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Mit Stift Haug wird die im Stadtteil Haug auch Hauger Viertel genannt gelegene Pfarrkirche St Johannes in Wurzburg bezeichnet die dazugehorige Pfarrei als St Johannes in Stift Haug Die ehemalige Stiftskirche gehorte bis zur Sakularisation 1803 zum Kollegiatstift Haug Die Johannes dem Taufer und Johannes dem Evangelisten geweihte Kirche wurde 1691 nach Planen von Antonio Petrini fertiggestellt Die beiden Turme des Stifts Haug sind mit einer Hohe von 75 Metern die zweithochsten Kirchturme in Wurzburg 2 Das Stift Haug von der Festung Marienberg aus gesehenKollegiatstift Haug Turmfront uber dem Portal die Figur des Kirchenpatrons Johannes der Taufer in den ubrigen Nischen die Statuen der Vierzehn Nothelfer 1 Innenansicht mit Blick zur Apsis in den Nischen der Vierungspfeiler die Statuen der Apostelfursten Petrus links und Paulus rechts Hinweisschild Inhaltsverzeichnis 1 Vorlauferbau 2 Neue Stiftskirche 3 Pfarrkirche 4 Renovierung nach Bombardierung 5 Orgel 6 Glocken 7 Literatur 8 Weblinks 9 AnmerkungenVorlauferbau Bearbeiten nbsp Modell des mittelalterlichen Stiftes Haug um 1525 aktuell ist hier der Wurzburger Bahnhofsvorplatz Furstenbaumuseum Wurzburg nbsp Denkmal fur den Stift Haug Grunder Heinrich I Balthasar Esterbauer 1708 Der rechte beim Aufhangen des Festons beteiligte Putto wurde 1946 von Julius Bausenwein nach einer Fotografie neu geschaffen 3 Das Kollegiatstift St Johann zu Haug lasst sich auf die 1002 erwahnte Gemeinschaft der Herren vom Berg zuruckfuhren der Name auf houc Haug Hugel Das ursprunglich um 1000 gegrundete und durch seinen Bauherrn den Bischof Heinrich I von Wurzburg geweihte Stift Haug befand sich nordlich der Stadtmauer am Ort des heutigen Bahnhofsgelandes einige hundert Meter nordlich des heutigen Standorts Im 14 Jahrhundert lehrte der aus Schwabisch Hall stammende Mediziner und Wimpfener Kanoniker Berthold Blumentrost als Scholastiker in Wurzburg wo er 1326 als Stiftsherr zu St Johannes in Haug eine zusatzliche Kanonikatsstelle erhalten hatte 4 5 Um Platz fur die barocke Stadtbefestigung zu machen liess der damalige Furstbischof das Stift 1657 an der alten Stelle abreissen und am heutigen Platz neu bauen Neue Stiftskirche Bearbeiten1670 bis 1691 entstand durch Antonio Petrini dessen Hauptwerk der Hauger Kirchenbau darstellt die Synthese zwischen mitteleuropaischer Doppelturmfassade und romischer Kuppelanlage deren schlanke Turme mit der wuchtigen schiefergedeckten Kuppel ein weithin das Stadtbild pragendes Element bilden Die grosse vom Petersdom inspirierte Vierungskuppel steigt bis zu einer Hohe von 60 Metern auf An der hochsten Stelle im Inneren der Kuppel ist in einem Strahlenkranz das Symbol des Heiligen Geistes die Taube erkennbar Die Auflosung von Wandgrenzen mittels Arkaden geht auf eine Idee von Donato Bramante zuruck die dieser um 1480 im Innenraum der Kirche Santa Maria presso San Satiro in Mailand realisiert hatte 6 Petrini der der fuhrende Baumeister des Barock in Franken in der zweiten Halfte des 17 Jahrhunderts war schuf mit seiner Hauger Stiftskirche den ersten monumentalen Barockbau nach dem Dreissigjahrigen Krieg in Wurzburg 7 Pfarrkirche Bearbeiten1803 wurde das Stift Haug im Zuge der Sakularisation aufgelost Die Stiftskirche wurde Pfarrkirche Renovierung nach Bombardierung BearbeitenNachdem beim Bombardement und dem nachfolgenden Stadtbrand vom 16 Marz 1945 die ehemalige vor allem ab etwa 1690 entstandene glanzvolle Innenausstattung mit Holzaltaren Chorgestuhl Skulpturen und Gemaldeschmuck Kanzel und Orgel verbrannte darunter die meisten Werke von Michael Riess Johann Caspar Brandt 1652 1701 und Oswald Onghers wirken nach dem Wiederaufbau die kuhle Proportion und helle Weite der wuchtigen Architektur Petrinis beeindruckend Im Jahr 2005 wurde die Komplettrenovierung des Innenraums abgeschlossen Von der alten Ausstattung blieben nur am sudwestlichen Vierungspfeiler Reste erhalten das 1705 vom Stiftskapitel in Auftrag gegebene und 1708 vollendete mit Lahnmarmor und weissgelbem Alabaster ausgestattete Denkmal fur den Stiftsgrunder Bischof Heinrich I von Johann Balthasar Esterbauer und die Statue des Evangelisten Lukas von dem aus Forchtenberg stammenden Wurzburger Bildhauer Michael Riess am sudwestlichen Vierungspfeiler 8 aus dem Jahr 1695 Als Ersatz fur den im Bombenhagel vernichteten Hochaltar der Kirche wurde im Jahr 1964 das monumentale Olgemalde der Kreuzigung Jesu 9 m 5 5 m des Venezianers Jacopo Tintoretto aufgestellt das im Jahr 1585 fur die Munchener Augustinerkirche heute Deutsches Jagd und Fischereimuseum geschaffen worden war Der moderne Sockel tragt die Inschrift ECCE LIGNUM CRUCIS IN QUO SALUS MUNDI PEPENDIT VENITE ADOREMUS deutsche Ubersetzung Seht das Holz des Kreuzes an dem das Heil der Welt hing Kommt lasst uns anbeten aus der Liturgie der Feier vom Leiden und Sterben Christi Auf dem davorstehenden Hochaltartisch steht ein goldener Tabernakel der mit Bergkristallen geschmuckt ist Links von der Hauptfassade stosst das ehemalige Kapitelhaus mit seiner kolossalen Pilastergliederung 1699 bis 1703 9 ebenfalls von Petrini geschaffen an die Stiftskirche an Es beherbergt das Matthias Ehrenfried Haus eine kirchliche Jugend und Bildungseinrichtung 7 In den Altarstein des Zelebrationsaltares sind die Reliquien von drei frankischen Heiligen eingelassen Burkard Bruno und Liborius Wagner Ein modernes Kunstwerk ist das Bronzekreuz des aus Thuringen stammenden Kunstlers Dietrich Klinge Orgel Bearbeiten nbsp Blick zur OrgelemporeDie Orgel wurde 1971 von der Orgelmanufaktur Klais Bonn errichtet Das Schleifladen Instrument hat 45 Register auf drei Manualwerken und Pedal Die Spieltrakturen sind mechanisch die Registertrakturen sind elektrisch 10 In der Kirche finden haufig Orgelkonzerte statt Langjahriger 11 Organist in Stift Haug war der als Musiklehrer am Friedrich Koenig Gymnasium wirkende Klaus Linsenmeyer I Ruckpositiv C g31 Holzgedackt 8 2 Quintade 8 3 Praestant 4 4 Rohrflote 4 5 Principal 2 6 Blockflote 2 7 Quinte 1 1 3 8 None 8 9 9 Sesquialter II 2 2 3 10 Scharff V 1 11 Ranckett 16 12 Krummhorn 8 Tremulant II Hauptwerk C g313 Pommer 16 14 Principal 8 15 Trichtergedackt 8 16 Octav 4 17 Gemshorn 4 18 Superoctav 2 19 Cornett V 8 20 Mixtur IV 1 1 3 21 Cymbel III 1 3 22 Trompete 8 23 Clairon 4 III Schwellwerk C g324 Holzprincipal 8 25 Rohrflote 8 26 Vox coelestis II 8 27 Principal 4 28 Holztraverse 4 29 Nasard 2 2 3 30 Octav 2 31 Terz 1 3 5 32 Sifflet 1 33 Acuta IV V 1 34 Fagott 16 35 Hautbois 8 Tremulant Pedalwerk C f136 Principal 16 37 Subbass 16 38 Octav 8 39 Spitzflote 8 40 Tenoroctav 4 41 Metallgedackt 4 42 Hintersatz V 2 2 3 43 Posaune 16 44 Holztrompete 8 45 Schalmey 4 Koppeln I II III I III II I P II P III PGlocken BearbeitenDas Gelaut 12 der Kirche ist mit zehn Glocken nach dem Dom das glockenreichste der Stadt Wurzburg Im Jahr 2015 konnte eine neue Glocke mit dem Schlagton cis bei Albert Bachert in Karlsruhe gegossen werden Geplant ist die Anschaffung einer grossen Glocke in der Tonlage a Dieses Projekt wird in den nachsten Jahren realisiert werden um das Gelaut zu vervollstandigen und einen wurdigen Klangabschluss nach unten hin zu geben Momentanes Gelaut 13 Nr Name Gussjahr Giesser Masse kg Nominal 16tel 1 Johannes Evangelista 2015 Albert Bachert Karlsruhe 2200 cis12 Zum Segen fur die Stadt 2002 Rudolf Perner Passau 1640 d13 Pacem in terra 1156 e14 Johannes der Taufer 830 fis15 Dreiviertel 1574 Christoph Glockengiesser Nurnberg 650 a16 Kreuzglocke 1613 Sigmund Arnold Fulda 460 h17 Geyerle 1574 Christoph Glockengiesser Nurnberg 650 cis28 Zweischelle 1499 230 d29 Pfarrle 1958 F W Schilling Heidelberg 162 e210 Viertele 13 Jh 160 gis2Literatur BearbeitenEnno Bunz Stift Haug in Wurzburg Untersuchungen zur Geschichte eines frankischen Kollegiatstifts im Mittelalter Veroffentlichungen des Max Planck Instituts fur Geschichte 128 Studien zur Germania Sacra 20 Gottingen 1998 ISBN 3 525 35444 4 Stefan Kummer Architektur und bildende Kunst von den Anfangen der Renaissance bis zum Ausgang des Barock In Ulrich Wagner Hrsg Geschichte der Stadt Wurzburg 4 Bande Band 2 Vom Bauernkrieg 1525 bis zum Ubergang an das Konigreich Bayern 1814 Theiss Stuttgart 2004 ISBN 3 8062 1477 8 S 576 678 und 942 952 hier S 618 622 624 626 und 645 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Stift Haug Wurzburg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Offizielle Website der Pfarrei St Johannes Stift Haug Stift Haug Basisdaten und Geschichte Stift Haug Petrinis barockes Meisterwerk in der Datenbank Kloster in Bayern im Haus der Bayerischen Geschichte Vollgelaute auf YouTubeAnmerkungen Bearbeiten An der Pfarrkirche zu Haug trafen sich im 19 Jahrhundert die Mitglieder eines Vierzehn Heiligen Vereins www emporis com Stefan Kummer Architektur und bildende Kunst von den Anfangen der Renaissance bis zum Ausgang des Barock 2004 S 643 f und 947 Gundolf Keil Blumentrost Berthold In Werner E Gerabek Bernhard D Haage Gundolf Keil Wolfgang Wegner Hrsg Enzyklopadie Medizingeschichte De Gruyter Berlin New York 2005 ISBN 3 11 015714 4 S 189 f Rudiger Krist Berthold Blumentrosts Quaestiones disputatae circa tractatum Avicennae de generatione embryonis et librum meteorum Aristotelis Ein Beitrag zur Wissenschaftsgeschichte des mittelalterlichen Wurzburgs Teil I Text Medizinische Dissertation Wurzburg Wellm Pattensen bei Hannover jetzt Konigshausen amp Neumann Wurzburg 1987 Wurzburger medizinhistorische Forschungen Band 43 Stefan Kummer Architektur und bildende Kunst von den Anfangen der Renaissance bis zum Ausgang des Barock 2004 S 619 a b Peter A Suss Wurzburg Wurzburg 2000 S 59 Stefan Kummer Architektur und bildende Kunst von den Anfangen der Renaissance bis zum Ausgang des Barock 2004 S 624 und 642 f Stefan Kummer Architektur und bildende Kunst von den Anfangen der Renaissance bis zum Ausgang des Barock 2004 S 632 Informationen zur Orgel auf der Website der Erbauerfirma Main Post 2011 Klaus Linsenmeyer seit vier Jahrzehnten Organist an Stift Haug Hanswernfried Muth St Johannes Stift Haug Wurzburg Schnell amp Steiner Regensburg 2008 ISBN 978 3 7954 4032 9 S 5 Klangaufnahme des Gelauts mit weiteren Angaben zu den einzelnen Glocken49 797911111111 9 9359055555556 Koordinaten 49 47 52 5 N 9 56 9 3 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stift Haug amp oldid 218200152