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Die evangelische Martinskirche auf dem Christenberg ostlich von Munchhausen aber auf der Gemarkung von Mellnau heute Stadtteil von Wetter im Landkreis Marburg Biedenkopf Mittelhessen besteht aus einem romanischen Langschiff und Westturm aus dem 11 Jahrhundert sowie einem spatgotischen Chor um 1520 Sie ist eine der altesten erhaltenen Kirchen im Landkreis und seit dem Mittelalter kirchliches Zentrum der Region Kennzeichnend sind der wehrhafte Westturm mit vier Wichhauschen und der hohe Ostchor mit spitzem Dachreiter Eine kunsthistorische Besonderheit stellt die spatgotische Aussenkanzel dar 1 Blick von Suden Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Ausstattung 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Nordseite mit romanischen Fenstern und FischgratenverbandAls alteste Besiedlung auf dem Christenberg ist in der Fruhlatenezeit eine befestigte Keltensiedlung nachweisbar 480 bis 280 v Chr Die steile Anhohe war nach Osten durch eine Wallanlage gesichert Von etwa 700 bis 850 n Chr erfolgte eine Neubesiedlung in Form einer frankischen Festungsanlage deren Ringmauer ein Areal von 4 Hektar umschloss 2 Ein 1953 archaologisch nachgewiesener Vorgangerbau aus karolingischer oder ottonischer Zeit war etwas breiter und langer als der heutige Saalbau Langhaus 16 5 9 7 Meter Die Achse war gegenuber dem heutigen Bau etwas nach Norden verschoben 3 Neben dem Triumphbogen wurden die Reste eines Seitenaltars samt Treppenstufe freigelegt 4 Ein Rechteckchor wahrscheinlich aus dem 8 oder 9 Jahrhundert bildete den Ostabschluss der im Zuge des Kirchenneubaus im 11 Jahrhundert durch eine halbrunde Apsis ersetzt wurde 5 Unklar ist der Westabschluss Die abknickenden Mauern konnten auf einen zweiturmigen Westbau und Fundamentreste im Suden auf eine dreischiffige Basilika hinweisen 6 Der karolingische Bau ware dann der Einhardsbasilika in Steinbach vergleichbar 7 Fur das Jahr 1227 ist ein Pleban fur das Jahr 1231 das Patrozinium des heiligen Martin erstmals bezeugt 8 nbsp Spatgotischer ChorIm Mittelalter war die Kesterburg Sendkirche der Region und bis 1522 Sitz des gleichnamigen Dekanats im Erzbistum Mainz fur das obere Lahn und Edertal 9 Das Patronatsrecht hatte im 14 Jahrhundert die Familie von Bicken inne die es 1396 an die von Hatzfeld abtrat Im Jahr 1399 wurde das Patronat der Johanniterkommende in Wiesenfeld ubertragen und ihr die Kirche inkorporiert was Papst Bonifatius IX im Jahr 1401 bestatigte Wegen der Nahe zu seiner Gemeinde verlegte der Pfarrer im Jahr 1503 den Pfarrsitz offiziell nach Munchhausen Wahrscheinlich wohnte der Pfarrer aber bereits Mitte des 15 Jahrhunderts in Munchhausen der Johanniter Gottfried von Neukirchen wurde 1469 Pfarrer zu Munchhausen genannt 8 Im Jahr 1520 erhielt die Kirche ihre heute massgebliche Gestalt als die Apsis dem spatgotischen Funfachtelschluss weichen musste und der Aufbau des Westturms entstand Mit Einfuhrung der Reformation im Jahr 1527 wechselte die Kirche zum evangelischen Bekenntnis Die Johanniterkommende wurde aufgehoben und das Patronat dem hessischen Landgrafen ubertragen 8 Eine Diebesbande soll im Sommer 1684 die nach der Reformation noch verbliebenen Wertgegenstande geraubt haben darunter das Altartuch 10 Im Jahr 1817 wurde das spatgotische Gewolbe aus dem 15 Jahrhundert das auf zwei Mittelsaulen und einer Wandsaule in der westlichen Mauer ruhte und das Langhaus in zwei Schiffe teilte ausgebrochen mit diesen Steinen wurden die Aussenmauern erhoht 11 Im Inneren wurden dreiseitige zweigeschossige Emporen aus Holz eingebaut und anstelle der schlitzformigen Rundbogenfenster grosse Rechteckfenster eingebrochen 12 Im Jahr 1945 wurden durch einen Jagdbomber Mauerwerk und Fenster beschadigt Archaologische Grabungen forderten im Jahr 1953 die Grundrisse des Vorgangerbaus zutage Bei einer Renovierung in diesem Jahr wurden die abgangigen Emporen entfernt und eine Flachdecke eingezogen deren Hohe dem romanischen Bau entsprach Die Rechteckfenster wurden vermauert die ursprunglichen romanischen Rundbogenfenster wiederhergestellt die nordliche Schiessscharte freigelegt und das Dach neu eingedeckt 13 Eine Innenrenovierung folgte im Jahr 2006 Eine Fussbodenheizung wurde eingebaut und der Fussboden anschliessend mit Platten aus Rotsandstein belegt Das Kirchengestuhl wurde durch Einzelstuhle ersetzt und die Decke erneuert 11 Heute besteht das Kirchspiel Christenberg das zum Kirchenkreis Kirchhain im Sprengel Marburg der Evangelischen Kirche von Kurhessen Waldeck gehort aus den Kirchengemeinden Munchhausen und Wollmar Die Kirche dient als Friedhofskapelle fur Trauungen und fur besondere Gottesdienste 14 Architektur Bearbeiten nbsp Aussenkanzel an der Sudseite nbsp Turm von SudwestenDie geostete Kirche ist aus lokal gebrochenem Bruchsteinmauerwerk aus Buntsandstein mit Eckquaderung auf einem 387 Meter hohen Plateau errichtet dessen ovale Grundflache etwa 200 250 Meter umfasst 12 Die unbehauenen roten Sandsteine waren ursprunglich weiss verputzt Die Martinskirche befindet sich im Nordwesten des Friedhofs der innerhalb der ehemaligen karolingischen Burganlage angelegt ist Der einschiffige Saalbau und der gedrungene Westturm stammen aus dem 11 Jahrhundert Das Langhaus ist der alteste Teil der Baugruppe Es wird an jeder Seite durch zwei kleine schmale hochsitzende Rundbogenfenster 0 75 0 14 Meter mit Licht versorgt die teils aus romanischer Zeit stammen oder 1953 rekonstruiert wurden Unter dem ostlichen Sudfenster ist eine Sonnenuhr angebracht Im Westen ist je eine Schiessscharte eingelassen was auf die fruhere Existenz einer holzernen Westempore schliessen lasst 13 Erhalten sind zwei Konsolsteine vom westlichen Giebelansatz aus romanischer Zeit die stark stilisierte Lowenkopfe aufweisen An beiden Langseiten stutzen je drei Strebepfeiler die aus dem 16 und 19 Jahrhundert stammen sollen die Aussenmauern 15 Zu dekorativen Zwecken ist im Mauerwerk zwischen den beiden ostlichen Strebepfeilern Fischgratenverband verwendet Das Satteldach ist an beiden Seiten mit zwei kleinen Gauben bestuckt Wahrscheinlich zu Beginn des 16 Jahrhunderts wurde eine sollerartige zweigeschossige steinerne Aussenkanzel angebaut deren Obergeschoss uber eine Aussentreppe an der Westseite zuganglich ist Die Aussenkanzel verdeckt die sudliche Schiessscharte wahrend die nordliche heute verglast ist etwa 0 10 Meter breit Die spitzbogigen Offnungen sind schlicht gestaltet Nur der ebenerdige Sudbogen weist eine Fase auf Kanzelempore unter einem kleinen Walmdach und Vorhalle sind beide kreuzgratgewolbt Die Halle gewahrt den Zugang zum romanischen Sudportal das in spatgotischer Zeit eine spitzbogige Pforte erhalten hat 15 Die Aussenkanzel ermoglichte das Predigen im Freien und diente im Mittelalter dem Vorzeigen von Reliquien Der wehrhafte Charakter des noch in romanischer Zeit angebauten Westturms ist an den uber zwei Meter machtigen Mauern mit je zwei Schiessscharten in der West und Sudwand erkennbar Dass Schiff und Turm nicht aus einem Guss sind ist an den Fugen erkennbar Zudem liegen beide Baukorper nicht genau auf einer Achse 13 Die Turmhalle hat ein schlichtes Kuppelgewolbe Ein grosser Rundbogen offnet uber romanischen Kampfern Gesimsplatte uber Abschragung die Turmhalle zum Schiff Der Turmaufbau datiert von 1520 und beherbergt eine Bronzeglocke von 1629 Die vier verschieferten begehbaren Wichhauschen wurden zu Verteidigungszwecken gebaut Die beiden sudlichen sind achteckig die beiden nordlichen siebeneckig 16 Der oktogonale Spitzhelm wird von Turmknauf schmiedeeisernem Kreuz und Wetterhahn bekront Der spatgotische Chor mit Funfachtelschluss ist um mehrere Stufen uber den Boden des Langschiffes erhoht Er ist gegenuber dem Schiff etwas eingezogen aber deutlich hoher Wahrend das Chorjoch ohne Fenster ist wird das Polygon durch vier Fenster mit zweibahnigem Masswerk mit Oculus im flachen Spitzbogen belichtet 17 Vermutlich sind die Chorfenster nicht so hoch damit sie aus der Perspektive des Langhauses durch den Triumphbogen nicht abgeschnitten werden Nur die Nordseite in die eine Sakramentsnische eingelassen ist ist fensterlos In der sudlichen Chorwand ist eine Nische angebracht die vermutlich als Hagioskop diente durch das im Mittelalter den Kranken die Eucharistie gereicht wurde 18 Das Kreuzrippengewolbe ruht auf schlichten durchlaufenden Diensten ohne Kapitelle und endet in zwei Schlusssteinen die mit stilisierten Blumen belegt sind Die Schlusssteine sind mit rautenformigen Rippen verbunden sodass der Eindruck eines Netzgewolbes entsteht 19 Ein grosser spitzbogiger Triumphbogen offnet den hellen Chor zum dunklen Schiff Aussen werden die Wande durch abgetreppte Strebepfeiler gestutzt die die Schubkraft des Gewolbes auffangen Dem steilen Dach sind zwei kleine Gauben und ein spitzer vollstandig verschieferter oktogonaler Dachreiter aufgesetzt Sein Schaft geht in vier Giebelchen uber denen kleine Spitzen aufgesetzt sind Ein Turmknauf mit einem schlichten Kreuz bekront den schlanken Spitzhelm der etwas zur Seite geneigt ist Die Martinskirche und das alte Kusterhaus waren Vorbild fur zahlreiche Illustrationen von Otto Ubbelohde Ausstattung Bearbeiten nbsp Langhaus nach Osten nbsp Kanzel und Epitaph 2016 nbsp Blick in den uberwolbten Chor 2016 Das Innere des Langhauses ist wieder wie in romanischer Zeit flachgedeckt 20 Die Innenausstattung ist schlicht Die Emporen wurden 1953 wieder entfernt Stattdessen fuhrt seitdem ein holzerner Treppenaufgang mit schlichten kassettierten Brustungen in Emporenhohe zum Zugang der Turmobergeschosse Eine Pfeifenorgel ist nicht vorhanden Stattdessen ist in der Sudwestecke vor der Kanzel eine elektronische Orgel aufgestellt Das schlichte grosse oktogonale Taufbecken aus Rotsandstein wurde im 15 Jahrhundert geschaffen Es ist im Sudosten der Kirche vor dem Triumphbogen aufgestellt Die Sakramentsnische im Chor hat unter kleinen Zinnen einen Kreuzbogenfries Eine von innen zu erkennendes niedriges zugemauertes Fenster an der sudlichen Chorwand war vermutlich ein Hagioskop oder Pestfenster Der Altar ist aus einem quaderformigen Block gebildet 21 Die polygonale Renaissance Kanzel von 1618 aus rotem Sandstein ist am linken Chorbogen aufgestellt und ruht auf einem quadratischen Fuss Die Kanzelfelder haben Rundbogen und werden oben und unten durch umlaufende profilierte Gesimskranze abgeschlossen An der sudlichen Chorwand ist ein holzernes Epitaph zur Erinnerung an die Pfarrersfrau Anna Christina Manger aufgehangt die am 24 Dezember 1700 im Kindbett starb Zwischen gedrehten Freisaulen ist in drei Spalten eine Grabschrift zu lesen Daruber ist in einer Kartusche ein Wappen gemalt und im gebrochenen Giebel die Pfarrersfamilie dargestellt nach ihrer Grosse angeordnet der Ehemann mit seinen drei Sohnen links und die sechs Tochter rechts vom Gekreuzigten die Verstorbene mit dem totgeborenen Kind vor dem Kreuz aufgebahrt 11 Aussen ist in die Sudwand ein Peststein eingelassen der an Pfarrer Wigand Mog 1618 erinnert W MOG P XO 1597 PESTE OB EX HAC ECC 560 In seiner Amtszeit starben im Kirchspiel Christenberg 560 Menschen an der Pest 11 Literatur BearbeitenGunter E Th Bezzenberger Sehenswerte Kirchen in den Kirchengebieten Hessen und Nassau und Kurhessen Waldeck einschliesslich der rheinhessischen Kirchenkreise Wetzlar und Braunfels Evangelischer Presseverband Kassel 1987 S 98 99 Wilhelm Classen Die kirchliche Organisation Alt Hessens im Mittelalter samt einem Umriss der neuzeitlichen Entwicklung Elwert Marburg 1929 S 112 Georg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hessen I Regierungsbezirke Giessen und Kassel Bearbeitet von Folkhard Cremer Tobias Michael Wolf und anderen Deutscher Kunstverlag Munchen u a 2008 ISBN 978 3 422 03092 3 S 666 Hans Feldtkeller S Martin auf dem Christenberg nordlich von Marburg In Hrsg Bewahren und Gestalten Festschrift Gunther Grundmann Christians Hamburg 1962 S 51 58 Rolf Gensen Der Christenberg bei Munchhausen Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Wiesbaden 1989 Rolf Gensen Der Christenberg bei Munchhausen und seine Bedeutung In Hessisches Jahrbuch fur Landesgeschichte Band 18 1968 S 14 26 Walter Holzapfel Christenberg in Vergangenheit und Gegenwart 2 Aufl Burgwald Verlag Colbe Schonstadt 2009 Walter Holzapfel Die gotische Aussenkanzel der Martinskirche auf dem Christenberg Kesterburg Eine kunsthistorische Besonderheit In Jahrbuch fur den Landkreis Marburg Biedenkopf 2014 S 247 250 Wilhelm Kolbe Der Christenberg im Burgwalden nach Sage und Geschichte N G Elwert Marburg 1895 Pablo de la Riestra Martinskirche auf dem Christenberg Forderkreis Christenberg e V Munchhausen 2008 Armin Weber Walter Holzapfel Kelten und Franken auf dem Christenberg Forderkreis Christenberg e V Munchhausen 2013 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Martinskirche Christenberg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Webprasenz der Kirchengemeinde Munchhausen Forderkreis Christenberg Christenberg Historisches Ortslexikon fur Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 6 Mai 2016 Einzelnachweise Bearbeiten Holzapfel Die gotische Aussenkanzel der Martinskirche 2014 S 247 250 Weber Holzapfel Kelten und Franken auf dem Christenberg 2013 Gensen Der Christenberg bei Munchhausen und seine Bedeutung 1962 S 19 Feldtkeller S Martin auf dem Christenberg 1962 S 54 Feldtkeller S Martin auf dem Christenberg 1962 S 51 54 Weber Holzapfel Kelten und Franken auf dem Christenberg 2013 S 84 Zur Baubeschreibung siehe Gottfried Kiesow Romanik in Hessen Konrad Theiss Stuttgart 1984 ISBN 3 8062 0367 9 S 246 247 a b c Classen Die kirchliche Organisation Alt Hessens 1929 S 112 Bezzenberger Sehenswerte Kirchen 1987 S 98 Kolbe Der Christenberg im Burgwalde 1895 S 46 a b c d Forderkreis Christenberg Martinskirche abgerufen am 6 Mai 2016 a b Feldtkeller S Martin auf dem Christenberg 1962 S 51 a b c Feldtkeller S Martin auf dem Christenberg 1962 S 53 Christenberg Historisches Ortslexikon fur Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 6 Mai 2016 a b Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hessen I 2008 S 666 Riestra Martinskirche auf dem Christenberg 2008 S 8 Riestra Martinskirche auf dem Christenberg 2008 S 10 Riestra Martinskirche auf dem Christenberg 2008 S 17 18 Riestra Martinskirche auf dem Christenberg 2008 S 11 Bezzenberger Sehenswerte Kirchen 1987 S 99 Riestra Martinskirche auf dem Christenberg 2008 S 12 50 954819 8 748337 380 Koordinaten 50 57 17 35 N 8 44 54 01 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Martinskirche Christenberg amp oldid 236571345