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Die Marienkapelle in Wurzburg ist ein gotischer Kirchenbau aus dem 14 Jahrhundert an der Nordseite des Unteren Marktes in Wurzburg Trotz ihrer Grosse ist sie kirchenrechtlich eine Kapelle da der von der Burgerschaft errichtete Bau nicht mit pfarrkirchlichen Rechten ausgestattet wurde Heute ist die Kapelle eine Nebenkirche der vereinigten Pfarreien Dom und Neumunster Marienkapelle Marienkapelle auf dem Wurzburger Marktplatz Marienkapelle auf dem Wurzburger MarktplatzBasisdatenKonfession romisch katholischOrt Wurzburg DeutschlandDiozese Bistum WurzburgPatrozinium Allerheiligste Jungfrau MariaBaugeschichteBauzeit 1377 um 1480BaubeschreibungBaustil GotikKoordinaten 49 47 41 2 N 9 55 46 5 O 49 794777777778 9 9295833333333 Koordinaten 49 47 41 2 N 9 55 46 5 OVorlage Infobox Kirchengebaude Wartung Funktion und Titel fehlt Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Ausstattung 3 1 Orgel 3 2 Glocken 4 Liedstrophe 1630 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Entstehungsgeschichte der Marienkapelle ist eng mit der Vernichtung der ehemals florierenden judischen Gemeinde Wurzburgs verknupft Ein im Pestjahr 1349 ausgestreutes Gerucht die Juden seien durch Brunnenvergiftungen schuld am Ausbruch der Pest fuhrte am 21 April 1349 zu einem Pogrom bei dem Wurzburger Juden ermordet das Judenviertel geschleift und die Synagoge niedergebrannt wurde Bald nach dem Pogrom wurde an der Stelle der zerstorten Synagoge der Bau einer Marienkapelle aus Holz begonnen unter deren Sakristei sich die Reste einer Mikwe erhalten haben sollen Hinter der Marienkirche befand sich bis ins Spatmittelalter das Seelhaus zur Elenden Ruh von Friedrich von Steren einem Domherrn im Neumunster wohl 1379 gestiftet 1 Mit Geld und Sachspenden der Wurzburger Burger wurde 1377 mit dem Bau der jetzigen Marienkapelle begonnen Nach der Bauinschrift an der ausseren sudlichen Seite des Langhauses legte Bischof Gerhard von Schwarzburg am 16 Mai 1377 den Grundstein zur heutigen Kirche Der Chor mit dessen Bau vermutlich bereits einige Jahre zuvor begonnen wurde soll am 15 August 1392 geweiht worden sein Das Langhaus der Kirche muss 1441 grosstenteils fertiggestellt gewesen sein da der aus dem Wurzburger Dom vertriebene Bischof Sigismund von Sachsen die Marienkapelle fur kurze Zeit als Kathedralkirche verwendete Ebenfalls 1441 wurde an der Nordwestecke mit der Errichtung des 70 Meter hohen Turmes als weitgehend eigenstandiger Bau begonnen In der ursprunglichen Planung war der Turm offenbar nicht vorgesehen er entstand erst durch den Bedeutungswandel zur Rats und Burgerkirche als rein stadtisches Vorhaben welches 1479 abgeschlossen war Im Jahr 1460 malte Konrad Gumplein den heiligen Christopherus der vor dem jahen Tod bewahren sollte in riesigem Format an die Kirchenwand 2 nbsp Marienkapelle Wurzburg um 1845 mit barocker Turmhaube Olgemalde von Peter Geist Furstenbaumuseum Wurzburg nbsp Strahlenkranzmadonna auf dem Turm der MarienkapelleSchon 1527 befand sich der Kirchenbau in einem schlechten Zustand ab 1556 bis 1558 fanden Bauarbeiten am Turm statt Ab 1616 wurde die Westempore im Innenraum eingezogen und Anfang des 18 Jahrhunderts wurden die Dacher erneuert Im Rahmen dieser Baumassnahme bekam der Turm 1713 3 eine welsche Haube mit der vom Goldschmied Martin Notzel nach einer Vorlage von Jakob van der Auwera 1672 1760 gefertigten bekronenden Marienfigur Die 3 45 Meter hohe goldene Doppelmadonna dreht sich mit Hilfe einer drehbaren Eisenkonstruktion wie eine Wetterfahne Jakobs Sohn Johann Wolfgang van der Auwera hatte fur die Marienkapelle eine goldgefasste Statue eines trauernden Engels geschaffen die jedoch im 19 Jahrhundert wieder entfernt und ins Mainfrankische Museum verbracht wurde 4 Die Marianische Burgersodalitat welche zuvor in St Michael ansassig war wurde 1796 in die Marienkapelle verlegt Die Wurzburger Rosenkranzbruderschaft 5 trifft sich seit 1805 nach Aufhebung des Dominikanerordens in der Marienkapelle 6 Bereits im 15 Jahrhundert gab es in der Marienkapelle eine Bruderschaft St Jakobus und St Sebastian Sie hatte 1469 das gesamte Vermogen eines Heinz Meisenbach unter Enterbung seiner Ehefrau vermacht bekommen Die Marienkapelle selbst hatte zum Beispiel 1451 das gesamte Hab und Gut der Eheleute Kunigunde und Hans Hasspel geerbt 7 Unter der Leitung des Munchner Bildhauers Andreas Halbig fanden in den Jahren von 1843 bis 1853 umfangreiche Restaurierungsarbeiten statt Beim Bombenangriff auf Wurzburg am 16 Marz 1945 wurde die Kapelle schwer beschadigt und brannte vollstandig aus zahlreiche Kunstwerke gingen verloren Ende der 1660er Jahre geschaffene Altare waren bereits im 18 und 19 Jahrhundert verschwunden 8 Der Wiederaufbau erfolgte unter der Leitung von Eugen Altenhofer in den Jahren 1948 bis 1961 Dabei wurden teilweise unter Verwendung verwertbarer Uberreste die Pfeiler und das Gewolbe neu aufgemauert und der Innenraum modern gestaltet Als eine der letzten im Krieg zerstorten Wurzburger Kirchen wurde die Marienkapelle von Bischof Josef Stangl am 20 Marz 1962 geweiht 1996 2003 erfolgte eine Generalsanierung Architektur Bearbeiten nbsp Das Sudportal mit den Kopien der Sandsteinfiguren von Tilman Riemenschneider nbsp Westportal mit Kopie der Madonna am ursprunglichen Standort Tympanon mit Darstellung des Jungsten Gerichts nbsp Tympanon des NordportalsDie Architektur der rot weissen Marienkapelle ist eine hauptsachlich in der Spatgotik verbreitete Mischform zwischen Basilika und Hallenkirche An den steilen langgezogenen Chor schliesst sich westlich die dreischiffige Halle aus funf Jochen an An der Sudseite zwischen Chor und Langhaus befindet sich in einer Ecke ein polygonaler Treppenturm der sogenannte Cyriakusturm der die Cyriakusglocke beherbergt auf der Nordseite die Sakristei und an der Westfassade zwischen Strebepfeiler und nordlichem Seitenschiff ein weiterer kleinerer Treppenturm Chor und Seitenschiffe weisen Kreuzrippen auf das Gewolbe des Mittelschiffs ist in der Bauweise eines fruhen Vorlaufers des Netzgewolbes errichtet Das Aussere des Kirchenbaues wird durch den Wechsel von steilen Lanzettfenstern mit Fialaufsatzen die den Bau umstehen und Strebepfeilern dominiert Die drei im 15 Jahrhundert entstandenen Portale mit Tympanon sind zwischen die Strebepfeiler gespannt und der Wand vorgeblendet Das Sudportal weist die reichste figurliche Ausstattung auf Dessen Tympanon zeigt die Kronung Mariens seitlich stehen die Jungfrauen Barbara und Katharina Die Sandsteinfiguren Adam und Eva am Sudportal sind Kopien des Werks von Tilman Riemenschneider der 1490 vom Stadtrat einen der letzten grossen Auftrage in der Tradition der Kathedralskulptur erhielt Der Stadtrat forderte von ihm eine meysterliche sprich eigenhandige Fertigung Die Originale befinden sich im Mainfrankischen Museum auf der Festung Marienberg Der Giebel der Westfassade zeigt eine neugotische Masswerkrosette die erst im 19 Jahrhundert hinzugefugt wurde Um die Kirchenmauer befinden sich seit 1437 die sogenannten Schwalbenladle Kramladen die der Kirche erhebliche Mieteinnahmen einbrachten und noch heute eine Vorstellung uber das Geschaftsleben des Mittelalters vermitteln Einer dieser Laden enthalt gegenwartig Stand 2016 das kleinste Cafe Wurzburgs Figuren von Nord und Sudportal der Marienkapelle nbsp Original des Adam im Mainfrankischen Museum heute Museum fur Franken nbsp Original der Eva im Mainfrankischen Museum nbsp Original der Madonna um 1430 in der MarienkapelleAusstattung Bearbeiten nbsp Das Langhaus nach OstenDas Grabmal des Ritters Konrad von Schaumberg im Innenraum ist das Original Riemenschneiders Weitere bemerkenswerte Kunstwerke aus der Riemenschneiderwerkstatt sind die Figuren Jesu der Zwolf Apostel und Johannes des Taufers und die Reliquienbuste des Aquilin des einzigen in Wurzburg geborenen Heiligen Auch die Reliquien des seligen Macarius fanden in der Marienkapelle eine Ruhestatte 6 Zu den Grablegen wichtiger Wurzburger Burger zahlt die von Balthasar Neumann Weitere Elemente der Grabmalsarchitektur 9 bilden die Epitaphe von Kuhlwein Weyer um 1563 sowie die der 1565 fruh verstorbenen Adeligen Johanna und Michael von Gebsattel nbsp Silbermadonna Maria im Strahlenkranz nbsp Ritter Konrad von Schaumberg Riemenschneider 1499 nbsp Epitaph des Martin von Seinsheim 1434 altestes Grabdenkmal in der Marienkapelle Orgel Bearbeiten nbsp Die OrgelDie Orgel der Marienkapelle wurde im Jahre 1969 von dem Orgelbauer Michael Weise Plattling errichtet Die Geschichte der Orgeln in der Marienkapelle reicht zuruck bis in das 17 Jahrhundert Im Jahre 1987 wurde die Weise Orgel durch den Orgelbauer Johannes Klais Bonn restauriert und erweitert Das Schleifladen Instrument hat 20 Register auf zwei Manualen und Pedal Die Spiel und Registertrakturen sind mechanisch I Hauptwerk C g31 Principal 8 2 Rohrflote 8 3 Oktav 4 4 Superoktav 2 5 Sesquialtera II 2 2 3 6 Mixtur IV V 1 1 2 7 Trompete 8 II Brustwerk schwellbar C g38 Gedackt 8 9 Salicional 8 10 Principal 4 11 Gedacktflote 4 12 Nazard 2 2 3 13 Waldflote 2 14 Terznone II 1 3 5 8 9 15 Scharf IV 1 Tremulant Pedalwerk C f116 Subbass 16 17 Offenbass 8 18 Oktav 4 19 Mixtur III 2 20 Fagott 16 Glocken Bearbeiten Am 1 Mai 2013 wurden sechs neue Glocken der Passauer Giesserei Perner geweiht Sie erklingen in den Tonen fis1 gis1 ais1 h1 cis2 dis2 10 11 Liedstrophe 1630 BearbeitenIm Marienlied Von vnser lieben Frawen Beschutzerin dess gantzen Franckenlands Alte und Newe Geistliche Catholische ausserlesene Gesang Wurzburg 1630 heisst es in der vierten Strophe Dich Wurtzburg gar im Hertzen hat dein Kirch steht mitten in der Stadt die schone Kirch Capell genennt sich dein vnd dir geweyht erkennt Darumb O Mutter deine Hand halt vber vns in Franckenland 12 Literatur BearbeitenClaudia Jungling Kinder entdecken die Marienkapelle Wurzburg 2008 Wolfgang Schneider Marienkapelle Wurzburg Der kleine Kunstfuhrer Nr 345 8 uberarbeitete Auflage Schnell amp Steiner Regensburg 2014 ISBN 978 3 7954 4243 9 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Marienkapelle Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Marienkapelle Wurzburg im Historischen Lexikon Bayerns Bistum Wurzburg Die Wurzburger Marienkapelle Memento vom 11 Januar 2012 im Internet Archive Wurzburger katholisches Sonntagsblatt vom 23 Dezember 2013 abgerufen 16 Oktober 2014Einzelnachweise Bearbeiten Peter Kolb Das Spital und Gesundheitswesen In Ulrich Wagner Hrsg Geschichte der Stadt Wurzburg 4 Bande Band 1 Von den Anfangen bis zum Ausbruch des Bauernkriegs 2001 ISBN 3 8062 1465 4 S 386 409 und 647 653 hier S 401 Das Seelhaus Wolfgang Schneider Volkskultur und Alltagsleben In Ulrich Wagner Hrsg Geschichte der Stadt Wurzburg 4 Bande Band I III 2 Theiss Stuttgart 2001 2007 Band 1 2001 Von den Anfangen bis zum Ausbruch des Bauernkriegs ISBN 3 8062 1465 4 S 491 514 und 661 665 hier S 497 und 662 Hanswernfried Muth Bildliche und kartografische Darstellungen der Stadt In Ulrich Wagner Hrsg Geschichte der Stadt Wurzburg 4 Bande Band 2 Vom Bauernkrieg 1525 bis zum Ubergang an das Konigreich Bayern 1814 Theiss Stuttgart 2004 ISBN 3 8062 1477 8 S 294 307 und 901 hier S 306 Stefan Kummer Architektur und bildende Kunst von den Anfangen der Renaissance bis zum Ausgang des Barock 2004 S 664 f Rosenkranzbruderschaft an der Wurzburger Marienkapelle a b Wolfgang Weiss Die katholische Kirche im 19 Jahrhundert In Ulrich Wagner Hrsg Geschichte der Stadt Wurzburg 4 Bande Band I III 2 Theiss Stuttgart 2001 2007 III 1 2 Vom Ubergang an Bayern bis zum 21 Jahrhundert 2007 ISBN 978 3 8062 1478 9 S 430 449 und 1303 hier S 434 Wolfgang Schneider Volkskultur und Alltagsleben In Ulrich Wagner Hrsg Geschichte der Stadt Wurzburg 4 Bande Band I III 2 Theiss Stuttgart 2001 2007 Band 1 2001 Von den Anfangen bis zum Ausbruch des Bauernkriegs ISBN 3 8062 1465 4 S 491 514 und 661 665 hier S 495 f und 662 Stefan Kummer Architektur und bildende Kunst von den Anfangen der Renaissance bis zum Ausgang des Barock In Ulrich Wagner Hrsg Geschichte der Stadt Wurzburg 4 Bande Band 2 Vom Bauernkrieg 1525 bis zum Ubergang an das Konigreich Bayern 1814 Theiss Stuttgart 2004 ISBN 3 8062 1477 8 S 576 678 und 942 952 hier S 622 Stefan Kummer Architektur und bildende Kunst von den Anfangen der Renaissance bis zum Ausgang des Barock In Ulrich Wagner Hrsg Geschichte der Stadt Wurzburg 4 Bande Band 2 Vom Bauernkrieg 1525 bis zum Ubergang an das Konigreich Bayern 1814 Theiss Stuttgart 2004 ISBN 3 8062 1477 8 S 576 678 und 942 952 hier S 583 und 586 Vollgelaute Einweihung der 6 neuen Glocken der katholischen Marienkapelle Wurzburg 15 August 2013 auf YouTube Wurzburg Die Glocken der Marienkapelle Aussenaufnahme 3 Juli 2016 auf YouTube Von vnser lieben Frawen Beschutzerin dess gantzen Franckenlands Melodie Normdaten Geografikum GND 4443927 1 lobid OGND AKS VIAF 241850966 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Marienkapelle Wurzburg amp oldid 233674565