum 21 Jahrhundert 2007 ISBN 978 3 8062 1478 9 S 479 481 und 1305 Wolfgang Weiss Unser Glaube ruht auf Felsengrund Matthias Ehrenfried 1871 1948 Bischof von Wurzburg 1924 1948 und sein Einsatz fur die Kirche in der Zeit des Nationalsozialismus In Maria Anna Zumholz Michael Hirschfeld Hrsg Zwischen Seelsorge und Politik Katholische Bischofe in der NS Zeit Aschendorff Munster 2017 ISBN 978 3 402 13228 9 S 667 694 Alfred Wendehorst Das Bistum Wurzburg 1803 1957 Sturtz Wurzburg 1965 S 89 99 Klaus Wittstadt Ein Bischof in schwerer Zeit Das Wirken Bischof Matthias Ehrenfrieds im Dritten Reich In Wurzburger Diozesangeschichtsblatter 57 1995 S 407 420 Klaus Wittstadt Ehrenfried Matthias 1924 1948 Bischof von Wurzburg In Erwin Gatz Hrsg Die Bischofe der deutschsprachigen Lander 1785 1803 bis 1945 Ein biographisches Lexikon Duncker amp Humblot Berlin 1983 ISBN 3 428 05447 4 S 164 165 Klaus Wittstadt Kirche und Staat im 20 Jahrhundert In Ulrich Wagner Hrsg Geschichte der Stadt Wurzburg 4 Bande Band I III 2 Theiss Stuttgart 2001 2007 III 1 2 Vom Ubergang an Bayern bis zum 21 Jahrhundert 2007 ISBN 978 3 8062 1478 9 S 453 478 und 1304 f hier S 458 463 Die Ara des Volks und Widerstandsbischofs Matthias Ehrenfried 1924 1948 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Matthias Ehrenfried Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Matthias Ehrenfried im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Ausfuhrliche Biografie von Matthias Ehrenfried Eintrag zu Matthias Ehrenfried auf catholic hierarchy orgEinzelnachweise Bearbeiten a b Erik Soder von Guldenstubbe Bischof Matthias Ehrenfried 2007 S 479 Sybille Grubel Zeittafel zur Geschichte der Stadt von 1814 2006 In Ulrich Wagner Hrsg Geschichte der Stadt Wurzburg 4 Bande Band I III 2 Theiss Stuttgart 2001 2007 III 1 2 Vom Ubergang an Bayern bis zum 21 Jahrhundert Band 2 2007 ISBN 978 3 8062 1478 9 S 1225 1247 hier S 1237 Klaus Wittstadt Kirche und Staat im 20 Jahrhundert In Ulrich Wagner Hrsg Geschichte der Stadt Wurzburg 4 Bande Band I III 2 Theiss Stuttgart 2001 2007 III 1 2 Vom Ubergang an Bayern bis zum 21 Jahrhundert 2007 ISBN 978 3 8062 1478 9 S 453 478 und 1304 f hier S 458 463 Die Ara des Volks und Widerstandsbischofs Matthias Ehrenfried 1924 1948 S 458 460 Klaus Wittstadt Kirche und Staat im 20 Jahrhundert In Ulrich Wagner Hrsg Geschichte der Stadt Wurzburg 4 Bande Band I III 2 Theiss Stuttgart 2001 2007 III 1 2 Vom Ubergang an Bayern bis zum 21 Jahrhundert 2007 ISBN 978 3 8062 1478 9 S 453 478 und 1304 f hier S 458 463 Die Ara des Volks und Widerstandsbischofs Matthias Ehrenfried 1924 1948 S 460 462 Kirche im Krieg Klaus Wittstadt 2007 S 462 f Erik Soder von Guldenstubbe 2007 S 480 Andreas Mettenleiter Das Juliusspital in Wurzburg Band III Medizingeschichte Herausgegeben vom Oberpflegeamt der Stiftung Juliusspital Wurzburg anlasslich der 425jahrigen Wiederkehr der Grundsteinlegung Stiftung Juliusspital Wurzburg Wurzburg 2001 ISBN 3 933964 04 0 S 24 Klaus Wittstadt 2007 S 463 Erik Soder von Guldenstubbe 2007 S 480 f Erik Soder von Guldenstubbe 2007 S 481 und 1305 Erik Soder von Guldenstubbe 2007 S 481 Furstbischofe und Bischofe von Wurzburg seit 1623 Vorganger Johann Gottfried von Aschhausen Furstbischofe 1623 1803 Philipp Adolf von Ehrenberg Franz von Hatzfeld Johann Philipp von Schonborn Johann Hartmann von Rosenbach Peter Philipp von Dernbach gen Graul Konrad Wilhelm von Wernau Johann Gottfried von Guttenberg Johann Philipp von Greiffenclau zu Vollraths Johann Philipp Franz von Schonborn Christoph Franz von Hutten Friedrich Karl von Schonborn Buchheim Anselm Franz von Ingelheim Karl Philipp von Greiffenclau zu Vollrads Adam Friedrich von Seinsheim Franz Ludwig von Erthal Georg Karl von Fechenbach Sedisvakanz 1808 1818Bischofe seit 1818 Adam Friedrich Gross zu Trockau Georg Anton von Stahl Johann Valentin von Reissmann Sedisvakanz 1875 1878 Franz Joseph von Stein Ferdinand von Schlor Matthias Ehrenfried Julius Dopfner Josef Stangl Paul Werner Scheele Friedhelm Hofmann Franz Jung Normdaten Person GND 118688219 lobid OGND AKS LCCN n79030472 VIAF 59878448 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Ehrenfried MatthiasKURZBESCHREIBUNG Bischof von WurzburgGEBURTSDATUM 3 August 1871GEBURTSORT AbsbergSTERBEDATUM 30 Mai 1948STERBEORT Rimpar Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Matthias Ehrenfried amp oldid 239313622